Das Überzeitliche ist die Unterwelt (deshalb heißt Sterben auch „ad patres ire“: Grund des Partiarchats und der besonderen Rolle der Väter in den Evangelien). Sind nicht die indoeuropäischen Sprachen, die durch ihre Konjugationsformen unterm Bann des Überzeitlichen stehen, ein gleitendes System des Abstiegs zur Hölle?
Das geozentrische Weltbild, indem es die Beziehung von oben und unten hypostasiert, zur Grundlage der Elementenlehre macht, ist ein Stück Herschaftsideologie. Der hebräische Himmel, dessen Name die Einheit von Wasser und Feuer symbolisiert, ist ein Sprachhimmel, kein Naturhimmel. Die kopernikanische Wendung hat in das geozentrische Weltbild (und in die mit ihr verschmolzene Herrschaftsideologie) eine Scheidung hineingetrieben, die bis heute nicht begriffen ist: Sie hat, indem sie die Beziehung von oben und unten ins Subjekt zurückgenommen und so diese Herrschaftsideologie vergesellschaftet hat, Herrschaft erstmals reflektierbar gemacht. Sie hat der Umkehr (der Bekehrung der Herzen der Väter zu den Kindern, Lk 116) den Boden bereitet.
Die Orthogonalität ist der Statthalter und der Grund der Logik (und des Staates) in der Mathematik: Die Entdeckung der Winkelgeometrie (im Medium der frühen Astronomie) gehörte zu den Voraussetzungen des Ursprungs der Philosophie (und des Rechts).
Beschreibt nicht der Satz „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“ einen geometrischen Sachverhalt: nämlich daß es die intentio recta nur im Kontext der subjektiven Form der äußeren Anschauung (der Form des Raumes) gibt?
Verweist nicht diese Beziehung der subjektiven Formen der äußeren Anschauung zur intentio recta auf den Fluch über die Schlange: „Auf dem Boden sollst du kriechen und Staub sollst du fressen“, auf die systemische Unfähigkeit zur Reflexion, auf den Positivismus in Wissenschaft und Recht (und ist nicht das Strafrecht der Versuch der Kodifizierung dieser Unfähigkeit)?
Problem der Pluralbildung: Kehrt nicht die gleiche Sprachlogik, die der Wendung „Wir Deutschen“ zugrunde liegt, in der Logik der Pluralbildung (im Verhältnis des Genitiv der dritten Person zum Nominativ der zweiten Person pluralis <und zum Possessivpronomen der dritten Person femininum singularis>) wieder? (Hat der Genitiv, die grammatische Herrschafts- und Eigentumsform, im Plural die Kraft, die zweite Person zu objektivieren, zur dritten Person zu machen? Und weshalb greift der Genitiv der dritten Person pluralis, und mit ihm der Nominativ der zweiten Person pluralis, auf eine feminine <„ihre“> und der Dativ der dritten Person pluralis auf eine maskuline Bildung <„ihnen“> zurück?)
Gibt es einen Zusammenhang der inneren Pluralisierung, der das Femininum mit dem Begriff der Masse verbindet (überhaupt mit dem Begriff, der Ausdruck des „Gemeinsamen“, der Gattung oder der inneren Pluralität, der unter ihm befaßten Objekte ist)? Und sind nicht die Totalitätsbegriffe der europäischen Aufklärung (Wissen, Natur und Welt) Ausdruck des in ihnen verborgenen Mechanismus der inneren Pluralisierung (der innere Grund der Gemeinheit, die beweislogisch nicht zu fassen ist)?
Das Inertialsystem enthält eine logische Automatik, die das erkennende Subjekt ans Ende der Zeitreihe und ins leere Zentrum (den „Ursprung“) des Raumes setzt. Ausgeblendet werden der Ursprung der Zeit und die Enden des Raumes.
Philosophie
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10.3.96
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27.2.96
Der „zwanglose Zwang des Arguments“ ist nicht identisch mit der Einsicht. Die Zweideutigkeit des Begriffs des „zwanglosen Zwangs des Arguments“ rührt daher, daß er als petitio principii die Zustimmung des Andern in Begriffen wie Intersubjektivität oder Konsens schon voraussetzt.
Liegt nicht das Problem der Beweislogik, das der kantischen Antinomie der reinen Vernunft (und seiner Analyse der „apagogischen Urteile“) zu entnehmen ist, in der Levinasschen Asymmetrie? Die Leugnung dieser Asymmetrie macht die Beherrschten stumm und die Herrschenden zu apriorischen Siegern.
Wer die Einsicht, weil sie der demokratischen Kontrolle sich nicht fügt, als privilegierte Form der Erkenntnis diskriminiert, fördert die Gemeinheit, macht das Herrendenken alternativlos.
Modell der transzendentalen Logik waren der christliche Antijuduaismus und sein Erbe, der politische Antisemitismus. Die Juden waren das erste – aufs transzendentallogisch umgeformte prophetische Urteil bezogene – apriorische Objekt. Nur durch die apriorische Beziehung auf die Juden, die mit dem Konstrukt einer „Erfüllung der Prophetie“ in Jesus systemlogisch zusammenhängt, ließ die Prophetie sich neutralisieren, war das Christentum apriori gegen die prophetische Kritik gefeit (vgl. auch die merkwürdige Konvergenz dieser Systemlogik mit der sprachlogischen Differenz zwischen der hebräischen und den indoeuropäischen Sprachen!). Der Antisemitismus war seit je ein Mittel, das Gebot und seine prophetische, herrschaftskritische Entfaltung zu neutralisieren. Der Preis waren das Dogma und die Bekenntnislogik (zusammen mit der Historisierung der prophetischen Bücher).
Seit wann wird in christlichen Übersetzungen der Schrift Völker mit Heiden übersetzt? Hiermit hat sich das Christentum endgültig aus der Zone der prophetischen Kritik herausgeschlichen (und zugleich den Antisemitismus stabilisiert).
Begründet nicht der Antijudaismus die Theologie hinter dem Rücken Gottes, der Antisemitismus aber darüber hinaus sowohl die Naturwissenschaften als auch den Historismus, den Objektivierungsprozeß insgesamt? In dieser Konstellation erweist sich die Trinitätslehre als eine Vorstufe der subjektiven Formen der Anschauung, mit der sie systemlogisch über das Konstrukt der Rechtfertigungslehre (die Wurzel des Pharisäismus in der christlichen Theologie) zusammenhängt.
Die transzendentale Logik ist eine projektive Rechtfertigungslogik, darin gründet ihre apriorische Konstruktion.
Ist nicht das Dogma ein riesiges kontrafaktisches Urteil (und wie dieses der Schatten oder der Preis der Objektivierung)?
Lassen die Zahlen 666 (18×37) oder 616 (8x7x11) sich auf Paulus/Saulus beziehen? -
17.2.96
Das Inertialsystem (der Weltbegriff) transformiert die Zukunft ins Vergangene. Deshalb gibt es zur Erinnerungsarbeit keine Alternative.
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15.2.96
Das Gewaltmonopol des Staates ersetzt den Begründungszwang staatlichen Handelns.
Die Vergesellschaftung des Proletariats, die Übertragung des Warencharakters auf alle ökonomisch Tätigen mit der daraus abgeleiteten Hierarchisierung der Waren (Luxusgüter und Wegwerfprodukte), enthält eine Bestimmung, die mit zu reflektieren ist: Die Proletarisierung derer, die oben sind, ist begleitet von einer explosiven Ausbreitung von Gemeinheit. Zugleich drückt in der Erscheinung ganzer Gruppen von Jugendlichen heute ein instinktiver Ekel vor denen sich aus, die dazu gehören, insbesondere vor denen, die oben sind; dazu gehört ein Bild, in dem die Selbsterfahrung des Punk sich ausdrückt, das Bild des angemalten Abfalls, zu dem als Symboltier nicht zufällig die Ratten gehören, die in der Realität die Müllhalden bevölkern.
Im Buch Josue erscheint die Lade beim Durchgang durch den Jordan, bei der Eroberung Jerichos und bei der Versammlung zwischen den Bergen Garizim und Ebal, bei der Verlesung des Segens und des Fluches aus dem Gesetzesbuch. Im Buch der Richter wird die Lade nur in der Geschichte des Kampfes gegen die Benjaminiten erwähnt, bei der Befragung des Herrn in Bethel – „dort befand sich nämlich zu jener Zeit die Bundeslade Gottes“ (Ri 2027).
Hegels Logik ist eine Entfaltung der transzendentalen Logik auf der Grundlage der Übertragung der Antinomien aus der transzendentalen Ästhetik in die transzendentale Logik. Ist nicht dadurch die transzendentale Ästhetik der Reflexion entzogen und zu einem Absoluten (zum blinden Fleck der Philosophie) geworden?
Verdankt sich nicht der Schein, seine Stellung in der Logik des Begriffs, jener Veränderung der Logik, die sich aus der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit ergibt (aus der Objektivierung der Zeit, der gleichen Veränderung, der sich auch die Apriorisierung des Objektbegriffs verdankt)?
Im Namen erlischt der Schein, in der Kraft des Namens wird die Bodenlosigkeit des Begriffs aufgedeckt.
Das Bekenntnis ist ein Rechtsbegriff, es ist mit diesem seinem Rechtsgrund dem Schuldzusammenhang verhaftet.
RAF-Prozesse unterscheiden sich von anderen Verfahren der Rechtsprechung vor allem durch die Verwandlungen des Angeklagten in den Feind und durch die Angleichung der Funktion des Richters an die des Anklägers. Diese Transformation ergibt sich zwanglos aus der kantischen Unterscheidung des reflektierenden vom bestimmenden Urteil (die in seinem Werk in der Differenz zwischen der Kritik der Urteilskraft und der Kritik der reinen Vernunft <der transzendentalen Logik> sich ausdrückt). Ist nicht der gesellschaftliche Grund dieser Differenz in der Unterscheidung von Verwaltung und Rechtsprechung vorgegeben? Verweisen nicht die Angleichung der Funktion des Richters an die des Anklägers und die Verwandlung des Angeklagten in den Feind (die Ausblendung seiner Subjektqualität und seine Reduzierung auf die Funktion des reinen Objekts) tatsächlich auf eine Tendenz der Angleichung der Rechtsprechung ans Verwaltungshandeln (entspricht nicht die tendentielle Ausschließung der Öffentlichkeit, die die Medien in vorauseilendem Gehorsam, gleichsam durch Identifikation mit dem Aggressor, inzwischen schon verinnerlicht haben, dem logischen Trieb zur Rückbildung des offenen Gerichtssaals in eine abgeschlossene Amtsstube)? Aber sind die Staatsschutzverfahren damit nicht der zwangsläufig unendliche, weil nie wirklich gelingende Versuch, aus dem reflektierenden ein bestimmendes Urteil zu machen (der Versuch der Konstruktion synthetischer Urteile apriori), aus dem prozessualen Recht ein Subsumtionsrecht, ein Verwaltungsrecht, zu machen? Staatsschutzprozesse sind keine Schauprozesse, deren Zeit ist abgelaufen.
Schließt das Subsumtionsrecht nicht die Umkehr der Beweislast mit ein?
Die Gesetzesbindung der Verwaltung begründet ein Recht ohne Öffentlichkeit (ein monologisches Verfahren der Urteilsfindung): Die verwaltete Welt ist das Korrelat der Wittgensteinschen Definition; diese Welt ist alles, was der Fall ist.
Führen nicht die Staatsschutzprozesse den realen Beweis, daß kommunikatives Handeln monologisch ist? Und ist nicht die Ausscheidung der Reflexion aus dem Urteil (im Konstrukt des propositionalen Satzes, dem grammatischen Grundelement der Linguistik) die zwangsläufige Folge eines Objektivitätsbegriffs, der neben der Information nur noch die Meinung, das unverbindliche Raisonnement, kennt (vgl. Habermas‘ Begriff der Öffentlichkeit)? Die Objektivität (die Welt) ist – nach dem Modell einer Natur, die auch ohne die Menschen da ist – zu einem festzementierten Konstrukt, zu einem Betonklotz, geworden, gegen den der Gedanke, die Sprache, die Argumentation nichts mehr ausrichtet.
Hat dieser Betonblock etwas mit dem Namen des (Simon) Petrus zu tun (mit dem Namen des Felsen, auf den die Kirche gebaut werden sollte)? Ist dieser Betonblock das steinerne Herz der Welt (das am Ende in ein fleischernes Herz umgewandelt werden wird)? Kann es sein, daß der transzendental-ästhetische Grund dieses Blocks, die subjektive Form der äußeren Anschauung, seine Ausscheidung aus dem Bereich der Reflexion (die Verwerfung der kantischen Antinomie der reinen Vernunft, der einzigen Stelle, an der ein Versuch der Definition der Totalitätsbegriffe Welt und Natur vorkommt), mit den sieben Siegeln der Apokalypse (und mit den sieben unreinen Geistern, von denen Maria Magdalena befreit wurde) zu tun hat? Ist der „Fels“ das gegenständliche Korrelat der ungelösten Siegel? – Wer ist die „Schwiegermutter des Simon Petrus“?
Läßt sich nicht die Hegelsche Logik, die auch eine Staatslogik ist, unter diesem Aspekt begreifen: als Versuch, das bestimmende mit dem reflektierenden Urteil zu verschmelzen, das reflektierende Urteil ins bestimmende Urteil mit hereinzunehmen? Vorausgesetzt ist eine Zeitvorstellung, die das (unendliche) Ende antizipiert: Deshalb gehört zu Hegels Philosophie das Weltgericht (die Gegenwart des antizipierten Endes, dessen Verkörperung der Staat ist).
Rührt die Subsumtion des reflektierenden unter das bestimmende Urteil (auf die das Adorno-Wort „Das Ganze ist das Unwahre“ sich bezieht) nicht an den Grund des Symbols des apokalyptischen Tieres?
Hat sich Habermas mit der Theorie des kommunikativen Handelns nicht freiwillig (in einem Akt der Identifikation mit dem Aggressor) in die Isolationshaft begeben, vor der zu fliehen versuchte, als er von der kritischen Theorie sich verabschiedet hat?
Sind nicht Bad Kleinen und die Durchführung der Asyl-Regelung ein Beleg dafür, daß mit der „Wiedervereinigung“ etwas qualitativ Neues eingetreten ist: Die Grenze, auf die definitionsgemäß der BGS sich bezieht, ist von außen nach innen verlagert worden. Bad Kleinen ist Mogadischu, der Frankfurter Flughafen die alte „Zonengrenze“. Der BGS, dieses hybride Konstrukt aus Militär und Polizei, ist das polizeiliche Äquivalent der Staatsschutzsenate und der Geheimdienste.
Hängt der Satz „Laß die Toten ihre Toten begraben“ mit dem Testament-Begriff (in den Paulus-Briefen, vor allem aber im Hebräer-Brief) zusammen, und bezieht er sich nicht auf die theologische Wendung, die der Testament-Begriff belegt (ist nicht der Testament-Begriff das Begräbnis der Toten durch die Toten, die Selbstzerstörung der Offenbarung durch Anpassung an die Logik des Weltbegriffs, die Wurzel der Logik des Inertialsystems; durch seine Beziehung zum Begriff des Erbes erinnert der Name des Testaments nicht grundlos an den Begriff der Erbsünde, den der Weltbegriff instrumentalisiert; die Welt ist die Welt der Väter, ihr Testament)?
Der Hebräer-Brief läßt sich zwanglos als Konsequenz aus dem Urschisma begreifen: als Darstellung und Produkt der Introversion des Opfers, dessen Realität mit den Juden verworfen wurde. Der Hebräer-Brief ist ein Beispiel dafür, daß jede Verurteilung den Urteilenden in den Bann seines eigenen Urteils hereinzieht.
Ist nicht der Versuch, die Probleme, die Frauen mit einer Sprache haben, in der sie „nicht vorkommen“, durch Sprachregelungen zu lösen, erkauft mit der Sprachlogik eingebauter, automatisierter Verurteilungsmechanismen? -
14.2.96
Vierzig Jahre Flaschenpost – Norbert Rath zitiert in seinem Beitrag den Satz Horkheimers: „Die Philosophen im 19. Jahrhundert, Hegel und Nietzsche, haben geschrieben: Gott ist tot. Wahr ist vielmehr, daß der Gedanke gestorben ist“ (S. 95). Ist die Aufsatzsammlung selber nicht eine Sammlung von Grabreden, wird hier der „Gedanke“ nicht in der Tat nur noch als toter Gedanke erfahren? – Auf der gleichen Seite, auf der er den Horkheimer-Satz zitiert, spricht Norbert Rath vom „Schwanken (sc. Horkheimers) zwischen den miteinander unvereinbaren Bezugstheorien von Marx und Nietzsche“. Hier werden Philosophen zu Erfindern von Theorien, die dann verifiziert oder falsifiziert werden können. Daß in der Philosophie „Theorien“ Organisationsformen von Einsichten und nicht die Organisationsformen, sondern diese Einsichten (die Habermas als privilegierte Erkenntnis ausscheidet, während sie durch Reflexion ihrer logischen Form, die ihren Zeitkern bildet, wiederzugewinnen wären) der eigentliche Gegenstand der philosophischen Tradition sind, das wird durch den Begriff „Bezugstheorien“ verdrängt. Eben dieser Verdrängung verdankt sich die Ideologisierung der Einsichten von Marx und Nietzsche, die beide zu „toten Hunden“ macht und die Philosophie zu einem Beerdigungsinstitut am Gräberfeld der Philosophiegeschichte.
Heute verstellt schon der Naturbegriff der Einsicht den Weg (Habermas‘ Stellung zur Natur gehört zu den Voraussetzungen seiner Beziehungen zur Kritischen Theorie und des Konzepts seiner Theorie des kommunikativen Handelns, deren Zweck es sein könnte, Philosophie von der Last der Einsicht zu befreien). Kann es sein, daß die Totalitätsbegriffe Welt und Natur den logischen Grund bezeichnen, aus dem die mythischen Gestalten des Satans (des Anklägers) und des Teufels (des Verwirrers) einmal hervorgegangen sind (während das Wissen auf einen dämonischen Grund verweist)?
Steckt nicht im Namen ein magisches Element, und war nicht in der Tat die Magie in erster Linie Namenszauber (während der Mythos zur Vorgeschichte des Begriffs gehört)? -
10.2.96
Der Reni-Blick ist feinsinnig, aber unsensibel.
Sind Staatsschutz-Prozesse nicht Fundstätten für Beispiele des apagogischen Beweises (wenn eine Sache als bewiesen angesehen wird, wenn die gegenteilige Behauptung nicht widerlegt werden kann)? Ist der apagogische Beweis nicht ein Konstituens der transzendentalen Ästhetik, und damit eine der Grundlagen synthetischer Urteile apriori? In juristischem Zusammenhang gehört er zu den Begründungen des Satzes, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist. Gehorcht nicht die „Aufklärung“ der Vorgänge in Bad Kleinen genau dieser Beweislogik (oder, wenn im Hogefeld-Prozeß eine Zeugin zunächst sagt, die Frau, die sie gesehen hatte, habe blaue Augen gehabt, dann aber solange bekniet wird, bis sie sagt, so genau wisse sie es nicht mehr; oder, wenn Zeugen geladen und vernommen werden, bei denen aus den Akten erkennbar ist, daß seine jetzige Aussage im Verlauf von zehn Jahren die dritte Version ist, merkwürdigerweise aber jede Version genau zum jeweiligen „Erkenntnisstand“ der Ermittlungsbehörden paßt)?
Die Sexualmoral gewinnt ihre politische Bedeutung zurück, wenn sie aus dem Bann des Weltbegriffs (der Urteilsmoral) erlöst wird. Erfüllt nicht der theologische Begriff der Entsühnung der Welt den apokalyptischen Tatbestand der Unzucht?
Die organische Chemie ist eine politische Wissenschaft: Im wissenschaftshistorischen Paradigmenwechsel vom Darwinismus zur organischen Chemie spiegelt sich die Normalisierung des Faschismus wider, die „Anorganisierung des Organischen“ (die Durchsetzung der Herrschaft der Ökonomie als anorganische Natur der Staatenwelt, Voraussetzung der Dekolonialisierung der Dritten Welt).
Bezeichnet nicht das bara, der Schöpfungsbegriff der Genesis, eigentlich eine Abfolge von Katastrophen: Geschaffen werden „Himmel und Erde“, die „großen Seetiere“ und die Menschen.
Der Weltbegriff ist der Inbegriff der Naturbeherrschung, und die Entsühnung der Welt ist die Entsühnung der Naturbeherrschung, die die Grundlage jeglicher Herrschaft ist.
Zur Genese und zum Begriff der Gemeinheit: In der vollends aufgeklärten Welt gibt es keine Schuldzusamenhänge mehr zwischen Objekten, sondern nur noch Sachzwänge. Schuld wird – wie zuvor die sinnlichen Qualitäten und wie die Kritik, jene zu Empfindungen, diese zur Meinung – subjektiviert zu Schuldgefühlen, die apriori irrational und pathologisch: durch Therapien zu beseitigen sind. In diesem Kontext trennt sich das Verbrechen von der Tat, es wird zu einer Folge des Erwischtwerdens (für das die Beweisbarkeit steht). So wird man normal; aber ist diese Normalität nicht die des alltäglichen Faschismus?
Der ungeheuerliche Satz bei Lk (117), daß „er (Johannes der Täufer) die Herzen der Väter zu ihren Kindern bekehren wird“.
Der protestantischen Bekenntnistheologie zufolge ist der Staat der weltliche Arm der Kirche. Ist nicht heute der Staat zu einem einarmigen Banditen geworden?
Zum „Tier aus dem Meer“: Der Weltbegriff ist aus dem Meer, dem Inbegriff der Völkerwelt, hervorgegangen. Ist das „Tier vom Lande“ (der falsche Prophet) die Bekenntnislogik?
Der Drache und das Tier aus dem Meer unterscheiden sich eigentlich nur durch die Plazierung der Kronen: Der Drache trägt sie auf den sieben Köpfen, das Tier auf den zehn Hörnern.
Wie hängen die sieben Siegel und die sieben Donner, die sieben Posaunen und die sieben Zornesschalen mit einander zusammen, gibt es nur diese vier Siebenerfolgen (die den sieben Köpfen des Drachen und des Tiers aus dem Meer entsprechen)? Die ganze Apokalypse ist von Siebenergruppen durchsetzt, gibt es auch Zehnergruppen?
Der Naturphilosophie geht die Kosmologie voraus: Natur, das war zunächst die Außenwelt der Völker, die zur Natur durch die Unterwerfung und Beherrschung anderer Völker, durch die Hereinnahme in den Herrschaftsbereich des eigenen Volkes wird (durch den „Handel“, der in seiner ersten Form Fernhandel ist: die Griechen haben die Natur erfunden).
Ist der Weltbegriff der Spiegelungspunkt, durch den Kosmos und Natur (Mythos und Philosophie) aufeinander sich beziehen?
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30.1.96
Welche Differenz drückt sich darin aus, wenn im NT Personen durch den Herkunftsort anstatt durch den Vaternamen bezeichnet werden? Es gibt den Simon bar Jonas und die Maria aus Magdala; der erste wird in Kephas/Petrus umbenannt (so wie es den Saulus aus Tarsis gab, der auch Paulus hieß), die zweite wurde von den sieben unreinen Geistern befreit.
Vaternamen: Jesus Barabas (auch Barnabas, Bartholomäus, die Zebedäus-Söhne, den Jakobus, Sohn des Alphäus, den Judas, Sohn des Jakobus); im übrigen kommen im NT (außer im Falle des Synagogenvorstehers) in keinem Falle Väter als handelnde Personen vor, dafür aber eine ganze Reihe von Müttern (und die Schwiegermutter des Petrus).
Herkunftsnamen: Jesus von Nazareth (aber auch Jesus, Sohn Josephs, Joh 145; ist der Nazarener identisch mit dem Nazaräer, und gibt es hierzu eine Beziehung zur Frage des Nathanael: Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?), Simon von Kyrene.
Ist Iskariot ein Herkunftsname, was bedeutet der Namenswechsel (Simon/Petrus und Saulus/Paulus) und welche Bewandnis hat es mit den griechischen Namen (Andreas, Philippus)?
Der Weltbegriff ist das Instrument der Zerstörung des Namens (nicht zuletzt auch des Gottesnamens; Die Heiligung des Gottesnamens setzt die Kritik des Weltbegriffs voraus).
Wann und durch wen wurde aus dem Haus des Namens Gottes das Haus Gottes?
Ist das Haus der Schwiegermutter des Simon ein Symbol für die Heidenwelt?
Es kommt nicht darauf an, daß man Freunde hat; es kommt nicht darauf an, daß man geliebt wird; und es kommt nicht darauf an, daß man nicht einsam ist. Worauf es ankommt, ist, daß man mit sich selbst ins Reine kommt; davon hätte man allerdings gerne ein Echo. Mit sich ins Reine aber kommt man nur über seine Beziehungen zu anderen, zur Welt und zur Gesellschaft.
Die Ontologie ist eine philosophische Disziplin, die im Barock, in der Ära des Absolutismus, entstanden ist, in der gleichen Phase der Herrschaftsgeschichte, in der Herrschaft privatisiert (und endgültig säkularisiert) wurde: in der sie die Logik des Privateigentums in sich aufgenommen hat. Der Barock hat den Staat als die Organisation einer Gesellschaft von Privateigentümern selber zum Privateigentum der Herrschenden gemacht (ein Vorgang, der heute, mit der globalen Durchsetzung der Logik des Marktes, auf neuer Stufe sich wiederholt). Der Absolutismus (der Begriff des Absoluten selber) gründet in dieser Konstellation (die zugleich das logische Modell der Gravitationstheorie war).
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Konstituierung der Ontologie und Newtons Begriff des absoluten Raumes?
Ist nicht der Personalausweis, der erstmals in Fichtes Staatsphilosophie auftaucht, ein Beleg dafür, daß es nicht mehr auf die naturale Identität einer Person, sondern nur noch auf die Nachweisbarkeit dieser Identität (nicht mehr auf die Tat, sondern aufs Erwischtwerden) ankommt?
Ist es nicht ein Unterschied, ob
– alles was nicht verboten ist, erlaubt ist, oder
– alles, was nicht erlaubt ist, verboten ist?
Der erste Satz begründet das angelsächsiche Recht, der zweite das deutsche.
Die Verwechslung von Genitiv und Dativ gründet in der Depersonalisierung, Entsubjektivierung von Eigentumsbeziehungen (in der Umkehrung der barocken Konstellation: in der Verstaatlichung des Privaten nach der Privatisierung des Staates).
Ist die „Fehlübersetzung“, die im Lateinischen zum Begriff des Akkusativs führte, nicht eine Folge des Fortfalls des Medium und seiner Ersetzung durch die reflexiven Verben (im Fortgang von der Polis zum caesarischen, imperialen Staat)? Und haben nicht in dem gleichen Prozeß die Spezialitäten der lateinischen Grammatik, vom Futur II über das Supinum zum Gerundium und Gerundivum, sich gebildet? Und nicht nur die Spezialitäten der Grammatik, sondern auch die der herrschafts- und sprachlogischen Formen des westlichen (lateinischen) Christentums, die postdogmatische Gestalt der katholischen Kirche (auch ein Produkt der imperialen Instrumentalisierung der griechischen Philosophie/Vätertheologie)? -
28.1.96
Die subjektiven Formen der Anschauung sind automatisierte Formen der Verurteilung (der Konstituierung des Objekts). Das ist das Erbe der Opfertheologie. Der gleichen Opfertheologie, die Gott in die Masken des Personseins gebannt hat (wie auch im Namen des „persönlichen Gottes“ Gott als mein Eigentum <mein persönlicher Gott> nicht mehr von Gott als Person sich unterscheiden läßt).
Der Personalismus ist ein logischer Bestandteil der Wertethik, d.h. einer Ethik, die sich im Kern nur noch als Maßstab des Urteils, nicht mehr als Richtschnur des Handelns begreift. Die Person ist die Hypostase der Unbarmherzigkeit (und die theologische Lehre von der Personalität des Heiligen Geistes die theologische Sünde wider den Heiligen Geist). Deshalb ist die Person der Grund der Verletzlichkeit.
Die tiefe Zweideutigkeit des Rechtsgrundsatzes „ohne Ansehen der Person“. Das positivistische Recht (und das Prinzip der Legitimation durch Verfahren) trifft apriori die Schwachen. Der Rechtspositivismus ist ein Objektrecht, das den zum Objekt Gewordenen apriori verurteilt. Objektrecht ist Subsumtionsrecht, bei dem es nur auf die richtige Anwendung ankommt.
Enthält nicht die Idee der Auferstehung die Umkehrung des Historismus? Nicht wir urteilen über die Vergangenheit, sondern die Vergangenheit wird über uns urteilen.
Für die Theorie des kommunikativen Handelns sind die Folgen des Handelns gegenstandslos geworden. Darin, in dieser Entlastung von der Verantwortung, liegt die Verführung dieser Theorie. Die Theorie des kommunikativen Handelns begründet eine Theorie der immanenten Logik des Handelns, die sich in dem Augenblick konstituiert, in dem von den Folgen des Handelns (von seiner Beziehung zur Wirklichkeit) abstrahiert wird.
Verweist nicht der Aufsatz von Hinkelammert in der „Jungen Kirche“ (1/96) auf den gemeinsamen Grund der Ökonomie (des Marktes) und der Naturwissenschaften (des Inertialsystems), durch den die Naturwissenschaften zu einem Instrument der Rechtfertigung des Bestehenden geworden ist (deshalb hat Habermas, als er die Idee einer Kritik der Naturwissenschaften verwarf, der Kritik des Bestehenden den Boden entzogen)? -
20.1.96
Die Formalisierung der Logik ist der Versuch, auch die Logik noch zum Gegenstand der transzendentalen Logik zu machen und logische Zusammenhänge durch (subjektunabhängige) Kausalzusammenhänge zu ersetzen (bezieht sich hierauf die habermassche Kritik der „Bewußtseinsphilosophie“?). So wird die transzendentale Logik zu einer Naturkraft, die als gegeben hinzunehmen ist, wobei die Kausalität abgespalten und aus einem erkenntnisbegründenden logischen in einen objektiven empirischen Sachverhalt transformiert wird (so auch Habermas, Bd. 2, S. 2??). Dem entspricht die Gegenprojektion (S. 234), die mythisches Denken reproduziert, indem sie die mythische Naturmetaphorik durch eine technologische (informationstheoretische) Metaphorik ersetzt, informationstheoretische Kategorien zur Darstellung stammesgesellschaftlicher Strukturen verwendet. Anstatt gesellschaftliche Verhältnisse in Naturkategorien zu begreifen, werden technologische Kategorien, die im Zusammenhang der Instrumentalisierung von Naturverhältnissen gewonnen worden sind, zur Erklärung gesellschaftlicher Verhältnisse herangezogen.
Merkwürdige Umkehrung: Habermas‘ „Kritik der funktionalistischen Vernunft“ macht funktionalistische (technologische) Kategorien zum Modell von Rationalität. Die Kategorien, durch die hindurch man die Dinge sieht, werden selbst nicht mehr gesehen, sie werden in den blinden Fleck gerückt.
Das Beweisproblem ist mit der Mathematik (und mit dem Weltbegriff) entstanden, es hat sich entfaltet im Ursprung und in der Ausgestaltung des Rechts (Zeugenregelung).
Unterm Primat des Seitenblicks (des Blicks „von außen“) wird das Angesicht zum Objekt, das nur noch gesehen wird, selber aber nicht mehr sieht. Die Hereinnahme des Seitenblicks (des Blicks des andern, des Zeugen) in das eigene Sehen begründet die subjektiven Formen der Anschauung, das Instrument der Selbstbegründung der intentio recta. Die subjektiven Formen der Anschauen und die intentio recta sind ein Produkt der Vergesellschaftung des Sehens.
Die subjektiven Formen der Anschauung, die mit der Entfaltung der Mathematik sich entfaltet haben, sind die Grundlage des mathematischen Beweises, des redundanten, sich selbst begründenden Beweises. Das Grundproblem der Mathematik und der subjektiven Formen der Anschauung ist die Orthogonalität, die Form der Beziehungen der Dimensionen im Raum, die als getrennte Dimensionen durch ihre orthogonalen Beziehungen hindurch sich konstituieren. Ist die Orthogonalität das Instrument der Veranderung, Produkt der Hereinnahme des objektivierenden Seitenblicks?
Der Abstraktionsprozeß, in dem die subjektiven Formen der Anschauung sich herausgebildet haben, wurzelt in der Bekenntnislogik; sie sind das Produkt der Neutralisierung der Bekenntnislogik, der Objektivierung der Verdrängung (Feigenblatt, Umkehrung des Schuldbekenntnisses, Verdrängung der Schuld, Konstituierung des Weltbegriffs). Im Kern der subjektiven Formen der Anschauung steckt die Opfertheologie (Joh 129; die „Entsühnung der Welt“, Teil der Neutralisierung der Reflexion von Herrschaft, gehört zu den Bedingungen der Selbstbegründung des Weltbegriffs).
Habermas hat in den Abgrund geschaut und ist zurückgeschreckt; die Entwicklung seiner Philosophie beschreibt eine Bahn, die als Fluchtbahn vor diesem Abgrund sich bestimmen läßt. Wobei er vergißt, daß es genau diese Flucht vor dem Abgrund ist, die in den Abgrund hineinführt.
Der ungeheuerliche Gedanke Levinas‘, daß das Problem der unendlichen Ausdehnung des Raumes sich im Angesicht des andern löst, ist vorgebildet in der Gesamtkonstruktion des Stern der Erlösung, die nichts anderes ist als die Entfaltung und Durchführung dieses Gedankens.
Kopernikus hat das Wasser und das Feuer im Namen des Himmels, realsymbolischer Inbegriff der Fragepronomina Was und Wer, durch die Beantwortung der Frage nach dem Wie ersetzt. Das heliozentrische System ist der Inbegriff (die erscheinende Totalität) des kontrafaktischen Urteils (der Antwort auf das Wie), das den Himmel erinnerungslos zum Verschwinden gebracht hat.
Was hat die Naturwissenschaft (das kontrafaktische Urteil als Totalität) mit dem Unzuchtsbecher zu tun? Liegt diese Frage nicht schon der Kritik der reinen Vernunft zugrunde (in der im Begriff der Erscheinung die Totalisierung der Frage nach dem Wie und im Ausschluß der Erkenntnis der Dinge an sich der Ausschluß der Frage nach dem Was und Wer sich manifestiert)?
Der Satz Roman Herzogs „Wir wollen das Entsetzen nicht konservieren“ distanziert sich von allen, denen die Schrecken des Faschismus in die Glieder gefahren sind, die das Entsetzen nicht loswerden. Und er macht gemeinsame Sache mit allen, die dieses Entsetzen nie erfahren haben und glauben, es durch Verurteilung des Geschehenen sich vom Leibe halten zu können. Er konserviert die universale Verdrängung, die die falsche Normalität nach dem Kriege ermöglichte. So steht er in der präsidialen Tradition des Begriffs der Kollektivscham. Seit Theodor Heuss diesen Begriff unters Volk brachte, haben die Deutschen gelernt, sich im Blick der andern zu sehen, sind sie von der Frage, was die andern über sie wohl denken mögen, nicht mehr losgekommen. – Welche neue Wendung drückt sich in dem Satz Roman Herzogs aus (der auf die exkulpierende Kraft der Verurteilung, auf das Abwerfen der Scham, auf die neue „Unverkrampftheit“, abzuzielen scheint)?
Wer die „Konservierung des Entsetzens“ (um die es nicht geht, der Ausdruck denunziert nur die Erinnerung) vermeiden will, konserviert das Entsetzen vor dem Entsetzen: die verdrängte Schuldreflexion, die dabei ist, in eine neue Qualität der Wut umzuschlagen.
Die Übertragung der transzendentalen Logik aus dem Medium der Naturerkenntnis in das des Rechts läßt sie nicht unverändert. Die Apriorisierung des Objektbegriffs macht den Angeklagten zum Feind; die transzendentale Ästhetik wird zurückübersetzt in die Bekenntnislogik (der das Feindbild sich verdankt); die synthetischen Urteile apriori werden singularisiert und zurückgeführt auf die reine Verurteilung, ein reines Subsumtionsurteil: unendlich schuldig (die Schwere der Schuld wird unermeßlich). Der Grund der Singularisierung des synthetischen Urteils apriori liegt in der Einheit von Projektion und Schuldverschiebung, die die Apriorisierung des Objekts im Feindbild erst ermöglicht. Die Schwere der Schuld des Angeklagten hat ihr Maß am Gewicht der verdrängten (im Urteil durch Projektion nach außen abgeleiteten) Schuld des Staats, die ihr eigenes Maß an dem sich kontrahierenden Gewaltmonopol des Staates hat. -
17.1.96
Die Kritik der Bewußseinsphilosophie leugnet den Schmerz. Diese Leugnung gründet in der Verdrängung der Empathie durch die Logik der Verurteilung (die Logik der Verurteilung begründet den Rechtfertigungszwang); sie ist der Grund der heute sich ausbreitenden Form des Atheismus.
Gehört nicht zur Theorie des kommunikativen Handelns die Reflexion darauf, daß sie die Wahrnehmung und Erinnerung des Leidens ausschließt? Und zwar deshalb ausschließt, weil das Handeln, auf das diese Theorie sich bezieht, ein subjektloses Handeln, ein gehandelt Werden, eigentlich ein Erleiden ist (man muß in die Sprache hineinhören, um wahrzunehmen, was es heißt, wenn das immenente telos des kommunikativen Handelns ein „Konsens“ ist, der durch den Diskurs herzustellen ist). Im Kontext des kommunikativen Handelns ist die Stelle des Leidens schon vom Handeln besetzt (was auf den realen Grund des kommunikativen Handelns verweist: aufs Selbstmitleid).
Hier liegt der (selbstverschuldete) systematische Grund der „Neuen Unübersichtlichkeit“, die Habermas später einmal beklagte.
Kommunikatives Handeln steht unterm Rechtfertigungszwang und ist ein Instrument des Schuldverschubsystems. Die dem Begriff des kommunikativen Handelns zugrunde liegende Idee der Intersubjektivät ist die der Bekenntnislogik, der subjektiven Formen der Anschauung, des Logik des Geldes. (Im Begriff der „Weltanschauung“ gibt sich die Bekenntnislogik als subjektive Form der Anschauung zu erkennen.)
Habermas verwechselt die Norm (die zur Logik der Welt gehört) und das Gebot (das von Gott ausgeht).
In den drei Sprechakten präsentiert sich das eigene Handeln als ein Ausfluß der objektiven Welt, in deren Gesetze es eingebunden ist, deren Norm es unterworfen ist, während Subjektivität im expressiven Sprechakt auf den reinen Ausdruck des Leidens zusammenschrumpft (logischer Grund der Geschichte der Kunst).
Die Kulturindustrie hat die Expression als Ausdruck des (von jeder Fremderfahrung abgeschnittenen) Selbstmitleids dem Wertgesetz unterworfen und zur Ware gemacht. Mit der Verwerfung der Mimesis, mit der Verwerfung des Eingedenkens der Natur im Subjekt (die Habermas als „Eingedenken der ‚gequälten‘ Natur im Subjekt“ denunziert) wurde die Selbstreflexion des kommunikativen Handelns unterbunden, das Konstrukt dogmatisiert.
Im Bereich des expressiven Sprechakts (der „subjektiven Welt“) kennt Habermas zwar den Begriff der „Wahrhaftigkeit“ (der „Authentizität“). Den Begriff des „falschen Zeugnisses“, der eine Schlüsselfunktion in einer Philosophie, der die Ethik zur prima philosophia geworden ist, bezeichnet, kennt er nicht (wie er auch – trotz einer Theorie der Argumentation – eine Beweistheorie nicht kennt).
Die beiden ersten Sprechakte, die sich auf die objektive Welt und auf die Normen beziehen, sind eigentlich nur zwei Seiten ein und derselben Sache. Hier wird aus der asymmetrischen Struktur einer Sache ein Nebeneinander zweier getrennter Dinge (was dem „Nebeneinander“ der empirischen Fakten und der normativen Kraft der mathematischen Theorie <der „Formeln“> in den Naturwissenschaften entspricht: Produkt der Verdrängung des Bewußtseins der konstitutiven Bedeutung des Inertialsystems für die Erscheinungen in ihm). Die Reflexion der Asymmetrie ist aus dem Erkenntnisbegriff ausgeschieden worden, als die Erkenntnistheorie gelernt hat, zwischen primären und sekundären Sinnesqualitäten zu unterscheiden.
Das Inertialsystem und die mathematischen Naturwissenschaften haben das Seufzen der Kreatur nicht aufgehoben, sondern nur zum Schweigen gebracht (und ins Selbstmitleid des bürgerlichen Subjekts, in den Grund seiner Empfindlichkeit, zusammengezogen: aus diesem Fundus, den am Ende die Kulturindustrie auszubeuten gelernt hat, hat die Kunst geschöpft).
Die Kunstbewegungen des letzten Dezenniums vor dem ersten Weltkrieg waren Ausbruchsversuche der Kunst aus der Kunst.
Habermas hat vergessen, was er aus seiner Hegel-Kenntnis hätte wissen müssen: daß große Philosophie nicht widerlegt werden kann. Die These, daß Georg Lukács in den „objektiven Idealismus zurückgefallen“ sei, ist eine Denunziation, die versucht, seine eigenen Voraussetzungen polemisch gegen ihn auszuspielen. Wenn Marx Hegel vom Kopf auf die Füße gestellt hat, dann hat er ihn berichtigt, nicht widerlegt. Diese Form der Kritik dagegen ist nur hilflos und deshalb aggressiv, sie macht Hegel zum toten Hund und möchte den Lukács gleich mit verscharren (hat nicht Wellmer in einem Seminar bei Adorno einmal die These Georg Lukács‘ vom kontemplativen Charakter der Naturwissenschaften mit dem Hinweis auf die experimentelle „Praxis“ zu widerlegen versucht? Ist es nicht gerade das Experiment, das durch seine Kriterien: Wiederholbarkeit, Unabhängigkeit von Raum und Zeit, Gültigkeit für jeden, die „Praxis“ ins Gefängnis der Kontemplation einsperrt, Modell der repetitiven Tätigkeiten, zu denen die Arbeit in Büro und Fabrik geworden ist?).
Gehört dieses Verständnis des Experiments nicht zu einer Logik, die die Leute veranlaßt, die Ärmel aufzukrempeln, wenn sie „Praxis“ hören?
Wird in Tschetschenien nicht die Schraube des Terrorismus, die im jugoslawischen Bürgerkrieg schon angezogen worden ist, um eine weitere Windung weitergedreht?
Wer Elendsflüchtlinge, die hier, um dem von uns verursachten Elend in ihrer Heimat zu entgehen, um Asyl nachsuchen, „Wirtschaftsflüchtlinge“ nennt, macht die wirklichen Wirtschaftsflüchtlinge unsichtbar: von Jürgen Schneider über Leeson zu Steffi Graf und Boris Becker, oder auch die Kunden der Commerz- und der Dresdner Bank, die über deren luxemburgische Filialen ihre hier erworbenen Vermögen der Steuer entziehen.
Mit der Orthodoxie, mit dem Dogma und mit der Bekenntnislogik hat sich die Theologie zu einem Instrument der Begründung und Stabilisierung der Welt gemacht, hat sie die Vorarbeit geleistet, die am Ende, in der durchrationalisierten Welt, die subjektiven Formen der Anschauung übernommen haben, die heute helfen, die gesamte Vergangenheit durch Vergegenständlichung zu verdrängen.
Wie hängt der Satz, daß nur Gott ins Herz der Menschen sieht, mit der logischen Struktur des Schuldbegriffs zusammen, einer logischen Struktur, die anhand der Konstruktion des Schuldverschubsystems oder auch im Kontext des Satzes, daß nur, wer die Schuld auf sich nimmt, sich von ihr befreit, zu bestimmen wäre. Im Kontext des Weltbegriffs, der in allem dem Angesicht Gottes opponiert, ist das Herz der Menschen nicht nur unsichtbar, es versteinert.
Die Theologie im Angesicht Gottes öffnet das Herz, während die Welt (in deren Bann die Theologie hinter dem Rücken Gottes steht) es verhärtet und verschließt.
Der Satz, daß „Bewußtsein aufgrund seiner intentionalen Struktur stets Bewußtsein von etwas (ist)“ (Theorie des kommunikativen Handelns, 2. Band, S. 80), ist in dieser Form falsch: Bewußtsein schließt auch die Fähigkeit zur Reflexion seiner eigenen intentionalen Struktur mit ein. „Wo Es ist, soll Ich werden“: Dieser Satz wäre ohne diese Reflexionsfähigkeit nicht zu halten. Wäre er wahr, so wäre der Atheismus unvermeidbar, da der Name Gottes den Einspruch gegen Seine (wie gegen jede) Vergegenständlichung mit einschließt. Gott ist nicht Gegenstand eines intentionalen Akts. -
16.1.96
Die Schicksalsidee war die erste gegenständliche Verkörperung des Rechtfertigungszwangs. Damit aber gehört der Rechtfertigungszwang auch zu den Voraussetzungen des Begriffs, die in der Folge dann den Begriff zu einem Instrument der Exkulpation durch Schuldverschiebung gemacht hat. Darin gründet die Logik.
Die Idee der Entsühnung der Welt (der Kern des Logozentrismus) ist der Angelpunkt der Zivilisation: Was zuvor das trinitarische Dogma geleistet hat, leisten heute die subjektiven Formen der Anschauung.
Die Bekenntnislogik ist ein Produkt der Vergesellschaftung der Selbsterhaltung (daraus wären die Komponenten der Bekenntnislogik: das Feindbild, das Verrätersyndrom und die Frauenverachtung, abzuleiten).
Schlüsselbegriffe:
– der Weltbegriff und die subjektiven Formen der Anschauung,
– Objektivation und Instrumentalisierung,
– die Bekenntnislogik,
– das Dogma als die Wahrheit des Inertialsystems,
– der Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhang, die Reflexion von Herrschaft,
– die Logik der Schrift,
– die Geschichte der drei Leugnungen, der Kelch (Getsemane),
– die Attribute Gottes (Indikativ und Imperativ),
– das Angesicht, der Name und das Feuer (über das Feuer hängt der Name mit dem Licht zusammen: im Kontext des Begriffs ist der Name ebenso gegenstandslos wie das Licht im Kontext des Inertialsystems – das Hören Seiner Stimme ist das Leuchten Seines Angesichts),
Wichtig der Stellenwert des Naturbegriffs in der Rosenzweigschen Konstruktion der Vorwelt: Er konstituiert sich an der Grenze des Nichtwissens, als die Bejahung dessen, was nicht Gegenstand des Wissens ist (Gott Welt Mensch), während der Weltbegriff in der Verneinung, in der Begrenzung dieses Gegenstands, gründet. Insofern gehört die Welt, die aus dem Nichtwissen hervorgeht, zu den Konstituentien des Wissens. Das aber heißt, daß alles Wissen unter dem Bann des Weltbegriffs steht und erst die Reflexion des Nichtwissens den Blick in die Vorwelt eröffnet.
In welcher Beziehung steht die innere Differenzierung des Naturbegriffs bei Eriugena (die Unterscheidung von schaffender, geschaffener und ungeschaffener Natur) zur Rosenzweigschen Konstruktion?
Adornos Eingedenken der Natur im Subjekt ist die Vorstufe zur Reflexion des („trinitarischen“) Naturbegriffs.
Die merkwürdige Konstruktion im Stern der Erlösung, in dem die Kritik der Geschichtsphilosophie geschichtsphilosophisch begründet wird (wie die Kritik des Systems systemisch).
Eucharistieverehrung: Der Dingbegriff ist der entfremdete, entstellte Statthalter der Barmherzigkeit (das steinerne Herz, das am Ende durch ein fleischernes ersetzt wird). Wandert nicht der Objektbegriff im historischen Objektivationsprozeß in ähnlicher Weise durchs System wie die Gebärmutter nach der traditionellen Hysteriekonstruktion durch den Körper der Frau? – Vgl. hierzu die Zitate aus Geschichte und Klassenbewußtsein bei Habermas (im letzten Kapitel des 1. Bandes der Theorie des kommunikativen Handelns).
War nicht der Marxsche Begriff des Proletariats (und die Entfaltung dieses Begriffs bei Lukács) ein Versuch, dem Objektbegriff Subjektqualität zu verleihen?
Ist nicht die Beziehung von Objektivation und Instrumentalisierung ein Hinweis auf die verborgene Beziehung des Objektbegriffs zur Idee der Barmherzigkeit?
Der Objektbegriff ist ein Produkt der projektiven Verarbeitung des Selbstmitleids (und die subjektiven Formen der Anschauung sind die geronnenen Formen dieser Verarbeitung im Subjekt).
Die Differenz zwischen dem „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ und der „Theorie des kommunikativen Handelns“ läßt sich an der Differenz der beiden zentralen Kategorien festmachen: an der des Raisonnierens und der Rationalisierung. Wie das Raisonnement (die Meinungen und der Stammtisch) zur Information, so verhält sich die Rationalisierung zur „objektiven Welt“ (von der Habermas nicht mehr weiß, ob es die der Natur oder die der Ökonomie ist). Der Fortschritt von seinem Begriff der Öffentlichkeit zum Begriff des kommunikativen Handelns (vom Raisonnement zur Rationalisierung) ist ein Indiz für die überwältigende Macht des Rechtfertigungszwangs, er ist determiniert durch den Zwang, um jeden Preis die Idee einer eingreifenden Erkenntnis auszuschließen (die Idee einer Erkenntnis, die die Objektivität der Lehre gewinnt).
Hat nicht Habermas an der kritischen Theorie sich die Zähne ausgebissen, und jetzt steht er zahnlos da?
Hat die Geschichte von Stephanus und Saulus/Paulus etwas mit der Geschichte von Kain und Abel zu tun? Stephanus sah den Himmel offen und den Sohn zur Rechten des Vaters stehen, Paulus hingegen hatte eine Erscheinung und wurde später (in den dritten Himmel) entrückt (eine Allegorie der Theologie hinter dem Rücken Gottes, die in ihrem Ursprung an dem Tötung dessen, der den Himmel offen sah, teilhat). Ist die Entrückung eine Entrückung aus dem den Himmel öffnenden Angesicht?
Kopernikus oder das heliozentrische System als Reflex der ökonomischen Neutralisierung und Säkularisierung der Astrologie (erst der beginnende Kapitalismus hat die immanente Logik des heliozentrischen Systems begründet und stabiliert).
Wer sich dem Schuldverschubsystem (der Grundlage des Konkretismus, der Verdinglichung und der Personalisierung) überläßt, wird lernunfähig.
Im Begriff der Natur (Produkt der projektiven Leugnung der Barmherzigkeit) hat sich der Begriff des Wissens seine eigene gegenständliche und zugleich apriorische Grundlage geschaffen.
Mit dem Namen des Mutterleibs wird die Berufung des Propheten einem Ort zugewiesen, den der Begriff der Natur (und damit die Philosophie, die mit der Konstruktion dieses Begriffs beginnt) systematisch ausgeblendet, zum Nicht-Ort, zur Utopie, gemacht hat. Die gegenwärtige Abtreibungsdebatte gehorcht den Imperativen des Schuldverschubsystems; sie trifft, wenn man sie beim Wort nimmt, den Naturbegriff und die Philosophie. -
12.1.96
Wie der Mensch das Ebenbild Gottes, so ist die Ware (das Objekt als Subjekt) das des Staates. Der Begriff der Zerstörung des Gebrauchswerts ist als ökonomische zugleich eine politische Kategorie: Mit der Ware verliert auch der Staat seinen Gebrauchswert.
In dem Zitat aus Hans-Jürgen Krahl „Konstitution und Klassenkampf“ (in Wolfgang Pohrt „Theorie des Gebrauchswerts“, S. 53) sind einige Kategorien auf offensichtlich signifikante Weise unverständlich:
– Was ist gemeint, wenn es bei Krahl heißt, daß „Entfremdung und Verdinglichung heute Kategorien sind, deren Gültigkeit für den Kapitalismus zweifelhaft wird“, oder
– „das Stadium der immanenten Selbstzersetzung der Warenform zugunsten des totalitären Tauschs ist erreicht“?
Zur Verdinglichung: Diese Kategorie wird nicht „zweifelhaft“, sondern ungegenständlich, sie ist in den blinden Fleck der Erkenntnis gerückt. (Es hängt mit der logischen Beziehung von Ware und Staat zusammen, wenn der Dingbegriff als der Kern der hegelschen Logik sich erweist – als Quellbegriff des Absoluten.)
Zum Tausch: Der Begriff des Tauschs wird nicht totalitär, sondern universal, Kristallisationskern der Totalitätsbegriffe (Wissen, Natur, Welt), deren Kritik auf der Tagesordnung steht. Die Unterstellung eines totalitären Tauschbegriffs steht schon unterm Systemzwang der entgegenständlichten Verdinglichung; zu ihren Konsequenzen gehört die personalisierende Umformulierung der Marxschen Theorie, die in die Verwirrungen des Terrorismus geführt hat.
In dem gleichen Maße, in dem die Produktion den Gebrauchswert der Waren zerstört, wächst ihr eigener Gebrauchswert für den Staat.
Gebrauchswert und Tauschwert sind Reflexionskategorien, das Modell der Beziehung des Dings zu seinen Eigenschaften. Die verdinglichende Kraft des Tauschprinzips reduziert die Dinge auf ihre (vergleichbaren) Eigenschaften, durch die sie in den Prozeß von Arbeit, Produktion und Konsum hineingezogen werden.
Der formale Charakter des Begriffs Gebrauchswert läßt an den Objekten seiner Anwendung sich demonstrieren: Dem Geld, dem Staat, der Lohnarbeit, dem Kreuzestod Jesu, dem Militär, auch der Philosophie wächst unter definierbaren Bedingungen Gebrauchswert zu. Gebrauchswert ist ein Aspekt der Instrumentalisierung, in deren Geschichte verflochten, keine Natureigenschaft eines Objekts. Das, was Pohrt die Selbstzerstörung des Gebrauchswerts nennt, ist keine Selbstzerstörung, sondern eine Verschiebung des Gebrauchswert, der im gesamten Objektbereich wandert.
Der letzte Gebrauchswert des Staates ist der faschistische: der Nationalismus, das Gefühl, dazuzugehören, auch wenn man selbst davon nichts hat.
Der Terrorismus, der den Staat zwingen will, sein wahres Gesicht zu zeigen, hat schon vergessen, daß der Staat gesichtslos ist; er gleicht sich selber dem an, was er für das „wahre Gesicht des Staates“ hält. Wer glaubt, dem Staat den Spiegel vorhalten zu können, vergißt, daß der Staat blind ist.
Kann es sein, daß das Modell für die astrophysikalische Theorie des „schwarzen Lochs“ in dem zu suchen ist, was die analsadistische Sprache ein „Arschloch“ nennt?
Gehören nicht die Theorien vom Urknall wie vom schwarzen Loch zu den Legitimationskonstrukten der Naturwissenschaften, die von den Ursprungs- und Zielphantasien, die sie zugleich zu neutralisieren gezwungen ist, sich nicht lösen können?
Zieht sich nicht heute das Opfer der Vernunft, welches Adorno im Ursprung der Zivilisationsgeschichte erkennt, auf den einen Punkt der Verwerfung der Theologie zusammen? Das fast Irrsinnige daran ist, daß die Verwerfung der Theologie selber aus einer theologischen Tradition sich speist, die auf den Kern der christlichen Tradition zurückweist. Der Ursprung des Säkularisationsprozesses liegt in der Ursprungsgeschichte der Orthodoxie, der Bekenntnislogik. Er liegt an genau dem Punkt, als die Theologie einen Gebrauchswert bekam (für den Staat, aber auch für die Geschichte des Ursprungs und der Entfaltung des Herrendenkens, der Vergesellschaftung von Herrschaft). Der Gebrauchswert der Theologie ist der Quellpunkt ihrer Instrumentalisierung, die ihren Grund in der Opfertheologie hat.
Paradigmatisch für den Gesamtumfang des Problems des Gebrauchswerts ist der Jugoslawienkonflikt (wahnsinnige Vorstellung, daß dieser Konflikt auf eine frühe bundesrepublikanische Intervention, auf ein Projekt der Destabilisierung Jugoslawiens durch den BND unter der Leitung von Klaus Kinkel, des heutigen Außenministers der BRD, sich zurückfnhren läßt).
Hätte nicht Sloterdijk, der Autor der Kritik der zynischen Vernunft, diesen Vorgang erkennen mnssen? Ja, wenn er nicht selber seine Kritik am Ende ins Affirmative umgebogen, als Ausweg den Kynismus empfohlen hätte. So wurde aus der Kritik der zynischen Vernunft ein Stück Schwabinger Philosophie.
Nach kabbalistischer Tradition sind die sechs Richtungen des Raumes auf sechs göttliche Namen versiegelt. Die Vermutung, daß diese Siegel unter Einschluß des siebten Siegels (des Sabbats, als dessen Herr der Menschensohn sich zu erkennen gegeben hat) in den sieben unreinen Geistern (in der Gestalt der Maria Magdalena) und in den sieben Siegeln der Apokalypse sich wiederfinden, mag vielleicht ein Licht nach beiden Seiten werfen.
Zur Astrologie: In welcher Beziehung stehen die Venus zum Mond, der Mars zum Jupiter und der Merkur zur Sonne?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie