Verhalten sich im Hogefeld-Prozeß die Richter und die Bundesanwälte nicht so, als wären sie die Angeklagten? Man hat das Gefühl, als könnten sie selbst an die Konstrukte der Anklage, die dem Verfahren zugrunde liegen, nicht glauben, so daß sie die fehlende eigene Überzeugung (auch die fehlenden Beweise) durch Aggressivität ersetzen müssen: durch beleidigte Empörung, durch den polemischen Ton, durch „Schimpfen“. Die Plädoyers der Bundesanwälte gleichen denen von demagogischen Verteidigern in schlechten Filmen, die zu glauben scheinen, nur so auf die Entscheidung der Schöffen Einfluß nehmen zu können. Hier aber gibt es weder Schöffen noch wirkliches Publikum (das durch die entwürdigenden Formen der Eingangskontrolle dem Prozeß ferngehalten wird); so gibt der Ton, in dem Zeugen befragt oder Plädoyers vorgetragen werden, nur Sinn, wenn man sie als Mittel der Selbstüberredung begreift. Der Eindruck entsteht, daß sie sich selbst „besoffen reden“ müssen, weil sie nur in diesem Zustand fähig sind, das zu glauben, was sie glauben, als Anklage vertreten zu müssen. Souverän wirken vor diesem Hintergrund nur die Angeklagte und ihre Verteidiger.
Erinnert dieses Verfahren nicht zwangshaft und bewußtlos an die Ursprungsgeschichte des Opfers? Die projektive Umkehrung der Beziehungen, in der Richter und Ankläger sich als Angeklagte erfahren, die durch das Urteil über den Angeklagten bestrebt sind, sich selbst freizusprechen, macht den Angeklagten tendentiell zum Opfer. Erinnert diese Logik nicht an die des Ursprungs des Staates und des Weltbegriffs, in dem sie entsprungen ist: in der projektiven Schuldverarbeitung durchs Opfer im Kontext der Tempelreligion? Darauf bezieht sich das Prophetenwort: Barmherzigkeit, nicht Opfer. Werden nicht in jedem Opfer in Wahrheit der Richter und das Gericht, die im Opfer (nicht im Priester) sich verkörpern, geopfert? Das Menschenopfer, der Opferpfahl und die Statue, zusammen mit der Apotheose des Opfers (seine Erhöhung im Sternzeichen), gründen in dieser Logik. Wird die Entfaltung dieser Logik nicht begleitet von der Ausbildung der Raumvorstellung (der subjektiven Form der Anschauung)?
Das destruktive Potential dieser Gesellschaft erwächst aus dem Trieb, sich an andern dafür zu rächen, was man sich selber antun muß.
Die Philosophie verwechselt die Fremden mit den Anderen, während die Prophetie in der Selbstreflexion im Fremden wurzelt. Die Identifizierung des Fremden mit dem Anderen ist die Grundlage des Begriffs der Natur und der Materie, sie begründet die Formen der projektiven Erkenntnis (den Bereich der synthetischen Urteile apriori); hierauf bezieht sich das prophetische Verbot, mit Rind und Esel gemeinsam zu pflügen.
Hängt das astrologiehistorische Problem der Beziehung des Tierkreises zu den Planeten hiermit zusammen? Waren nicht die mythischen Götter prima facie Planetengötter, während die Welt der „Fixsterne“ die Projektionsfolie des heroischen Zeitalters war und die Sternzeichen auf die Apotheose der Heroen (und auf die adamitische Benennung der Tiere) zurückweisen.
Aristoteles, Thomas, Hegel: Nach der kosmologischen Begründung der aristotelischen Philosophie (der reinsten Verkörperung der Logik der Schrift) hat diese beim heiligen Thomas ihre theologische und bei Hegel ihre geschichtsphilosophische Anwendung gefunden (in der Idee des Absoluten, der Selbstreflexion des Subjekts im Unendlichen).
Die Schrift begründet die Welt, das Geld die Natur.
Das Selbst, die Ästhetik und der Schuldzusammenhang. Kunst ist eine Form der Schuldverarbeitung vor der Sündenvergebung. Ihr objektives Substrat sind die Reflexionsformen des Selbst, das selber im Schuldzusammenhang sich konstituiert, während es in der Gotteserkenntnis, in der prophetischen wie in der messianischen und parakletischen Erkenntnis, sich auflöst. Auch die subjektiven Formen der Anschauung (der Grund der Mathematik) sind Emanationen des Selbst. Das Selbst ist das Signum des Todes. Die Tiere sind zu Gattungen, in denen ihr Selbst beschlossen ist, erstarrt, als sie von Adam benannt wurden. Das Selbst ist das Korrelat der Welt, nicht Gottes (gegen Adornos Bemerkung in den Minima Moralia).
Philosophie
-
8.2.1995
-
3.2.1995
Das Präsens bezieht sich nicht auf die Gegenwart, sondern auf die erinnerte Vergangenheit. Diese erinnerte Vergangenheit ist der Boden, aus dem das Neutrum erwächst. Das tode ti ist das philosophische Äquivalent des Präsens: der Vorhang vor der Erkenntnis der Gegenwart.
Die Geistverlassenheit der Kirche läßt sich an der wachsenden Konfliktunfähigkeit in der Kirche demonstrieren und nachweisen. Damit hängt es zusammen, wenn es – von einem bestimmbaren Zeitpunkt an – keine erkennbare Freiheitsperspektive in der Kirche mehr gibt.
Die Welt ist der institutionalisierte Rechtfertigungszwang, als deren Subjekt der Staat sich begreift. Nur durch die Auf-sich-Nahme der Sünde der Welt kann man sich daraus befreien.
Der naturwissenschaftliche Massenbegriff steht in einer dreifachen Reflexions- und Äquivalenzbeziehung:
– als träge Masse (bezogen auf den mechanischen Stoß),
– als schwere Masse (in der Beziehung äußerlich getrennter, wechselseitig sich attrahierender Massen, im Bereich des Gravitationsgesetzes) und
– als Energie (durch die relativistische Äquivalenz von Masse und Energie).
Verweist nicht die Äquivalenzbeziehung von Masse und Energie auf den gesellschaftlichen Zusammenhang von Reichtum und Armut („Energie“-Erzeugung durch Proletarisierung) und deren Institutionalisierung in der Geschichte der Banken (der Arbeitsstätte des Geldes)?
Hat Hegels „Arbeit des Begriffs“ etwas mit der Geschichte der Banken zu tun?
War nicht der „ungerechte Verwalter“ aus dem jesuanischen Gleichnis ein frühes Modell des späteren Managers, spätkapitalistisches Realsymbol der vergesellschafteten (und proletarisierten) Herrschaft? Auch der Manager ist heute ein proletarisierter Lohnabhängiger. Herrschaft gründet heute nicht mehr in gleichsam substantiellen Eigentumsverhältnissen, sondern in funktionalisierten Organisations- und Verwaltungsstrukturen, denen zwar immer noch Eigentumsverhältnisse zugrunde liegen, die aber weitestgehend polarisierten und atomisierten Eigentumsverhältnissen geworden sind (zusammengehalten nur durchs Finanzsystem der Banken).
Krankt der Vulgärmaterialismus (neben dem es einen andern nicht mehr zu geben scheint) nicht daran, daß er immer noch von einem längst obsolet gewordenen Eigentumsbegriff ausgeht (und von einem personalistischen Begriff des Klassenkampfs)?
Erst wer im Problem des Eigentums das Problem der Materie wiedererkennt, wird den Zusammenhang von Ökonomie und Physik begreifen. Im Materiebegriff der traditionellen Metaphysik spiegelt sich deren Abhängigkeit von den Strukturen der Eigentumsgesellschaft. Die Durchdringung der Objektivität mit dem Tauschprinzip (oder die Entfaltung der Herrschaft des Tauschprinzips) hängt mit der Durchdringung der Objektivität mit dem Trägheitsgesetz (mit der Entfaltung der Herrschaft des Inertialsystems) zusammen.
Arbeiten nicht die Förderung der Weltraumforschung und der Kernforschung (der kapitalintensivsten Forschungsbereiche) nur gleichsam aus Alibigründen an sachlichen, inhaltlichen Problemen, während ihr Hauptaufgabe die der Legitimation des Bestehenden ist?
Enthält nicht die Bibel selber den Hinweis, daß die Frage, weshalb Jesus sterben mußte, erst beantwortet werden wird, wenn die Bedeutung der Austreibung der Händler und Geldwechsler aus dem Tempel begriffen wird (was erst möglich ist im Kontext der Erkenntnis der Bedeutung der Geschichte der Banken)?
Die Befreiung des Erkennens vom Bann des Wissens: Gründen nicht die prophetischen und die apokalyptischen Visionen darin, daß sie den Zusammenhang von Sehen, Wissen und Erkennen aufsprengen (das Wort: da gingen ihnen die Augen auf, rückgängig machen)? Bleibt von den drei eschatologischen Motiven (Unsterblichkeit der Seele, selige Anschauung Gottes und Auferstehung der Toten) am Ende nicht doch nur die Auferstehung der Toten? Die selige Anschauung Gottes liegt jenseits (in der „Gegenrichtung“) dessen, was sonst Anschauung heißt: nach dem Lösen der sieben Siegel.
Läßt sich aus der Befreiung der Maria Magdalena von den sieben unreinen Geistern schließen, daß sie die einzige gewesen ist, die Jesus von Angesicht zu Angesicht gesehen hat, während der Kirche die dreifache Leugnung, und mit der dritten Leugnung die Selbstverfluchung, vorhergesagt ist? Die Idee der Erfüllung der Schrift ist von der der Erfüllung des Wortes in der Tat durch eine Todesgrenze getrennt (so wie das Angesicht vom Angesicht.
Beschreibt nicht der Satz vom Stein, den die Bauleute verworfen haben (und der dann zum Eckstein geworden ist), im Nachhinein einen objektiven, gegen jedes moralische Urteil abgeschirmten Sachverhalt?
Die memoria passionis gewinnt ihre theologische Bedeutung durch ihre das Herrendenken auflösende Kraft. Aber hat nicht die Theologie auch die memoria passionis noch im Interesse der Selbstlegitimation von Herrschaft instrumentalisiert: als Opfertheologie, die dann ihre logische Begründung in der Bekenntnislogik gefunden hat? Die Opfertheologie war in der Zeit vor der Bekenntnislogik, diese jedoch logisch vor der Opfertheologie. Die Opfertheologie war gleichsam der Quellpunkt der Bekenntnislogik, und diese der Quellpunkt der modernen Naturwissenschaften. Der naturwissenschaftliche Objektbegriff gründet in der Opfertheologie; für beide gilt: Barmherzigkeit, nicht Opfer.
Ist nicht das Inertialsystem der „Witwenschleier der Natur“, der Materie, die die Mutter von allem ist?
Die Sexualmoral ist die Unzucht, deren Bewußtsein sie durch projektive Verarbeitung zu verdrängen, zu tilgen versucht. Deshalb ist sie zum Generator des Fundamentalismus (den es nur in den drei Buchreligionen gibt) geworden.
Die Rosenzweigsche Sprengung des All läßt sich daran demonstrieren, daß in der Moral zwischen der Richtschnur des Handelns und des Maßstab des Urteils unterschieden werden muß. Beide lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Das hat seinen Grund in der Nichtobjektivierbarkeit des Subjekts, in der Asymmetrie von Ich und Du. Die Leugnung (oder Verkennung) dieser Asymmetrie macht das befreiende Gebot zum verknechtenden Gesetz.
Ist nicht das Nichtwissen, das dann als das Nichtwissen der drei getrennten Elemente Gott Mensch Welt sich erweist, selber noch begründbar und ableitbar? Und zwar ableitbar aus einer Logik, die zugleich als die Logik eines der drei Elemente sich erweist: als Logik der Welt?
Sind nicht die drei kantischen Totalitätsbegriffe Wissen, Natur und Welt durch die subjektive Form der inneren Anschauung, durch die Zeit, an die Vergangenheit gebunden? Ist das nicht die Fessel, von der unser Erkenntnisvermögen sich nicht befreien kann? Und ist der Ursprungspunkt dieser Fessel nicht aufs genaueste bezeichnet in dem biblischen Wort: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren?
Wer die Moral nur aufs Handeln, und nicht schon aufs Erkennen bezieht, wer an einem neutralen Erkenntnisbegriff glaubt festhalten zu können, wird den Ursprungspunkt der Moral nie begreifen. Die Ontologie ist eine Moralvernichtungsmaschine.
Haben die vier Grundfarben etwas mit den vier Himmelrichtungen zu tun: Weiß (Gelb) und Schwarz (Blau), Rot und Grün? Und ist nicht der Bogen in den Wolken die Bestandsgarantie der Welt?
Hat die Finsternis über dem Abgrund etwas mit der Tier aus dem Abgrund zu tun?
Ist nicht das Blau die Rückseite des Lichts, und sind Rot und Grün das Innen und Außen der Dinge? Gibt es eine biblische Farbenlehre?
Hängt die Farbenblindheit, die Unfähigkeit, Rot und Grün zu unterscheiden, mit der Unfähgigkeit, das Innere und Äußere der Dinge zu unterscheiden, zusammen? -
29.1.1995
Ist die Astrologie der Traum des Nebukadnezar, den Daniel erst rekonstruieren muß, ehe er ihn auslegen kann?
Vater und Mutter ehren heißt, aus der Familienbande heraustreten.
Als subjektive Formen der Anschauung sind Raum und Zeit auf das Verhältnis von Vorn und Hinten bezogen, als Inertialsystem auf das Verhältnis von Rechts und Links. Erst in diesem Abstraktionsschritt werden die Unterschiede von Vorn und Hinten, Rechts und Links und Oben und Unten irreal, neutralisiert. Innerhalb der Form des Raumes sind diese Unterschiede nicht mehr rekonstruierbar, sind sie ihm äußerlich geworden.
Verhalten sich nicht Nebukadnezar und Alexander wie Konstantin und Karl der Große: Die ersten haben einen starken historischen Realitätsgehalt, die letzten verschwimmen in ihren Legenden. Die ersten begründen einen Staat, die letzten eine Zivilisation. War der Traum des Nebukadnezar ein Modell des konstantinischen Dogmas, der gordische Knoten ein Modell der Beziehung von Kirche und Staat?
Hängen nicht Bezeugen und Erzeugen ähnlich zusammen wie Bescheinen und Erscheinen, Bekenntnis und Erkenntnis (Stern der Erlösung, S. 379)?
Ist der Faschismus als Rassismus die mißlungene Versöhnung des Christentums mit seiner jüdischen Wurzel (S. 380).
Man sollte den gelassenen Ton des Sterns der Erlösung nicht falsch verstehen: In dem gleichen Ton ließe sich auch der innere Zustand einer Atombombe beschreiben, kurz bevor die kritische Masse erreicht ist. Objektiv, seinem Sachgehalt nach, beschreibt der Stern der Erlösung die Situation vor Auschwitz.
Der Universalismus der Theologie unterscheidet sich von dem der Philosophie dadurch, daß er nicht auf den Begriff der Welt sich bezieht, sondern auf die göttlichen Verheißungen.
Zum Angesicht Gottes: Das biblische Motiv, daß niemand Gott von Angesicht zu Angesicht sieht und überlebt, steckt auch in der Todesangst von Gethsemane und in der theologischen Tradition des Kreuzestodes, überhaupt in der Beziehung der Theologie zum Tod (in der Todesfurcht im Anfang des Stern der Erlösung). Wie verhält sich das Inertialsystem zum Angesicht Gottes?
Bezeichnet nicht die Beziehung des jüdischen zum christlichen Weg in der Geschichte nach Rosenzweig genau den Punkt, auf den die Apokalypse sich bezieht? Das Christentum, das Franz Rosenzweig beschreibt, ist eines, das die Apokalypse verdrängt hat. Aber ist nicht die Apokalypse die Gestalt der Offenbarung, die dem Christentum entspricht?
Wenn die Schlange auch sprachsymbolisch zu verstehen ist: als Symbol des Neutrum, und wenn der Hinweis darauf, daß die Schlange das klügste aller Tiere ist, ernst genommen wird, haben dann nicht die Tiere insgesamt etwas mit dem Neutrum zu tun? Hängt damit nicht die Beziehung der Tiere zum Weltbegriff und die Bemerkung Teilhard de Chardins, daß alle Tiere als Verkörperungen instrumentalisierter Verhaltenweisen sich begreifen lassen, zusammen? (Vgl. das Neutrum als weltkonstituierendes Sprachelement, Tiere als Totem und als Staatssymbole, den Tierkreis und die apokalyptischen Tiere.) Sind die Tiere nicht überhaupt Neutra, subjektlose Subjekte, Verkörperungen synthetischer Urteile apriori? Subjekt des Weltbegriffs ist das Tier, dessen Gattungen Verkörperungen der inneren Pluralität des Weltbegriffs sind. Der Akt der Benennung der Tiere durch Adam bezeichnet die Beziehung des Menschen zum Weltbegriff.
Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten, daß sie nackt waren. Sich selbst im Blick der andern sehen: Ist das nicht der Schritt über die Philosophie hinaus (Name der Hebräer)? Wird damit nicht genau das bezeichnet, was die die Philosophie verdrängt? Indem die Philosophie den Blick des Andern verdrängt, wird sie selbst zur Verkörperung des Blicks des Andern: begründet sie den Weltbegriff. In dieser Bewegung entfaltet sich die Form des Raumes als subjektive Form der Anschauung. Damit verdrängt die Philosophie die Erfahrung dessen, der selber Objekt dieses Blicks ist (Ursprung des Begriffs der Barbaren). Symbol dieser Verdrängung ist das Durchschlagen des gordischen Knotens (dessen Lösung auch die Lösung des im Himmel noch Gebundenen wäre).
Das Verdrängte ist die Erinnerung ans Zukünftige: ans noch ausstehende Jüngste Gericht (ans Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht). Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan (vgl. Rosenzweig, S. 381).
Die subjektiven Formen der Anschauung entspringen in der Abstraktion vom Gegenblick; aber genau dadurch werden sie zum Inbegriff des Gegenblicks (und zum Quellpunkt der transzendentalen Logik): zur Leugnung des göttlichen Angesichts.
Der Zeitcharakter des Christentums, das „Zwischen“, ist kein spezisch christliches Motiv, sondern ein sprachliches: Sein Sprachgrund ist das indoeuropäische Präsens, der Kern der indoeuropäischen Form der Konjugation, der Subsumtion der Verben unters Zeitkontinuum. Kern der hebräischen (semitischen) Konjugationsformen ist die Unterscheidung von Perfekt und Imperfekt.
Ist es nicht bedenkenswert, daß die Rosenzweigsche Phänomenologie des Christentums (unterm Stichwort des „ewigen Wegs“) als Beschreibung des Inertialsystems sich verstehen läßt? -
26.1.1995
Theologie im Angesicht Gottes: Erst im Licht des göttlichen Antlitzes wird die Welt erleuchtet, wird sie im Licht der göttlichen Verheißungen durchsichtig.
Sind nicht alle Formen des Glaubens heute durchsetzt von Verlassenheitsängsten, und hat die Flucht der Jünger angesichts der Kreuzigung Jesu sich nicht im dogmengeschichtlichen Prozeß fortgesetzt? Ist der Fluchtpunkt der Geschichte der drei Leugnungen darin nicht vorgezeichnet?
Nach Franz Rosenzweig sind die Gebete der Einsamen immer in Gefahr, Gott zu versuchen, Aber ist es nicht die Geldwirtschaft, indem sie jeden auf das Gesetz der Selbsterhaltung fixiert, die die Menschen isoliert und in ihnen die Verlassenheitsängste induziert, und die die Gebete zu Gebeten der Einsamen macht? (Deshalb gibt es seit der „Liturgie-Reform“ der Kirche keine Liturgie und keine Gebete mehr.) Nicht die Verurteilung des „Egoismus“, sondern die Reflexion seiner Existenzbedingungen befreit von diesen Zwängen.
Die Selbstlegitimation des Bestehenden durch die Naturwissenschaften gründet in den Beziehungen der Naturwissenschaften zum System der Selbsterhaltung.
Identifikation mit dem Aggressor: War es nicht der Existenzbegriff, der die Philosophie aufs Prinzip der Selbsterhaltung vereidigt hat. Zu diesem Existenzbegriff gehört der Begriff der „Eigentlichkeit“.
Reflex der Selbsterhaltung in der Theologie ist die Bekenntnislogik.
Liegt die Bedeutung der Apokalypse nicht darin, daß die Kirche erst in dem Augenblick, in dem sie sich selbst im Bilde des Tiers erkennt, vom Bann der Bekenntnislogik sich befreit?
Ist es nicht die apokalyptische Gestalt der Offenbarung, vor der Franz Rosenzweig zurückgeschreckt ist? Das war die Schwelle, die er nicht hat überschreiten können. Deshalb wird der Stern der Erlösung mit dem dritten Buch des zweiten Teils und dann mit dem dritten Teil so hilflos. Der dritte Teil beschreibt die Wahrheit in der Gestalt ihrer vergangenen Zukunft, den liturgischen Jahreslauf als mythische Wiederkehr des Gleichen. Rührt diese Remythisierung im Jahreskreislauf der Liturgie nicht an das Rätsel der Astrologie?
Rührt der letzte Satz des zweiten Teils des Stern der Erlösung nicht an einen apokalyptischen Sachverhalt, und wird er nicht wahr, wenn er mit reflektiert wird? Diese Reflexion wird heute erzwungen durch die inzwischen eingetretene faschistische Katastrophe. Sind nicht zum Stern der Erlösung der Geist der Utopie und Lukacs‘ Geschichte und Klassenbewußtsein mit hinzuzunehmen?
Skinheads und Hooligans: Wäre nicht (vor allem im Hinblick auf die Selbstverständigung der Theologie) endlich zu begreifen, daß der Faschismus nur den Fluchtlinien der Bekenntnislogik gefolgt ist und diese bis zum bitteren Ende ausgezogen hat? Der Rechtsextremismus heute ist nur die real existierende Erinnerung an die Versäumnisse der Theologie: ein Exzess der Bekenntnislogik ohne Gott.
Zum Verständnis der Schrift als Komposition: Franz Rosenzweig nennt einmal Simson und Saul in einem Atemzug (S. 83). Hat nicht das Erblinden der Einwohner von Sodom im xenophoben Exzess außer mit dem Untergang Sodoms auch etwas mit rätselhaften Wort über die Blinden und Lahmen bei der Eroberung Jerusalems durch David sowie schließlich mit der Antwort Jesu auf die Frage des Täufers, ob er es sei, der da kommen soll, zu tun: mit dem Hinweis darauf, daß die Blinden sehen und die Lahmen gehen?
Die Blinden sehen und die Lahmen gehen: Verweist das nicht auf den Zusammenhang des Trägheitsprinzips, des Inertialsystems, mit der Verwirrung der Optik bei Newton?
Theologische Erkenntnis kommt zu sich selber, wenn sie zur eingreifenden Erkenntnis wird. Hängt die Rosenzweigsche Trennung der Erleuchtung von der Liebestat (die nach Rosenzweig blind ist) nicht damit zusammen, daß er die apokalyptische Schwelle der Erkenntnis nicht zu überschreiten wagt? Die Erleuchtung, die die Liebe sehend macht, ist die apokalyptische. Darin steckt der dreifache Bezug des Symbols der Schlange, ihre Beziehung
– zum sprachgeschichtlichen Ursprung des Neutrum (die bei Rosenzweig anklingt, aber nicht im Zusammenhang begriffen wird),
– zur Ursprungsgeschichte der Astronomie (und zu den Seraphim), und
– zu Babylon, zur Ursprungsgeschichte der politischen Theologie.
Die Geschichte der modernen Naturwissenschaften beginnt mit der Hexenverfolgung und endet mit Auschwitz. Als Referenzsystem der Aufklärung gehört die Naturwissenschaft zu den Konstituentien der Projektionsfolie, deren die Aufklärung bedurfte, um davor ihre Leuchtkraft zu begründen: dem Begriff der Wilden, der die der Barbaren und der Heiden ersetzt hat. Wenn der Begriff der Barbaren als eine Inversion des Namens der Hebräer sich begreifen läßt, und der der Heiden (der „Völker“) auf den Namen der Christen verweist, worauf bezieht sich dann der Begriff der Wilden?
Die mythische Welt ist die verschlossene Welt, die erst durch Umkehr sich auftut: So entspringt – durch Umkehr
– Gottes Schöpfermacht seiner Freiheit, die Offenbarung dem Schicksal,
– des Menschen Demut seinem Trotz, seine Liebe dem Charakter.
Was geschieht der Fülle und dem Logos der verschlossenen Welt, wie findet der Begriff der Umkehr hier einen Ansatz und ein Ziel? -
15.1.1995
Heinsohn: der Kopernikus der altorientalischen Geschichte.
Ist der Himmel die Decke und der Spiegel der Vergangenheit (und bezieht sich darauf der Name schamajim)?
Hat der „Feuersee“ der Apokalypse etwas mit dem schamajim zu tun?
Die Grenze, die den Zuschauer vom Handeln trennt (die Grenze seiner Ohnmacht, die Grenze jeder Ästhetik), ist die gleiche Grenze, die uns vom Himmel und von der Vergangenheit trennt (Ursprung und Begründung der Astronomie und des Naturbegriffs): die Präsensgrenze.
Hat die Weltraumfahrt etwas mit der Geschichte der Fälschungen im Mittelalter zu tun: mit dem Versuch, die Vergangenheit im Eigeninteresse der Herrschenden (zu denen wir alle gehören) zu berichtigen?
Die Geschichte der Astronomie ist ein Teil der Ursprungsgeschichte des Staates.
Die heute üblich gewordene Übersetzung des Namens der Theologie mit „Rede von Gott“: Wie kommt hier das Wort „Rede“ herein (heute ist jede Rede zum Gerede degeneriert)?
Spricht Flavius Josephus immer nur von den Hebräern, oder nennt er auch den Namen der Israeliten?
Die neue Auflage des etymologischen Wörterbuchs von Kluge hat ihren Gegenstand sterilisiert (keimfrei und zeugungsunfähig gemacht).
Die Benennung der Tiere durch Adam: Modell der gesellschaftlichen Selbstreflektion der Philosophie. (Hätte Adam in den Tieren die Gehilfen erkannt, wäre dann die Trennung des Weiblichen vom Männlichen unterblieben? Klingt in der Erschaffung Evas als seiner Gehilfin nicht schon der Paraklet an?)
Der gegenwärtige Atheismus geht davon aus, daß heute die Welt das leistet, was früher einmal die Gottesfurcht leisten sollte. Aber: zu wessen Lasten geht das? Angst ist ein Nebenprodukt der zur Herrenfurcht degenerierten Gottesfurcht (die Befreiung von der Angst durch Teilhabe an an der vergesellschafteten Herrschaft ist nicht allen offen, und auch in diesen Fällen bloßer Schein). -
11.1.1995
Das Wort, daß die Pforten der Hölle sie (die Kirche) nicht überwältigen werden, hat eine besondere Beziehung zur deutschen Sprache: Es ist nur wahr, wenn das Substantiv (das Gravitationszentrum der deutschen Grammatik) reflektierbar ist (der Schlüssel liegt in der Hegelschen Logik).
Zu Rosenzweigs Konstruktion der chinesischen und indischen Welt: Kann es sein, daß diese beiden Gestalten des Mythos Natur und Welt, die im griechischen Mythos sich trennen, noch ungetrennt zu erhalten versuchen, daß die chinesische Welt die Objektseite, die indische die Begriffsseite der Urteilsform, der beide verfallen sind, repräsentiert, während die griechische Welt den Konflikt in Mythos, Tragödie und Philosophie auszutragen verurteilt ist? -
30.12.1994
In der Zivilisation (mit dem Ursprung der „Nation“, des Staates) wird der Gast zum Feind (vgl. Benveniste, S. 78). Damit hängt die Beziehung des Begriffs der Barbaren zum Namen der Hebräer zusammen.
Die Sexualmoral appelliert an einen Trieb, der mit der Zivilisation (als Reflex des Ursprungs des Weltbegriffs und des Staates) im Innern der Menschen bildet: sie bezeichnet genau die „Unkeuschheit“, die sie zu bekämpfen vorgibt (Unzuchtsbecher).
Die Analyse des Begriffs des Glaubens macht verständlich, wie sehr das etablierte Christentum in der indoeuropäischen Sprachlogik (Ursprung des Neutrum, Logik der flexierenden Grammatik, Inertialsystem und Bekenntnislogik) verwurzelt ist, durch sie zu einer Herrschafts-, Kampf- und Siegesreligion geworden ist (Benveniste, S. 135ff). Die Naturwissenschaft: der Kampf an der Naturfront.
Liefert Benveniste mit seiner Analyse der indoeuropäischen Institutionen nicht den Schlüssel für die Erkenntnis des Zusammenhangs der christlichen Tradition und seiner Verwurzelung in der indoeuropäischen Sprachgeschichte mit dem Faschismus?
Hat das Verhältnis der beiden apokalyptischen Tiere (aus dem Meere und vom Lande) etwas mit der Beziehung von Neutrum und Bekenntnislogik (Realität und Reklame) zu tun? Das „es war, ist nicht und wird wieder sein“ bezeichnet nicht eine historische Abfolge, sondern einen logischen, systemischen, strukturellen Sachverhalt.
Die Vergangenheit ist die Hölle, deren Pforten die Kirche nicht überwältigen werden (ist die Natur die Hölle, und die Welt die Pforte dazu?).
Ist nicht die Hysterie ein Teil der Geschichte der Beziehung der Philosophie zur Prophetie?
Theologie kann erst dann wieder neu zum Leben erweckt werden, wenn es gelingt, die Erkenntnis aus dem Bann des Wissens zu lösen (vgl. die Differenz im kantischen Erkenntnisbegriff: die/das Erkenntnis). An die Stelle des Wissens wäre das Vertrauen in die erkennende Kraft der Sprache zu setzen.
Ist die „Kultur der Empfindlichkeit“ nicht die Versuchung, der Eugen Drewermann erlegen ist, und für die er den Preis hat zahlen müssen: seine Konfliktunfähigkeit? Im Bannkreis der Empfindung kann man auf Konflikte nur mit Projektionen (nur mit dem Instrumentarium des Schuldverschubsystems) reagieren. Grundlage der Kultur der Empfindlichkeit ist die Unfähigkeit zur Schuldreflexion, die Logik des Rechtfertigungszwangs (die Bekenntnislogik). Der Begriff der Empfindung stammt aus dem Konstrukt der „sekundären Sinnesqualitäten“: er setzt die Unreflektierbarkeit der mathematischen Naturwissenschaften (und der Geldwirtschaft, des Kapitalismus, der politischen Ökonomie) voraus. Gegen die Überflutung durch die chaotische Mannigfaltigkeit der Empfindungen hat Kant den Wall seiner transzendentalen Logik errichtet, der aber auch nicht standgehalten hat.
In dem Prophetenwort, daß am Ende die Gotteserkenntnis die Erde erfüllen wird, „wie die Wasser den Meeresboden bedecken“, bezeichnet das „wie“ nicht einen Vergleich, sondern das Objekt einer Substitution: Die Wasser werden durch die Gotteserkenntnis ersetzt. Dieses Ende beendet die Geschichte der Sintflut. Hierauf verweist das apokalyptische Bild von der Hure Babylon, die an den großen Wassern sitzt, wobei die Erklärung dieser Wasser, die in der Johannes-Apokalypse gegeben wird, in dieses Bild mit hereinzunehmen ist.
Ist nicht die Ökonomie das Tier aus dem Meer; gehört dazu nicht der Seehandel (die Kaufleute und die Schiffsführer, die Spediteure)? Das Tier vom Lande (der falsche Prophet) würde dann den Weltbegriff, das Produkt der Selbstlegitimation des Bestehenden durch den Prozeß der Aufklärung, bezeichnen (die Philosophie, die Theologie und die Wissenschaften).
Kopf und Hand (die Träger des Zeichens des ersten Tieres, des Tieres aus dem Meere), bezeichnen sie nicht die subjektiven Formen der Anschauung (mit der Bekenntnislogik) und den Begriff oder das Geld?
Die Bekenntnislogik vertauscht Oben und Unten, das Geld (die politische Ökonomie) Rechts und Links und der Raum (die Naturwissenschaften) Vorn und Hinten.
… Deshalb war der Confessor ein männlicher Heiligentyp und sein Pendant die Virgo (die im Kontext der Sexualmoral zur Imago der Frauenfeindschaft geworden ist).
Edgar Morin hat einmal, in einer Untersuchung über das Kino, die Situation im Kino, das Eingesperrt- und Gefesseltsein in der Sitzreihe und an den „bequemen“ Kinostuhl (eine Situation, die das Fernsehen vergesellschaftet und privatisiert hat), mit der Situation des SS-Täters nach seiner Gefangennahme verglichen: abgesperrt vom Handeln, eingeschlossen in die „kontemplative“ Situation in der Gefängniszelle, zerfließt er in Selbstmitleid. Dieses Selbstmitleid ist der Boden, auf dem die Bilder des Films zu leben beginnen, die identifikatorischen Bedürfnisse des Zuschauers an sich binden (den Zuschauer „in ihren Bann ziehen“). Wäre die Erlösung nicht die Erlösung von der Erlösungsbedürftigkeit, die im Selbstmitleid gründet, und die der Ursprungsquell jener verhängnisvollen Religiosität ist, die heute um sich greift.
Unterscheiden sich nicht Schrift und Wort wie Wasser und Feuer (die nur im Namen des Himmels eins sind)?
Der Kreuzestod hat die Welt erschüttert, den Vorhang im Tempel (vor der Gegenwart des göttlichen Namens) zerrissen und den Himmel verdunkelt: Er hat die Welt in den Anklagezustand versetzt: in den Akkusativ. Das war der Anfang des Objektivationsprozesses.
Nicht die Dummheit gilt es in der Vergangenheit zu begreifen, sondern den Erkenntnistrieb, der auch in dem befremdenden Erscheinungen sich manifestiert, und seine Behinderungen. -
29.12.1994
Damnare heißt jemanden mit einem damnum belegen, ihm etwas von seinem Vermögen nehmen (Benveniste, S. 64). Damnare = verurteilen verweist auf das Eigentumsproblem und seine Konnotationen. Ist das Urteil nicht die Enteignung, die Ausbeutung, die Einbeziehung in den kollektiven Schuldzusammenhang?
Ist nicht die Vater-Imago der Spiegel und der Katalysator des göttlichen Zorns (Vater und Kelch)? Als Gott den Menschen männlich und weiblich schuf, schuf er ihn im Bilde seiner Attribute (Gericht und Barmherzigkeit)?
Was ist der Unterschied zwischen Haupt und Angesicht? Haben behaupten und enthaupten etwas mit einander zu tun? Ist nicht das Haupt das Angesicht von allen Seiten, das verdinglichte Angesicht? Zu den Häuptern gehören Kronen, zum Angesicht der Blick und das Wort. Welchen Kranz trugen die Caesaren (sh. die Dornenkrone Jesu)?
Bereschit, im Anfang: Das be- bezeichnet das In, das reschit den Anfang? Hat das reschit ähnliche Konnotationen wie das griechische arche (Anfang, Ursprung, Ursache, Schuld)?
Zur Rekonstruktion des Strafrechts: Diskriminiert der Staat nicht in den Strafrechtstatbeständen seine eigenen Taten an den Opfern? Ist nicht das Strafrecht ein Stück projektiver Verarbeitung der eigenen Wurzeln?
Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand: wäre sie’s, würde sie dazu zwingen, das Strafrecht auf sich selber anzuwenden, nämlich als eine projektive Verfolgung der eigenen Verbrechen an anderen (Schuldverschubsystem). Das hat Carl Schmitt gesehen, und daraus die faschistische Konsequenz gezogen.
Als Jesus die Sünde der Welt auf sich nahm, hat er dem Staat die Grundlage entzogen. Das war die causa prima seiner Verurteilung.
Jesus ist in Bethlehem (im Haus des Brotes) geboren, er war ein Nazoräer (und hat in Nazareth gelebt), und in Kana (bei der Hochzeit von Kana, bei der man vom Brautpaar fast nichts hört, wohl von den Dienern und vom Kellermeister) hat er Wasser in Wein verwandelt.
Zweck der Universitäten war seit ihrem Ursprung die Selbstlegitimation des Bestehenden. Das gilt auch für die Geschichte der Theologie seit dem Ursprung der Scholastik. Seit Kant, der an die Stelle der „Schulphilosophie“ die „Weltphilosophie“ gesetzt hat („kopernikanische Wende“), leistet die Welt (der Weltbegriff) diese Selbstlegitimation.
Zum Begriff der Vergangenheit vgl. Benjamins Engel der Geschichte, zu dessen Füßen die Trümmer der Vergangenheit sich häufen, und Horkheimers Frage, ob sich auf einem solchen Leichenberg überhaupt noch die richtige Gesellschaft errichten lasse. Reinhold Schneider wollte als toter Hund am Fuße des Kreuzes begraben sein. -
23.12.1994
Die Vorstellung des unendlichen Raumes ist ein Instrument der Vergesellschaftung von Herrschaft.
Die Form des Raumes ist die Selbstbegründung der Homogenität der Zeit, der Vorstellung des Zeitkontinuums. Der Preis dieser Logik ist der Begriff der Materie.
Das Inertialsystem hat, indem es das Objekt zum Begriff gemacht hat, den Begriff zum Objekt gemacht: es hat die Sprache neutralisiert. Darauf bezieht sich das „gelegentlich ineinander laufen“, von dem Kant im Zusammenhang mit seiner Definition der Begriffe Natur und Welt spricht, und das war zugleich die Grundlage für Hegels Prämisse, daß die Identität von Objekt und Begriff schon geleistet ist. In dieser Prämisse ist die Hegelsche List der Vernunft begründet.
Blochs Bemerkung, daß die Schöpfung nicht am Anfang war, sondern erst am Ende sein wird, wäre noch zu berichtigen: der Anfang selber (der nicht vergangen sein kann, sondern an dem Zukunftsmoment in der Idee des Ewigen teilhat) wird erst am Ende sein. Die ganze Vergangenheit hat ein noch unabgegoltenes Moment in sich.
Hat der erste Teil des Stern der Erlösung, der mit der Todesfurcht anhebt, mit Gethsemane und mit dem Kelchsymbol zu tun?
Die Bemerkung in der Dialektik der Aufklärung, daß die Geschichte der Zivilisation die Geschichte der Verinnerlichung des Opfers ist, verweist auf die Beziehung des Weltbegriffs, des Schwellenbegriffs der Zivilisation, zum Opfer: auf eine Beziehung, die die Funktion der Opfertheologie für die Konstitution des Weltbegriffs ins Bewußtsein hebt. Der Mythos hat der Verinnerlichung des Opfers vorgearbeitet, die Geschichte des Opfers in eine Engführung gebracht, die die Verinnerlichung des Opfers erzwungen hat.
In jeder Empörung steckt etwas von der Lust an dem, worüber man sich empört. Deshalb sagt das Bild, das die Antisemiten von den Juden haben, mehr über die Antisemiten als über die Juden. Sind nicht die Naturwissenschaften ein Produkt der Empörung über die Natur (die in dieser Empörung überhaupt erst als Natur sich konstituiert)? Speist sich nicht die Urteilslust aus der Empörungslust, und bezieht sich darauf nicht das Keuschheitsgebot und das Symbol des Unzuchtsbechers?
Die philosophische Kritik am Anthropomorphismus war seit je das Instrument der Verdrängung der Barmherzigkeit. Ist nicht die Geschichte der Hysterie die Geschichte des Schicksals dieser Verdrängung (und zugleich ein Hinweis auf den Ursprung der Frauenfeindschaft im historischen Prozeß der Aufklärung)?
Die Selbstlegitimation des Bestehenden leistet der Naturbegriff; deshalb ist die Kritik der Naturwissenschaften so schwer und so notwendig. -
22.12.1994
Zum Begriff der Umkehr: Gehören nicht Levinas‘ Hinweis auf die imperative Struktur der Attribute Gottes, Rosenzweigs Bild vom Koffer und das letzte Stück aus Adornos „Minima Moralia“ und sein Konzept einer negativen Dialektik zusammen?
Welch entsetzliche Menschenverachtung liegt in dem militärischen Gebrauch des Begriffs „Zivilbevölkerung“ (gibt es überhaupt noch einen anderen Gebrauch)? Zumal vor dem Hintergrund, daß es bereits Vernichtungewaffen gibt, die Häuser und Gerät aber unversehrt lassen und nur Bewohner und Benutzer, die Menschen, töten: die sogenannten „sauberen Waffen“. Wird nicht unter einer „sauberen Umwelt“ bereits eine von Menschen nicht beschmutzte Umwelt verstanden? Zivilbevölkerung: das sind die überflüssigen und nur im Wege stehenden „peanuts“ des Krieges (in einer Welt, in der es bereits „saubere“, arbeiterfreie Industrien gibt).
Ist nicht die Eskalation der Schutzobjekte eigentlich eine Eskalation gefährdeten Objekte? Angefangen hat’s mit dem „Luftschutz“, mit dem sich die Zerstörung der deutschen Städte ankündigte, dem folgten der Kinderschutz, Natur- und Umweltschutz, Denkmalschutz und am Ende der Schutz der Zivilbevölkerung.
Das reale Objekt eines Objektschutzes ist das Eigentum; Menschenrechte, Bevölkerungen, Minderheiten sind nur als Ausnahmen Schutzobjekte.
Die Selbstlegitimation des Bestehenden gründet in der apriorischen und systematischen Ausblendung der Herrschaftsstrukturen durch den Positivismus. Der Kern dieses Mechanismus liegt in den Naturwissenschaften; sein Preis ist der projektive Erkenntnisbegriff, der den Naturbegriff begründet. Dieses projektive Moment im wissenschaftlichen Erkenntnisbegriff ist sehr genau aufgefaßt in der Konstruktion des Stern der Erlösung: in den drei Gestalten des Nichtwissens, das zunächst durch das (mythische) Projektionspotential der Namen der drei Gegenstände des Nichtwissens ausgefüllt wird, das dann durch Umkehr der theologischen Idee der Wahrheit (in der Konstellation Schöpfung, Offenbarung, Erlösung) zugeführt wird.
Überzeugen ist unfruchtbar: Das Bekenntnis ist durch seine Beziehung zur Schuld nicht objektivierbar und nicht auf andere übertragbar. Es mag sich anderer in einem Bekenntnis wiedererkennen, jemanden von einem Bekenntnis „überzeugen“ heißt aber, es der Beweislogik unterwerfen, die es von innen zerstört. Jeder Bekehrungsversuch treibt den Teufel mit Beelzebul aus. Aber gleichwohl kann man nicht nur für sich und nicht alleine Christ sein, sondern nur mit anderen (die Gemeinschaft der Bekennenden ist eine Gemeinschaft der Einsamen).
Als Jesus die Jünger aussandte, gab er ihnen den Auftrag, die
– Kranken zu heilen,
– Tote aufzuerwecken,
– Aussätzige rein zu machen und
– Dämonen auszutreiben (Mt 108).
Auf die Anfrage des Täufers, ob er es sei, der da kommen soll, verwies Jesus auf das, „was ihr hört und seht:
– Blinde werden sehend und Lahme gehen,
– Aussätzige werden rein und Taube hören,
– Tote werden auferweckt und Armen wird die frohe Botschaft gebracht, und
– selig ist, wer sich an mir nicht ärgert“ (Mt 114f).
Im Auftrag an die Jünger fehlen
– die Blinden und Lahmen, die Tauben, die Armen und die Seligpreisung,
in der Antwort an den Täufer
– die Krankenheilung und die Austreibung der Dämonen.
Wenn die Antwort Jesu an den Täufer am ersten Schöpfungsbericht sich orientiert, dann entspricht die Seligpreisung dem Sabbat.
Die Verunreinigung kommt nicht von außen, sondern von innen (Mt 1511ff): Heißt das nicht, daß die Dämonengeschichte insgesamt auf die Kirche zu beziehen sind (und die Geschichte von den sieben unreinen Geistern auf die Geschichte von der dritten Leugnung)?
Der Knotenpunkt des Inertialsystems (der dem Begriff des Objekts zugrunde liegt) ist das Produkt einer Abstraktion von der Totalität des Organismus, und das wiederum ist das Produkt der Abstraktion vom Angesicht.
Das Inertialsystem ist das Realsymbol der Widerlegung, Überwindung und Verdrängung (leer, gereinigt und geschmückt, Mt 1244). Indem man das Vordere nach hinten, das Rechte nach links und das Obere nach unten gebracht hat, hat man das Hintere zum Vorderen, das Linke zum Rechten und das Untere zum Oberen gemacht (Ursprung der Herrschaftslogik).
– Das Angesicht steht gegen den Herrschaftszusammenhang,
– der Name gegen den Schuldzusammenhang und
– das Feuer gegen den Verblendungszusammenhang.
Im Kontext des Inertialsystems gibt es kein Angesicht, keinen Namen und kein Feuer mehr.
Mit dem Weltbegriff macht man sich den Blick des andern zueigen: So gibt es zur Nacktheit keine Alternative mehr (systematischer Grund der Privatsphäre und der Sexualmoral, auch des Keuschheitsgebots).
Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand, aber der Rechtsstaat eröffnet der Niedertracht Tür und Tor (Tür und Tor beziehen sich auf das Haus und die Stadt oder auf das Haus und den Hof).
Zu Reinhold Schneiders „Allein den Betern kann es noch gelingen“: Ist das Schwert in diesem Vers nicht das biblische Schwert, das Realsymbol der Logik der Schrift?
Nur über die Reflexion der Logik der Schrift ist es möglich, die Schrift dem Bann des Fundamentalismus zu entreißen.
Ist Hegels Bemerkung zur französischen Revolution (bis heute nie gesehen, daß die Welt sich auf den Kopf gestellt hat) nicht schon auf Alexander zu beziehen, der die Welt begründet hat, indem er sie auf den Kopfe stellte (darauf bezieht sich die Geschichte von der Durchschlagung des gordischen Knotens)? Alexander hat das Geheimnis der Philosophie, ihren Zusammenhang mit der Begründung der Zivilisation, in seiner Welteroberung in die Realität überführt und offenkundig gemacht.
Die merkwürdige sprachliche Bildung des Dingbegriffs: die Verknüpfung des deiktischen „D“ und mit dem Suffix „-ing“ (vgl. das maskulinisierende „-ling“). Die historische Wurzel wäre zu suchen im Thing, in der altgermanischen Gerichtsstätte, die im Dingbegriff sich reflektiert. Die verdinglichte Welt ist alles, was der Fall ist.
Zur Beziehung von sach- und sprachphilosophischer Reflexion: Hat das unterscheidende -pr- etwas mit den Hapiru zu tun? -
18.12.1994
Ersetzt nicht die Schwerkraft für die Erdatmosphäre die Decke (die obere Wand) eines abgeschlossenen Raums? (Hat das etwas mit dem Himmelsblau zu tun?)
Die moderne Physik seit Einstein und Planck ist deshalb „unanschaulich“ gewordenen, weil sie nicht mehr auf die Bildebene sich projizieren, auf ihr sich abbilden läßt. Die kuriosen Konsequenzen, die die Physiker daraus ziehen, lassen daraus sich ableiten, daß sie von der Zwangsfixierung an die Bildebene sich nicht lösen können. Die Einbeziehung der „Tiefe“ hat die Physik nicht philosophischer gemacht, eher die Philosophie banaler: Mit der Säkularisierung der „Tiefe“ hat die Physik der Philosophie den Weg in den Tiefsinn verlegt.
Wenn die Entropie etwas mit dem Wertgesetz und mit der Funktion des Mehrwerts zu tun hat, und das Plancksche Wirkungsquantum in der Entropie gründet, wo liegt dann das ökonomische Äquivalent der Quantentheorie?
Verweist das Buch von Prigogine/Stenger auf einen sehr wichtigen Sachverhalt:
– Die Mechanik als der Quell der mathematisch-naturwissenschaftlichen Begriffsbildung ist an die Symmetrie des Zeitbegriffs (im Inertialsystem) gebunden; die Vorstellung, daß die Zeitumkehr auf identische Strukturen hinausläuft, ist ein Sinnesimplikat des Inertialsystems und zugleich die Voraussetzung des modernen Objektbegriffs (des Begriffs der trägen Masse).
– Im Materie- wie im Objektbegriff ist aber die Reflexion des Andersseins, ein kollektives Moment, gleichsam die Geschäftsgrundlage; beide konstituieren sich im Hinblick auf ihre Beziehungen zu anderen Materien bzw. zu anderen, dem Begriff unterworfenen Objekten. Beide sind Teile von Ensembles, ihr „Inneres“, ihr Wesen, ist ein Kollektivum. Das Gravitationsgesetz, die Wellenvorstellung, die Objektivationsformen des Lichts (einschließlich der Vorstellung seiner „Fortpflanzung“ im Raum), die Thermodynamik und schließlich der Begriff der „Masse“ gehören in diesen Kontext.
Wenn die Geschichte der Hexenverfolgung zu den historischen Ursprungsbedingungen der modernen Naturwissenschaften gehört, und die modernen Naturwissenschaften aus der Verletzung des Gebots, wonach Rind und Esel nicht gemeinsam pflügen sollen, sich herleiten, hat dann das Gebot über Rind und Esel nicht auch einen sexualgeschichtlichen Aspekt (wird es nicht auch durch die Privatisierung der Sexualmoral verletzt)?
Ist das Schwert das Realsymbol der Logik der Schrift? Und hat das zweischneidige Schwert etwas mit dem Hölderlinschen Satz, daß das Schwert, das die Wunde schlägt, sie auch wieder heilen wird zu tun?
Pluralbildungen:
– Gibt es nicht im Hebräischen Pluralbildungen, die zur Ursprungsgeschichte des Neutrum gehören?
– Welche Bedeutung hat das lateinische plurale tantum (gibt es etwas Vergleichbares im Griechischen)?
– Woher kommen die differenzierten Pluralbildungen in der Hausa-Sprache?
– Wie hängt die Pluralbildung mit dem Ursprung der Mathematik zusammen?
– Wie verhalten sich die Kollektivbezeichnungen und Abstrakta (die Begriffe) zur Pluralbildung? Vgl. die Suffixe -schaft, -heit, -keit, -tum.
– Sind nicht die Tiernamen Kollektivbildungen (hat die Benennung der Tiere durch Adam einen mathematischen Grund)?
– Welche Bedeutung hat die mittelalterliche Eucharistie-Verehrung, haben die mit der Transsubstantiation verbundenen logischen Probleme (der Leib des Herrn ganz und ungeteilt in den Hostien) für die Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften?
– Merkwürdige Konstruktion des bestimmten Artikels im Deutschen:
. das Femininum sing. ist zugleich der allgemeine Plural (gilt auch für das Personalpronomen der dritten Person: sie);
. und die Genitiv- und Dativbildungen verwenden im Femininum wie im Plural den männlichen Artikel des Nominativ sing. (der).
Vgl. Gen 127: Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Weib schuf er sie.
Ist die Ursprungsgeschichte des Plural nicht ein Teil der Ursprungsgeschichte der Ästhetik (der Geschichte des Mythos, der Mathematik und der Kunst)?
Kollektivbildungen, Abstrakta:
– Gesellschaft, Wissenschaft, Verwandschaft, Mannschaft („Frauenmannschaft“);
– Kindheit, Gesundheit;
– Grausamkeit, Herrlichkeit;
– Deutschtum, Reichtum.
Theologie heute ist erst wieder möglich, wenn es gelingt, die Gottesfurcht von der Furcht des Herrn zu trennen. Grund und Inhalt der Gottesfurcht ist das Bewußtsein, daß die Attribute Gottes nicht im Indikativ, sondern im Imperativ stehen („deus fortior me“).
Der imperative Charakter der Attribute Gottes sollte nicht mit der normativen Kraft des Faktischen verwechselt werden.
Angesicht, Name, Feuer:
– Das Angesicht oder Kritik des Wissens,
– der Name oder Kritik der Welt,
– das Feuer oder Kritik der Natur.
Gibt es eine Beziehung von Angesicht, Name und Feuer zu Epos, Drama und Lyrik (bildende Kunst, Literatur und Musik)?
Geschieht die Schöpfung im Namen, die Offenbarung im Angesicht und die Erlösung im Feuer?
Widerlegung der Widerlegung, Überwindung der Überwindung. Widerlegung, Verurteilung und Verdrängung („Überwindung“) bilden eine logische Konstellation (die kirchengeschichtlich in der Geschichte der drei Leugnungen abgearbeitet worden ist).
Der Dingbegriff ist gleichurspünglich mit der Erfindung des Werkzeugs und der Entdeckung des Feuers. -
10.12.1994
Wenn die Philosophie das Produkt der Verinnerlichung des Schicksals ist, dann ist das Christentum das Produkt seine Personalisierung. Die Opfertheologie war die gleichsam natürliche Folge dieses Konstrukts; sie reflektiert die dämonischen Züge dieser Gottesidee: Die Versöhnung durch Unterwerfung (die „Islamisierung“ des Christentums) hebt die Idee der Versöhnung auf.
Heldenfriedhof: Die Märtyrer-Verehrung (mit dem zugehörigen Reliqienkult) war das früheste Symptom der Remythisiserung des Christentums. Sie setzt das Verständnis des Leidens Jesu als Sühneleiden (an dem das Leiden der Märtyrer, deren ermordete Körper unter den Altären lagen, Anteil haben sollte) voraus. Eines der frühesten Zeugnisse des Reliqienkults war das durch Helena, die Mutter Konstantins wiedergefundene Kreuz Jesu. Durch den Begriff des Märtyrers wurde das Leiden zu einem „Zeugnis der Wahrheit“, zu einem Teil der Beweislogik, die den christlichen Glauben zu begründen fähig sein sollte. Die Logik dieses Konstrukts ist die der Opfertheologie, deren politischer Mißbrauch seitdem ebenso so entsetzliche wie unermessliche Folgen hatte. Wenn der Tod Jesu etwas „beweist“, dann die Tatsache, daß ungerechtes Leiden sich in dieser Welt nicht ausschließen läßt, daß vom Leiden eines Opfers nicht auf die Schuld des Leidenden zurückgeschlossen werden darf. Er beweist auf keinen Fall die Gerechtigkeit der Sache, für die er einstand. Das Heldentod-Syndrom, das aus der Logik der Opfertheologie sich herleitet, spekuliert eigentlich nur auf die angebliche „Unerträglichkeit“ des Gedankens, daß der Tod der Opfer der Kriege nicht mehr durch den Hinweis auf eine „gute Sache“ sich begründen und rechtfertigen läßt; es spekuliert auf das Fortleben der Logik der Blutrache. Mit der „Kriegsgräberfürsorge“ (die in dem Augenblick begann, als sie eigentlich nicht mehr zu begründen war: nach dem Ende des Ersten Weltkriegs) wird eigentlich nur der Nationalismus gepflegt, der durch die gleichen Kriege widerlegt worden ist, deren Opfer dann für die irrsinnige Rechtfertigung des Nationalismus herhalten müssen. Die Folgen werden uns mit den Bürgerkriegen, über die die Medien aus Gründen, die nichts mehr mit der Sache, aber sehr viel mit politischen Interessen und politischer Opportunität zu tun haben, täglich berichten, in diesen Berichten immer wieder vor Augen geführt. Die Opfer im Sudan interessieren (wie die Opfer der Fremdenfeindschaft in diesem Lande) niemanden, die des Bürgerkrieges im ehemaligen Jugoslawien hingegen sollen offensichtlich wieder die „Wahrheit“ des gleichen Irrsinns beweisen, dessen Opfer sie in Wirklichkeit sind.
War nicht das Märtyrer-Konstrukt die historische und sachliche Voraussetzung der geschlechtsspezifischen Aufteilung der Heiligen in Bekenner und Jungfrauen?
Der Historismus ein Produkt der Opfertheologie: Er hat die Instrumentalisierung des Todes universal gemacht, er erzeugt und reprodziert die organisierte Erinnerungslosigkeit (führt der Vergleich der jüdischen mit der griechischen Geschichtsschreibung nicht auf die gleiche Differenz, die die Prophetie von der Philosophie unterscheidet?).
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie