Machovec

  • 26.01.91

    Das Zwangsbekenntnis ist eine direkte Folge der kirchlichen Bekenntnis- und Glaubens-Verwaltung, d.h. die Konsequenz aus dem biblisch angekündigten Kleinglauben, der heute den Widerstand gegen die eigenen Selbstzerstörungskräfte aufgegeben zu haben scheint und dabei ist, sich selbst zum Verschwinden zu bringen.
    Das Zwangsbekenntnis ist das Zeichen des Tieres: der Name des Tieres oder die Zahl seines Namens (Offb. 1317).
    Nach Milan Machovec (Die Rückkehr zur Weisheit. Philosophie angesichts des Abgrunds, Stuttgart 1988) bezeichnet das griechische peirasmos nicht die (moralische) Versuchung, sondern die mit Angst erwartete (politische und kosmische) Katastrophe der Welt. Es müßte also im Herrengebet statt „und führe uns nicht in Versuchung“ heißen: „und führe uns nicht in die Katastrophe“.
    Nicht „Unterwerfung unter den Willen Gottes“ (das ist islamisches Erbe), sondern das Erkennen und Tun des Willens Gottes (zur Erläuterung der NJB zu Mt. 41-11).
    In der verdinglichten (verweltlichten) Welt ist das Selbstbewußtsein auf den Erfolg, den Sieg, die Unterdrückung dessen, was nicht das Selbstbewußtsein ist, des Nicht-Ich, des Feindes, aufgebaut. Die Sucht nach Sport und Unterhaltung drückt genau diese Siegessucht aus. Das Christentum ist keine Sieges-Religion: Alle seine Siege waren Niederlagen (insbesondere die Siege über die Juden, die Heiden, die Ketzer und schließlich die Frauen: am Ende waren es die Siege, in denen das Christentum selber untergegangen ist). Die Anpassung an den physikalischen Wahrheitsbegriff übernimmt auch dessen Sinn: den Sieg über die Natur und die reine Selbstbezogenheit des Herrendenkens. Diese Gestalt des Selbstbewußtseins kann nur anerkennen, was vor ihm am Boden liegt; und ein Mittel, hier sich als Selbstbewußtsein zu erhalten, ist die Komplizenschaft des kollektiven Bekenntnisses, die die Gegenständlichkeit der Welt, der Dinge und der Personen, sowie den kollektiven Verdrängungsapparat garantiert (zusammen mit dem Gewaltmonopol des Staates).

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