Staatsschutz-Senat: Die Geschichte der Philosophie ist ein Prozeß, in dem die Natur die Angeklagte und die Welt, deren Anwalt die Philosophie ist, Ankläger und Richter in eins ist. In dem Schiller-/Hegelschen Begriff des Weltgerichts drückt dieser Sachverhalt sich aus.
Der strafrechtliche Unterschied zwischen Alkohol- und Drogenkonsum gründet darin, daß der Staat in der Trunkenheit sich selbst wiedererkennt, während er im Rausch die Unbotmäßigkeit dessen ahndet, der sich seiner Herrschaft entzieht. Die Trunkenheit (der biblische Taumelkelch) ist ein Abbild der Herrschaftslogik, während der Rausch anarchische Züge aufweist. Wenn in Deutschland Trunkenheit als Strafmilderungsgrund gilt, so hat das etwas mit der Begründung und Rechtfertigung des staatlichen Gewaltmonopols, mit dem präventiven Selbstfreispruch des Staates zu tun.
Weltreligion: Spiegelt sich in der Abfolge der drei Leugnungen Petri nicht die fortschreitende Anpassung der Kirche an die Welt?
Zur Selbstreflexion des Antifaschismus: Glaubt einer im Ernst, man könne mit Kanonen in die Vergangenheit schießen? Das kann nur zu Rohrkrepierern führen: Die Granaten explodieren in der Gegenwart.
Woher kommt es und was hat es zu bedeuten, daß Hegels Rechtsphilosophie – ähnlich wie die Logik, aber im Unterschied zur Ästhetik, zur Religionsphilosophie und zur Philosophie selber – keine Geschichtsphilosophie ist? Hängt es damit zusammen, daß das Recht und die Logik zu den Konstituentien und nicht zu den Manifestationen des Weltbegriffs gehören? Gehört nicht deshalb die Kritik der Logik und des Rechts (die Kritik des Urteils) zu den Voraussetzungen der Kritik des Weltbegriffs?
In welcher Beziehung steht der Naturbegriff und der Begriff der Wissenschaft zu dieser logischen Konstellation? Bei Hegel entfaltet sich der Wissenschaftsbegriff in der Phänomenologie, in der Logik und in der Enzyklopädie. Die drei kantischen Totalitätsbegriffe, Wissen, Natur und Welt, werden in Hegels Philosophie insgesamt nur vorausgesetzt, nicht entfaltet.
Sprachlogische Deduktion des deutschen Suffixes „-schaft“ (in Wissenschaft, Gesellschaft, Ärzteschaft, Bundesanwaltschaft, NS-Frauenschaft, Burschenschaft, Mannschaft, Herrschaft, Feindschaft und Freundschaft, Gefangenschaft, Landschaft, Eigenschaft, Wirtschaft, Landwirtschaft; die Nazis kannten noch die Bauernschaft, das Proletariat hatten sie durch die Arbeiterschaft ersetzt, und war nicht die Jungenschaft eine Unterorganisation des Jungvolks)? Drückt darin nicht etwas vom demiurgischen Potential des Staates, von seiner logischen Beziehung zur Welt, seiner Funktion bei der „Schöpfung der Welt“, sich aus? Etymologisch hängt das Suffix mit dem Begriff der Schöpfung, des Schaffens, zusammen.
Schiller
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4.4.1997
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16.12.1996
„Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“: Die Bekenntnislogik war das Instrument der Auflösung des Naturbegriffs durch eine Zwangsreflexion, die durch die Opfertheologie (und durch die Geschichte des Weltbegriffs, in der diese gründet) vermittelt ist. Die Bekenntnislogik reflektiert einen Bekenntnisbegriff, der seinem Ursprung im Schuldbekenntnis hat, aus ihm durch ihm durch eine systematische logische Umkehrung hervorgegangen ist (sic, B.H.). In der Bekenntnislogik wird das Schuldbekenntnis, das auf die Fähigkeit zur Schuldreflexion als Selbstreflexion sich gründet, zum Fremdbekenntnis, zum Schuldverschubsystem, zu einem systematischen Instrument der Abwehr, Verschiebung und Projektion. Es ist die gleiche Umkehr, die bei Kant das Verhältnis von reflektierendem und bestimmendem Urteil in der Sache bestimmt (das Instrument dieser Umkehr ist die transzendentale Ästhetik, sind die subjektiven Formen der Anschauung und in ihnen die durch Orthogonalität und Reversibilität definierten Beziehungen der Richtungen im Raum, die das Ungleichnamige gleichnamig machen). Zu den Wirkungen der Bekenntnislogik (aus denen ihre Ursprungsgeschichte sich ablesen läßt) gehört die Selbstzerstörung der an die Sprache gebundenen Sensibilität, die sie durch Empfindlichkeit ersetzt. Die Empfindlichkeit (die insgesamt pathologisch ist) gründet im Rechtfertigungszwang, der selber als Umkehrung der Fähigkeit zur Schuldreflexion, als Produkt der Verdrängung und Unterdrückung dieser Fähigkeit, sich begreifen läßt. Im Kontext dieses Rechtfertigungszwangs gründet eine Logik, unter deren Bann die Differenz zwischen Verstehen und Verzeihen sich verwischt, unkenntlich wird: die Logik der Verurteilung (die dem Satz „Alles verstehen heißt alles verzeihen“ zugrundeliegt). So bleibt Auschwitz unter moralischem Apriori „unverständlich“, während das, was hier geschehen ist, ohne daß das an dem Urteil über das Grauenhafte etwas ändert, unter den Prämissen der Schuldreflexion (die durch den Weltbegriff außer Kraft gesetzt werden) sehr wohl sich verstehen läßt.
(Hierzu:
– Verurteilung des Nationalsozialismus ohne Reflexion des Schreckens nicht möglich;
– Reflexion des Schreckens und Reflexion der subjektiven Formen der Anschauung;
– Schuldverschubsystem, „Entsühnung der Welt“, Entlastung und Enthemmung, das Problem des Strafrechts und die Ohrenbeichte, Kirche und Staat als Produkte der Vergesellschaftung des Opfers und der Rache;
– das Dogma, die Orthodoxie, das Geld, das Inertialsystem und die Logik der Verurteilung, des Schuldverschubsystems;
– das Gebot der Feindesliebe und der imperativische Gehalt der Attribute Gottes;
– die Astronomie und der Name des Himmels.)
Das Problem der Bekenntnislogik ist ein lateinisches (und in der Folge dann ein deutsches) Problem. Die confessio ist ein halbiertes homologein. Sie unterscheidet sich wie das Bekenntnis vom homologein durch die Abstraktion von der Nachfolge (dem christlichen Äquivalent der Umkehr). Augustinus‘ Confessiones stellen dann die Beziehung zum „Sündenbekenntnis“, zur Schuld, her. Das homologein ist als Name der Umkehr aufs zukünftige Handeln bezogen, die confessio aufs vergangene, auf die „Bekehrung“, deren Geschichte Augustinus in seinen Confessiones erzählt, am Ende nur noch auf den Taufakt. Die confessio hat das homologein der Herrschaftslogik unterworfen. Erst als Bekenntnis wird das Bekenntnis endgültig und unentrinnbar zu einem Instrument der Herrschaftslogik: Durch die Umkehr des Schuldbekenntnis im Glaubensbekenntnis bekenne ich die Schuld der Andern, die ich weder bekennen kann noch darf. Durchs Glaubensbekenntnis wird das Christentum zum Christentum für Andere, hat es sich selbst instrumentalisiert. Diese Logik der Instrumentalisierung, die in der Theologie sich entfaltet hat, ist dann zum Modell der naturwissenschaftlichen Aufklärung geworden.
Die Bekenntnislogik reprodziert und stabilisiert die Gewalt des Begriffs, während die Nachfolge den Begriff zurückübersetzt in den Namen (die Blätter des Feigenbaums zurückübersetzt in die Frucht).
Gewinnt die Tatsache, daß nach dem Ende der Märtyrerzeit die geschlechtsspezifische Aufteilung der Heiligen in (männliche) Bekenner und (weibliche) Jungfrauen erfolgt, im Kontext dieser Logik nicht eine ungeheure symbolische Bedeutung?
Es gibt keinen Weltbegriff ohne das projektive (feindbildlogische) Moment, das in dem Namen der Barbaren erstmals sich ausdrückt. Dieses projektive Moment ist in der Bekenntnislogik zur logischen Automatik geronnen: Deshalb gehört zur Bekenntnislogik ein eliminatorischer Wahrheitsbegriff: das Feindbild, die Ausgrenzung der Verräter (der Häresien) und die Frauenverachtung.
Sind nicht die Christen reflektierte Barbaren, und gehörte zur Rehellenisierung des Christentums nicht die erneute projektive Ableitung dieses Syndroms im Namen der Wilden (auch im Begriff der „rohen Natur“, die nur durch Bearbeitung zu humanisieren ist)?
Wer mit dem Verurteilen das Verstehen tabuisiert, die Fähigkeit, auch ins Verurteilte noch sich hineinzuversetzen, unterdrückt, fördert die Barbarei, die aus dem Vorurteil folgt. Und diese Geschichte (die Geschichte des Vorurteils) hat angefangen in der Geschichte der Dogmas, im Kampf gegen die Häresien, die auch nur verurteilt, aber nie verstanden wurden. Wer heute eine transzendentale Logik schreiben wollte, müßte sie als Reflexion der Bekenntnislogik schreiben, ihr Ziel wäre eine Theorie des Antisemitismus, der Xenophobie und des Sexismus. Diese Reflexion könnte dann allerdings vor dem Naturbegriff nicht halt machen, sie würde ihn sprengen.
Im Bekenntnisbegriff ist das Pharisäische zu einem Teil des logischen Systems und damit instrumentalisiert worden. Und die kirchliche Rezeption Pharisäer-Kritik, der Verurteilung der Pharisäer, gehörte zu den Grundlagen des Bekenntnisbegriffs. Das Symbol dieser Geschichte ist das biblische Symbol des Feigenbaums.
Zur Logik der Verurteilung gehört Walter Benjamins These vom mythischen Charakter des Rechts, und es ist nun wirklich ungeheuerlich, daß es – soweit ich sehe – zu Derridas „Gesetzeskraft“, zu seinen Reflexionen zu Benjamins Kritik der Gewalt, aus dem Bereich der Frankfurter Schule keine Erwiderung gibt.
Das Problem, die Geschichte der RAF zu verstehen, gehört in den Umkreis der Reflexion der Logik der Verurteilung (und der Bekenntnislogik). Die RAF ist in extremer und signifikanter Weise (für sich selbst wie für die staatliche Verfolgung) zum Opfer der Logik der Verurteilung geworden. An den RAF-Prozessen wäre nachzuweisen, daß das Problem RAF auf diesem Wege nicht zu lösen ist, es sei den über die Selbstzerstörung der Gesellschaft.
Die Reflexion der Bekenntnislogik schließt die Revision der Geschichte der Aufklärung, die mit der Dialektik der Aufklärung begonnen wurde, mit ein.
Die Bekenntnislogik und das Dogma sind Stabilisatoren der Rechtfertigungszwänge, die durch Reflexion aufzulösen wären.
Der Satz „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet“ widerlegt die Bekenntnislogik, entzieht ihr die Grundlage.
Die Logik der Verurteilung ist ein Sinnesimplikat der Geschichte des Begriffs. Deshalb ist die Weltgeschichte das Weltgericht. Und deshalb konnte Hegel diesen Schiller’schen Satz als Schlußstein seines Systems verwenden. – Aber dagegen steeht der Satz aus dem Jakobus-Brief: Die Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.
Aufgabe einer Theologie heute wäre es, das Dogma zurückzuübersetzen in eine Theologie der Erfahrung, in eine Logik-Kritik, die eins wäre mit dem Konzept, die Theologie hinter dem Rücken Gottes zurückzuübersetzen in eine Theologie im Angesicht Gottes. Das wäre zunächst ein sprachlogisches Problem, in dem ein reales Problem sich verbirgt: das der Apokalypse. Hierzu hat Franz Rosenzweig die ersten Stichworte geliefert: der Name ist nicht Schall und Rauch, und das Problem des Gottesnamens ist gründet in dem logischen Problem des Namens überhaupt. Das logische Problem der Verurteilung ist in der Logik des Begriffs selber präsent in der Frage der Konstituierung des Objekts, in der die Identität des Begriffs gründet. Oder anders: Das Problem des Gottesnamens, das Ton Veerkamp zu Recht ins Zentrum seiner „Autonomie und Egalität“ gerückt hat, ist das Problem der Selbstreflexion des Nominalismus, das in der Philosophie als das Problem der Rettung Kants durch seine Hegel’sche Widerlegung hindurch sich beschreiben läßt. Die Logik selber verändert sich, sie wird mit der Reflexion der Logik der Verurteilung, ihres blinden Flecks (des blinden Flecks, in den allein die Prophetie Licht zu bringen vermag), selber zum Medium der Reflexion. Ein sprachlogisches Hilfskonstrukt der Logik der Verurteilung, das zur Ursprungsgeschichte der Philosophie (und zur Konstituierung des Naturbegriffs) gehört, war der Name der Barbaren. Durch ihn ist der Objektbegriff als Repräsentant des Verurteilten, in dem der Begriff des Begriffs gründet, vermittelt.
Die Reflexion der Verurteilung ist ohne die Reflexion des naturwissenschaftlichen Erkenntnisbegriffs, in dem der Objektbegriff im Kontext seiner Konstituentien sich entfaltet, nicht mehr möglich. Deshalb ist das Kant-Studium immer noch unerläßlich.
Die Fundamentalontologie ist der Statthalter des Fundamentalismus in der Philosophie. Merkwürdig, daß dieser Fundamentalismus, der einmal als weit folgenreicher sich erwiesen hat, weniger Widerstand hervorruft als der religiöse.
Hat nicht der Satz „Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben“ etwas mit dem Traum des Nebukadnezar zu tun? Ist nicht die Klugheit der Schlangen der Traum des Nebukadnezar? Oder anders: Ist nicht die Hegel’sche Philosophie einer der Verkörperungen sowohl der Klugheit der Schlangen als auch des Traums des Nebukadnezar, und war nicht Hegel ein halbierter Daniel, dem nur die Arglosigkeit der Tauben fehlte, um als ganzer Daniel den Traum seiner Philosophie auch deuten zu können?
Die Instrumente der Subjektivierung (der Sinnesqualitäten, der Kritik und der Schuld) wird innerhalb der Gersamtzusammenhangs der transzendentalen Logiken repräsentiert durch die Form des Raumes, durch das Geld und durch die Bekenntnislogik, die das Subjekt in die Rechtfertigungszwänge und deren projektive Verarbeitung hineintreiben.
Die Feindbildlogik transformiert die transzendentale Logik in die Urteilsmoral, sie verwandelt die Moral in eine Herrschaftsinstrument (in die Universalität einer Moral für andere).
Das verteidigende Denken ist nicht nur auf Gesellschaftliches bezogen: Emitte spiritum tuum, et renovabis faciem terrae. Die Logik der Naturwissenschaften ist als reine Objektlogik die Logik der Verurteilung, einer Verurteilung, die heute dahin tendiert, das verteidigende Denken schon vom Grund her auszuschließen.
Die Logik der Verurteilung ist die Logik des Vorteils, sie lebt von der Gewalt des Feindbildes.
Der Staat reproduziert sich durch die Sanktionierung und Ausbeutung des Rachetriebs in der Institution des Rechts, während die Kirche sich über die Sanktionierung und Ausbeutung Unschuldtriebs reproduziert.
Gab es in Israel Knäste (und waren die Schuldknechtschafts-Regelungen wie Sabbatjahr und Jubeljahr Institute zur Knastvermeidung)? Haben die Brunnen, in die Joseph und Jeremias geworfen wurden, etwas mit den Knästen zu tun?
Die Landesgrenze ist wie jede Abstraktionsgrenze eine Verurteilungs- und Schuldgrenze. -
8.3.1995
Der Plural majestatis ist ein Produkt der Logik der Schrift. Durch die Monologisierung der Sprache (eine Folge der Logik der Schrift) wird sie zum Selbstgespräch. Ein König hat Berater, aber entscheiden muß er für sich (dieser Satz scheint eine conditio des autoritären Charakters zu sein, der wie die Majestät, dialogunfähig ist).
Scheler hat das Paradigma einer Religionsphilosophie geliefert, deren Grundlage die theologischen Mucken der Ware sind.
Die Prophetie ist der Eckstein, den die Bauleute verworfen haben.
Die Grundlage des theologischen Satzes von der Erhaltung der Welt ist nicht die Form des Raumes (das Inertialsystem), sie liegt in der Konstruktion des Himmels verborgen.
Was bedeutet es, wenn nach islamischer Tradition Gott jeden Tag die Welt neu erschafft? Wie verhält sich der islamische Schöpfungsbegriff zum biblischen Schöpfungsbericht (insbesondere zum siebten Tag)?
Haben das tohu wa bohu und die Finsternis über dem Abgrund und der Geist Gottes, brütend über den Wassern, etwas mit den drei abrahamitischen Religionen zu tun, mit Judentum, Islam und Christentum (jeweils in dieser Reihenfolge)?
Eine Kritik des Ansatzes der Kant-Laplaceschen Weltentstehungs-Theorie würde auch deren moderne Derivate (Urknall und schwarzes Loch) treffen.
Der Orion und die Plejaden: Sind sie die Reflexion des Planetensystems am Fixsternhimmel?
Die Naturwissenschaften rücken die Welt in die Perspektive des Eigeninteresses. Aber dieses Eigeninteresse steht unterm Bann der Äquivalenz von Einzelnem und Allgemeinem (der Beziehung von Privateigentum und Staat). Das Gewaltmonopol des Staates und der Nationalismus (das logische Fundament der Privateigentums-Gesellschaft) gehorchen einer Logik, die in den Naturwissenschaften gegen die Natur sich richtet. Kein Zufall, daß die Objektivation der Natur zu Beginn sowohl der alten als auch der neuen Geschichte mit der Astronomie anhebt (als Legitimationswissenschaft des Staates: Newtons „absoluter Raum“ war einer der logischen Gründe des politischen Absolutismus: der Privatisierung der Herrschaft).
Die kopernikanische Wende hat die „Völker, Stämme, Sprachen und Nationen“ im Begriff der Nation kontrahiert (und neutralisiert): Die rassistische Wendung der Sprachwissenschaft (die Rückführung der indogermanischen Sprachen auf eine indogermanische Rasse) gründet in dieser Logik. Die sprachgeschichtliche Aufklärung des zugrunde liegenden Sachverhalts wird erst möglich sein, wenn es gelingt, den sprachlogischen Grund der indogermanischen Sprache zu entschlüsseln.
Einstein hat die im Relativitätsprinzip verkörperte Beziehung von Bewegung und Ruhe neu definiert und durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit konkretisiert. Das Licht, nicht der Raum definiert die Dauer, von der Folge und Zugleichsein (die anderen Attribute der Zeit) unterschieden werden müssen. Nicht mehr zu halten ist das im Raum verkörperte Moment des Zugleichseins, zumindest in dem Sinne, in dem es Vergangenheit und Zukunft von sich (vom Präsens) ausschließt, den Raum zur Wasserscheide der durchs Inertialsystem äqualisierten (zum Zeitkontinuum verräumlichten) Dimensionen der Zeit macht. Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ist die Rache der Asymmetrie von Zukunft und Vergangenheit an der homogenisierten Zeitvorstellung. Es gibt ein Zugleichsein mit dem Vergangenen (die auch die zukünftige Vergangenheit umgreift): das Überzeitliche, und mit dem Zukünftigen (auch der vergangenen Zukunft): die Idee des Ewigen.
Hat der Satz über die „Lichter … an der Feste des Himmels“: „sie sollen als Zeichen dienen und zur Bestimmung von Zeiten, Tagen und Jahren“ (Gen 114), etwas mit den Zeichen an Hand und Stirn (in Ex 131ff, 1311ff, Dt 64ff und 1113ff) und haben beide etwas mit den Zeichen an Hand und Stirn in Off 1316 zu tun? Hat die kopernikanische Wende das Zeichen an Stirn und Hand geheftet (sowohl Kopernikus als auch Newton waren Geldtheoretiker), und hat dieses Zeichen etwas mit dem Zeichen des Kain zu tun?
Der Traum von einer Laientheologie, den ich mit einigen Freunden während des Theologiestudiums kurz nach dem Krieg geträumt habe, war ein Nebukadnezar-Traum: Ich mußte den Traum erst finden, um ihn dann deuten zu können.
Heute morgen eine Karikatur in der FR, zum Welt-Frauentag: ein Globus mit dem Abdruck eines Kußmundes. Angesichts der Zustände, an die dieser Tag erinnern soll, schlicht eine Geschmacklosigkeit. Aber erinnert es nicht an das Problem der Schiller-Beethovenschen Ode an die Freude: Auch hier gibt es „diesen Kuß der ganzen Welt“, und das im Kontext einer schrecklichen (dazu anatomisch unmöglichen) Vision: Alle Menschen werden Brüder. Wäre es nicht an der Zeit, daß endlich alle Brüder Menschen werden? -
01.11.93
Sind Brot und Wein Symbole für Nomen und Verb (sind Wein – und die Trunkenheit -, sowie Wasser und Blut gemeinsame Symbole des Verbs; und ist das Nomen nicht das abgestorbene – gemordete -und wieder auferstandene Verb)?
Die Nomina werden bestimmt durch Kasus (die „Fälle“), Geschlecht und Numerus, die Verben durch Modus, Tempus und Person.
Hermann Cohen (Religion der Vernunft, S. 89, vgl. auch S. 120) weist zu 4 Mos 208: „… und redete vor ihren Augen mit dem Felsen, daß er sein Wasser spendete“, darauf hin, daß Moses nach rabbinischer Tradition sich verfehlte („Gott als Geist verleugnete“), weil er auf den Felsen geschlagen hat, anstatt ihm durch das Wort das Wasser zu entlocken.
Adam, die Schlange und der Staub: Begriff und Vorstellung der Materie repräsentieren die zurückgestaute Kraft des Namens (und den Grund der Trunkenheit). Sie gründen in der selbstreferenziellen Struktur des Systems und konstituieren das projektive Moment in jeder begrifflichen Erkenntnis (keine Projektion ohne Mordlust).
Der Grund repräsentiert die benennende Kraft in der Erkenntnis: So hängt er mit dem Begriff der Materie, der ihn zugleich neutralisiert, zusammen.
Die Orthogonalität begründet die Negativität (das mathematische Element: die Ununterscheidbarkeit von Positivem und Negativem, von Richtung und Gegenrichtung) im Begriff der Dimension.
Beziehen sich die „Attribute des Seins“ (Cohen, S. 109): die Einheit, die Allmacht und die Allwissenheit, nicht auf die transzendentalen Totalitätsbegriffe: Welt, Natur und Wissen?
Das Opfer: eine Vorform des Tauschprinzips?
Ist der Löwe der Typos der Geldwirtschaft (und das Lamm Typos des Schuldenopfers)?
War das Opfer der Söhne und Töchter, die „durchs Feuer geschickt“ wurden, ein Opfer an den Drachen, und hängt es zusammen mit dem Staub, zu dem Adam wird und den die Schlange frißt?
Ist der Adressat des Erstgeburtsopfers (siehe die Exodusgeschichte) nicht der gleiche Dämon, dem der Ursprung des Staates und der Philosophie sich verdankt?
Die Ambivalenz des Lachens rührt her von seiner Beziehung zum Schmerz. Ist nicht heute alles Lachen projektives Lachen (der verdrängte, nicht der aufgehobene Schmerz): Schadenfreude (nach dem deutschen Sprichwort die „beste Freude“) ist das Gegenteil der Freude, ein Instrument der Selbsterhaltung der Ichschwäche. Setzt sich, wer sich das Lachen der Verzweiflung verbietet, nicht dem Irrsinn aus?
Das wirkliche Objekt des Darwinismus ist nicht die Naturgeschichte, sondern die Wirtschafts- und Geistesgeschichte.
Die Anwendung des Schiller-/Hegelschen Satzes „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht“ auf den Darwinismus führt zu dem Resultat, daß alle Tiere verurteilt sind und nur als Verurteilte (als Gattung) überleben.
Hat das Joch des Jeremias etwas mit dem Gordischen Knoten (und mit Alexander) zu tun?
Ist die Beziehung des ersten Teils des Stern der Erlösung zum Mythos in der Funktion des Naturbegriffs, seiner Bedeutung für die Konstruktion des Ganzen, begründet? Und ist deshalb der „Übergang“ zur Offenbarung nur mit Hilfe des Erkenntnisgebrauchs der Umkehr, die allein das projektive Moment im Anfang tilgen kann, möglich?
Der Naturbegriff ist das Produkt der verweigerten Umkehr. Deshalb bezeichnet er aufs genaueste die „Pforten der Hölle“. -
06.06.92
Armut ist die Energiequelle, aus der der Kapitalismus den Reichtum schöpft. (Zum Begriff des Proletariats: Wer kein Eigentum hat, ist durch seine „Existenz“ schon verschuldet und muß seine Schulden lebenslänglich abarbeiten.)
Mit der Denunzierung des Marktes als Götzen ist noch nicht viel getan; sie erinnert zu sehr an die Auseinandersetzung mit den „Häresien“; sie unterstellt, daß eine Gesinnungs- (Bekenntnis-) änderung schon der Anfang einer Änderung der Dinge sei. Notwendig wäre die genaue Analyse der Gewalt, die im Markt sich zu einem die Gesellschaft insgesamt beherrschenden System zusammengeschlossen hat; das Pseudoreligiöse am Markt ist Teil der Vergötzung der Macht: Teil eines Religionsbegriffs, dessen christliche Ursprünge zu bestimmen wären.
Mit der Armut exportiert diese Gesellschaft auch die Paranoia: die autoritären Systeme und den Terror in die Dritte Welt. Hier liegt die Schuld der Kirche, daß eine wirkliche Bekehrung trotz der Christianisierung nicht gelungen ist.
Wie hängen die Banken mit dem Militär zusammen?
Das Futur II und die Astronomie: Schon im Schöpfungsbericht wird den Leuchten am Himmel die Herrschaft über die Zeit übertragen.
Welches waren die jüdischen Opfertiere: u.a. das Lamm (Vorbild des Gottesknechts), die Tauben (Typos des Heiligen Geistes) und der Stier (Verkörperung JHWHs?).
Zu dem Schiller-/Hegel-Wort „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht“ (die Welt als Inbegriff des richtenden Prinzips in der Geschichte): Heißt das nicht im Hinblick auf Heidegger, daß er durch die Fundamentalontologie, durch den Begriff der Eigentlichkeit, der Entschlossenheit, des Vorlaufens in den Tod, sich selbst an die Stelle dieses richtenden Prinzips zu setzen versucht, damit jedoch das Gericht auf sich zieht (dieses Gericht über Heidegger wäre die Neubegründung der Theologie). Es war seit je die Anpassung an die Welt, die das Gericht auf sich gezogen hat (die Anpassung an die Welt oder die Verführung des Richtens). Der Weltbegriff ist das Subjekt und Medium der Erbschuld (das ist der präzise Sinn von Joh 129). Der Naturbegriff als Inbegriff des Objekts (Nicht-Subjekts) vermischt den Begriff des Opfers mit dem der Unschuld der richtenden Gewalt, verleiht ihm die exkulpatorische Kraft, die auch im naturwissenschaftlichen Erkenntnistrieb mit enthalten ist. Vorbild des modernen Naturbegriffs war u.a. der christliche Typos der Jungfrau.
Der Begriff der Rechtfertigung bezeichnet ein Moment der Bekenntnislogik: die falsche Form der Schuldverarbeitung.
Lassen sich die unterschiedlichen Beziehungen rechter und linker politischer Gruppen zu Tod aus den unterschiedlichen Beziehungen von Markt- und Planwirtschaft (Babel und Ägypten) zur Zeit herleiten?
Als Grundlage der Handels- und Rechtsbeziehungen im Imperium Romanum war das Pantheon zugleich Grundlage der Pax Romana.
Hat nicht die Übernahme der Sünde der Welt etwas mit dem Baum des Lebens zu tun? Und verhält sich der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zum Baum des Lebens nicht wie die Philosophie zur Prophetie, oder wie die Erkenntnisfunktion des Raumes zur benennenden Kraft der Sprache?
Bedeutung des Tierkreises:
– in der chaldäischen Astrologie,
– im griechischen Mythos (Idee des Heros),
– in den Megalith-Kulturen,
– in der jüdischen Tradition (Tierkreis-Mosaiken in antiken Synagogen?).
Hat der später als Sothis-Periode mißdeutete Sachverhalt in der ägyptischen Geschichte etwas mit dem Tierkreis zu tun? Ist die Patriarchen- und Exodus-Geschichte so etwas wie ein Astral-Mythos?
Freude, Lachen und Johlen; oder: Befreiung, Herrschaftskritik und Freude, und Herrendenken, Objektivierung durch Lachen, Johlen und Rache.
Die Instrumentalisierung der Welt und die Zerstörung der teleologischen Prinzipien gehören zusammen; sie machen den Raum frei für das liberum arbitrium und die Subjektivierung der Zwecke, die dann selber wiederum über das Tauschprinzip und die Geldwirtschaft in eine der instrumentalisierten Welt angemessene Beziehung gerückt werden. In der instrumentalisierten Welt gibt es zur Herrschaft keine Altenative.
Hat nicht die Übersetzung des zweiten Gebots in „Du sollst nicht fluchen“ ein ähnliche Funktion wie die des achten „Du sollst nicht lügen“? Auch das „Du sollst nicht fluchen“ ist ein Teil des Herrschaftsmechanismus, der Herrschaftskritik schon im Keim unterdrückt. Beide Übersetzungen haben hinterhältig und gemein gewirkt.
Hat Auschwitz nicht eine zweitausendjährige Vorgeschichte? Und ist die Angst im Garten Gethsemane nicht eher auf diese Geschichte als auf die private Todesfurcht zu beziehen?
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