Sexualmoral

  • 25.9.1995

    Jesus hat die Feindesliebe gelehrt, aber das Christentum hat dazu das Feindbild erfunden. Mit der Bekenntnislogik sind die Elemente des Feindbildes entfaltet worden: der unmittelbare Feind, der Verräter (der Sympathisant) und die Gesamtheit dessen, was unten ist (die Armen, Schwachen, Behinderten, die Unterdrückten und Ausgebeuteten, die Frauen).
    Judas war der Prototyp des individualisierten Feindes, mit dem Verrat als Individuationsprinzip. Was bedeutet der Beiname Iskariot? – Judas war nicht listig, eher ein Verräter aus ehrenhaften Motiven, am Ende ein Verzweifelter: er handelte zwar zunächst hinter dem Rücken, dann aber im Angesicht und auf offener Bühne. Die Personalisierung der List, die hinter dem Rücken und im Dunklen agiert: das Objekt paranoischer Herrenängste, Grundmodell aller Verschwörungsängste, gehört zur germanischen Mythologie (und ist in deren Kontext zum „Teufel“, der ursprünglich etwas anderes bezeichnete, geworden).
    Feindbild und Ghettobildung: Die Bekenntnislogik ist der Grund der Weltanschauungsghettos.
    War nicht das jesuanische Gebot der Feindesliebe eine Fortbildung des Gebots, die Fremden zu achten (und die Figur des Feindes die bekenntnislogisch fortgeschriebene Figur des Fremden)?
    Das Glaubensbekenntnis als Umkehrung des Schuldbekenntnisses verschiebt die Umkehr aus dem Bereich des Handelns in den der „Überzeugungen“.
    „Standort Deutschland“: Der Schluß, der aus den schon ein wenig konfusen Reflexionen Noam Chomskys zu ziehen wäre, liegt, wie mir scheint, darin, daß die Symbiose von Politik und Ökonomie nicht mehr aufzubrechen ist. Das Handeln der Regierungen hängt nicht mehr von der Zustimmung der Bevölkerung (z.B. von einer Politik der Beschäftigungssicherung), sondern von der Teilhabe des Staates an den Umsätzen und Gewinnen der Großunternehmen und von der Ausfuhrbilanz der Industrie ab. Indikator der Handlungsfähigkeit ist nicht zufällig die Geldwertstabilität. Gegen diesen Realitätsblock, an dem jedes Raisonnement abprallt, wird Öffentlichkeit in zunehmendem Maße funktionslos, ohnmächtig und hilflos, nützlich nur noch Tranquilizer, dessen wirksamste Form immer schon der Nationalismus war. Standort Deutschland ist ein Slogan deutscher Machtpolitik.
    Die Idee des Fortschritts stabilisiert den Weltbegriff und die Rechtfertigungszwänge, denen er sich verdankt, durch die eingebaute Diskriminierung der Vergangenheit. Aber spiegelt sich nicht in dem Dunkel, in das die Vergangenheit verdrängt wird, das Dunkel der Gegenwart?
    Das Licht, in dem wir die Vergangenheit sehen, ist determiniert durch das Bild der Welt, in der wir leben.
    Blinder Fleck: Die subjektiven Formen der Anschauung sind Entfaltungen des die Orientierung destruierenden und verwirrenden Prinzips. Durch die Neutralisierung der Beziehung von Oben und Unten wird die der begrifflichen Erkenntnis innewohnende, sie konstituierende Herrschaftsstruktur aus dem Blickfeld gerückt, verdrängt. Prophetie als das Vermögen der Reflexion von Herrschaft wäre das Licht in diesem blinden Fleck. Mit der Verdrängung der Prophetie wurde die Differenz zwischen theologischer Sprache und Herrschaftsmetaphorik unkenntlich gemacht. Theologische Metaphorik und Herrschaftsmetaphorik wurden in eins gesetzt. Die Übersetzung des Gottesnamens mit „Herr“, die Identifikation des Hörens mit dem Gehorsam, die Herausnahme der Barmherzigkeit aus dem theologischen Begriff der Liebe, die Individualisierung der Hoffnung, ihre Trennung vom Zustand der Welt, die Ersetzung der Herrschaftskritik durch die Sexualmoral sind Teil dieses Prozesses.
    Der blinde Fleck im Zentrum der Philosophie ist der Same des Tieres.
    Wenn Jupiter das Symbol der basileia, der Königsherrschaft, war, war dann die Sonne das des Caesarismus? Die Astrologie war die Kunst der Chaldäer, das Instrument der Begründung der Herrschaft Babylons.
    Das Subjekt der Ontologie ist die autoritäre Persönlichkeit.
    Die Kirchenkritik ist an verschiedenen Stellen der Evangelien verankert: in der Geschichte von den drei Leugnungen, in dem Kelchsymbol in Getsemane, in den zwei Lazarus-Geschichten, in den Stellen mit den sieben unreinen Geister.
    Die Tatsache, daß das NT in Griechisch geschrieben wurde, gehört zur descensio ad inferos (zum Tikkun).
    Überzeugungsarbeit: Nicht durch Überzeugung, sondern durch die Kraft der Erkenntnis gewinnt die Sprache Realität. In einer Welt, in der die CDU handelt und schweigt, während die SPD redet und nichts tut (in der die CDU die Realitäten schafft, die die SPD kommentiert), gibt es keine Alternative mehr zum Faschismus. Überzeugungsarbeit bleibt in den Rechtfertigungszwängen gefangen, die jeder Häme als offene Flanke sich darbieten (Gemeinheit ist kein strafrechtlicher Tatbestand; Problem der Beweislogik).

  • 20.9.1995

    Das Staatsschutzrecht versucht völkerrechtliche Probleme mit strafrechtlichen Mitteln zu lösen. Der Staat, der das Eigentum seiner Bürger begründet und schützt, ist selber der Eigentümer seiner Bürger. Fremde sind recht- und herrenloses Gut, und wer sich gegen den Staat stellt, macht sich selbst zum Fremden.
    Die Apokalypse ist das Korrelat der Prophetie unter den Bedingungen des Weltbegriffs. Die Sexualmoral, selber Nachfolger und Erbe des Astarte/Ischtar/Venus-Kults, ist das Produkt der Privatisierung des mit dem Weltbegriff entsprungenen Problems (Zusammenhang mit der „Venus-Katastrophe“, der Astrologie insgesamt?). Sie ist ein Symptom, keine Lösung des Weltproblems.
    BI-Plakat: „Alle reden vom Klima, wir machen es. Pro Platz in einem Flugzeug ruinieren sie die Atmosphäre bei einem Langstreckenflug wie durch 14 Jahre Autofahren.“
    Die Geschichte der drei Leugnungen steht genau an der Grenze (zwischen Synhedrium und Pilatus), an der das Christentum, indem es glaubte, den Staat für seine Zwecke instrumentalisieren zu können, selber zu einem Instrument des Staates geworden ist.
    Die Geschichte der Theologie steht unter einem Bann, der allein mit Hilfe der Geschichte von den drei Leugnungen zu lösen wäre. Die „drei Leugnungen“ sind nicht ganz sinnlos: sie gehören zur Klugheit der Schlange, die nur durch die Arglosigkeit der Tauben sich heilen läßt.
    Zum Begriff (und zur Grenze) des Beweises (oder zu den Antinomien der reinen Vernunft): Die Unmöglichkeit, einen Verdacht zu widerlegen, ist kein Beweis. Sind nicht die subjektiven Formen der Anschauung die sich auf sich selbst beziehende Form des Verdachts, und ist nicht das Objekt Produkt der Unwiderlegbarkeit dieses Verdachts? Der apagogische Beweis ist keiner.
    Im Wort „Beweis“ steckt ein demonstratives Moment, das Weisen, das durch das Präfix be- die Reflexion auf den Andern in sich aufgenommen hat, in die Urteilslogik (und in die Logik des Weltbegriffs) integriert worden ist. Beweisen ist ein Weisen von außen, durch oder für einen Andern. Der wichtigste Beweis ist der Zeugenbeweis (die Berufung auf die Wahrnehmung eines andern), der durch die Formen der Anschauung (als Formen der Vergesellschaftung der Wahrnehmung, durch die meine Wahrnehmung mit der Wahrnehmung aller andern identifiziert wird) verinnerlicht und vergesellschaftet wird. Intersubjektivität (auch die des Urteilens) ist durch die Formen der Anschauung vermittelt, in den Formen der Anschauung sind Ankläger und Richter, Angeklagter und Zeugen systemisch vereinigt.
    Was bedeutet und worauf bezieht sich der juristische Begriff „Augenschein“? Im Zuge einer Ermittlung wird nicht gesehen, sondern „in Augenschein genommen“: das Sehen vergesellschaftet. Das Präsens, die Gegenwart, ist das Korrelat des Augenscheins, nicht des Sehens, der Augenschein ein Produkt des Indikativs, durch den das Sehen juristisch verwertbar wird, durch Subsumtion unter die Beweislogik. Der Indikativ ist eine Sprachform, die im Bannkreis des Wertgesetzes und der Beweislogik sich gebildet hat.
    Die ungeheure Bedeutung der kantischen Antinomien der reinen Vernunft liegt darin, daß aus ihnen die Prävalenz der Vergangenheit in der Beweislogik sich ablesen läßt. Durch die Subsumtion unter die Vergangenheit wird die Sache ästhetisiert, den subjektiven Formen der Anschauung und damit einer Logik unterworfen, in der auch das kontrafaktische Urteil gründet: Hier kann alles auch anders sein. Die Antinomien sind die Rache des kontrafaktischen Urteils an seinen Konstituentien. Kontrafaktische Urteile sind ein Hinweis darauf, daß es keinen absoluten Indikativ gibt.
    Der Verdacht ist der Grund der synthetischen Urteile apriori, sein gegenständliches Korrelat das Reich der Erscheinungen. Gegen ihn steht das verteidigende, parakletische Denken.
    Die Logik der Schrift und die Erfüllung des Wortes: „Nur Gott sieht ins Herz der Menschen.“ Auch dieser Indikativ ist eigentlich ein Imperativ, theologischer Grund des parakletischen, verteidigenden Denkens. Als Indikativ ist der Satz das Signum des steinernen Herzens, als Imperativ der Beginn der Umwandlung des steinernen in ein fleischernes Herz, der Beginn der Transformation des Opfers in Barmherzigkeit.

  • 10.9.1995

    Was hat die Spinne mit dem Inertialsystem zu tun, und wen repräsentiert das Inertialsystem?
    Wenn die Spinne etwas mit der Sexualität zu tun hat, dann als Instrument und Produkt ihrer Verdrängung (merkwürdige symbiotische Beziehung der Insekten zur Sexualität: Spinnenweibchen, die nach der Begattung die Männchen töten, Symbiose von Blumen und Insekten <Beziehung zum Licht, zur „Fortpflanzung“>, staatsähnliche Organisation der <materiellen und sexuellen> Reproduktion bei Ameisen, Bienen u.ä.).
    Verdrängung ist nicht nur ein psychologischer Sachverhalt, sondern ein Moment im Begriff der Objektivität selber. Mit dem Konstrukt der „sekundären Sinnesqualitäten“, mit der Subjektivierung der Empfindungen, ist der Sensibilität der Boden entzogen, die Wahrnehmung des Leidens, des Schmerzes verdrängt worden.
    Ist nicht die Mikrophysik der vollendetste Ausdruck von Verdrängung, und läßt sich nicht der Punkt, an dem diese Verdrängung sich vollendet, ihre objektivitätsbegründende Kraft beweist, benennen: im Planckschen Wirkungsquantum, der Verkörperung der Redundanz (die nicht zufällig zum Schlüssel der ganzen Mirkophysik geworden ist)?
    Spinnen: Während Fische, Vögel und Säugetiere als Verkörperungen von Instrumenten sich begreifen lassen, als Objekte im Inertialsystem, verkörpern Insekten das symbiotische Prinzip der Instrumentalisierung, das Inertialsystem.
    Wer ist Beelzebul (Baal Sebub, „Herr der Fliegen“, der Gott von Ekron, 2 Kön 12,3,6,16)? Nach den Evangelien war er der „Oberste der Dämonen“ (Mt 1025, 1224ff, Mk 322, Lk 1115ff)?
    Während die Zürcher Bibel Baal Sebub (den „Fliegengott“) für das Original hält und den Beelzebul (mit der unmöglichen Begründung: „weil man sich scheute, den Namen dieses heidnischen Gottes auszusprechen“!) als eine veränderte Fassung ansieht, ist nach Reclams Bibellexikon (S. 67, ähnlich Ton Veerkamp, Die Vernichtung des Baal, S. 144ff) der Baal Sebub (der Fliegenmeister) eine ironisierende Entstellung des Baal Zebul („Baal, der Erhabene“, des Gottes von Ekron), der so korrekt in den Evangelien zitiert wird (als „Oberster der Dämonen“). Liegt nicht die größte Gefahr der christlichen Theologie darin, den Indikativ für die grammatische Grundform der Theologie zu halten; so ist sie unfähig geworden, ironische Stellen in der Schrift überhaupt noch wahrzunehmen (vgl. auch das Buch der Richter und die Arbeit von Lillian Klein dazu: The Triumph of Irony in the Book of Judges).
    Wenn der Baal Sebul eigentlich der Baal Zebub ist, wer ist dann Sebul (der Statthalter Abimelechs in Sichem, Ri 928ff)?
    Bei Mt (1231) und Mk (329) schließen sich die Stellen über die Sünde wider den Heiligen Geist an, bei Lk (1124ff) die Stelle über die sieben unreinen Geister (vgl. auch Mt 1243 und 2 Pt 220).
    Der Herr der Fliegen und der Oberste der Dämonen: Ist nicht die Spinne der Herr der Fliegen? Was haben die Dämonen mit dem Inertialsystem zu tun (die Elektrodynamik ist die Physik des Inertialsystems, die Mechanik die der Objekte im Inertialsystem)?
    Sind Säugetiere mechanische, Insekten hingegen elektrodynamische Tiere (sind nicht Insekten resistent gegen radioaktive und atomare Strahlung)? Hängt die Fähigkeit der Insekten zur Staatenbildung, zur „organischen“ Funktionsverteilung in einer durchorganisierten Gemeinschaft, ihre gleichsam planetarische Gemeinschaftstruktur, damit zusammen? Gibt es einen Zusammenhang des Baal Sebub mit der Astrologie? War nicht die Baals-Religion, der Prototyp des „Götzendiensts“, als Herren-Religion eine Sternen-Religion?
    Genitiv (und der zugehörige Akkusativ) ist die dem Indikativ zugehörige Deklinationsform, der Dativ (und der Nominativ) korrespondiert dem Konjunktiv und dem Imperativ. Das Inertialsystem vollendet das Neutrum (es bringt Dativ und Nominativ als Repräsentanten des Adressaten in der Sprache zum Verschwinden). Der Indikativ verabsolutiert die Herrschafts- und Eigentumsordnung, in der Philosophie die Ontologie (und begründet so die dämonische Ordnung und ihr Korrelat: die Besessenheit), er destruiert die Idee des Heiligen (die Idee eines der Herrschafts- und Eigentumsordnung, der Objektwelt und dem Gesetz der Instrumentalisierung enthobenen Bereichs).
    Wird der Genitiv (der Sprachgrund der Herrschaft und des Eigentums) nicht vom Rachetrieb beherrscht?

  • 30.8.1995

    Die „Ohrenbeichte“ hat das Opfer, auf das die Idee der Versöhnung eigentlich sich bezieht, durch den Priester ersetzt. Nicht zufällig ist der Kern der Beichtpraxis die Sexualmoral.
    Die Notwendigkeit der Reflexion von Herrschaft gründet in dem Satz, daß nur Gott ins Herz der Menschen sieht.
    Die kantische Vernunftkritik hat der Idee eines herrschaftsfreien Diskurses schon den Boden entzogen, bevor sie erfunden wurde. Im Kontext der subjektiven Formen der Anschauung (und unter dem Bann des Indikativs) gibt es keine herrschaftsfreie Sprache. Die Reflexion von Herrschaft fällt mit der Reflexion der subjektiven Formen der Anschauung zusammen.
    Die subjektiven Formen der Anschauung sind ein Instrument der asymmetrischen Spiegelung. Und der Begriff der Erscheinung bezeichnet ihr Produkt. Die Kritik der intentio recta ist der Motor der Kritik der subjektiven Formen der Anschauung, ihr Ziel die Heiligung des Gottesnamens.
    Durch den Begriff der Zeugung, der eigentlich die Adoption (mit der der Caesar seinen Erben bestimmte) meint, ist das Prinzip der monarchischen Form der Herrschaft in den Kern der Theologie mit hereingenommen worden. Als Konstantin sich für die homousia aussprach, wußte er, was er tat (und wenn Theologen noch heute glauben, sie hätten den Caesar überlistet, sind sie immer noch das Opfer ihrer selbstverschuldeten Unmündigkeit und unfähig zu begreifen, wie sie selbst überlistet worden sind). Aus diesem Konstrukt ließe sich das Konstrukt (und die Funktion) der Sexualmoral herleiten.
    Läßt der Generationenkonflikt sich aus dem (vermutlich baaderschen) Satz herleiten, daß das Erkennen mit dem Erkanntwerden konvergiert? (Als Adam sein Weib „erkannte“, wurde er erkannt.)
    Der Satz, daß nur Gott ins Herz der Menschen sieht, macht den blasphemischen Mißbrauch der Religion unmöglich. Aber ist nicht jede Religion ein blasphemischer Mißbrauch (und verweist dieser Mißbrauch nicht auf das Zentrum der Verstrickung von Religion in die Herrschaftsgeschichte)?
    Zur Kritik der Anschauung: Bilder sind Instrumente der Vergewaltigung (ist dieses Wort nicht selber ein Produkt von Vergewaltigung: gebildet wurde es mit Hilfe zweier Präfixe und zweier Suffixe).
    Die Analyse der projektiven Züge in der Verfolgung der raf rechtfertigt nicht die Taten der raf. Gründet in der Unfähigkeit zu einer solchen Analyse nicht der Konformismus der Medien und die Verwechslung von Genitiv und Dativ?
    Heute wird die freie Phantasie durch Rechtfertigungszwänge und durch Allmachtsphantasien blockiert.
    Pranger: Ist nicht das Gejohle das immanente telos des Fernsehens (der Medien), liegt es nicht in der Fluchtlinie ihrer eigenen Logik? Symbolisch, wenn Zuschauer wie Delinquenten vorgeführt werden und sich das als Ehre anrechnen. Und ist das Zuschauen nicht eine Einübung in den Hohn?
    Greuel am heiligen Ort: Wird nicht die Religion heute zum Gottgejohle?
    Der Faschismus war eine Verkörperung der Sünde der Welt (Joh 129). So hat er an den Grund der Welt gerührt.
    Allwissenheit und Allmacht sind Attribute, die Gott apriori nicht beigelegt werden können. Wenn es heißt, daß weder die Engel noch der Sohn die Stunde kennen, sondern nur der Vater, dann kann man sich auf das begrenzte Wissen der menschlichen Natur in Jesus berufen, es sei denn, daß man in dem Wort „Jesus als Mensch“ das „als“ als den Abgrund begreift, den auch die „Allwissenheit“ Gottes nicht zu überbrücken vermag (hier „brütet“ der Geist über den Wassern). Ähnlich enthält die göttliche „Allmacht“ (wenn man sie denn dann noch so nennen will) die konstitutive Beziehung auf Freiheit; ihre Grenze ist die Unfreiheit.
    Woher kommen eigentlich die Bezeichnungen der militärischen Einheiten: Armee, Division, Regiment, Bataillon, Kompagnie, Zug? Die Legion war eine Einheit des Römischen Heeres (und ein Name der unreinen Geister). War die Legion schon von Anfang an, was sie dann in Frankreich geworden ist, eine „Fremdenlegion“, ein Söldnerheer? Was hat die Kohorte mit dem Kohortativ zu tun (cohortatio = Anfeuerung, Modus der Ermahnung, Ermutigung, des Vorschlagens)?
    „Bewahrung der Schöpfung“: Der Naturschutz überträgt das Prinzip der zoologischen und botanischen Gärten auf die Natur insgesamt, und das aus Gründen, die mit der Geschichte und dem Stand der Naturbeherrschung zusammenhängen: mit der Geschichte und dem Stand der Vergesellschaftung von Natur oder mit dem Stand der Herrschaftsgeschichte insgesamt.
    Wenn Herrschaft auf ihren eigenen Grund zurückgreift, wird sie faschistisch.
    Es gilt, der Naivetät zu entsagen, es gäbe einen herrschaftsfreien Diskurs ohne Reflexion von Herrschaft. Zur Negativen Dialektik gibt es keine Alternative.
    Der Indikativ der Lehre hätte heute eine Gestalt, die er noch nie gehabt hat: die des Lösens.
    Zu Ez 412: Leben wir nicht in einer vorverdauten Welt, sind wir nicht allesamt Wiederkäuer? (Gehörte nicht das Wiederkäuen zu den Reinheitskriterien in der Schrift, vgl. Lev 113, Dt 146?)

  • 29.8.1995

    Rührt nicht die Trennung der Zeugung von den Toledot und ihre Hereinnahme in die Trinitätslehre an den Grund der Sexualmoral und der kirchlichen Frauenverachtung zugleich? Wie hängt das „Zeugen“ in der Trinitätslehre mit deren desensibilierenden Wirkung zusammen, mit der Zerstörung der Barmherzigkeit?
    Ist Tamar, die sich von Juda den Siegel, die Schnur und den Stab geben läßt (und deren Name in einer Spiegelgeschichte bei David wiederkehrt), die Kirche? (Was bedeutet die Schnur?) Vgl. hierzu, die Vorgeschichte (Einschub in die Josephs-Geschichte: Juda zieht, nachdem seine Brüder den Joseph an die Ismaeliter verkauft haben, von seinen Brüdern weg, heiratet eine Kanaaniterin …; erst danach beginnt die Geschichte Josephs in Ägypten). Wer ist der dritte Sohn Judas (Sela)? Rahab (deren Name auch der des Meeresungeheuers ist) kommt in der nachfolgenden fünften Generation in die Geschichte herein, Ruth in der sechsten. Alle vier Frauen haben mit der Juda/David-Geschichte zu tun. – Haben Jakob/Alphäus und Judas/Thaddäus etwas mit dieser Geschichte zu tun?
    Theologie im Angesicht Gottes hat nicht mehr Gott zum Gegenstand, sondern die Welt, die sie im Lichte seines Angesichts erkennt.
    Klara Butting vergleicht den Harem des Königs, das Frauenhaus, in dem die Mädchen „eingesammelt“ werden, mit den Getreidelagern, in denen Josef das Getreide einsammeln läßt (vgl. Est 23 und Gen 4134-37, Die Buchstaben …, S. 67).
    Sexismus und Antisemitismus: Waschti weigerte sich, sich vor den Augen aller ausstellen zu lassen; Mordechai weigerte sich, vor Haman das Knie zu beugen (Est 112 und 32).
    Glaube ohne Hoffnung und Liebe: Der Vertrauens-Slogan der Deutschen Bank ist einseitig; er gilt als Aufforderung an potentielle Kunden, der Bank Vertrauen zu schenken, er gilt nicht für die Beziehung der Bank zu potentiellen Kunden (hier gibt es die Schufa). Sein Modell sind die das Vertrauen ihrer Kinder einfordernde Autorität der Eltern oder das Vertrauen des Bürgers in den Staat. Der Begriff des Vertrauens ist theologischen Ursprungs: begründet wäre er allein als Ausdruck der Beziehung des Menschen zu Gott. So liegt er dem Begriff des Glaubens zugrunde, der ihn durch Universalisierung ins Eindimensionale verfälscht und für Autoritäts- und Reklamezwecke verfügbar macht, z.B. für die Werbung der Deutschen Bank, die, wenn sie Vertrauen sagt, eigentlich Glauben meint. Es ist die gleiche Einseitigkeit, die den Monolog, die Predigt, die Vorlesung, die Medien, das Radio, das Fernsehen, das Gesetz, die Verwaltung, die Wissenschaft und das Gerede: die m.e.W. jegliche Form der intentio recta und mit ihr jede Objektbeziehung charakterisiert (die deshalb als Grundform der Herrschaftsbeziehung sich erweist). Diese Einseitigkeit trennt den Objektivierungsprozeß (und das Reich der Erscheinungen, das er begründet und in dem er sich bewegt) von der Wahrheit. Sie selber gründet in den subjektiven Formen der Anschauung (auf die das biblische Kelchsymbol sich bezieht).

  • 28.8.1995

    Die Herrschaftsgeschichte löst die Menschen nicht nur aus der Dumpfheit, den Ängsten und der Not der Natur, sie verstrickt sie auch wieder in Natur, als deren Kern Herrschaft sich erweist. Als zweite Natur ist Herrschaft eine neue Quelle der Dumpfheit, der Ängste und der Not.
    Himmel und Sprache: In diesen Kontext gehören Wasser und Feuer, die Feste des Himmels und die Trennung der oberen von den unteren Wassern, der Bogen in den Wolken, der Menschensohn auf den Wolken des Himmels, das sich aufrollende Buch, die Heiligung des Gottesnamens. Ist der Indikativ (seine Beziehung zur Logik der Schrift und zum Wort, zu den beiden Bedeutungen des Perfekts) die Feste des Himmels (ist der Perfekt, die Beziehung von Vergangenheit und Utopie, die Feste des Himmels)? Wie verhält sich die Scham zum Himmel? Ist der Himmel die Schamgrenze, die die beiden Indikative von einander trennt (und verweist das Wort vom „aufgespannten Himmel“ auf die Spannung, die die Beziehung der Logik der Schrift zum Wort – die Beziehung dieser zur zukünftigen Welt – kennzeichnet: auf den prophetischen Erkenntnisbegriff und den Begriff der Lehre)?
    Scham ist die Fähigkeit, sich in den Augen der Andern zu sehen. Nur im Kontext der Scham gibt es die Nackheit (die zum Begriff der Tatsachen gehört). Nur im Kontext der Scham gibt es das Aufdecken der Blöße, das die Aufklärung seit ihrem Ursprung mit der Erkenntnis verwechselt. Der Radikalisierung dieses Erkenntnisbegriffs durch die Medien verdankt sich die endgültige Trennung von Realität und Sprache im Begriff der Information, der Nachricht, der Kommunikation, des Diskurses, und in diesem Kontext die Verschiebung von Genitiv und Dativ.
    Zur politischen Ökonomie der Medien (und der Banken?): Wenn Informationen zur Ware werden, werden sie zu einer paradoxen Ware, deren Produktion ihre Reproduktion, ihre Verwandlung in Masse, voraussetzt, einer ab ovo flüssigen Ware, deren Tauschwert, deren Masse, im Massenkonsum (wie der Kredit in der Kreditschöpfung) erst sich bildet. Wenn sie nach der Logik von Tausch- und Gebrauchswert sich konstruieren lassen, verhält sich diese Logik zu der der materiellen Produktion nicht ähnlich wie das Glaubens- zum Schuldbekenntnis: stehen beide nicht in der gleichen Beziehung der asymmetrischen Spiegelung? Die Extreme der Medien, die Propaganda und die Reklame, sind ein Teil ihrer Definition. Anders als in der materiellen Technologie setzt hier die Anwendung der Gesetze ihre Erkenntnis nicht voraus, sondern ihre Gesetze entspringen erst in ihrer Anwendung. So wie sie die Bedürfnisse, die sie zu befriedigen vorgeben, erst schaffen (aus einem Nichts, das zu bestimmen wäre), rechtfertigen sie sich durch einen „Erfolg“, den sie nicht mehr wahrnehmen dürfen (weil er sich selbst denunziert). Medien gehorchen einer Logik, die ausschließt, daß sie wissen, was sie tun. Die Subsumtion der Information unters Tauschprinzip (durch die sie zur Information überhaupt erst wird) ist kein leichtzunehmender Sachverhalt. Jede Propaganda ist eine propaganda fidei (einer „Philosophie“), und auch die Reklame ist Propaganda. Und jede „seriöse Presse“ ist eine, die weiß, daß sie propaganda fidei ist, die dem Gesetz einer eigenen Orthodoxie gehorcht.
    Stehen nicht die Medien und die Banken (ähnlich wie Glaubens- und Schuldbekenntnis) in einem Spiegelungsverhältnis, das sein asymmetrisches Pendant in der technischen und ökonomischen Naturbeherrschung hat?
    Ist die Sexualmoral der apokalyptische Unzuchtsbecher (Inbegriff der der Bekenntnislogik zugrunde liegenden Formen der Anschauung)? Welchen Stellenwert haben in diesem Zusammenhang der der Sexualmoral zugeordnete Begriff der Unschuld (die Beziehung confessio/virginitas), die kirchengeschichtlichen Phasen der Pornokratie und der Pornographie, die Institution des Zölibats (im Kontext von Ohrenbeichte, Fegfeuer und Ablaßhandel)?
    Dann aber gehört Adornos erstes Gebot der Sexualethik zur Kritik der Naturwissenschaften: Die Sexualmoral war seit je der Schatten der Geschichte der Naturbeherrschung.
    Gründet die Taufe in der Trennung der oberen von den unteren Wassern, und ist die Taufe das Symbol der Aufhebung dieser Trennung? Der Fehler des Christentums war es, daß es anstatt mit den oberen mit den unteren Wassern getauft hat: es hat immer nur bekehrt, nie die Umkehr vollzogen, es hat die Umkehr durch die Bekehrungswut ersetzt.
    Hegels Kritik des Sollens hat ihr fundamentum in re darin, daß das Gebot sich nicht ins Universale transformieren läßt. Hegel aber konnte vom Begriff des Universalen sich nicht befreien; so ist ihm die Menschheit zur massa damnata geworden, zum Kelch, aus dem „ihm seine Unendlichkeit“ schäumt.
    Ist nicht jeder Stern, unter dem einer steht, ein Jüngstes Gericht? Und gehört nicht zum Stern von Bethlehem der bethlehemitische Kindermord? Es käme darauf an, in dieser Geschichte nicht das Glück, entronnen zu sein, zu erkennen, sondern das Entsetzliche dieses Schuldzusammenhangs, in den das Kind von Bethlehem seit seiner Geburt verstrickt ist. Hat dieser Kindermord den Entronnenen nicht auch am Kreuz noch eingeholt?
    Ist nicht das Matthäus-Evangelium eine Rekapitulation oder eine Relektüre der Schrift insgesamt (oder nur eines Teils der Schrift, und wenn, dann welchen Teils)?
    Toledot: Die Trennung des Zeugens vom Schaffen und seine Hereinnahme in die Trinitätslehre („gezeugt, nicht geschaffen“) haben die Theologie insgesamt verhext.
    Zu Gen 24: Handelt es sich bei den „Zeugungen des Himmels und der Erde“ um einen genitivus subjectivus oder objectivus, sind Himmel und Erde die Erzeugenden oder die Erzeugten? In welcher Beziehung stehen die Toledot, die Zeugungen Adams und der ihm Folgenden, zum Erschaffen? Sind sie gleichbedeutend, gehen sie ihm (wie in der christlichen Theologie, in der Trinitätslehre: als ewige Zeugung des Sohnes) voraus oder folgen sie ihm (als zeitliches, selber geschaffenes Bild und Echo des Erschaffens) nach?
    Zu Mt 11ff und Lk 323ff: Zeugungen sind keine Stammbäume (Stammbäume sind umgekehrte Zeugungen).
    Der Objektivationsprozeß als Vergangenheitsproduktion. Wie verhalten sich das Objektivieren und die Objektivität, die Verweltlichung und die Welt?
    Politische Ökonomie der Naturwissenschaften: Verhalten sich die Banken zu Produktion und Zirkulation wie das Inertialsystem zu Physik und Astronomie?

  • 15.7.1995

    Es gibt eine Art von Naturschutz, die von den Allmachtsphantasien der Verwaltung durchsetzt, und die, indem sie Natur zum Verwaltungsobjekt macht, die letzte Erinnerung an Freiheit, für die Natur als Gegenpol des Gesellschaftlichen auch einsteht, aus der Natur austreibt.
    Hängt nicht die Sexualmoral mit dem Herrendenken über das Unschuldssyndrom zusammen. Im Ideal der Jungfräulichkeit (und in der Institution des Zölibats) wird ein Bild der Unschuld vor Augen gestellt, das dem Schein der Unschuld, auf den Politiker angewiesen sind, aufs genaueste korrespondiert. Zum Ideal der Jungfräulichkeit gehört ein vom Anthropomorphismus gereinigter Gott, ein Gott, den nichts reut. Das Jungfräulichkeitsideal ist ein Implikat des Herrendenkens. Das Unschuldssyndrom ist wie die theologische Beziehung von Natur und Übernatur, die den Bann des Naturbegriffs auf die Theologie überträgt, gnadenlos.
    In einer Welt, in der es Unschuld nicht mehr gibt – und eigentlich schließt der Weltbegriff Unschuld apriori aus -, gibt es nur noch den Schein der Unschuld: die Heuchelei. Heuchelei aber schließt das Tabu auf der Schuldreflexion mit ein. Das Dogma ist die spekulativ durchorganisierte Heuchelei, die in der Bekenntnislogik das Instrument ihrer redundanten Selbstbegründung gefunden hat (Zusammenhang des Logozentrismus mit dem Bann des Indikativs). Das Säkularisat dieses Heucheleikonstrukts sind die Naturwissenschaften. Der Naturbegriff begründet und stabilisiert den projektiven Erkenntnisbegriff, er begründet damit die Xenophobie (oder ist selber eine Folge und ein Mittel der Absicherung der Xenophobie). Für die Forstverwaltung sind Spaziergänger die Ausländer des Waldes.
    Woher stammt der Ausdruck „Behörde“, und was bedeutet das Suffix -de (vgl. auch Freude, Gemeinde oder Allmende; -de lt. Kluge ein Suffix zur Bildung von Adjektiv-Abstrakta, sekundär auch Verbalabstrakta, „heute nicht mehr produktiv“)?
    Gehört nicht zu dem alten Arbeitstitel „Religion als Blasphemie“ als Ergänzung der andere „Blasphemie als Gebet“? Wird nicht, wenn Religion zur Blasphemie geworden ist, das, was in dieser Religion als Blasphemie empfunden wird, zum Gebet?

  • 10.7.1995

    Die Bekenntnislogik
    – ist ein Produkt der Vergesellschaftung von Herrschaft,
    – sie instrumentalisiert die Religion, macht sie zur Religion für andere,
    – sie verhindert damit apriori die Gotteserkenntnis.
    Die Bekenntnislogik und der Weltbegriff begründen sich wechselseitig, zu ihren Ursprungsbedingungen gehören die Unfähigkeit zur Herrschaftskritik und eine rigide Sexualmoral, die die Stelle einnimmt, die die Herrschaftskritik zuvor geräumt hat (Produkt der Umkehrung des Schuldbekenntnisses). Die Bekenntnislogik ist der Kern eines jeden Fundamentalismus.
    Die Bekenntnislogik entspringt in der Umkehrung des Schuldbekenntnisses (im Rechtfertigungszwang, in der Apologetik), einem Verfahren der Instrumentalisierung, sie begründet, indem sie das Schuldbekenntnis instrumentalisiert, es reversibel und so technisch beherrschbar macht, das Schuldverschubsystem: An die Stelle des wirklichen Adressaten der Barmherzigkeit oder der Versöhnung: des Armen, des Fremden, des Geschädigten, des Opfers, des „Schuldigers“, tritt eine kollektive Instanz, die Kirche, die Nation, eine Partei, ein Verein.
    Die Bekenntnislogik erzeugt (durch Umkehrung der Logik des Schuldbekenntnisses) ihren eigenen Inhalt: Das christliche Dogma (die Opfertheologie, die Christologie und die durch beide definierte Trinitätslehre) ist ihr konsequentester Ausdruck, gleichsam der apriorische Inhalt ihrer transzendentalen Logik.
    Das Christentum hat die Bekenntnislogik weder erfunden, noch hervorgebracht; es war ihr erstes, allerdings zugleich auch paradigmatisches Opfer.
    Das Substantiv (Grab des gekreuzigten, gestorbenen und begrabenen „Wortes“, Repräsentant der Geschichte des Opfers und Realsymbol der Schuldknechtschaft in der Sprache) oder die Schrift als Spiegel der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen (vgl. Grammatologie, S. 208).
    Wenn der Name der heilige Ort ist, dann ist das Substantiv der Greuel am heiligen Ort. (Haben männlich und weiblich etwas mit Begriff und Namen zu tun?)
    Hat der „hebräische Sklave“ im Dt und bei Jer etwas mit der „hebräischen Schrift“ zu tun?
    Die Dornen und Disteln symbolisieren zusammen mit dem „Gesetz der Profangeschichte“ die Logik der indoeuropäischen Sprachen, der Herrschaftssprache. (Haben nicht auch die Nahrungsgebote einen sprachlogischen Sinn?)
    Sprachlogisch begründet die creatio mundi ex nihilo das Gewaltmonopol des Staates, seine „Allmacht“ (die jüdische Religion ist nicht „monotheistisch“, der Monotheismus ist der Erbe der Idolatrie mit universalem Anspruch).
    Das Zugrundeliegende ist das Unterworfene (das Objekt der heideggerschen Geworfenheit), es ist reines Substrat von Herrschaft (der Gekreuzigte).
    Bieten, beten, bitten: Verbot und Gebot leiten sich her vom Verbieten und Gebieten. Drückt nicht in den Präfixen ein Gestus sich auch?
    – Das Präfix ge- bezeichnet den Gestus des Gewährens, des Schenkens;
    – be- drückt das Handeln der Welt am Objekt aus: seine Veranderung, seine Verweltlichung;
    – ver- ist der Gestus der Vernichtung, der Annihilierung (der „Reinigung“ im Sinne der chemischen Reinigung, der Herstellung von Laborbedingungen, oder auch ihrer gesellschaftlichen Entsprechung: der Subsumtion unter die Verwaltung);
    – er-, wie in Erscheinung, Erzeugung, der Gestus des Hervorrufens;
    – zer- annihiliert nicht nur, sondern zerstört, zernichtet, zerlegt: es beschreibt das Töten als Produktion von Materie (paradigmatisch ist die Ersetzung des Geistes durchs Gehirn in der herrschenden Sprache, Verkörperungen des zer- sind Institutionen wie Anatomie, Schlachthaus, Konzentrationslager).
    Hat nicht die kopernikanische Wende das „prasselnde Feuer“ entzündet, in dem nach dem 2. Petrus-Brief (310) am Ende die Himmel vergehen werden (ist die kantische Philosophie der brennende, die Hegelsche der ausgebrannte Dornbusch)?
    Zum Begriff der Blasphemie: Mit den Scheiterhaufen hat das Christentum (als Agent der Welt) den brennenden Dornbusch in eigene Regie übernommen.

  • 7.7.1995

    Wie hängt die Furcht vor Einbrechern mit einer rigiden Sexualmoral zusammen? Drückt nicht in dem Wunsch nach einer starken Polizei (zu dessen Begründung die Einbrecherfurcht gehört) die Angst vor dem eigenen Trieb (der nur durch den Repressionsapparat, den die Polizei verkörpert, in Schach gehalten werden kann) sich aus?
    Ihr laßt die Armen schuldig werden: Der Begriff des Objekts ist ein Produkt des Schuldverschubsystems. Der historische Objektivationsprozeß korrespondiert aufs genaueste der Herrschaftsgeschichte. Die Geschichte des Objekts spiegelt die Geschichte der Beherrschten wider, vom Sklaventum über die Leibeigenschaft bis hin zur Lohnarbeit. Die Konstituierung dieses Begriffs, die im Inbegriff aller Objekte, im Naturbegriff, sich vollendet, fällt zusammen mit Ursprungsgeschichte der Handelssklaven, der Ursprungsgeschichte der Armut und der Gewalt. Nach biblischer Darstellung waren es im „Sklavenhaus“ Ägypten die eigene Bevölkerung, im Militärstaat Assur und in Babylon die Bevölkerungen der unterworfenen Länder und Städte, die in die Sklaverei gepreßt wurden; erst in Griechenland und Rom sind die Sklaven zur Ware geworden, die auf dem Markt angeboten und verkauft wurden; sie gehörten zum Sachen-, nicht zum Personenrecht.
    Haben das Neutrum und die Handelssklaven einen gemeinsamen Ursprung?

  • 7.5.1995

    Der Fundamentalismus verhält sich zur Religion wie die Vergewaltigung zur Sexualität.
    Die Weltgeschichte ist das Weltgericht: Heißt das nicht, daß wir uns im historischen Objektivationsprozeß das Urteil der Welt über das Vergangene zueigen machen (das Urteil besiegeln)? Und ist das nicht das Signum der Logik der Welt, daß sie zur richtenden Gewalt keine Alternative mehr kennt?
    Wer die memoria passionis von der Herrschaftskritik trennt, setzt sie der Gefahr aus, zu einem Hebel des Selbstmitleids zu werden. Herrschaftskritik aber ist Urteilskritik, ist Kritik des Begriffs.
    Aufmerksamkeit ist das natürliche Gebet der Seele: Alle, die nach dem Kriege sich auf ihr Nichtwissen berufen haben, bestätigen damit nur, daß sie zur Aufmerksamkeit (zum Gebet) nicht fähig waren.
    Greift nicht der Begriff des Schuldverschubsystems zu kurz: Es geht nicht um Schuld, sondern um Sünde. Das Schuldverschubsystem ist nur der subjektive, begriffliche Reflex eines objektiven Sachverhalts: des Armut- und Notverschubsystems, das der Geldwirtschaft seit ihrem Ursprung zugrundeliegt und im Kapitalismus sich vollendet (mit der in der Lohnarbeit industriell organisierten Schuldknechtschaft im Kern). Gehört nicht in diesen Kontext auch das Opfer, das stellvertretende Leiden (das Leidverschubsystem)?
    Wer die Sünde der Welt auf sich nimmt, dem wird die Apologetik gegenstandslos; er wird zum verteidigenden Denken befreit.
    Marc Aurel und die Tradition der confessiones: Das theis heauton hat mit dem Selbst den Punkt benannt, an das das Bekenntnis sich ankristallisiert. Aber gewinnt das Selbst nicht nur, wer es verliert: nur wer fähig ist, in den andern sich hineinzuversetzen, findet dort sein Selbst, im Kontext der Barmherzigkeit, des verteidigenden Denkens, nicht im Urteil, im Kontext des Gerichts.
    Der Antijudaismus war die Tür, aus der die Kirche sich aus Furcht vor der Nachfolge herausgestohlen hat.

  • 24.4.1995

    Materie und Masse unterscheiden sich wie Sache und Ding (wie Handwerk und Industrie). Die Trennung des Dings von der Sache (die ihre Wurzeln in der Opfertheologie hat) gehört zu den Ursprungsbedingungen der modernen naturwissenschaftlichen Aufklärung und wird durch sie stabilisiert. Der sprachgeschichtliche Zusammenhang wird sinnfällig an der Beziehung des Massenbegriffs zum Inertialsystem, durch den er vermittelt ist.
    Ist nicht der deutsche Schöpfungsbegriff (vgl. schaffen, Schaff, Schiff), der an die Beziehung von Kelle und Topf erinnert (und damit an das Kelchsymbol, das hier auch den Begriff der „Schöpfung“ ergreift und verhext), eine Konsequenz aus dieser Konstellation, deren theologische Wurzeln ebenso im Konzept der creatio mundi ex nihilo wie im scholastischen Begriff der Eucharistie, der Transsubstantiation, liegen: Raum und Zeit werden aus dem Schöpfungsbegriff herausgenommen und ihm vorgeordnet (so im Konzept des „Urknalls“); geschaffen ist nur die von ihren sinnlichen Eigenschaften getrennte, und deshalb durch göttlichen Eingriff veränderbare Substanz, die Masse? Aber war nicht umgekehrt die Idee der Transsubstantion die letzte, verdinglichte und entfremdete, Erinnerung an das Gebot der Heiligung des Gottesnamens und seine Beziehung zum Logos und zur Nachfolge (homologein, „Bekenntnis des Namens“)?
    Beton: Die „nichteuklidischen Geometrien“ machen die euklidischen selber zur Materie: zu einem Steinbruch, aus dem sie das Material für die Neukonstruktion entnehmen. Damit wird aber der Begriff und der Charakter des Referenzsystems verändert: instrumentalisiert.
    Die dem Inertialsystem immanente Raumvorstellung ist säkularisierte, neutralisierte Theologie. In der jüdischen Tradition hat sich das in der Vorstellung ausgedrückt, daß die sechs Richtungen des Raums (oben und unten, vorn und hinten, rechts und links) auf sechs Gottesnamen versiegelt sind, während die christliche Tradition den Anspruch enthielt, daß diese Siegel (deren Zahl dann auf sieben erhöht wurde) sich lösen lassen. – Hat das siebte Siegel etwas mit dem Satz, daß der Menschensohn auch Herr des Sabbats ist, zu tun (und ist deshalb der achte Tag zum dies dominica geworden)?
    Der Inertialsraum ist mathematisch invariant gegen Translationen und gegen Drehungen; dynamisch ist er jedoch nur gegen Translationen invariant, während bei Drehungen die Inertialkräfte als Zentrifugalkräfte sich manifestieren. Erst durchs Prinzip der Lichtgeschwindigkeit sind beide Invarianzen in einem Punkt miteinander verknüpft worden: Mit der Lorentz-Transformation (mit der Längenkontraktion, der Zeitdilatation und dem Anwachsen der Trägheit) hat das Relativitätsprinzip ein Moment der Drehung des Inertialsystems in sich selbst in sich aufgenommen. Die Differenz zwischen den beiden Invarianzen (der Translation und der Drehung) war der Grund für Newtons Konzept des absoluten Raumes.
    Memoria passionis: Gehört dazu (zur Frage des eigenen Leidens und zum Problem des Selbstmitleids) nicht auch das Satz, daß Gott niemand über seine Kraft versucht? Dieser Satz läßt sich jedoch nicht auf das Leiden anderer anwenden.
    Der moderne Materiebegriff ist eingeschlossen in das Projekt „Verinnerlichung der Scham“. In diesem Kontext gründet der Begriff der inertia.
    Die augustinische Gnadenlehre und ihre paulinischen Wurzeln, der Ursprung des modernen Massenbegriffs oder die Demoralisierung durch Theologie.
    Theologie deutsch:
    Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
    der wollte keine Knechte.
    Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
    dem Mann in seine Rechte.
    Drum gab er ihm den kühnen Mut,
    den Zorn der freien Rede,
    daß er bestände bis aufs Blut,
    bis in den Tod die Fehde.
    Am Kruzifix im Schlafzimmer läßt sich die Verschiebung verdeutlichen, die dem Ursprung der kirchlichen Sexualmoral (ihrer Trennung von der Herrschaftskritik im Kontext der theologischen Rezeption des Weltbegriffs) zugrunde liegt. Das Kruzifix im Schlafzimmer ist ein Instrument der Verdrängung der memoria passionis durch Instrumentalisierung der ins Bild gebannten Erinnerung. Die Besiegelung dieser Verdrängung ist die sexualmoralische Verdammung der Lust (Reflex des Massenbegriffs in einem Akt, den die kirchliche Lehre seit den Kirchenvätern der Erbschuld zugeordnet hat): Seitdem ist jede Lust „materialistisch“.
    Die Sprache, die dem Objektivationsprozeß, dem Prozeß der Verdinglichung, sich angleicht, hat zugleich die Kompetenz gewonnen, ihn ausdrücken: seitdem ist er analysierbar.
    Läßt nicht das Verhältnis der deutschen zur griechischen Sprache, die beide darin übereinstimmen, daß sie den bestimmten Artikel in das System der Deklinationen mit hereinnehmen (Logik der Substantivierung), an dem projektiven Bild der Barbaren und der Wilden sich demonstrieren? Gegenüber der griechischen hat der Projektionsbedarf der deutschen Sprache sich verstärkt. Nur ist dieser Projektionsbedarf als Teil der inneren Logik der Sprache zugleich ein Teil der Logik der Welt, die darin sich ausdrückt. Ist nicht die Deklination des bestimmten Artikels ein Ausdruck und ein Instrument der Neutralisierung, der Verdinglichung, der Substativierung? Liegt nicht das Verhängnis der deutschen Sprache darin, daß sie als Sprache nicht mehr aus ihrer eigenen Logik durchsichtig zu machen ist, sondern nur durch Reflexion ihrer griechischen und lateinischen Vorgeschichte? Nur durch ihren Fremdwörterbestand ist die deutsche Sprache noch der Humanität verbunden.
    Die Hellenen sprachen griechisch; erst die Deutschen (die auch deutsch reden) haben sie zu Griechen gemacht, nachdem die Römer (die lateinisch sprachen) die griechischen Sklaven, die ihre Kinder unterrichteten, graeculi nannten.
    Begriff und Gegenstand: Im Bann des Objekts wird das Subjekt selber zum Objekt (zum Knecht eines Herrn). Nur in der Reflexion dieser Konstellation ist der Bann des Objekts zu brechen.
    Das Ensemble der Mechanik, die Billardkugeln, an denen die Gesetze und Begriffe der Stoßprozesse demonstriert werden, liegt vor aller Augen: wie die Handlung des modernen Dramas auf der Guckkastenbühne (dem Modell des Inertialsystems). Die Objektwelt, auf die das kopernikanische System und das Gravitationsgesetz sich beziehen, präsentiert sich in einer vergleichbaren Unmittelbarkeit, sofern die Position, aus der sie so erscheint, erst einmal erreicht ist: Sie ist insgesamt durch diesen Prozeß, in dem diese Unmittelbarkeit sich konstituiert, vermittelt. In dieser Unmittelbarkeit wird die der unvermittelten Erfahrung, in der es Tag und Nacht, den Wechsel der Jahreszeiten, die sinnliche Präsenz sinnlicher Objekte gibt, sowohl „erklärt“ als auch zugleich zu bloßem Schein herabgesetzt. Das sinnlose Kreisen der Planeten, zu denen jetzt auch die Erde zählt, um das Zentralgestirn, die Sonne, ist selber sinnlich nicht wahrnehmbar, sondern spielt sich für uns in unserer Vorstellung ab, es ist eine vorgestellte Welt der Erscheinungen, die zwar allen gemeinsam ist, in der aber jeder nur für sich ist: in der alle einsam sind. Das kopernikanische System ist das Produkt einer ästhetischen Rekonstruktion, in der die Welt zum gemeinsamen Objekt einer stummen Gemeinschaft wird, in der alle durch das gemeinsame Anschauen der für alle gleichen Welt (und d.h. durch den Grund ihrer Trennung) verbunden sind. Diese Gemeinschaft gründet darin, daß die Welt eigentlich nur eine Welt für andere ist, und eine Welt für mich nur insoweit, als ich selbst ein anderer für andere bin. Und diese Welt ist meine Welt nur insoweit, als ich Teil einer Gemeinschaft bin, die in dieser Welt als deren Subjekt (als Weltanschauungsgemeinschaft) sich erkennt. Das aber heißt: In dieser Welt erkennt sich die Menschheit als Gattung, nicht als Menschheit.

  • 14.4.1995

    Gibt es eine Beziehung des Buches Josue, des Berichts über die Eroberung Kanaans, zu den historischen Fälschungen im Mittelalter? Die Eroberungs-Berichte scheinen Rache-Phantasien in historischem Gewande zu sein, die nicht unmittelbar auf historische Ereignisse sich beziehen lassen. In der Phantasie wird dem Feinde das angetan, was man selbst von ihm erfahren hat. Hierzu ist das achte Gebot heranzuziehen: Hier wird kein „falsches Zeugnis wider den Nächsten“ abgegeben, hier wird nur gelogen. Aber das ist der ganze Unterschied: Während das falsche Zeugnis den Unschuldigen dem Gericht überliefert, verbietet das Gebot „Du sollst nicht lügen“ dem Opfer, seine realen Leiden über Rachephantasien zu verarbeiten: Es versperrt die Fluchtwege, und läßt nur den Ausweg der Identifikation mit dem Aggressor (der Konstituierung des Weltbegriffs). Drückt nicht in der Diskriminierung der „altorientalischen Rachephantasien“ die Angst der Täter sich aus, diese Rachephantasien der Opfer könnten vielleicht doch einmal wahr werden? Aber davor steht das Wort „Mein ist die Rache, spricht der Herr“. – Im Unterschied zum Buch Josue dienten die mittelalterlichen Fälschungen nicht der Verarbeitung der Leidenserfahrung, sondern der Herrschaftssicherung: Nur die Herren, die von den Untertanen fordern, sie sollten nicht lügen, können im Vertrauen darauf lügen, nicht erwischt zu werden. Und erst diese Lüge ist zugleich ein falsches Zeugnis wider den Nächsten.
    Christen, sind das nicht die, die das Opfer dessen, der „sein Leben für sie hingegeben“ hat, hinnehmen und sich davon nicht irritieren lassen?
    Sind die Texte Adornos nicht so formuliert, daß jede Kritik dem Verdacht der Projektion sich aussetzt, auf sie selbst zurückfällt? Die Kritik trifft nicht Adorno, sondern die eigene Phantasie, die an unverstandenen Adorno-Sätzen sich entzündete.
    Die Sexualethik, wenn sie sich nicht als Kritik der Gewalt begreift, wird selber zu einem Instrument der Gewalt. Darin gründet die Verführungskraft des Fundamentalismus. Und es ist kein Zweifel: Die Geschichte der Sexualität ist in die Geschichte von Herrschaft und Gewalt, die ihre Wurzel in der Geschichte der Auseinandersetzung mit der Natur, in der Geschichte der Ökonomie, hat, verflochten. Sie ist ein Indikator dieser Geschichte.
    Hysterie: Der Name und die Sache erinnert an das Verhältnis von Barmherzigkeit und Kunst. Das Leiden, aus dem die Kusnt sich speist, ist das Leiden an der Unmöglichkeit, barmherzig zu sein. Und wem der Weg in die Kunst versperrt ist, wird „hysterisch“. In diesem Terrain ist die Abtreibungsdebatte angesiedelt.
    Johannes Paul II: Und er verfluchte sich selbst und leugnete abermals.
    Das Rad ist das Symbol der Reversibilität. Zur Reversibilität gehört die Orthogonalität als Norm, das säkularisierte Gebot: das Gesetz. (Fällt die Erfindung des Rades mit dem Ursprung des Rechts zusammen?)
    Der Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhang ist der Reflex des Raumes in der Sprache (der Schatten, den der Raum auf die Sprache wirft).
    Der Raum ist das Instrument der Instrumentalisierung. Darin liegt seine selbstlegitimatorische Kraft, an der alle Argumente, die es gegen die Hypostasierung des Raumes gibt, abprallen.
    Ist nicht die Tatsache, daß es nur eine begrenzte Zahl nichteuklidischer Geometrien gibt, ableitbar aus der Logik der Konstruktionselemente der euklidischen Geometrie?
    Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bezieht sich auf eine Sphäre, die im Querdenken gründet: Was für den andern vorn und hinten ist, ist für mich, der ich ihn von außen anschaue, rechts und links. Die Beziehung des Lichts zur „Finsternis“, zum Dunklen, aber auch zur Scham (zur Fähigkeit, sich in den Augen anderer zu sehen), hängt damit zusammen.
    Das Inertialsystem ist das im „Querdenken“ gründende „von allen Seiten hinter dem Rücken“. Es ist das System, das in der Geschichte der Objektivierung der Dinge hinter dem Rücken dieses Objektivierungsprozesses als dessen Referenzsystem sich gebildet hat (und die kantischen subjektiven Formen der Anschauung sind die Formen ihrer subjektiven Adaptation: Formen der Identifikation mit dem Aggressor).
    Ohne das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, das das Inertialsystem reflexionsfähig gemacht hat, wäre die erkenntnistheoretische Diskussion des Inertialsystems nicht möglich.
    Zum Problem der Knäste, die seit je auch selber Brutstätten der Verbrechen waren, die sie eindämmen sollten: Käme es nicht auch hier darauf an, die irren Kreisläufe der Planeten endlich zu durchbrechen? Und bezieht sich nicht auch darauf das Wort: „Was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein“?
    Stephanus sah den Himmel offen: Verweist das nicht auf einen Begriff der Vision, die die Blockade, für die das Planetensystem (die paulinischen Archonten) steht, zu durchdringen vermag? Auf den Ursprung dieser Blockade des Sehens (auf seine Trennung von dem im Begriff der Vision, des Gesichts bezeichneten Sehen) bezieht sich das Wort: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Diese Blockade des Sehens hat sich in den subjektiven Formen der Anschauung, in deren Kontext die Welt zu „allem, was der Fall ist“, geworden ist, als Selbstblockade enthüllt. Hier gründet die Differenz zwischen Stephanus und Paulus: Der eine sah den Himmel offen, der andere wurde in den dritten Himmel entrückt.

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