Wer andere nur verurteilt, findet sich in einer Objektwelt wieder; wer aber fähig ist, in Andere sich hineinzuversetzen, entdeckt eine menschliche Welt. Das Verurteilen reproduziert den Schrecken, den es zu bannen versucht. Die subjektiven Formen der Anschauung haben das Verurteilen instrumentalisiert; und die transzendentale Logik ist die Logik der Objektwelt (die Logik der Welt der Erscheinungen).
Nicht „Warum ist es am Rhein so schön“ ist die Rätselfrage der Nation, sondern: Warum mögen uns die Andern nicht. Diese Frage, die der Spiegel alle Jahre wieder ergebnislos zu beantworten versucht hat, wird sich in das Nichts auflösen, das in ihr sich ausdrückt, wenn dieses Land endlich einmal ernsthaft versucht, mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Schlimm an den Angriffen auf Asylantenheime war nicht, was wohl das Ausland über uns denken mag, sondern schlimm waren die Taten selbst.
Leidet nicht die Kosmologie heute daran, daß sie nicht nur das Ungleichnamige gleichnamig macht, sondern daß sie den Zwang nicht zu brechen vermag, der daher rührt, daß sie die Zeitverhältnisse vertauscht. Es ist das Irreversibilitätsprinzip, das die gesamten Naturwissenschaften verhext: Die Vorstellung der Reversibilität aller Richtungen im Raum begründet die Irreversibilität der Zeit. Wenn die mittelalterlichen Kosmologien den Mond als Grenze zwischen der himmlischen und der irdischen (der trans- und sublunarischen) Welt verstanden haben, haben sie dann nicht die Planetenbewegungen (die „Wege des Irrtums“) zu den himmlischen Erscheinungen gerechnet, damit aber das Irreversibilitätsprinzip selber an den Himmel projiziert (und so – als Vorstufe des heliozentrischen Systems – die Logik hierarchischer Herrschaftsstrukturen legitimiert)?
Ist der Feudalismus die Gestalt, in der sich die chaldäische Astrologie unter den Bedingungen des Christentums reproduziert hat? Geblieben ist von der Astrologie das hierarchische Prinzip, am Ende zusammengeschrumpft zur „Rangordnung“ der Werte.
Macht nicht der geisteswissenschaftliche Kausalbegriff, die Vorstellung, der eine habe eine Theorie entwickelt, die andere dann übernommen haben, ein sehr reales Problem bloß unkenntlich: Ist ein Text, der mehr als tausend Jahre, nachdem er geschrieben wurde, rezipiert wird, wirklich noch der gleiche Text? Ist die mittelalterliche Kosmologie die ptolemäische, ist der mittelalterliche „Geozentrismus“ eins mit dem antiken? Hätte Aristoteles in seiner scholastischen Rezeption sich wiedererkannt (war nicht Aristoteles der Lehrer des Alexander, während die mittelalterliche Rezeption durch die Geschichte des Reichs, das Alexander einmal begründet hatte, bereits geprägt und bestimmt ist, wobei das Lehrer-Schüler-Verhältnis sich gleichsam umgekehrt hat)?
Liegt nicht zwischen der antiken und der mittelalterlichen Kosmologie ein entscheidender Bruch: Der von der Theoria (dem Sehen, das von der Schuld wie von der Schwere abstrahiert) zur Reflexion der verschuldeten Natur. Führt nicht die Entwicklung von der noesis noeseos, dem Denken des Denkens, über die Theologie zur Hegelschen Logik, in deren Kern das Ding steht?
Die mittelalterliche Kosmologie (wie im übrigen jede Kosmologie vor ihr) war dem damaligen Erkenntnisstand angemessen und zugleich ein Stück Herrschaftsmetaphorik, die in den modernen Naturwissenschaften dann in unmittelbares Herrschaftswissen transformiert worden ist.
Das Realitätsprinzip (die Vorstellung, daß am Objekt selber der Zustand der Ruhe von dem einer geradlinig gleichförmigen Bewegung sich nicht unterscheiden läßt) ist eine Folge und ebensosehr ein Konstituens der mathematischen Raumvorstellung (des Raums als „subjektiver Form der Anschauung“). Aber wird dieses Relativitätsprinzip nicht durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, das aus ihr folgt, wenn es auf bestimmte Erscheinungen angewandt wird, zugleich widerlegt? Ist das Relativitätsprinzip die Wasserseite der subjektiven Formen der Anschauung (der „Feste des Himmels“), deren Feuerseite im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit sich manifestiert?
Sind nicht die Namen des schwarzen Körpers, des schwarzen Lochs und des Urknalls hochsymbolisch? Der schwarze Körper (genauer die Wände des schwarzen Hohlraums) und das schwarze Loch definieren sich durch ihr Verhältnis zum Licht: Der schwarze Körper ist ein Körper, der alles Licht abweist, zurückwirft, während das schwarze Loch alles Licht in sich aufnimmt und nicht mehr abgibt. Beide beschreiben Grenzbedingungen des Inertialsystems, das Abbrechen der Äquivalenzbeziehungen, durch die das Inertialsystem sich definiert.
Wider die Personalisierung: Die Erwartung, daß das Ende des Faschismus durchs Aussterben der Nazis (der „Rassisten“) kommen werde (oder auch nur kommen könnte), ist irreal: Die Maschine, die „Nazis“ produziert, läuft weiter. Mehr noch, wird diese Maschine nicht zur Zeit einer Generalüberholung unterzogen, die sie nur noch effektiver zu machen verspricht?
Hat nicht, wer Adorno nur gelesen hat, anders und auch Anderes von ihm gelernt, als wer sein unmittelbarer Schüler gewesen ist? Neigen nicht in der Regel die unmittelbaren Schüler mehr dazu, auch die privaten Marotten ihres Lehrers zu adaptieren, und ist nicht das Lesen ein zugleich öffentlicherer und intimerer Vorgang als der unittelbare Umgang mit dem Lehrer in Vorlesung und Gespräch?
Wie hängt das Kelch-Symbol, wie hängt überhaupt das Realsymbolische und die Metaphorik mit dem Problem der Zeitumkehr zusammen? Gründet nicht in diesem Problem der Umkehr die gesamte Sprache und in ihrem Kern der Name?
Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht: Die Irreversibilität der Zeit (zusammen mit der Logik der Reversibilität aller Richtungen im Raum) ist das Gesetz der Verhärtung der Herzen. Liegt hierin nicht das Organisationsprinzip verborgen, das der Geschichte von der Verhärtung des Herzens Pharaos zugrunde liegt, und gründet darin nicht sogar der Name des Pharao? So wie am brennenden Dornbusch der Name Gottes sich offenbart, so enthüllt sich der Titel des Pharao in der Geschichte der Verhärtung seines Herzens: zusammen mit dem Namen Mizrajim als Name des Sklavenhauses und des Eisenschmelzofen (ist nicht der Name Mizrajim der einzige Name der Schrift, den Buber durch den griechischen ersetzt: Ägypten?).
Wölfe heulen den Mond an: Ist das nicht der Irrtum der Wölfe? (Gibt es auch einen Irrtum der Schlangen, und worin zeigt er sich?)
Der Gott, der die Welt erschaffen hat, ist der Gott, der im Staat sich verkörpert, im Staat als dem Organisationsprinzip der Eigentumsgesellschaft. Dieser Gott legitimiert das Recht und begründet die Ordnung der Objektwelt, in der die Barmherzigkeit am Ende keine Stelle mehr findet.
War nicht Borgentreich (mein Ferienaufenthalt dort in den dreißiger Jahren) ein Ort der Verwirrung? Der (angeheiratete) Vetter Alois, der ein Nazi war und merkwürdige Sprüche über Hitler, die Juden und Judenhäuser in Borgentreich und einige Bürger, die mit trinitarischen Spekulationen sich befaßten, von sich gab, und die Cousine Agnes, eine „vornehme“, aber auch etwas verwirrte Frau, und ihre Kinder Hermann und Walburga?
Kindertaufe: In den Bekenntnissen des Augustinus findet man die Begründung, die bei der Einführung der Kindertaufe eine Rolle gespielt haben mag. Augustinus erinnert sich an die Gier des Säuglings, in der er die Folgen der Erbsünde erkannte, die mit der Kindertaufe getilgt werden sollte. Heute gelten Kinder als unschuldig, und wer die Gründe für diese Anschauung sucht, wird sie in der Tatsache finden, daß Kinder noch nicht „hintertückisch“ sind, daß all ihre Lebensäußerungen als unmittelbare und direkte, frei von Hintergedanken und Täuschungsabsichten wahrgenommen werden. Augustinus legte die Schuld in die Tat, die er an einem Begriff des Handelns (an dem des Gerechten) maß, vor dem die Kinder objektiv als Sünder sich erwiesen. Wir messen die Schuld an der Absicht, die einem Kind nicht unterstellt werden kann (jedenfalls nicht vor der „Trotzphase“), weshalb wir sie als unschuldige und deshalb „glückliche“ Wesen (die sie nun wirklich nicht sind) erfahren. Das aber heißt, daß wir das Glück nicht am Zustand der Welt (der uns objektiv belastet, auch wenn wir es verdrängen), sondern an unserer Schuldlosigkeit messen. Uns interessiert nicht der Lauf der Dinge, sondern nur, daß wir nicht dran schuld sind. Heißt das nicht, daß glücklich nur der Dumme ist?
Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß: Der Staat, in dem die Ankläger Staatsanwälte heißen, stellt seine Bürger unter Dauerverdacht und unter das Gesetz der Beweisumkehr. Unschuldig ist nur, wer es auch beweisen kann. Gibt es eine bessere Methode, die Bürger davon abzuhalten, sich um Dinge zu kümmern, die „sie nichts angehen“, und sind das nicht alle Dinge, die nicht ihr unmittelbares Eigeninteresse berühren (z.B. die Probleme der Arbeitslosen, der Sozialhilfeempfänger, der Obdachlosen, der Asylanten, der Ausländer, der Frauen und Kinder)?
Der Leiter des BGS am Flughafen (ein Leitender Polizeidirektor) heute in bei einem Interview in der Hessenschau: Seine Aufgabe sei die Verbrechensbekämpfung, z.B. des organisierten Verbrechens, insbesondere der Schlepperbanden. Die schleppen Menschen herein, die hier nur ein besseres Leben wollen. Und das sei schlimmer als der Schmuggel von Waffen.
Mathematik
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16.7.96
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15.7.96
Es ist die Orthogonalität als Norm, die die Größen in kontinuierliche und diskrete Größen aufspaltet.
Verhält sich nicht die Wiedergeburt zur individuellen Unsterblichkeit wie die kontinuierliche zur diskreten Größe? Wahr ist allein die Lehre von der Auferstehung der Toten.
Die indikativische Seelenunsterblichkeit ist als Imperativ das Selbsterhaltungsprinzip.
Die Idee der Ewigkeit manifestiert sich nicht im mathematischen Reich der Zahlen, sondern allein im Namen. Das verhärtete Herz ist das gegen seinen Namen verhärtete Herz (das nicht hörende, unbelehrbare Herz), das Korrelat des Begriffs, dessen Objekt der Reue und der Umkehr unfähig ist.
Ist nicht das Attribut der Größe der Knoten der zu lösen ist (es ist nicht zufällig dem als ersten zuerkannt worden, der den Knoten, anstatt ihn zu lösen, nur durchschlagen hat)? Die Größe ist das Attribut des gefallenen Morgensterns. Der Begriff der Größe enthält ein eindeutiges Richtungselement, das nach oben weist. Schlechthin groß ist, zu wem es kein Größeres gibt. Dem Begriff der Größe korrespondiert allein der der Tiefe (die „Tiefen des Satans“), die beide durch Richtungsumkehr auf einander bezogen sind, sich nur durch ihren Objektbezug unterscheiden: Nur die Größe ist ein Objektattribut, während die Tiefe ein reiner Richtungsbegriff ist; damit hängt es zusammen, daß, während die Größe über den Raum sich erhebt, die Tiefe im Raum verbleibt, den Raum, dem sie nicht zu entfliehen vermag, gleichsam in ihrem Rücken hat. Zur Lösung dieser Beziehung dürfte es dienlich sein, wenn man den Raum als Inbegriff des Instrumentellen begreift. Groß wäre dann das über jede Instrumentalisierung Erhabene (der Herr aller Hierarchien), während die Tiefe (deren Begriff den entscheidenden Hinweis zur Lokalisierung der Hölle gegeben hat) den Ort der absoluten, ausweglosen Verstrickung bezeichnet.
War es nicht ein tiefer machtpolitischer Instinkt Kohls, der ihn geleitet hat, als er sich weigerte (und dann auch damit sich durchsetzte), im Zuge der Wiedervereinigung das Grundgesetz zu ändern, es neuzufassen? Die Wiedervereinigung durfte nur als Angliederung an einen bestehenden Bundesstaat (ein Staatenbund, der sich selbst als Staat versteht) erfolgen, der nur so, als fortbestehender, nicht aber als neuzugründender, das machtlogische Erbe des Reiches zu verkörpern in der Lage war. Das hat Änderungen des Grundgesetzes (nämlich als Anpassung an veränderte Verhältnisse, deren übergeordnete Macht damit anerkannt war) nie ausgeschlossen, nur daß diese Änderungen von den Erfordernissen der übergeordneten Instanz, niemals jedoch von den angegliederten Staaten auszugehen hatten. Das Grundgesetz erwies seine Unberührbarkeit gleichsam dadurch, daß es gegen alle Änderungswünsche, die von unten kamen, ausgesessen wurde. Damit war auch der Zugang, durch den die „Angliederung“, die eine Einverleibung war, zu erfolgen hatte, definiert.
Ist nicht der, dem man „in den Arsch kriecht“, einer, an den man über die Ohren nicht herankommt? Und ist nicht das das Problem der Öffentlichkeit heute?
Der Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland ist an dem Satz de Gaulles, den er im Hinblick auf Sartre einmal gesagt hat, zu erkennen: Einen Voltaire zieht man nicht vor Gericht. In Deutschland hingegen war es nur eine folgenlose (und dann auch sofort verdrängte) Einsicht der Philosophie, eigentlich nur der Philosophie Kants, daß die Vernunft größer ist als der Staat. Heute steht dagegen schon der Staatsanwalt (die einzige Institution, die noch ein philosophisches Erbe, nämlich das der hegelschen Philosophie, zu verkörpern scheint).
Was würde herauskommen, wenn man den habermasschen „Verfassungspatriotismus“ mit den Grundgesetzänderungen des letzten halben Jahrhundert konfrontiert? Wäre dieser Verfassungspatriotismus nicht als eine Form der Subreption erkennbar, die die Realität der Verfassung mit ihrer Idee verwechselt? Auch am Verfassungspatriotismus wäre zu demonstrieren, daß jeglicher Patriotismus ein Instrument der Blendung ist (einer Blendung, deren Quelle bei Habermas präzise sich bezeichnen ließe). Übriggeblieben ist eine Gestalt der Kritik, die das Bewußtsein ihrer Ohnmacht in sich mit aufgenommen hat: Kritik als Raisonnement.
Muß man nicht Erbsünde und Erbschuld unterscheiden, und wird nicht am Ende diese Unterscheiden darauf hinauslaufen zu begreifen, daß es nur eine Erbsünde, aber keine Erbschuld gibt? Erst als vergangene Tat wird die Sünde zur Schuld, worauf es ankommt ist aber das gegenwärtige Tun: die Vermeidung der Sünde, nicht die der Schuld. Nur daß das allein möglich ist durch Reflexion des Schuldzusammenhangs, die allein den Bann zu brechen vermag, der das Fortzeugen der Sünde determiniert. Der Schuldzusammenhang gründet in einer Logik, die alles Tun ins Licht der Vergangenheit rückt.
Die Idee der ewigen Anschauung Gottes trägt den Keim des Selbstdementis in sich. Das Angesicht Gottes ist kein Gegenstand der Anschauung.
Die Apokalypse, und nicht (wie etwa Hegel – und mit ihm die Mehrheit der christlichen Theologen – meinte) die Trinitätslehre, ist die Offenbarung Jesu, und ihr Grund ist das „Zeugnis“ Jesu, sein Martyrium.
Zur Confessio, der vergeistigten Gestalt des Martyriums, gehört das Confiteor, aber eines, das den „Bruder, der etwas gegen mich hat“ zum Adressaten hat, und nur insoweit auch Gott und alle Heiligen. Das Confiteor der Messe schließt die Verwechslung des Adressaten mit dem, in dessen Angesicht ich bekenne, nicht aus. Erst die Rücknahme dieser Verwechslung befreit das Credo vom Bann der Bekenntnislogik und die Religion vom Rechtfertigungszwang.
Öffentliche Kraft gewinnt der Glaube nicht durch Affirmation, sondern allein durch Kritik, durch Kritik auf dem Boden der Solidarität mit denen, die unten sind. Jeder Glaube, der es versäumt, sich zur Stimme derer, die unten sind, zu machen, ihnen seine Stimme zu leihen, ist Kleinglaube.
Die Pharisäer-Kritik, und zwar nicht als Geschichte, sondern als prophetisches Wort, ist ein zentrales Motiv der Evangelien, ein Indiz zugleich für meine These, daß die Evangelien von der Prophetie primär durch den Ursprung des Weltbegriffs, der alle Relationen verschiebt, sich unterscheidet: Der Pharisäismus, die Heuchelei, ist ein Systemelement des Weltbegriffs. Als Schuldverschubsystem begründet der Weltbegriff die Logik der Projektion, und damit der Heuchelei.
Ist es nicht die logische Gewalt der Institution des Eigentums, die den Naturwissenschaften gleichsam ontologische Qualität verleiht? Das Medium, über das die eigentumslogischen Strukturen in die Naturwissenschaften hereinkommen, sind die subjektiven Formen der Anschauung (sind Raum und Zeit, ist das Inertialsystem).
Zum Begriff der Größe: Aus welchen Gründe wurden dem Papst Gregor und dem Philosophen und Theologen Albertus Magnus (dem Lehrer des Thomas von Aquin) das Attribut beigelegt?
Josef (der Vater Jesu) kommt als Person nur bei Matthäus und Lukas vor; bei Markus und Johannes wird Jesus gelegentlich Sohn des Joseph genannt. Bei Matthäus nennt der Engel Joseph im Traum Sohn Davids, sonst wird nur Jesus so genannt.
Der Pharao, der Joseph nicht mehr kannte, kannte auch den Namen Gottes nicht. Hängt nicht beides mit einander zusammen, und findet darin nicht die Geschichte der Verhärtung des Herzens (dieses Pharaos) ihren Grund?
Sind nicht die zehn ägyptischen Plagen Manifestationen der Verdrängung des Schuldzusammenhangs, welche Verdrängungen dann als Plagen erscheinen?
Bezeichnet nicht der Genitiv eine Eigentums- und Herrschaftsverhältnis? Weshalb wird der Genitiv dann auch zur Bezeichnung der Vater-Sohn-Beziehung verwandt? Ist die Genitiv-Beziehung auch das Modell der Beziehung von Begriff und Objekt, Welt und Natur (woraus der griechische und der lateinische Name der Natur und die Differenz beider sich begründen ließe)? Ist nicht der griechische Begriff der Materie abgeleitet vom Holz, der lateinische hingegen vom Namen der Mutter?
Weshalb muß im Dogma die Mutter eine virgo sein? War die theotokos schon im Griechischen eine (dazu noch unbefleckt empfangene) Jungfrau? Gibt es zum Confessor und zur Virgo ein griechisches Äquivalent? Falls nicht, so wäre das der deutlichste Beleg dafür, daß das lateinische Kirchen- und Theologieverständnis nachdogmatisch ist.
Eine Begriffsgeschichte des Begriffs der Natur müßte den Wechsel von physis zu natura mit reflektieren: Fällt nicht in diese Reflexion die Geschichte des Dogmas, zu der auch die Titel Kirchenvater und Confessor gehören? War Tertullian noch ein Kirchenvater, und war er nicht der erste Confessor? Und war Augustinus, der sich nach Augustus nannte, selber auch Confessor und zugleich der letzte Kirchenvater? Augustinus war im übrigen wohl der einzige Kirchenvater, der auch einen Sohn (Adeodatus) hatte, dessen Mutter er freilich verstoßen hat.
Ist nicht das Confiteor ein Passivum, zu dem es kein Aktiv gibt? Und ist nicht dieser sprachliche Sachverhalt die Grundlage des Gnadenbegriffs? Und rührt nicht auch die Konstellation, daß Augustinus zugleich Kirchenvater und Confessor war, an den Grund seiner Gnadenlehre, zu der es – soweit ich sehe – in der griechischen Theologie keine Entsprechung gibt? Vgl. hierzu die Entwicklung der (an die Konfession gebundenen) Gnadenlehre von Augustinus über die Scholastik bis hin zu Luthers Rechtfertigungslehre.
War nicht die „Erzeugung“ der Trinitätslehre durch die Kirchenväter das genaue Modell der Vater-Sohn-Beziehung in der Trinitätslehre?
War nicht das „Um Gotteswillen“, das mir entfuhr, als ich nach vierzig Jahren meine Briefe an Martin Buber erstmals wieder las, wörtlich zu nehmen? -
12.7.96
Zur Kritik der Urteilskraft: Hat nicht Auschwitz der Idee des Erhabenen den Boden entzogen?
Hegels Bemerkung, daß, was aus dem Grunde kommt, auch zugrunde geht, ist ein Ausdruck der absoluten Verzweiflung: Kant zufolge ist der Grund eine Reflexionsform des Zwecks. Für Hegel gibt es, anders als für Kant, keinen „Endzweck“; der ist in der Idee des Absoluten untergegangen und begraben.
Der Begriff der Größe wird vor allem auf historische Personen angewandt, insbesondere auf Herrscherfiguren wie Alexander, Konstantin, Karl der Große, Friedrich der Große (und sein Vater: der große Kurfürst); merkwürdig, daß es im gleichen historischen Kontext auch ein weibliches Exemplar der Größe gibt: Katharina die Große. Dieses Attribut scheint insbesondere den Reichsgründern zuerkannt zu werden; welche Bewandnis hat es dann mit der Gründung des preußischen Staates (gegen eine in die Repräsentation des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eingebundene österreichische Herrscherin, und im Vorgriff auf die Gründung des Zweiten Deutsche Reichs)? Was zeichnete diesen Staat (der zum Modell der Hegelschen Staatsmetaphysik, der Verkörperung der Idee des Absoluten, geworden ist) vor anderen Staaten aus, und was verbindet ihn mit dem Untergang des Ersten Reiches? Dazu merkwürdig, daß Alexander und Karl inzwischen in Verdacht geraten, nur Phantomfiguren zu sein, als Verkörperungen einer Geschichtslogik, die ihre Objekte einem Verfahren der Ästhetisierung unterwirft, sich ins Irreale zu verflüchtigen scheinen.
Mit dem mathematischen Begriff der Größe ist die Orthogonalität mit gesetzt. Kann es sein, daß der ästhetische Begriff der Größe, der der Idee des Erhabenen zugrunde liegt, durch einen der Orthogonalisierung vergleichbaren Effekt sich auszeichnet? Und kann es sein, daß die Vorstellung des dreidimensionalen Raumes ihre säkularisierende Wirkung darin hat, daß sie die Vollständigkeit der Fundierungsbedingungen der mathematischen Größen (nicht ihre Realisierungsbedingungen: die schließen einen subjektiven Akt, einen Akt der Setzung, der Konvention mit ein) in sich enthält (was darin sich manifestiert, daß sie im Prinzip bereits dem ästhetischen Begriff der Größe die Grundlage entzieht)? These: Der Begriff der historischen Größe und die Idee des Erhabenen gründen in einem noch vornewtonschen, naiven Verständnis der Schwere; sie stehen in einem logischen Zusammenhang mit der Geschichte und der Logik des Weltbegriffs (seiner Beziehung zum Begriff des Falls – vgl. Wittgesteins Definition des Weltbegriffs). Kann es sein, daß Größe und Erhabenheit (die beim Augustus sogar zum Namen geworden sind) als besondere ästhetisch-historische Kategorien die christliche theologisch-dogmatische Weiterbildung der Logik, den Begriff und die Realität der Orthodoxie, voraussetzen, auf ihrer Grundlage sich gebildet haben? – Die vorchristliche Welt kannte die „sieben Weltwunder“ (und die rechtsgründenden Taten der Heroen), aber – außer den erst in christlicher Erinnerung so genannten – keine „Großen“; dagegen stand die Logik des Mythos und des Schicksals, insbesondere das absolute Urteil der Hybris.
Ist nicht das Attribut „der Große“ ein (dem Alexander aus durchsichtigen Gründen nachträglich zuerkanntes) „historisches“ Attribut?
Vgl. die Reflexionen Lyotards zum Begriff des Erhabenen!
Hat die Logik der Orthodoxie (die Bekenntnislogik) für die Geschichte der Theologie und des Dogmas die gleiche Funktion wie die durch die Orthogonalität als Norm determinierte Raumvorstellung für die Bildung der Vorstellung kontinuierlicher und diskreter Größen?
In welcher Beziehung stehen das aristotelische Staunen und die „sieben Weltwunder“ zu den Wundern der Evangelien, waren sie so etwas wie eine gleichsam prophylaktische Vorkehrung, die dem fundamentalistischen Mißverständnis dieser Wunder Vorschub geleistet (ihren „symbolisch-typologischen“ Sprachsinn unkenntlich gemacht) haben? Und war nicht dieses fundamentalistische Mißverständnis eine der Ursprungsbedingungen des Dogmas?
Die mathematische Größe bedarf des Maßes; das aber ist Produkt einer Konvention. Es gibt kein „natürliches“ Maß der Länge, der Zeit, des Gewichts, des Geldes.
Wenn die moderne Sprachtheorie die Worte als konventionelle Symbole begreift, verwechselt sie die Sprache mit der Mathematik. Und ist nicht der Begriff der Konvention ein falscher Ausdruck für die verandernde Kraft des Urteils? Wer das Resultat dieser Veranderung zur Sache der Konvention macht, trennt die Sprache von ihrer Wurzel im Namen.
Die verandernde Kraft des Urteils aber gründet in der Eigentumslogik (der der Staat und der Weltbegriff sich verdanken, und die dem Naturbegriff sein Objekt gibt): in der Beziehung der objektivierenden Kraft des Seins (der Kopula) zu der objektivierenden Kraft, die der staatlich geregelten und rechtlich sanktionierten Eigentumsordnung (der Trennung und Unterscheidung der Öffentlichkeit, der Sphäre des Eigentums anderer, von der Privatsphäre) sich verdankt.
Zum Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Die Tatsache, daß die Lichtgeschwindigkeit eine „empirische“ Größe ist, macht ein durch Konvention definiertes Element (ein durch „konventionelle“ Maßbestimmungen mit definiertes Element) zu einem Systemelement, das die „Objektivität“ der Erkenntnis mit garantiert. Ist dieses Systemelement nicht eines, das in den Grund des Feuers hinabreicht? Deshalb ist die Bestimmung der Beziehungen des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zu den Konstituentien der Mikrophysik so zentral. Ist das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit der durch Umwendung ins Äußere unkenntlich gemachte Knoten, der zu lösen wäre?
Lust ist eine ins Ästhetische reflektierte, durchs Ästhetische vermittelte Empfindung. Das Korrelat der Unlust ist der Schmerz. Jede Empfindlichkeit ist pathologisch, der Schmerz ist real.
Erscheint der historisch-ästhetische Begriff der Größe (des Erhabenen) auch bei Hegel? Vgl. auch die Weltgeschichtlichen Betrachtungen Jakob Burckhardts. Im Gröfaz („größten Führer aller Zeiten“) ist der Begriff der Größe explodiert (und zwar sowohl in den unmittelbaren Zielen und Folgen der nationalsozialistischen Politik, als auch in den Metastasenbildungen in den Diktaturen heute); seit Auschwitz gibt es kein Erhabenes mehr. Reflektiert sich das nicht in der Sprache der Nachgeborenen, die z.B. den Begriff der Anmut nicht mehr kennen („heute nennen wir das geil“), aber auch in der Neigung der Medien, das Interesse der Gesellschaft anstatt durch die Sache, durch Steigerung der Reize zu gewinnen (Sensation ist ein Empfindungsbegriff, der von der Last der Reflexion entbindet)?
Ist nicht die Größe prima facie ein Attribut des Männlichen, und das Schöne (die „Anmut“, das „Liebliche“) eines des Weiblichen? Die Blume ist schön, der Baum erhaben? Hängt es nicht mit der Verwischung der Geschlechterdifferenz zusammen, wenn in der Sprache der Jugendlichen das Erhabene vom Wahn und das Schöne vom Sexuellen nicht mehr sich scheint trennen zu lassen? Sind nicht die Attribute, mit denen Jugendliche die Dinge heute benennen, ein Indiz des Weltzustandes? Verweist nicht die Differenz des Schönen und Erhabenen auch auf die Unterscheidung von Natur und Welt, ist nicht das Schöne ein Objektgefühl, das Erhabene ein Verstandesgefühl (das Absolute ist das an sich Erhabene)? Gehören nicht das Schöne wie das Erhabene einer Sphäre an, die im Urteil gründet (und nur dem Gefühl sich erschließt, aber einem, das den Anspruch auf Objektivität erhebt)? Der Faschismus, der zum absoluten Objekt der Verurteilung geworden ist, ist weder schön noch erhaben, eigentlich die Vernichtungsmaschine beider. In diesen Zusammenhang gehört Adornos Satz, nach Auschwitz Gedichte schreiben sei barbarisch (gegen den alle protestierten, die das Privileg nicht aufgeben wollten, sich weiterhin einen Reim auf diese Vergangenheit zu machen).
Blumen sind schön, Bäume erhaben: Heißt das nicht auch, daß Blumen als Naturwesen, Bäume als Weltwesen apperzipiert werden? Was bedeutet dann die Wendung „durch die Blume sprechen“?
Wer die Korrektur-Vorschläge der Kant-Herausgeber in den Anmerkungen der Kant-Ausgaben liest, bekommt einen Vorbegriff davon, wie der Duden einmal entstanden sein mag. Kaum eine „Verbesserung“, an der nicht mit Händen sich greifen ließe, daß nicht nur die kantische Sprachlogik sondern mit ihr entscheidende Motive seiner Philosphie nicht mehr verstanden wurden. Alle „grammatischen Fehler“, die hier „berichtigt“ werden, sind nicht nur keine, sie drücken in Wahrheit genau das aus, was seitdem an Kant verdrängt und vergessen wurde. -
9.7.96
Das liberum arbitrium hängt mit den Freiheitsgraden des Raumes so zusammen wie die Reflexion mit der Abstraktion. Es setzt an die Stelle die Freiheit, die der Reflexion sich verdankt, die Freiheit, die die Abstraktion verspricht; die Beziehung beider ist durchs Opfer vermittelt, auf dessen Geschichte sie zurückweist. Der Preis der Abstraktion ist das Opfer der Vernunft. Die Vorstellung des unendlichen Raumes ist das Produkt des vollendeten Opfers. Der Begriff ist das Opfer des Worts an die Idee des Absoluten. Deshalb hängt die Entdeckung des Begriffs mit der Entdeckung der Orthogonalität, der Winkelgeometrie, zusammen.
Die Vergegenständlichung der Zeit, die die Sprachlogik der indoeuropäischen Sprachen einmal begründete, ist das Prinzip der Abstraktion. Ihr praktischer Grund war die Konstituierung des Eigentums. Hat die Zeitvorstellung zusammen mit dem Zins sich gebildet? Der Atheismus heute gründet in der Unfähigkeit, den Bann der Logik des Eigentums durch Reflexion zu brechen.
Die Vorstellung einer unendlichen Zeit, Produkt ihrer Vergegenständlichung und Reflex der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, ist das subjektive Apriori der gegenständlichen Erkenntnis. Im Bann dieser Erkenntnis gilt, daß ER kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Ist die so rapide sich ausbreitende Furcht vor Einbrechern nicht ein apokalyptisches Zeichen?
Menschenfischer: Das Feindbild ist der Köder, mit dem der Kapitalismus seine Gegner fängt. Über das Feindbild und über die Mechanismen der Empörung (des schnellen Zorns) gerät man in eine subjektive Verfassung, in der man, ohne es zu wissen und auch, wenn man es nicht will, das Geschäft der anderen Seite betreibt. Logischer (und objektiver) Ausdruck dieser „subjektiven Verfassung“ ist der Weltbegriff.
Mit der Beziehung zur Zeit hängt es zusammen, wenn das Weltgericht nicht mit dem Jüngsten Gericht verwechselt werden darf. Wenn es ein Jüngstes Gericht gibt, wird es das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht sein. Gnadenlos ist das Weltgericht durch die Objektivierung der Zeit.
Der Faschismus hatte Recht, wenn er sich auf die indogermanische Tradition berief: Im Faschismus ist das barbarische Potential des Abstraktionsschrittes, dem die Logik der indoeuropäischen Sprachen sich verdankt, explodiert. Das erste Opfer dieser Explosion waren nicht zufällig die Juden, die die andere, verdrängte Tradition verkörperten: der Antisemitismus war der Zündsatz des Faschismus.
Nach dem Holocaust kann man zwar kein Jude mehr werden, notwendig und überfällig aber ist die Rückbesinnung auf ihre Tradition, die die eigene Tradition des Christentums ist, allerdings eines Christentums, das den Hahnenschrei vernommen hat und endlich aus dem Schlaf, in den es seit Getsemane versunken ist, erwacht. Erinnert nicht Reinhold Schneiders Satz „Allein den Betern kann es noch gelingenen …“ an die Aufforderung, die Jesus in Getsemane an die Jünger richtete, als er sie schlafend fand: „Wacht und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallt“?
Zu Getsemane: Wenn die Todesangst Jesu messianische Qualität hat, dann kann sie sich nicht (oder jedenfalls nicht nur) auf den eigenen Tod, sondern muß sich zugleich auf die Herrschaft des Todes in der Welt beziehen. Da aber stellt sich eine wahrhaft ungeheuerliche Beziehung zum Symbol des Kelches her, der genau diese Herrschaft des Todes repräsentiert.
Hat das Christentum nicht seit je die Fleischwerdung des Wortes mit seiner Wiederkunft verwechselt, hat es nicht so getan, als hätten Kreuz und Aufertehung schon das geleistet, was erst die Wiederkunft leisten wird? Eben damit aber ist das Christentum selber der Versuchung der Welt zum Opfer gefallen. – Oder war auch diese Opferfalle noch providentiell, ein Teil des Opfers, das eben nicht schon alles geleistet hat?
Erst wenn die Gestalt der Unsterblichkeits- und Auferstehungshoffnung, die sich aus dem Selbsterhaltungsprinzip herleitet, verbrannt ist, wird die Wahrheit hervortreten. – „Es gibt unendlich viel Hoffnung, nur nicht für uns.“
Der Begriff der trägen Masse, der Materie, ist der Reflex des Eigentumsbegriffs in der Natur, mehr noch: Der Eigentumsbegriff konstituiert den Begriff der Natur (Naturschutz ist Eigentumsschutz). Das Dogma reflektiert den logischen Schritt, mit dem die physis in die natura und der kosmos in den mundus transformiert wurde.
Wenn Kant Raum und Zeit als subjektive Formen der Anschauung begriffen hat, so wäre das heute zu ergänzen: Die Subjektivität der subjektiven Formen der Anschauung ist in sich selber gesellschaftlich vermittelt, sie ist eine gesellschaftliche Subjektivität, die Reflexion des Andern im Subjekt. Insoweit, nämlich als gesellschaftliche, sind die subjektiven Formen der Anschauung zugleich auch objektiv.
Der Vergesellschaftungsprozeß ist in der Struktur der Raumvorstellung selber nachvollziehbar. Den drei Abstraktionsschritten, in denen der Raum als subjektive Form der Anschauung sich konstituiert, korrespondieren die drei ökonomischen Abstraktionsschritte, denen Polanyi zufolge die Konstituierung der Eigentumsgesellschaft sich verdankt: die Verwandlung von Grund und Boden, der Arbeit und des Geldes in Waren, in Objekte des Tauschprinzips. Es ist der Begriff des Eigentums, der in diesem Prozeß sich entfaltet, der zugleich die Außenwelt konstituiert, die Äußerlichkeit der Dinge außer uns, deren Formgesetz dann in der Form des Raumes sich entfaltet. Insofern ist die kopernikanische Wende, die die Vorstellung des unendlichen Raumes, der nichts mehr außer sich hat, begründet, das kosmologische Korrelat einer restlos vom Tauschprinzip durchdrungenen Welt.
Es müßte eigentlich nachweisbar sein, daß das Steigen der Grundstückspreise im Nachkriegsdeutschland zusammenhängt mit der Ausweitung der Geschäftstätigkeit der Banken (vgl. den Hinweis auf die ostasiatischen Länder <S. 109f> und insbesondere auf Japan <S. 234> bei Heinsohn/Steiger). Haben sich hier nicht die Banken selber die Grundlage für die Ausweitung ihres Kreditvolumens geschaffen?
Ist der Fall Schneider, wenn er denn wirklich ein Opfer seiner Banken sein sollte, ein Beleg dafür, daß es heute möglich ist, das Erwischtwerden durch die Tat selber auszuschließen (vgl. Lyotards Reflexionen zum „absoluten Verbrechen“)?
Gibt es eigentlich eine spezielle Affinität
– der Banken zum Grundstücksgeschäft,
– der Produktion zum Spekulationsgeschäft und
– des Staates zum Arbeitsmarkt, dem ersten Objekt seiner „Spar“-Maßnahmen?
Sind nicht die Banken, die Wirtschaft und der Staat die „natürlichen“ Repräsentanten dieser spekulativen Formen der Eigentumsbearbeitung? (Zum Zusammenhang mit den drei Abstraktionsschritten, die den Kapitalismus begründen: die Überführung des Grund und Bodens, der Arbeit und des Geldes in veräußerbare, tauschbare Handelsware, vgl. Polyani.)
„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“: Ist der Rosenzweigsche Satz, daß Gott die Welt, nicht die Religion erschaffen hat, eine Folge seiner Staatsphilosophie?
Die Verteidigung des Eigentums, als dessen institutionelle Verkörperung der Staat sich begreift, ist die zentrale Aufgabe der Staatsanwaltschaft, die mit dem Eigentum eigentlich die universelle Geltung des Tauschprinzips, die „gesellschaftliche Ordnung“, nach innen (wie das Militär das Eigentum selber nach außen) verteidigt und schützt. Ist nicht die Institution des Eigentums der logische Kern des anklagenden („satanischen“) wie auch des verwirrenden („teuflischen“) Prinzips, das seit Babylon in den großen Imperien sich verkörpert, mit deren Ursprung auch die Gestalt und der Name des Anklägers (sh. Hiob) sich gebildet hat? Ist nicht der Teufel wie auch der Satan in den Evangelien der Repräsentant des weltlichen Reiches?
Das Recht stellt bei der Schuldzuweisung (beim „Urteil“) auf das Wissen und die Absicht der Person (des Angeklagten) ab. Vor diesem Hintergrund ist der Links-Terrorismus das absolute Verbrechen, während Auschwitz eine Naturkatastrophe war. Fürs Recht ist die Unterscheidung einfach: Die Linke weiß, was sie tut, die Rechte weiß nicht, was sie tut.
Der Fehler des „realexistierenden Sozialismus“, der heute bei den Umweltschutzgruppen sich zu wiederholen scheint, lag darin, daß er glaubte, die Kritik der Ökonomie von der Kritik der Verwaltung (von der Kritik der Macht, deren technische Organisation der Verwaltung obliegt) trennen zu können, die Verwaltung als eine „neutrales“ Instrument anzusehen. Die Kritik der Verwaltung hätte von dem Satz auszugehen: Alle tun ihre Pflicht, aber keiner weiß, was er tut. Die Verwaltung ist das Schuldverschubsystem des Staatsapparats; und das scheint eine ihre Hauptaufgaben zu sein: sie deckt in der Tat eine Menge Sünden zu und wartet auf einen gnädigen Gott.
Wie hängt die Aufblähung der Verwaltung mit der Ausweitung der Geschäftstätigkeit der Banken zusammen; erinnert die Beziehung beider nicht an die Beziehung von Blähungen und Verdauung, und rührt daher die heute verbreitete Neigung zur analen Metaphorik (vgl. Freuds Bemerkung über die Beziehung des Geldes zur analen Metaphorik: „der Teufel scheißt auf den größten Haufen“)?
Ist nicht die Logik selber das Rattennest der Widersprüche, und die alternative wie insbesondere die Punk-Szene der ebenso hilflose wie selbstzerstörerische Versuch, metaphorisch die Wahrheit der Welt zu verkörpern, sie sichtbar zu machen, die Ratte zu domestizieren, ein unüberhörbarer Aufschrei, in dieser Realsymbolik das Wesen dieser Welt endlich zu begreifen? Anders kommen sie nicht davon los, die Logik dieser Welt symbolisch auszuagieren. Auch die deutsche Wirklichkeit hat ihre Slums, mitten in den Familien, sichtbar auf den Straßen unserer Städte.
Die Geschichte der Verdrängung, die im Weltbegriff sich gründet, hat einen Punkt erreicht, an dem es auch um die Lösung des Problems der Symbollogik geht, an dem es nicht mehr nur um das Verhältnis von Marx und Freud, sondern zugleich um die Beziehung beider zu Einstein geht.
Das Mathematische bei Einstein ist nur ein Hilfsmittel der Kritik des Logischen. Das logische Problem wird kenntlich, wenn man das Inertialsystem als ein Referenzsystem begreift, das in der speziellen Relativitätstheorie als ein selbstreferentielles System sich erweist: Mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit wird eine empirische, meßbare Größe zu einem Strukturelement des gleichen Systems, durch das diese Größe selber überhaupt erst sich definiert.
Ist die Welt die „babylonische Gefangenschaft“?
Besteht nicht die Sünde wider den Heiligen Geist in der Umkehrung der Beziehung von Anklage und Verteidigung, in dem Versuch, diese Beziehung, die ein asymmetrische ist, reversibel zu machen, die dann unweigerlich auf die Verteidung der Herrschaft hinausläuft, und ist das nicht die Verführung des Staates (die, im Falle des absehbaren Erfolgs, die Pforten der Hölle schließen würde)? Hier ist der Knoten, den Alexander nur durchschlagen hat, auf den jedoch auch der Satz sich bezieht: Was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein (nur wer Himmel und Erde durch den Weltbegriff ersetzt, kann aus diesem Satz die Ohrenbeichte deduzieren). -
22.6.96
Wenn es zutrifft, daß die Sprachlogik auch die Wahrnehmung determiniert und organisiert, welche Bewandnis hat es dann, wenn im Hebräischen die Begriffe Welt und Natur nicht vorkommen, und es kein Neutrum gibt? Hilft da nicht die letzte Bemerkung in Thiemes „Biblische Religion heute“ weiter, wenn gegen Rankes Erkenntnisbegriff, der darauf abzielt zu erkennen, wie es denn eigentlich gewesen sei, die Frage setzt: Was denn gewesen ist? Worauf zielt das Wie, und worauf das Was? Gibt es im Hebräischen ein Äquivalent zum Wie? Ist das Wie nicht der Statthalter des Neutrum, des Inertialsystems, der Instrumentalisierung? Und gründet Heideggers Hypostasierung der Frage nicht darin, daß im Bannkreis des Wie die Frage nach dem Was objektlos wird (dieser Objektlosigkeit des Was entspricht die Neutralisierung des Himmels und die objektlose Angst: die Heroisierung des philosophischen Gestus)?
Waren nicht schon die Philosophie, und dann das Dogma die ersten Gestalten der Überwucherung des Was durch das Wie, des Namens durch den Begriff (der logische Grund der Verdinglichung des Himmels, des katholischen Mythos)?
Gegen Bloch: Nicht das Dunkel des gelebten Augenblicks begreifen, sondern das Hören hell machen.
Die Griechen haben den Winkel entdeckt, die Inder die Null (die über die Araber, den Islam nach Europa gekommen ist). Nach der Entfaltung der dogmatischen Theologie begann mit der Entwicklung des Trägheitsbegriffs die Geschichte der dritten Leugnung.
Weshalb hat der Teufel im Märchen eine Großmutter, während der König einen Sohn oder eine Tochter hat (Prinz und Prinzessin)?
Hat Franz Rosenzweig mit der Entdeckung, daß das Ich mit Vor- und Zunamen keine quantite neglegeable ist, nicht den Erkenntnisgrund der Prophetie entdeckt?
Zur Begriffsgeschichte der Heiden (deren Name als Projektionsfolie zu den Konstituentien des modernen Kirchenbegriffs gehört): Das Wort, das im Deutschen mit Heiden übersetzt wird, bezeichnet im Hebräischen und im Griechischen die „Völker“. Nur im Lateinischen gibt es ein Adjektiv, das die Heiden erstmals abweichend davon gesondert bezeichnet: paganus, die auf die Landbevölkerung verweist, ähnlich wie das hebräische am haaretz. Thomas von Aquin setzt in den Titel seiner Summa contra gentes den lateinischen Begriff für Völker, gentes, wieder ein. Wenn der Name der Heiden heute die nicht bekehrten Völker bezeichnet, klingt darin nicht der Name der Barbaren nach (die Logik des Hellenismus)? In der modernen Welt wurde dieser Name noch zugespitzt zu dem der Wilden (der gleichursprünglich zu sein scheint mit dem Begriff der „rohen Natur“).
Stimmt eigentlich der Satz, daß Hitler nicht der Antichrist war, sondern die Generalprobe? Kann es nicht sein, daß er es doch war, und wir den Weltuntergang bloß überlebt haben? -
14.6.96
Gibt es einen sprachlichen Zusammenhang zwischen dem Fall, dem Falschen und dem Fälschen, dem fallere und dem falsus? Das würde den Wittgensteinschen Satz „Die Welt ist alles, was der Fall ist“ zusammenbringen mit der Bemerkung Rosenzweigs über das „hintertückische, verandernde Wissen des Denkens“. Ist die Orthogonalität, die den Raum aufspannt, die Kraft der Scheidung, der Trennung, und gewinnt nicht mit der Orthogonalität das Trennende Gewalt über das Getrennte (die Vergangenheit Macht über die Zukunft: der Ankläger und das Inertialsystem)? Hat die Schlange (das klügste aller Tiere), die auch als das Symbol des Neutrums sich begreifen läßt, etwas mit der Macht der Orthogonalität zu tun? Die Unfähigkeit zur Reflexion des Urteils ist der Grund des Glaubens an die magische Kraft des Urteils. Immanenz: Das Richtige steht unter der Macht des Falschen; es verbleibt innerhalb seiner Logik. Der Gegensatz zum Wahren, dessen Begriff die Idee der Versöhnung mit einschließt, ist nicht das Falsche, sondern die Unbarmherzigkeit, das steinerne Herz. Bethseba: Was hat der Schwur mit der Orthogonalität zu tun (Stichwort: Selbstbindung)? Gründet hier, in dieser Beziehung zur Orthogonalität, der sprachliche Zusammenhang des Schwurs mit der Zahl Sieben im Hebräischen? Hängt der aufrechte Gang damit zusammen, daß die Primaten zusammen mit den Bäumen entstanden sind? Die Sünde wider den Heiligen Geist wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben: Was heißt in diesem Satz Vergebung? Bezieht sie sich nur auf den einzelnen Sünder, oder auch auf den Zustand der Welt insgesamt? Kann es sein, daß diese Sünde das Kommen der zukünftigen Welt verhindert, und daß auf das Subjekt diese Sünde der Satz von der Freude im Himmel über den einen Sünder, der sich bekehrt, sich bezieht (wie auch der letzte Satz des Jakobusbriefs)? Haben wir überhaupt schon begriffen, was Vergebung heißt? Die Sündenvergebung sollte nicht verwechselt werden mit der Befreiung von Schuldgefühlen. Sie ist ein Teil der Umkehr. Gründet nicht der katholische Mythos (die Religion der 99 Gerechten), aus dessen Bann auch die folgenden christlichen Denominationen sich nicht haben befreien können, darin, daß er den Himmel von der zukünftigen Welt getrennt, daß er ihn verräumlicht, die zeitliche Differenz zu „dieser Welt“ aus ihm entfernt, verdrängt hat? Der Himmel, der eigentlich die logische Gewalt des Inertialsystems zu sprengen vermöchte, ist (durch die kopernikanische Wende, durch die Unfähigkeit, das Überzeitliche vom Ewigen zu unterscheiden) zu einem Objekt des Inertialsystems geworden.
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26.5.96
Zum Gesicht gehören zwei Augen, zwei Ohren, zwei Nasenlöcher und ein Mund: Warum sind die aufnehmenden, empfangenden Sinnesorgane doppelt, das aktive (der sprechende Mund) hingegen nur einfach?
Sind nicht auch die ersten Manifestationen der Schöpfung doppelt: das Tohu und das Bohu, die Finsternis und der Abgrund, der Geist Gottes und die Wasser?
Sch’ma Jisrael: Angesprochen ist nicht der einzelne Israelit, sondern Israel (im einzelnen Israeliten Israel?).
Die Welt: das subjektlose Kollektivsubjekt, die subjektlose Gemeinschaft aller. Der Raum, das Geld und die Bekenntnislogik sind die Elemente der versteinerten Gattung (des versteinerten Herzens).
Die Eucharistie: Das Brot, das zum Wort wird, ist das gebrochene und mit den Armen geteilte Brot. Vergleiche die Geschichte in der Apostelgeschichte, die der Einsetzung der sieben Diakone vorausgeht, mit der Stelle in 1 Kor, die mit dem Hinweis endet, daß, wer das Brot und den Kelch unwürdig genießt, sich das Gericht ißt und trinkt.
Die Pforten der Hölle, das ist das Tor des Nordens (der Linken), das Tor aber ist der Ort der Versammlung, der ekklesia, der Kirche.
Die Urteilsmagie schirmt das Vorurteil gegen die Reflexion ab. Es ist kein Zufall, daß zu den Topoi des Antijudaismus der Hostienfrevel (die Phantasmagorie der Verletzung der Urteilsmagie) gehört.
Heute darf die Standesehre bestimter Berufe (Ärzte, Soldaten, Polizei) nicht angegriffen, dürfen Staatssymbole nicht verunglimpft werden.
(Die theologischen Wurzeln der raf:) Im Zentrum der thomistischen Theologie steht die Eucharistieverehrung, in dem der Hegelschen Philosophie der Dingbegriff. Das sensuum defectui aus dem Tantum ergo hat im Inertialsystem (der säkularisierten Gestalt der Orthodoxie, der verdinglichten Bekenntnislogik und der instrumentalisierten Urteilsmagie) sich vollendet.
Nur wer begreift, daß die Urteilsmagie dem Faschismus nicht nur nichts anhaben kann, sondern im Gegenteil ihn reproduziert, daß alles verstehen nicht alles verzeihen heißt, daß das Verstehen und Verzeihen (ebenso wie das Studium und die Berufsausbildung) vielmehr endlich zu entkoppeln sind, die Vernunft aus den Verstrickungen des Rechtfertigungszwangs zu lösen ist, wird fähig, die Gegenwart zu begreifen.
Allein die Sprache macht die Welt erfahrbar. Lassen die Kräfte sich bestimmen, die die Sprache (und mit ihr die Erfahrungsfähigkeit) zerstören? (das Urteil, die Mathematik, die intentio recta, die subjektiven Formen der Anschauung <die Unfähigkeit, das Hintere vom Vorderen, Rechts und Links, und das Obere vom Unteren zu unterscheiden>, die Medien, der Positivismus, das Schuldverschubsystem, das Gerede, die Reklame)
Ohne Sprache gibt es keine Wahrnehmung des Leidens, keine Schulderfahrung (werden Unglück und Verbrechen zu objektiven, wertfreien Vorgängen), lassen Tun und Leiden, Aktiv und Passiv, Täter und Opfer, Ursache und Wirkung, nicht mehr sich unterscheiden (die transzendentale Logik zieht ihre logische Kraft aus der Sprache, ihre „Apriorität“ aus den subjektiven Formen der Anschauung: aus der Neutralisierung des Leidens und der Schuld). -
25.5.96
Hängt die Unterscheidung von Wut und Zorn, die so nur im Deutschen möglich ist, sprachlogisch mit der Bildung der Begriffe Barmherzigkeit, Gerechtigkeit, Seligkeit, Dreistigkeit u.ä. zusammen? Keine Sprache steht so im Bann der Herrschaft wie die deutsche, in der es möglich war, aus der Verurteilung des Faschismus den Schleier zu weben, hinter dem der neue, recycelte Faschismus sich bildet. Aber heißt das nicht auch, daß die Entschlüsselung der Logik der Herrschaft über die Reflexion der Ursprungsgeschichte und der Logik der deutschen Sprache möglich sein müßte?
Gilt das Wort vom imperativen Charakter der Attribute Gottes auch vom göttlichen Zorn und Grimm? Ist der Grimm nicht ein nach innen gewendeter Zorn? Der Zorn treibt die Röte ins Gesicht, während der Grimm das Antlitz entstellt (das Gesicht des Ergrimmten verfällt).
Ist das Inertialsystem (als Kelch des göttlichen Grimms) das entstellte Angesicht Gottes?
Theologie im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit: Wenn Gott den Himmel aufspannt, dann ist das Inertialsystem ein Produkt der Hybris, die dem Wahn verfallen ist, dieses Aufspannen ließe sich als Akt der Subjektivität reproduzieren.
Die Utopie der Öffentlichkeit entspricht einer Welt, in der der Geist die Erde erfüllt, wie die Wasser den Meeresboden bedecken.
Adornos Satz, daß die Welt sich immer mehr der Paranoia angleicht, die sie doch zugleich falsch abbildet, scheint heute aus der Sphäre des Öffentlichen und Politischen in die Sphäre des Privaten einzudringen und auf die Strukturen der unmittelbaren persönlichen Beziehungen sich auszubreiten. Hier aber wird die Paranoia an sich selbst unerkennbar, weil alle unter ihrem Bann stehen: Bewußtsein selber wird zum blinden Fleck (ein schwarzes Loch, das durch Unterhaltungsindustrie, durch „virtual reality“, zu füllen ist). Diese Paranoia ist nur noch an ihren Folgen erfahrbar.
Beginnt nicht der Satz „Leistung muß sich wieder lohnen“ in der letztmals gewendeten F.D.P. in Figuren wie Gerhard, Solms, Rexrodt und Kinkel sich mit entlarvender Deutlichkeit zu enthüllen, nackt sich zu manifestieren? Das Wort appelliert an den Selbsterhaltungsinstinkt in einer paranoisierten Welt. Was sie unter Leistung versteht, hat die Partei selber in einem Augenblick der Wahrheit, als sich selbst als „Partei der Besserverdienenden“ definierte, aufs deutlichste zum Ausdruck gebracht.
Der Zusammenhang der Quantenmechanik und der Mikrophysik mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit läßt sich an der zeitlichen Struktur, die durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit in die räumliche Ausdehnung hineingebracht wird, demonstrieren: Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit hat das räumliche Nebeneinander mit einem zeitlichen Nacheinander verschmolzen. Resultiert die Mikrostruktur der Materie aus der Anwendung der mathematischen Strukturen des Inertialsystems auf Objekte, denen diese Strukturen in einem noch aufzuschlüsselnden Sinne „äußerlich“ sind? -
17.5.96
Die Beziehung von Richten und Gerichtet-Werden drückt in der Logik der Reversibilität aller Richtungen im Raum sich aus, sie drückt in einem Bewußtsein sich aus, das „Rechts und Links nicht unterscheiden“ kann.
Dadurch unterscheidet sich die Sprache von der mathematischen Form des Raumes (von der subjektiven Form der äußeren Anschauung), daß in ihr vorn und hinten, rechts und links und oben und unten sehr deutlich unterschieden sind: Das Im Angesicht und hinter dem Rücken sind zwei verschiedene Sprachen, ebenso das richtende und das verteidigende Wort; und der, der „über“ jemanden redet, redet anders als der, der zuhört oder mit jemandem spricht. Der Begriff ist generell „über“ der Sache, das Objekt ist unten und stumm. In die Sprache selbst dringt der Raum über die Prä- und Suffixe ein, wobei die Präfixe ein System räumlicher (und zeitlicher) Beziehungen zu den Dingen, die Suffixe die Wirkungen des Raumes (und der Zeit) in den Dingen dokumentieren. Eine besondere sprachgeschichtliche Bedeutung und sprachlogische Funktion scheint hier den Sprachen zuzukommen, in denen auch der bestimmte Artikel in die Deklination mit hereingenommen wird. Erkennen läßt sich dieser Prozeß (dessen Radikalität erst in den modernen Sprachen sich manifestiert) an der Transformation des Nomen in das Substantiv, die die Transformation der erkennenden Sprache (die in der Sache sich bewegt, sie zur Sprache bringt, indem sie die Kraft des Namens in den Dingen weckt) in die nur noch mitteilende Sprache (die die Kraft des Namens leugnet und nur von außen auf die Sache sich bezieht) besiegelt.
Die Beantwortung der Frage, ob und wie im Strafrecht synthetische Urteile apriori möglich sind, hängt davon ab, ob ein apriorisches Objekt sich konstruieren läßt: eine Gestalt des Angeklagten, die nur noch Objekt des Verfahrens und ebenso so stumm wie das Objekt ist: ein Angeklagter, der nicht mehr als Angeklagter, sondern als Feind fungiert. Dem kommt die strafrechtliche Definition des Mörders nahe (Mord ist das einzige Delikt im traditionellen Strafrecht, das ein Täterdelikt, kein Tatdelikt ist). Reale Bedeutung gewinnt die Konstruktion des Feindes allerdings erst im Staatsschutzverfahren, in dem dann auch Richter und Staatsanwalt nicht mehr sich unterscheiden lassen, in dem die Verteidiger zu Unterstützern des Feindes und die Besucher zu Sympathisanten werden. Das Staatsschutzverfahren ist kein Problem des Rechts, sondern eines der Logik.
Kritik der Naturwissenschaften: Zu den synthetischen Urteilen apriori des Kapitalismus gehört die Subsumtion der Arbeit unter die anorganische Materie (Kostenfaktor).
Das Dogma, die Orthodoxie, ist ein System synthetischer Urteile apriori der Bekenntnislogik: Die Opfertheologie steht an der Stelle, an der in der Transzendentalphilosophie Kants die subjektiven Formen der Anschauung stehen.
Apokalyptisches Tier: Ausbildung (einschl. Studium) produziert heute dressierte Hunde. -
8.5.96
„Wenn die Götter schweigen“ (Miskotte): Schweigen denn die Götter wirklich, erteilt nicht der Markt allen seine Kommandos (deren Nichtbefolgung die Strafe auf dem Fuße folgt), und hat nicht Ludwig Erhard schon von der „Sünde wider den Geist der Marktwirtschaft“ gesprochen? Potenziert nicht das „Schweigen der Götter“ ihre Macht, weil keiner sie mehr wahrnimmt?
Das Wort von der Sünde wider den Heiligen Geist, die weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben wird, hat auch den ganz einfachen Sinn, daß die Sünde wider den Heiligen Geist die künftige Welt dieser Welt gleichsetzt, und daß das dann eine Welt ist, die keine Vergebung mehr kennt. Das ist die Welt des steinernen Herzens. Vgl. hierzu die Verhärtungen des Herzens des Pharao: Er selbst verhärtete sein Herz (2., 4. und 7. Plage), sein Herz blieb verhärtet (1., 3., 5. Plage) und JHWH verhärtete sein Herz (6., 8. und 9. Plage).
Ist nicht die Verstockung des Pharao ein Hinweis darauf, daß die Reduzierung der Moral auf die Gesinnung zu kurz greift: die Gesinnung ist die Moral des verhärteten Herzens.
Das Wesen des Tieres wird nicht nur durch den Trieb und die Sexualität, sondern ebensosehr durch das, was Max Horkheimer die instrumentelle Vernunft genannt hat, bezeichnet. Die instrumentelle Vernunft steht unter dem Bann des Weltbegriffs, deren Logik sie blind (weil reflexionslos) gehorcht. Die gleiche Logik rückt die zukünftige Welt in den blinden Fleck, macht sie unsichtbar (mit dem Neutrum ist das perfectum zur Form der abgeschlossenen Vergangenheit geworden; vollendet ist nur noch das Tote: die Ware).
Wenn der Indikativ das Gericht und der Imperativ die Barmherzigkeit bezeichnet, ist dann nicht das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht der Inbegriff der Lehre?
Oder anders: Ist nicht das Weltgericht die „Erfüllung der Schrift“, die „Erfüllung des Wortes“ dagegen das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht?
Goethes Farbenlehre enthält noch die Erinnerung an Licht und Finsternis, die in der naturwissenschaftlichen Farbenlehre verdrängt wird und erinnerungslos verschwindet. Ein ergreifendes Wort: Die Nacht bricht herein! Ist das nicht die Finsternis, die am Tage hinter dem azurblauen Himmel ruht und mit der Nacht „hereinbricht“?
Die Farben (die sinnlichen Qualitäten insgesamt) wurden verdrängt mit der Konstruktion des dreidimensionalen Raumes, die die Senkrechte zur Norm der Fläche gemacht hat. Der sinnliche Raum ist der Ort von Licht und Finsternis, die im mathematischen Raum nicht mehr sich unterscheiden lassen (die Finsternis ist die letzte der ägyptischen Plagen vor der Tötung der Erstgeburt).
Das Licht ist die Erinnerung des ersten Schöpfungstags. Der Herrentag, die dies dominica, die auf diesen Tag sich bezieht, ist der Tag der Erinnerung des Schöpfungswerks, nicht der Verdrängung des Sabbats. Die dies dominica sollte nicht mit dem Sabbat verwechselt werden; der Sonntag erinnert an das Gebot: Ihr seid das Licht der Welt.
Das Sklavenhaus der Sprache: Die subjektiven Formen der Anschauung, das sind die schwarzen Löcher, die mit der Kraft des Namens auch das Licht aus der Sprache heraussaugen, sie entmetaphorisieren, sie zu einem Herrschaftsinstrument entmächtigen.
Insektenforscher: Im Inertialsystem, dem Referenzsystem der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, hat sich die theologische Tradition verpuppt.
Die Phänomenologie setzt den gleichen transzendentalen Apparat voraus, dessen Reflexion sie ausblendet. Das gilt schon für die Phänomenologie des Geistes.
Die Mikrophysik ist eine Theorie des verdinglichten, geronnenen Feuers. Hat die europäische Aufklärung damit nicht den ganzen Himmel vermessen: Im Anfang Wasser (Thales), am Ende Feuer?
Die Metaphorik rührt an das sprachliche Wesen der Natur, das nur durch die Kritik ihrer Beziehung zur Zeit hindurch zurückzugewinnen ist.
Steckt im Herrengebet der Dekalog, haben Vater und Mutter etwas mit Himmel und Erde zu tun?
Die Theologie hinter dem Rücken Gottes gehorcht der Logik des Weltbegriffs, die auf den Verrat der Vergangenheit, den Verrat der realen Welt und auf den Verrat der Menschheit hinausläuft. Horkheimers Frage: Wie kann man auf diesem Riesenleichenberg die richtige Gesellschaft errichten, läßt sich als Erinnerung daran verstehen, daß die richtige Gesellschaft nicht gegen die Toten errichtet werden kann.
Als die Sowjetunion das Lenin-Mausoleum errichtete, hat sie das Proletariat verraten. -
7.5.96
Vor Gott sind tausend Jahre wie ein Tag: oder zweitausend Jahre Christentum wie Auschwitz? Nur die Bekenntnislogik hindert uns daran, die Wahrheit und das Gewicht dieses Satzes zu begreifen.
Auch Miskotte steht unter dem Bann der Bekenntnislogik.
Der „Rechtsstaat“ wird durch den Satz widerlegt, daß nur Gott ins Herz der Menschen sieht.
Die dogmatische Rezeption des Weltbegriffs war ebenso provientiell wie verhängnisvoll. Sie hat das Dogma zur Geburtsstätte der Aufklärung gemacht, die christliche Theologie aber zugleich daran gehindert, das zu erkennen (sich in der Aufklärung wiederzuerkennen).
Die subjektiven Formen der Anschauung und das Inertialsystem sind Produkte der Instrumentalisierung des Dogmas, des „Glaubensbekenntnisses“. – Hat das Inertialsystem nicht, was das Dogma auf Erden gebunden hat, auch im Himmel gebunden, und arbeitet nicht in beiden die Kraft des logisch-theologischen Konstrukts von Opfertheologie und Entsühnung der Welt?
Die Opfertheologie und das Konzept von der Entsühnung der Welt fundieren die Verwaltung und legen den logischen Grund für die hierarchische Struktur der Gesellschaft.
Im Englischen ist der clergy der Geistliche, der clerk der Büroangestellte: und die Kirche ist Staatskirche, die queen sowohl Staatsoberhaupt als auch Oberhaupt der anglikanischen Kirche (im Amerikanischen ist der clerk nicht der Verwaltungsangestellte, sondern der Verkäufer/die Verkäuferin: was bedeutet es für die gesellschaftliche Funktion und das Selbstverständnis der Religion, wenn sie am Markt sich orientiert und auf dem Markt sich behaupten muß?).
Die intentio recta macht die Erkenntnis zu einem Instrument und damit beherrschbar.
Erinnert das Wort von der Verwirrung der Sprache nicht an den Namen des diabolos? Und hat der Turm von Babel etwas mit dem Neutrum (und mit der Schlange) zu tun?
Unser Bewußtsein ist ein Bewußtsein der Welt, und die logische Struktur der Welt bestimmt die logische Struktur unseres Bewußtseins. Das aber heißt, daß die Geschichte unseres Bewußtseins in die Geschichte der Welt verflochten ist.
Im griechischen Mythos ist das Schicksal als logischer Kern der Götterwelt hervorgetreten und erkennbar geworden. Das war die historische Voraussetzung des Ursprungs der Philosophie. In der Philosophie hat sich das Subjekt mit der Welt gemein gemacht (hat das Subjekt die Gemeinheit der Welt sich zu eigen gemacht).
Die Geschichte der drei Leugnungen: das Urschisma, der Islam und die Aufklärung, oder die Orthodoxie, der lateinische Katholizismus und die Konfessionalisierung.
Haben die drei Leugnungen Petri nicht auch etwas mit den drei Versuchungen Jesu zu tun: Das Urschisma mit der Verwandlung von Steinen in Brot, die Islamisierung mit der Herrschaftsverführung und die Aufklärung mit dem Sturz von der Zinne des Tempels: einem Ende der Religion, das von keinem Engel aufgefangen wird?
Wenn es einen Fortschritt, eine logische Stufenfolge in der Geschichte gibt, dann war die „Theologie hinter dem Rücken Gottes“, das Dogma und die Orthodoxie (mit der Opfertheologie im Kern) eine Vorstufe der modernen Aufklärung (mit der mathematisch-wissenschaftlichen Naturerkenntnis im Kern), dann hat sie in der wissenschaftlichen Naturerkenntnis „sich erfüllt“.
Anhand des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit läßt sich nachweisen, daß die Reversibilität aller Richtungen im Raum nur für den mathematischen, nicht für den realen Raum gilt: Deshalb ist eine Logik, die sich des Mittels der Beweisumkehr bedient, gemein.
Im Raum ist kein Unterschied zwischen vorn und hinten, rechts und links, oben und unten, wohl aber in der Sprache.
Hat das „voller Augen“ in der Merkaba-Vision (in Ez 118 nur „die Felgen“ <der Räder>, in 1012 „ihr ganzer Leib, ihr Rücken, ihre Hände, ihre Flügel, auch die Räder“ <der Wesen>) etwas mit den subjektiven Formen der Anschauung zu tun? -
30.4.96
Das Christentum hat mit der Rezeption des Weltbegriffs den Rhythmus der Schöpfung umgekehrt: Es hat die Rettung an den Anfang und die Katastrophe ans Ende gesetzt. Aber hat nicht, der das Licht gebildet hat, zuvor die Finsternis erschaffen? Der Weltbegriff gründet in der Logik einer Sprache, in der das Vergangene das Vollendete ist, und in der das Vollendete nicht im Handeln, sondern dem Anschauen (dieser wissensbegründenden Einheit von Sehen und Gesehen-Haben) gegeben ist. Im Ursprung des Weltbegriffs liegt der Begriff des Wissens, die Logifizierung des Gesehenhabens. Das Anschauen (und in seiner Folge der Welt- wie auch der Naturbegriff) ist das institutionalisierte falsche Zeugnis. Deshalb gehört die Vorstellung des Zeitkontinuums, Produkt der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, zu den Voraussetzungen des Weltbegriffs. Ihren logischen Halt findet das Zeitkontinuum an der mathematischen Raumvorstellung. War nicht die Astrologie ein notwendiges Moment in der Vorgeschichte der Aufklärung in Europa, und zwar dadurch, daß sie (in den Beziehungen von Sonne und Mond, Jupiter und Mars, Venus und Merkur) den Schöpfungsrhythmus von Katastrophe und Rettung als reversibel vor Augen gestellt und damit seine Umkehrung vorbereitet hat? Nach jeder der neun ersten Plagen, heißt es, daß Gott das Herz des Pharao verstockte. Kann es sein, daß die Folge dieser Herzensverhärtungen verstanden werden muß als Ursprungsgeschichte des Herrendenkens? Sollte die Geschichte der ägyptischen Plagen unter diesem Gesichtspunkt nicht genauer untersucht werden, auch unter Berücksichtung der Umstände (welchen Gottesnamen zitiert Moses gegenüber Pharao, welche Plagen werden dem Pharao angekündigt, welche nicht, wie verhalten sich die Wahrsager und Zauberer des Pharao, wie unterscheiden sich die Plagen)? In welcher Beziehung stehen die ersten neun zur letzten Plage, zur Vernichtung aller Erstgeburt bei Mensch und Vieh in Ägypten, zum vorausgehenden Passah-Opfer und Passah-Mahl (Lamm, Fladen, Bitterkräuter) und zur Mitnahme des Schmucks und der Kleider der Ägypter? „Der Herr verstockte das Herz des Pharao“: Verweist der biblische Name Ägyptens (Mizrajim) auf die Ursprungsgeschichte der Trennung von Natur und Welt und auf den Grund des verstockten Herzens, und sind die Plagen die mit dieser Trennung verbundenen und durch sie (durch das dadurch erzeugte pathologisch gute Gewissen) zugleich unkenntlich gemachten Plagen: ist der Pharao der Prototyp derer, die den Herrn gekreuzigt haben und nicht wußten, was sie tun? Haben die zehn Plagen etwas mit den zehn Hörnern (des Drachens und des Tiers aus dem Meere) zu tun: Sind die Hörner (auch die der Opfertiere) nicht Verstockungen des Herzens (wie die zehn Verstockungen des Herzens des Pharao)? Was bedeutet es dann, wenn das Lamm, das geschlachtet wurde, und das würdig ist, die sieben Siegel zu lösen, sieben Hörner hat, während das Tier vom Lande zwei Hörner hat wie ein Lamm und redet wie ein Drache? Sind nicht die Umstände der zehn ägyptischen Plagen wichtiger als die Plagen selbst (der Nil, der zu Blut wird und aus dem die Frösche kommen; der Staub, der zu Mücken wird etc.; auf wen Moses gegen Pharao sich beruft: auf den Gott der Hebräer; auf JHWH, den Gott der Hebräer; „in der Frühe, wenn der Pharao zum Wasser geht“; der Hinweis auf das „Scheusal Ägyptens“). Gehört die Abfolge der pharaonischen Verstockungen zu den Konstituentien des Weltbegriffs? Spiegelt sich in der Verstockung des Pharao (von dem es vorher hieß, daß er Josef nicht mehr kannte) nicht die Josefsgeschichte (die als Karrieregeschichte, mit einer sentimentalen Wiedersehensgeschichte am Ende, sich präsentiert: auch eine Verstockungsgeschichte, hinter der die ökonomische Geschichte verschwindet)? Haben die zehn Sephirot etwas mit den zehn Hörnern und den zehn Plagen zu tun? War David der siebte (1 Chr 215) oder der achte Sohn des Isai (1 Sam 1610, 1712)? Die ungeheure Bedeutung der Kritik der reinen Vernunft liegt darin, daß sie die Logik, ohne ihren Zwang zu leugnen, erstmals zum Gegenstand der Reflexion gemacht hat. Es ist der erste Versuch, die Blindheit der Logik, die uns beherrscht und lähmt, durch Reflexion aufzuheben. Die subjektiven Formen der Anschauung abstrahieren vom Blick der Andern, machen sich ihn aber (im gemeinsamen Blick aufs Objekt) als systemische, die Form der Anschauung konstituierende Kraft zu eigen. Sie vergesellschaften und verinnerlichen die Zeugenschaft des Andern, indem sie sie in die Form des Anschauung integrieren. Die Formen der Anschauung sind das Produkt der Verweltlichung des Schwurs. Und dieser Schwur ist falsch (falsches Zeugnis). Es gibt einen Schrecken, den wir nur in kleinen Dosen an uns herankommen lassen können. Aber wenn er uns erreicht hat, bleibt nur der Spruch des Jonas: In vierzig Tagen wird Ninive zerstört. In der Justiz sind synthetische Urteile apriori bewußt produzierte Irrtümer. Auch das hat etwas mit den Planeten zu tun, und mit dem Systemgrund der Astrologie. Zur Kritik des Zeitkontinuums: Nicht die geometrische Normale, sondern die Farbe bezeichnet die Tiefendimension der Fläche.
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