Die Idee des Heiligen ist jener Verdinglichungslogik zu entreißen, in die Rudolf Otto sie verbannt hat.
Im Kontext der drei theologischen Gegenstände: Angesicht, Name und Feuer, steht das Feuer fürs Gebet (vgl. den Vers aus dem Sonett Reinhold Schneiders: „Allein den Betern kann es noch gelingen, …“, den letzten Satz in Blochs „Geist der Utopie“: „… und die Wahrheit als Gebet“, und die Verknüpfung des Gebets mit dem Versöhnungsgebot im Evangelium).
Es gibt nicht „das Gute“, das ist eine platonische Erfindung. Das Gute ist immer das Gute für jemanden, und das gilt auch für den Gebrauch dieses Begriffs im Schöpfungsbericht (und Gott sah, daß es gut war), wobei der Name Elohim, das Sehen und das Adjektiv „gut“ zusammengehören. Das Gute ist ein Korrelat des Sehens, nicht der Hörens, es ist ein Korrelat des Gerichts (des Urteilens), nicht der Barmherzigkeit. Beim J gehört die Erkenntnis des Guten und Bösen (als Teil der richtenden Erkenntnis) zum Sündenfall, sie ist eine herrschaftsbegründende Erkenntnis.
Ist es nicht eine fatale Verschiebung, die durch die Übersetzung ins Griechische, zuerst durch die LXX, in die Schrift hereingebracht worden ist, wenn der Gottesname JHWH mit kyrios, Herr, wiedergegeben wird? In Ps 1101: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten“, ist hiernach der Herr (die Verkörperung der Barmherzigkeit) vom Herrn (dem Namen der Herrschaft) nicht mehr zu unterscheiden. Rühren nicht wesentliche Probleme der Evangelien daher, daß die Unterscheidung der Gottesnamen fast unmöglich geworden ist:
– Im messianischen Titel Gottessohn ist nicht mehr erkennbar, ob der darin zitierte Gottesname auf Elohim oder auf JHWH sich bezieht. Was bedeutet das für die, die Jesus Gottessohn nennen (Petrus, die Dämonen)? Ist der Titel Gottessohn (hyos theou) wirklich identisch mit dem Namen des Sohnes in dem Satz „mein Sohn bist du“, in dem das „mein“ vom Ursprung her auf JHWH (den Barmherzigen), und nicht auf „Gott“ (die Übersetzung von Elohim) sich bezieht?
– Ist der Vatername die neutestamentliche Version des Namens JHWH (auch das würde den Titel Gottessohn in ein anderes Licht rücken)?
Haben das Dogma, die Opfertheologie, die Bekenntnislogik aus dem Sohn der Barmherzigkeit den Sohn des Gerichts gemacht?
Bindung Isaaks: Die Aufforderung, den einzigen Sohn als Opfer darzubringen, geht vom Engel Elohims, gerettet wird Isaak (und mit ihm das Erbe Abrahams) durch den Engel JHWHs. Es ist JHWH, der das Volk Israel begründet.
Hodie, si vocem ejus audieritis: Hegel hat den Isaak geopfert, seine Ohren gegen das Wort des Boten JHWHs verstopft.
Gehören nicht die beiden Sätze (vom Lamm Gottes, das die Sünde der Welt auf sich nimmt, und der andere: Ehe Abraham ward, bin ich) zusammen, und werden nicht beide falsch, wenn man sie indikativisch versteht? Gehören nicht beide in den Kontext des Nachfolgegebots, und werden sie nicht aus diesem Kontext und dann auch von einander getrennt durch die Opfertheologie, durch das theologische Konstrukt des „stellvertretenden Opfers“?
Der Staat ist die Instrumentalisierung Elohims; darin gründet seine weltkonstituierende Funktion.
Solidarität ohne Komplizenschaft: Auch die Aktionen der raf müssen reflexionsfähig gehalten werden. Lernfähigkeit schließt auch die Fähigkeit mit ein, Vergangenes an seinen Folgen zu messen.
Zur Kritik der Beweislogik (oder zur Logik des nachfaschistischen Staates): Dem Titel Staatsanwalt liegt ein instrumentalisiertes Verständnis des Begriffs der Anklage zugrunde: Während ein öffentlicher Ankläger seine Ermittlungen und die daraus abzuleitende Anklage selber verantworten muß, wird dem Staatsanwalt diese Verantwortung durch den Staat abgenommen. Die Anklage wird zu einem Attribut des Staates, zu einem Teil seines Wesens. Der Titel des Staatsanwalts begründet eine ihm eigene Exkulpationsautomatik, er macht den Satz, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist, indem er ihn instrumentalisiert, unangreifbar. Eben damit aber verwischt er die Grenze zwischen dem Angeklagten und dem Feind.
Otto
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10.12.95
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26.10.92
Metz, S. 138f, vgl. auch S. 77ff: Hier ist leicht zu bestimmen, wo der Fehler liegt, wo M. nicht zu Ende gedacht hat.
S. 140: Wie verhält sich Gemeinde zu Kirche? Beziehung des Begriffs Gemeinde zu Allgemeinheit, Meinung, Gemeinheit: zum Possessivpronomen 1. Pers. Sing.
Heidegger benennt das Gefängnis, in das das Dasein geworfen ist, den Ort der Isolationshaft, aufs präziseste: das In-der-Welt-Sein.
Die Verinnerlichung des Schicksals (und der Ursprung des Begriffs und des Weltbegriffs) ist der Keim der Geschichte der Entfaltung, und am Ende auch wieder der Verinnerlichung von Herrschaft. Beide sind im Weltbegriff auf einander bezogen und nur durch ihre gemeinsame Beziehung zum Weltbegriff hindurch zu begreifen. Das Herrendenken hat seinen Ursprung in den Anfängen der Philosophie.
Zu Brot und Wein vgl. Spr 417: Sie (die Frevler) essen das Brot des Unrechts und trinken den Wein der Gewalttat.
Was solche Lieder bewirken wie „Der Glaube ist nun fest verbürgt, … das Leben hat den Tod erwürgt“, ist kaum abzuschätzen; ähnlich „… hilf uns hier kämpfen, die Feinde dämpfen, Sankt Michael“.
Woher kommt der Name der Griechen? Nachdem die „Hebräer“ sich als Israeliten erweisen, die „Griechen“ im NT überall Hellenen sind, wäre es vielleicht doch sinnvoll, mit den Namen etwas weniger leichtfertig umzugehen. Kann es sein, daß hier ein (mittelbar ebenfalls leicht antisemitisch getönter) Sprachgebrauch der deutschen Klassik, die sich auf die „Griechen“, nicht auf die Hellenen bezogen hat, nachwirkt?
Kristallisert sich die wechselseitige Vertauschung von Rechts und Links mit Vorn und Hinten in den differierenden erkenntnisleitenden Blöcken der Naturwissenschaften und der politischen Ökonomie aus (aber beides unter dem Gesetz der trüben Vermischung von Religion und Herrschaft in der oberen Welt)?
Der abgespaltene Bereich des Sakralen (des Numinosen) konstituiert in der trüben Vermischung von Religion und Herrschaft in der oberen Welt. Die Verweltlichung der Welt, Reflex der Verinnerlichung von Herrschaft, hat dieser Vermischung die Grundlage entzogen, sie erzwingt die (fast unmögliche) reine Darstellung der Religion, die damit aufhört, bloß Religion zu sein: Theologie im Angesicht Gottes, nicht hinter seinem Rücken. Insoweit ist die Entzauberung der Welt, ihre Verweltlichung oder die Vollendung des Falls, die Grundlage einer Erneuerung der Theologie. Die Mischung von Religion und Herrschaft ist nicht mehr zu halten (im Namen des Himmels das Wasser vom Feuer zu trennen). In der Geschichte der Verinnerlichung von Herrschaft hat die Herrschaft ihre religiösen Symbole verloren; das hat die Kirche, die fast keine anderen mehr kennt, als Zerfall der Religion angesehen, während sie in Wahrheit eine Voraussetzung ihrer Läuterung war; verlorengegangen ist nur die falsche Verständlichkeit der Religion in der Gestalt der Herrschaftsmetaphorik. (Schleiermacher und vor allem Rudolf Otto wären unter diesem Gesichtspunkt einmal genauer zu lesen.)
In der Heideggerschen Interpretation der aletheia trifft der blinde Fleck des bürgerlichen Bewußtseins im Sein auf seinen eigenen Ursprung, auf sein gegenständliches Korrelat (die falsche Trennung und Verbindung).
Die Philosophie lebt vom Schein der Äquivalenz des Einen und des Allgemeinen, Produkt und Widerschein der Subjektivität. Auszugehen wäre von den Unterscheidungen im Allgemeinen selber (wie bei Rosenzweig: von den Unterscheidungen im Naturbegriff, die daher rühren, daß nicht mit sich identisch bleibt, wenn er auf Gott, Welt, Mensch bezogen wird).
Wenn Jesus das Ja und Amen zur Welt wäre, dann gäbe es keine Auferstehung der Toten.
Weltkritik als Herrschaftskritik, oder gegen den Mißbrauch des Schreckens: der Schrecken ist ein Moment und ein Produkt der Verblendung durch Herrschaft, hervorgerufen durch durch die Schuldwahrnehmung im Stande der Unfähigkeit zur Schuldreflexion. Die verdrängte Gottesfurcht kehrt als Schrecken von außen zurück.
Das Wehe bei Jesus ist keine Drohung in dem Sinne, in dem die verdrängte Gottesfurcht es erfährt.
Ein erschütterndes Wort: „Wenn ich will, daß er bleibt, bis ich wiederkomme, was geht’s dich an.“
Der Antisemitismus spielt sich nicht auf der Seite des Bekenntnisinhalts, sondern auf der der Bekenntnisform, seiner Logik, ab. Anders formuliert: Im Kontext eines Weltbegriffs, der die Religion zum Bekenntnis entmächtigt, wird diese Religion, und werden nach ihm alle konfessionellen Inhaltsderivate, zwangsläufig antisemitisch.
Die vom Weltbegriff nicht abzulösende Vorstellung einer homogenen Zeit und ihre Anwendung auf den theologischen Bereich (insbesondere in der Schöpfungslehre und in der Christologie) ist die Ursünde der Theologie. Was an sich jeden Gedanken an eine Vergangenheit von sich ausschließt, kann für uns sehr wohl als vergangen erscheinen, und zwar aufgrund jener das endliche Bewußtsein konstituierenden Brechungsschicht, die am zweiten Schöpfungstag, als Feste zwischen den Wassern, geschaffen ist und von Gott Himmel (schamajim) genannt wurde. Die Wirkung dieser Brechungsschicht ist nur aufzuheben durch Trennung der Wasser vom Feuer, durch Auflösung der Wasser, aus denen bei Thales die Philosophie entsprungen ist.
Thermodynamik, Elektrodynamik und Mikrophysik sind Aspekte jener differenzierten Beziehung von Raum, Zeit und Materie, die ins Inertialsytem durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit hereingekommen ist.
Nietzsches Wort von dem Gedächtnis, das nachgibt, ist noch zu harmlos. Aufgrund der Ausstattung unseres psychischen Haushalts, die wir in der Geschichte unserer Sozialisation übernommen haben, gibt es Bereiche, an die das Gedächtnis, bevor es überhaupt nachgeben könnte, schon gar nicht mehr heranreicht. Das „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ läßt sich nicht auf den Bereich des (von uns selbst) Verdrängten einschränken; es gibt Bereiche des gesellschaftlich Verdrängten (und die Geschichte der Auseinandersetzung der Orthodoxie mit den Häresien ist eine Geschichte des forschreitenden gesellschaftlichen Verdrängungsprozesses), an denen wir bloß passiv partizipieren, die uns gleichsam „hinter unserem Rücken“ bestimmen. Diese Bereiche erschließen sich erst im Kontext der „Übernahme der Sünde der Welt“ (ich bin als Christ auch für meinen Charakter, ja, auch für mein Gesicht verantwortlich).
Zum Fundamentalismus: Auch hier reicht nicht die Verurteilung, sondern es gilt (wie zuvor schon in der ganzen Geschichte der Häresien, deren letzter Erbe er ist), das Problem, für das er steht, zu lösen, um ihm nicht selber zu verfallen (Verhältnis von Religion und Herrschaft; Ursprung und Kritik des Sakralen).
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Urschisma und dem Ursprung der Gnosis (Antijudaismus und Rezeption des Weltbegriffs)?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie