Das analsadistische Vokabular schließt die Mimesis a limine aus. Es dementiert das „non olet“. Im Kontext einer homosexuellen Komponente (des männlichen Sexismus) macht es die Sexualmoral zur Basis der Kapitalismuskritik (Grundlage der Personalisierung).
Das petrinische Vorurteil: Personalisierung und Sexualmoral gehören zusammen und sind Folgen der Bekenntnislogik. Deshalb kann der Katholizismus die Sexualmoral nicht aufgeben und Frauen nicht zum Priesteramt zulassen. Dieses Syndrom kommt in der Abtreibungskampagne in die Nähe der Selbstverfluchung.
Steckt nicht in jedem Werturteil eine sexualmoralische Komponente (und ist das analsadistische Vokabular der Kern aller Werturteile)? Oder umgekehrt: Ist das Wertgesetz das obszöne Zentrum des Kapitalismus?
Sexualaufklärung ist der falsche Begriff für einen richtigen Sachverhalt; worauf es ankäme, wäre:
– die Fähigkeit, Sexualität ohne Schuldangst (ohne Rechtfertigungs- und Projektionszwang) zu reflektieren;
– die Anerkennung des „erste(n) Gebot(s) der Sexualmoral: der Ankläger hat immer unrecht“ (Adorno: Minima Moralia); und
– die Anerkennung des Satzes, daß ich niemanden zum bloßen Mittel meiner Bedürfnisse machen darf.
Die Übernahme der Schuld der Welt setzt die Fähigkeit zur freien Reflexion des Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhangs voraus, insbesondere die Fähigkeit zur freien Reflexion
– von Sexualität,
– der Naturwissenschaften,
– des Kapitalismus und
– der Religion.
Darin liegt das Befreiende des Christentums (ama et fac quod vis).
Furcht und Zittern: Es müßte heißen: Gottesfurcht, aber ohne Zittern (Zittern gehört zur Herrenfurcht, nicht zur Gottesfurcht).
Die zuletzt von Drewermann wieder genutzte Charakterisierung der jüdischen Religion als Gesetzesreligion, die einen paulinischen Begriff aufnimmt, ist in dieser Form ein Element des Antijudaismus: eher trägt das Dogma die Züge einer Gesetzesreligion als die Tora. Historisch hat sich das Dogma, und nicht die Tora, als Mittel der Anpassung der Religion an die Welt (an dessen Konstitutionsgrund der Gesetzesbegriff erinnert) erwiesen. Der antijudaistische Gebrauch des Gesetzesbegriffs ist Produkt reiner Projektion. Selbst der Dekalog ist keine Verkörperung des Gerichts (das zum Tode führt), sondern eine der Gnade, der Barmherzigkeit (die christliche Tradition, die hier offensichtlich verlernt hat, „links und rechts zu unterscheiden“, hat nicht zuletzt deshalb keines der zehn Gebote verstanden: vom „keine Götter neben mir“ und von der „Heiligung des Gottesnamens“ bis zum Verbot des falschen Zeugnisses wider den Nächsten und des „Begehrens“).
Die weltkritische Tradition des Christentums ist insoweit bis heute nicht verstanden worden, als sie bis heute nicht auf das weltkonstituierende Moment im Subjekt selber bezogen worden ist, umgekehrt: vom Christentum zur Heiligsprechung der Subjektivität als Weltgrund mißbraucht wurde (im christlich-dogmatischen Gebrauch des Person- und des Bekenntnisbegriffs). Anstatt sie auf die Äonenwende, den Ursprung und Verlauf des weltkonstitutierenden Objektivationsprozesses zu beziehen, wurde das Christentum selber zum Träger dieses Prozesses: Seitdem steht es sich selbst im blinden Fleck. Das Geheimnis dieses Prozesses hat Kant in der Kritik der reinen Vernunft: im Zusammenhang von transzendentaler Ästhetik und Logik, ausgesprochen. In diesen Prozeß ist (als verhängnisvolles Erbteil eines Christentums, für das die Umkehr ein Fremdwort geblieben ist) der Exkulpationsmechanismus eingebaut, der dem begrifflichen Denken insgesamt zugrundeliegt.
Die Trinitätslehre als Gottesfurcht-, Umkehr- und Nachfolge-Vermeidungs-Maschine.
Die Philosophie partizipiert an der Stummheit des Helden; und diese Stummheit vollendet sich in der transzendentalen Logik, in der das Objekt endgültig namenlos wird und die Sprache der Erkenntnis ihre benennende Kraft verliert. Diese Stummheit ist erstmals im Universalienstreit: im Nominalismus zum Bewußtsein ihrer selbst gebracht worden (nomina sunt flatus vocis; Name ist Schall und Rauch).
Erinnerungsarbeit ist der Versuch, den Schuldzusammenhang aufzulösen, in dem sich (zuletzt in der traszendentalen Logik Kants) das namenlose Objekt konstituiert, und der Sprache ihre benennende Kraft zurückzugewinnen.
Was hat Jona der Stadt Ninive gesagt?
In Heideggers „Geschick des Seins“ reflektiert sich die schicksalhafte Struktur des Begriffs, sein Verhältnis zum Schuldzusammenhang, seine sprachzerstörerische Gewalt.
Der Logos (die benennende Kraft der Sprache) konstituiert sich in der Übernahme der Schuld der Welt.
Kapitalismus
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24.11.91
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09.10.91
– Welt und Natur als Totalitätsbegriffe (Produkte der verandernden Kraft des Seins),
– das Inertialsystem, das Geld und das Bekenntnis,
– oder die transzendentale Logik und ihr Objekt
sind (als Stabilisatoren des Ich) Grund und Folge der Vernichtung der Gegenwart (oder des Antisemitismus als Grund und Inbegriff jedes Vorurteils: der Antisemitismus ist keine Folge der Xenophobie, sondern die Xenophobie Folge des Antisemitismus; Antisemitismus ist die Furcht vor dem Antlitz Gottes, Xenophobie die vor dem eigenen Gesicht), die Schrift das einzige Medium ihrer Wiederherstellung (durch Erinnerungsarbeit). Das Inertialsystem durch die Schrift ersetzen!
Falsch ist die Vorstellung, daß die Richtungen im Raum einander äquivalent sind (Differenz von unten und oben, leuchtenden und beleuchteten Gegenständen).
Blochs „Dunkel des gelebten Augenblicks“: Das Ich (oder auch das Sein oder der Begriff) bringt die Gegenwart zum Verschwinden (es steht sich selbst im blinden Fleck). Das Absolute Hegels, in dem kein Glied nicht trunken ist, ist der Inbegriff des Verschwindens der Gegenwart (als Totalitätsbegriff: die Trunkenheit des Begriffs die präzise Beschreibung dieser Bewegung des Verschwindens).
Zur mathematischen Struktur der Bekenntnislogik: der Freund meines Feindes ist mein Feind, und der Feind meines Feindes ist mein Freund (das Ich gründet im Nein).
„… ist die Intentionalität genau diejenige Modalität des Denkens, die das Mögliche dem Sein unterordnet und somit als Mögliches aufopfert. Das Denken des Seins wird zum Sein des Denkens. Der Genitiv der Intentionalität kehrt sich um.“ (Levinas: Außer sich, München 1991, S. 50f) Erläuterung des Rosenzweigschen Hinweises auf die „verandernde Kraft des Seins“, Zusammenhang mit dem Gesetz der Umkehrung, dessen gegenständliches Korrelat das Inertialsystem und seine seine Reflexionsformen (Geld, Bekenntnis) sind.
Begriff und Ursprung der Gemeinheit: Gemeinheit ist strafrechtlich nicht zu fassen, weil sie beweislogisch nicht zu fassen ist. Gemeinheit verdankt sich der Verführungskraft der Reflexionsbegriffe: das Nicht-Beweisbare ist nicht; und das Eine ist das Andere des Anderen (also nicht das Eine). Sie unterdrückt und verdrängt Erfahrung, erfahrene Wahrheit, indem sie „nachweist“, daß das Andere der Erfahrung wahr, die reale Erfahrung dagegen (wie die Thesen und Antithesen der Kantischen Antinomien der reinen Vernunft) nicht nachweisbar und, da einem anderen vorrangigen Beweisinteresse (im Bereich des Staatsschutzes: dem des Staates) widersprechend, irreal ist. Das Gewaltmonopol des Staates ist der beste Schutz der Gemeinheit, seit die Gemeinheit im Rahmen des herrschenden Begriffs der Objektivität (in Naturwissenschaft und Kapitalismus, und in Verwaltung und Staat: letztlich in den Totalitätsbegriffen Natur und Welt) selber objektive Realität und Gewalt gewonnen hat. Gemein ist jede Instrumentalisierung; und gegen Instrumentalisierung ist keine Wahrheit (auch nicht der kritische Begriff der Instrumentalisierung selber) mehr gefeit.
Der Personbegriff trennt den Namen von seinem „Träger“, macht ihn zu einer Eigenschaft, einem Prädikat: Produkt der Anpassung ans begriffliche Denken. Die Person ist das apriorische Objekt des Rechts, gleichsam deren materia prima, sie bezeichnet das Rechtssubjekt, das sich in seiner Beziehung zum Eigentum konstituiert, in dieser Beziehung schuldfähig ist, deshalb die Zurechenbarkeit von Schuld begründet: Personen sind berechenbar. Durch den Personbegriff werden umgekehrt Prädikate zu Namen (wird, wer gemordet hat, zum Mörder), werden Namen zum Ausdruck von Schuld. Im Bannkreis des Personbegriffs wird Freiheit zur Wahlfreiheit, zum liberum arbitrium, während der der Idee des Glücks zugrunde liegende Freiheitsbegriff die Befreiung von Schuld, das Heraustreten aus dem Bannkreis der Herrschaft, die Erlösung bezeichnet: das Sich-geliebt-Wissen, das die Fähigkeit zu lieben zur Grundlage hat, das Ende des Selbstmitleids. -
27.09.91
Was steckt hinter der Erklärung zur Bezeichnung Seraphim, daß saraf „feurig, und d.h. giftig“ bedeute? Gehören der Chaosdrache und die Meeresungeheuer in das noch ungeschiedene Wasser (vor der Trennung durchs Firmament)? Ist die Schlange der aus den oberen Wassern gestürzte Drache (Venus, Luzifer), muß sie deshalb auf dem Bauche kriechen und Staub fressen, und verwandelt sich dadurch das unrsprünglich feurige Element in ein giftiges (Lösung des Rätsels der Chemie)?
Beelzebul, Herr der Fliegen: ist das nur ein Spottname, ein Spitzname, oder erinnert das doch an den Ursprung der Fliegen (Insekten); vgl. auch die ägyptischen Plagen, die Heuschrecken, Fliegen, Skorpione.
Silvia Schroer beruft sich zwar auf Elisabeth Schüßler-Fiorenza, übersieht dabei aber, daß das, was sie (und in mancher Hinsicht die feministische Beschäftigung mit der jüdischen Bibel überhaupt) macht, sich doch erheblich von der feministischen Exegese des NT unterscheidet: die Suche nach der matriarchalischen Schicht unterhalb des biblischen Patriarchats steht in der Tradition der protestantischen Bibelkritik; sie behandelt den monotheistischen Aufklärungsprozeß wie ein neutralisiertes Bekenntnis und gerät damit in den Bann der nationalistischen Geschichtsschreibung und in die Nähe des Antisemitismus. Grund ist, daß sie den Zusammenhang von neutralisiertem Bekenntnis (der Abschirmung des Bekenntnisses gegen seine gesellschaftlichen Voraussetzungen) und Sexismus nicht begreift, was zur Folge hat, daß ein Titel wie der von R. Radford Ruether: Frauen für eine befreite Gesellschaft, hier nicht mehr denkbar wäre; das utopische Element scheint ins sogenannte Alte Testament nicht mit herübergerettet werden zu können; deshalb wird hier alles zur Rechtfertigung (und damit zur Ideologie).
Wenn eine Rettung der Utopie möglich ist, dann über die Rettung und Kritik der Bilderwelt in der Apokalyptik; Voraussetzung wäre, daß das sprachliche Wesen der Bilder (Fall, Empörung, Umkehr) begriffen, ihre dingliche Gegenständlichkeit kritisiert wird. Die Hure Babylon ist das Patriarchat. Und die Bilder sind Elemente des kritischen Begriffs von Herrschaft.
Die Privatsphäre enthält die Erinnerung an den Tempel, und dieser die Erinnerung ans Paradies (Schutz der Scham). Vor den Toren stehen die Kerubim und das kreisende Flammenschwert. Ist aber das Paradies nicht auch der Uterus, und die Vertreibung aus dem Paradies die Geburt, auf die der Satz aus der Sündenfallgeschichte zu beziehen ist: Mit Schmerzen sollst du deine Kinder gebären? Die Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies ist noch nicht abgeschlossen.
Gehören die beiden Geschichten nicht zusammen: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, und: Mit Schmerzen sollst du deine Kinder gebären?
Läßt sich die Lücke, die das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Inertialsystem bezeichnet, nur durch ein System von Rotationen schließen (mit einem System innerer und äußerer Spannungen, vom Fall bis zu den elektrodynamischen Prozessen)?
Zu den kantischen Antinomien der reinen Vernunft: Der Rechtsstaat ist gegen das vollkommene Verbrechen (das mit den Mitteln der Beweislogik nicht mehr nachweisbar wäre) nicht zu sichern; und der technische und gesellschaftliche Fortschritt hat unter anderem zur Folge, daß die Möglichkeit und Chance des vollkommenen Verbrechens sich erhöht (bis hin zu dem Punkt, an dem der Rechtsstaat sich selbst als das vollkommene Verbrechen enthüllt).
Zusammenhang von Gemeinheitsautomatik und Paranoia: Ist nicht das Weltsystem soweit entwickelt, daß es aus sich selbst bereits die Paranoia erzeugt? Konstruktion der erfahrungsbildenden Kraft der Paranoia (ihrer transzendentalen Logik). Der Weltbegriff ist selber paranoid und deshalb Paranoia-erzeugend.
Die babylonische Sprachverwirrung endet im Schweigen Wittgensteins („die Welt ist alles, was der Fall ist“). Und das Schweigen Wittgensteins rührt an den Grund der seit der babylonischen Sprachverwirrung wirksamen Verdrängung.
Im Briefwechsel zwischen Hooke und Newton weist Hooke darauf hin, daß ein freier Fall aus großer Entfernung nicht direkt aufs Zentrum zuläuft, sondern generell eine Abweichung aufweist, die dann in eine elliptische Bahn übergeht (Ivo Schneider, S. 46). Läßt sich aus den Planetenbahnen Richtung und Geschwindigkeit der Ursprungsbahnen rekonstruieren (oder aus den Mond-, Sonne-und Planetenbahnen insgesamt deren Ursprungsbahnen)? – Newton selbst hatte angenommen, daß der Fall in Spiralbahnen übergeht: Hängt die Struktur der „Spiralnebel“, der Galaxien, mit dem astronomischen Dopplereffekt zusammen?
Gegen Marx weist Heinsohn zu Recht darauf hin, daß das Geld nicht gleichsam aus Vereinfachungsgründen, zur Erleichterung des Tauschhandels, erfunden wurde (Erfindung eines allgemeinen Tauschmittels, um nicht mehr Ochsen gegen Anzüge tauschen zu müssen), sondern das Geld war eine unzureichende Antwort auf eine gesellschaftliche Naturkatastrophe: auf die Probleme der Schuldknechtschaft als unbeherrschbar gewordene Folge der Einführung des Privateigentums.
Das Schicksal Jakobs bei seinem Onkel Laban ist das typische Schicksal eines Mannes, der in Schuldknechtschaft geraten ist und seine Schuld abarbeitet. Und der Verkauf des Erstgeburtsrechts von Esau an Jakob: Ist das nicht auch eine Abgeltung des Kinderopfers, das das Schicksal des Erstgeborenen war? Hatte nicht auch Esau einen Vorteil aus dem Verkauf des Erstgeburtsrechts? War es diese „Schuld“ des Erstgeborenen, die Jakob dann bei Laban abarbeiten mußte? Ist nicht der Götzendienst – so wie heute Religion generell – die Ideologisierung der Schuldknechtschaft: das Sich-Abfinden mit der Schuldknechtschaft (und der Kampf gegen die Idolatrie Grundlage und Folge des Aufbegehrens gegen das System der Schuldknechtschaft)?
Die Fleischtöpfe Ägyptens und die Hurerei Babylons sind zwei Seiten der gleichen Sache. Ägypten ist hierbei das erste naturwüchsige staatskapitalistische System, und die Geschichte des Ursprungs dieses Systems ist aufgezeichnet in der Josephsgeschichte in der Bibel.
In Ägypten sind es die Priester, die als einzige ihr Land behalten, in Israel die Leviten, die kein eigenes Land zugewiesen bekommen. Der Stamm Levi muß vielmehr von den übrigen Stämmen mit unterhalten werden, und die levitischen Städte werden dann zu Asylstädten in denen jene, die ohne eigene Schuld Mörder geworden sind, Asyl und vor der Blutrache Schutz finden können. -
25.09.91
Das Gebot „Du sollst nicht lügen“ scheint in der Thora nicht vorzukommen. Im Dekalog heißt es: „Du sollst nicht falsch gegen deinen Nächsten aussagen“ (Ex 2016, Deut 520). In Lev 1911 heißt es: „Ihr sollt nicht stehlen, nicht täuschen und einander nicht betrügen“; diese Stelle bezieht sich offenkundig auf den gleichen Sachverhalt wie z.B. Deut 2513: „Du sollst in deinem Beutel nicht zwei verschiedene Gewichte haben, ein größeres und ein kleineres“; beide beziehen sich auf die auch beim Tausch zu beachtende Anerkennung des Eigentums des anderen. Im Übrigen scheint der Begriff der Lüge in der Schrift nur auf Herren und Propheten (beide verführen das Volk) angewandt zu werden, er bezeichnet keinen Tatbestand der Privatmoral. – Vergleiche damit die geschichtsnotorische Umkehrung im Christentum: Hier darf der kleine Mann, hier dürfen Kinder nicht lügen, während die, die oben sind, den Begriff der Armut für sich usurpieren: Mit ihnen sollen die Unterworfenen Mitleid haben (weil sie es anders in ihrem Selbstmitleid nicht aushalten): Grund der Bekenntnislogik, Paradigma der Identifikation mit dem Aggressor, Ursprung des „Gottesbildes“ (was muß das für ein Gott sein, der der Anerkennung durchs Bekenntnis der Gläubigen bedarf, der durch Blasphemie gekränkt werden kann, der das Lügen verbietet).
Zur Kritik des Wahrheitsbegriffs: Der Wahrheitsbegriff, der Kindern das Lügen verbietet (und womöglich gleichzeitig das Petzen erlaubt, es darüber hinaus als Kronzeugenregelung nahelegt), vergöttlicht den Vater (den Staat), macht ihn fürs Kind (für den Bürger) allmächtig und allwissend, verschüttet die Quellen der kindlichen Phantasie, beraubt das Kind (den Bürger) der letzten Verteidigungsmöglichkeit, macht es (ihn) ohnmächtig: leugnet den Heiligen Geist. Was das Christentum für den Privat-(und Staats-)gebrauch so anziehend gemacht hat, hat zugleich den Grund für das falsche Begreifen der Welt gelegt, den falschen Weltbegriff fast unangreifbar gemacht. Wenn es ein Gebot, das das Lügen verbietet, gibt, dann kann es nur für Väter gelten.
Zur Säkularisation des Begriffs der Tiefe und zum Systembegriff (oder Dornen und Disteln und das Gesetz der Profangeschichte): Der Begriff der Tiefe bezeichnet gegenüber dem Flächenhaften, Plakativen, prima facie die dritte räumliche Dimension (die dann allerdings zusammenhängt mit dem ableitenden Verfahren, mit dem Ursprung des Begründungszwangs: mit der Weigerung, eine Sache so zu nehmen, wie sie sich gibt, mit der Tendenz zu Unterstellung und Verdacht, Angst vor Verrat, Paranoia). Im Film fügt nach einer klugen Bemerkung von Edgar Morin die Musik den flächenhaften, bewegten Bilder die Tiefe, die dritte Dimension hinzu. Die Perspektive in der Malerei (die Eröffnung der Tiefe des Bildes) ist ein Reflex der Entdeckung des Inertialsystems, des Ursprungs der naturwissenschaftlichen Aufklärung, des Beginns der dynamischen „Erklärung“ der Naturerscheinungen (die in der Entdeckung des Gravitationssystems ihre erste kosmologische Erfüllung findet), ebenso des frühen Kapitalismus, der „Tiefe“, und d.h. in diesem Falle (wie auch im Falle der naturwisenschaftlichen Aufklärung): Systemcharakter (tendentielle Unwiderlegbarkeit) gewinnt durch die Subsumtion der Arbeit unters Tauschprinzip, die der Begründung des Systemcharakters des Inertialsystem entspricht. Die gleiche Tiefe, das Durchdringen der Oberfläche, zeigt sich in den literarischen Ursprüngen der psychologischen Erkenntnis, der Entdeckung der Spannung, die sich aus der Unterscheidung der Motive des anderen von seinem manifesten Verhalten ergibt (Aufhebung der Täuschung durch Enttäuschung: durch Aufklärung, die die Spannung auflöst, indem sie den Verbrecher dingfest macht) mit der realen, praktischen Konsequenz der Entwicklung von Verfahren der rationalen Bearbeitung des Verdachts: Ursprung und Entfaltung der Ermittlungsverfahren in der Inquisition; Übernahme dieser Verfahren in der wissenschaftlichen Forschung). Ihren letzten Ausdruck hat die säkularisierte Tiefe und die ihr zugrundeliegende Unterscheidung von manifester Oberfläche und Tiefe in der kantischen Unterscheidung der Erscheinungen von den Dingen an sich gefunden.
Die romanhaften Züge der Josephs-Geschichte – das möglicherweise erste Beispiel der geschickten Gestaltung psychologischer Spannung, das an der historischen Stelle, an die es der biblische Text rückt, völlig anachronistisch ist – zeigen sich vor allem in der sentimentalen Wiedersehens-Szene vor der Übersiedlung der Jakobsstämme nach Ägypten. An dieser Szene ließe sich erstmals die Frage studieren, warum die Menschen im Kino weinen. Und diese Szene steht in einem erhabenen Kontrast zur Isaak-Geschichte. Zur richtigen Bewertung und Einordnung dieser Szene scheint es notwendig zu sein, darauf hinzuweisen, daß die schlaue Geschichte des Bauernlegens, der Enteignung der Landbevölkerung durch Joseph vorausgeht und die Versklavung der Hebräer durch den Pharao folgt. -
23.09.91
Kann es sein, daß der Nachweis der Abhängigkeit der Strukturen der Mikrophysik vom Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit erst erbracht werden kann, wenn Hegels Satz, daß die bürgerliche Gesellschaft bei all ihrem Reichtum nicht reich genug ist, der Armut zu steuern, konkret entfaltet werden kann. (Schuldenproblem: die antiken Banken haben verliehen, was sie hatten, die Banken heute verleihen, was sie nicht haben.)
Warum ist im Deutschen die Sonne weiblich und der Mond männlich (Zusammenhang mit der Frage Selbst- / Fremdbezeichnugn in dem Volksbegriff „die Deutschen“)?
Hängt die weibliche Sonne und der männliche Mond im Deutschen mit dem Prinzip Verantwortungslosigkeit zusammen: Man darf alles tun, sich nur nicht erwischen lassen (Zusammenhang mit dem, was in der deutschen Tradition Romantik heißt?). Dem entspricht die organisierte Verantwortungslosigkeit, die vom Ressortdenken bis zum Rechtspositivismus reicht und in Institutionen wie dem „Staatsanwalt“ und dem BKA (in der Tat die „objektivste“ Behörde der Welt) Gestalt gewinnt, und deren öffentlicher Reflex die folgenlosen Skandale (Prinzip Spiegel: „Kritik“ als Unterhaltung) dieser Republik sind. Das Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten ist das Land der organisierten Verantwortungslosigkeit, das Land des Herrendenkens und der Knechtsgesinnung und das Land, in dem das Antlitz ein Neutrum ist. (In Deutschland ist ein Gesicht etwas, das man „sich merken“ muß.)
Die Selbstwahrnehmung im Blick (und Urteil) der anderen (des Auslands, der Welt) ist der Grund der Ausländerfeindschaft: der lästige Ankläger muß weg (der Türke, der Neger ist der lebende Beweis dafür, daß das Gewissen eine pure Anmaßung ist): Ambivalenz des Weltbegriffs.
Hängt der Gebrauch der Majuskel im Deutschen, die Großschreibung der Substantiva und der Personennamen, mit der Verweiblichung der Sonne und der Vermännlichung des Mondes und mit dem Selbstverständnis der Deutschen über die Selbstbezeichnung als Deutsche zusammen?
Hat Gemeinheit etwas mit „mein“ zu tun (auch mit der „Meinung“), und ist das eine Folge des unbegrenzten Rechts auf Eigentum? Hängen Gemeinheit und „Eigentlichkeit“ sprachlich zusammen? Und sind die weibliche Sonne und der männliche Mond nicht Sprachgründe für das deutsche Inertialsystem?
Die Physik reißt uns aus der sinnlichen Gegenwart der Welt heraus, betrachtet uns und die Welt von außen und sieht zu, was dann dabei herauskommt (an den Vorgang dieses Herausreißens erinnert das Relativitätsprinzip; die Narbe wird am Ende der Operation sichtbar: das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit). Die sinnliche Welt wird aufgespalten in die physikalische Welt und in die chaotischen Menge der Empfindungen; diese wird subjektiviert, verdrängt und bleibt ohne Begriff.
Wir haben den „Schweiß des Angesichts“ im Rahmen der kapitalistisch-technischen Produktionsweise zur entfremdeten Arbeit vergesellschaftet; was diese „Welt“ zusammenhält, sind die diesen Kosmos begründenden Institutionen des Staates und der Verwaltung, ist letztlich das Gewaltmonopol des Staates (und die Bekenntnislogik, die dieses Gewaltmonopol des Staates und die Gemeinheit vor dem Begriff und vor der Kritik schützt).
Objektivation, Vergesellschaftung und Instrumentalisierung gehören zusammen wie Erscheinung, Begriff und Gesetz im Inertialsystem (Verblendungs-, Schuld- und Herrschaftszusammenhang). Zusammenhang mit der Bekenntnislogik: dem Feinddenken, dem paranoiden Verdacht gegen Verrat und der Verdrängung der Empathie (der Feind, der Fremde und der Arme sind die drei Dimensionen der B.-Logik). -
20.09.91
Theorie des Feuers (gibt es in der Schrift eine Erinnerung an den Ursprung des Gebrauchs des Feuers?).
Off 1318: Hode hä sophia estin. ho echon noun psäphisato ton arhithmon tou thäriou. arhithmos gar anthropou estin. kai ho arhithmos autou hexakosioi hexäkonta hex. – Ist es die Zahl eines oder des Menschen? Weisheit und Verstand werden dann in Off 179 zitiert und erläutert: auf Rom bezogen.
Der Drache, das Tier aus dem Meere und das Tier vom Lande: wie verhalten sich diese drei zur Struktur von Herrschaft, Schuld und Verblendung?
Die Schrift macht das hic et nunc gegenstandslos und das Eine zum Anderen des Anderen (oder sie befreit den Gegenstand vom hic et nunc, von seinem Namen, und begründet die verandernde Kraft des Seins).
Der Fisch ist ein Christus-Symbol (ichthys = iesous christos theou uios sotär), aber ebenso das Lamm (der Widder?). Jedoch der Fisch aufgrund seines Namens, das Lamm, weil es stumm zur Schlachtbank geführt wird. Das Lamm liefert Wolle und Fleisch, die Kuh Milch und Fleisch, das Schwein nur Fleisch (das Schwein wird durch Domestizierung nackt).
Gibt es eine Evolutions-Synopse, die die Erdentwicklung, die Entwicklung der Pflanzen und die der Tiere synoptisch, in ihrem gleichzeitigen Verlauf, darstellt?
Die Sonne beherrscht den Tag und das Jahr, der Mond die Nacht und den Monat.
Der Sabbat ist der Tag des Saturn, nicht der Sonne. Der Sonnentag ist der erste Tag, der der Erschaffung des Lichts. Die Wochentage, die auch mit dem Schöpfungswerk (dem Hexaemeron) zusammenhängen, stammen wahrscheinlich aus dem Sternendienst, sie orientieren sich an den „Planeten“, den beweglichen Sternen:
– Sonne
Licht (Tag und Nacht)
– Mond
Gewölbe mitten im Wasser, scheide Wasser von Wasser (Himmel)
– Merkur
Wasser sammle sich, das Trockene werde sichtbar (Land, Meer)
das Land lasse Grün, Pflanzen mit Samen, Bäume mit Samen und Früchten wachsen (das Land brachte … hervor)
– Jupiter
Lichter am Himmelsgewölbe, um Tag und Nacht zu scheiden (als Zeichen und zur Bestimmung von Festzeiten, Tagen und Jahren); Gott machte die beiden großen Lichter (das größere soll über den Tag, das kleinere über die Nacht herrschen) und die Sterne; Gott setzte die beiden Lichter ans Himmelgewölbe (sie sollen über die Erde hin leuchten, über Tag und Nacht herrschen, Licht von der Finsternis scheiden)
– Mars
das Wasser wimmele von lebendigen Wesen, Vögel über der Land am Himmelsgewölbe; Gott schuf …; Gott segnete sie (fruchtbar, vermehren, bevölkern)
– Venus
das Land bringe alle Arten von lebenden Wesen hervor (Vieh, Kriechtiere, Tiere des Feldes).
Laßt uns Menschen machen als unser Abbild, uns ähnlich, sie sollen herrschen über Fische des Meeres, Vögel des Himmels, das Vieh, die ganze Erde und alle Kriechtiere auf dem Land. Gott schuf … (als sein Abbild, als Abbild Gottes, als Mann und Frau). Gott segnete (seid fruchtbar, vermehrt euch, bevölkert die Erde, macht sie euch untertan, herrscht über Fische, Vögel, Tiere). Nahrungsgebot (vegetarisch).
So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge.
– Saturn
Gott vollendet das Werk, das er geschaffen hatte.
ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte.
segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig, denn an ihm ruhte Gott, nachdem er … geschaffen hatte.
Hängt die Finsternis (die Scheidung des Lichts von der Finsternis) mit dem Gravitationsfeld zusammen? Und hängt die Mathematik mit den Zeugungen zusammen?
Wehalb durfte am Freitag kein Fleisch, wohl aber Fisch gegessen werden (Venus/Drachen: apokalyptisches Mahl des Leviatan)? Der Freitag ist der Tag der Kreuzigung, der Donnerstag der des Abendmahls.
Zum Zeichen des Tieres an Hand und Stirn: Was bedeuten Hand und Stirn? (Off 1316ff; zu Zeichen vgl. Gen 415, 912; zu Hand Deut 68; zu Stirn Ez 94 und Off 94).
Er ging hinaus und weinte bitterlich: das Weinen ist Trauerarbeit. Das Weinen bezieht sich auf den Trotz, in der Geschichte der drei Verleugnungen auf den in der Selbstverfluchung sich vollendenden Trotz. Das Weinen ist Ausdruck der Einsicht und des Bekenntnisses: Ja, das bin ich gewesen, das habe ich getan.
Wenn ich noch die Zeit und die Kraft dazu hätte, würde ich gerne
– einen Kommentar zur Hegelschen Logik schreiben. Arbeitstitel: Die Hegelsche Logik und das Inertialsystem.
– Oder eine Kritik der Heideggerschen Philosophie. Arbeitstitel: Die Fundamentalontologie oder das Herrendenken als Selbstverfluchung.
Kann es nicht sein, daß ebenso wie Abraham in der Genealogie vor die Könige (mit dem Einschub der Parodie auf beide: das Richterbuch) gesetzt wird, auch die Schöpfungsgeschichte, das Hexaemeron, im Rahmen der (nachdynastischen) Auseinandersetzung mit dem Sternendienst, an den Anfang gesetzt wurde?
Welche Rolle spielen eigentlich Lot, Ismael und Esau in der Vätergeschichte?
Ist Melchisedech, der „König von Salem“, ein Nachfahre des David? Welche Abraham-fremden Vorfahren gibt es in der Genealogie Davids (und Jesu): die Frauen?
– Tamar die Kanaaniterin (Mutter des Perez),
– Rahab die Frau aus Jericho (Mutter des Boas),
– Rut die Moabiterin (Mutter des Obed),
– Batseba die Hethiterin (Mutter des Salomo)?
Schon der Vorläufer des Personbegriffs, die hypostasis (das hypokeimenon oder die Substanz), das Zugrundeliegende, der Träger der Eigenschaften (wie die Person Träger des damit neutralisierten Namens ist) ist vom Bekenntnisbegriff (und der Bekenntnislogik, die die Logik der Verdinglichung ist) nicht zu trennen. Das Bekenntnis drückt genau die Trennung des Subjekts vom Prädikat, des Trägers (Dings) von seinen Eigenschaften aus; diese Trennung ist der Grund der Verdinglichung, sie verwandelt die dann sich bildende Beziehung in eine Schuldbeziehung. So zieht der Personbegriff auch den Namen in diese Schuldbeziehung mit herein (und neutralisiert seine benennende Kraft, verwandelt ihn in einen singulären Begriff: in eine singuläre Eigenschaft, die die Person dingfest macht; im Spitznamen drückt sich diese verdinglichende, fertigmachende Gewalt als Gelächter, deren letztes Objekt die Person ist, aus).
Empörung gibt es nur im Kontext der Personalisierung (Personalismus und Wertethik). Grundsatz der Personalisierung: An sich ist die Welt in Ordnung, aber leider gibt es ein paar Bösewichter (Prinzip der Idolatrie: Vergöttlichung der Bösewichter).
Personalismus und Wertethik ratifizieren die Zerstörung der Idee des Glücks. Benjamins Satz „Glücklich ist, wer seiner selbst ohne Schrecken inne wird“ bezieht sich auf ein Selbst, das sich allein im Angesicht Gottes konstitituiert.
Der Personalismus ist ein Ableger der christlichen Sexualmoral, die ihn zugleich stabilisiert; diese ist der Grund dessen, was seitdem „persönliche Verantwortung“ heißt: Zentrum einer Moral, die als Urteilsnorm das moralische Urteil durch Setzung des korrespondierenden Objekts: der Person, konstituiert. Hier liegt der Grund und der Ursprung des historischen Verdrängungsprozesses, Produkt einer auf den ersten Blick geringfügigen Verschiebung: der Vorstellung, die Erbsünde werde durch die Sexuallust (anstatt durch durch die sexualmoralische Urteilslust) auf die nachfolgenden Generationen übertragen. Das einzige Gegenmittel ist das Nachfolgegebot, das dem sexualmoralisch begründeten Feinddenken den Boden entzieht. (Zusammenhang von Sexualmoral, Objektivation und Verdinglichung, Personalisierung und Verinnerlichung des Opfers, Verschiebung des Mitleids vom Opfer aufs Selbst). Neubestimmung des Schuldbegriffs im Kontext des Nachfolgegebots (Befreiung vom Projektionszwang).
Personalisierung ist die letzte Möglichkeit, unter Verkennung der realen Beziehungen zwischen Welt und Person (der Weltgrundes der Person) Rachephantasien auszuleben. Die Verdrängung der Frage, was nach dem revolutionären Akt kommt, brutalisiert den revolutionären Akt, macht ihn terroristisch; ihr subjektiver Grund sind Heile-Welt-Phantasien (das Unheil kann nur von Bösewichtern kommen: so aber hat’s seit je die Kirche gelehrt). Die Säkularisierung der falschen Theologie, die Beibehaltung des Bekenntnisprinzips (mit Feinddenken, Ketzerverfolgung und -nicht zuletzt – Frauenfeindschaft) ist nur ein Indiz dafür, wie tief das christliche Erbe sitzt, wie sehr es uns in Fleisch und Blut übergangen ist; sie ist aber nichts weniger als eine geglückte Aufhebung des falschen Christentums. Der Atheismus, die Gottesleugnung, ändert die Welt nicht, versperrt nur der Reflexion die letzte Chance, das Moment der Unwahrheit im Weltbegriff zu begreifen.
Der Personbegriff drückte einmal die Anerkennung durch andere aus, die Hegel zufolge im Kampf um Leben und Tod errungen wurde und (ebenso wie das Eigentum, die Rechtsfähigkeit) die Person zur Person machte; in der verwalteten Welt ist die Person zum Knoten im Netz geworden, in dem sie gefangen ist und aus dem sie nicht mehr herauskommt: ist sie zu einer bloßen Funktion des Staates geworden, dessen Gewaltmonopol sie hilflos ausgeliefert ist, sofern sie nicht durch Eigentum geschützt ist. In dem Schimpfwort „diese Person“, das seinen logischen Ort im nachbarlichen Gerede hat, drückt sich die Wahrheit der vorfaschistischen Wertethik aus: als Person ist sie ungeschützt den Werturteilen ihrer Umwelt ausgeliefert; ohne Personbegriff kein Feinddenken: Horkheimers Wort über die Ambivalenz des Christentums gründet im christlichen Gebrauch des Personbegriffs (ohne den Personbegriff in der Trinitätslehre würde es keinen Grund für Apologetik und Theodizee geben; die damit systemlogisch verbundene Gottesidee ist ohne verteidigendes, apologetisches Denken nicht zu halten: Umkehrung der so neutralisierten Idee des Heiligen Geistes; es ist nicht unwichtig zu wissen, daß Tertullian, der den Personbegriff in die lateinische Theologie eingeführt hat, Jurist war: der Gedanke ist nicht abzuweisen, daß der Personbegriff hier nur noch das gemeinsame Verfügungsrecht der drei göttlichen Personen über die eine Wesenheit, die homoousia, ausdrückt).
Der Bekenntnisbegriff sowie Form und Inhalt des christlichen Dogmas bilden ein System, das jedoch nur dann zu begreifen ist, wenn das System als ganzes gleichsam als sein eigener Umkehrpunkt begriffen wird. Die Bekehrung dieses Systems, seine Rettung vor dem Instrumentalismus, läßt sich begründen aus dem Nachfolgegebot; ihre Realisierung wäre die Wahrheit des Satzes „Schwerter zu Pflugscharen“.
Gegen Heinsohn: Das Opfer ist kein Mittel der Katastrophenbewältigung, sondern eines der Schuldbewältigung: es will (wie das Experiment in der Physik) eine Untat durch Wiederholung ungeschehen machen. Und die Idolatrie (auch der Sternendienst und das Bilderwesen) ist ein Mittel der Komplizenschaft: der Rechtfertigung von Herrschaft.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Bezeichnungen Barbaren und Hebräern? Wenn, dann würde das genau die Differenz zwischen der hellenischen und der israelitischen Tradition ausdrücken: der Unterschied zwischen der projektiven Fremdbezeichnung und der reflexiven Selbstbezeichnung (sie „lebten als Fremde im Lande“ – ist der „hebräische Sklave“ ein „fremder“ Sklave?). Ist die Teilung bei Eber die zwischen Hellenen (im weitesten Sinne) und „Barbaren/Hebräern“ (der erste historische Ausdruck der Klassengesellschaft), die Teilung, in der sich die Hebräer auf der anderen Seite wiederfinden (und „Abraham der Hebräer“ sollte „ein Segen für die Völker“ werden)? Der verzweifelt scharfsichtige Nietzsche hatte Recht: die jüdisch-christliche Religion ist eine Sklaven-Religion (aber der „Wille zur Macht“ ist die falsche, die faschistische Konsequenz daraus: jedoch die einzige, wenn die jüdisch-christliche Tradition verworfen wird). Die Söhne Ebers waren Peleg (Teilung) und Joktan, Peleg gehört zum Stammbaum Jesu. Zwischen den Genealogien Joktans (Gen 1026) und Pelegs (Gen 1118) liegt der Turmbau zu Babel (Gen 111ff).
Nochmal zu den Söhnen Ebers: Ist der Teil der Nachkommenschaft Ebers, der vor der Sprachverwirrung benannt wird und wohl im Arabischen wohnt, eine Abspaltung, in der sich die Ursprache (die Sprache vor der Sprachverwirrung) erhalten hat? Oder hat Eber mit Abraham und seine Söhne mit den Söhnen Abrahams (und insbesondere Joktan mit Ismael) zu tun (wo sind ihre Siedlungsgebiete: die Söhne Joktans von Mescha, wenn man über Sefar kommt, bis ans Ostgebirge – Gen 1030 – und die Söhne Ismaels von Hawila bis Schur, das Ägypten gegenüber an der Straße nach Assur liegt – Gen 2518; ist nicht die Jakobsleiter in der Jakobsgeschichte das Gegenstück zum Turmbau von Babel)?
Die barbaroi sind die „Stammelnden“, nur die Hellenen sind sich selber verständlich. Ist nicht in der Prophetie der „Taumelkelch“ ein Bild für das, was im Hellenismus (im griechischen Mythos und in der Philosophie, in dem, was Nietzsche im Dionysischen, der Innenseite des Apollinischen, begriffen hat) dann sich entfaltet? Im Hegelschen Absoluten, in dem „kein Glied nicht trunken ist“ (vgl. hierzu auch Kants Antinomien der reinen Vernunft und Hegels Bemerkungen dazu), kehrt das wieder. In der philosophisch instrumentierten Trinitätslehre ist dieser „Taumelkelch“ ins Christentum eingewandert. Und der zentrale Begriff war wohl der der homoousia, den Konstantin in Nizäa durchgesetzt hatte.
Das Stammeln der Barbaren ist in der Schrift Wort geworden. Und die Aufgabe der historischen Bibelkritik scheint es zu sein, die Bibel aus ihrer falschen Verständlichkeit in dieses Stammeln zurückzuübersetzen, aus dem heraus sie vielleicht einmal wirklich verstanden werden kann. (Ist Hebräisch eine Objektsprache? Und verweist die Unterscheidung von Hellenen und Barbaren auf den Turmbau zu Babel?)
Die Sprache des NT ist Griechisch: die damalige „Weltsprache“ und die Sprache der Philosophie. Aber das neutestamentliche Griechisch ist weder das eine noch das andere, es stammelt gleichsam in beiden Sprachen. Zu begründen ist das neutestamentliche Griechisch eigentlich nur durchs Nachfolge-Gebot: als ein erster Versuch, in der Sprache der Welt die Schuld der Welt auf sich zu nehmen. So hat es auch sprachlich die Gestalt des Gottesknechts angenommen (Jes 421-9, 491-7, 504-11, 5213-53).
In Heideggers Fundamentalontologie wird der Taumelkelch zur Droge; davon ist die Kirche süchtig geworden.
Maß, Zahl und Gewicht (Waage): sind das nicht Raum, Zeit und Materie (vgl. Hegels Logik, Quantität)?
Zu Maß, Zahl und Gewicht (die Produkte der Abstraktion und des Vergleichens, von Augustinus als Hinweis auf die Trinitätslehre verstanmden): Liegt der Ursprung des „Gewichts“ im Geldwesen (das Geld als Einheit von schwerer und träger Masse; babylonische Tempelwirtschaft und Astronomie / Astrologie, Schuldknechtschaft; moderne Astronomie und Gravitationslehre als Stabilisator der Mechanik; Kopernikus und Newton waren Münzbeamte)?
Die Welt, auch die physikalische, ist die Wolfswelt.
Der „Schrecken Isaaks“ ist der Schrecken des „Er lacht“. Die tiefe Zweideutigkeit, die Dämonie des Lachens, in dem Freude und Hohn kaum voneinander sich trennen lassen, klingt hier an. Zuletzt erscheint das in der verkehrten (unbekehrten, mit dem christlichen Begriff der Sexualmoral zusammenhängenden) Vorstellung des Augustinus, daß zur Glückseligkeit der Seligen im Himmel der Anblick der Leiden der Verdammten in der Hölle gehört. Hier ist einer der christlichen Ursprünge des Faschismus; hier sind die Seligen im Himmel schon auf der Bahn zum KZ-Wächter. In jeder Law and Order-Mentalität steckt etwas davon.
Der positivistische Ansatz in Loretz‘ Hebräer-Buch hängt nachweislich zusammen mit der Unfähigkeit, das Moment der Gemeinheit im wissenschaftlichen Objektivismus (und in der vergesellschafteten Welt) zu reflektieren.
Die Josephs-Geschichte beschreibt den Vorgang der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals im Kontext des Staatskapitalismus, während die ökonomisch-religiösen Institutionen in Babylon solche der Privatwirtschaft gewesen zu sein scheinen. Das Königtum und die Tempelwirtschaft sind Instrumente eines Handelsbürgertums, das so die Grundlagen des Handels: das Geld und das Vertragswesen, absicherte (dagegen ist der Dekalog von Grund auf antikapitalistisch).
Pyramide und Mausoleum: Zusammenhang von Staatskapitalismus und Totenkult.
Der Ursprung der Idee, die Welt müsse zivilisiert werden, ist griechisch (Alexander); und der Ursprung der Idee, sie müsse befriedet werden, römisch (Cäsar / Augustus). Beides kehrt wieder in der spätchristlichen Verbindung von Mission und Kolonialismus (die Asylanten von heute sind die Nachfahren der Hebräer).
Ebenso, ja mehr noch wie im Wörterbuch steckt die Weltgeschichte in der Grammatik (Genitiv / Dativ; mit dem Ablativ verschwindet der Sprachgrund der Gnadenlehre). Der Weltbegriff selber ist Teil einer grammatischen Struktur, eines grammatischen Konstrukts, des gleichen Konstrukts, durch das der Begriff in der Sprache verankert wurde (das prädikative Urteil, die damit zusammenhängenden Strukturen der Deklination und Konjugation), während die Mathematik sich aus der Sprache und gegen die Sprache entfaltete (Beziehung von Mathematik und prädikativem Urteil; Verstärkung der Gewalt des prädikativen Urteils durch die Mathematik: Was bedeutet der Begriff Mathematik?).
Die Metaphysik setzt die Physik, die Gegenstandswelt, voraus. Deren Konstruktion setzt wiederum die Astronomie voraus.
Die Heideggersche Philosophie ist ein Reflex der verdinglichten Objektwelt: die auftrumpfende Ohnmacht des Subjekts, der zwangshaft sich selbst reflektierende Instrumentalismus, der das Bewußtsein, Instrument zu sein (der „Uneigentlichkeit“), unter taktischer Verwendung der selber instrumentalisierten Bekenntnislogik (des Dezisionismus) zur „Eigentlichkeit“ aufspreizt. -
19.09.91
Ideologie und Fundamentalismus: O.Loretz nennt ideologisch, was dem wissenschaftlichen Weltverständnis widerspricht und (wie dann auch Heinsohn) fundamentalistisch, was die historisch-wissenschaftliche Bibel-Kritik nicht akzeptiert (vgl. seine Ausführungen zu H.H.Rowley, S. 217ff).
Das „Urteil der Geschichte“: Ist das nicht das Urteil des Historikers, das seine Objektivität anhand von Kriterien gewinnt, die denen des Inertialsystems in den Naturwissenschaften vergleichbar sind (Zentrum: Chronologie, Datierung; aber wie kommt das Wertmoment in dieses „Urteil“).
Bezeichnend, daß ein Historiker wie Oswald Loretz das reflexive Moment im Begriff der Hebräer nicht erkennt. Der biblische Autor bringt doch nichts anderes zum Ausdruck, als daß für ihn die Bezeichnung Hebräer eine Fremdbezeichnung ist; für ihn ist es die Bezeichnung, die die Ägypter und die Philister für die Israeliten (die sich selbst Israeliten nennen) verwenden. Der Fremdbezeichnung Hebräer entspricht die Selbstbezeichnung Israeliten. Diese reflexive Differenz zwischen den beiden Bezeichnungen wird dann in die Väter-, Exodus- und in die frühe Königsgeschichte zurückprojiziert. Zur Verdeutlichung der Differenz wird dann noch Abraham als Hebräer vorgestellt, während Israel als neuer Name Jakobs („Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen“) hier erst eingeführt wird. Beide, die reflexive Fremdbezeichnung als Selbstbezeichnung und die neue, theologisch fundierte Selbstbezeichnung, gehören zusammen als Momente des Erwählungscharakters dieses Volkes und als Selbstverständigungsgrund für den Monotheismus: den Kampf gegen Idolatrie und Opfer. Und könnte es nicht doch sein, daß in dieser doppelten Selbstbezeichnung auch die Erinnerung an eine historische Katastrophe enthalten ist, für die dann die ganzen Materialien zur Frage der Habiru zusätzlichen Stoff liefern. Ob diese Probleme, zu denen zentral die Folgen der Schuldknechtschaft zu gehören scheinen, sich allein hieraus erklären lassen, und ob nicht die gesamte Ursprungsgeschichte der Stadt mit Tempel- und beginnender Geldwirtschaft sowie mit Sternendienst und Astronomie mit aufzuarbeiten ist, scheint mir die Grundfrage zu sein, vor die der Datierung und der historischen Realität der biblischen Erzählungen dann doch wohl zurücktreten. Und sind es wenn nicht die gleichen, so doch vergleichbare Probleme, die auch den Untergang Roms bewirkt haben, und die im Zusammenhang mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Schuldenkrise) heute der gesamten Menschheit ins Haus stehen.
An der Schuldknechtschaft sind in der Alten Welt nur Einzelne zugrunde gegangen (die dann zu Hebräern sich zusammengeschlossen und überlebt haben), während mit der Zeitenwende das Römische Imperium zugrunde gegangen ist (dagegen haben die Christen sich als Kirche zusammengeschlossen: in ihr hat Rom überlebt); geht heute die Welt selber zu Protest?
Die Differenz zwischen Fremd- und Selbstbezeichnung ist eine Differenz, die sich durch den ganzen biblischen Text hindurchzieht (und die Anlaß gegeben hat, den biblischen Text auseinander zu dividieren und verschiedenen Quellen zuzuordnen). Hier kommt der historisch-kritischen Bibelwissenschaft ein Objektivitätsbegriff (und eine Beweislogik) in die Quere, der diese Reflexion nicht mehr zuläßt.
Es ist mehr als ärgerlich, weil es der Grund für so viele unproduktive Forschungsaufträge ist, wenn heute noch so viele Historiker sich als Geisteswissenschaftler verstehen und von dem Begreifen ökonomischer Zusammenhänge sich dispensiert fühlen.
In der Geschichte der historisch-wissenschaftlichen Bibel-Kritik greift die Geschichte der Verinnerlichung des Opfers auf den theologischen Gedanken über: so wurde die Theologie antisemitisch.
Die Bibel erinnert an eine Phase der Geschichte, in der die Privatgeschichte noch Weltgeschichte war. Der Säkularismus als Motor der Geschichte ist von der Theologie immer als Feind gesehen worden; der Preis war die christliche Sexualmoral.
Dient ein Großteil der Untersuchungen und der Argumentation von Loretz nicht dem Zweck, das Problem zu isolieren, es gegen seinen Kontext abzuschirmen. Denn nur unter dieser Bedingung lassen sich seine Thesen aufrecht erhalten, gelingt es, die Frage der Chronologie herauszuhalten und in jenen Denkgleisen fortzufahren, die einmal die nationalistische Geschichtsschreibung installiert hatte (Sprache =Volk = Nation = Staat).
Die Alternative Apellativum/Gentilizium ist falsch; oder in dem Sinne, wie es hier vorausgesetzt wird, sind die Hebräer kein Volk (ist die Bezeichnung kein Gentilizium).
Ps 88 (insbes. V. 6): hapsi = Freiheit der aus Schuldknechtschaft Entlassenen (vgl. Loretz: Habiru, S. 254ff). Freiheit im Totenreich.
…
5Ich zähle zu denen, die in die Grube fahren,
bin wie ein hilfloser Mann geworden.
6Wie die Toten bin ich frei (hapsu), wie die Durchbohrten, die im Grabe ruhenden,
deren du nicht mehr gedenkst,
sie sind ja deinem Walten entrückt.
…
11Tust du an den Toten Wunder,
stehn die Rephaim auf, dich zu preisen?
…
13Wird in der Finsternis dein Wundertun kund,
und deine Gerechtigkeit im Lande des Vergessens?
Die Übersetzung hps „Stoff“ (Loretz, S. 257) scheint mir nicht überflüssig, weil sie – wie das Totenreich an die vergegenständlichte Welt – (mit fast zwingender Systemlogik) an die Genesis des Materie-Begriffs (biblisch „Staub“: vgl. hierzu Gen 314,19) gemahnt.
Der Staub in der Sündenfall-Geschichte: sind das die Hebräer? Und ist der Staub der Abfall, der Rest, der übrigbleibt, nachdem die Welt durch die Mühle des Inertialsystems gedreht wurde? Und sind wir schließlich nicht selber dieser Staub, den wir, um die Schlange zu nähren, produzieren.
Die Hebräer haben von Anfang an den Götzendienst und die Opfer als Stabilisatoren des Herrendenkens begriffen und deshalb nicht mitvollzogen (außer in der reflektierten Gestalt: als Israel).
Gegen diese Objektivationsarbeit die Erinnerungsarbeit setzen. Das Ergebnis der Objektivationsarbeit ist hierbei zu nutzen: sie gibt der Erinnerungsarbeit Stoff, Anhaltspunkte und Fingerzeige.
Hat die Geschichte der Sara im Buch Tobit mit der Geschichte der Sara in der Patriarchengeschichte etwas zu tun? Hängt die Geschichte vom Dämon, der die Männer der Sara in der Hochzeitsnacht sterben läßt, mit Geschichte von der Unfruchtbarkeit der anderen Sara zusammen?
Ist der Übergang von Abram zu Abraham und von Sarai zu Sara ein sprachlicher Übergang? Was bedeutet das angehängte „i“ bei Sarai? (Vertritt dieses „i“ ein Personalpronomen, das bei dem neuen Namen entfällt? – Verzichtet Sara aufs Ich, oder wird ihr der Verzicht zugemutet, abverlangt?)
Ist die grammatische Differenz zwischen maskulinen und femininen Wörtern (insbesondere die maskuline Differenz und die feministische Einheit von Genitiv und Dativ) nur eine Eigentümlichkeit der indogermanischen Sprache? Anders: Ist die Differenz von Confessor und Virgo ein Strukturproblem der indogermanischen Sprache? Gehört es zum „Wesen“ des Christentums, daß es von der hebräischen Sprachstruktur sich lösen mußte, um den „Weltauftrag“ erfüllen zu können (und deshalb für Israel nicht mehr verständlich war)?
Das Christentum ist durch seinen Eintritt in die indogermanische Sprachwelt selber zum Opfer der babylonischen Sprachverwirrung geworden (steht das Christentum zum Römischen Reich wie Israel zu Babylon?).
Die Erfindung der Sumerer, ein Nebenprodukt der alttestamentlichen Wissenschaft, hat diese zugleich begründet und verwirrt (als späte Folge der babylonischen Sprachverwirrung, deren Erkenntnis sie zugleich verhindert und ermöglicht). Das Ergebnis dieser Verwirrung ist an Texten wie dem von Oswalt Loretz im Detail nachzuweisen.
Auch die Bibel ist einem Inertialsystem unterworfen, dessen gegenständliche und vergegenständlichende Kraft in der Chronologie begründet ist. Rosenzweigs Übersetzung des R (= Redaktor) mit Rabbenu (unser Lehrer) drückt das aufs genaueste aus.
Wer sich über die Bedeutung und die Tragweite der Kanonisierungsprozesse klarwerden will, sollte die Bedeutung und die Tragweite der kopernikanischen Wendung für die moderne Welt studieren.
Wenn Abraham (der Name) etwas mit den Hebräern zu tun hat, und Isaak (vielleicht auch Esau) mit Isa/Jesus, und beide mit der Beziehung von Moses und Joschua, wie verhält es sich dann mit Jakob/Israel (Sara)? Sara lachte, als ihr im Alter von neunzig Jahren ein Sohn angekündigt wurde; Jakob ist der einzige, der Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hat (Moses nur hinter seinem Rücken wie Abraham).
Sonne, Mond und Sterne, oder das verdinglichte Licht und der Herrschaftsauftrag.
Sind die Fische nicht noch auf andere Weise stumm als die übrigen Tiere? Während die Stummheit der Tiere sonst mit dem Vorgang der Namengebung (der Menschwerdung Adams) zusammenzuhängen scheint, liegt die Stummheit der Fische davor; und es erscheint mehr als merkwürdig, daß zu den ältesten Lebewesen überhaupt die Haie gehören (sind die Haie Säugetiere?).
Ist das Tier vom Lande das durch Benennung durch den Menschen verletzte Tier, und das Tier aus dem Wasser der Schöpfungsdrache? (Bei welchem Tier braucht es Weisheit und Verstand, um seine Zahl – 666, die Zahl eines Menschen – zu entziffern?) Das Tier vom Lande ist von Gott gemacht (von der Erde hervorgebracht) und vom Menschen benannt, das Tier aus dem Wasser ist (wie Himmel und Erde und am Ende der Mensch) von Gott geschaffen.
Ob die Bibel in der Form, in der sie heute vorliegt, historisch wahr ist, ist eigentlich unerheblich. Franz Rosenzweigs Abwendung vom Historismus und Wiederentdeckung des Offenbarungsbegriffs ist ein erster Versuch, das zu begreifen. Nicht unerheblich (vielmehr von erheblicher geschichtsphilosophischer Bedeutung) ist, daß sie während der ganzen christlichen Geschichte als historische Wahrheit genommen worden ist (und hierbei eine Hilfe war, die Welt zu verstehen und in der Welt zu bestehen).
Der Personbegriff drückt zunächst einen ästhetischen und dann einen ökonomisch-juristischen Sachverhalt aus (Maske des Helden, Eigentümer, Träger des Namens und Subjekt der rechtlich-moralischen Zurechenbarkeit seiner Handlungen). Über dieses Vehikel ist – in der lateinischen Version – die Philosophie in die Theologie mit hereingenommen worden, die sie dann von innen zerstört hat (oder nur verpuppt?). Durchs Medium der philosophischen Reflexion hat die christliche Theologie sich entfaltet, wurde sie zugleich neutralisiert, unschädlich gemacht. (Das Dogma hat die Theologie unter Langzeit-Narkose gesetzt.)
Persona als Maske des Helden: Hängt das auch mit dem Ursprung des Geldes zusammen (Tragödie als Urform der Selbstreflexion des Kapitalismus)? Vgl. die Goldmaske des Priamus und Jesu Antwort auf die Steuerfrage („Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist“).
Der antike Begriff des Äons, der insbesondere in der apokalyptischen Literatur erscheint, hier vor allem durch Tiere symbolisiert wird, drückt genau die verschiedenen Gestalten der Weltverständnisse (die verschiedenen gesellschaftlichen Inertialsysteme) aus. Kann es sein, daß diese Äonenlehre zusammenhängt mit der kabod-Theologie, mit der an der Herrlichkeit Gottes sich orientierenden Theologie (die Lade im Tempel, Ezechiel, die Kerubim mit den die Äonen symbolisierenden Gesichtern – auch mit dem kreisenden Flammenschwert -, zuletzt die Merkaba-Mystik)? War diese Theologie das theologische Äquivalent des heidnischen Sternendienstes (und deshalb Herrschaftsmystik)? – Dagegen war die spätere Kabbala Schem-Mystik, Namens-Mystik.
Das Relativitätsprinzip ist gleichsam ein mimetischer Akt, in dem sich das Bewußtsein dem Inertialsystem gleichmacht (zugleich sich in seine Gewalt begibt). Das Entscheidende am Relativitätsprinzip ist, daß die Bewegung des Objekt gleichgesetzt wird einer Bewegung des Raumes. Diese Gleichsetzung ist eine Nivellierung der Subjekt-Objekt-Beziehung. Das Subjekt ist im gleichen System auch Objekt; aufgrund des Relativitätsprinzips sind beide austauschbar. Damit hängt es zusammen, daß der Inhalt der physikalischen Erkenntnis sprachlich fast nicht mehr zu vermitteln ist. Im Rahmen des „naturwissenschaftlichen Weltbildes“, zu dem es keine Alternative mehr zu geben scheint, sind die sinnlichen Empfindungsqualitäten, von der Farbe rot bis zur Sexuallust inmommunikabel geworden.
Wenn die Physik Ausdruck der Natur ist, dann ist eine Vergewaltigung Ausdruck der Frau (dazu wird sie dann ja auch in Strafrechtsverfahren in der Regel gemacht).
Bei der Erschaffung der Pflanzen und der Tiere wird unterschieden zwischen dem Wachsenlassen und dem Hervorbringen; beidemale ist die Erde das Subjekt.
Theologische Texte, deren Verständnis und Auslegung dem Indentitätsprinzip unterworfen wird (mit dem wir das Denken abschaffen, weil wir die Objektivität zum Herrn über das Denken machen), werden vergewaltigt. -
14.09.91
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Heiligung des Gottesnamens und dem „Du sollst Vater und Mutter ehren“? Wie steht das vierte Gebot zum Vater unser, in dem es nicht vorkommt? Welche Bewandtnis hat es damit, daß nach christlicher Tradition Josef nicht der Vater Jesu ist (obwohl der Stammbaum Jesu über Josef geführt wird) und Maria in diese halbmythische Sonderstellung (Jungfrauengeburt, Himmelskönigin) gebracht wird?
An die Erfüllung des Gebots „Du sollst Vater und Mutter ehren“ ist die Verheißung „Auf daß du lange lebst auf Erden“ geknüpft, an die Heiligung des Gottesnamens, die nach der jüdischen Tradition mit dem Martyrium zusammenhängt, schließt sich die Lehre von der Auferstehung der Toten an.
In der christlichen Tradition ist das Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“ eigentlich immer ähnlich verstanden worden wie der Satz: de mortuis nihil nisi bene. D.h. wir haben die Eltern immer wie Tote behandelt, wenn glaubten, sie ehren zu müssen. Das ist dann auf alle Autoritäten übertragen worden (Zusammenhang mit dem Hang aller autoritären Regime, auch der kommunistischen, zum Totenkult). In Wahrheit aber müßte das Gebot, die Eltern zu ehren, heißen: sie wie Lebende zu behandeln.
Tempelwirtschaft und Totenkult: Ist Amerika das moderne Babylon und Russland Ägypten? Waren die babylonische Tempelwirtschaft in der Praxis, die ägyptische Tyrannis – und Cheops, der „Verhinderer der Opfer“ – in der Theorie, dem Bewußtsein nach: atheistisch?
Der Dekalog und die Geldwirtschaft: ist nicht die Geldwirtschaft insgesamt eine Sünde wider das Gebot: „Du sollst nicht begehren …“? Ist nicht das Geld das institutionalisierte Begehren des Eigentums der anderen?
Kann es sein, daß der Fehler bei Marx darin liegt, daß er die Anlyse der Geschichte der Banken nicht in seiner Kapitalismus-Kritik mit einbezogen, das Schuldmoment, das Problem der Kreditschöpfung und die Frage: womit handeln die Banken? draußen vor gelassen hat (weil es den Konklusionen, auf die er sein Konzept abgestellt hatte, im Wege gestanden hätte)? Bei der historischen Analyse des Bankenwesens wäre er zwangsläufig auf die Geschichte der Schuldknechtschaft, des Ursprungs des Geldes im Kontext der Schuldknechtschaft, auf den Ursprung der Banken in der Tempelwirtschaft und den Zusammenhang der Geldwirtschaft mit der Geschichte der antiken Religionen gestoßen.
War es ein Zufall, daß die großen Astronomen wie Kopernikus und Newton gleichzeitig im Münzwesen tätig waren (wie auch der Ursprung der Banken mit dem der Astronomie in der babylonischen Tempelwirtschaft zusammenängt)?
Kann es sein, daß wir das Verhältnis der Gravitation zum Licht erst begreifen, wenn wir die Thermodynamik begreifen, und daß die Plancksche Strahlungsformel auch den Schlüssel für die Astronomie enthält? War der brennende Dornbusch (der brannte und nicht verbrannte) ein physikalisches Ereignis: ein Typos des Sternenhimmels wie das kreisende Flammenschwert des Cherub vorm Eingang des Paradieses (Vgl auch Ez1;10 und die Merkaba/Kabod-Mystik)? Und haben die Dornen und Disteln mit dem altorientalischen Sternendienst zu tun (gibt es ein Äquivalent zur Erzählung vom Sündenfall in den anderen altorientalischen Religionen)?
Unterschied zwischen Schem- und Kabod-Theologie (Schem = Namen: deuteronomistisch; Kabod = Herrlichkeit: Priestertradition?)
Sind die neuplatonischen Emanationslehren ihrer Struktur nach astrologisch gestimmt (Dionysius Areopagita)? Ihr Erkenntnisgrund wurde zerstört mit der Gravitationslehre (mit der hier eintretenden konkreten Beziehung zum Sündenfall).
Der Personbegriff ist der Kristallisationkern der Verdinglichung von Schuld und so eine der wichtigsten Voraussetzungen der modernen Aufklärung.
Indem die Kirche das Votum für die Armen auf sich selbst umgelenkt (in die Bereitschaft, auf Kritik beleidigt und durch Aggression zu reagieren: deren Formalisierung ist das Kirchenrecht) und die Schuld- in die Leidensmystik (in die Bereitschaft zum Selbstmitleid) umgeformt hat, hat sie zwangsläufig die politische in die private (im Zentrum dann Sexual-) Moral umlenken müssen. Und das ist ihr über zwei Jahrtausende gelungen.
Die mittelalterliche religiöse Erneuerungsbewegung, in deren Mittelpunkt die Reinigung der Kirche von der Pornokratie stand (Einführung des Zölibats und der Ohrenbeichte), hat die Sexualmoral so tief etabliert, daß sie seitdem zum character indelebilis des Christentums geworden ist. Und dieser character indelebilis ist ein Epizentrum des anderen, der seitdem nach katholischer Auffassung das Priestertum charakterisiert. Die Sexualmoral war die Voraussetzung für den Objektivitätsbegriff in der katholischen Sakramentenlehre und im Ritus. Der Protestantismus ist der innerkirchliche Reflex der kopernikanischen Wende. Ähnlich hängt die unaufgeklärte Geschichte der Naturwissenschaften bis heute mit der Selbstbindung der Kirche, ihrer Unfähigkeit zu lösen, zusammen.
Oswald Lowetz: Hier kann der Universitätsprofessor nicht anders, hier muß er die Schöpfung des Himmels und der Erde in eine Erschaffung des Universums umformen (was ist der Unterschied zwischen der Schöpfung und Erschaffung; liegt der Unterschied in der Beziehung zum Objekt? Die Umkehrung macht’s deutlich: Himmel und Erde sind nicht erschaffen, das Universum ist nicht geschöpft).
Zur Sprachlogik der Schrift (vgl. Fall und Empörung): Die Erde gründen und den Himmel aufspannen: die Erde ist der Inbegriff der Herrschaft der Beweislogik, während der Himmel vor der verdinglichenden Gewalt der Beweislogik sich verflüchtigt, dessen Aufgespanntsein mit dem langen Atem dessen zusammenhängt, der Bücher nicht aus Zettelkästen produziert. Diese Spannung schließt mit ein: die Schuld der Welt (die Last der Vergangenheit) auf sich nehmen, und das scheint niemand mehr zu ertragen. Die Hektik des Begründens mit dem langen Atem des Aufspannens verbinden: Seid klug wie die Schlange und arglos wie die Tauben.
Wie verhalten sich Begründung und Rechtfertigung? -
12.09.91
Die Probleme der drei großen monotheistischen Religionen heute gründen u.a. darin, daß die modernen Naturwissenschaften schon von ihrem Ansatz her das für alle drei Religionen geltende Bilderverbot (so wie die kapitalistische Ökonomie das Zinsverbot) verletzen, ohne daß eine Alternative sichtbar wäre. Der Fundamentalismus, der alle drei Religionen von innen (bei ihren treuesten Anhängern) bedroht, ist insofern eine Antwort auf diese Situation, als er Ausdruck davon ist, daß – wie es scheint – Rettung nur noch auf der Grundlage des Verrats möglich ist, daß der Verrat mit eingebaut ist und nur die Komplizenschaft des Opfers der Vernunft diese Religionen noch am Leben erhält. Diese Komplizenschaft gleicht in allen drei Religionen nicht zufällig der faschistischen, sie ist Ausdruck des Schicksals und der Gewalt der Bekenntnislogik unter den Bedingungen des derzeitigen Stands der Aufklärung.
Durch die Naturwissenschaften (und durch die Form der kapitalistischen Ökonomie) ist die Sünde gleichsam in die Struktur der Welt mit eingewandert; diese Sünde ist die (fast unaufhebbare) Last der Vergangenheit, die sich durch die Reproduktion der Welt hindurch reproduziert, und die durch keine individuelle Moral mehr aus der Welt entfernt werden kann. Es gibt keine reale Beziehung der Moral zur Unschuld mehr; der Begriff der Unschuld selber ist keine moralische Kategorie mehr, sondern einzig eine theologische. Die Vorstellung, daß es auch einen moralischen Begriff der Unschuld gebe, leugnet die Gottesfurcht und befördert das Herrendenken.
Reflexionsbeziehungen sind unkenntlich gemachte Herrschafts- und Schuldbeziehungen; sie begründen den Verblendungszusammenhang. Das Eine ist das Andere des Anderen: Hierin (in dem Primat des Anderen: auch der Personbegriff ist eine Reflexionskategorie und steht unter diesem Primat des Anderen) gründet der Hinweis Rosenzweigs auf die verandernde Kraft des Seins.
Der Raum ist das Modell aller Reflexionsbegriffe: Im Raum ist in der Tat eine Dimension wie die andere. Und das Inertialsystem gründet in der Verräumlichung der Zeit: im Begriff der Bewegung, der die Zeit in eine quasi-orthogonale Beziehung zum Raum setzt.
Die Umkehr wird heute eher durch das Bild von der Heilung von den sieben bösen Geistern beschrieben als durch ihr räumliches Vorbild (obwohl sie hierin ihre Wurzel hat: Im Angesicht und hinter dem Rücken; unter der Herrschaft der Reflexionskategiren verschwinden das Licht und das Angesicht). Das Inertialsystem (als Grund der Reflexionsbegriffe) hat den Begriff der Umkehr nur scheinbar gegenstandslos gemacht.
Idolatrie und Opfer gehören zur Vorgeschichte der naturwissenschaftlichen Aufklärung. Sie sind Frühformen des Herrendenkens (der Objektivation und Instrumentalisierung), das dann in der Form des Inertialsystems und seiner vergegenständlichenden Gewalt sich sedimentiert und stabilisert hat, wie es scheint: fast irreversibel.
Drewermanns Kritik des Anthropozentrismus leugnet das Antlitz Gottes.
Der Personbegriff ist ein Produkt der Bekenntnislogik; seine theologische Anwendung ist der Grund der Selbstzerstörung der Theologie (Wiederkehr des Verdrängten).
Die Universität ist der Grund des Universums. Ist der gekreuzigte Logos nicht ein Realsymbol des Inertialsystems? Und ist das „gekreuzigt, gestorben und begraben“ nicht die Geschichte der Naturwissenschaft (so, daß eigentlich nur noch das „abgestiegen zur Hölle und auferstanden von den Toten“ fehlt)?
Hegel hat am Ende den Abstraktionsprozeß mit der Auferstehung verwechselt. Genau das drückt sich in seinem Begriff der Aufhebung aus.
Hegels Leidensmystik (dem Negativen standhalten) ist gnostisch: er meint, er könne sich mit dem Negativen, den Verhältnissen abfinden, wenn er sie nur durchschaut.
Wer oder was ist Mamre (heiliger Ort mit Terebinthen bei Hebron; Abraham und Isaak)? Und wer sind die kanaanitischen Völker, wenn die Amoriter die Perser sind und die Hethiter die Hethiter?
Die Abraham-Geschichte, die voller Anachronismen ist, wird erst durchsichtig, wenn man die Schwierigkeiten (das Verständnis der Realien) häuft und nicht harmonisiert.
Von Abraham und von Isaak (sowie von den Hebräern in Ägypten; auch noch von anderen?) wird immer wieder gesagt, daß sie als Fremde im Lande leben. (Kann es sein, daß das Verhältnis Elohim / Jahwe mit dem von Herbäern und Israeliten, d.h. mit der Komposition der Schrift zu tun hat?)
Woher kommt diese merkwürdige Rezeption des Begriffs des Philisters in der deutschen Burschenschaftsbewegung?
Gibt es bei Marx Materialien, Hinweise zur Geschichte der Banken?
Die Geschichte der tendentiellen Privatisierung des Christentums (die Umformung der politischen Moral in die christliche Sexualmoral) ist eins mit der Geschichte der Verinnerlichung und Vergesellschaft von Herrschaft (der Immunisierung der Religion gegen Herrsschaftskritik). Sie schlägt heute in einer Weise auf das Christentum zurück, die eigentlich nur noch im Bilde der Selbstverfluchung zu fassen ist.
Zu den Folgen der christlichen Sexualmoral gehört auch die Unfähigkeit, das „Alte Testament“ überhaupt noch zu verstehen. Durch die christliche Sexualmoral sind die Bibel-Leser zu Antisemiten geworden (bis hinein in die christliche Bibel-Wissenschaft).
Adornos Satz über das erste Gebot der Sexualmoral ist ein spätes Echo des augustinischen Satzes: ama et fac quod vis. Die Liebe ist die die verdinglichende und instrumentalisierende Gewalt der Anklage auflösende Macht.
Das Wort Johannes‘ XXIII. „Ich bin Joseph euer Bruder“ trifft den Sachverhalt genauer als er selber wahrscheinlich meinte; darin klingt auch die Rolle Josephs in Ägypten: in der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals und der Enteignung des Volkes, nach.
Zu Anfang: die Wormser Chassidim, nach dem Hinweis auf Hegels Erörterungen zum Problem des Anfangs der Philosophie; am Ende: der Taumelkelch. -
11.09.91
– Pater noster: Kritik des Patriarchats (Vergöttlichung der Vaterschaft ist keine Rechtfertigung der irdischen Väter); die ganze Schöpfung harrt auf die Freiheit der Kinder Gottes.
– qui es in caelis: die Himmel haben sich aus dem räumlichen in die zeitliche Dimension verlagert (Plural, weil er – für uns? – noch in getrennte Himmel zerstreut ist; Kritik des Identitätsprinzips: des Bekenntnisses; wird er am Ende alles in allem oder – nach Rosenzweig – Einer sein?).
– sanctificetur nomen tuum: die Heiligung des Gottesnamens schließt die Kritik des Begriffs: des Herrschafts-, Schuld-und Verblendungszusammenhangs und seiner Geschichte mit ein: Ende der Theologie hinter dem Rücken Gottes, Beginn der Theologie als Herrschaftskritik durch Übernahme der Schuld der Welt und Auflösung des Verblendungzusammenhangs, Heraustreten aus dem blinden Fleck, in dem wir uns selber stehen.
– adveniat regnum tuum: das Reich, in dem Gerechtigkeit und Friede sich küssen.
– fiat voluntas tua sicut in caelo et in terra: Warum hier Himmel im Singular? Einheit des Himmels durch Entkonfessionalisierung (statt Ökumene), durch Einsicht, daß getrennte Konfessionen nur durch Gewalt vereinigt werden können; Reflex des Scheins im Bekenntnisprinzip, der sich auflöst durch Umkehr zum „Willen Gottes“: sein Antlitz, das über uns leuchten möge.
– panem nostrum cottidianum da nobis hodie: Uns, nicht mir; gefordert ist eine Wirtschaftsweise, die alle nährt und kleidet, nicht nur die „Eigentümer“.
– et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris: hier die einzige Stelle, an der nicht bloßer Wunsch oder Bitte, sondern unser praktischer Anteil, die Forderung an uns benannt wird: daß wir unsern Schuldnern die Schuld erlassen (theologischer Antikapitalismus).
– et ne nos inducas in tentationem: laß uns die Versuchungen erkennen, die heute direkt in die Katastrophen führen (in denen wir durch unser Handeln selbst bewußtlos die Katastrophen herbeiführen), nimm die Verblendung von uns, die zum Grund aller Versuchungen geworden ist.
– sed libera nos a malo: löse den gesellschaftlichen Grund des Herrschafts, Schuld- und Verblendungszusammenhangs. -
06.09.91
Turmbau zu Babel, Babylonische Sprachverwirrung: Herrendenken (Astronomie, Sternendienst, Idolatrie, Tempelwirtschaft), Ursprung des Begriffs; verwirrende Gewalt der Reflexionsbegriffe (Taumelkelch, „kein Glied nicht trunken“); Ursprung und Charakter der „sumerischen“ (chaldäischen) Sprache (Grundlage der semitischen und anderen Sprachen), Abtrennung der „Hebräer“ (Abraham aus Ur in Chaldäa). Woher kommen die Philister, Amalekiter, Hetiter bei Abraham, wie kommt Abraham noch Ägypten; welche Bedeutung haben die Könige um Sodom und Gomorra (mit den 318 Kriegern des Abraham, der Geschichte um Lot und den Untergang Sodoms und Gomorras); wer ist Sara (steckt Sara in Israel)?
Terach, der Vater Abrams, zog mit Abram, Lot und Sarai von Ur in Chaldäa nach Haran, Abram mit Sarai und Lot nach dem Tode Terachs von Haran nach Kanaan.
Abraham schickt seinen Knecht in „seine Heimat zu seiner Verwandschaft“, nach „Mesopotamien, in die Stadt Nahors“, um von dort eine Frau (Rebekka) für seinen Sohn Isaak zu holen (Gen 244;10). Rebekka war „die Tochter des Aramäers Betuel aus Paddan-Aram, eine Schwester des Armäers Laban“ (Gen 2520)
Lot ist ein Sohn Harans (des Bruders von Abram und Nahor) sowie ein Bruder der Milka (der Frau des Nahor und Großutter der Rebekka und des Laban, sowie Urgroßmutter der Lea und Rahel) und der Jiska (Gen 1129).
Was bedeutet der Name Lot (Involutus: der in Dunkel Gehüllte; Colligatus: der Gebundene, Gefesselte; Abram: Pater excelsus, Abraham: Pater multitudinis)? Lots Weib ist namenlos, von ihr wird nur gesagt, daß sie im Anblick der Katastrophe zur Salzsäule erstarrt. Aber sie gehört (über die Moabiterin Rut) mit in die Ahnenreihe Davids und Jesu (vgl. Tamar, Rut, Lots Weib und die Töchter Lots).
Gibt es einen Zusammenhang des sowjetischen Totenkults (Lenin-und Stalin-Mausoleum: Pyramiden, pharaonischer Charakter des Sowjet-Marxismus) mit der Instrumentalisierung des Marxismus (Projektion ins Vergangene, Anpassung an das Gesetz der kapitalistischen Welt, Enttäuschung der Parusie-Erwartung, Subsumtion unter die christologische Bekenntnislogik)? Gilt eigentlich die vor dreißig Jahren diskutierte Konvergenztheorie immer noch (liegt Babylon im Westen)?
Zur Ursprungsgeschichte der Welt (babylonische Sprachverwirrung, Ursprung des Staates und der Philosophie, Name und Begriff) vgl. F.J. Hinkelammert: Der Glaube Abrahams und der Ödipus des Westens (Münster 1989), insbesondere sein Gesetzes-Verständnis (Gesetz = Inbegriff der Welt; die erste nicht antisemitische Paulus-Interpretation). Die nach meiner Kenntnis beste Kritik der Opfertheologie.
Hinkelammerts Begriff der „normativen Ethik“ (der Gesetzes-Ethik) entspricht genau der Kritik der moralischen Urteilslust („der Ankläger hat immer Unrecht“). Sie folgt einem Begriff des Sündenfalls, der „Erbschuld“, die an der „Erkenntnis des Guten und Bösen“ sondern orientiert, die traditionelle christliche Lehre von der Übertragung der Erbschuld durch Sexualtät (und von der Verdammung der sexuellen Lust) korrigiert.
Zum „pathologisch guten Gewissen“ sh. S. 43. Daß diese Sünde ohne Schuldbewußtsein „keine persönliche Sünde“ ist (ebd.), weist zurück auf den Ursprung und die Bedeutung des theologischen Person-Begriffs (die Möglichkeit des „pathologisch guten Gewissens“, die moralische Desensibilisierung, ist dem theologischen Personbegriff, genauer: der theologischen Sanktionierung des juristischen Personbegriffs, zu danken: das paulinische „Gesetz“ ist durch den Person-Begriff ins Trinitäts-Dogma, ins Zentrum der orthodoxen Theologie eingewandert). -
30.08.91
Das Verständnis der speziellen Relativitätstheorie, ihrer Beziehung zum Objekt, dürfte nicht schwieriger sein als das des Bankengeschäfts und seiner Beziehung zur Wirtschaftsstruktur (vgl. Baecker: Womit handeln die Banken? Ffm 1991).
Der Verdinglichungsmechanismus besteht darin, daß ich etwas zu einem Ding mit festen Eigenschaften mache: z.B. jemanden, der gemordet hat, zu einem Mörder. Ich mache so eine Tat zu einer festen Eigenschaft, die sich nicht mehr ändern läßt; das Prädikat zu einer begrifflichen Bestimmung des Subjekts: zum Begriff. Auch der Adelstitel ist ein „Prädikat“, und jedes Prädikat eine Bewertung. Genau diesem Konzept gehorcht auch der Antisemitismus und der ist ohne den Rassismus ebenso wenig zu haben wie die Nobilitierung eines ganzen Volkes durch den gleichen Arier-Rassismus. Dieser Antisemitismus hat seine nur scheinbar harmlosen Vorläufer in der nationalistischen Geschichtsschreibung, zu deren Folgen unter anderem neben der antisemitischen Interpretation der ebenfalls national verstandenen Propheten und der Schrift insgesamt auch die Erfindung der Sumerer gehört. Modell dieses Verdinglichungskonzepts sind die Naturwissenschaften, die ein System aus lauter Prädikaten sind. Hier liegt der Ursprung der Mathematik, deren Vorgeschichte unter diesem Gesichtspunkt zu prüfen wäre (Sprache der Sumerer, „Turmbau zu Babel“, Ursprung der Idolatrie).
Die Ontologie entspringt mit dem Staat und mit dem Weltbegriff und stabilisiert beide; sie ist Erbe der Idolatrie und des Opfers; ihr genetisches Zentrum ist die Schicksalsidee.
Bei der Benennung der Tiere hat Adam nur die Arten benannt; die sind aber keine „Gefährten“ des Menschen.
Warum wendet Luhmann seine Systemtheorie nicht auf die Physik an?
Rechtfertigt Baecker („Womit handeln die Banken?“, Ffm. 1991) durch sein Konzept nicht die Funktion der Banken in diesem Wirtschaftssystem auf eine Weise, die eigentlich Anlaß zu begründetster Sorge wäre? Die Risiken, die die Banken verwalten und gegen die sie sich durch ihr Mangement absichern müssen, um die Stabilität des Wirtschaftsprozesses zu sichern: die Konsequenzen sind deutlich geworden in der „Wende“ in der deutschen Nachkriegspolitik, als alle Leute begriffen haben, was passiert, wenn diese Grundfakten nicht beachtet werden. Diese Risiken sind nur die offen zutage liegende Kehrseite der Verhältnisse, die die Existenz der Mehrheit der Bevölkerung bedroht.
Was würde eigentlich dabei herauskommen, wenn heute jemand Rosa Luxemburgs „Akkumulation des Kapitals“ und Rudolf Hilferdings „Finanzkapital“ auf den heutigen Stand der Dinge fortschreiben würde?
Die Katastrophen dieses Jahrhunderts, aus denen wir soviel gelernt haben, daß wir sie zur Zeit in die Dritte Welt exportieren, waren ja keine bloß ideologischen, sondern reale ökonomische Katastrophen.
Die Kreditschöpfung: eine creation ex nihilo. Beim deutschen Schöpfungsbegriff schwingt die Assoziation mit, daß jemand mit einer Schöpfkelle aus einer Flüssigkeit (einer Ursuppe gleichsam) „schöpft“. Das Flüssige, das Wasser (der erste Begriff der Philosophie übrigens), hat in biblischem Zusammenhang die Nebenbedeutung sowohl der Schuld, des Schuldzusammenhangs, als auch der Völker. Der Chaosdrache und das Tier aus dem Wasser gehören hier her. Aus einem solchen Medium (der Schuld und ihres kollektiven Ursprungs) „schöpft“ auch die „Kreditschöpfung“. -Ist das Geld, das eine Bank im Falle eines Kredits verleiht, real oder spekulativ; oder: ist diese Alternative real?
Die Frage „Womit handeln die Banken?“ ist präziser zu beantworten, wenn man den Baecker aus dem Verblendungsbann der Systemtheorie herauslöst. Die Banken handeln mit dem Tod, dessen Nichts so real wird.
Der real existierende Sozialismus ist u.a. daran gescheitert, daß er das Problem der Beziehung von Theorie und Praxis nicht ernst genug genommen hat. Die Vorstellung, die auf der unreflektierten Tauschprinzip-Theorie basiert, daß der Marxismus ein gleichsam technisches Konzept zur Beherrschung der wirtschaftlichen Prozesse biete, die die kapitalistischen Folgen vermeidet, war falsch. Dieser Instrumentalismus war ohne einen dann allerdings nur dilettantisch gehandhabten (Staats-)Kapitalismus nicht möglich. Der hatte dann weit schlimmere Folgen als der reale Kapitalismus. Lukacz hat das in „Geschichte und Klassenbewußtsein“ noch gewußt, dann aber schnell (und verzweifelt) verdrängt. Daß in diesem System dann so abenteuerliche Existenzen gedeihen konnten wie Schalck-Golodkowski, auch Mielke und Honegger, war kein Zufall. Zugrunde lag das durch die christliche Tradition abgesegnete Bekenntnis-Syndrom: die Vorstellung, daß das Bekenntnis zur Wahrheit hinreiche, um diese Wahrheit real werden zu lassen; sie hat wie im Christentum nur die schlaue Heuchelei und die Gemeinheit befördert und honoriert. Dadurch unterscheidet sich der Zusammenbruch des Sozialismus von der Niederlage des Faschismus, daß er die (durch Mißbrauch als Bekenntnis-Ideologie diskreditierten) Mittel, die eigene Situation zu begreifen, den Opfern aus der Hand geschlagen hat, und daß jetzt das Land Sündenböcke braucht. Deshalb glaubt man, die Probleme auf dem gleichen Bekenntniswege lösen zu können, der in die Katastrophe hineingeführt hat, während gleichzeitig diejenigen, die wirklich an den Hebeln der Macht sitzen, es besser wissen und sich ins Fäustchen lachen.
Die Wahrheit opponiert nicht der Lüge, sondern dem „Falsch-Zeugnis-Geben“. Die Lüge gehört bereits in den Kontext der verdinglichten, entmächtigten Wahrheit; Grundlage ist der Weltbegriff. Franz Rosenzweigs Begriff der „Bewährung“ macht das praktische (in letzter Konsequenz das herrschaftskritische) Moment an der Wahrheit kenntlich. Dieses Moment haben Juden unter der Idee der Heiligung des Gottesnamens verstanden (und die Christen – wie ihre eigene Theologie insgesamt – nicht verstanden).
Der Ödipus-Konflikt ist ein welthistorischer Konflikt, und zwar sowohl individuell wie auch gesamtgesellschaftlich. Die Möglichkeit der objektiven Anwendung des Verdrängungsbegriffs gründet in seinem Verhältnis zur Zeit. Verdrängt wird etwas Zukünftiges und Vergangenes zugleich, oder mit der verdrängten Vergangenheit wird zugleich ein Stück Zukunft verdrängt. Dieser Verdrängungsmechanismus konstituiert seit den Anfängen der griechischen Philosophie bis hin zu den modernen Naturwissenschaften den Begriff. (Dazu ein direktes Bespiel: Zwei Sechsjährige, ein Junge und ein Mädchen, fahren mit ihren Fahrrädern daher; ein anderer Sechsjähriger ruft den beiden mit offenkundig hämischem Ton nach: „Na, ihr beiden Verliebten.“)
Zur Konstruktion der Häme: Hier vermischt sich aufs trübste der Gestus der moralischen Überlegenheit, des moralischen Urteils, mit dem des schlecht verhohlenen Neids gegen den, über den man sich erhaben dünkt, indem man sich mit dem moralischen Urteil gemein macht.
Die Erkenntnis des Guten und Bösen ist die Klugheit der Schlange („Seid klug wie die Schlangen …“); sie ist die Erkenntnis auf die sich der Begriff der Umkehr bezieht.
Ist die Schöpfung die Umkehr des Chaos, und der Geist über den Wassern das Prinzip dieser Umkehr?
Sind Jahwist und Elohist nicht nur nebeneinander existierende (aus „verschiedenen Quellen“ stammende) Teile der Schrift, sondern durch eine Umkehrähnliche Relation aufeinander bezogen, und steckt in dieser Unterscheidung so etwas wie ein innertheologischer Reflex der babylonischen Sprachverwirrung?
Welche Sprachen wurden in Babylon gesprochen außer der sumerischen? Gibt es einen Sprachatlas der Antike?
Nur für die zerstreuten Leser (und die nationale Geschichtsschreibung, die sich an zerstreute Leser wendet) ist der eigentliche Gehalt der Schrift nicht sichtbar. Aber die heutige Schriftauslegung und der heutige Schriftgebrauch aller Kirchen hat die Zerstreutheit zur Grundlage (theologischer Grund ist offensichtlich). Die wesentlichsten Einsichten ergeben sich erst aus dem konzentriertesten Studium der Details.
Die Josephs-Geschichte: oder die Geschichte der Getreide-Versorgung als Teil der Geschichte der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals (des Zusammenhangs von Privileg und Diskriminierung, Askese und Ausbeutung). Er holt die eigene Familie ins Land und liefert sie dem Schicksal derer aus, deren Schicksal er selber durch die Behandlung der Hungerkrise bestimmt hat.
Wie kommen die Philister und Amalek in die Abraham-Geschichte?
Fundamentalisten sind Religions-Hooligans.
Der Dogmatisierungsprozeß, die Entwicklung des Dogmas, vertritt den Ödipus-Konflikt in der Kirchengeschichte.
Konzept:
– Im Angesicht/hinter dem Rücken,
– Objektivation und Instrumentalisierung,
– Raum und Zeit, Geld, Bekenntnis,
– Ödipus-Konflikt: Ursprung des Weltbegriffs, des Säkularisationsprozesses; Philosophie und Ursprung der Weltreiche („Babylon“),
– Begriff und Namenlehre; Herrschaft und Erkenntnis (Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhang),
– Herrschaftskritik, Übernahme der Schuld der Welt, Auflösung des Verblendungszusammenhangs, Idee des Heiligen Geistes,
– Anklage, Gericht, Verteidigung, Sprachphilosophie,
– Natur und Welt, oder Bemerkungen zur feministischen Theologie
Rosenzweigs Erinnerung an den Tod: Umwandlung in ein Gedenken der Toten. Der Tod als das Sterben der anderen scheint in Rosenzweigs Konzept zu kurz zu kommen. Darauf bezieht sich die Lehre von der Auferstehung der Toten.
Im Angesicht Gottes leben, schließt die wahnwitzige Hoffnung auf die Auferstehung der Toten mit ein; ist diese Hoffnung als nicht nur kontemplative, sondern als aktive Hoffnung denkbar? Ist eine Praxis denkbar, die dieser Hoffnung entspricht, aus ihr sich nährt?
Zu Reinhold Schneiders Satz „Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten …“: Welches Schwert hat er hier gemeint? Das der direkten Bedrohung durch den Faschismus, die Gefahr des Terrors, die Möglichkeit des Martyriums, oder das Schwert, das den bedroht, der durch Komplizenschaft mit dem Faschismus, durch die Mittäterschaft an Auschwitz, mitschuldig geworden ist?
„… und diese Welt den richtenden Gewalten durch ein geheiligt Leben abzuringen“: das scheint schon wieder eindeutig zu sein.
Das „Ehe Abraham war, bin ich“ drückt eine Zukunft aus, die in die Vergangenheit Abrahams hineinscheint und jetzt präsent ist.
Das „hinter dem Rücken“ ist der Verdinglichung äquivalent. Wenn ich eine Sache hinter ihrem Rücken betrachte, nagele ich sie fest auf ihre Eigenschaften, mache ich das Prädikat zum Herrn über das Subjekt, fälle ich ein Urteil (Urteile werden gefällt!), setze ich es als vergangen, als nicht mehr zu ändern.
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie