Zur Kritik der Urteilskraft: Hat nicht Auschwitz der Idee des Erhabenen den Boden entzogen?
Hegels Bemerkung, daß, was aus dem Grunde kommt, auch zugrunde geht, ist ein Ausdruck der absoluten Verzweiflung: Kant zufolge ist der Grund eine Reflexionsform des Zwecks. Für Hegel gibt es, anders als für Kant, keinen „Endzweck“; der ist in der Idee des Absoluten untergegangen und begraben.
Der Begriff der Größe wird vor allem auf historische Personen angewandt, insbesondere auf Herrscherfiguren wie Alexander, Konstantin, Karl der Große, Friedrich der Große (und sein Vater: der große Kurfürst); merkwürdig, daß es im gleichen historischen Kontext auch ein weibliches Exemplar der Größe gibt: Katharina die Große. Dieses Attribut scheint insbesondere den Reichsgründern zuerkannt zu werden; welche Bewandnis hat es dann mit der Gründung des preußischen Staates (gegen eine in die Repräsentation des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eingebundene österreichische Herrscherin, und im Vorgriff auf die Gründung des Zweiten Deutsche Reichs)? Was zeichnete diesen Staat (der zum Modell der Hegelschen Staatsmetaphysik, der Verkörperung der Idee des Absoluten, geworden ist) vor anderen Staaten aus, und was verbindet ihn mit dem Untergang des Ersten Reiches? Dazu merkwürdig, daß Alexander und Karl inzwischen in Verdacht geraten, nur Phantomfiguren zu sein, als Verkörperungen einer Geschichtslogik, die ihre Objekte einem Verfahren der Ästhetisierung unterwirft, sich ins Irreale zu verflüchtigen scheinen.
Mit dem mathematischen Begriff der Größe ist die Orthogonalität mit gesetzt. Kann es sein, daß der ästhetische Begriff der Größe, der der Idee des Erhabenen zugrunde liegt, durch einen der Orthogonalisierung vergleichbaren Effekt sich auszeichnet? Und kann es sein, daß die Vorstellung des dreidimensionalen Raumes ihre säkularisierende Wirkung darin hat, daß sie die Vollständigkeit der Fundierungsbedingungen der mathematischen Größen (nicht ihre Realisierungsbedingungen: die schließen einen subjektiven Akt, einen Akt der Setzung, der Konvention mit ein) in sich enthält (was darin sich manifestiert, daß sie im Prinzip bereits dem ästhetischen Begriff der Größe die Grundlage entzieht)? These: Der Begriff der historischen Größe und die Idee des Erhabenen gründen in einem noch vornewtonschen, naiven Verständnis der Schwere; sie stehen in einem logischen Zusammenhang mit der Geschichte und der Logik des Weltbegriffs (seiner Beziehung zum Begriff des Falls – vgl. Wittgesteins Definition des Weltbegriffs). Kann es sein, daß Größe und Erhabenheit (die beim Augustus sogar zum Namen geworden sind) als besondere ästhetisch-historische Kategorien die christliche theologisch-dogmatische Weiterbildung der Logik, den Begriff und die Realität der Orthodoxie, voraussetzen, auf ihrer Grundlage sich gebildet haben? – Die vorchristliche Welt kannte die „sieben Weltwunder“ (und die rechtsgründenden Taten der Heroen), aber – außer den erst in christlicher Erinnerung so genannten – keine „Großen“; dagegen stand die Logik des Mythos und des Schicksals, insbesondere das absolute Urteil der Hybris.
Ist nicht das Attribut „der Große“ ein (dem Alexander aus durchsichtigen Gründen nachträglich zuerkanntes) „historisches“ Attribut?
Vgl. die Reflexionen Lyotards zum Begriff des Erhabenen!
Hat die Logik der Orthodoxie (die Bekenntnislogik) für die Geschichte der Theologie und des Dogmas die gleiche Funktion wie die durch die Orthogonalität als Norm determinierte Raumvorstellung für die Bildung der Vorstellung kontinuierlicher und diskreter Größen?
In welcher Beziehung stehen das aristotelische Staunen und die „sieben Weltwunder“ zu den Wundern der Evangelien, waren sie so etwas wie eine gleichsam prophylaktische Vorkehrung, die dem fundamentalistischen Mißverständnis dieser Wunder Vorschub geleistet (ihren „symbolisch-typologischen“ Sprachsinn unkenntlich gemacht) haben? Und war nicht dieses fundamentalistische Mißverständnis eine der Ursprungsbedingungen des Dogmas?
Die mathematische Größe bedarf des Maßes; das aber ist Produkt einer Konvention. Es gibt kein „natürliches“ Maß der Länge, der Zeit, des Gewichts, des Geldes.
Wenn die moderne Sprachtheorie die Worte als konventionelle Symbole begreift, verwechselt sie die Sprache mit der Mathematik. Und ist nicht der Begriff der Konvention ein falscher Ausdruck für die verandernde Kraft des Urteils? Wer das Resultat dieser Veranderung zur Sache der Konvention macht, trennt die Sprache von ihrer Wurzel im Namen.
Die verandernde Kraft des Urteils aber gründet in der Eigentumslogik (der der Staat und der Weltbegriff sich verdanken, und die dem Naturbegriff sein Objekt gibt): in der Beziehung der objektivierenden Kraft des Seins (der Kopula) zu der objektivierenden Kraft, die der staatlich geregelten und rechtlich sanktionierten Eigentumsordnung (der Trennung und Unterscheidung der Öffentlichkeit, der Sphäre des Eigentums anderer, von der Privatsphäre) sich verdankt.
Zum Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Die Tatsache, daß die Lichtgeschwindigkeit eine „empirische“ Größe ist, macht ein durch Konvention definiertes Element (ein durch „konventionelle“ Maßbestimmungen mit definiertes Element) zu einem Systemelement, das die „Objektivität“ der Erkenntnis mit garantiert. Ist dieses Systemelement nicht eines, das in den Grund des Feuers hinabreicht? Deshalb ist die Bestimmung der Beziehungen des Prinzips der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zu den Konstituentien der Mikrophysik so zentral. Ist das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit der durch Umwendung ins Äußere unkenntlich gemachte Knoten, der zu lösen wäre?
Lust ist eine ins Ästhetische reflektierte, durchs Ästhetische vermittelte Empfindung. Das Korrelat der Unlust ist der Schmerz. Jede Empfindlichkeit ist pathologisch, der Schmerz ist real.
Erscheint der historisch-ästhetische Begriff der Größe (des Erhabenen) auch bei Hegel? Vgl. auch die Weltgeschichtlichen Betrachtungen Jakob Burckhardts. Im Gröfaz („größten Führer aller Zeiten“) ist der Begriff der Größe explodiert (und zwar sowohl in den unmittelbaren Zielen und Folgen der nationalsozialistischen Politik, als auch in den Metastasenbildungen in den Diktaturen heute); seit Auschwitz gibt es kein Erhabenes mehr. Reflektiert sich das nicht in der Sprache der Nachgeborenen, die z.B. den Begriff der Anmut nicht mehr kennen („heute nennen wir das geil“), aber auch in der Neigung der Medien, das Interesse der Gesellschaft anstatt durch die Sache, durch Steigerung der Reize zu gewinnen (Sensation ist ein Empfindungsbegriff, der von der Last der Reflexion entbindet)?
Ist nicht die Größe prima facie ein Attribut des Männlichen, und das Schöne (die „Anmut“, das „Liebliche“) eines des Weiblichen? Die Blume ist schön, der Baum erhaben? Hängt es nicht mit der Verwischung der Geschlechterdifferenz zusammen, wenn in der Sprache der Jugendlichen das Erhabene vom Wahn und das Schöne vom Sexuellen nicht mehr sich scheint trennen zu lassen? Sind nicht die Attribute, mit denen Jugendliche die Dinge heute benennen, ein Indiz des Weltzustandes? Verweist nicht die Differenz des Schönen und Erhabenen auch auf die Unterscheidung von Natur und Welt, ist nicht das Schöne ein Objektgefühl, das Erhabene ein Verstandesgefühl (das Absolute ist das an sich Erhabene)? Gehören nicht das Schöne wie das Erhabene einer Sphäre an, die im Urteil gründet (und nur dem Gefühl sich erschließt, aber einem, das den Anspruch auf Objektivität erhebt)? Der Faschismus, der zum absoluten Objekt der Verurteilung geworden ist, ist weder schön noch erhaben, eigentlich die Vernichtungsmaschine beider. In diesen Zusammenhang gehört Adornos Satz, nach Auschwitz Gedichte schreiben sei barbarisch (gegen den alle protestierten, die das Privileg nicht aufgeben wollten, sich weiterhin einen Reim auf diese Vergangenheit zu machen).
Blumen sind schön, Bäume erhaben: Heißt das nicht auch, daß Blumen als Naturwesen, Bäume als Weltwesen apperzipiert werden? Was bedeutet dann die Wendung „durch die Blume sprechen“?
Wer die Korrektur-Vorschläge der Kant-Herausgeber in den Anmerkungen der Kant-Ausgaben liest, bekommt einen Vorbegriff davon, wie der Duden einmal entstanden sein mag. Kaum eine „Verbesserung“, an der nicht mit Händen sich greifen ließe, daß nicht nur die kantische Sprachlogik sondern mit ihr entscheidende Motive seiner Philosphie nicht mehr verstanden wurden. Alle „grammatischen Fehler“, die hier „berichtigt“ werden, sind nicht nur keine, sie drücken in Wahrheit genau das aus, was seitdem an Kant verdrängt und vergessen wurde.
Sprache
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12.7.96
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10.7.96
In der Einleitung zur „Kritik der Urteilskraft“ verbindet Kant das „Gefühl der Lust“ mit der Vorstellung einer „Zweckmäßigkeit der Natur“ (Ausgabe Meiners Hamburg, 1954, S. 23ff). Aufgrund dieser selber apriorischen Vorstellung der „Zweckmäßigkeit der Natur“ ist Kant zufolge auch das Gefühl der Lust „durch einen Grund apriori und für jedermann gültig bestimmt“ (S. 24). Hat Kant hier nicht den systemischen Grund der Kunst (das ästhetische Äquivalent der subjektiven Formen der Anschauung), und damit das logische Prinzip, das dann Hegels Ästhetik ermöglichte, bestimmt? Ist nicht zugleich und darüber hinaus die Vorstellung einer „Zweckmäßigkeit der Natur“ eher eine historische als eine naturwissenschaftliche Kategorie, rührt sie nicht an den emphatischen Gebrauch des Naturbegriffs in den Erörterungen Kants zur „Weltgeschichte“, zur Frage eines Endzwecks der Menschheitsentwicklung, die Hegel dann in seiner Geschichtsphilosophie geglaubt hat, endgültig beantworten zu können (allerdings um den Preis der Ästhetisierung der Geschichte wie der Vernunft)? – Ist die Kunst der apokalyptische „Unzuchtsbecher“? Nach Kant ist jede Lust, auch die „sinnliche Lust“, Urteilslust; ihre Grundlage ist der Weltbegriff. Ist damit nicht die moralische Entgegensetzung von Vernunft und Sinnlichkeit ebenso irreführend wie die inhaltliche von Aufklärung und Mythos? Der Mythos wird erst dann begriffen sein, wenn das mythische Element an der Schwelle von Mythos und Aufklärung, am Dogma, begriffen ist. Die Vorstellung einer Zweckmäßigkeit der Natur wird in der Natur selbst real in der Gestalt des Tieres. Das Tier ist ein durch seine immanente Teleologie (durch den „Selbsterhaltungstrieb“) selber Instrumentalisiertes, es steht unter dem Bann der Natur, aus dem nicht die Selbsterhaltung, sondern allein die Sprache herausführt. Die Vorstellung einer Zweckmäßigkeit der Natur ist ein Reflex der Selbsterhaltung. Das Feuer und der Tod widerlegen die Vorstellung eines absoluten Naturzwecks. Der Unzuchtsbecher ist zugleich der Taumelbecher und der Kelch des göttlichen Zorns und Grimms. Stellt nicht Hegels Definition des Wahren der Philosophie die Diagnose: Alkoholismus?
Carl Friedrich von Weizsäcker hatte den Satz, daß eigentlich nicht studieren dürfe, wer es nicht selber bezahlen könne, nicht zu mir, sondern in meiner Gegenwart und über mich zu einem andern (einem Mitglied seiner Familie) gesagt. Ist nicht diese kommunikative Konstellation (eine Konstellation der sprachlichen Ausgrenzung) ein Modell des Weizsäckerschen Erkenntnisbegriffs, ein Modell übrigens, das Habermas dann seiner Kommunikationstheorie zugrunde gelegt hat? Gibt es nicht einen Zusammenhang dieser Konstellation mit der dem Weltbegriff zugrunde liegenden Eigentumslogik? Und gründet nicht Kants „Gefühl der Lust“ in der gleichen Logik, die in dieser Konstellation ihren Grund findet? Ist diese Logik die Logik der „Verhärtung des Herzens Pharaos“? -
9.7.96
Das liberum arbitrium hängt mit den Freiheitsgraden des Raumes so zusammen wie die Reflexion mit der Abstraktion. Es setzt an die Stelle die Freiheit, die der Reflexion sich verdankt, die Freiheit, die die Abstraktion verspricht; die Beziehung beider ist durchs Opfer vermittelt, auf dessen Geschichte sie zurückweist. Der Preis der Abstraktion ist das Opfer der Vernunft. Die Vorstellung des unendlichen Raumes ist das Produkt des vollendeten Opfers. Der Begriff ist das Opfer des Worts an die Idee des Absoluten. Deshalb hängt die Entdeckung des Begriffs mit der Entdeckung der Orthogonalität, der Winkelgeometrie, zusammen.
Die Vergegenständlichung der Zeit, die die Sprachlogik der indoeuropäischen Sprachen einmal begründete, ist das Prinzip der Abstraktion. Ihr praktischer Grund war die Konstituierung des Eigentums. Hat die Zeitvorstellung zusammen mit dem Zins sich gebildet? Der Atheismus heute gründet in der Unfähigkeit, den Bann der Logik des Eigentums durch Reflexion zu brechen.
Die Vorstellung einer unendlichen Zeit, Produkt ihrer Vergegenständlichung und Reflex der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, ist das subjektive Apriori der gegenständlichen Erkenntnis. Im Bann dieser Erkenntnis gilt, daß ER kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Ist die so rapide sich ausbreitende Furcht vor Einbrechern nicht ein apokalyptisches Zeichen?
Menschenfischer: Das Feindbild ist der Köder, mit dem der Kapitalismus seine Gegner fängt. Über das Feindbild und über die Mechanismen der Empörung (des schnellen Zorns) gerät man in eine subjektive Verfassung, in der man, ohne es zu wissen und auch, wenn man es nicht will, das Geschäft der anderen Seite betreibt. Logischer (und objektiver) Ausdruck dieser „subjektiven Verfassung“ ist der Weltbegriff.
Mit der Beziehung zur Zeit hängt es zusammen, wenn das Weltgericht nicht mit dem Jüngsten Gericht verwechselt werden darf. Wenn es ein Jüngstes Gericht gibt, wird es das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht sein. Gnadenlos ist das Weltgericht durch die Objektivierung der Zeit.
Der Faschismus hatte Recht, wenn er sich auf die indogermanische Tradition berief: Im Faschismus ist das barbarische Potential des Abstraktionsschrittes, dem die Logik der indoeuropäischen Sprachen sich verdankt, explodiert. Das erste Opfer dieser Explosion waren nicht zufällig die Juden, die die andere, verdrängte Tradition verkörperten: der Antisemitismus war der Zündsatz des Faschismus.
Nach dem Holocaust kann man zwar kein Jude mehr werden, notwendig und überfällig aber ist die Rückbesinnung auf ihre Tradition, die die eigene Tradition des Christentums ist, allerdings eines Christentums, das den Hahnenschrei vernommen hat und endlich aus dem Schlaf, in den es seit Getsemane versunken ist, erwacht. Erinnert nicht Reinhold Schneiders Satz „Allein den Betern kann es noch gelingenen …“ an die Aufforderung, die Jesus in Getsemane an die Jünger richtete, als er sie schlafend fand: „Wacht und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallt“?
Zu Getsemane: Wenn die Todesangst Jesu messianische Qualität hat, dann kann sie sich nicht (oder jedenfalls nicht nur) auf den eigenen Tod, sondern muß sich zugleich auf die Herrschaft des Todes in der Welt beziehen. Da aber stellt sich eine wahrhaft ungeheuerliche Beziehung zum Symbol des Kelches her, der genau diese Herrschaft des Todes repräsentiert.
Hat das Christentum nicht seit je die Fleischwerdung des Wortes mit seiner Wiederkunft verwechselt, hat es nicht so getan, als hätten Kreuz und Aufertehung schon das geleistet, was erst die Wiederkunft leisten wird? Eben damit aber ist das Christentum selber der Versuchung der Welt zum Opfer gefallen. – Oder war auch diese Opferfalle noch providentiell, ein Teil des Opfers, das eben nicht schon alles geleistet hat?
Erst wenn die Gestalt der Unsterblichkeits- und Auferstehungshoffnung, die sich aus dem Selbsterhaltungsprinzip herleitet, verbrannt ist, wird die Wahrheit hervortreten. – „Es gibt unendlich viel Hoffnung, nur nicht für uns.“
Der Begriff der trägen Masse, der Materie, ist der Reflex des Eigentumsbegriffs in der Natur, mehr noch: Der Eigentumsbegriff konstituiert den Begriff der Natur (Naturschutz ist Eigentumsschutz). Das Dogma reflektiert den logischen Schritt, mit dem die physis in die natura und der kosmos in den mundus transformiert wurde.
Wenn Kant Raum und Zeit als subjektive Formen der Anschauung begriffen hat, so wäre das heute zu ergänzen: Die Subjektivität der subjektiven Formen der Anschauung ist in sich selber gesellschaftlich vermittelt, sie ist eine gesellschaftliche Subjektivität, die Reflexion des Andern im Subjekt. Insoweit, nämlich als gesellschaftliche, sind die subjektiven Formen der Anschauung zugleich auch objektiv.
Der Vergesellschaftungsprozeß ist in der Struktur der Raumvorstellung selber nachvollziehbar. Den drei Abstraktionsschritten, in denen der Raum als subjektive Form der Anschauung sich konstituiert, korrespondieren die drei ökonomischen Abstraktionsschritte, denen Polanyi zufolge die Konstituierung der Eigentumsgesellschaft sich verdankt: die Verwandlung von Grund und Boden, der Arbeit und des Geldes in Waren, in Objekte des Tauschprinzips. Es ist der Begriff des Eigentums, der in diesem Prozeß sich entfaltet, der zugleich die Außenwelt konstituiert, die Äußerlichkeit der Dinge außer uns, deren Formgesetz dann in der Form des Raumes sich entfaltet. Insofern ist die kopernikanische Wende, die die Vorstellung des unendlichen Raumes, der nichts mehr außer sich hat, begründet, das kosmologische Korrelat einer restlos vom Tauschprinzip durchdrungenen Welt.
Es müßte eigentlich nachweisbar sein, daß das Steigen der Grundstückspreise im Nachkriegsdeutschland zusammenhängt mit der Ausweitung der Geschäftstätigkeit der Banken (vgl. den Hinweis auf die ostasiatischen Länder <S. 109f> und insbesondere auf Japan <S. 234> bei Heinsohn/Steiger). Haben sich hier nicht die Banken selber die Grundlage für die Ausweitung ihres Kreditvolumens geschaffen?
Ist der Fall Schneider, wenn er denn wirklich ein Opfer seiner Banken sein sollte, ein Beleg dafür, daß es heute möglich ist, das Erwischtwerden durch die Tat selber auszuschließen (vgl. Lyotards Reflexionen zum „absoluten Verbrechen“)?
Gibt es eigentlich eine spezielle Affinität
– der Banken zum Grundstücksgeschäft,
– der Produktion zum Spekulationsgeschäft und
– des Staates zum Arbeitsmarkt, dem ersten Objekt seiner „Spar“-Maßnahmen?
Sind nicht die Banken, die Wirtschaft und der Staat die „natürlichen“ Repräsentanten dieser spekulativen Formen der Eigentumsbearbeitung? (Zum Zusammenhang mit den drei Abstraktionsschritten, die den Kapitalismus begründen: die Überführung des Grund und Bodens, der Arbeit und des Geldes in veräußerbare, tauschbare Handelsware, vgl. Polyani.)
„Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde“: Ist der Rosenzweigsche Satz, daß Gott die Welt, nicht die Religion erschaffen hat, eine Folge seiner Staatsphilosophie?
Die Verteidigung des Eigentums, als dessen institutionelle Verkörperung der Staat sich begreift, ist die zentrale Aufgabe der Staatsanwaltschaft, die mit dem Eigentum eigentlich die universelle Geltung des Tauschprinzips, die „gesellschaftliche Ordnung“, nach innen (wie das Militär das Eigentum selber nach außen) verteidigt und schützt. Ist nicht die Institution des Eigentums der logische Kern des anklagenden („satanischen“) wie auch des verwirrenden („teuflischen“) Prinzips, das seit Babylon in den großen Imperien sich verkörpert, mit deren Ursprung auch die Gestalt und der Name des Anklägers (sh. Hiob) sich gebildet hat? Ist nicht der Teufel wie auch der Satan in den Evangelien der Repräsentant des weltlichen Reiches?
Das Recht stellt bei der Schuldzuweisung (beim „Urteil“) auf das Wissen und die Absicht der Person (des Angeklagten) ab. Vor diesem Hintergrund ist der Links-Terrorismus das absolute Verbrechen, während Auschwitz eine Naturkatastrophe war. Fürs Recht ist die Unterscheidung einfach: Die Linke weiß, was sie tut, die Rechte weiß nicht, was sie tut.
Der Fehler des „realexistierenden Sozialismus“, der heute bei den Umweltschutzgruppen sich zu wiederholen scheint, lag darin, daß er glaubte, die Kritik der Ökonomie von der Kritik der Verwaltung (von der Kritik der Macht, deren technische Organisation der Verwaltung obliegt) trennen zu können, die Verwaltung als eine „neutrales“ Instrument anzusehen. Die Kritik der Verwaltung hätte von dem Satz auszugehen: Alle tun ihre Pflicht, aber keiner weiß, was er tut. Die Verwaltung ist das Schuldverschubsystem des Staatsapparats; und das scheint eine ihre Hauptaufgaben zu sein: sie deckt in der Tat eine Menge Sünden zu und wartet auf einen gnädigen Gott.
Wie hängt die Aufblähung der Verwaltung mit der Ausweitung der Geschäftstätigkeit der Banken zusammen; erinnert die Beziehung beider nicht an die Beziehung von Blähungen und Verdauung, und rührt daher die heute verbreitete Neigung zur analen Metaphorik (vgl. Freuds Bemerkung über die Beziehung des Geldes zur analen Metaphorik: „der Teufel scheißt auf den größten Haufen“)?
Ist nicht die Logik selber das Rattennest der Widersprüche, und die alternative wie insbesondere die Punk-Szene der ebenso hilflose wie selbstzerstörerische Versuch, metaphorisch die Wahrheit der Welt zu verkörpern, sie sichtbar zu machen, die Ratte zu domestizieren, ein unüberhörbarer Aufschrei, in dieser Realsymbolik das Wesen dieser Welt endlich zu begreifen? Anders kommen sie nicht davon los, die Logik dieser Welt symbolisch auszuagieren. Auch die deutsche Wirklichkeit hat ihre Slums, mitten in den Familien, sichtbar auf den Straßen unserer Städte.
Die Geschichte der Verdrängung, die im Weltbegriff sich gründet, hat einen Punkt erreicht, an dem es auch um die Lösung des Problems der Symbollogik geht, an dem es nicht mehr nur um das Verhältnis von Marx und Freud, sondern zugleich um die Beziehung beider zu Einstein geht.
Das Mathematische bei Einstein ist nur ein Hilfsmittel der Kritik des Logischen. Das logische Problem wird kenntlich, wenn man das Inertialsystem als ein Referenzsystem begreift, das in der speziellen Relativitätstheorie als ein selbstreferentielles System sich erweist: Mit dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit wird eine empirische, meßbare Größe zu einem Strukturelement des gleichen Systems, durch das diese Größe selber überhaupt erst sich definiert.
Ist die Welt die „babylonische Gefangenschaft“?
Besteht nicht die Sünde wider den Heiligen Geist in der Umkehrung der Beziehung von Anklage und Verteidigung, in dem Versuch, diese Beziehung, die ein asymmetrische ist, reversibel zu machen, die dann unweigerlich auf die Verteidung der Herrschaft hinausläuft, und ist das nicht die Verführung des Staates (die, im Falle des absehbaren Erfolgs, die Pforten der Hölle schließen würde)? Hier ist der Knoten, den Alexander nur durchschlagen hat, auf den jedoch auch der Satz sich bezieht: Was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein (nur wer Himmel und Erde durch den Weltbegriff ersetzt, kann aus diesem Satz die Ohrenbeichte deduzieren). -
7.7.96
Hat die Eigentumstheorie Heinsohns etwas mit der Erforschung der Tiefen des Satans in der Apokalypse zu tun?
Zu Prinzip der „Verteidigung des Eigentums“ gehören die Diebstahl- und Einbruchsängste, gehört das Bild einer Wolfswelt, deren Ordnung durch Gewalt sicherzustellen ist, gehören Hunde, während zum Prinzip der Anerkennung des Eigentums eine Welt gehört, die durch gegenseitige Achtung sich bestimmt. Die Ambivalenz des Eigentumsbegriffs gründet in der Dichotomie zwischen mir und dem Andern.
Der apokalyptische Topos, wonach die Zeit des Antichrist das Gesicht einer Hundes tragen wird, hängt mit Eigentumsbegriff zusammen. Die „Verteidigung des Eigentums“ scheut das Licht, das Eigentum ist etwas, was man (wie die Sexualiät) verbergen muß. Hunde und Skinheads ertragen den Blick des Andern nicht, aber sie koitieren öffentlich.
Der hündische Zwang, überall Duftmarken zu setzen, scheint etwas mit dem Eigentumsbegriff zu tun zu haben.
Ist nicht die Eigentumswirtschaft in ihrer praktischen Realität eine Besitzwirtschaft? Die Eigentümer sieht man nicht mehr, sie sind die unsichtbaren Götter. Wer die Verfügungsgewalt über sein Eigentum an andere delegiert, setzt auf deren Komplizenschaft, möchte sich selbst die Hände nicht mehr schmutzig machen.
Ist das der „Greuel am heiligen Ort“, daß die Eigentümer den Himmel zu ihrem Thron und die Erde zum Schemel ihrer Füße gemacht haben? Und hat nicht das kopernikanische System (mit der Vorstellung des „unendlichen Raumes“) den Himmel, aus dem es den Gott vertrieben hat, zum Thron der Eigentümer gemacht?
Sind Insekten elektromagnetische Tiere, Inertialsystem-Tiere? Und kann es sein, daß Beelzebub, der „Herr der Fliegen“, etwas mit dem mikrophysikalischen Herrschaftskonzept (mit der atomaren Technik) zu tun hat?
Gibt es eine Beziehung der Einheit des Reiches in der Geschichte vom Beelzebub mit der Einheit des Ortes, an dem die Wasser sich sammeln sollen.
In dem Wort von dem „einen Ort“ ist das Eine kein unbestimmter Artikel, sondern eine Zahlbestimmung, und die kabbalistische Anmerkung hierzu ist sprachlich determiniert. Das Mißverständnis rührt daher, daß es, wie es scheint, den unbestimmten Artikel, der ein Subsumtionsverhältnis anzeigt, im Hebräischen (allerdings auch im Griechischen und Lateinischen) nicht gibt. Im Griechischen und Lateinischen gibt es wohl die Beziehung des Einen zum Andern, die aber das Nomen noch unberührt läßt, das erst durch den unbestimmten Artikel in diese Logik mit hereingezogen (und damit zum Substantiv) wird. Das ontologische Prinzip „Unum et verum convertuntur“ begründet (durch die Vermittlung des bonum, das im Eigentumsprinzip gründet) die Herrschaft des Beelzebub.
Der unbestimmte Artikel reflektiert das Anderssein des Einen, er setzt den Weltbegriff voraus. Ist die Frage nach dem Ursprung des unbestimmten Artikels nicht eine sprachgeschichtliche Schlüsselfrage, mit deren Hilfe die sprachlogische Funktion und der Stellenwert des Neutrum sich bestimmen läßt?
In allen modernen Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch) gibt es den unbestimmten Artikel (die sprachliche Form der Subsumtionsbeziehung); in all diesen Sprachen konvergiert der unbestimmte Artikel mit dem Begriff des Einen, nur im Englischen ist er davon unterschieden (Unterscheidung von a und one).
Fundamentalontologie: Das Eigentum ist die metaphysische Wurzel des Besitzes. Ist es nicht eine Funktion des oikos, des Hauses?
Die Begriffsbildung läuft über das Verfahren der Objektivierung: der Unterwerfung und Beherrschung von Feinden (Modell der Objekte).
Erst wenn die Theologie sich von ihrem philosophischen Erbe, vom Einverständnis mit dem Tod (mit der Vergangenheit des Vergangenen) befreit, befreit sie sich selber, wird sie aus einer Theologie hinter dem Rücken zu einer Theologie im Angesicht Gottes (werden die Apostel aus dem Schlaf von Getsemane geweckt).
In folgenden Situationen sind in den Evangelien die drei Apostel Petrus, Jakobus und Johannes mit dabei:
– bei der Heilung der Schwiegermutter des Petrus (Mk 129 parr),
– bei der Heilung der Tochter des Synagogenvorstehers (Mk 537 parr),
– auf dem Berg der Verklärung (Mt 171 parr) und
– in Getsemane (Mt 2637 parr).
Diese drei sind nicht identisch mit den von Paulus so genannten „drei Säulen“ (zu denen der „Herrenbruder“ <nach Karl Thieme identisch mit dem „kleinen“ Jakobus, mit Jakobus Alphäus>, nicht der Zebedäussohn Jakobus gehört). Zu Petrus und Johannes vgl. das Johannes-Evangelium (1323, 1815, 202, 217, 2120) sowie Apg (3,4 und 814).
Welche sprachlogische Funktion haben die Pronomina (Personal-, Demonstrativ-, Frage-, Possessiv-, Reflexiv-, Relativpronomen)? Gibt es eine sprachlogische/sprachgeschichtliche Beziehung zu den Affixen? -
3.7.96
Gegen den 68er Bruch: Der Faschismus war keine Naturkatastrophe, und das Horkheimer-Wort, daß, wer vom Faschismus redet, vom Kapitalismus nicht schweigen dürfe, wird heute durch Umkehrung wahr: Vom Kapitalismus darf nicht reden, wer vom Faschismus schweigt.
Die 68er Bewegung hat den faschistischen Zivilisationsbruch als Kulturbruch ratifiziert. Mit der Beziehung zum (weiterhin realen) Staat hat sich auch die Beziehung zur Sexualität, das Verhältnis von Eigentum und Besitz, verändert. Die traditionelle Sexualmoral war Ausdruck der am Eigentumsbegriff sich orientierenden Beziehung der Person zu sich selbst. Ist nicht an die Stelle der Eigentumsbeziehung (deren Respektierung die Sexualmoral leisten sollte) das Besitzverhältnis (an die Stelle des Respekts vor dem Andern die Freiheit der Güternutzung) getreten? Gibt es (nach der Globalisierung des Marktes und der Verrottung des Staates) überhaupt noch „Eigentum“? Ist sein Verschwinden nicht am Verschwinden des Tabus auf der Sexualität (mit den Folgen, die das insbesondere für den weiblichen Teil der Gesellschaft hatte) ablesbar?
Das Privateigentum konstituiert die Privatsphäre (den idiotes).
Rühren die Probleme der Theorien Heinsohns nicht daher, daß er einem Theorie- und Objektivitätsmodell sich verpflichtet fühlt, daß aus der Physik stammt? Die vermittelnde Kategorie scheint der Eigentumsbegriff zu sein, der in der Tat einmal den Naturbegriff konstituiert hat: Der Eigentumsbegriff verhält sich zur Geldwirtschaft wie die träge Masse zur Physik insgesamt.
Die begriffliche Trennung von Eigentum und Besitz, die mit der von Tausch- und Gebrauchswert zusammenhängt, determiniert die Widersprüche, die Heinsohns Konzept durchziehen (vgl. z.B. S. 129 und 137 zum Verhältnis der Volkswirtschaftslehre zur Geschichte).
Wenn Heinsohn die Geschichte sowohl braucht als auch abwehrt, so drückt sich darin genau die Ambivalenz seiner Theorie aus: Er braucht die Geschichte als Mittel zur Erkenntnis der Logik der Ökonomie, er muß sie abwehren, weil sie diese Logik zugleich zum Sprechen zu bringen droht.
Besitz ist eine Gebrauchskategorie, Eigentum eine Geldkategorie (vgl. Heideggers Unterscheidung des Zuhandenen vom Vorhandenen). Hat nicht Polyani den Ursprung der Eigentumsgesellschaft sehr viel genauer beschrieben, nämlich anhand der Übertragung der Wareneigenschaften auf Grund und Boden (Eigentum), auf die Arbeit (Lohnarbeit) und aufs Geld (Banken)? Heinsohn selber verweist darauf, daß die Lohnarbeit erst in der modernen Entwicklung hinzukommt; verweist das nicht auf eine qualitative Differenz auch beim „Eigentum“ und beim Geld (doppelte Buchführung)?
Der philosophische Reflex des Eigentumsbegriffs ist der Begriff der Substanz (der mit dem Begriff des Substantivs das Verständnis der Grammatik und der Sprache verändert hat, der das Nomen gelöscht und die Sprache zu einem Mittel der Information gemacht hat).
Das Substantiv ist eine Fortbildung des Begriffs der Substanz. Drückt nicht im Begriff des Substantivs eine qualitative Veränderung im Eigentumsbegriff sich aus?
Der Konkretismus Heinsohns manifestiert sich nicht nur in der Theorie der Venus-Katastrophe (in der Ersetzung der gesellschaftlichen Naturkatastrophe durch eine reale kosmische Katastrophe), sondern auch in seinem Eigentumsbegriff, der ihm zu einem festen Grundlagenbegriff wird, und an dem er den historischen Prozeß, dem er entspringt und in dem er sich verändert, nicht wahrnimmt. Die Trennung von Eigentum und Besitz manifestiert sich in den Änderungen der ökonomischen Gesellschaftformen, in der Übertragung der Geschäftsführung an ein Management und im Ursprung und in der Entfaltung und Ausdifferenzierung der Verwaltung (die die Besitzfunktionen des Eigentums realisiert). Aber ist nicht das Eigentum unabhängig vom Besitz (vom Gebrauch, der es qualifiziert) eine leere Abstraktion? Wie das Eigentum im ökonomischen Prozeß sich verändert, kann man heute von jedem Landwirt (noch krasser freilich an den Vorgängen in der Dritten Welt, die jetzt langsam anfängt zu begreifen, was ihr geschieht) erfahren.
Durch seinen Eigentumsbegriff wird dieses Buch zum Kompendium einer Hausbesitzer-Ideologie.
Das Konstrukt der Venus-Katastrophe war notwendig, weil der genetische Zusammenhang des Eigentumsbegriffs mit dem Begriff und der Praxis der Gewalt in der Gesellschaft ausgeblendet wird. Gehört nicht der Eroberungskrieg (wie am modernen Kolonialismus drastisch sich zeigen läßt) zur Ursprungsgeschichte des Eigentums (die Ureinwohner der kolonialisierten Länder „kennen keine Schrift, kein Geld, sind nackt“; sie sind deshalb nicht fähig, über ihren Besitz wie über Eigentum zu verfügen; als „Wilde“ sind sie apriorische Objekte von Gewalt)?
War die Kosntituierung des Eigentums das Ergebnis einer Revolution von innen (bei den Griechen als Revolution gegen den mykenischen Feudalismus), oder war sie das Ergebnis einer Eroberung von außen, durch umherstreifende Brüder- und Männerhorden (Rom, die Hapiru, die „Hebräer“)? Unterscheidet sich darin nicht das Eigentums-Buch vom Patriarchats-Buch Heinsohns?
Irgendjemand hat einmal die Tempel als Säkularisations-Instrumente beschrieben (Entzauberung der Welt durch Konzentration des Heiligen im Tempel). Eine ähnliche Funktion scheinen die christlichen Kirchen, Kathedralen und Dome im Mittelalter gehabt zu haben. Als Säkularisations-Instrument hat der Tempel die Welt eigentumsfähig und damit zur Welt gemacht; deshalb gehören zur Tempelwirtschaft die Kosmogonien.
Waren der Islam das Persien, Frankreich und England hingegen das Griechenland des Mittelalters? Dann war Deutschland das Rom.
Adorno hat mich in die Lage versetzt, mein Faschismus-Trauma zu bearbeiten; anders wäre ich das Opfer dieses Traumas geworden.
Heinsohn: der Drewermann der Nationalökonomie?
Die Orthogonalität ist das Abstraktionsgesetz der Erkenntnis, sie ist zugleich das Formprinzip des Urteils. Durch die Orthogonalität werden die Richtungen des Raumes getrennt und unterschieden und zugleich zueinander in Beziehung gesetzt; das gleiche Formgesetz gilt für die Beziehung von Raum und Zeit und dann auch für die Beziehung von Raum und Zeit zur Materie. Die Orthogonalität (die Entdeckung der Winkelgeometrie durch die Griechen) ist das Modell der Beziehung von Begriff und Objekt. Wie hängt die Entdeckung der Orthogonalität mit dem Ursprung des Eigentumsbegriffs, mit der Unterscheidung von Eigentum und Besitz und mit dem Ursprung des Staates zusammen?
Im Buch Josue wird das Land Kanaan durchs Los auf die Stämme Israels verteilt. Wann und auf welche Weise erfolgte die individuelle Eigentumsbegründung (zusammen mit der Begründung weiblicher Erbrechte)? In der Bibel wird vom Kauf eines Grundstücks nur im Hinblick auf kanaanitisches Eigentum (bei Abrahams Kauf des Grundstücks für das Grab Saras und bei Davids Kauf der Tenne Araunas) berichtet.
Sind die Probleme, vor die die Philosophie in jeder Epoche neu sich gestellt sieht, die logischen Probleme des Eigentums; und ist die Philosophie deshalb der Reflex der Herrschaftsgeschichte?
Das Armutsgebot, das wir heute ganzen Erdteilen aufzwingen, der Export der Armut in die Dritte Welt: Die Eigentumslosigkeit schlägt die Eigentumslosen zur bloßen Natur, macht sie zu einer brachliegenden Ressource, für die es keine Verwendungsmöglichkeiten mehr gibt: zu herrenlosem Gut.
Nachdem die Aufklärung, und ihrer Folge Kant und der deutsche Idealismus, der Natur schöpferische Kräfte angedichtet hat, hat da nicht Marx, als er glaubte, im Proletariat das Subjekt der Revolution zu erkennen, daraus nur die Konsequenz gezogen (das Proletariat: die Verkörperung er resurrectio naturae)?
Werden heute nicht alle Siege zu Pyrrhus-Siegen?
Ist nicht jede Personalisierung ein Indiz mangelnder Autonomie? Zitiert nicht jede Personalisierung (und jeder Konkretismus) die kollektive Absicherung einer Projektion?
Hängt nicht die mittelalterliche Fälschungsgeschichte mit den übermächtigen Legitimationsbedürfnissen, die die Begründung der Eigentumsgesellschaft wachgerufen hat, zusammen? -
23.6.96
Welche Organe des Fisches befreien die Sara vom Asmodei, und welche Organe heilen den Tobias von seiner Blindheit? Und welche Bedeutung haben diese Organe nach dem Sohar?
Jannes und Jambres (2 Tim 38) hießen nach einer apokryphen jüdischen Überlieferung die ägyptischen Zauberer, die die ersten Wunder von Moses und Aaron vor dem Pharao ebenfalls vollbrachten (Ex 711.22, 87).
Das transzendentale Subjekt, das „Ich denke, das alle meine Vorstellungen muß begleiten können“, ist der Repräsentant des Begriffs im Subjekt: der Repräsentant der Herrschaftslogik. Die Trennung des Denkens von meinen Vorstellungen reflektiert die Trennung von Begriff und Objekt, von Welt und Natur. Durch diese Trennung verselbständigen sich auch „meine Vorstellungen“ gegen mein Denken, werde ich manipulierbar (transzendentallogischer Grund des Fernsehens). Herr über meine Vorstellungen werde ich nur durch die Kraft der Reflexion (durch die Kritik der intentio recta).
Die Objektivierung des Vergangenen ist ein Gradmesser der Herrschaft der Vergangenheit über die Zukunft, die nur durch Erinnerungsarbeit aufzulösen ist.
Bemerkenswert die unterschiedliche Funktion, der unterschiedliche sprachlogische Stellenwert der Affixe in den klassischen europäischen Sprachen im Verhältnis zu den modernen Sprachen, insbesondere zur deutschen Sprache: Während in den alten Sprachen Präpositionen als Präfixe den Verben vorgesetzt werden (prae-, ad-, de-, cum- u.ä.) und Suffixe in erster Linie Mittel der Flexion sind (der Bestimmung des Geschlechts sowie zur Deklination beim Nomen und zur Bestimmung der Person und zur Konjugation beim Verb), kommen in den modernen Sprachen zusammen mit der Verselbständigung der Personalpronomina objektkonstituierende Präfixe (be-, er-, ver-, zer- u.ä., primär bei Verben) und substantivierende, begriffkonstituierende Suffixe (-heit, -keit, -ung u.ä.) hinzu (nach Vorbereitung dieser Formen im Lateinischen: in den Formen des Supinum, Gerundium, Gerundivum u.ä.?). In den modernen Sprachen ist die Trennung von Natur und Welt bereits in die Struktur der Sprachen und in die Grundlagen der Wortbildung mit eingegangen (Ursprung des Nominalismus).
Ist nicht das „Ungetüm“ (eines der Substantive, die nur aus Prä- und Suffixen gebildet sind) ein Schlüsselwort der deutschen Sprache (gleichsam der Repräsentant des Seeungeheuers: Ist die deutsche Sprache der Bauch des Walfisches, der den Jonas verschlingt, und war die Reise nach Tarschisch die Flucht der griechischen Sprache vor der Wahrheit, die dann im „Bauche des großen Fisches“ endete)?
Die descensio ad inferos (Jonas im Bauche des Fisches) ist der Beginn der Bearbeitung der Finsternis über dem Abgrund.
Ist die Etymologie von Leviatan bekannt (Behemoth ist das Getier)? Das Namensregister meiner Vulgata-Ausgabe (von 1824) notiert „Copulatio, Societas sua“ (?).
Zu Bubers „Geziefer“: Er hat vom Ungeziefer die Negation hinweggenommen. Nach Kluge verweist aber das Stammwort (Geziefer) auf ein ahd. „zebar“, ae. „tiber“, anord. „tivurr“, Worte die allesamt auf das Opfer zurückzuweisen scheinen. Demnach wäre Ungeziefer ein Name für „unreine“, nicht zum Opfer geeignete Tiere? Hat Buber vielleicht vom Ungewitter, in dem das Un- als Verstärker, nicht als Negation erscheint, sich verleiten lassen und Geziefer als eine nur harmlosere Form des Ungeziefer aufgefaßt (vielleicht auch den antisemitischen Gebrauch des Wortes „Ungeziefer“ ausschließen wollen)? – Vgl. auch Unkosten, Unwetter, in denen das Un- keine Negation, sondern eine Steigerung einer bereits gegebenen negativen Konnotation des Stammworts ausdrückt.
Läßt nicht an Hegels Bemerkung, wonach die Natur, nachdem die Idee sie frei aus sich entlassen hat, den Begriff nicht halten kann, die Logik des Naturbegriffs (Natur als Inbegriff aller Objekte: Inbegriff des Begriffslosen) sich demonstrieren? Vgl. hierzu insbesondere die Hegelsche Begründung: sein Hinweis auf die unterschiedlichen Gattungen und Arten der Tiere, die es nach der Logik des Begriffs nicht geben dürfte. Ist nicht der Begriff der Ganzheit ein spätes Echo dieser Logik, und richtet sich dagegen nicht Adornos Satz „Das Ganze ist das Unwahre“?
Das Inertialsystem ist der dogmatische Kern der Urteilsmagie. Das weist zurück auf den Schuldzusammenhang, den das Inertialsystem (zusammen mit dem Geld und der Bekenntnislogik) verkörpert.
Wer glaubt, die Abstraktion verwerfen und sich der Unmittelbarkeit des Konkreten versichern zu können, verfällt der Abstraktion.
Ist nicht Spenglers „zweite Religiosität“, die heute die Religionen durchherrscht, die die Agonie begleitende Euphorie?
Spätestens im Barock ist die Religion zum Trost der Herrschenden geworden.
Sind nicht Wendungen wie „Ich glaube zu wissen“ und „Ich würde sagen“ Symptome des gegenwärtigen Zustandes des kosmos noetos?
Zu den Vätern im NT vgl. Eph 64 und Kol 321: Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht.
Gehört nicht zu dem Satz „Laßt die Toten ihre Toten begraben“ auch der andere: „Gott ist kein Gott der Toten, sondern der Lebenden“?
Die Jakobus-Wendung „nicht schnell zum Zürnen“ verweist darauf, daß
– das Zürnen ein Urteilen ist und
– vor dem Urteil die Hemmung des Sich-Hineinversetzens in den, über den das Urteil ergeht, steht.
Sind die Tefillin (die Zeichen an Hand und Stirn) ein Symbol der Bekenntnislogik?
Sch’ma Jisrael: Das Leuchten des Angesichts ist das Licht des Hörens. Das Dunkel des gelebten Augenblicks ist der blinde Fleck im Kern der Philosophie: das tode ti.
Ist der Satz, daß man Herr seiner eigenen Phantasien sein soll, nicht der schärfste Einwand gegen das Fernsehen?
Haben die beiden apokalyptischen Tiere etwas mit der Beziehung des „Ich denke“ zu „meinen Vorstellungen“ (mit der Beziehung von Politik und Ökonomie) zu tun? -
22.6.96
Wenn es zutrifft, daß die Sprachlogik auch die Wahrnehmung determiniert und organisiert, welche Bewandnis hat es dann, wenn im Hebräischen die Begriffe Welt und Natur nicht vorkommen, und es kein Neutrum gibt? Hilft da nicht die letzte Bemerkung in Thiemes „Biblische Religion heute“ weiter, wenn gegen Rankes Erkenntnisbegriff, der darauf abzielt zu erkennen, wie es denn eigentlich gewesen sei, die Frage setzt: Was denn gewesen ist? Worauf zielt das Wie, und worauf das Was? Gibt es im Hebräischen ein Äquivalent zum Wie? Ist das Wie nicht der Statthalter des Neutrum, des Inertialsystems, der Instrumentalisierung? Und gründet Heideggers Hypostasierung der Frage nicht darin, daß im Bannkreis des Wie die Frage nach dem Was objektlos wird (dieser Objektlosigkeit des Was entspricht die Neutralisierung des Himmels und die objektlose Angst: die Heroisierung des philosophischen Gestus)?
Waren nicht schon die Philosophie, und dann das Dogma die ersten Gestalten der Überwucherung des Was durch das Wie, des Namens durch den Begriff (der logische Grund der Verdinglichung des Himmels, des katholischen Mythos)?
Gegen Bloch: Nicht das Dunkel des gelebten Augenblicks begreifen, sondern das Hören hell machen.
Die Griechen haben den Winkel entdeckt, die Inder die Null (die über die Araber, den Islam nach Europa gekommen ist). Nach der Entfaltung der dogmatischen Theologie begann mit der Entwicklung des Trägheitsbegriffs die Geschichte der dritten Leugnung.
Weshalb hat der Teufel im Märchen eine Großmutter, während der König einen Sohn oder eine Tochter hat (Prinz und Prinzessin)?
Hat Franz Rosenzweig mit der Entdeckung, daß das Ich mit Vor- und Zunamen keine quantite neglegeable ist, nicht den Erkenntnisgrund der Prophetie entdeckt?
Zur Begriffsgeschichte der Heiden (deren Name als Projektionsfolie zu den Konstituentien des modernen Kirchenbegriffs gehört): Das Wort, das im Deutschen mit Heiden übersetzt wird, bezeichnet im Hebräischen und im Griechischen die „Völker“. Nur im Lateinischen gibt es ein Adjektiv, das die Heiden erstmals abweichend davon gesondert bezeichnet: paganus, die auf die Landbevölkerung verweist, ähnlich wie das hebräische am haaretz. Thomas von Aquin setzt in den Titel seiner Summa contra gentes den lateinischen Begriff für Völker, gentes, wieder ein. Wenn der Name der Heiden heute die nicht bekehrten Völker bezeichnet, klingt darin nicht der Name der Barbaren nach (die Logik des Hellenismus)? In der modernen Welt wurde dieser Name noch zugespitzt zu dem der Wilden (der gleichursprünglich zu sein scheint mit dem Begriff der „rohen Natur“).
Stimmt eigentlich der Satz, daß Hitler nicht der Antichrist war, sondern die Generalprobe? Kann es nicht sein, daß er es doch war, und wir den Weltuntergang bloß überlebt haben? -
17.6.96
Spital begründet die kirchliche Ablehnung des Priestertums von Frauen mit dem Hinweis auf die Einsetzung des Priestertums beim letzte Abendmahl, bei dem auch nur Männer zugegen gewesen seien. Hierzu einige Hinweise:
– zweimal verweisen die Evangelien auf das Gedenken: bei der „Einsetzung der Eucharistie“ und bei der Salbung Jesu;
– war die Teilnahme der Jünger nicht stumm und passiv, und waren es nicht die gleichen Jünger, die in Getsemane geschlafen haben und bei der Kreuzigung geflohen sind, während nur die Frauen Zeugen der Kreuzigung waren?
– Unter diesen Jüngern war der eine, der ihn verraten hat, und der andere, der ihn dreimal verleugnet hat.
– Ist nicht die Eucharistie zum Anfang der Instrumentalisierung des Kreuzestodes, zum Kristallisationskern der Opfertheologie geworden?
Am Verständnis des Abendmahls entscheidet sich, ob Joh 129 in die Opfertheologie hineingehört, oder ob es ein Teil des Nachfolgegebots ist. (Johannes berichtet nicht über das Abendmahl, bei ihm steht an der Stelle die Geschichte von Fußwaschung. Im Johannes-Evangelium wird nicht Wein in Blut, sondern Wasser in Wein verwandelt. Ist nicht das Johannes-Evangelium das Auferstehungs-Evangelium?)
Wenn das Jüngste Gericht das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht ist, heißt das dann auch, daß es gnadenlos gegen die Gnadenlosen sein wird, daß es die Richtenden richten wird?
Hat Lillian Klein nicht ein für allemal klargemacht, weshalb das Buch der Richter ein prophetisches und kein historisches Buch ist?
Der real existierende Sozialismus war ein auf Verwaltung sich gründendes Herrschaftssystem, während der Faschismus als „naturwüchsige“ Volksbewegung sich konstituierte, die die „natürlichen“ Vorurteile aller mobilisiert und ausgebeutet hat. Der Faschismus lebte von der Symbiose („alle hatten das Gefühl, daß Hitler jeden persönlich angeblickt hat“).
Grundlage dieser Symbiose ist eine Emanation der Urteilsform, der Mechanismus der Verurteilung, ein Mechanismus, von dem die Theologie in der Geschichte der Dogmenentwicklung erstmals Gebrauch gemacht hat, und der in diesem Gebrauch sich konstituiert hat, und zwar sowohl im Urschismus (im kirchlichen Antijudaismus) als auch im „Kampf“ gegen die Häresien. Erkauft war diese Symbiose mit dem Ausschluß der Frauen aus der Theologie (und aus der Bekenntnisgemeinschaft, die ein Männerbund war).
Der Mechanismus der Verurteilung war das erste Produkt einer Vergesellschaftung der Philosophie, der Anfang einer Säkularisationsbewegung, an deren Ende die naturwissenschaftliche Aufklärung steht, die den Verurteilungsmechanismus im Inertialsystem (und schon in seiner erkenntnispraktischen Voraussetzung, in den „subjektiven Formen der Anschauung“) selber instrumentalisiert hat. Stabilisatoren dieses Verurteilungsmechanismus waren die Totalitätsbegriffe der Aufklärung: Wissen, Natur und Welt, die in diesem Prozeß erst entsprungen sind (war nicht die Geschichte der Verhärtung des Herzens des Pharao in der Geschichte der zehn ägyptischen Plagen der erste prophetische Begriff dieses Prozesses? – Sind die drei Frösche der Apokalypse, die auf die ägyptische Froschplage zurückweisen, Symbole der Totalitätsbegriffe?).
Das theologische Konstrukt der creatio mundi ex nihilo war nicht nur eine Fortentwicklung des philosophischen Weltbegriffs. In Wahrheit war der Weltbegriff nur über dieses Konstrukt (über seine theologische Verarbeitung mit den Mitteln der Verurteilungsmechanik) zu halten. Der Preis dieser Fortentwicklung war zugleich sein Gewinn, der Mehrwert, der auf diesem Wege produziert worden ist und abgeschöpft werden konnte: die Verinnerlichung der vergöttlichten Herrschaft (die Verinnerlichung des Opfers). Das schlimme Wort aus dem katholischen Weltkatechismus, daß der erste Satz der Bibel, der von Himmel und Erde spricht, damit eigentlich die Welt meine, belegt, daß die Kirche nicht mehr weiß, wovon sie redet (oder weiß sie es nur zu genau?).
Zu den nachkatholischen christlichen Denominationen: Man kann nicht die Orthodoxie rezipieren und gleichzeitig die Philosophie, aus der sie hervorgegangen ist, verwerfen. Hier liegt der Grund, weshalb ich vom Katholizismus nicht lassen kann.
Zur Genese des pathologisch guten Gewissens (und der Verhärtung des Herzens): Die Fatalitäten des Schuldverschubsystems liegen darin, daß sie die Schuld selber unsichtbar machen, sie der Reflexion entziehen; dem verdanken sich die „Schuldgefühle“, die als Materie des Schuldverschubsystems leicht als „irrational“ sich denunzieren lassen, damit aber dem Herrendenken (das der Schuldgefühle der anderen sich bedient, dazu, nämlich zur Reproduktion dieser Schuldgefühle, der Religion und ihrer Institutionen bedarf) die Bahn freimachen, ihm die Widerstände aus dem Weg räumen. Die Befreiung von der Last wird zum Instrument der Unterjochung aller.
Heute beginnen die Dinge sich in eine Normalität zurückzuentwickeln, die es nach Auschwitz eigentlich nicht mehr hätte geben dürfen. Führt diese Normalität nicht aufgrund ihrer eigenen Logik zu dem Punkt, der in der Geschichte der drei Leugnungen als Selbstverfluchung sich enthüllt?
Hegel hat (in der Folge Kants) die Wahrheit zu einer Qualität des Urteils gemacht. Eben dadurch ist ihm das Wahre zum bacchantischen Taumel, in dem kein Glied nicht trunken ist, geworden.
Wenn Drewermann den Begriff der Lehre, zu dem er nur das Dogma assoziieren kann (und dessen jüdische Tradition er offensichtlich nicht kennt), verwirft, so bleibt in der Tat nur die Personalisierung übrig. Die Konfliktunfähigkeit Drewermanns gründet in der Unfähigkeit, im Licht des theologischen Begriffs der Lehre die Urteilsform zu reflektieren. Er bleibt dem Glauben an die Magie des Urteils, der im dogmatischen Theologieverständnis (und d.h. in der katholischen Tradition) begründet ist, verhaftet; deshalb kennt er zur therapeutischen Bearbeitung von Schuldgefühlen keine Alternative. Ebenso wie es einmal einen jüdischen Antisemisemitismus gegeben hat, scheint es heute einen katholischen (klerikalen) Antiklerikalismus zu geben.
Zum Verständnis des Rosenzweigschen Begriffs des „hintertückischen, verandernden Wissen des Denkens“ gehört die Einsicht, daß das Wissen auch im Denken gründet (nicht allein im Objekt). Diese Einsicht verdankt sich der kantischen Vernunftkritik, der Transzendentalphilosophie.
Mit der Sexualmoral hat die Kirche das Jesus-Wort „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet“ verletzt (und die Welt von jeder Kritik freigestellt).
Die Empörungslust, die hier ihren Ursprung hat, und die jedes Geschwätz und jedes Gerede nährt, ist die Lust, über die die Erbsünde sich fortpflanzt, nicht die Sexuallust. Sie pflanzt sich über die Zunge fort, nicht über den Phallus. Die Empörungslust ist identisch mit der Urteilslust und der Augenlust (mit der Lust an dem Aufdecken der Blöße). Ist das Keuschheitsgebot nicht auch ein die Gotteserkenntnis leitendes Gebot?
Die Empörungslust gründet im Schuldverschubsystem, das mit ihr sich entfaltet und stabilisiert. Wäre die Reflexion dieses Schuldverschubsystem nicht heute der Schlüssel zur Theologie?
Die Empörungslust verhindert die Schuldreflexion; sie verhindert die Reflexion jener Mechanismen, von denen sie bewußtlos Gebrauch macht und deren Objekt sie selber ist.
Die Empörungslust ist Urteilslust, ein Ableger der in die Bekenntnislogik transformierten und zugleich verdrängten Sexuallust. Sie nährt sich vom Rachetrieb, den sie selber zugleich mit nährt. Dagegen steht das Wort „Mein ist die Rache, spricht der Herr“.
Gibt es ein griechisches Wort für den Ankläger, den Satan (wie heißt der Akkusativ im Griechischen?)? Und wie hängt der daimon (der böse oder auch der unreine Geist der Evangelien) mit dem Ankläger zusammen? Gibt es den daimon (auch den sokratischen) erst, seit es den Weltbegriff gibt? Hat die Austreibung der Dämonen (und der daraus abgeleitete kirchliche Exorzismus, auch der Hexenwahn) etwas mit der Ursprungsgeschichte des Weltbegriffs zu tun (ebenso wie die Krankenheilungen, die Totenerweckungen und die Sündenvergebung)?
Hat nicht Franz von Assissi diesen Zusammenhang noch gekannt, als er dem Mitbruder, der für die Einführung der Studien sich einsetzte, entgegenhielt: Unus daimon plus scit quam tu?
Ankläger ist der kategoros, kategor; Anklage die kategoria, und anklagen kategoreo. Also ist die Kategorienlehre eine Theorie der Anklage.
In ihrem Lexikon der Sprachwissenschaft (Stuttgart 19902) nennt Hadumod Bußmann den grammatischen Begriff Akkusativ (lat. casus accusativus) eine „Fehlübersetzung von griech. ptosis autiatike, Kasus des Bewirkten“ (S. 57). Sind im Griechischen nicht Ursache und Grund (aitia) und die Schuld noch ungeschieden; und verweist nicht der Name der Kategorie (des Begriffs) über die Anklage an die Schicksalsidee, aus der der Begriff hervorgegangen ist? Der Akkusativ ist der eigentlich Objekt-Kasus, der durch diesen Namen in den Kontext des Gerichts (der Anklage und des Richtens) gerückt wird. Gründet nicht die kantische Lehre von den synthetischen Urteilen apriori, die Deduktion der Kategorien, in der Apriorisierung des Objekts durch die subjektiven Formen der Anschauung (durch die transzendentale Ästhetik)?
Im Griechischem gibt es den Parakleten, den Beistand, den Verteidiger.
Das „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet“ ist der Stachel im Fleisch der griechischen, insgesamt der indoeuropäischen Sprachen.
Das Dogma entspringt mit der Verschiebung der Urteilslust auf die Sexuallust (mit dem Ursprung der Sexualmoral); die Freigabe der Urteilslust durch die Sexualmoral (die aufs engste mit der Geschichte des Zölibats zusammenhängt) ist der apokalyptische Unzuchtsbecher.
mit der Bekenntnislogik, die den Namen leugnet, indem sie ihn bekennt, ist der unreine Geist in die Theologie eingedrungen.
Mizrajim:
– Steckt darin mi und sara? Und gehört zum Namen Mizrajim nicht die Geschichte von Abraham und Sara in Ägypten (taucht hier vielleicht der Name Ägyptens zum erstenmal auf)?
– Hängen die Namen Mizrajim und Israel mit einander zusammen (Mizrajim wird mit Sade, Israel mit Sin geschrieben, ebenso Sara)?
Mit dem „Ich denke, das alle meine Vorstellungen muß begleiten können“, hat Kant den Grund der Idolatrie und seiner modernen Denomination, des Nationalismus (der Nationalismus ist der durch den Weltbegriff modifizierte Götzendienst), benannt.
Als Jesus am Kreuz starb, hat die Erde gebebt, ist der Vorhang des Tempels entzweigerissen. Als er auferstand, da gab es keine Pauken und Trompeten, nur das leere Grab, und die ersten, die ihn sahen, erkannten ihn nicht.
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14.6.96
Gibt es einen sprachlichen Zusammenhang zwischen dem Fall, dem Falschen und dem Fälschen, dem fallere und dem falsus? Das würde den Wittgensteinschen Satz „Die Welt ist alles, was der Fall ist“ zusammenbringen mit der Bemerkung Rosenzweigs über das „hintertückische, verandernde Wissen des Denkens“. Ist die Orthogonalität, die den Raum aufspannt, die Kraft der Scheidung, der Trennung, und gewinnt nicht mit der Orthogonalität das Trennende Gewalt über das Getrennte (die Vergangenheit Macht über die Zukunft: der Ankläger und das Inertialsystem)? Hat die Schlange (das klügste aller Tiere), die auch als das Symbol des Neutrums sich begreifen läßt, etwas mit der Macht der Orthogonalität zu tun? Die Unfähigkeit zur Reflexion des Urteils ist der Grund des Glaubens an die magische Kraft des Urteils. Immanenz: Das Richtige steht unter der Macht des Falschen; es verbleibt innerhalb seiner Logik. Der Gegensatz zum Wahren, dessen Begriff die Idee der Versöhnung mit einschließt, ist nicht das Falsche, sondern die Unbarmherzigkeit, das steinerne Herz. Bethseba: Was hat der Schwur mit der Orthogonalität zu tun (Stichwort: Selbstbindung)? Gründet hier, in dieser Beziehung zur Orthogonalität, der sprachliche Zusammenhang des Schwurs mit der Zahl Sieben im Hebräischen? Hängt der aufrechte Gang damit zusammen, daß die Primaten zusammen mit den Bäumen entstanden sind? Die Sünde wider den Heiligen Geist wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben: Was heißt in diesem Satz Vergebung? Bezieht sie sich nur auf den einzelnen Sünder, oder auch auf den Zustand der Welt insgesamt? Kann es sein, daß diese Sünde das Kommen der zukünftigen Welt verhindert, und daß auf das Subjekt diese Sünde der Satz von der Freude im Himmel über den einen Sünder, der sich bekehrt, sich bezieht (wie auch der letzte Satz des Jakobusbriefs)? Haben wir überhaupt schon begriffen, was Vergebung heißt? Die Sündenvergebung sollte nicht verwechselt werden mit der Befreiung von Schuldgefühlen. Sie ist ein Teil der Umkehr. Gründet nicht der katholische Mythos (die Religion der 99 Gerechten), aus dessen Bann auch die folgenden christlichen Denominationen sich nicht haben befreien können, darin, daß er den Himmel von der zukünftigen Welt getrennt, daß er ihn verräumlicht, die zeitliche Differenz zu „dieser Welt“ aus ihm entfernt, verdrängt hat? Der Himmel, der eigentlich die logische Gewalt des Inertialsystems zu sprengen vermöchte, ist (durch die kopernikanische Wende, durch die Unfähigkeit, das Überzeitliche vom Ewigen zu unterscheiden) zu einem Objekt des Inertialsystems geworden.
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8.6.96
Das Substantiv ratifiziert ein Verständnis des Urteils, in dem das Subjekt (das Nomen) bereits durch das Objekt, das (wie die durchs Foto im Personalausweis, dem vergesellschafteten Fahndungsfoto, bezeichnete Person) von seinem Namen unterschieden wird, ersetzt ist, es gehört zu einem Wahrheitsbegriff, der durch die „Übereinstimmung von Begriff und Gegenstand“ sich definiert. Das so definierte Wahre aber ist der „bacchantische Taumel, in dem kein Glied nicht trunken ist“ (Hegel). Das Substantiv ist der Inbegriff des verletzten Bilderverbots. Der Gottesname, dessen Heiligung das Vaterunser gebietet, kommt in den Evangelien nicht vor. Nicht nur daß er vergessen ward, er wird zusätzlich als Name eines „altorientalischen Rachegotts“ diffamiert. Ist der Name nicht das im „Alten Testament“ vergrabene Talent? Ungeheurer Gedanke, daß Salomo „dem Namen Gottes ein Haus gebaut“ hat. Nicht ein Götterbild stand im Tempel, sondern der Name wohnte in ihm. Aber bei Jesu Tod riß der Vorhang des Tempels entzwei (hat nicht die Kirche, ohne es sich je bewußt gemacht zu haben, die Kräfte in sich aufgenommen, sich zu eigen gemacht, die diesen Riß bewirkten?).
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6.6.96
Zum Problem der Väter in den Evangelien gehört auch die Frage Jesu, welcher Vater seinem Kind, das ihn um Brot bittet, einen Stein und, wenn es ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange gibt. Ist das Brotbrechen die Antwort auf das Brechen des Stabes des Brots (die Antwort auf die Kommerzialisierung der Ernährung der Menschen in der vom Wertgesetz beherrschten Gesellschaft, den ökonomisch bedingten Hunger)? Hat das Christentum nicht als Instrument der Vergesellschaftung von Herrschaft (der Verhärtung der Herzen und der Desensibilisierung) sich erwiesen? Johann Baptist Metz hat vor einiger Zeit eine „Kultur der Empfindlichkeit“ gefordert. Ich nehme an, er meinte eine Kultur der Sensibilität. Sind wir nicht alle schon empfindlich genug (vom Staat, der sich und seine Symbole nicht verunglimpfen läßt, über das Militär und die Polizei bis hin zu den Standesorganisationen der Ärzte, der Studienräte, der Therapeuten …), und ist es nicht diese Empfindlichkeit, die als Entlastung das Vorurteil und die Sündenböcke braucht, das Schuldverschubsystem? Ist nicht die Empfindlichkeit ein Indikator verdrängter Schuld? Dem deutschen Suffix -ung entspricht im Englischen das -ing, allerdings verbunden mit einer Bedeutungsverschiebung: handling ist etwas anderes als Handlung, es entspricht eher schon einer Behandlung: Hat die Vokal- und Bedeutungsänderung etwas mit dem to be zu tun, das im Deutschen als Präfix erscheint? – Welchen Zusammenhang gibt es zwischen den -ing-Namen wie Ding, Ring, im Englischen auch king (gibt es eine Beziehung zu den Präteritalformen fing, ging, hing)? Bemerkung: -ung ist weiblich, -ling männlich? Hören und Sehen: „Als ich sie sah, fiel ich auf mein Angesicht, und ich hörte die Stimme eines, der da redete. Der sprach zu mir: Menschensohn, stelle dich auf deine Füße, ich will mit dir reden. Und als er mit redete, kam Geist in mich und stellte mich auf meine Füße, und ich hörte den, der zu mir redete.“ (Ez 128 – 22) Ist der Logos dieses Wort, das den Sturz des Sehens beendet und den Hörenden wieder auf die Füße stellt? (Hängt die Verknüpfung des „Betretens“ mit der Besitznahme nicht damit zusammen, daß Eigentum in der Tat das Selbstbewußtsein begründet, allerdings um den Preis der Verhärtung des Herzens, der Unfähigkeit zu hören?) Ist die Heilung der Schwiegermutter des Simon (Petrus) ein Symbol der Rettung der Völker?
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5.6.96
Gehört die Geschichte der Verstockung des Herzens Pharaos zur Vorgeschichte des prophetischen Symbols des Taumelbechers (des Bechers des göttlichen Zorns und Grimms, am Ende des apokalyptischen Unzuchtsbechers)?
Zu den „Erfolgen“ der raf gehört sicherlich auch die institutionelle und verfahrenstechnische Stärkung der Ermittlungs- und Verfolgungsbehörden.
Deprimierender Eindruck der Lektüre von „20 Jahre radikal“: Diese Szene hat sich durch ihre Feindschaft gegen den „Staat“ wirklich zum Marionettentheater der Ermittlungs- und Verfolgungsbehörden gemacht. Jutta Ditfurths Satz, daß der Staat die Terroristen braucht, scheint auch umgekehrt zu gelten: Diese Szene braucht den Staat. Gehorchen nicht die Aktionen beider Seiten inzwischen dem Prinzip der selffulfilling prophecy? Aber beginnt das Ganze damit sich nicht immer mehr den naturwissenschaftlichen Großforschungsanlagen anzugleichen, die mit allen verfügbaren Mitteln nur noch die Bestätigung dessen suchen, was ihre paranoide Phantasie als Natur in die Natur hineinprojiziert?
Verhält sich die unter Theologen heute so beliebte „Rede“ zum Gerede wie das Wesen zum Gewesenen, ist nicht das erste jeweils durch das zweite vermittelt?
Sind die Dornen und Disteln im Hinblick auf die Sprache Symbole der Prä- und Suffixe und der Grammatik? Im Griechischen und im Lateinischen sind die Suffixe (ist die Flexion) das Medium der grammatischen Durchbildung der Sprachen, während sie in den modernen Sprachen, zusammen mit dem freien Gebrauch der Personalpronomina, von ihrer grammatischen Funktion sich ablösen und eine eigenständige Funktion und Bedeutung innerhalb der sprachlichen Strukturen gewinnen. An der Buberschen Bibel-Übersetzung fällt mir auf, daß der archaische Ton damit zusammenhängen könnte, daß Buber fast zwanghaft abstrakte Bildungen wie Barmherzigkeit und Gerechtigkeit zu meiden scheint, ebenso einige verbale Bildungen aus dem im Deutschen so verbreiteten und differenzierten System verbaler Präfixe (wie ver-, zer-, be-, ge- u.ä.), die als Weiterbildungen und Entfaltungen des Perfekts, als Ausdruck seiner vergegenständlichenden Gewalt, sich begreifen lassen. Die Kritik an der Logik dieser sprachlichen Bildungen ist eigentlich eine Kritik der Sachen, die darin sich ausdrücken: der herrschaftsgeschichtlichen Strukturen; diese Kritik wird von der Sache auf die Sprache verschoben. An die Stelle der Ausdruckskraft, die die Sprache in diesem Prozeß gewonnen hat, tritt ein Begriffsrealismus, der die Sprache durch Verdinglichung zu konservieren versucht. Vgl. die Bubersche Bildung des Wortes „Geziefer“ (in der Geschichte der ägyptischen Plagen), das es ebenso wenig gibt wie etwa ein Getüm oder das Verglimpfen. Es gehört zum Charakter und zur Logik der deutschen Sprache, zu den Gründen ihrer Ausdruckskraft, daß es in ihr Negativbildungen ohne dazugehöriges Positivum gibt (wobei das Ungetüm, das nicht zufällig an die von Gott am fünften Tag erschaffenen Meeresungeheuer erinnert, eine reine Bildung aus Prä- und Suffixen zu sein scheint, ohne „Stammwort“ – verhält es sich nicht ähnlich mit dem Begriff der Gerechtigkeit, dessen Stammwort „Recht“ erst durch eine Folge von sprachlichen Umgestaltungen und Abstraktionen zur Gerechtigkeit wird?). Ist die Vorliebe Bubers für feudale Begrifflichkeiten reiner Zufall? Verdrängt er nicht die apokalyptische, ihre eigenen Abgründe reflektierende Sprachgeschichte des Deutschen, in die auch der Feudalismus in Deutschland verstrickt ist?
Auch ein Beitrag zum Verständnis der Apokalypse: Tierischer Ernst gründet in der Unfähigkeit zur Reflexion des Indikativs (der sprachlichen Verkörperung des Weltbegriffs), in der Verwechslung von Indikativ und Imperativ, einer Form der Zwangsanpassung an die Welt (zu deren Reflexion die deutsche Sprache, indem sie in der Geschichte der Ausbildung ihrer grammatischen Formen diese Welt immer genauer in sich abzubilden scheint, die Voraussetzungen geschaffen hat). Dieser Trend scheint genau jene Entwicklung zu manifestieren, die Buber bloß verdrängt, während alles darauf ankäme, sie zu reflektieren (die Ansätze dazu finden sich bei Rosenzweig).
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie