Die Kritik des Systems ist notwendig als Kritik der Verstrickung des eigenen Denkens ins System. Insbesondere die Totalitätsbegriffe zeigen systemische Züge.
Merkwürdige Geschichte: Der Begriff des Glaubens wurzelt im Begriff der Treue. Diese Treue ist zum Glauben erst unter der Herrschaft der Bekenntnislogik geworden. Erst die Nazis haben die Treue wiederentdeckt, aber als säkularisierte und personalisierte Treue (zu der sie übrigens im Systemzusammenhang von Glauben und Bekenntnis geworden ist).
Enthält nicht der Satz aus Benjamins Passagenwerk, daß es nichts Veralteteres gibt als die jüngstvergangene Mode, einen Hinweis auf das zentrale Problem der Erinnerungsarbeit: auf den Zusammenhang des Ältesten mit der Gegenwart? Ist die Vorstellung, daß die drei räumlichen Dimensionen im Hinblick auf ihre Beziehung zur Zeit äquivalent sind, nicht bloßer Schein? Wird sie nicht insbesondere durch die Schwere widerlegt?
„Der Himmel ist sein Thron, die Erde der Schemel seiner Füße“: Was heißt das? Drücken sich darin nicht zwei verschiedene Formen des Besitzens aus (zwei Formen des Besitzens, die nur Gott zugesprochen werden dürfen)? Sind es diese Formen des Besitzens, die im Inertialsystem vergewaltigt und falsch identifiziert werden? Am Inertialsystem wäre zu demonstrieren, daß die Begriffe Wissen und Erkennen nicht deckungsgleich sind (daß es ein gegen das Erkennen sich sperrendes, widersetzendes Wissen gibt: Grund des Positivismus, das Problem der physikalischen Erkenntnis).
Joh 129, Maria Magdalena und die sieben Siegel, oder: die Kritik des Inertialsystems (Erkenntnis des Tieres: hier braucht es Weisheit und Verstand).
Ist eigentlich Joh 129 der einzige Bezugspunkt der Apokalypse im Johannes-Evangelium?
Ist die (von der in den anderen Sprachen abweichende) Geschlechtszuordnung von Sonne und Mond im Deutschen die Besiegelung der Trennung von Ding und Sache, der vollständigen Verkehrung?
Gibt es eine Geschlechtszuordnung von Städten im Deutschen (die Anwendung des bestimmten Artikels auf die Städtenamen)? Der Gattungsbegriff Stadt ist feminin, aber die einzelnen Städte wie Köln, Berlin, Frankfurt u.ä. sind (wie die erste und zweite Person) geschlechtsunabhängig. Hat die Verschiebung der Deklination in den bestimmten Artikel (in dieses deiktische und substantialisierende Sprachelement) den Namen erst wieder freigesetzt, vom Begriff getrennt? Gilt das, was hier für die Stadtnamen gilt, nicht allgemein für Namen (auch die Namen von Ländern, Firmen, Betrieben, sofern sie nicht im Namen ein institutionelles oder ein dem äquivalentes begriffliches Element enthalten, wie die Post, die Bundesbahn, die AEG: Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft u.ä.). Namen von Bergen, Flüssen sind nicht geschlechtsneutral (Berge sind männlich, Flüsse: die westlichen sind maskulin, die östlichen feminin?). – Warum kann man „die Eintracht“, „die Borussia“, „der VfL“, aber nicht im gleichen Sinne (wenn man den Verein und nicht die Spieler meint) „die Bayern“ sagen (im Hinblick auf die Wortbedeutung „Eintracht“ oder „Verein“ oder auf die feminine Wortbildung „Borussia“)? Ist die Geschlechtsneutralität der Namen eine Folge dessen, daß in den indoeuropäischen Sprachen das Neutrum zu einem Geschlecht geworden ist? Zweite Neutralisierung: Parodie auf die Theologie des Namens? Umgekehrt: Ist das Neutrum ein Abkömmling des Namens (und die Materie der Schwamm, der die benennende Kraft der Sprache aufsaugt)?
Die Löschung des Namens und die Zerstörung des Angesichts gehören zusammen mit der an der Entflammung gehinderten Entzündung (Zusammenhang mit der Theorie des Feuers). Produkt der Entzündung, die nicht zum Feuer sich befreit, ist das Ich (die Identität, die Person). Ursprung dieser Entzündung ist die Urteilsform, der Schwelbrand ist der der Empörung. Ist nicht die Idee des Absoluten die Narbe an genau der Stelle, an der die benennende Kraft ausgebrannt (die Sprache gelöscht) wurde, die gleiche benennende Kraft, die im Namen Gottes gründet (und sich erfüllt). Hierauf bezieht sich das Wort vom Bekenntnis des Namens. – An dieser Stelle ist daran zu erinnern, daß der Tempel in Jerusalem nicht das Haus Gottes, sondern das seines Namens war.
Vater unser, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name: Wurde nicht mit der Zerstörung der Himmel die Kraft des Namens, die benennende Kraft der Sprache gelöscht (und nur in dem Buch, zu dem die Himmel sich aufrollen, erinnert und aufbewahrt)? Wie ist die Heiligung des Gottesnamens noch möglich ohne die Restituierung des Anfangs der Schöpfung, ohne die Erinnerung der Himmel? – Ist der Singular Himmel nicht der Reflex und das Pendant der Idee des Absoluten in der Theologie (wurde der Plural nicht durch die Idee des Absoluten getilgt, und damit zugleich der Name gelöscht): Grund der Geschlechtsumwandlung von Sonne und Mond im Deutschen?
War nicht die newtonsche Sonne noch Ausdruck der regierenden (männlichen) Gewalt, und ist die Sonne nicht zum passiven (feminisierten) Objekt erst im Absolutismus: mit dem Übergang von Politik in Verwaltung (zusammen mit der Privatisierung und Vergesellschaftung von Herrschaft, der Verbürgerlichung des Königtums), geworden. Die Sonne wurde feminin und der Mond maskulin, als Herrschaft endgültig gegen die Religion sich verselbständigte, im Prinzip der Trennung der irdischen von der himmlischen Sphäre, im Mond, sich festmachte.
Hat nicht das Christentum den Sonntag zum Ruhetag gemacht, und d.h. nach dem griechischen Modell in der Idee des Absoluten (der noesis noeseos) die Identität von Herrschaft und Muße hergestellt, die dann in der subjektiven Form der äußeren Anschauung, im Raum (im Systemzentrum des Inertialsystems), sich vergegenständlichte. Erinnerung an China: Herrschaft durch Nichtstun. Dagegen steht die kräftige Erinnerung Hermann Cohens, daß die Attribute Gottes Attribute des Handelns und nicht des Seins sind, und Erinnerung von Immanuel Levinas daran, daß die Ethik und nicht die Ontologie die prima philosophia ist.
Der Himmel ist maskulin, und die Erde feminin. Das aber heißt, daß in der deutschen Sprache der Mond dem Himmel und die Sonne der Erde zugeordnet sind.
Hängt nicht die Geschlechtszuordnung von Sonne und Mond im Deutschen mit der Bildung und Funktion der bestimmten Artikel zusammen?
Wie verhält es sich
a. mit den Planeten: hier scheint nur die Venus feminin zu sein, und
b. mit dem Gattungsbegriff Stern, der im Deutschen maskulin ist, und wie in den anderen Sprachen, insbesondere im Griechischen (astron n.) und Lateinischen (stella f.; sidus, -eris n.)?
Wie verhält sich das Ganze zum Sündenfall, nach welchem Adam dazu verurteilt wurde, den Staub zu produzieren, den die Schlange frißt (genauester Ausdruck der neutralisierenden Gewalt des Patriarchats, die am Ende auch das Neutrum selber ergreift: im Greuel am heiligen Ort)?
Der zum Nominativ (zur Bezeichnung des Substantivs) entmächtigte Name wird über den Neutralisierungsprozeß hinaus nochmals neutralisiert, und wird so zum Absoluten, zum schwarzen Loch, in dem der Name gelöscht wird.
Ist nicht der Greuel am heiligen Ort die letzte Steigerung der Unfähigkeit, Rechts und Links zu unterscheiden, auf die am Ende des Jonasbuches hingewiesen wird. Produzenten des Greuels am heiligen Ort sind: das Inertialsystem, das Tauschprinzip (die Geldwirtschaft) und die Bekenntnislogik (Instrumentalisierung des Kreuzestodes: Inbegriff der Exkulpations- und Gemeinheitsautomatik).
Das Zeichen des Tieres an der Stirn und an der Hand: Ist das nicht der Hegelsche Begriff? In der Apokalypse nochmal genauer die Attribute des Drachen und der Tiere ansehen (Hörner, Köpfe, Kronen).
Newton
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30.3.1994
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24.3.1994
Drücken die heutigen Kommunikations- und Diskurstheorien, die nicht einmal mit den Informationstheorien auf einen gmeinsamen Nenner sich bringen lassen, nicht doch nur noch einen Mangel aus: daß es im Kontext von Kommunikation, Diskurs und Information den Zusammenhang von Sprache und Erkenntnis nicht mehr gibt. Grund ist die Unfähigkeit zur Reflexion, das starre Festhalten am Objektbezug der Sprache, die in diesem Bezug sich aufgelöst hat. Habermas‘ eigene Abgrenzung von Horkheimer, Adorno und Benjamin, sein Verzicht auf den Wunsch, auch die Natur an der Idee einer richtigen Gesellschaft teilhaben zu lassen, drückt das aufs genaueste aus.
Der Weltbegriff entfaltet heute eine nach innen, gegen die Sprache und gegen jeden nicht positivistisch eingeschränkten Erkenntnisbegriff gerichtete Sprengkraft (ähnlich wie in der Gesellschaft gegen die Armen und die Fremden).
Selbstreferenz des Weltbegriffs: Er ist zum Inbegriff des Gerichts über die Richtenden geworden. Das ist die Wahrheit der noesis noeseos, der Idee des Absoluten.
Newtons Begriff des absoluten Raumes (Grund der Selbstreferenz des Weltbegriffs), der die Idee des Absoluten an die Vorstellung des Raumes als subjektive Form der äußeren Anschauung bindet, ist bis heute unaufgelöst.
Die Orthodoxie ist das Kreuz, das die Kirche auf sich genommen hat; die Unfähigkeit, das durch Reflexion ins eigene Selbstverständnis mit aufzunehmen, ist der Kelch, den sie getrunken hat: Grund der Verstockung im Herrendenken, der Versteinerung des Herzens, die heute erstmals auf die Gläubigen übergreift.
Wenn bei Hegel die Idee die Natur frei aus sich entläßt, so ist das ein Akt des Exhibitionismus, der zwangshaft sich entladenden Urteilslust. Grund ist die Weigerung oder das Unvermögen, die Sünde der Welt auf sich zu nehmen. .
Ulrich Sonnemanns Satz, die Zukunft sei von außen wiederkehrende Erinnerung wird wahr, wenn er um ein Geringes berichtigt wird: Wenn Erinnerungsarbeit nur tief genug in die Vergangenheit eindringt, trifft sie zwar nicht auf die Zukunft, wohl aber auf ihr genauestes Spiegelbild (den Gegenstand der Prophetie). Dieser Satz findet seine Begründung in Joh 129. Die Sünde der Welt ist die Decke, die über der Zukunft liegt; und nur wer sie auf sich nimmt, vermag den Schleier zu lüften (darin gründet der Begriff der prophetischen Erkenntnis), während das Theologumenon von der „Entsühnung der Welt“ (die Opfertheoplogie und die Vorstellung vom Opfertod Jesu) mit der abgeschlossenen Vergangenheit (in die keine menschliche Macht zurückreicht, die wie die Natur nicht sich ändern läßt) auch die Zukunft verschließt. So hängen Erinnerung, Sündenvergebung und die Idee der Auferstehung der Toten zusammen. Und hierauf bezieht sich der Satz, daß die Pforten der Hölle sie (die Kirche) nicht überwältigen werden. -
23.03.94
Der Weltbegriff ist der Inbegriff der Katastrophe, aber bei gleichzeitiger Abstraktion von der Katastrophe. Prophetie ist keine umgekehrte Geschichtsschreibung, sie ist vielmehr der Einspruch gegen die Vorstellung, nach der die Zukunft wie die Vergangenheit sein wird. Deshalb gehört zur Rekonstruktion des prophetischen Denkens die Kritik sowohl der Natur- wie der Geschichtswissenschaft, die beide davon ausgehen, daß die Zukunft wie die Vergangenheit sein wird. Jeglicher Fundamentalismus – und auch der Stalinismus war ein (marxistischer) Fundamentalismus – steht unter dem Bann des eigenen Feindbildes. Ist die „Schwerkraft“ die Besiegelung der Leugnung des Angesichts? Hat nicht das newtonsche Gravitationsgesetz die Form des Lichts ursurpiert: die Reflexionsbeziehung der „Anziehungskräfte“ spiegelt die zugleich verdrängte innere Form des Lichts, die Einheit des Sehens und Gesehenwerdens, wider. Merkwürdige Wahrnehmung: die Masse wird immer gesichtslos genannt; aber beim Vorbeimarsch der Massen beim Führer hat jeder sich als vom Führer „persönlich angeblickt“ gefühlt. War das ein Schameffekt (und ist nicht auch die Gravitation ein Schameffekt, Produkt der Universalisierung der Scham)? Wer die Astrologie als die Wissenschaft der Chaldäer (der Sumerer?) begreift, begreift den Turmbau zu Babel. Bilden nicht die Schöpfungsgeschichte, die Geschichte vom Sündenfall und die jahwistische Urgeschichte eine Konstellation, in der die Teile nur begriffen werden können, wenn das Ganze begriffen wird (in gewisser Hinsicht vergleichbar dem Zusammenhang von Logik, Naturphilosophie und Philosophie des Geistes im Hegelschen System)? Sie werden völlig verkannt, wenn sie historisiert und nur als vergangen angesehen werden, wenn das prophetische Moment darin, das, was die Aktualität, die Gegenwart, berührt, verdrängt wird. Wenn man einen Handschuh umstülpt, wird aus dem rechten ein linker. Ist das ein Bild der Beziehung von Barmherzigkeit und Gericht? In den alten Sprachen waren die Suffixe in erster Linie Determinanten, dann Grund und Mittel der Flexion, in den neuen Sprachen sind sie Mittel der Substantivierung (die die flektierende Sprache voraussetzt, aus ihr zusammen mit dem Inertialsystem hervorgeht). Welches ist die Bedeutung der Präfixe; wie ist ihre Beziehung zu den Präpositionen? Daß Joh 129 unters Nachfolgegebot fällt, ergibt sich aus dem Satz vom Binden und Lösen. Ist nicht die Mathematik, die alles erstarren macht (und damit alles verfügbar macht, instrumentalisiert), das steinerne Herz (Grund der Objektivierung, Verhältnis des Dogmas zur Mathematik)? Es gibt keine absolute Wahrheit, was jedoch nicht heißt, daß es keine Wahrheit gibt. Hat Hegel beim Übergang vom Sein zum Werden nicht das Haben vergessen? Und beschreibt der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ nicht einen sprachlogischen Sachverhalt: Die Würde hängt in der Tat zusammen mit dem konjunktivischen Hilfsverb „würde“ und drückt das Nichtverdinglichte, und deshalb nicht Antastbare, aus. Damit hängt u.a. auch die heute so beliebte Sprachwendung „ich würde sagen“ zusammen. Was ich nur sagen würde (ich habe es ja nicht gesagt), entzieht sich der Anklage, der Kritik; die Wendung erfüllt eine exkulpatorische Funktion. Wie hängen die die Fremdbestimmung reflektierenden Hilfsverben des Handelns „müssen“, „sollen“, „dürfen“ zusammen? Die Gottesfurcht ist der Grund der Weisheit, weil sie der Grund der Fähigkeit zur Sprachreflexion ist. Am Begriff des Glücks läßt sich das alles durchkonjugieren: Glück haben ist etwas anderes als glücklich sein, und das wiederum ist zu unterscheiden vom würdig sein, glücklich zu werden (ist nicht dieses „würdig“ das Verbindungsglied zwischen der Würde und dem Hilfsverb „würde“?). Das Wort von der rechten und linken Wange in der Bergpredigt ruft nur deshalb einen solchen Widerstand (schon gegen das Verständnis des Wortes) hervor, weil heute fast alle ihr Ich an die Fähigkeit, sich rächen zu können, knüpfen. Wer auf Rache Verzicht leistet, entsagt dem Recht, Person zu sein. Hier liegt der wichtigste Grund des Rechtsstaats, der auch dort, wo ich selbst mich nicht rächen kann, für mich einsteht, die Rache stellvertretend für mich leistet. Deshalb brauchen wir Gefängnisse (und totalitäre Staaten Konzentrationslager). Wenn das Stichwort „Terrorismus“ fällt, setzt heute im öffentlichen Gebrauch der Verstand aus. Das beginnt in den Medien mit der geheuchelten Anteilnahme („die Kurden erweisen sich selber einen schlechten Dienst“) und endet mit der öffentlichen Präsentation der Mordlust („alle ins Flugzeug, und dann überm Meer: Klappe auf“). Und der deutsche Innenminister sagt’s dann auch nicht viel anders und hat offensichtlich große Mühe, die Wut, die seine Gesichtszüge und seine Sprache entgleisen läßt, noch zu beherrschen.
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13.02.94
Grund der Unterscheidung von „Kraft und Verstand, Erscheinung und übersinnliche Welt“ in der „Phänomenologie des Geistes“ ist die von Hegel undurchschaute Beziehung der Begriffe Natur und Welt.
„Mit dem Ineinanderfallen aber verlieren die Gesetze ihre Bestimmtheit; das Gesetz wird immer oberflächlicher, und es ist damit in der Tat nicht die Einheit dieser bestimmten Gesetze, sondern ein ihre Bestimmtheit weglassendes Gesetz gefunden; wie das eine Gesetz, welches die Gesetze des Falles der Körper an der Erde und der himmlischen Bewegungen in sich vereinigt, sie beide in der Tat nicht ausdrückt.“ (Ph.d.G., S. 121) Hier (wie generell in seiner Naturphilosophie) unterschätzt Hegel die Gewalt des Inertialsystems, die er nicht wahrhaben darf, ohne seiner eigenen Philosophie den Grund zu entziehen: den Weltbegriff als Grund des Absoluten.
Wäre nicht die Wirkung des newtonschen Gravitationsgesetzes: die Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen, endlich an der politischen Ökonomie des modernen Staats, in der sie gründet (und dessen Begriff mit der Trennung von Ding und Sache entspringt), zu demonstrieren? -
27.11.93
Wirtschaftsstandort Deutschland: Appell an die nationale Selbsterhaltung als imperialistische Kampfparole.
Ist nicht jede Ökonomie (aufgrund der Währungs- und der Rechtshoheit des Staates und ihrer Verflechtung mit der Infrastruktur des Landes und den gesellschaftlichen Institutionen) National-Ökonomie; und bedarf es nicht deshalb endlich einer Geschichte der Banken (die auch Kopernikus und Newton, deren nationale Geldtheorien zu den Grundlagen ihrer Astronomie gehört, enthalten sollte)? Gehört die Kritik des heliozentrischen Systems zur Imperialismus-Kritik?
Gibt es nicht eine Korrespondenz zwischen den Unterdrückten und Beleidigten, den Ausgebeuteten und Erniedrigten (den Armen und den Fremden) und der verdrängten Vergangenheit? Repräsentieren nicht die Herren (die „Sadduzäer“) die unversöhnte Vergangenheit (den Unterdrückungs- und Verdrängungsapparat als Verkörperung der Macht der Vergangenheit und die Leugnung der Auferstehung)?
Das tode ti, das hic et nunc (bei Hegel Kern der Begründung des Objektbegriffs, dessen Subjektivität Grundlage der transzendentalen wie auch der Hegelschen Logik ist): Ist das nicht in der Tat der Umkehrpunkt, der Knoten, der zu lösen ist? Das wahre tode ti ist die Aktualität der Prophetie: die aktuelle Realität des Hungers, der Folter, der Unterdrückung, des Krieges (der Armen und der Fremden).
Die Trennung der oberen von den unteren Wassern und dann des Flüssigen vom Festen (das Werk des zweiten Tages): Hat das nicht mit der Trennung von Zukunft und Vergangenheit zu tun (und mit der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit: der Begründung des Wissens)? Und hängt das Wunder von Kana nicht mit der Sintflut und Noe zusammen (sind Wasser, Wein und Blut drei Dimensionen des Zukünftigen; Zusammenhang mit der Erde, der Blöße und dem Fleisch)?
Der Urknall oder die Sprache als schwarzes Loch: Gehört nicht zur deutschen Staatsmetaphysik ebenso wie der Staatsanwalt auch der Volkstrauertag (das „Heldengedenken“): wie das Opfer zum Götzendienst? Der Staat als Moloch, der seine Opfer frißt. Der Volkstrauertag als Versuch der Sinngebung des Sinnlosen benötigt den Nationalismus als sinngebende Instanz: Ursprung der hohlen Sprache, Kern der Zerstörung ihrer benennenden Kraft.
Die Schrift (die Bibel) ist ein multidimensionaler, von allen Seiten durchsichtiger Körper; hat sie nicht siebzig Dimensionen?
Zum Anfang der Genesis:
– Sie enthält die vier Elemente (Erde Himmel Geist);
– ist der Geist über den Wassern eine Emanation des Feuers?
Dann wäre:
– die Erde wüst und leer,
– Finsternis über dem Abgrund, und dann
– der Geist Gottes über den Wassern: die erste Tätigkeit der Himmel (des Feuers).
Zur Dynamik dieser Geschichte gehört es, daß der gleiche Himmel dann verwandt wird zur Benennung der Feste, die die oberen von den unteren Wassern scheidet.
Ist es nicht ein großartiger Gedanke, daß die Jotam-Fabel die Idee des Königtums an die Bäume (und nicht an die Tiere) bindet: an den Dornstrauch?
Die Summenzahlen im Neuen Testament haben die Basis 17 (153, Joh 2111), 23 (276, Apg 2737) und 36 (666, Offb 1318):
– 17 ist die Summe aller Zahlen von 1 bis 5, plus 2;
– 23 die Summe der Zahlen von 1 bis 6, plus 2;
– 36 die reine Summe von 1 bis 8.
Woher stammt die Geschichte vom Schachbrett und den Reiskörnern?
Gibt es außer der Zahl „etwa 84“ (7 x 12, Alter der Prophetin Anna, Lk 237) noch andere, die keine Summenzahlen sind?
Bezieht sich die Wendung: eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit (Dan und Offb), auf die Formel der Summenbildung: (n + n2)/2 ? -
10.08.93
Vielleicht lohnt es sich doch, den verbleibenden Irritationen bei Erich Zenger noch einmal genauer nachzugehen (teilweise erinnern sie mich an FW Marquardt).
Ist der reiche Mann in dem Gleichnis vom armen Lazarus, den Lazarus auf Moses und die Propheten verweist, nicht die Kirche? Und wer sind Martha und Maria (wer ist insbesondere Maria, die „den besseren Teil erwählte“)?
Hat Thales mit dem Satz, mit dem die Philosophie beginnt: Alles ist Wasser, nicht das Feuer verdrängt?
Urknall und Schwarzes Loch: Sind nicht die Naturwissenschaften selber das Schwarze Loch, das die ganze Schöpfung in sich hereinsaugt und keine Strahlung mehr herausläßt, und wird der Urknall nicht am Ende sein (wie alle Erscheinungen, die mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zusammenhängen, Zeitumkehr-Erscheinungen sind: Die Kausalität ist eine verdinglichte Finalität)? Steckt darin nicht der Ansatz zur Lösung des Rätsels der Beziehung von Gravitation und Licht (das Rätsel Newtons und Einsteins)? Paradigma Newton: Seine Optik war eine zwangsläufige Konsequenz aus seiner Gravitationstheorie.
Die Seitenansicht der Dinge, die über Kopernikus und Newton sich durchgesetzt hat, hat die sinnliche Welt von innen zerstört (das Bewußtsein desensibiliert).
Der Begriff der Umkehr basiert auf einer Raummetaphorik; dazu gehört
– im Angesicht und hinter dem Rücken,
– rechts und links (Gericht und Gnade), und
– oben und unten (die Herrschaftsmetaphorik).
Aber diese Metaphorik hat ihre Eindeutigkeit verloren, seitdem jede Richtung im Raum mit jeder anderen austauschbar geworden ist. Der Raum selbst hat die in ihm gründende Metaphorik vernichtet. Nur über die Kritik des Weltbegriffs (über die Rekonstruktion der Metaphorik, die keine bloße Metaphorik ist, gegen die sie vernichtende mathematische Raumvorstellung): durch die Kritik des durch die intentio recta definierten Erkenntnisbegriffs hindurch, der dann in die mathematische Konstruktion der Raumvorstellung sich verstrickt, läßt sich der Begriff der Wahrheit rekonstruieren. Deshalb gehören heute die Logik der Umkehr, die Logik des Namens und die Logik des Angesichts zusammen. Zusammengefaßt sind diese drei Elemente in dem Wort Johannes des Täufers über Jesus in Joh 129.
Durch den Gehorsam haben die Christen das Hören verlernt, durch die Enthaltsamkeit die Keuschheit und durch das Selbstmitleid die Armut.
Hängt das hebräische Wort für Schiff: anijah, mit dem Ich (ergänzt durch das theophore Element) zusammen, oder ist es die feminine Fassung des Wortes für Ich (Hebr. Grammatik, S. 80.87)? -
25.05.93
Welche Bedeutung hat es (welches Zeitverständnis drückt sich darin aus), wenn in den Genealogien der Genesis das Zeugen („er zeugte“, wobei Frauen nicht genannt werden) unterschieden wird vom Erkennen („er erkannte sein Weib, sie ward schwanger und gebar“). Die reinen Zeugungsreihen erscheinen erst in der zweiten Generation nach Adam.
Klingt nicht in der Unterscheidung von Zeugen und Erkennen (mit nachfolgendem Geborenwerden) die Differenz zwischen dem griechischen und lateinischen Naturbegriff an, und spielt diese Differenz in die Trinitätslehre mit herein?
War nicht die christliche Sexualmoral, ihre Trennung von der Welt und Politik, die erst möglich war, nachdem der metaphorische Grund der Sprache diskriminiert und verworfen wurde (im Kontext einer Schriftauslegung „ad litteram“), ein Mittel zur Ausbildung und Entfaltung des Neutrum, ein Instrument zur Verweltlichung der Welt, Auslöser des historischen Objektivationsprozesses? Die Verteufelung der Sexualität und die Objektivierung der Natur sind untrennbar mit einander verknüpft (Zusammenhang mit dem gordischen Knoten: dem Knoten, der das Joch des Ochsen mit der Deichsel des Ochsenkarren verband?). Ist das Neutrum ein Produkt von Herrschaft und die Unterdrückung und Verdrängung seiner Kritik ein Mittel der Unterdrückung und Verdrängung von Herrschaftskritik: ein Mittel der Entpolitisierung, und die Sexualmoral ein Ersatz und eine Ablenkung?
Sohar, S. 165: „Wer am Pessach Gesäuertes ißt, ist wie einer, der den Gestirnen dient.“ Und: „Als Israel aus Ägypten zog, zog es heraus aus … jenem Machtbereich, der „Sauerteig“, schlechtes Brot genannt ist.. Und dieses ist das Geheimnis des „bösen Triebs“, des „fremden Dienstes“.“
„Nackt kam ich aus dem Leib meiner Mutter und nackt kehre ich dorthin zurück.“ (Hiob 121) Wie hängt das mit dem „Sie waren nackt und sie schämten sich nicht“ zusammen?
Stufen der Erkenntnis:
– Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
– Sie erkannten, daß sie nackt waren. Und
– Adam erkannte Eva, und sie ward schwanger und gebar.
Jesus hat die Sünden der Welt (in der prophetischen Tradition) auf sich, und nicht hinweg genommen (das würde ihn in die philosophische Tradition stellen); und er hat der Kirche die Kraft zu binden und zu lösen verheißen, aber die Kirche hat bis heute nur gebunden, nicht gelöst. Erweist sich nicht am Ende das Binden als das, was in der Schrift die Sünde wider den Heiligen Geist genannt wird?
Die Welt ist das, was im Sohar einmal „der Geist, der „draußen“ ist“ genannt wird. (S. 179)
Der Begriff einer resurrectio naturae enthält den gleichen Widerspruch wie der der creatio mundi (und ist sein spätes Echo).
Im katholischen Versuch, Natur und Offenbarung zu harmonisieren, ist der Sieg der Natur über die Offenbarung vorprogrammiert.
Es war die Urentscheidung der modernen Aufklärung, die übrigens in Heideggers „Entschlossenheit“ dumpf nachhallt, daß die subjektiven Formen der Anschauung nicht mehr durch Reflexion aufzulösen seien. Dabei sind die Folgen dieser Dezision spätestens seit Newton bestimmbar. Das Gravitationsgesetz ist der Prototyp des abgehobenen theoretischen Konstrukts (sein historisch vielleicht entscheidender Erfolg war es, daß es der Engellehre den Garaus gemacht hat). Ebenfalls bei Newton tritt dann auch die andere Konsequenz erstmals hervor: die Zerstörung des Lichts durch Vergegenständlichung, das so zu einer materiellen Erscheinung im Raume überhaupt erst geworden ist. Und darin waren schon die widersprüchlichen Konzepte der Wellen- und Äthertheorien und der Korpuskulartheorien mitgesetzt.
Besteht ein Zusammenhang zwischen dem kreisenden Flammenschwert des Kerubs am Eingang des Paradieses und den Rädern der Merkaba bei Ezechiel?
Der Begriff der Tat, der im Begriff der Tatsachen steckt, drückt aufs genaueste die Sünden der Welt aus. Als Hegel die Idee der Substanz als Subjekt zur Grundlage seiner Philosophie machte, hat er die Welt als Inbegriff der Sünde mit eingebauter Exkulpations-Automatik begriffen.
Die Vorstellung, daß es einmal des Ich nicht mehr bedarf, bezeichnet einen Stand der Dinge, in dem es auch des Weltbegriffs nicht mehr bedarf.
Das Auf-sich-Laden, mit dem der Katechismus die Übernahme der Sünden der Welt ironisiert (um die Gläubigen von dieser „unmöglichen“ Idee abzuschrecken), stellt die Dinge polemisch auf den Kopf: das Aufladen (einer Schuld) ist von außen verursacht und so Teil eines Schuldverschubsystems, während die Übernahme (der Sünden der Welt) ein autonomer Akt ist: den Schuldzusammenhang sprengt.
Der Schuldzusammenhang konstituiert sich im Kontext und als Grundlage des verdinglichenden Denkens: des Weltbegriffs; Schuld ist in der Tat eine „Natureigenschaft“ des Dings, aber sie konstituiert sich als „Eigenschaft“ erst in der Abstraktion vom Schuldzusammenhang, in dem der Naturbegriff gründet. Der Schuldzusammenhang konstituiert sich als Natur in der Abstraktion vom Schuldzusammenhang. Daher die „christologische“ Logik des Naturbegriffs
– als Inbegriff des Opfers (des Objekts von Herrschaft),
– Grund seiner Vergöttlichung (Natur als der Grund, aus dem alles hervorgeht) und
– Grund des Scheins der Freiheit von Schuld (Natur als ein Jenseits des gesellschaftlichen Schuldzusammenhangs).
„Sitzet zur Rechten des Vaters“:
– Dt 332: „Ihm zur Rechten flammte vor ihnen das Feuer des Gesetzes“.
– Ps 177: „Wunderbar erweise deine Huld! Du rettest alle, die sich an deiner Rechten vor den Feinden bergen.“
– Ps 7411: „Warum ziehst du die Hand von uns ab, hältst deine Rechte im Gewand verborgen?“ (Buber: Warum ziehst du zurück deine Hand? Deine Rechte, hervor aus deinem Busen! beends!)
– Ps 1101: „Setze dich zu meiner Rechten, und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.“ (Buber: Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde lege als Schemel zu deinen Füßen.)
– Jes 4813: Meine Hand hat die Fundamente der Erde gelegt, meine Rechte hat den Himmel aufgespannt; ich rief ihnen zu, und schon standen sie alle da.“
– Mt 2664: „Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Macht sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen.“ (vgl. Mk 1462, Lk 2269)
– Mk 1619: „Nachdem Jesus, der Herr, dies zu ihnen gesagt hatte, wurde er in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes.“
– Apg 755f: Stephanus „aber, erfüllt vom Heiligen Geist, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen …“
Mit ausgerecktem Arm hat Gott den Himmel aufgespannt. Der erhöhte Jesus sitzt zur Rechten des Vaters; am Ende aber wird sich der Himmel wie eine Buchrolle zusammenrollen. -
10.04.93
Die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit ist identisch mit der Unterwerfung des Oberen unter das Untere. Hinsichtlich der Natur wird das begründet und stabilisiert durch die Vorstellung des unendlichen Raumes, Grundlage und Folge der kopernikanischen Theorie und seiner dynamischen Begründung durch Newtons Gravitationsgesetz. Gleichzeitig wurde das Gesamtproblem in das der Identität von träger und schwerer Masse verlagert.
Im Kern der jüdisch-christlichen Tradition steht mit der Idee der Umkehr ein Begriff mit durchaus räumlicher Metaphorik, mit räumlichen Konnotationen.
Ist Jesus in Jerusalem oder in Galiläa in den Himmel aufgefahren?
Sind die Blätter und ist das Gras hinter meinem Rücken auch grün?
Woher haben die Tierkreiszeichen ihre Namen?
Wenn man bei der Lorentz-Transformation die Bewegungsrichtung von der Gegenrichtugnng unterscheiden muß, so berührt das auch die Reversibilität der Richtungen im Raum, ihre Beziehung zu den anderen Richtungen und zur Zeit. Verdeckt die Vorstellung einer homogenen Zeit nicht die differenzierte Beziehung des Raumes zur Zeit, mit der auch die Dreidimensionalität des Raumes zusammenzuhängen scheint?
Die Vorstellung des unendlichen Raumes begründet auch das Prinzip der Lohnarbeit, den transzendentallogischen Grund des Kapitalismus.
Steckt nicht in den Wahnsinns-Experimenten der Atomphysik, der Elementarteilchen-Forschung und der Weltraumforschung auch ein Legitimationsbedürfnis des Staates, ein Beweiszwang, dessen Gewalt daher rührt, weil anders, ohne die ideologische Funktion der Naturwissenschaften, auch der Staat nicht mehr zu begründen ist. Dieses Legitimationsbedürfnis galt für den „real existierenden Sozialismus“ ebenso wie er weiterhin für den Marktwirtschafts-Staat gilt.
„Da gingen ihnen die Augen auf.“ – Dieser Satz erscheint zweimal, in der Geschichte vom Sündenfall und in der Geschichte von der ersten Begegnung des Auferstandenen mit zweien seiner Jünger (in der Emmaus-Geschichte). Ist das nicht die ungeheure Leistung der Augen, daß sie die Dinge restlos auf den Kopf stellen: Sind nicht die Spuren dieses Verfahrens die sinnlichen Qualitäten?
Daß mit der Reformation die häresienbildende Kraft verschwindet, scheint damit zusammenzuhängen, daß die Geschichte von Orthodoxie und Häresie in sich selber dialektisch ist: Mit der Verdrängung (und Verinnerlichung) der Probleme, auf die die Häresien objektiv verweisen, ist der Orthodoxie selber eine anwachsende häretische Masse zugewachsen, deren dogmatische Identität nicht mehr sicherzustellen ist außer durch Dekret, und die den Keim der Spaltung (in zwei selber häretische Gestalten der Orthodoxie) in sich trägt: ein perfektes System projektiver Selbstbestätigung, mit der Kraft des Weltbegriffs im Zentrum. Der Konfessionsstreit ist auf der Ebene, auf der er ausgetragen wird, nicht mehr lösbar; er ist nur noch ein Mittel der außer Kontrolle geratenen Selbstghettoisiserung (Folgen für die Geschichte des kirchlichen Antijudaismus?). – Aber vollzieht sich dieser Prozeß nicht in Phasen:
– von der Zeit der Kirchenväter und der Dogmenbildung bis zur Entstehung des Islam und der Trennung der orthodoxen von der katholischen Kirche,
– von der Scholastik (und der Reorganisation der westlichen Kirche) bis zur Reformation und
– von der Konfessionsbildung (Verinnerlichung des häretischen Prinzips in den Neo-Orthodoxien) bis zum Faschismus.
Ist das Moment der Trunkenheit in der Philosophie (und in den Grundlagen der Zivilisation) nicht in der Selbstreferenz begründet, die aus dem projektiven Moment im Natur- und Materie-Begriff stammt?
Wenn Christen die Juden Hebräer nennen, begeben sie sich dann nicht in eine Front mit den Ägyptern und Philistern?
Der dogmatische Umgang mit der Schrift wird seit je als Alibi mißbraucht, per Dekret in die Schrift hineinzuregieren. Dieser Gefahr ist, wie mir scheint, J.B.Metz nicht ganz entgangen. Hier käme es darauf an, wieder hören zu lernen. Das ist gemeint im evangelischen Rat des „Gehorsams“. -
01.04.92
Gleichnamigkeit des Ungleichnamigen: Grund des Selbstmitleids (Symbol des Kelches, Getsemane, unbekehrtes Christentum); der verandernden Kraft des Seins: das Eine ist das Andere des Anderen. Unvermeidbarkeit unter den Bedingungen des Nominalismus (der Vorstellung des unendlichen Raumes). Erste reale Anwendung: das newtonsche Gravitationsgesetz. Verhexung Gottes, der Natur und der Menschen. Anwendung auf die Naturphilosophie: erstes Opfer das Licht, das einzige direkt durchs Wort Geschaffene?
Erkennbar ist die Gleichnamigkeit des Ungleichnamigen im Kontext von Schuld, Verdacht und Empörung (und hier liegt zugleich der Grund der Mathematik). Indiz für den Stand der Dinge sind die Erkenntnisse von Marx und Freud, die als Wissenschaften des Verdachts seit je Empörung provoziert und auf sich gezogen haben (Beweis des flüssigen Charakters der Schuld).
Modell der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen: die Abtreibungsdebatte (Beispiel für das Verfahren der Verschiebung und Projektion: Zusammenhang mit der Raumvorstellung).
Die praktische Bedeutung der Marxschen und Freudschen Theorien (proletarische Revolution und Psychoanalyse als Therapie) ist sicherlich zu Recht umstritten, nicht aber die theoretische Bedeutung, ihre originäre Beziehung zur „Sünde der Welt „; und praktische Bedeutung hat weiterhin der Umgang mit diesen Theorien: ihre Abwehr führt genau in jenen Bereich (der Schuld) herein, der von ihrer Kritik getroffen wird.
Biblische Elementenlehre: Hier sind die „Elemente“ die Buchstaben der Schrift; aber welche Bedeutung haben Erde (und Himmel), Wasser (unter und über dem Firmament), Luft (pneuma, ruach) und Feuer (fire next time)?
Der Begriff des Volkes bezeichnet die Schicksalsgemeinschaft, der der Nation die Sprach-Gemeinschaft (unterm Gesetz des Inertialsystems die „Rasse“-Gemeinschaft: Grund in der Trinitätslehre nach der Verknüpfung von Logos und Zeugung?), oder die Rechtsgemeinschaft (Bund, Vertrag, Verfassung)?
Num 2420: Amalek war das erste unter den Völkern, doch es endet im Untergang.
Zum Begriff der Welt vgl. Deut 2849f: Der Herr trägt zum Kampf gegen dich ein Volk aus der Ferne herbei, von den Enden der Erde, das wie ein Adler herabstößt, ein Volk, dessen Sprache du noch nie gehört hast, ein Volk mit unbeweglichem Gesicht, das sich dem Greis nicht zuwendet und für das Kind kein Mitleid zeigt.
Das Bekenntnis ist die genaue Umkehrung des anklagenden, richtenden Denkens. Beide beziehen sich auf die gleiche Schuld, nur mit dem Unterschied, daß das (objektivierende) anklagende, richtende Denken diese Schuld nach außen projiziert und so sich selber in den Schuldzusammenhang verstrickt, während das Bekenntnis (als Bekenntnis zum messianischen Namen) seinen Anteil an der Auflösung des Schuldzusammenhangs durch die (messianische, parakletische) Übernahme der Sünde der Welt wahrnimmt. Dieses Bekenntnis ist dem anderen genau entgegensetzt: die entfremdete Bekenntnislogik hat das objektivierende, anklagende und richtende Denken zur Voraussetzung. Es ist mit ihm wesensgleich und verhärtet, stabiliert es zugleich. Das wirkliche Bekenntnis konstituiert sich in der Umkehr des entfremdeten als Gottesfurcht. -
02.11.91
„Kritik der toten Natur“: Hier wurde ein zentrales Thema der heute möglichen Naturphilosophie mehrfach verfehlt.
– Nicht „die tote Natur“, sondern ihr Begriff wäre der Kritik zu unterziehen (nicht das Proletariat, sondern das System, das es dazu macht).
– Die „tote Natur“, oder die Natur im Zustand der vollendeten Naturbeherrschung, ist ein Deckbild der toten Gesellschaft; und die notwendige Kritik beider schließt die Kritik ihrer Genesis: die der Herrschaftsgeschichte mit ein. Es gibt keine „tote Natur“ außerhalb der Naturbeherrschung und keine Naturbeherrschung ohne Herrschaft in der Gesellschaft.
– Wer die Erfahrungen der Opfer zum Sprechen bringen will, muß die stumme Erfahrungsschicht mit zum Sprechen bringen, die uns in der „äußeren Natur“ vor Augen steht. Ist die Natur stumm, weil sie tot ist, oder erscheint sie uns (zwangsläufig und ohne daß eine Alternative sich konstruieren oder benennen ließe) als tot, weil sie stumm ist?
– Man kann keine Herrschaftskritik betreiben, ohne die Geschichte der Naturbeherrschung und deren Objekt mit einzubeziehen.
– Begriffliche Schneisen schlagen: Gibt es eine Definition des Naturbegriffs? Die einfachste, auf die sich das Problem heute zu reduzieren scheint, ist die, die die Definition des Weltbegriffs mit einschließt: Der Begriff der Welt bezeichnet das Resultat des Säkularisationsprozesses, den Inbegriff der Herrschaftsgeschichte, dessen (in der hegelschen Philosophie sich begreifende) begriffliche Seite, der Naturbegriff im gleichen Prozeß die Objektseite (daher rühren die hegelschen Schwierigkeiten, die Natur als „Entäußerung der Idee“ zu fassen, die ihn dann zwingen zuzugeben, daß sie „den Begriff nicht halten kann“; die Natur kann ihn aufgrund der Logik ihres Begriffs nicht halten: das Objekt ist als apriorischer Gegenstand des Begriffs dazu verurteilt, den Begriff nicht halten zu können). Die Begriffe Welt und Natur sind außerhalb der Herrschaftsgeschichte ohne Bedeutung, sie bezeichnen in ihr die begriffliche (die Subjekt-) und die Objekt-Seite als getrennte Wesenheiten. Sie sind Totalitätsbegriffe, die den Herrschaftszusammenhang stabilisieren.
– Liegt es nicht in der Konsequenz der Dialektik der Aufklärung, die Beziehung zwischen der Geschichte der Naturbeherrschung und den geschichtlichen Katastrophen endlich wahrzunehmen (die moderne naturwissenschaftliche Aufklärung beginnt mit der Hexenverfolgung und endet mit Auschwitz)?
Das Urteil, die Ontologie (Natur und Welt) und der Turmbau zu Babel.
Der Übergang vom uneigentlichen zum eigentlichen Dasein bedarf in der Tat nur der Entschlossenheit, in der Sache sind beide nicht zu unterscheiden. Und damit scheint es zusammenzuhängen, daß der Begriff des Asozialen heute die Extreme der Gesellschaft trifft, nämlich sowohl die, die ganz unten, wie die, die ganz oben sind. Seit Kopernikus und Newton sind die ganz oben von denen ganz unten nicht mehr zu unterscheiden.
Heute traut sich niemand mehr, das Wort vom „beschränkten Untertanenverstand“ auszusprechen; dafür läuft die gesamte Politik sprachlich auf zwei Ebenen: es gibt den esoterischen Innenraum, in den niemand hineinblickt, der der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist, während der Bereich der Darstellung nach außen, der Öffentlichkeit, auf die von der Bekenntnislogik beherrschten Mechanismen der Massenkommunikation abgestellt ist.
Es hätten eigentlich alle erschrecken müssen, als in einem sozialdemokratischen Parteiprogramm der Begriff „Vertrauensbildende Maßnahmen“ auftauchte (und das in der gleichen Phase, in der von den Notstandsgesetzen und dem Radikalenerlaß über den Nachrüstungsbeschluß bis zur Terrorismusbekämpfung der Graben zwischen realer Politik und Öffentlichkeit vertieft, ausgebaut und befestigt wurde).
Es ist ein allgemein bekannter Grundsatz: Wer in der Politik mitmacht, macht sich die Finger schmutzig, und den Luxus, unschuldig zu bleiben, kann sich niemand mehr erlauben.
Das Gebot „Du sollst nicht lügen“ ist nur dort sinnvoll, wo die Sprache noch fähig ist, die Wahrheit auszudrücken. (Die Menschen wollen glauben, daß die Politiker die Wahrheit sagen, lieber verdrängen sie die Realität).
Die Physik schirmt die Natur ab gegen die Sprache.
Hat die Abfolge der drei Leugnungen eine Beziehung zur Trinität: erinnert die Selbstverfluchung nicht an die Sünde wider den Heiligen Geist? Entscheidend ist, daß das Hinter dem Rücken steigerungsfähig ist (bis hin zur Selbstverfluchung). -
27.09.91
Was steckt hinter der Erklärung zur Bezeichnung Seraphim, daß saraf „feurig, und d.h. giftig“ bedeute? Gehören der Chaosdrache und die Meeresungeheuer in das noch ungeschiedene Wasser (vor der Trennung durchs Firmament)? Ist die Schlange der aus den oberen Wassern gestürzte Drache (Venus, Luzifer), muß sie deshalb auf dem Bauche kriechen und Staub fressen, und verwandelt sich dadurch das unrsprünglich feurige Element in ein giftiges (Lösung des Rätsels der Chemie)?
Beelzebul, Herr der Fliegen: ist das nur ein Spottname, ein Spitzname, oder erinnert das doch an den Ursprung der Fliegen (Insekten); vgl. auch die ägyptischen Plagen, die Heuschrecken, Fliegen, Skorpione.
Silvia Schroer beruft sich zwar auf Elisabeth Schüßler-Fiorenza, übersieht dabei aber, daß das, was sie (und in mancher Hinsicht die feministische Beschäftigung mit der jüdischen Bibel überhaupt) macht, sich doch erheblich von der feministischen Exegese des NT unterscheidet: die Suche nach der matriarchalischen Schicht unterhalb des biblischen Patriarchats steht in der Tradition der protestantischen Bibelkritik; sie behandelt den monotheistischen Aufklärungsprozeß wie ein neutralisiertes Bekenntnis und gerät damit in den Bann der nationalistischen Geschichtsschreibung und in die Nähe des Antisemitismus. Grund ist, daß sie den Zusammenhang von neutralisiertem Bekenntnis (der Abschirmung des Bekenntnisses gegen seine gesellschaftlichen Voraussetzungen) und Sexismus nicht begreift, was zur Folge hat, daß ein Titel wie der von R. Radford Ruether: Frauen für eine befreite Gesellschaft, hier nicht mehr denkbar wäre; das utopische Element scheint ins sogenannte Alte Testament nicht mit herübergerettet werden zu können; deshalb wird hier alles zur Rechtfertigung (und damit zur Ideologie).
Wenn eine Rettung der Utopie möglich ist, dann über die Rettung und Kritik der Bilderwelt in der Apokalyptik; Voraussetzung wäre, daß das sprachliche Wesen der Bilder (Fall, Empörung, Umkehr) begriffen, ihre dingliche Gegenständlichkeit kritisiert wird. Die Hure Babylon ist das Patriarchat. Und die Bilder sind Elemente des kritischen Begriffs von Herrschaft.
Die Privatsphäre enthält die Erinnerung an den Tempel, und dieser die Erinnerung ans Paradies (Schutz der Scham). Vor den Toren stehen die Kerubim und das kreisende Flammenschwert. Ist aber das Paradies nicht auch der Uterus, und die Vertreibung aus dem Paradies die Geburt, auf die der Satz aus der Sündenfallgeschichte zu beziehen ist: Mit Schmerzen sollst du deine Kinder gebären? Die Geschichte der Vertreibung aus dem Paradies ist noch nicht abgeschlossen.
Gehören die beiden Geschichten nicht zusammen: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, und: Mit Schmerzen sollst du deine Kinder gebären?
Läßt sich die Lücke, die das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit im Inertialsystem bezeichnet, nur durch ein System von Rotationen schließen (mit einem System innerer und äußerer Spannungen, vom Fall bis zu den elektrodynamischen Prozessen)?
Zu den kantischen Antinomien der reinen Vernunft: Der Rechtsstaat ist gegen das vollkommene Verbrechen (das mit den Mitteln der Beweislogik nicht mehr nachweisbar wäre) nicht zu sichern; und der technische und gesellschaftliche Fortschritt hat unter anderem zur Folge, daß die Möglichkeit und Chance des vollkommenen Verbrechens sich erhöht (bis hin zu dem Punkt, an dem der Rechtsstaat sich selbst als das vollkommene Verbrechen enthüllt).
Zusammenhang von Gemeinheitsautomatik und Paranoia: Ist nicht das Weltsystem soweit entwickelt, daß es aus sich selbst bereits die Paranoia erzeugt? Konstruktion der erfahrungsbildenden Kraft der Paranoia (ihrer transzendentalen Logik). Der Weltbegriff ist selber paranoid und deshalb Paranoia-erzeugend.
Die babylonische Sprachverwirrung endet im Schweigen Wittgensteins („die Welt ist alles, was der Fall ist“). Und das Schweigen Wittgensteins rührt an den Grund der seit der babylonischen Sprachverwirrung wirksamen Verdrängung.
Im Briefwechsel zwischen Hooke und Newton weist Hooke darauf hin, daß ein freier Fall aus großer Entfernung nicht direkt aufs Zentrum zuläuft, sondern generell eine Abweichung aufweist, die dann in eine elliptische Bahn übergeht (Ivo Schneider, S. 46). Läßt sich aus den Planetenbahnen Richtung und Geschwindigkeit der Ursprungsbahnen rekonstruieren (oder aus den Mond-, Sonne-und Planetenbahnen insgesamt deren Ursprungsbahnen)? – Newton selbst hatte angenommen, daß der Fall in Spiralbahnen übergeht: Hängt die Struktur der „Spiralnebel“, der Galaxien, mit dem astronomischen Dopplereffekt zusammen?
Gegen Marx weist Heinsohn zu Recht darauf hin, daß das Geld nicht gleichsam aus Vereinfachungsgründen, zur Erleichterung des Tauschhandels, erfunden wurde (Erfindung eines allgemeinen Tauschmittels, um nicht mehr Ochsen gegen Anzüge tauschen zu müssen), sondern das Geld war eine unzureichende Antwort auf eine gesellschaftliche Naturkatastrophe: auf die Probleme der Schuldknechtschaft als unbeherrschbar gewordene Folge der Einführung des Privateigentums.
Das Schicksal Jakobs bei seinem Onkel Laban ist das typische Schicksal eines Mannes, der in Schuldknechtschaft geraten ist und seine Schuld abarbeitet. Und der Verkauf des Erstgeburtsrechts von Esau an Jakob: Ist das nicht auch eine Abgeltung des Kinderopfers, das das Schicksal des Erstgeborenen war? Hatte nicht auch Esau einen Vorteil aus dem Verkauf des Erstgeburtsrechts? War es diese „Schuld“ des Erstgeborenen, die Jakob dann bei Laban abarbeiten mußte? Ist nicht der Götzendienst – so wie heute Religion generell – die Ideologisierung der Schuldknechtschaft: das Sich-Abfinden mit der Schuldknechtschaft (und der Kampf gegen die Idolatrie Grundlage und Folge des Aufbegehrens gegen das System der Schuldknechtschaft)?
Die Fleischtöpfe Ägyptens und die Hurerei Babylons sind zwei Seiten der gleichen Sache. Ägypten ist hierbei das erste naturwüchsige staatskapitalistische System, und die Geschichte des Ursprungs dieses Systems ist aufgezeichnet in der Josephsgeschichte in der Bibel.
In Ägypten sind es die Priester, die als einzige ihr Land behalten, in Israel die Leviten, die kein eigenes Land zugewiesen bekommen. Der Stamm Levi muß vielmehr von den übrigen Stämmen mit unterhalten werden, und die levitischen Städte werden dann zu Asylstädten in denen jene, die ohne eigene Schuld Mörder geworden sind, Asyl und vor der Blutrache Schutz finden können. -
14.09.91
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Heiligung des Gottesnamens und dem „Du sollst Vater und Mutter ehren“? Wie steht das vierte Gebot zum Vater unser, in dem es nicht vorkommt? Welche Bewandtnis hat es damit, daß nach christlicher Tradition Josef nicht der Vater Jesu ist (obwohl der Stammbaum Jesu über Josef geführt wird) und Maria in diese halbmythische Sonderstellung (Jungfrauengeburt, Himmelskönigin) gebracht wird?
An die Erfüllung des Gebots „Du sollst Vater und Mutter ehren“ ist die Verheißung „Auf daß du lange lebst auf Erden“ geknüpft, an die Heiligung des Gottesnamens, die nach der jüdischen Tradition mit dem Martyrium zusammenhängt, schließt sich die Lehre von der Auferstehung der Toten an.
In der christlichen Tradition ist das Gebot „Du sollst Vater und Mutter ehren“ eigentlich immer ähnlich verstanden worden wie der Satz: de mortuis nihil nisi bene. D.h. wir haben die Eltern immer wie Tote behandelt, wenn glaubten, sie ehren zu müssen. Das ist dann auf alle Autoritäten übertragen worden (Zusammenhang mit dem Hang aller autoritären Regime, auch der kommunistischen, zum Totenkult). In Wahrheit aber müßte das Gebot, die Eltern zu ehren, heißen: sie wie Lebende zu behandeln.
Tempelwirtschaft und Totenkult: Ist Amerika das moderne Babylon und Russland Ägypten? Waren die babylonische Tempelwirtschaft in der Praxis, die ägyptische Tyrannis – und Cheops, der „Verhinderer der Opfer“ – in der Theorie, dem Bewußtsein nach: atheistisch?
Der Dekalog und die Geldwirtschaft: ist nicht die Geldwirtschaft insgesamt eine Sünde wider das Gebot: „Du sollst nicht begehren …“? Ist nicht das Geld das institutionalisierte Begehren des Eigentums der anderen?
Kann es sein, daß der Fehler bei Marx darin liegt, daß er die Anlyse der Geschichte der Banken nicht in seiner Kapitalismus-Kritik mit einbezogen, das Schuldmoment, das Problem der Kreditschöpfung und die Frage: womit handeln die Banken? draußen vor gelassen hat (weil es den Konklusionen, auf die er sein Konzept abgestellt hatte, im Wege gestanden hätte)? Bei der historischen Analyse des Bankenwesens wäre er zwangsläufig auf die Geschichte der Schuldknechtschaft, des Ursprungs des Geldes im Kontext der Schuldknechtschaft, auf den Ursprung der Banken in der Tempelwirtschaft und den Zusammenhang der Geldwirtschaft mit der Geschichte der antiken Religionen gestoßen.
War es ein Zufall, daß die großen Astronomen wie Kopernikus und Newton gleichzeitig im Münzwesen tätig waren (wie auch der Ursprung der Banken mit dem der Astronomie in der babylonischen Tempelwirtschaft zusammenängt)?
Kann es sein, daß wir das Verhältnis der Gravitation zum Licht erst begreifen, wenn wir die Thermodynamik begreifen, und daß die Plancksche Strahlungsformel auch den Schlüssel für die Astronomie enthält? War der brennende Dornbusch (der brannte und nicht verbrannte) ein physikalisches Ereignis: ein Typos des Sternenhimmels wie das kreisende Flammenschwert des Cherub vorm Eingang des Paradieses (Vgl auch Ez1;10 und die Merkaba/Kabod-Mystik)? Und haben die Dornen und Disteln mit dem altorientalischen Sternendienst zu tun (gibt es ein Äquivalent zur Erzählung vom Sündenfall in den anderen altorientalischen Religionen)?
Unterschied zwischen Schem- und Kabod-Theologie (Schem = Namen: deuteronomistisch; Kabod = Herrlichkeit: Priestertradition?)
Sind die neuplatonischen Emanationslehren ihrer Struktur nach astrologisch gestimmt (Dionysius Areopagita)? Ihr Erkenntnisgrund wurde zerstört mit der Gravitationslehre (mit der hier eintretenden konkreten Beziehung zum Sündenfall).
Der Personbegriff ist der Kristallisationkern der Verdinglichung von Schuld und so eine der wichtigsten Voraussetzungen der modernen Aufklärung.
Indem die Kirche das Votum für die Armen auf sich selbst umgelenkt (in die Bereitschaft, auf Kritik beleidigt und durch Aggression zu reagieren: deren Formalisierung ist das Kirchenrecht) und die Schuld- in die Leidensmystik (in die Bereitschaft zum Selbstmitleid) umgeformt hat, hat sie zwangsläufig die politische in die private (im Zentrum dann Sexual-) Moral umlenken müssen. Und das ist ihr über zwei Jahrtausende gelungen.
Die mittelalterliche religiöse Erneuerungsbewegung, in deren Mittelpunkt die Reinigung der Kirche von der Pornokratie stand (Einführung des Zölibats und der Ohrenbeichte), hat die Sexualmoral so tief etabliert, daß sie seitdem zum character indelebilis des Christentums geworden ist. Und dieser character indelebilis ist ein Epizentrum des anderen, der seitdem nach katholischer Auffassung das Priestertum charakterisiert. Die Sexualmoral war die Voraussetzung für den Objektivitätsbegriff in der katholischen Sakramentenlehre und im Ritus. Der Protestantismus ist der innerkirchliche Reflex der kopernikanischen Wende. Ähnlich hängt die unaufgeklärte Geschichte der Naturwissenschaften bis heute mit der Selbstbindung der Kirche, ihrer Unfähigkeit zu lösen, zusammen.
Oswald Lowetz: Hier kann der Universitätsprofessor nicht anders, hier muß er die Schöpfung des Himmels und der Erde in eine Erschaffung des Universums umformen (was ist der Unterschied zwischen der Schöpfung und Erschaffung; liegt der Unterschied in der Beziehung zum Objekt? Die Umkehrung macht’s deutlich: Himmel und Erde sind nicht erschaffen, das Universum ist nicht geschöpft).
Zur Sprachlogik der Schrift (vgl. Fall und Empörung): Die Erde gründen und den Himmel aufspannen: die Erde ist der Inbegriff der Herrschaft der Beweislogik, während der Himmel vor der verdinglichenden Gewalt der Beweislogik sich verflüchtigt, dessen Aufgespanntsein mit dem langen Atem dessen zusammenhängt, der Bücher nicht aus Zettelkästen produziert. Diese Spannung schließt mit ein: die Schuld der Welt (die Last der Vergangenheit) auf sich nehmen, und das scheint niemand mehr zu ertragen. Die Hektik des Begründens mit dem langen Atem des Aufspannens verbinden: Seid klug wie die Schlange und arglos wie die Tauben.
Wie verhalten sich Begründung und Rechtfertigung?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie