Das Werk von Charlotte Klein wäre noch wirksamer, wenn es das mit Händen zu greifende projektive Moment im kirchlichen Antijudaismus mit herausgearbeitet hätte. Aber das wäre nur möglich gewesen, wenn der Antijudaismus nicht nur als subjektive Gesinnung, sondern als ein objektiv in Geschichte und Selbstverständnis der Kirche verankertes Strukturelement begriffen worden wäre: Der Antijudaismus wirft den Juden genau das vor, was man selber tut, aber, da mit dem eigenen Selbstbild nicht vereinbar, vor sich selber verbergen, verdrängen muß (die Kirche war die erste jüdische Häresie, die diesen Makel dann in der Geschichte der Häresien, die ihre eigene war, unter einem selbstverschuldeten Wiederholungszwang abarbeiten mußte); für die Verdrängungsarbeit benötigte sie die Juden, die Ketzer und die Frauen als Projektionsfolie.
Siegel und Etikett (Name und Markenzeichen): Wenn ich auch einen Baum mit lauter Feigenblättern behänge, so wird doch kein Feigenbaum daraus.
Die Sexualmoral ist zur Sexualmoral erst geworden, als sie um ihre politische, herrschaftskritische Dimension verkürzt wurde. Das war nur möglich durch die Rezeption des Weltbegriffs, aber dann auch zwangsläufig (Beschneidung des Erkenntnisbegriffs durch Einbau redundanter Projektionsmechanismen).
Der Begriff macht das wiederkehrende Tun eines Subjekts zu einer dauernden Eigenschaft eines Objekts. Diese Differenz begründet den Unterschied zwischen Natur- und Weltbegriff (Natur bezeichnet das empirische, Welt das logische Apriori des Objektbegriffs). Aber diese beiden Momente: Tun und Eigenschaft, stehen gleichsam orthogonal zueinander (die Griechen haben den Winkel entdeckt); und erst vor dem Hintergrund eines vollständig orthogonalen Systems (der apriorischen Raumvorstellung) werden Natur und Logik zu in sich geschlossenen Systemen (Zusammenhang mit dem biblischen Kelchsymbol und der Trunkenheit, die auf den Grund der Trennung von Natur und Welt verweist: nur die nach allen Seiten offene Natur garantiert die Geschlossenheit der Welt, begründet den objektiven Schein ihrer Beherrschbarkeit; erst im Horizont einer unendlichen Zeit kann ich alle Vorgänge in ihr als abgeschlossen, als einmal der Vergangenheit angehörig ansehen: indem ich jeden Gedanken an eine Auferstehung ausschließe).
Der Gewaltakt, mit dem die Vorsokratiker die Philosophie begründet haben, war der der Trennung von Natur und Welt, sprachlogisch begründet im Futur II.
Mit der Definition der Wahrheit als Übereinstimmung von Begriff und Gegenstand wurde die Idee der Wahrheit gesprengt.
Käme es nicht darauf an, den Staat und die raf aus dem Clinch zu lösen?
Hat nicht die Linke recht: das, was ist, ist die Katastrophe; aber hat nicht auch die Rechte recht: dazu gibt es keine Alternative?
Die subjektiven Formen der Anschauung, die auch systemlogisch zusammengehören, sind das Grundinstrument der Vergesellschaftung des Bewußtseins, seiner Beherrschbarkeit und seiner Selbstausblendung zugleich. Durch die intentio recta schließt sich das Denken, ohne es zu merken, selbst von der Wahrheit aus.
Sind nicht die Wasser das Realsymbol der Einheit von Mythos und Aufklärung?
Die Trennung der primären und sekundären Sinnesqualitäten, die den Anfang der erkenntniskritischen Reflexion der modernen Naturwissenschaften bezeichnen, steht unter dem Bann des Gesetzes der Intentionalität und entstellt den zugrundeliegenden Sachverhalt insoweit, als sie seine wichtigsten Folgen zugleich ausblendet und unkenntlich macht. So verschwindet vor allem die Erinnerung an die alten Elemente völlig. Die Elemente, und hier vor allem das Wasser (das Flüssige) und das Feuer (das brennt und erleuchtet), lassen sich (wie insbesondere auch das Licht) nicht auf punktuelle Empfindungen reduzieren, sondern sind bestimmbar nur als innigste Vereinigung sinnlicher und sprachlicher Elemente: man darf vermuten, daß sie an das Zentrum der benennenden Kraft der Sprache rühren; mit ihnen wird Sensibilität (die etwas anderes ist als Empfindlichkeit, und ohne Sprache, ohne Mimesis, ohne objektive Phantasie nicht zu denken ist) an der Wurzel abgeschnitten. Gewinnt nicht das Desiderat einer Theorie des Feuers eine immer brennendere Aktualität? Dazu gehört:
– Ich bin gekommen, Feuer vom Himmel zu bringen, und ich wollte, es brennte schon; aber auch
– die Stelle aus dem Petrusbrief, wonach diese Welt in Feuer vergehen wird.
Das Feuer, der Name und das Angesicht: die drei Zentren einer Logik der Umkehr.
Ist nicht
– der Raum der Ursprung des Begriffs und die Leugnung des Namens,
– das Geld der Ursprung des Wassers und die Leugnung des Feuers und
– das Bekenntnis der Ursprung der Sexualmoral und die Leugnung des Angesichts;
wie stehen diese drei Zusammenhänge
– zur Trinitätslehre und
– zu den drei evangelischen Räten?
Haben wir nicht das Feuer vom Himmel geholt, und brennt es nicht schon? Aber das Wasser ist geblieben, das Flüssige im Oberen, in dem sich nichts mehr dingfest machen läßt (sind Feuer und Wasser die zwei Seiten des Himmels: das Feuer sein Angesicht, das Wasser seine Rückseite, und hat in der Sintflut die Rückseite des Himmels die Erde überflutet?).
Gilt das Wort: Laßt die Toten ihre Toten begraben, für die Physik, die Ökonomie und das Bekenntnis?
Die Würde und das Sein: Problem der Hilfszeitworte (gründet nicht auch der Wertbegriff in einem Hilfszeitwort?). – Treten nicht im Lateinischen erstmals Hilfszeitworte auf (bei den Perfektbildungen: im Prozeß der Vergegenständlichung des Vergangenen), und welche Bedeutung hat das für die sprachlogische Struktur dieser Sprache?
Hegels Satz, er sei von Gott dazu verdammt, ein Philosoph zu sein, wäre, um der Wahrheit willen, ein wenig zu korrigieren: nicht von Gott, sondern vom Absoluten war er verdammt.
Ist nicht das Scheiden eine Tätigkeit des Richtens? So schied Gott das Licht von der Finsternis, und so schuf Gott eine Feste, die die oberen von den unteren Wassern schied (an die er demnach erstmals das Richten delegierte), und er nannte diese Feste Himmel. Und schließlich schied er das Wasser unter dem Himmel vom Trockenen (er ließ es sich an einem Orte sammeln, damit das Trockene sichtbar wurde).
Der Weltbegriff macht das, was eine Sache für andere ist, zu ihrem Wesen.
Was bedeutet das Wort
– „Laßt die Toten ihre Toten begraben“ (Mt 822)? So beantwortet Jesus die Bitte eines Jüngers, der, bevor er ihm folgen will, heimgehen und seinen Vater begraben möchte;
– zuvor beantwortete er die Bitte eines Schriftgelehrten, der ihm nachfolgen will, mit dem Hinweis: „Die Füchse haben ihre Höhlen, die Vögel ihre Nester, aber der Menschensohn hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann“ (819f);
– bei Lukas kommt noch ein dritter, der vorher von seiner Familie Abschied nehmen möchte; ihm antwortete er: „Keiner, der die Hand an den Pflug gelegt hat und nochmals zurückblickt, taugt für das Reich Gottes“ (Lk 957ff).
Ökonomie
-
08.08.93
-
07.07.93
Zu Mt 532 und 199: Hängt diese rigorose Eheauffassung nicht mit der Stellung der Gesamtlehre Jesu zum Weltbegriff (mit dem Prinzip der „Übernahme der Sünden der Welt“) zusammen? Wenn die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt: wenn die Frau gleichsam diese ganze Schöpfung vertritt, dann ist in der Tat eine Scheidung nicht mehr möglich. (Daß Paulus ein Christ und ein Theologe war, beweist seine Kosmo-Theologie: die Lehre von den Archonten und der Satz, daß die ganze Schöpfung seufzt und in Wehen liegt. Hängt das nicht zusammen mit der Geschichte von der Befreiung der Maria Magdalena von den sieben unreinen Geistern?)
Hat Jesus etwas mit den „Sünden der Mutter“ und der „Schuld der Väter“ zu tun? Bezieht sich die Übernahme der Sünden der Welt auf die Sünden der Mutter (vgl. die problematischen Beziehungen Jesu zu seiner Mutter, die jedoch selber „alles, was geschehen war, in ihrem Herzen bewahrte“), und ist das Verschwinden Josefs und seine Hypostasierung des Vaters darin begründet?
Hängt das Trinken des Kelchs mit der „Schuld des Vaters“ zusammen?
Zu Joh 129 vergleiche Jes 537.12.
Die Zweideutigkeit des konziliaren Aggiornamento ist vor allem in Deutschland wahrzunehmen: Anstatt für die prophetische Aktualität hat die deutsche Theologie sich für die Anpassung an die Welt entschieden. Ist nicht die entsetzliche Verwirrung insbesondere in der katholischen Theologie ein Produkt der Übermacht der Welt, vor dem sie jetzt kapituliert hat?
Weshalb unsere Justiz auf dem rechten Auge blind ist: Der Exkulpationsdruck, der sich des Staats bedient, um die Schuld verdrängen zu können, mit der niemand mehr glaubt leben zu können, ist das Energiepotential, das das Strafbedürfnis erzeugt und sein Maß bestimmt, das heute zugleich in Haß gegen die Linke und gegen die Fremden explodiert. Die Justiz gehört zu den Abfuhrinstanzen dieses Exkulpationsdrucks, sie löst ihn nicht auf.
Hat dieser Exkulpationsdruck nicht etwas zu tun mit der Schuld der Väter und den Sünden der Mutter? Zu den Mechanismen seiner Erzeugung und Verwertung gehört das sprachliche Element und die Sprachgeschichte der Bildung des Neutrums (des ne-utrum als Entlastung von der Schuld der Väter und den Sünden der Mutter). Diese Geschichte hängt zusammen mit der des Ursprungs des Weltbegriffs, der Philosophie und des Rechts, sie wurde mit einer Theologie abgesichert, zu der essentiell die Christologie, die Opfertheologie, das Konzept der Schöpfung (und Entsühnung) der Welt gehört.
Der Sündenfall, das Substantiv und die Geschlechter der Nomen: Ist im Begriff des Substantivs nicht das Bewußtsein erreicht, daß die Substanz (das substare) ein Produkt der projektiven Gewalt (Struktur) des Denkens ist, ist der Staub (aus dem Adam gemacht ist und zu dem er wieder werden wird, und den die Schlange frißt) das Substrat der Neutrumsbildung? Damit hängt es zusammen, wenn der Objektbegriff die benennende Kraft der Sprache zerstört, den Namen zum Begriff neutralisiert.
Gibt es einen sprachlichen Zusammenhang zwischen bereschit und berith, bara, Abraham und den Hebräern, und den Barbaren?
„Möget ihr, in der Liebe festgewurzelt und gegründet, fähig werden, mit allen Geheiligten zu begreifen, was es ist um die Breite und Länge, die Höhe und Tiefe der Liebe Christi, um sie zu erkennen, die erhaben ist über alle Erkenntnis, damit ihr die ganze Gottesfülle mit ihrem Reichtum in euch erfahret.“ (Eph 317ff) Ist in dieser Raummetaphorik nicht die vollständige Umkehr angesprochen? Aber ist die Metapher der Höhe und Tiefe nicht obsolet geworden durch ihr restloses Aufgehen in die Herrschaftsmetaphorik (zu der es nach der kantischen Lehre von der Form der äußeren Anschauung fast keine Alternative mehr gibt)? Sie wäre aufzulösen nur noch im Kontext einer herrschaftskritischen Theologie: der Kritik des Weltbegriffs und des Begriffs. Vergleiche hierzu den Baaderschen Hinweis auf den Zusammenhang von Hochmut und Niedertracht, sowie den Begriff der Empörung im Zusammenhang der Konstituierung des moralischen Urteils (was entspricht dieser „Empörung“ im Bereich der theoretischen Vernunft? Gibt es ein Bekenntnis ohne Empörung? Und war es nicht die Selbstverblendung durch Empörung, die das „Bekenntnis des Namens“ zum „Glaubensbekenntnis“ verhext hat: zum Ersatz für die Umkehr? – Wer ist der Fürst dieser Welt?).
Was hat es der Erkenntnis der „Tiefen Satans“ (Off 224, Schreiben an die Gemeinde Thyatira) auf sich?
Begriff und Name sind durch die Idee der Umkehr, objektiv durch die Idee der Auferstehung aufeinander bezogen: durch die Rücknahme des projektiven Elements, durch die Ergänzung der Klugheit der Schlange durch die Arglosigkeit der Tauben, durchs Gebot der Feindesliebe und das Verbot zu richten.
„… und schließlich ist das Ziel erreicht: wenn er Gott, dem Vater, das Reich übergibt, nachdem er jede Herrschaft, jede Gewalt und jede Macht entmachtet hat. Denn er muß herrschen, bis Gott ihm alle Feinde unter die Füße gelegt (Ps 1091) hat. Als letzter Feind aber wird der Tod entmachtet (Jes 258): denn alles hat Er ihm zu Füßen gelegt (Ps 87). Wenn es heißt, alles sei ihm zu Füßen gelegt, dann offenbar alles außer Dem selbst, der ihm alles zu Füßen legte. Wenn ihm aber einmal alles unterworfen ist, dann wird auch der Sohn sich Ihm unterstellen, der ihm alles unterworfen hat. damit Gott alles in allem sei.“ (1 Kor 1524ff) Ist das nicht die genaue Beschreibung dessen, worauf sich das Wort vom Lösen bezieht?
„Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 2540): In den Geringsten seiner Brüder leidet Er; was wir denen tun, das tun wir ihm, damit machen wir uns zu den Tätern der Kreuzigung. Da hilft keine projektive Abfuhr mehr, wie im kirchlichen Antijudaismus (die „Gottesmörder“ sind wir). Von hier her läßt sich präzise begründen, daß das Wort „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ in erster Linie sich auf uns, auf die Kirche bezieht. (Vgl. hierzu den letzten Satz aus dem Buch Jonas: die Antwort auf die Bitte Jesu?)
Zur Logik des Inertialsystems, zur Konstituierung seiner metrischen Struktur, gehören die sogenannten Erhaltungssätze (der Erhaltung der Materie und der Energie). In dieser Logik gründet auch die Einsteinsche Äquivalenzgleichung E = m.c2. Aber dazu gehören auch das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit (ein den Maxwellschen Gleichungen korrespondierender Erhaltungssatz) und die daraus abzuleitenden Konstanten der Mikrophysik: das Plancksche Wirkungsquantum, die elektrische Elementarladung sowie die damit wiederum zusammenhängenden Erhaltungssätze (Parität, Spin etc.). Was hier gleichsam von Natur (unabhängig von der Willkür der Menschen) vorgegeben ist, bedarf im Bereich der Geldwirtschaft des aktiven politischen Handelns, insbesondere die Aufgaben der Geldpolitik: Hier sind die die Gesamtprozesse regulierenden (berechenbar machenden) Erhaltungssätze (Regulierung der Geldmenge, Erhaltung der Geldwertstabilität) nicht naturgegeben, sondern durch geld- (und wirtschafts-) politische Maßnahmen sicherzustellen (die Zentralbanken als Garanten des gesamtwirtschaftlichen Inertialsystems). Die Sicherung dieser „Erhaltungssätze“ ist nur über Wachstumsraten möglich und unterliegen damit den konjunkturzyklischen Prozessen und den tendentiellen gesellschaftlichen Naturkatastrophen der Modernisierungsschübe.
Die Kostenseite des wirtschaftlichen Gesamtprozesses (das projektive Sparen: das „Sparen“ aus den Taschen der anderen) verknüpft die Entstehung des Reichtums zwangslogisch mit der Erzeugung der Armut, und zwar
– über den Druck auf die Welthandelspreise für Rohstoffe (Export der Armut nach draußen) und
– über den Druck auf die Lohnkosten (Rationalisierung, Arbeitslosigkeit, „industrielle Reservearmee“, Kürzung der Sozialausgaben: Reimport der Armut nach innen).
Der Reimport der Armut ist (wie die „politische Stabilität“ in den Ländern, in die die Armut exportiert wird) nur über das Vorurteil abzufangen: durch die Erzeugung des Faschismus (Fremdenhaß und Antisemitismus). -
06.07.93
Gründet nicht jede Verführung in der Täuschung über den Zweck oder das Ziel einer Handlung, und betrifft der Hegelsche Begriff der List nicht präzise einen Zustand, der durch eine eingebaute Verführungsautomatik (durch die „List der Vernunft“) sich definieren läßt (Systemgrund des Inertialsystems und des Kapitalismus: das Trägheitsprinzip und die Lohnarbeit)? – Vergegenständlichung der Verführung in den Naturwissenschaften (Begriff des Schuldzusammenhangs). Gründet nicht die Kritik der Teleologie und die Etablierung des Kausalprinzips (Trennung von Freiheit und Natur, die durch das liberum arbitrium und die Ausbildung der Raumvorstellung unkenntlich gemacht worden ist) in diesem Sachverhalt, und sind nicht alle Herrschaftsstrukturen Verführungsstrukturen (mit der Grundlage jeglicher Verführung in der Verwirrung)? In der Instrumentalisierung vollendet sich die Verführung (biblischer Begriff des Staubs: die staubfressende Schlange), wird sie zugleich unaufhebbar und undurchschaubar.
Kant, der die Autonomie und den Grundsatz, daß man Menschen niemals nur als Mittel, sondern immer zugleich auch als Zweck ansehen müsse, ins Zentrum seiner Philosophie gestellt hatte, hätte den hegelschen Begriff einer „List der Vernunft“, der die Menschheit zum Material der Weltgeschichte macht, niemals akzeptiert. Aber schließt nicht der kantische Begriff der Autonomie, so gesehen, die Gottesfurcht und die emphatische Idee der Auferstehung der Toten, die Idee einer Sprengung des Naturbegriffs, mit ein?
Ist der Hinweis Jesu, daß dem Opfer die Versöhnung mit dem Bruder vorauszugehen habe, nicht eine Hilfe und ein Schutz gegen die Vorstellung des Sühneopfers, gegen das projektive Element in der traditionellen Opfervorstellung?
Zur Kritik der Wirtschaftswissenschaften: Die Beschränkung der Wirtschaftswissenschaften auf den instrumentalen Aspekt, deren Modell die Naturwissenschaften sind, reduziert die Realität auf den Blickwinkel des Eigeninteresses, verdrängt die Kehrseite der Medaille: die Verachtung der Armen und den Fremdenhaß.
Die Theologie wird erst dann vom Bann befreit, wenn sie die Aktualität der (christologisch verdrängten) Prophetie zurückgewinnt.
Der Schrecken Isaaks und der Schrecken um und um (Jer): Unterscheiden sich nicht Philosophie und Prophetie dadurch, daß die Philosophie versucht hat, aus der Objektseite dieses Schreckens (des „Schicksals“) herauszutreten und sich zu seinem Subjekt hat machen wollen (Ursprung des Weltbegriffs), während die Prophetie auf der Objektseite verharrt, dem Schrecken (der Gottesfurcht) standzuhalten trachtet.
Bezeichnet das Symbolon nicht die Bruchstelle, an der sich der Weltzustand auf die Erlösung (die Erde auf den „Himmel“) bezieht, und läßt sich diese Bruchstelle heute nicht erstmals näher bestimmen als Todesgrenze (Grenze der Gegenwart zur Vergangenheit)? Ist diese Todesgrenze nicht (ähnlich wie im Stern der Erlösung das Nichts) als dreifache Grenze zu bestimmen:
– Der Raum oder das Inertialsystem,
– das Geld und der Klassenkampf als logische Kategorie sowie
– der Begriff, das Bekenntnis oder die hegelsche Logik,
als Verblendungs-, Schuld- und Herrschaftszusammenhang.
Der Kelch von Gethsemane: ist das nicht die Übernahme der Schuld der Welt? Und ist das nicht der gleiche Kelch, zu dem Jesus die Jünger zunächst fragt, ob sie ihn werden trinken können, dann aber sofort bestätigend anfügt, daß sie ihn trinken werden.
Theodor Haecker: Tag- und Nachtbücher:
– Die Revolution, die das Christentum gebracht hat, ist die des Wie. (S. 17) Dazu: Gottes Offenbarung ist eine Revolution der Mittel, die der Mensch anwenden soll, um zum Heil zu kommen. (S. 21)
– Bemerkenswerter Hinweis auf die – heute fast irreversibel um sich greifende – falsche Sprachwendung „Sich irren“. Man kann „sich täuschen“ (oder sich schämen und sich verirren) und man kann irren, aber man kann nicht „sich irren“. (S. 25) Wer sagt: ich habe mich geirrt, wählt den schuldneutralen, exkulpierenden Ausdruck (Grund für Heideggers Satz „Wer groß denkt, muß groß irren“?). Das „Sich täuschen“ macht die mangelnde Einsicht zur einer selbst zu verantwortenden Tat (und ist die Grundlage der kantischen „selbstverschuldeten Unmündigkeit“, zu der es im Deutschen keine Alternative gibt). Das Sich Irren hingegen ist Ausdruck einer Ich-Fremdheit, die das Ich selber (als transzendentales Subjekt) als Moment im allgemeinen Schuldzusammenhang erkennt. Wo Gewalt in Wissenschaft und Politik aus immanenten logischen Gründen die Logik zerstört, ist das transzendentale Subjekt nicht mehr zu halten: da kann „ich mich irren“ (weil es ein Ich, das sich täuschen könnte, nicht mehr gibt, sondern nur noch vergesellschaftete, subjektlose Subjekte)! Nirgend ist die unaufgearbeitete Vergangenheit deutlicher zu erkennen als in solchen sprachlichen Konstrukten. -Aber kann die Wendung „Ich habe mich geirrt“ nicht auch bedeuten, daß heute vom Irrtum das aktive, schuldhafte Moment, das Moment der Zurechenbarkeit, nicht mehr wegzuwischen ist? Es gibt für den Irrtum wie für alle anderen -tümer (Christen-, Heiden-, Juden-, Volks-, Reichtum) keine Entschuldigung mehr. Das alles sind Irrtümer, die zum Bereich der kantischen „selbstverschuldeten Unmündigkeit“ gehören und nicht mehr exkulpationsfähig sind. Die Möglichkeit, Schuld durch Naturalisierung abzuwälzen, hat ihre Grenze erreicht. Die Unschuldsfalle ist zugeschnappt (das Substantiv ist der Greuel am heiligen Ort).
– Nach Theodor Haecker ist Deutschland das Land, in dem Lächerlichkeit nicht tötet, sondern nur stur macht. (S. 32) Deutlicher kann man die Wirkungslosigkeit des Kabaretts in D. nicht bezeichnen. Aber wo liegt der Grund dieses Phänomens?
– Die rechte Unterscheidung zwischen echter Schuld und Nichtschuld ist eine große und unumgängliche Aufgabe der Zukunft. Das Ausgeben von Naturnotwendigkeiten für Schuld kann soviel Unheil anrichten wie das umgekehrte Ausgeben und kann zu Leugnung von Schuld überhaupt führen. Man muß einräumen, daß wir in einer großen Unwissenheit und Unsicherheit leben. (S. 33, Hervorhebung H.H.)
– Propaganda: Die Dinge dieser Welt können trotz einer ungeheuren Belastung mit Lügen erstaunlich lange Zeit weiterlaufen, ohne zusammenzubrechen, ja sie scheinen gestärkt zu werden. Das ist unheimlich und eine große Versuchung für den Geist, an der entscheidenden Bedeutung der Wahrheit für das Geschehen in der Welt zu zweifeln. Aber es ist doch nur eine Versuchung: im Innersten des Geistes ist eine Gewißheit, daß die Lüge einen Menschen und also auch ein Volk vernichtet. (S. 43)
– Was einem am kältesten ans Herz greift, ist der geistige Zustand und das Gebaren der deutschen Richter. Sie verurteilen einen Menschen, der einem Polen ein Glas Bier bezahlt hat, zu Gefängnis. Das ist furchtbar. (ebd.)
– Die deutsche Herrgott-Religion (S. 47 u.ö.).
– Der Zustand dieser Welt ist ohne das Böse, und zwar dessen Macht, gar nicht zu verstehen. (S. 53)
– Die Religion des deutschen Herrgotts ist die Religion des steinernen Herzens. (S. 55)
– Die Deutschen werden nicht durch Menschenkraft besiegt werden, Sie sind das stärkste und furchtbarste Volk der Erde. Sie werden von Gott selber besiegt werden, ach, wahrscheinlich ohne es zu merken. (S. 73)
– Der „Terror“ ist eine Erfindung abgefallener Geister. (S. 103)
– So würde ich im Augenblick ganz gerne wissen, wann eigentlich zum erstenmal die „Geschichte“ als richtende Gottheit angerufen wurde. … Ehe es soweit kommen konnte, mußte etwas passiert sein. Was war das? (S. 137) -
26.05.93
Es gibt keinen Naturbegriff ohne die Vergegenständlichung der Vergangenheit. Beide, Natur und Vergangenheit, haben das gemeinsam, daß sie sind, wie sie sind, und sich nicht ändern lassen. Die Gesetze der Natur entziehen sich wie die Vergangenheit dem ändernden Eingriff.
Im Sohar, S. 182, heißt es: „Im Zeichen Jot erschuf er die künftige Welt.“ – „Aber eher werden Himmel und Erde vergehen, als daß auch nur der kleinste Buchstabe im Gesetz wegfällt.“ (Lk 1617)
Grundlage einer Kritik des Organismus ist dessen Beziehung zum Prozeß der Objektivierung und Instrumentalisierung, der zusammengehalten wird durchs Prinzip der Selbsterhaltung (dem Äquivalent des Inertialsystems).
Muß nicht der Hegelsche Satz, wonach die bürgerliche Gesellschaft bei all ihrem Reichtum nicht reich genug ist, der Armut und der Erzeugung des Pöbels zu steuern, ein wenig korrigiert werden: Sind nicht die Erzeugung der Armut und des Pöbels bereits die Grundlagen des bürgerlichen Reichtums?
Hängen die Träume des Mundschenks und des Bäckers und ihre Folgen in der Josefs-Geschichte mit den Träumen des Pharao und deren Folgen zusammen? Wird die Josefs-Geschichte nicht ohnehin mißverstanden, wenn man sie nur unter dem Karriere-Gesichtspunkt (dem Staunen darüber, was aus Josef doch geworden ist) sieht?
Die wichtigsten Jünger waren Fischer: Ist die Opfertheologie der Köder, mit dem die Völker aus dem Meer geangelt wurden?
Ist nicht die Form der äußeren Anschauung eine Emanation der inneren Anschauung (und zusammen mit den darunter befaßten Begriffen, Gesetzen und Erscheinungen ein Kopfprodukt), steht sie nicht unter dem Gesetz der Form der inneren Anschauung (des verschlossenen rechten Auges, das dann auch das linke erblinden läßt)?
Die Gehorsamsforderung der Kirche treibt aus dem Hören das Denken aus: macht die Gläubigen taub.
Mit der Definition der Wahrheit als Übereinstimmung von Begriff und Gegenstand wurde die Wahrheit ans Urteil gebunden. Daraus ist der Schein entsprungen, sie sei dekretierbar. Damit aber wurden zugleich die Abwehrmechanismen als Mittel der Desensibilisierung ins Wahrheitsverständnis mit eingebaut, mit den fürchterlichen Nebenwirkungen der Dogmengeschichte, deren letzte die Definition der Unfehlbarkeit des Papstes war, eine notwendige Konsequenz aus dem dezisionistischen Wahrheitsverständnis. Mit der Bindung ans Urteil wurde die Wahrheit zu einem Teil des (durch den Weltbegriff abgesicherten) Herrendenkens: Prophetie als Herrschaftskritik wurde neutralisiert (und als vergangenes Herrendenken auf die Juden bezogen: und so zu einem Teil des kirchlichen Antijudaismus).
Urteile werden gefällt: Objekte fallen unter den Begriff. Ist der Objektbegriff der Abgrund der Philosophie?
Wurde nicht mit dem Unfehlbarkeitsdogma der kirchliche Autismus besiegelt, dessen jüngstes Produkt der neue „Welt“-Katechismus ist?
Beginnt nicht die Fähigkeit zu sehen und zu hören überhaupt erst mit der Übernahme der Sünden der Welt? Die Übernahme der Sünden der Welt befreit vom Zwang der Projektion.
Ist die mittelalterliche Dämonenlehre (z.B. die zum Hexensyndrom gehörenden Vorstellungen von den incubi und succubi) eine durch Spiritualisierung und Personalisierung entstellte Form der Kritik der politischen Ökonomie?
Das Wiederanknüpfen an die prophetische Tradition ist nur möglich durch die Selbstreflexion der philosophischen Tradition hindurch. Darauf verweist das Wort: Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben (enthalten die Symbole der Schlange und der Taube nicht auch die Konnotationen des Männlichen und Weiblichen?).
Das jesuanische „Wer von euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein“ ergibt sich zwanglos aus der Verknüpfung der deuteronomischen Steinigungsregelung mit dem achten Gebot (Dt 520 und 175ff : den ersten Stein werfen die anklagenden Zeugen; vgl. hierzu auch die Steinigung des Stephanus in der Apostelgeschichte 758).
Die Kirche hat seit je versucht, dem Glauben durch die Bindung ans autoritäre Urteil die Form des Wissens zu geben (bis hin zur „Offenbarung der Trinitätslehre“ im neuen Katechismus). Den Nebeneffekt, daß er so in ein Herrschaftsmittel verwandelt wurde, hat sie aufgrund ihrer Verblendung durch Herrschaft zwar gerne genutzt, aber nicht wahrgenommen. In dieser Verblendung gründet die Beziehung der Theologie zum historischen Objektivationsprozeß, aber auch ihre Hilflosigkeit dagegen: ihre zutiefst zweideutige Beziehung zur Geschichte der europäischen Aufklärung.
Der Weltbegriff ist ein Instrument der Sprachregelung und der Abschirmung der Sprache gegen Reflexion. Hier liegt die Bedeutung des Wittgensteinschen Satzes „Die Welt ist alles, was der Fall ist“. Es wäre sicher nicht uninteressant, die Wittgensteinschen Reflexionen auf den Katechismus anzuwenden, insbesondere den Satz „Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen“. (Kommt eigentlich im Tractatus logico-philosophicus Wittgensteins der Naturbegriff vor?)
Wenn man von der Erwähnung der Naturwissenschaften absieht, kommt der Begriff der Natur in Ludwig Wittgensteins „Tractatus logico-philosophicus“ nur in der Zusammensetzung „Natur des Gegenstandes“ (in einer erläuternden Klammer zu Tz. 2.0123) vor. Der Traktat führt den strengen Nachweis, daß eine reine Weltphilosophie (als reine Selbstzerstörung des Namens) auf eine reine Tautologie hinausläuft.
Ist nicht das Präfix ge- ein Instrument der Perfektbildung; aber was bedeutet das für Begriffe wie Gemeinschaft (Gemeinheit), Gesellschaft (Geselle, gesellig)? Und wie hängen die Präfixe ge-und be- zusammen (gekannt, bekannt; gelehrt, belehrt)? Entspricht nicht die Beziehung der Präfixe ge- und be- der quasiorthogonalen Beziehung von Innen und Außen, der inneren und äußeren Anschauung (s. den Begriff des Begriffs: wenn ich in einem Gegebenen ein Gewußtes wiedererkenne, begreife ich es; keine Begriffe ohne Erinnerung, kein be- ohne ge-)?
Die Naturwissenschaft geht von der Homogenität des Raumes, die Geschichtswissenschaft von der der Zeit aus: Beide sind durchs Gesetz der Orthogonalität (durch wechselseitige Verdrängung) mit einander verbunden.
Das letzte Dezennium vor der Ersten Weltkrieg: die heroische Phase der Moderne. -
11.05.93
Die Hypostasierung des Raumes verdankt sich der Hypostasierung der Linken. Die Linke ist der Grund der „schlechten Unendlichkeit“.
In einem ägyptischen Text (aus der Autobiographie des Amenophis, Sohn des Hapu) der Ausdruck „Gestein, fest wie der Himmel“ und „bleibend wie der Himmel“ (Schlott, S. 231). Ist die Trennung der oberen von den unteren Wassern, der zweite Tag, die Voraussetzung des Trockenen vom Feuchten am dritten Tag? Erst hier heißt es „Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde“ (Gen 19). Werden erst hier die Vergangenheiten (die Wasser unterhalb des Himmels) zusammengefaßt: entspringt erst hier die homogene Zeit? Der Apokalypse zufolge bezeichnen die „vielen Gewässer“, an denen Babylon, „die große Hure“ sitzt, die „Völker und Menschenmassen, Nationen und Sprachen“ (Off 1715). Drückt darin die Beziehung zur Macht der Vergangenheit sich aus? – Aber das Meer und die Vergangenheit werden am Ende nicht mehr sein (211u.4).
Zu Adelheid Schlott: Sie blendet Religion, Kult und Priestertum, die Funktion der Schrift in den Tempeln, die Beziehungen des Ursprungs der Schrift zu den ägyptischen Ursprüngen der Wissenschaft, die von den Griechen vielfach bezeugt ist (Theologie, Astronomie), völlig aus, außerdem die Astronomie, das Kalenderwesen und die Chronologie-Probleme. Und Geschichte taucht eigentlich nur auf als Herrschafts- und Kriegsgeschichte (unter Abstraktion von Wirtschaft und Technik). Welche Naivität oder welches Interesse gehört eigentlich dazu, wenn man glaubt, Phänomene, die augenscheinlich so nahe beieinander liegen (in der Schrift wie in der Bildersymbolik), durch tausendjährige Zeitdilatationen trennen zu müssen?
Die Naturwissenschaften enthalten in ihren eigenen Prämissen die Grundlagen ihrer Verblendung, die an die Grenze ihrer Unaufklärbarkeit rührt. In die Dynamik ihrer Selbstverblendung (und der Unaufklärbarkeit) haben die Naturwissenschaften ihren eigenen Ursprung, das theologische Dogma und die Bekenntnislogik, mit hereingezogen.
Ob es eine Auferstehung „geben wird“, weiß ich nicht, aber die Lehre von der Auferstehung, die Beziehung zur Vergangenheit, die darin sich ausdrückt, wenn sie nicht mehr durch die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele entstellt wird, ist das einzige Mittel zur Kritik des Verblendungszusammenhangs, dem auch die Theologie unterlegen ist. Die Idee des seligen Lebens ist ohne Erinnerungsarbeit und ohne deren objektive Begründung (durch die Lehre von der Auferstehung der Toten) nicht mehr zu halten.
Nachträgliche Bemerkung zum gestrigen Jahrestag der Bücherverbrennung: Erinnerungsarbeit ist der Inbegriff des undeutschen Geistes. Wie schnell haben die Katholiken doch die Erinnerung daran verdrängt, daß sie die Judenverfolgung vor fünfzig Jahren als Menetekel der eigenen, nach dem Kriege zu erwartenden Verfolgung erfahren haben. Und diese Verfolgung ist (allerdings anders als erwartet, nämlich als Selbstopfer der Identifikation mit dem Aggressor) nach dem Kriege dann in der Tat eingetreten.
Das Hinter dem Rücken ist zu ergänzen: In ihrer Gegenwart hinter ihrem Rücken über sie reden (die Grundstruktur der Autismus-Genese). War das Dogma, das diesem genetischen Gesetz gehorcht, nicht die einzige Möglichkeit, um die Irritation, die von der Gestalt Jesu ausging, gleichzeitig zu rezipieren und abzuwehren?
Ist nicht die Vergöttlichung Jesu als Mittel der Abwehr und Neutralisierung des Nachfolgegebots die in der Geschichte von den drei Leugnungen Petri angesprochene, benannte Leugnung?
Verhalten sich Physik und Kunst wie Kreuz und Auferstehung?
Die Habermassche Version des Adorno-Zitats „Eingedenken der gequälten Natur im Subjekt“ verfälscht und entstellt das Zitat, indem sie durch die adjektivische Bestimmung der „gequälten“ Natur ein Subjekt des Quälens unterstellt. Er unterstellt eine Paranoia, von der es bei Adorno heißt, daß die Welt, die sich ihr immer mehr angleicht, von ihr doch zugleich falsch abgebildet werde.
Der Geiz, die Vorstellung einer homogenen Zeit und parakletisches Denken: Das Rentabilitätsprinzip, das Prinzip der Gewinnorientierung in der Ökonomie, ist der in den Gesellschaftskörper installierte Geiz, Grund einer Rationalität, die apriori jede Identifikation, das Sich in den andern Hineinversetzen, ausschließt. Der „Solidaritätspakt“ und die Xenophobie gehören zusammen: So erweist sich das Herrendenken heute durch das „no pity for the poor“, die Knechtsgesinnung durch die Fremdenfeindschaft, beide sind nur zwei Seiten ein und derselben Medaille. -
06.05.93
Apologetik ist zur Karate-Theologie geworden.
Die „Privatisierung“ staatlicher Unternehmen wie Post und Bundesbahn ist eigentlich eine Vergesellschaftung. Gibt es eigentlich noch Privateigentum, ist nicht alles Eigentum, und mit ihm die Institution des Privaten selber, durch die Dynamik der ökonomischen Entwicklung vergesellschaftet worden in dem Sinne, daß es anonymisiert und zum Prototyp der Macht geworden ist, der wir alle unterworfen sind und von der wir alle abhängen? Sind nicht alle nur noch „Angestellte“, die die Maschinerie bedienen, die sie mehr oder weniger ausreichend ernährt?
Gehorcht nicht auch die Wissenschaft dem Gesetz des Aufdeckens der Blöße (zum Begriff der Öffentlichkeit), und bezeichnet nicht der Objektbegriff aufs genaueste diese Blöße? Dann wäre eine „objektive“ Theologie Instrument der Aufdeckung der Blöße Gottes, das aber heißt: gegenstandslos (wie die Trinitätslehre, die durch den Begriff der Zeugung den Objektcharakter in der dogmatischen Theologie konstituiert und begründet).
Indem die Naturwissenschaften vom Gesehenwerden abstrahieren (sich der subjektiven Form der Anschauung unterwerfen und das Licht verdinglichen), verfallen sie ihm, unterwerfen sie sich, ohne es zu wissen, dem Gesetz der Dingwelt. Darin ist die Totalisierung der Scham begründet, die in den Objekten sich im Begriff der Materie manifestiert.
Die Materie-Form-Philosophie war einmal eine Handwerker-Philosophie, sie ist heute zur Industrie-Philosophie geworden.
Die Übersetzung des zentralen Begriffs in Joh 129 mit „hinwegnehmen“ hat die benennende Kraft der Sprache zerstört: den Logos endgültig gekreuzigt. Sie hat die Theologie instrumentalisiert, sie zum Herrschaftsmittel gemacht, und in ihr das Trägheitsprinzip installiert. Das „Auf-sich Nehmen“ in Joh 129 ist der Eckstein, den die Bauleute verworfen haben: der Kern des Nachfolgegebots.
Das waw (in der Kabbala Symbol der sechs Richtungen des Raumes), ist das nicht das Oh oder die Klage?
Das Dogma und die es beherrschende Bekenntnislogik sind Feigenblatt und Rock aus Fellen zugleich.
Ist nicht das „Projekt Moderne“ (der Begriff scheint aus der Habermas-Schule zu kommen) falsch säkularisiertes Christentum: die Verdrängung der Vergangenheit.
Es geht nicht darum, ob der Papst die Pille erlaubt oder verbietet, eher schon um die Lösung der Zölibatsfrage, zentral aber wäre, innertheologisch zu begreifen, daß die Erbsünde nicht über die sexuelle Lust, sondern über die Urteilslust sich fortpflanzt (über die Unfähigkeit zur Schuldreflexion). Diese Urteilslust wird z.B. in der kasuistischen Moral genährt (und macht nicht unerhebliche Teile der katholischen Sexualmoral so unerträglich pornographisch). In jeder Urteilslust steckt ein Stück jener Empörungslust, die die Struktur des Begriffs und seiner Genesis mit bestimmt, und die der Grund des projektiven Anteils in jeder Erkenntnis und das Medium des Schuldverschubsystems ist. Den evangelischen Rat der Keuschheit und die Sexualmoral insgesamt auf die Urteilslust beziehen, das macht die Geschichte der Urteilslust (die Hegelsche Geschichte des Begriffs) als Teil der Geschichte der Scham durchsichtig; sie läßt sich studieren anhand der Geschichte des Naturbegriffs. „Wenn die Welt euch haßt“: Ist der Naturbegriff nicht der projektive Indikator dieses desensibilisierten „euch“ (und ist dieses „euch“ nicht der Moloch, dem die Kinder geopfert werden)? Adornos „Eingedenken der Natur im Subjekt“ drückt das aufs genaueste aus, während Habermas‘ denunziatorische Verfälschung des Zitats, seine Einschränkung auf die „gequälte Natur“, zur Strategie der Neutralisierung des in der Dialektik der Aufklärung erreichten Stands der Reflexion gehört.
Theologie im Angesicht Gottes: Ist das nicht Theologie als Erinnerungsarbeit, als gesamtgesellschaftliche und geschichtliche Gewissenserforschung?
In den subjektiven Formen der Anschauung gewinnt die Vergangenheit Gewalt über unsere Erfahrung, unsere Erkenntnis, unser Denken. -
26.03.93
Die Euphorieeffekte, von denen Dirk Baecker (S. 120) spricht, sind Ursache sowohl der Fachidiotie als auch des politischen und weltanschauulichen Ghettodenkens; sie gründen im Schuldverschubsystem, sind Folgen der Exkulpierungsmechanismen. Das Problem heute sind nicht die Fehler, die wir machen können, sondern die Unmöglichkeit der Dinge, die notwendig sind. Der Weltbegriff, der darin darin gründet, daß er gegen die Notwendigkeit sich mit der Unmöglichkeit abfindet, bezeichnet nicht nur die Zivilisationsschwelle, sondern auch die Grenze, die die Erwachsenen von ihrer Kindheit trennt.
Adornos Satz „Das Ganze ist das Unwahre“ löst die Hegelsche Dialektik aus dem Bann des Raumes (des Pharaonischen). Die Lösung des Banns des Raumes (oder die Lösung der sieben Siegel) befreit das Angesicht.
Der Export der Armut war das Geschäft der Banken; er hat die Banken – wie vorher die Universalisierung des Giroverkehrs -über Anpassungs- bzw. Modernisierungskrisen hinweggerettet. Um einen ähnlichen Effekt scheint es sich beim Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus zu handeln. Aber wo ist das nächste Ventil für den wachsenden Schuldendruck, den die Banken verwalten: Schlägt die Schuldenproduktion (die Erzeugung der Armut als Kehrseite des spekulativen Reichtums) nicht jetzt auf die Ursprungsländer in den Metropolen zurück? (Und war nicht die Geschichte der Agrarmarktordnungen, mit der Überschußproduktion und dem daraus resultierenden Exportdruck als Äquivalent des Schuldendrucks: mit der Zerstörung des Welt-Agrarmarkts und der Vernichtung der Agrarproduktion in der Dritten Welt, ein Reflex und ein Ableger der Bankenentwicklung?) Ist nicht das Bankenwesen Kern und Modell projektiver Verarbeitung der Realität? (Grund des Begriffs der Barbaren, der Natur und der Materie; Grund des Staates: Wird das Problem der Schuldknechtschaft von Gunnar Heinsohn nicht noch unterschätzt; geht nicht der Weltbegriff als Projektionshilfe und -absicherung und die Zivilisation aus der Verinnerlichung der Schuldknechtschaft hervor?)
Zu dem von den Kirchen so gerne zitierten Rat Jesu, wer ihm nachfolge, müsse Diener, dürfe nicht Herr und Meister sein:
– Niemand kein zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon (Mt 624); und
– in diesem Satz den Hinweis auf den deuterojesajaischen Gottesknecht (Jes 42ff) und zugleich das Zentrum der jesuanischen Weltkritik erkennen.
Das Herrschaftsgebot im Schöpfungsbericht bezieht sich auf eine Herrschaft, die das Töten, das Fleischessen und die Angst noch nicht mit einschließt. Vgl. Jürgen Ebachs Untersuchung über den Schrecken der Tiere. -
25.03.93
Entsteht der Staat mit dem Geld (mit dem Ursprung des Tauschprinzips)?
Dirk Baecker, S, 60: Der Banken-Sektor ist der verschuldetste Sektor der modernen Wirtschaft. (Christologische Struktur der Banken – Modell des Naturbegriffs -: Sie nehmen die Schulden der Welt auf sich, erzeugen und nähren so die Ökonomie und verdienen daran, leben davon.)
Der Hinweis auf den selbstreferentiellen und autopoietischen Charakter der Systeme ist ein objektiver Vorwand, um die realen Probleme dahinter auszublenden. Diese Probleme werden unkenntlich gemacht und entstellt durch ihre Subsumtion unter die selbstreferentiellen Kategorien des Systems.
Merkur und Mars stehen auf der Welt-(Sonnen-)Seite, Venus und Jupiter auf der Natur-(Mond-)Seite.
Ist das Verhältnis Leistung/Verdienst wirklich universal; gibt es nicht auch Leistungen, die das BSP nicht beeinflussen, und wäre es nicht sinnvoll zu überlegen, ob es nicht auch Bereiche gibt, in denen der Verdienst an den Umfang der Nicht-Leistungen zu knüpfen wäre, z.B. im Gesundheitswesen: wäre es nicht produktiver und zugleich kostengünstiger, wenn die Ärzte ihr Honorar für die Anzahl der Gesunden und die Dauer ihrer Gesundheit anstatt für die Behandlung von Krankheiten (Leistungen an Kranken) erhalten würden? -
05.03.93
Ist nicht die Bundesbank auch eine Marktordnungsstelle, und hat nicht die Verwaltung des Getreidemarktes auch Bankfunktionen?
War nicht die Rehabilitierung der Nazis nach dem Krieg, ihre Rückkehr in Ämter und Funktionen, ein Teil der politisch-ökonomischen Kontinuität, die durch den „Zusammenbruch“ 1945 nur scheinbar unterbrochen worden ist? Und wenn es keine Inflationskatastrophe wie nach dem ersten Weltkrieg gegeben hat, sondern nur eine Währungsreform, die auch nicht annähernd den Kosten des Krieges angemessen war, dann u.a. auch deshalb, weil die Finanzierung des Krieges über einen Raub erfolgt ist, der nicht zurückgegeben werden brauchte (durch Nutzung ausländischer, jüdischer und dann im Krieg eroberter Vermögen und durch Auspressung der Gefangenen in den KZs, der Kriegsgefangenen und der Zwangsarbeiter).
Eine nationale kopernikanische Geldpolitik (Bundesbank) erzwingt eine ptolemäische Regelung der anderen, insbesondere der Agrar-Märkte in der EG.
Ist die Tiefendimension der Zeit nicht ein Schein, der solange nicht durchschaut wird, wie die Menschen Rechts und Links nicht unterscheiden können.
Christologie und Inertialsystem stützen sich auf verhängnisvolle Weise gegenseitig. Und das creatio-mundi-Konzept ist eine Grundlage und Folge der Opfertheologie.
Der Hinweis auf die Verinnerlichung des Opfers (aus der Dialektik der Aufklärung) hängt mit, was Rosenzweig die Verdrängung des Todes nennt, zusammen. Hier hilft nur noch die Erinnerung an Getsemane und an das Wort „Wachet und betet“.
Was mich an unseren Theologen so irritiert, ist der dogmatische Gebrauch der Wissenschaft. Es ist ein durchaus fachidiotischer Gebrauch („Heute wissen wir …“), der nicht zufällig an die gleichsam kolonialistische Form der Beziehung zur Vergangenheit erinnert, die das Christentum seit seinem Ursprung charakterisiert. Die Kirchen haben seit je Vergangenes nur überwunden.
Rühren die Antinomien der reinen Vernunft nicht daher, daß man die Dinge sowohl als Objekt (Natur) wie auch als Begriff (Welt) fassen kann, ohne daß der Bruch sich auflösen ließe. Ist nicht die Materie das durchs Inertialsystem vermittelte Anderssein der Dinge?
Adornos Satz „Das Ganze ist das Unwahre“ trifft den Kern der Kritik des Weltbegriffs, seine abschließende Funktion, seine Macht, die Dinge ins Vergangene zu projizieren. Das Ganze ist das Vergangene, und weder die Welt noch die Dinge sind heil („Heil Hitler“ oder der falsche Messianismus).
Heideggers „Vorlaufen in den Tod“ ist insofern konsequent, als sein Begriff des In-der-Welt-Seins genau das impliziert: Die Welt weiht alles dem Tod. Und Heidegger setzt die Ehre des Daseins darein, daß es (in der „Entschlossenheit“) diesen Tod bewußt auf sich nimmt . Aber damit hängt es auch zusammen, daß die Eigentlichkeit bei Heidegger sich durch nichts inhaltlich von der Uneigentlichkeit unterscheidet, nur durch das Bewußtsein. Das Verhängnis liegt allein darin, daß dieses Bewußtsein durch seinen affirmativen Charakter uneigentlich bleibt. Eigentlich ist das Bewußtsein nur für sich, der Versuch, es auch für andere zu werden, ist die Quelle der faschistischen Gewalt. Heidegger steht in der Tradition der christlichen Subjekt- und Leidensmystik, aber er erliegt dem Genuß dieses Leidens, dem Schein seiner privilegierenden Kraft (Grund der Eigentlichkeit).
Unterscheiden sich Physik und Naturphilosophie nicht wie Zeugung und Geburt (vgl. den prophetisch-apokalyptischen Gebrauch des Begriffs der Hurerei)? -
24.02.93
Karl Marx hat in seiner Kapitalismus-Analyse etwas übersehen, was den den politischen und den prophetischen Wert seiner Analyse erheblich einschränkt:
– einmal das für die Ursprungsgeschichte der Geldwirtschaft wichtige Institut der Schuldknechtschaft (und seine Bedeutung für den Ursprung und die gesellschaftliche Bedeutung des Geldes),
– zum andern aber, und damit zusammenhängend, die Funktion der Banken (Geldschöpfung, Kredit und Schuldendienst) und des Staates (Gewaltmonopol, Recht und Finanzhoheit; Zentralbanken und Militär).
– Insbesondere hier aber liegt der Grund dafür, daß es einen Weltbegriff ohne nationalistische Konnotationen, ohne eine Zwangslogik, die in den Nationalismus hineinführt, nicht gibt.
Erst im Kontext des Bankwesens, im Blick auf den Wechsel auf die Zukunft, den das Bankwesen symbolisiert, läßt sich eine insgesamt haltbare Kapitalismuskritik erst begründen. Das Hegelsche Absolute bildet den Staat ab, aber nicht Gott. Und das Hegelsche Weltgericht ist nur ein Euphemismus für eine darwinistische Geschichtsphilosophie: für das survival of the fittest. Das theologische Konzept einer creatio mundi ex nihilo ist im Kern nationalistisch. Das Geld als Referenzsystem der Ökonomie ist ohne den Staat gegenstandslos. Zu den Marxschen „theologischen Mucken“ der Ware gehört der christologische Naturbegriff und die Bedeutung der Christologie und Opfertheologie für die Geschichte des Objektbegriffs, des historischen Objektivationsprozesses und der Geschichte des Herrendenkens.
Zum Problem der Sündenvergebung: Wenn ich sage, daß ich jemandem seine Schuld vergebe, bedeutet das nur, daß ich sie ihm nicht mehr vorhalten werde; er ist damit (außer im Verhältnis zu mir) seine Last nicht los.
Natur und Welt sind Totalitätsbegriffe und operative Begriffe zugleich.
Was heißt Wasser auf Griechisch? (hydros)
Die christliche Theologie hat den Abgrund zwischen dem griechischen und dem römischen Weltbegriff zu überbrücken versucht. -
24.01.93
Wie hängen die Begriffe des Scheins (der ökonomische, vertragsrechtliche und der ästhetische, logische) mit einander zusammen? Der Geldschein ist (wie z.B. ein Pfandschein, ein Lagerschein) ein Dokument der Verpflichtung des Gläubigers, das auf dem Schein genannte Objekt, das er repräsentiert, bei Vorlage auszuhändigen.
Ist nicht das Geld – wie der Raum als Form der Ausbreitung des Lichts – der Ursprung des Scheins? Und ist von hierher der erkenntniskritisch-logische Begriff der Erscheinung zu begründen? – Die vom Geld beherrschte (und von der Form des Raumes durchdrungene) Welt ist sprachlich fast nicht mehr zu durchdringen. Das reflektiert sich in der Bekenntnislogik.
Ist nicht die Erscheinung die aus dem Kristallisationskern des Scheins erwachsende Totalität des Scheins: Zusammenhang mit den Begriffen des Wissens, der Natur und der Welt? Ist nicht das kantische „Ganze der Erscheinungen“ die von der Idee der Wahrheit (vom Angesicht) befreite Welt?
Ist der Schein das halbierte Angesicht: Inbegriff des Hinter dem Rücken, Produkt des Objektivationsprozesses; und dieses der Grund des Fremdenhasses (deshalb bellen Hunde den Mond an, und deshalb ist der Raum als verdinglichte Form der Anschauung und Grund des Objektivationsprozesses in allen Richtungen reversibel)?
Es gibt eine Art, über die Dinge zu sprechen, hinter der die Welt verschwindet, in die die Welt nicht mehr eingeht, in der die Sprechenden gegen jegliche Erfahrung und gegen die Welt sich abschirmen: Die Außengrenze der Monade ist ein Produkt der Identität von Herrendenken und Rechtfertigungszwang, des Exkulpationstriebs. Die Monade lebt in einem Zwangstraum, aus dem sie nicht erwachen will, den sie durch Beleidigungsrituale (die die Grenzen dessen, worüber gesprochen werden darf, bestimmen) gegen das Erwachen (gegen das Krähen des Hahns) schützt. Wenn man nicht (zur Erhaltung des Banns, der auf allen liegt) über Nachbarn und Verwandte redet, dann über eigene vergangene (und zukünftig vergangene) Entscheidungen, um sie nachträglich durch die Zustimmung des andern absichern zu lassen (Rechtfertigungstrieb). Man möchte leben wie einem Film, in dem die Handlung vorgegeben und nicht vom Spieler zu verantworten ist, und dazu wie ein Zuschauer sich verhalten können.
Kohls Geschick, durch Sprachregelungen, die die eigene Schuld anderen, in der Regel den Opfern, die sich nicht wehren können und keine Verteidiger mehr haben, anzulasten, sich selbst unangreifbar zu machen („Solidarpakt“, auch die Bemerkung, der Staat dürfe nicht zum „Steinbruch für die egoistischen Interessen Einzelner“ verkommen: die „Sprachgewalt“ des Feigenblatts ist die Sprache der Gewalt).
Unanständige Wahlwerbung der F.D.P. in Frankfurt: Zielt auf das Stammtischgerede, wonach die Beamten ohnehin nichts tun und Kultur zu teuer ist („alles von unsern Steuergeldern“). Mittlerweile ist offensichtlich alles, was nicht dem Geschäft dient, Ideologie, auch eine der letzten Instanzen, die noch an Humanität erinnern: die Kultur, das Theater. Dazu paßt es, wenn der wegen Steuerbetrugs rechtskräftig verurteilte Graf Lambsdorf darauf hinweist, daß auch Blüms Vorschlag, durch schärfere Kontrollen den „Mißbrauch“ einzudämmen, die Kürzung der Arbeitslosengelder nicht mehr werde verhindern können. Sparen heißt für die, die sich ohnehin als Eigentümer der öffentlichen Finanzen („unsere Steuergelder“) sehen: Sparen beim „Personal“ (in Kultur und Verwaltung) und der Griff in die Taschen der Ärmsten.
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie