Die Tatsache, daß der Kapitalismus nur über seine erweiterte Reproduktion sich stabilisieren läßt (Geldwertstabilität und Standort Deutschland), ist eine Folge der Entropie in der Ökonomie: der Verwertung der Armut.
Gibt es eine Untersuchung über die Entstehung der Bibelübersetzung Luthers und ihre Bedeutung für die Ursprungsgeschichte der deutschen Schriftsprache? Wenn Luther für seine Bibelübersetzung die Kanzleisprache gewählt hat, ist das nicht ein Hinweis auf die Affinität seiner Theologie zu dieser Sphäre?
Kannte Hegel schon das Substantiv, oder ist das eine spätere Erfindung? Kann es sein, daß das Substantiv (Hegels Substanz als Subjekt?) gleichsam das schwarze Loch der Hegelschen Philosophie ist, das sie ganz in sich aufgesogen, ihre Strahlungskraft zerstört hat?
War die ideologische Krise der Physik in den zwanziger Jahren nicht auch ein Indiz für das Schwinden der legitimatorischen Kraft der Naturwissenschaften?
Vergleich der invisible hand mit dem newtonschen Konzept des absoluten Raumes.
Das Inertialsystem hat die Erinnerung zu einer folgenlosen Sache gemacht (es hat sie neutralisiert und die Vergangenheit zu einem Gegenstand des Zuschauens, der Kontemplation gemacht); erst so war die historische Erforschung der Vergangenheit möglich, aber nur als Herrschaftsgeschichte.
Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren: War das die Geburtsstunde der Astronomie?
Wenn Kant den Raum als subjektive Form der Anschauung begreift, so bezieht sich das nicht auf „den Raum“, sondern auf sein Erzeugungsgesetz. Und die Antinomien der reinen Vernunft, die sich auf die transzendentale Ästhetik beziehen, erzwingen eigentlich die Reflexion dieses Erzeugungsgesetzes. Das Gelingen dieser Reflexion ließe sich daran ermessen, ob es gelingt, daß die Naturwissenschaften sich selbst durchsichtig werden.
Ist das Christentum nicht zugleich die Finsternis über dem Abgrund und der Geist über den Wassern (und beziehen sich darauf die Ideen der descensio ad inferos und der resurrectio mortuorum)?
Wenn Prigogine den „Zeitpfeil“ (das Moment der Irreversibilität an der Zeit) an die Entropie anschließt (und den Zerfall als eine Gestalt des Werdens ansieht), wird dann nicht wiederum (wie in der Kausalitätsdebatte nach dem Ersten Weltkrieg) die Physik als Rechtfertigungsmittel der Ökonomie mißbraucht?
Kausalität
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16.12.1994
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7.12.1994
Das Geld (der Marktautomatismus) läßt die Armen schuldig werden (die Begründung findet sich dann schon). Das war der Grund, weshalb seit den Kirchenvätern die concuspicentia als Träger der Erbschuld begriffen wurde: Opfertheologie und Vergöttlichung Jesu, Folgen der Instrumentalisierung des Kreuzestodes, gehorchten gleichsam in vorauseilendem Gehorsam immer schon der Logik des Kapitals; so haben sie ihr vorgearbeitet. Eine wichtige Rolle in diesem Prozeß spielte die neudefinierte Funktion der Sexualmoral, der die Kirche verfallen ist, weil sie den Mechanismus nicht durchschauen konnte. (Vgl. hierzu Hinkelammert, Kritik, S. 269ff, insbesondere auch die Anm. S. 271, sowie den transzendentallogischen Zusammenhang des Marktautomatismus mit dem Inertialsystem.)
Der „persönliche Gott“ ist der magische Helfer der Einsamen, der Gott der Sexualmoral.
Läßt sich die Beziehung von Barbaren und Hebräern aus der unterschiedlichen Stellung zur Schuldknechtschaft, und d.h. zur Logik des Kapitals, herleiten?
Der Erkenntnisbegriff reicht weiter als der des Wissens. Es war der Grundfehler des deutschen Idealismus, daß er beide in eins gesetzt hat. (Hängt nicht auch das mit dem Wort vom Rind und Esel zusammen: das Rind ist ein Opfertier, während die Erstgeburt des Esels durch ein Lamm ausgelöst wird?)
Die prophetische, die messianische und die parakletische Erkenntnis sind drei Stufen der Erkenntnis, die auf die Trinitätslehre zurückweisen (auf die Gründe des Antijudaismus, der Ketzerverfolgung und der Frauenfeindschaft). Hat die dritte Leugnung etwas mit der Sünde wider den Heiligen Geist zu tun, die Selbstverfluchung Petri mit der Leugnung der parakletischen Form der Erkenntnis?
Das Urteil ist das Instrument der Veranderung oder der Verweltlichung des Denkens.
Joch und Last: Wird mit dem Jesaia-Wort nicht die Sünde der Opfertheologie bezeichnet, die das Auf-sich-Nehmen der Last, der Sünde der Welt, zum Joch (zur Last für andere) gemacht, es zur Rechtfertigung der Unterdrückung benutzt hat? Die Last nehme ich auf mich, das Joch lege ich anderen auf. Und das ist die Verführung des Inertialsystems wie auch des Tauschprinzips (insgesamt des Schuldverschubsystems), daß sie Last und Joch identifiziert. Adornos Kritik des Identitätsprinzips zielt genau auf diesen Sachverhalt. Der Satz über Rind und Esel enthält die Kritik des Weltbegriffs, der die Identifizierung von Joch und Last zur Grundlage hat. Vgl. hierzu Rosenzweigs Satz: Nur wer die Last auf sich nimmt, befreit sich von ihr, oder auch das Jesus-Wort: Mein Joch ist sanft und meine Bürde leicht (Mt 1130).
Die Philosophie, und nach ihrer Hellenisierung auch die Theologie, hat seit je das Herrendenken frei- und seine Opfer schuldiggesprochen.
Erwarten sich die Menschen heute nicht von der Religion und von der sie beherrschenden Gottesvorstellung einen Schutz gegen Gott? Die Idee des Absoluten ist nicht nur ein grandioses philosophisches Konstrukt, sondern das Produkt der Instrumentalisierung Gottes, das die Religion heute beherrscht. Mit der Instrumentalisierung Gottes wird das Aggressionspotential, das in uns steckt: die unaufgearbeitete Schuld, auf die Außenwelt abgeleitet; vergessen wird, daß die Sündenvergebung ans Sündenvergeben gebunden ist.
Drückt sich beim Hinkelammert (in den Partien, in denen er über Popper nur schimpft) nicht noch ein Stück Hilflosigkeit aus?
Dieser ungeheuerliche Mechanismus: Wir haben die Armut in die Dritte exportiert, und nutzen sie nun als Hebel, um sie über den Lohndruck, den sie heute erzeugt, wieder zu reimportieren.
Massen sind nur durch ihr „Gewicht“ in einem Gravitationsfeld (auf einer Waage) meßbar. Ist diese Logik auf den Ursprung des Gravitationsfeldes (beim fallenden Apfel auf die Erde, beim Planetensystem auf die Sonne) überhaupt anwendbar, übertragbar? Können die Sonne, die Erde, der Mond oder die Planeten gewogen werden?
Merkwürdige Vermischung von Empirie und Logik: „Den entscheidenden Erkenntnisfortschritt über den Anfang unseres Universums hat 1929 der amerikanische Astronom Edwin Powell Hubble bewirkt. Er stellte bei seinen Beobachtungen im Weltall fest, daß je weiter die Galaxien von uns entfernt sind, sie umso schneller von uns wegfliegen.“ (Amand Fäßler, Direktor des Instituts für theoretische Physik und Dekan der Fakultät für Physik der Universität Tübingen, in Publik Forum vom 02.12.94, S. 50). Hubble hat die Rotverschiebung der Spektrallinien der Sterne in Abhängigkeit von ihrer Entfernung entdeckt. Die Vorstellung der Expansion des Weltalls beruht auf einer Interpration dieses Sachverhalts auf der Basis des Doppler-Effekts. (Auf S. 52 fordert Fäßler: „Wir müssen gegenüber allen Ideologie sehr skeptisch sein …“)
Was das kopernikanische System so nützlich gemacht hat, war, daß man sich dieses Planetensystem so schön vorstellen konnte, daß man es auf eine Bildebene projizieren (es der Logik der Schrift unterwerfen) konnte. Die Vermittlung dieses Bildes durch die Logik der Schrift blieb unreflektiert. So wurde die Unterscheidung zwischen dem Im Angesicht und dem Hinter dem Rücken gegenstandslos: Es gab nur noch ein Hinter dem Rücken. Dieser Schritt hat die „Wirklichkeit“ zur Erscheinung gemacht. Nicht zufällig hat Kant sein Konstrukt der transzendentalen Ästhetik, der subjektiven Formen der Anschauung, aus denen die transzendentale Logik abgeleitet ist, als eine Konsequenz aus der „kopernikanischen Wende“ verstanden.
War nicht die machsche Kritik der Atomistik ein Versuch der Rekonstruktion des Objekts aus Empfindung und Logik, der sehr kantisch ist, zugleich ein Reflex der Probleme der damaligen Äthertheorien? Die Auflösung dieses Problems (u.a. durch die spezielle Relativitätstheorie Einsteins, durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit) war einer der Gründe des Ursrpungs des Neopositivismus, des logischen Empirismus, für den die Rekonstruktion des Objekts aus dem Chaos der Empfindungen nicht gelöst, nur obsolet geworden ist. Die veränderte Logik der neuen Naturwissenschaften (die mit der veränderten Logik der Ökonomie aufs merkwürdigste konvergierte) drückte dann in veränderten Positionen sich aus (Problem der Kausalität, der Anschauung, des „Beobachters“). Das ist das Problem der Beziehung der Naturwissenschaften zum „kulturellen Milieu“. Aus dem Konstitutionsproblem wurde ein innerlogisches Problem, dessen Gegenstandsbedeutung ungeklärt geblieben ist (vgl. Poppers „Falsifikations“-Theorem).
Wer an der Atomvorstellung festhält und weiterhin nach den letzten Bestandteilen der Materie sucht, wird sich damit abfinden müssen, daß er auf immer neue Zwiebelschalen stößt.
Wer die Postmoderne für ein weltanschauliches Problem, gleichsam für ein Bekenntnisproblem, hält, verharmlost das Problem; die Postmoderne spiegelt in Wahrheit die innerlogischen Probleme des derzeitigen Standes der Aufklärung wider.
Sind die flektierenden Sprachen nicht Fortbildungen der agglutinierenden Sprachen, die Affixbildungen Weiterbildungen der Determinanten, die selber schon als erste Spuren der Logik der Schrift in der Sprache zu begreifen sind? Spiegelt die Trennung der Sprachen nicht verschiedene Phasen der Verschriftlichung der Sprache wider, und war vielleicht das Bilderverbot gegen den „Fortschritt“ der indogermanischen Sprachlogik gerichtet?
Kann es sein, daß das Tier aus dem Meer und das Tier vom Lande sich auf die Geschichte der christlichen-jüdischen Beziehung seit dem Urschisma bezieht?
Der Begriff des „vollkommenen Wissens“ wäre anwendbar nur auf eine tote Welt, auf eine endgültig abgeschlossene Vergangenheit. Die Allwissenheit als Attribut Gottes unterscheidet sich von der Erkenntnis, die Gott allein zugesprochen werden kann, durch eine qualitative Differenz: durch die Abwesenheit der Barmherzigkeit. Wissen ist gnadenlos, ihrem eigenen Objekt, auf das es sich von nur außen bezieht, fremd; die göttliche Erkenntnis wäre das Gegenteil davon: das Angesicht Gottes als eine Erkenntnis, in der seine Objekte sich selbst ohne Angst wiedererkennen.
Das Wissen ist (wie die Begriffe Natur und Welt) ein Produkt der Logik der Schrift; auf ein „All“, das vorauszusetzen wäre, wenn es so etwas wie ein vollkommenes Wissen geben sollte, läßt es ohne Selbstwiderspruch nicht sich beziehen (die Entfaltung dieses Selbstwiderspruchs ist die Hegelsche Logik, in der die Stelle des „vollkomenen Wissens“ von der Idee des Absoluten, der Spiegelung des Subjekts im Unendlichen, besetzt wird).
Die Geschichte ist ebensowendig das Weltgericht, wie Gott der Herr der Geschichte ist. Nach Hegel bezeichnet der Begriff der Geschichte sowohl die vergangenen Begebenheiten als auch ihre Darstellung, die erinnernde Vergegenwärtigung des Vergangenen; verweist das nicht auf einen logischen und sachlichen Zusammenhang beider? Wird nicht das Vergangene erst durch seine Erinnerung zum Vergangenen? Vollzieht die historische Erinnerung und Vergegenwärtigung des Vergangenen (seine Vergegenständlichung im Kontext der Fundierung der Institution des Privateigentums und der Begründung des Begriffs) erst die Taufe der Vergangenheit am Vergangenen? In welcher Beziehung steht dieser Begriff der Geschichte zum Weltbegriff (zum Wertgesetz und zum Inertialsystem)? Gibt es einen Weltbegriff ohne die Abtrennung (und Vergegenständlichung) der Vergangenheit als Geschichte? Gehört diese Abtrennung nicht als ein konstitutives Moment zum Begriff der Geschichte und zur Konstituierung ihres Objekts, der Gegenwart, die nur so zu einem Teil der Geschichte wird (zur Konstituierung sowohl der Geschichte als auch der Welt, die erst durch ihre Beziehung zur eigenen Geschichte als Welt sich konstituiert)? Aber bedeutet das nicht auch, daß sowohl der Bann der Natur als auch der der Geschichte beide in einen Schuldzusammenhang rückt, der ihre Beziehung zur Wahrheit verhext? (Epos, Gegenständlichkeit, Logik der Schrift: nicht nur die Naturwissenschaft, auch die Geschichte ist ein Verdrängungsinstrument; vgl. die Funktion kontrafaktischer Urteile in der Geschichte; Prophetie und Apokalyptik; Fälschungen in der Geschichte).
Durch ihre historische Vergegenständlichung ist die Geschichte zu einer Kolonie der Gegenwart geworden. Die Gegenständlichkeit der Geschichte ist eine ästhetische, keine reale: Grund des Objektbegriffs und des Begriffs des Wissens, der ohne das Moment des Scheins nicht zu begründen ist.
Ohne den Weltbegriff kein „persönlicher Gott“; beide stützen sich gegenseitig. Atheistisch ist erst die zur kritischen Masse zusammenschießende verweltliche Welt (der Faschismus, der zum Staatskapitalismus gewordene „real existierende Sozialismus“).
Ist das Präsens Produkt der erinnernden Vergegenwärtigung des Vergangenen, die versperrte Gegenwart (durch die zeitlichen Formen des Konjugationssystems – durch Präteritum, Plusquamperfekt, Futur II – vermittelt wie der Nominativ durch die Kasus, durch Akkusativ, Genitiv und Dativ)?
Zur Ableitung und Kritik des Gehorsams: Die Attribute Gottes stehen im Imperativ. Ihre Erkenntnis ist prophetische Erkenntnis, die nicht den Gehorsam begründet, sondern das autonome Tun als Erfüllung des Worts. Der Gehorsam verwandelt den Imperativ in einen Indikativ, das Gebot ins Gesetz: er steht unter dem Bann der Logik der Schrift (Folge der Objektivierung des Attribute Gottes).Adorno, Antijudaismus, Ästhetik, Einstein, Faschismus, Fäßler, Geld, Hegel, Hinkelammert, Hubble, Inquisition, Kant, Kapitalismus, Kausalität, kontrafaktische Urteile, Kopernikus, Mach, Naturwissenschaft, Ökonomie, Philosophie, Popper, Postmoderne, Rosenzweig, Sexismus, Sexualmoral, Sprache, Theologie -
6.12.1994
Das Subjekt und die Person sind die Korrelate des Natur- und des Weltbegriffs, der in ihnen sich manifestierenden Objektivationsmechanismen (das Tier aus dem Meere/ das Tier vom Lande): Das Subjekt konstituiert sich im Kontext der subjektiven Formen der Anschauung (der Geschichte der Philosophie und Wissenschaft), die Person im Kontext des Geldes (der Ökonomie und des Rechts: des Staates). So ist die Natur fürs Subjekt ein Gegenstand der Kontemplation (der Anschauung), die Welt für die Person ein praktischer, sein Handeln bestimmender Begriff. Die Person verhält sich zur Welt wie die Natur zum Subjekt, oder: Während das Subjekt gegen die Natur (die sich in desem Zusammenhang überhaupt erst konstituiert) die Welt vertritt, regrediert die Person in ihrem Verhältnis zur Welt in Natur.
Das Verhältnis von Subjekt und Person gehört zu den Grundlagen des modernen Materiebegriffs. Bezieht sich nicht hierauf das prophetische Verbot, mit Rind und Esel gemeinsam zu pfügen, Joch und Last in eins zu setzen (Hinweis auf die Elemente einer Kritik der Logik der Schrift)?
Der Markt frißt den Himmel und die Erde auf.
Sind nicht die Atome (die Objekte der Mikrophysik) Objekte der Physik jenseits der Feuergrenze (jenseits der Lichtgeschwindigkeit)? Davon abstrahiert die Vorstellung des „leeren Raumes“, des Vakuums (der horror vacui ist der Schrecken, den der Herr um sich verbreitet).
Die Diskussion des Kausalitätsprinzips verweist auf die Grenze der Naturbeherrschung: die Grenze, an der „die Natur“ zurückschlägt, an der die Wirkungen von den Nebenwirkungen nicht mehr sich trennen lassen (die atomare Strahlung läßt sich weder verhindern noch beseitigen, vgl. auch die „Nebenprodukte“ der Giftküche Chemie)?
Zu der Feststellung, daß ich in der Schule Schizophrenie gelernt habe, gibt es noch eine Steigerung. Heute trennt die Verstellung, zu der ich damals gezwungen war, nicht mehr nur Außen- und Innenwelt (Schule und Privatsphäre), sie ergreift auch das Verhältnis der Kinder zu ihren Eltern (die gegen sie die Außenwelt repräsentieren). Gründet in dieser Konstellation nicht das Antlitz des Hundes (und in letzter Konsequenz die Ursprungsgeschichte der Tiergattungen)?
Das Angesicht ist das Produkt einer Umkehr, die die Seele, das Subjekt und die Person nicht mehr bloß beiseite läßt, von ihnen absieht, sondern sie vielmehr in sich auflöst, sie gegenstandslos macht. Zur Idee des Angesichts gehört es, daß es ein Hinter dem Rücken nicht mehr gibt. Darauf haben sich einmal die Idee der Auferstehung und das Wort Verklärung bezogen.
Gleicht nicht Poppers Versuch, die Idee der Unsterblichkeit mit dem Hinweis auf Bakterien und Krebszellen zu beweisen, dem Versuch, die Idee des seligen Lebens durch den Hinweis auf den „Wurm, der nicht stirbt“ zu bestimmen?
Steht Martin Buber nicht unterm Bann der Welt? Was bei ihm zur Grundlage von Befreiung oder Erfüllung wird, die „Du-Bezogenheit“, wird bei Emmanuel Levinas zum Begriff der Geiselhaft.
Ist die Trennung (der Ursprung) des Männlichen und Weiblichen durchs Neutrum vermittelt?
Gehorcht nicht die Sprachgeschichte einer Logik, die die Musik zu reproduzieren (der sie durch Mimesis sich zu assimilieren) versucht? Die Logik der Sprache ist die Musik, nach der alle tanzen. Das Wort aber erfüllt sich jenseits der Musik.
Erkenntnis führt nicht immer zum Wissen; Wissen ist vergesellschaftete Erkenntnis. Das Wissen verandert die Erkenntnis (und den Erkennenden), nimmt die Reflexion auf den Andern in die Erkenntnis mit herein (ersetzt Gott durch die Idee des Absoluten). Hier (in der realen historischen Abfolge des philosophischen Gedankens, in der die Idee des Absoluten sich entfaltet) liegt der Grund der Dialektik. Es kommt darauf an, diesen Vergesellschaftungsprozeß in der Genese der subjektiven Formen der Anschauung zu begreifen und so deren Bann über alle Erkenntnis zu lösen.
Die Kirche verhindert die Auferstehung des Wortes Gottes, indem sie den Kreuzestod Jesu instrumentalisiert. Diese Instrumentalisierung war das einzige Mittel, das katastrophische Moment in der Geschichte, auf das der Kreuzestod verweist, zu verdrängen.
– Brot: Weizen, Mühle, Sauerteig und Backofen,
– Wein: Weintraube, Kelter, Gärung und neue Schläuche.
– Ölbaum: der Ölberg, die Lampen der klugen Jungfrauen und die Salbung.
Gibt es einen Zusammenhang der Teilnahme an den sportlichen Wettkämpfen im Hellenismus, der Vergesellschaftung der Salbung (2 Makk und Jotam-Fabel), mit dem Ursprung des Christentums?
Steht das Sakrament nicht unter dem Zeichen des Täufers (der Taufe mit Wasser), während die Taufe mit dem Geist noch aussteht? Erst dann wird der Geist die Erde erfüllen, wie das Wasser den Meeresboden bedeckt.
Das englische man, das sowohl den Mann als auch den Menschen bezeichnet, ist ein sprachlogische Folge (eine Funktion) des to be.
Die Präfixe sind Operatoren, die die Verben qualifizieren, die Suffixe sind Determinatoren der Substantivierung. Wirft das nicht nachträglich eine Licht auf die Bedeutung und Funktion der Suffixe in den klassischen Sprache, in denen sie die Flexion beherrschten. Über die Form der Artikel, die Personalpronomina und die Hilfsverben sind sie aus Bildung der Nomina und Verben wieder herausgenommen worden (bei gleichzeitiger Änderung der Affinität von Begriff und Sprache: Ursprung des Nominalismus).
Das Substantiv ist eine Endgestalt der Sprachgeschichte (ein End- und Zielpunkt des Falles). Zusammenhang des „Hauptworts“ mit der „Tatsache“ (und der Mathematik)?
Frohe Weihnachten: „Was hast du denn da wieder angerichtet, Das ist ja eine schöne Bescherung.“ -
2.12.1994
Zum Begriff der Energie:
– Das Gesetz der Erhaltung der Energie ist kein empirisches, sondern ein apriorisches Gesetz: Stabilisator des Inertialsystems (Beziehung von Quadrat und Orthogonalität);
– in Wellenbewegungen bewegt sich keine Materie, sondern Energie (physikalischer Begriff der Fortpflanzung, Zusammenhang dieses Begriffs mit dem Relativitätsprinzip; wird hier nicht die potentielle Energie kinetisch?); gilt das Prinzip der Geschwindigkeitskonstanz für jede Fortpflanzungsgeschwindigkeit (ist es der logische Grund jeder Wellenbewegung)? – Gibt es ebenso wie einen Lichtraum auch einen Schallraum (mit einem veränderten Begriff der Gleichzeitigkeit)?
– die Einsteinsche Äquivalenz von Materie und Energie, Folge des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, transponiert den Energiebegriff in eine veränderte Konstellation; das Plancksche Wirkungsquantum und die elektrische Elemantarladung konstituieren sich in dieser veränderten Konstellation (in dem durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit korrigierten Inertialsystem).
– Beziehung zum Statistik-Problem: Kann es sein, daß statistische Phänomene nicht nur wegen der Undefinierbarkeit des Anfangsbedingungen, sondern in erster Linie wegen der Unanwendbarkeit des mechanischen Modells dem mechanischen Kausalitätsbild (nicht -begriff!) sich entziehen: Unterliegen vielleicht schon in der kinetischen Gastheorie die Richtungen der bewegten „Atome“ einer Feldsteuerung durch ein vorgelagertes „Wellenfeld“ (Elastizität, bei Gasen adiabatische Kompressibilität: Zustandsänderungen ohne thermischen Austausch; Problem der Interpretation der Planckschen Strahlungstheorie)? Ist die Energie (ähnlich dem Kapital in der Ökonomie, das erst mit der Subsumtion der Lohnarbeit unters Tauschprinzip sich konstituiert – vgl. das Bankenproblem) ein Systemproblem?
– Entspricht dem Begriff der Energie (Energie ist „gespeicherte Arbeit“) der des Kapitals (nicht des Geldes) in der Ökonomie? Wie der Energiebegriff mit der Orthogonalität des Inertialsystems (mit der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen) zusammenhängt, so der des Kapitals mit der Anwendung des Tauschprinzips auf die Lohnarbeit, mit dem Schuldzusammenhang (dem Fortleben der Schuldknechtschaft im Lohnarbeitsverhältnis). Wenn das Kapital „arbeitet“, so gründet das in einer Logik, zu deren logischen Konstituentien der Energiebegriff gehört. Auch das Kapital ist „gespeicherte Arbeit“. Hat der Energiebegriff in der Physik etwas mit den Banken in der Ökonomie zu tun (vgl. die Unterscheidung von potentieller und kinetischer Energie, die nach der Allgemeinen Relativitätstheorie gegenstandslos geworden sein müßten).
Das Plancksche Wirkungsquantum ist ein Produkt der Atomisierung der Energie in der Zeit (in der Minkowskischen Raumzeit wird die Zeit in eine Äquivalenzbeziehung zum Raum gerückt). Wie hängt die Energie mit der Orthogonalität (der Dimensionalität) des Raumes zusammen?
Sind das Plancksche Wirkungsquantum und die elektrische Elementarladung Konsequenzen aus dem durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit korrigierten Satz von der Erhaltung der Energie? -
22.11.1994
Ist nicht schon die Magie ein Produkt einer Exkulpationsstrategie auf der Basis eines Schuldverschubsystems? Und rührt nicht das Wunder an diese gefährliche Grenze der Aufklärung?
Ist das quantenmechanische Kausalitätsproblem nicht schon in allen Wellenerscheinungen enthalten? Würde die heute kanonisierte Interpretation der Quantenmechanik stimmen, wäre dann nicht jedes Musikwerk ein chaotisches Zufallsergebnis? Und wäre dann die kinetische Gastheorie die Widerlegung der Akustik? In allen Wellenbewegungen wird Energie transportiert („fortgepflanzt“). Die Fortpflanzung ist das Prinzip der Wellenbewegung.
Zeugenschaft, Beweis (Logik der Schrift), Fälschung, Gemeinheit. Der stichhaltigste Beweis ist der schriftliche: das Dokument, die „Urkunde“ (der Kaufvertrag, das Symbolum). In welcher Beziehung steht die Logik der Schrift zur Blutzeugenschaft und die Schrift zum Blut?
Waren die vorschriftlichen Gemeinschaftsformen (die Formen der Stammesgemeinschaft) Vorformen der Schrift, und die Magie der Beleg dafür? Gibt es für die Schrift (als Verkörperung der Logik der Schrift) ein kosmisches fundamentum in re? Sind Natur und Welt Produkte der Spiegelung von Himmel und Erde an der Logik der Schrift?
Die Bemerkung von Emmanuel Levinas, daß die Attribute Gottes nicht im Indikativ, sondern im Imperativ stehen, schließt die Allmacht Gottes (nicht die omnipotentia) aus. Die Eigenschaften Gottes im Koran sind indikativisch; deshalb sind sie auf das All bezogen (allmächtig, allwissend, allbarmherzig: das sind Attribute der Islamisierung). Wo der Imperativ neutralisiert wird, bleibt nur die Ergebenheit in Gottes Willen, der zum Schicksal wird.
Das fiat voluntas tua wird zum Feigenblatt, zum bloßen Lippenbekenntnis, wenn es den imperativischen Charakter verliert.
Grenzen die Thesen Paul Formans nicht an Verschwörungstheorien, so als wäre die gesamte Kultur eine Verschwörung gegen die Naturwissenschaft. Aber steckt darin nicht ein Stück Wiederholungszwang; reproduziert sich darin nicht das vorausgegangene Verhältnis der Theologie zur Aufklärung (Ursprung der Apologetik)? Die Souveränität würde in der Fähigkeit (und Bereitschaft) bestehen, das argumentative Potential der Kritik aufzunehmen und zu reflektieren, anstatt aus der Kritik nur die Feindschaft herauszuhören. Aber diese Fähigkeit wurde ja bereits mit der Formalisierung der Mathematik und der Logik getilgt: Das erste Opfer der Formalisierung war nicht zufällig der Begründungszusammenhang, aus dem das Denken sich speist, der Bereich der hypothetischen Urteile.
War vielleicht der Intuitionismus ein Versuch, in der Mathematik wieder die Begründung, die Logik der Argumentation, zu restituieren? Leider ein mißlungener und – wie es der Erfolg der Hilbertschen Formalisierung (Algebraisierung) der Mathematik beweist – „leicht“ zu entkräftender Versuch (weshalb war die Widerlegung so „leicht“ und wirksam?). Spielte hier nicht der Bruch zwischen Geometrie und Algebra mit herein; war die Algebraisierung nicht seit je das Medium der Selbstanwendung der Naturbeherrschung aufs Denken, seiner Technisierung? War nicht ein entscheidender Schritt die Diskussion des euklidischen Parallelenaxioms: Beginn der Formalisierung der Geometrie, der Konstruktion „nichteuklidischer“ Geometrien aus den Bruchstücken der euklidischen? Euklid war, wenn man so will, ein naiver Intuitionist: Das Medium seines Beweisverfahrens war die Anschauung (die Bildebene). Die „nichteuklidischen“ Geometrien verwerfen den Anschauungsbeweis, ersetzen ihn durch Definitionen und bringen dadurch ein dezisionistisches Element herein, daß nicht mehr herauszubringen ist: Dieser Dezisionismus (die Verwerfung der Anschauung) verwirft das Argument, die Logik der Begründung. Kehrseite dieses Verfahrens ist eine Logik, die aus einem Argument nur noch heraushört, wogegen oder wofür einer ist; jede inhaltliche Diskussion ist gegenstandslos geworden. Der Vorteil der Formalisierung liegt darin, daß mit dem letzten Anschauungsrest der letzte Rest an Subjektivität aus dem Denken ausgetrieben wird: Begründung eines Denkens, das (wie die Form der Anschauung) ohne Denken funktioniert. Ist hier nicht die Stelle, an der sich die Logik der Physik der Logik angleicht, die auch dem Gewaltmonopol des Staates zugrundeliegt? (War die Kritik des Intuitionismus nicht in seinem elitären Charakter real begründet?)
Berührt sich dieser Problemkreis nicht mit dem der kantischen Antinomien, die Kant in der transzendentalen Ästhetik lokalisiert hat, während Hegel versucht hat, sie in die transzendentale Logik zu übertragen, die so zur dialektischen Logik geworden ist? Wiederholt sich diese Geschichte nicht in der Ursprungsgeschichte des Neopositivismus, im Übergang von Mach zum Wiener Kreis? Während Mach noch am Problem der Konstituierung des Objekts sich abarbeitete, hat der Wiener Kreis vor der Übermacht des Objekts kapituliert, die Aggression nach innen, gegen die Sprache und das Denken selbst gerichtet. Das läßt sich an der Linguistik, die daraus sich herleitet, noch ablesen.
Es fällt in diese Geschichte herein, wenn mit der Verwerfung des Problems der Empfindungen in der Physik die Orientierung an der sinnlichen Organisation der Erfahrung (in Mechanik, Optik, Akustik) ersetzt wird durch die Orientierung an anderen (teils systematischen, teils methodischen) Kriterien (Mechanik, Elektrodynamik, Statistik, Quantenmechanik, Festkörperphysik u.ä.).
Läßt sich diese Entwicklung nicht aus der Unfähigkeit, die Schuldreflektion in den naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozeß mit aufzunehmen, herleiten? Und hängt das nicht damit zusammen, daß in einer Welt, in der es Unschuld nicht mehr gibt, die Verstrickung in Rechtfertigungszwänge nur tiefer in die Verstrickungen der Logik der Schuld hineinführen?
Haben nicht alle ökonomischen Kategorien (wie Ware, Zirkulation, Monopol, Kredit, aber auch die Beziehung von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen bis hin zum Begriff des Imperialismus) ihre Entsprechungen in der Logik der Naturwissenschaften?
Die Kausalitätsdiskussion in der Quantenmechanik war ein Teil (und eine Folge) der Kriegsschulddiskussion, ein Versuch, nicht den Kriegsschuldvorwurf zu entkräften oder zu widerlegen, sondern ihn dadurch gegenstandslos zu machen, daß man ihm den logischen Grund entzog: Der Kriegsschuldvorwurf gehört zu den Dingen, zu denen Wittgenstein festgestellt hat, „davon muß man schweigen“. In einer Welt, die „alles (ist), was der Fall ist“, ist Schuld ein gegenstandsloser (weil den Weltbegriff fundierender) Begriff.
Die Kriegsschulddiskussion hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg auf neuer Ebene in der Kollektivschulddiskussion wiederholt. Steht nicht die Heussche Lösung (Kollektivscham) in einer inhaltlichen Beziehung zur Ideologie der Quantenmechanik?
War nicht die Kollektivscham die Schiene, auf der der faschistische Modernisierungschub weiterbefördert werden konnte (vgl. das Bild von der Lokomotive, die auf den Abgrund zurast)? Die Anerkennung der Kollektivschuld wäre die Bremse gewesen: Zur Scham gehört nur die Buße, während zur Schuld die Umkehr gehört. Über die Scham erneuert sich nur das schlau gewordene autoritäre Syndrom: zur Scham gehört einer, „vor dem“ man sich schämt. Mit der Kollektivscham wurde der Blick der Welt ins Innere installiert, und damit die Xenophobie.
Die Frage, ob es Gott gibt, ist untheologisch; das „es gibt“ ist auf die Theologie nicht anwendbar.
Ist nicht der Blochsche Satz „nur die Bösen bestehen durch ihren Gott, während die Guten: da besteht Gott durch sie“, eine Explikation des Cohenschen Satzes, daß die Attribute Gottes keine Attribute des Seins, sondern Attribute des Handelns sind? Und rührt nicht der Geist der Utopie stellenweise tatsächlich an den imperativischen Gehalt der Attribute Gottes? Und gilt nicht der Satz von der Sünde wider den Heiligen Geist für diesen Sachverhalt? Hat die kritische Theorie (ihr „Negativismus“) nicht hierin ihre gemeinsame Wurzeln mit dem Aktualitätsbezug der Prophetie: im Zeitkern der Wahrheit, den die Philosophie durch das tode ti neutralisiert (unter Narkose gesetzt) hat? Erst das tode ti, als der Grund der Trennung von Sprache und Objekt, hat den Raum für den Ursprung und die Geschichte von Philosophie und Wissenschaft geschaffen.Ästhetik, Bloch, Blut, Cohen, Forman, Gemeinheit, Hegel, Heuß, Hilbert, Islam, Kant, Kausalität, Levinas, Mathematik, Musik, Naturwissenschaft, Ökonomie, Sprache, Wittgenstein, Xenophobie -
21.11.1994
Zu den Gründen der Kausalitäts-Diskussion gehörte auch der (durch Krieg, Niederlage und Revolution, durch Kriegsschuld-Debatte und „Dolchstoß-Legende“, verschärfte) Materialismus-Vorwurf: Hier war eine Situation, in der an die Ursachen nicht mehr gerührt werden durfte. Das Kausalitätprinzip mußte so umformuliert werden, damit es auf Politik (und Ökonomie) nicht mehr anwendbar war. Rührt nicht auch das Gefühl, selber Objekt einer feindlichen Umwelt zu sein, in der Zweideutigkeit des Materialismus-Vorwurfs, der primär auf die politische Anwendung des Begriffs abzielte, aber die Naturwissenschaften gleichsam in Sippenhaft nahm? Hatten sich nicht schon die „93 namhaften Wissenschaftler und Künstler“, die am 14. Oktober 1914 den „Aufruf an die Kulturwelt“ unterzeichneten, in dem sie „sich rückhaltlos hinter die militaristische Politik des Reiches stellten und ungeprüft die Übergriffe deutscher Truppen in den besetzten Gebieten bestritten“ (sh. S. 31, Anm. 49), präventiv gegen den seit dem schwelenden Vorwurf, nicht national gesinnt zu sein, verteidigt? Das trübe Kapitel der Kriegspropaganda deutscher Wissenschaftler im Ersten Weltkrieg (wie das des Antisemitismus im Zweiten) gehört in diesen Zusammenhang.
Liegt nicht die crux des Neopositivismus darin, daß er die Kritik der Bekenntnislogik selber wiederum zum Gegenstand des Bekenntnisses gemacht hat (oder daß er auf der Flucht vorm Rechtfertigungszwang nur noch tiefer in diesen Zwang hinein geraten ist)? Verweist das nicht darauf, daß der innere Kern der Naturwissenschaften, die Handlungslogik des Inertialsystems, selber bekenntnislogische Züge trägt (die ihren „theoretischen“ Charakter fundieren)? Sind nicht die Probleme der Quantenmechanik Ausdruck und Produkt der Verwirrung, die Krieg und Nationalismus und in prästabilisierter Harmonie damit die logische Struktur ihres Gegenstandes selber in den Köpfen der Beteiligten angerichtet haben? Es war diese Verwirrung, die noch in den besten Produktionen der Nachkriegszeit als Spur einer Flucht in die Weltanschauung sich nachweisen läßt.
Zu Hans G. Kippenberg: Paßt das Jeremias-Wort „Betet für das Wohl der Stadt“ in seine Interpretation der „jüdischen Erlösungsreligion“? Zum Namen-Problem im „Neuen Testament“:
– Neben Saulus/Paulus (war es, wie Kippenberg unterstellt, üblich, daß die Sühne jüdischer Eltern neben dem traditionellen hebräischen Namen noch einen hellenistischen Namen erhielten?) ist
– auf die merkwürdige Benennung Simon/Petrus zu verweisen,
– auch auf den Namen des Nathanael, der einzige, den Jesus einen „wahren Israeliten“ nennt, der aus Kana stammt (oder war er ein „Kananäer“, ein Zelot?), und der im übrigen nur bei Johannes vorkommt,
– auf die hellenistischen Apostelnamen Andreas und Philippus,
– auf die hellenistischen Diakone,
– den Namen der Christen (zuerst in Antiochien); und schließlich: – war Jesus ein Nazarener oder ein Nazoräer? Ist das Problem der Beziehung des Christentums zum Hellenismus ein Teil des Problems des Weltbegriffs? Wäre nicht die Habermassche Dichotomie zwischen „einem performativen Satz und einem davon abhängigen Satz propositionalen Gehalts“ genauer zu reflektieren: Bleibt sie nicht in Logik der Objektivation und Instrumentalisierung (der Subsumtion unter die Vergangenheit) stecken? Der Objektbegriff wird aufgesprengt durch den Satz: „Das Vergangene ist nicht mehr“. Der Begriff der Aufklärung hat die Differenz von Licht und Finsternis ins Metaphorische verschoben (vgl. das „dunkle Mittelalter“). Das „Licht“ der Aufklärung ist das der Subjektivität, das sich der Verdrängung der gleichen Zukunft verdankt, deren Realsymbol das Licht ist. Wäre daraus nicht das Verhältnis von Gravitation und Licht zu bestimmen? Die von Max Born bemerkte eigentümliche „kontrahierende“ Kraft des Lichtstrahls ist eine Folge der relativistischen Zeitdilatation. Der dreidimensionale Raum ist die zur Totalität aufgespreizte Bildebene; deren Emanationen sind die Totalitätsbegriffe Wissen, Natur und Welt. Gibt es nicht Stufen der Objektivierung, die an den Dimensionen des Raumes sich abarbeiten? -
18.11.1994
Ist die bei Paul Forman unterstellte „tiefe Feindseligkeit der Epoche gegenüber der Mathematik und Physik“ (S. 64) nicht ein Indiz für das paranoische Klima in den Naturwissenschaften seit dem Ende des Ersten Weltkriegs? Und liegen hier nicht die Ursachen für die wachsenden Rechtfertigungszwänge und die fortschreitende Ideologisierung der Physik? (Das erinnert an das Verhalten der Hermes-Schüler in dem gemeinsamen Seminar für Philosophen und mathematische Logiker in Münster in den fünfziger Jahren.) Die „starke Sensibilität und Anteilnahme an den sozialen Problemen“ scheint Paul Forman (ebenso wie die Rechtfertigungszwänge der Physiker in Deutschland in der Weimarer Zeit) zu den „grundsätzlichen, oft ausgesprochen antiwissenschaftlichen Regungen“ zu rechnen. (S. 65) Es ist ihm nur eine Anmerkung wert, daß die „Weimarer Akademiker“ „im großen und ganzen … in der Demokratie und in den republikanischen Institutionen die Ursache ihrer sinkenden Wertschätzung“ sahen (S. 88, Anm. 59). Notwendigkeit einer Analyse der Verstrickung des naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozesses in Rechtfertigungszwänge, ihrer Ursachen und Folgen. Diese Rechtfertigungszwänge haben ebensosehr innerphysikalische wie politisch-ökonomische Gründe. Ist Spengler an allem schuld (weshalb hatte Spengler diesen spektakulären Erfolg)? Hängt der Widerwille gegen das Kausalitätsprinzip als Erkenntnisprinzip (dessen Leugnung von Leuten, die gleichzeitig an der Konstruktion einer „Uranmaschine“, wenn nicht bereits der Atombombe, arbeiten, eigentlich nur noch komisch ist) nicht mit der Leugnung der Kriegsschuld, mit der faschistischen Verarbeitung der Niederlage und des Friedensvertrags von Versailles, zusammen (aber zweifellos auch ebenso mit den Problemen der Anwendung des Kausalitätsprinzips auf gesellschaftliche Zusammenhänge)? Die Attraktion des Begriffs des Schicksals (bei Spengler wie allgemein in der Weimarer Republik, vgl. S. 207) hängt mit der Schuldverarbeitung zusammen: Schicksal ist das Produkt der Neutralisierung (der Apersonalisierung) von Schuld. – Vgl. den genetischen Zusammenhang des Inertialsystems mit dem Schicksalsbegriff, die Verflochtenheit beider mit den Exkulpationsmechanismen. Liegt das, was Forman analysiert und als „Anpassung ans Milieu“ beschreibt, nicht ebensosehr in der inneren Logik der Entwicklung der naturwissenschaftlichen Aufklärung in dieser Zeit wie in der Logik der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung? Wäre nicht aus der innerwissenschaftlichen Logik die gesellschaftliche Logik zu ermitteln? Paradigma: Änderung des Positivismus in der Entwicklung von Mach zum Wiener Kreis. Während es dem alten Positivismus noch um das transzendentallogische Problem der Konstitution des Objekts, der Beziehung der Theorie zu den „Empfindungen“, ging, ist der neue Positivismus zum reinen Rechtfertigungszwang geworden (deshalb die Neigung zur Paranoia – vgl. Heideggers objektlose Angst); für ihn scheint es keine Objekte mehr zu geben.
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1.8.1994
Zu Maria Magdalena vgl. Mt 1245 (… nimmt sieben andere Geister mit sich … es wird nachher mit diesem Menschen schlimmer als vorher) und 2 Pt 220 (… Befleckungen der Welt … so ist für sie das letzte schlimmer geworden als das erste).
Ist die „Geburt des Fegefeuers“ nicht ein sprachgeschichtliches Phänomen, eine Gestalt der projektiven Verarbeitung des Universalienstreits (und der messianischen Wehen)?
Ohne diese projektive Verarbeitung hätte es die Scheiterhaufen nicht gegeben (hat die Kirche die Scheiterhaufen erfunden, weil sie die Schuldreflexion nicht an sich herankommen lassen wollte, und hatte sie in den Häresien nicht die eigene Sünde vor Augen?).
Hat das Feuer seinen religionsgeschichtlichen Ursprung im Iran (vom Holocaust zum Scheiterhaufen: ist das letzte ein „indoeuropäisches“ Konstrukt, eines das mit dem Ursprung des Neutrum – der Geschichte des Schuldverschubsystems – zusammenhängt)?
Im Fegefeuer ist auch das Jenseits unters Gesetz des Inertialsystems gebracht worden (wurde das Inertialsystem im Jenseits verwurzelt).
Nicht die Verstorbenen sind im Fegefeuer, sondern der Anspruch, den die Toten an uns haben, ist das Fegefeuer, in dem wir sind.
Hat nicht das ontologische Erbe (die Verdrängung der Erinnerung an die Toten) das Christentum wurzellos gemacht?
Gehört nicht zur Geschichte von den drei Leugnungen Petri auch die Situation „im Hof des Hohepriesters“, während gleichzeitig (im Haus des Hohepriesters) Jesus dem Verhör unterzogen wird?
Die Welt ist die Verkörperung des Schuldverschubsystems.
Ismael heißt „Gott hört“.
Das Christentum, nachdem es Joh 129 aus dem Nachfolgegebot herausgenommen hat, ist selber zur „Sünde der Welt“ geworden.
Die naturwissenschaftliche Erkenntnis läuft insgesamt über eine fundamentale Verletzung des Bilderverbots, aber so, daß die Funktion und die Bedeutung dieser Verletzung (dieser Wunde) erstmals erkennbar und analysierbar werden. Die Grundstruktur verdankt sich einem Prinzip, das in dem Satz sich ausdrückt: If the future will be like the past, einer Verschmelzung von Vergangenheit und Zukunft, einem in die Zeitvorstellung eingebauten idealisierenden Moment der Zeitumkehr. Diese Zeitumkehr liegt der Beziehung des tode ti zum prophetischen Aktualitätsbezug zugrunde.
Die Beziehung der drei Modi der Zeit: Dauer, Folge und Zugleichsein, zu den drei Dimensionen des Raumes (oben/unten, rechts/links, vorne/hinten) ist der Grund und das Modell ihrer Beziehung zur transzendentalen Logik (zu den kantischen Urteilskategorien Substanz, Kausalität und Wechselwirkung).
Unterscheidet sich die Beziehung des Ham zu Sem von der zu Japhet? -
31.7.1994
Fünfmal ist im Johannes-Evangelium von dem „Jünger, den Jesus (er) liebte“ die Rede: – 1323 (Verrat Judas‘): Einer von den Jüngern, den Jesus liebte, lag zu Tisch an der Brust Jesu. – 1926 (am Kreuz): Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn! – 202 (Mitteilung über das leere Grab und Gang des Petrus und des „andern Jüngers“ zum Grab): Sie (Maria Magdalena) läuft nun zu Petrus und zu dem andern Jünger, dem, den Jesus lieb hatte, und sagte zu ihnen … – 217 (Fischfang nach der Auferstehung): Da sagt jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr. Simon Petrus nun, als er hörte, daß es der Herr sei, gürtete das Oberkleid um – denn er war nackt – und warf sich in den See. – 2120 (Frage, ob Johannes leben wird bis der Herr wiederkommt): Petrus wandte sich um und sah den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? Der Text, der erzählende, der sich am Zeitablauf, wie auch der argumentative Text, der sich an den Kriterien der Beweislogik orientiert, verdankt seine Organisation der Logik der Schrift. Gibt es in hebräischen Texten die Trennung von Grund und Kausalität, oder ist diese Trennung eine Folge des Naturbegriffs? Hängt die Bildung der Konsonanten mit den Windsymbolen zusammen (den Geistern der vier Richtungen)? Der Raum ist ein Mittel zur Eigentumsabgrenzung und zur Definition von Machtbereichen. Und welche Bedeutung hat in der Ursprungsgeschichte dieser Raumfunktionen der Tempel? Ist es ein Zufall, daß der Himmel männlich, die Hölle weiblich und das Fegfeuer (als substantiviertes Adjektiv: purgatorium) ein Neutrum ist? Man könnte sagen, daß, was vor Christus Prophetien waren, nach Christus Häresien gewesen sind, wenn da nicht der kleine, aber eingreifende Unterschied wäre: Alle Häresien sind zum Opfer der gleichen Strukturen geworden, die sie bekämpft haben. Die Urteilsformen reichen eben soweit wie die subjektiven Formen der Anschauung. Die List der Vernunft ist kein Instrument der göttlichen Vorsehung, sie ist nur eins der Hegelschen Logik. Der Hegelsche Satz, daß das Wahre der bacchantische Taumel sei, bei dem kein Glied nicht trunken ist, gilt im Rahmen der Logik der Schrift. Die Logik der Schrift entfaltet sich im Mythos; im Weltbegriff (auf der Grundlage der subjektiven Formen der Anschauung) erreicht sie den Punkt ihrer Selbstbegründung. Im Namen des Logos ist in der christlichen Tradition seit je die Kraft der Sprache mit der Logik der Schrift, der Name mit dem Begriff, verwechselt worden. Die Kraft der Sprache gründet in der Fähigkeit zur Schuldreflexion, die Logik der Schrift hingegen in den Rechtfertigungsmechanismen; sie läuft auf den Genocid hinaus. Die Opfertheologie war der Katalysator, der die Kraft der Sprache in die Logik der Schrift überführt hat (kommt die Opfertheologie im Johannes-Evangelium vor? – Vgl. Joh 651ff, dazu 663). Das Konzept einer „Versöhnung über den Gräbern“ lebt von der Hoffnung, daß die Gräber verschlossen bleiben. Und die Berufung auf das Urteil der Geschichte ist die massivste Gestalt des Nihilismus: Sie nimmt um der Selbstrechtfertigung willen in Kauf, daß die Welt in den Orkus geht. Woher kommt der Ausdruck „Abrahams Schoß“ (Lk 1622ff, vgl. auch Mt 811), und was bedeutet er? Ist nicht Adornos Satz: „Heute ist schon jeder Katholik so schlau, wie früher nur ein Kardinal“ eine präzise Beschreibung der dritten Leugnung. Wer die Sünde der Welt auf sich nimmt, wird sich nicht mehr „getroffen fühlen“; er ist unverletzbar.
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14.5.1994
Zum Begriff des Historismus: Eine der wesentlichen Funktionen der Geschichtsschreibung scheint es zu sein, die Vergangenheit den Rechtfertigungszwängen der Gegenwart zu unterwerfen, das Verstörende, Abweichende zu tabuisieren, zu verdrängen. In diesem Kontext entspringt das Bedürfnis nach kontrafaktischen Urteilen.
Der Anwendung dieser Rechtfertigungszwänge verdanken sich auch die alten Kosmologien und der Ursprung des Naturbegriffs (Kausalitätsprinzip und Inertialsystem).
Ableitung der Dreidimensionalität des Raumes aus dem Objektbegriff: Nur im dreidimensionalen Raum führt die Drehung um jede Raumachse in die Ursprungsorientierung zurück, allerdings um den Preis der Mathematisierung des Objekts, seiner Trennung von der Sprache. Das Objekt ist
. Gegenstand des intentionalen Aktes (der den Raum im Rücken hat: Gegenstand der Anklage) und
. Produkt einer Konstruktion, die die Form des Raumes (die Beziehung auf die drei Dimensionen des Raumes, die seine Identität begründen: durch Subsumtion unter die Vergangenheit, aber seine Beziehung zur Sprache verwirren) zur Grundlage hat.
Es ist die Grundlage der Dingvorstellung, durch die alle seine Bestimmungen zu „Eigenschaften“: in eine Possessivbeziehung zum Objekt gerückt werden; sie werden instrumentalisierbar, veränderbar und austauschbar. Über den Objektbegriff werden die Dinge zu Dingen und beherrschbar. Der Objektbegriff ist der Statthalter des Herrendenkens in den Dingen: So ist er zum Systemgrund der idealistischen Philosophien geworden. Stecken nicht die Namen des Bösen, des Anklägers und des Verwirrers, in den Fundamenten des Objektbegriffs?
In welcher Beziehung stehen die drei Dimensionen des Raumes zum gesellschaftlichen Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhang?
Repräsentieren nicht Jupiter und Mars die Innen- und Außenseite des Staates, Venus und Merkur die der Privatexistenz?
Astronomische Züge des Erkenntnisprozesses: Lichtpunkte, durch weite Dunkelzonen getrennt.
Enthält Rosenzweigs Unterscheidung der chinesischen und indischen Welt Hinweise auf die Logik der Schrift?
Hündische Philosophie: Jedes absolute Urteil tilgt die Spuren eines vorhergehenden absoluten Urteils (Hegels Logik: die Geschichte dieses Spurentilgens). Ist nicht der Hund die Inkarnation der Exkulpationslogik?
Im Begriff der Materie, des Objekts, auch der Natur, werden die Zukunft und die Vergangenheit in der Sache zusammengeschlossen. Die Wahrheit hat einen Zeitkern, das heißt nichts anderes, als daß es einen Aktualitätskern des Gottesnamens und des göttlichen Angesichts gibt.
Erst mit Kopernikus, mit dem heliozentrischen System, konstituierte sich der Raum als subjektive Form der Anschauung, wurde der Fähigkeit, zwischen Rechts und Links zu unterscheiden, der Boden entzogen.
Zieht nicht der Gebrauch des Tetragrammaton in der Bibelwissenschaft die Konsequenz aus der Geschichte der Theologie hinter dem Rücken Gottes: Ist es nicht der autistische, seiner Sprache beraubte Gott, dem man am Ende auch das Ich aus dem Munde nehmen kann?
Der Satan und der Teufel sind durch Personalisierung neutralisiert, und damit zugleich zu Quellen des katholischen Mythos geworden. Hat die Kirche in diesem Mythos nicht ihren eigenen babylonischen Turm gebaut, indem sie den Stein, der der Eckstein hätte sein sollen, verworfen hat. Ist nicht die jahwistische Urgeschichte das Modell, das prophetische Bild der Kirchengeschichte:
– das Bild der Rezeption der Philosophie und des Weltbegriffs: die Sintflut,
– das Bild des Dogmas, der Orthodoxie: der Turm von Babel;
– wer aber waren die Gottessöhne, die die Schönheit der Menschentöchter erkannten, und wer war Nimrod (der Erbauer der großen Stadt und der gewaltige Jäger vor dem Herrn)?
Wird das Verständnis der Apokalypse durch Ängste blockiert, die reflektiert werden müßten, um an den Sinn der apokalyptischen Motive heranzukommen? Es sind die gleichen Ängste, die durch den Weltbegriff ontologisiert worden sind.
Trägt die Fundamentalontologie nicht suizidale Züge (die u.a. in dem Bild des Vorlaufens in den Tod anklingen und mit dem heroischen Gestus, dem europäischen Pendant des Harikiri, zusammenhängen), und ist insbesondere das In-der-Welt-Sein nicht die Schlinge, in die das von objektloser Angst bestimmte Dasein seinen Kopf steckt? Auf diese Schlinge bezieht sich das Wort vom Binden und Lösen.
Warten auf Godot: In der Ankunft des Seins hat Heidegger die Erlösung von der Last der Verantwortung und vom Subjektsein und die Verwandlung (die Regression) in das schuldlose Dasein der Existenz und der „Eigentlichkeit“ erwartet.
Standes- und Liegenschaftsamt: Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Ursprung des Patriarchats und des Eigentums an Grund und Boden? Formalisierte Formen der Eheschließung (mit Eintragung in Registern) scheint es nur dort zu geben, wo es auch formalisierte Besitzrechte an Grund und Boden gibt (ebenfalls mit Eigentumsregistern). -
29.4.1994
Im Sklavenhaus des Begriffs wird das Nomen zum Substantiv.
Ham sieht die Blöße seines Vaters, aber Kanaan wird verflucht.
An der Ham-Geschichte läßt sich der Ursprung des Rassismus demonstrieren: Beschrieben wird der Zusammenhang zwischen der aufgedeckten Blöße des Vaters und der Knechtschaft. Wird dieser einsichtige Zusammenhang ausgeblendet und verdrängt, weil man sich selbst getroffen fühlt, bleibt ein Text, aus dem dann die Apartheid herauslesen zu können glaubt, daß alle Hamiten dazu bestimmt sind, Sklaven zu sein.
Scheitert nicht die Hegelsche Dialektik im Kern, in der Dialektik von Herr und Knecht, an der Ham-Geschichte? Der Knecht wird nicht zum Herrn, sondern in die Geldwirtschaft integriert: er wird zum Kanaanäer.
Das Objekt der speziellen Relativitätstheorie ist das Nichts, das die Naturwissenschaft insgesamt aufs Tote fixiert.
Steckt nicht in all den Worten wie nicht, Licht, Gericht, Gewicht, Gesicht, Gedicht das Ich? Hängt machen, Macht mit mich zusammen, und kommt beichten von berichten?
Den Staub hat die Kirche auf alle, auf Männer und Frauen, bezogen, aber die Wehen der Geburt hat sie den Frauen vorbehalten: sie hat die Frauen mit den Wehen alleingelassen. Glaubt sie sich so vor den messianischen Wehen schützen zu können?
Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel barmherzig ist. Ist diese Barmherzigkeit nicht das Subjekt der messianischen Wehen? Wie hängt das mit dem Binden und Lösen zusammen?
Haben die sieben Völker Kanaans etwas mit den sieben Planeten zu tun? Im Lied der Debora, im Buch der Richter, kämpfen auch die Sterne.
Wenn die Perser die ersten waren, die Münzen geprägt haben (jedenfalls die ersten Münzen in Israel persische Münzen waren), ist das nicht ein zusätzlicher Hinweis darauf, daß Darius der erste große Gesetzgeber (Hammurabi) war? Gehören nicht die Münzprägung und die Öffentlichkeit des Gesetzes (die Gesetzesstele Hammurabis) zusammen, ist nicht die Öffentlichkeit des Rechts eine Funktion der Geldwirtschaft? Seit Darius tragen die Münzen das Bild des Kaisers. Das vorpersische Geld war Gewichtsgeld, es wurde gewogen, nicht gezählt (Schekel). Bezieht sich darauf das danielsche Menetekel (gezählt, gewogen und zu leicht befunden): Ist die Schrift an der Wand ein Hinweis auf die Münzprägung?
Wer den Zinsgewinn aus dem Risiko des Geldverleihens ableitet und damit begründet, rechtfertigt das Schuldverschubsystem und die Schuldknechtschaft.
„Die Erde ist der Schemel seiner Füße.“ Mose soll vor dem brennenden Dornbusch seine Schuhe ausziehen (denn „Du stehst auf heiligem Boden“). Und die Armen werden (laut Amos) für ein Paar Schuhe verkauft. Waren nicht die Schuhe das Instrument der Inbesitznahme?
Durch die Instrumentalisierung bezieht das Subjekt das Opfer auf sich: Die Instrumentalisierung des Opfers ist ein Instrument der Selbstvergöttlichung.
Der Zorn bahnt der Liebe den Weg, während der Wütende geliebt sein möchte; Wut ist instrumentalisierter Zorn, Äußerung des Gekränktseins, Grund der Beleidigungsfähigkeit und des Selbstmitleids.
Vom Absoluten ist nicht vorstellbar, daß es zornig, barmherzig oder der Liebe fähig ist, weil es im Kontext der Idee des Absoluten die Idee der Auferstehung nicht gibt. Das Absolute ist das steinerne Herz der Welt.
Die Kritik des Absoluten fällt mit der Lösung der sieben Siegel zusammen, sie ist Teil einer Konstellation (oder Konfiguration) kritischer Motive; sie ist kein Mittel der Widerlegung, sondern eines der Erkenntnis. Maria Magdalena, die von den sieben unreinen Geistern befreit wurde, wurde der erste apostolische Auftrag zuteil, die Auferstehungsbotschaft zu verkünden.
Gott hat die Erde gegründet und den Himmel aufgespannt: Verhalten sich nicht das Gründen und das Aufspannen zueinander wie Kausalität und Finalität (oder wie Begriff und Name)? Durch das sinnlose Kreisen der Planeten wurde das Aufspannen ins Gründen zurückgenommen; deshalb ist die kopernikanische Theorie zur Grundurkunde der Mechanik geworden.
Die Geschichte der Entwicklung von der Astrologie zur Astronomie ließe sich unter dem Titel „Vom Nomen zum Substantiv“ beschreiben. Diese Konstellation gründet in der Beziehung der astrologischen Planetentheorie zur Deklination. Auf diesen Zusammenhang bezieht sich das Wort vom Binden und Lösen (Hi 3831). Und in diesen Kontext gehören die paulinischen Archonten.
Zur Dynamik der Scham (oder der Schlüssel zur Bestimmung der Beziehung der Bekenntnislogik zum Weltbegriff): Der Hund greift den an, der ihn anblickt, und den, auf den er gehetzt wird. -
21.12.93
Wie es scheint, ist von der gesamten theologischen Tradition nur die Sohn-Gottes-Theologie übriggeblieben: der letzte Statthalter des Absoluten in der Theologie, Garant der Exkulpation ohne Umkehr. Welche Rolle spielt hierbei der Umstand, daß sich in dieser Theologie alle Herren als allmächtige Väter fühlen können (sie alle haben ihn gezeugt)? Nichts komischer (aber auch nichts entsetzlicher) als die Vorstellung, Jesus sei in die Welt gekommen um zu verkünden, er sei der Sohn Gottes. Ist die Sohn-Gottes-Theologie der Abfalleimer der verworfenen Tradition?
Kafkas Landarzt: „Einmal dem Fehlleuten der Nachtglocke gefolgt, es ist nicht wieder gutzumachen“. Eine Allegorie des Christentums?
Was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein: die präziste Bestimmung der metaphysischen Bedeutung des Objektbegriffs, zu dessen letzten theologischen Emanationen die Sohn-Gottes-Theologie gehört.
Die biblischen Gebote sind keine absoluten Gebote: Zu dem „Macht euch die Erde untertan“ gehört das „Seid barmherzig wie euer Vater im Himmel barmherzig ist“.
Ist nicht die nach dem Vaticanum II erfolgte Verwerfung der Tradition die Besiegelung der Kapitulation vor dem naturwissenschaftlichen Erkenntnis- und Weltverständnis, in deren Kontext der theologische Rest (und seine unterschiedlichen Ausprägungen) allein verständlich wird?
Gibt es nicht eine verblüffende Parallele zwischen dem Generationenwechsel in der Lehrerschaft durch den Ersten Weltkrieg und dem Generationenwechsel in der Theologie nach dem Zweiten Weltkrieg?
Wollte man die Grenze des Sterns der Erlösung bestimmen, müßte man von der Ausblendung des Sündenfalls und der Apokalypse ausgehen (aber war das nicht die Grundlage der Buber-Rosenzweigschen Zusammenarbeit?).
Hängt die Logik der Vergöttlichung des Opfers (und der Ursprung des modernen Naturbegriffs) mit der Geschichte der Beziehung von Kausalität und Teleologie zusammen? Der aristotelische Kompromiß: die Neutralisierung des Widerspruchs zwischen Kausalität und Teleologie, war die Grundlage seiner Metaphysik. Nur so konnte Gott zugleich als die noesis noeseos und als der Erste Beweger begriffen werden. Im Rahmen dieses Konzepts war es unmöglich, einen dem Trägheitsgesetz entsprechenden Begriff der Bewegung zu definieren. Die Entwicklung dieses Begriffs in der Spätscholastik (unter dem Druck frühkapitalistischer Strukturen in der Gesellschaft) hat die aristotelische Tradition gesprengt und die Grundlage gelegt für die Transzendentalphilosophie Kants.
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie