Ist nicht die gesamte Physik auch einem Orgasmus vergleichbar, in dem man, Robert Spaemann zufolge, das Bewußtsein verliert? Und die Unzucht, die Hurerei beginnt beim Reden über andere, beim Geschwätz.
Singen im jüdischen und im christlichen Gottesdienst: Das Singen im christlichen Gottesdienst, die Harmonie und Einheit des Gesangs, dient der erpreßten Versöhnung, während das Singen im jüdischen Gottesdienst von der Erwartung lebt, daß Gott das einmal zusammenfügen wird und dann ein Wohlklang daraus entsteht, der die ganze Welt ergreift und verändert.
Die babylonische und die ägyptische Mathematik und Astronomie werden immer am Stand der heutigen Erkenntnis gemessen und danach als primitiv und unentwickelt verworfen. Es käme darauf an, sie an dem vorausgegangenen Bewußtseinsstand zu messen, ihren Ursprung zu begreifen; das würde vielleicht helfen, den Verblendungszusammenhang, dem der Fortschritt auch des Wissens und der Erkenntnis sich verdankt, zu durchschauen und zu begreifen.
Diese ganze Geschichte: Ursprung des Privateigentums, des Patriarchats, der Geldwirtschaft, des Rechtes und des Staats, der Schrift, der Astronomie und der Mathematik, all das, was hier, in dieser Phase der Geschichte gelaufen ist, wird sicherlich nur im Zusammenhang aller Momente begriffen und durchsichtig gemacht werden können. Dieser Gesamtzusammenhang wird dann im Weltbegriff auf einen Nenner gebracht, seine Genesis in der gleichen Bewegung verdrängt.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der höhnischen Verdoppelung im Namen der Barbaren und der Entdeckung der Funktion des Winkels in der Geometrie?
Ist die Befreiung von den sieben unreinen Geistern die Lösung des gordischen Knotens?
Hat der Satz des Thales „Alles ist Wasser“ etwas mit der Sintflutgeschichte zu tun (beide verweisen auf ein Moment im Ursprung der Zivilisation, auf den subjektbegründenden Verdrängungsprozeß: die Arche als Modell des transzendentalen Subjekts, das die ganze Tierwelt in seinem Innern hat)?
Die Begriffe Welt und Natur blenden den gesellschaftlichen Prozeß, dem ihr Ursprung sich verdankt, aus. Die Begriffe Säkularisation und Vergesellschaftung bezeichnen den gleichen Sachverhalt.
Zusammenhang der Begriffe Welt und Natur mit der transzendentalen Logik und Ästhetik: Die Form des Raumes (Grund der Vorstellung einer homogenen Zeit und der Hypostasierung der Materie) als Quellpunkt und Kristallisationskern der Urteilsform und der Begriffe Natur und Welt.
Spaemann
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13.05.92
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05.04.92
Robert Spaemann, der am Sexualakt das Schwinden des Bewußtseins (den Verlust der Identität?) glaubt konstatieren zu müssen, wäre darauf hinzuweisen, daß in der Schrift der gleiche Akt Erkenntnis genannt wird (Hinweis auf den Ursprung des christlichen Sexualtabus; Zusammenhang von sinnlicher Erkenntnis, Glück und Freiheit: sapientia/sapere; Verdrängung der Fähigkeit, human zu sein; Mißverständnis des Begriffs der Erbschuld: nicht in der sexuellen Lust, sondern in der moralischen Urteilslust, in der Lust am Urteil über Sexualtität?).
Spaemanns Sexualfurcht scheint vom Augustinus zu stammen; sie ist ein Teil des christlichen Vorurteils insofern, weil sie zu jenem Weltbegriff gehört, der die Natur in den Zustand der Bewußtlosigkeit verdrängt und somit Erkenntnis im theologischen Sinne überhaupt verhindert. Diese Bewußtlosigkeit charakterisiert und bestimmt sowohl das Verhältnis von Subjekt und Prädikat im Urteil, das Verhältnis der Dimensionen im Raum, der Materie zur sinnlichen Welt, das wechselseitige Verhältnis der sieben Schöpfungstage, als auch das Verhältnis des Personbegriffs zum Angesicht und noch einiges weitere.
Gegen Spaemann wäre auch noch hinzuweisen auf das paulinische „Kauft die Zeit aus“: auf den notwendigen Versuch, diese Todesgrenze durch Erinnerungsarbeit zu durchstoßen.
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