Stenger

  • 18.12.1994

    Ersetzt nicht die Schwerkraft für die Erdatmosphäre die Decke (die obere Wand) eines abgeschlossenen Raums? (Hat das etwas mit dem Himmelsblau zu tun?)
    Die moderne Physik seit Einstein und Planck ist deshalb „unanschaulich“ gewordenen, weil sie nicht mehr auf die Bildebene sich projizieren, auf ihr sich abbilden läßt. Die kuriosen Konsequenzen, die die Physiker daraus ziehen, lassen daraus sich ableiten, daß sie von der Zwangsfixierung an die Bildebene sich nicht lösen können. Die Einbeziehung der „Tiefe“ hat die Physik nicht philosophischer gemacht, eher die Philosophie banaler: Mit der Säkularisierung der „Tiefe“ hat die Physik der Philosophie den Weg in den Tiefsinn verlegt.
    Wenn die Entropie etwas mit dem Wertgesetz und mit der Funktion des Mehrwerts zu tun hat, und das Plancksche Wirkungsquantum in der Entropie gründet, wo liegt dann das ökonomische Äquivalent der Quantentheorie?
    Verweist das Buch von Prigogine/Stenger auf einen sehr wichtigen Sachverhalt:
    – Die Mechanik als der Quell der mathematisch-naturwissenschaftlichen Begriffsbildung ist an die Symmetrie des Zeitbegriffs (im Inertialsystem) gebunden; die Vorstellung, daß die Zeitumkehr auf identische Strukturen hinausläuft, ist ein Sinnesimplikat des Inertialsystems und zugleich die Voraussetzung des modernen Objektbegriffs (des Begriffs der trägen Masse).
    – Im Materie- wie im Objektbegriff ist aber die Reflexion des Andersseins, ein kollektives Moment, gleichsam die Geschäftsgrundlage; beide konstituieren sich im Hinblick auf ihre Beziehungen zu anderen Materien bzw. zu anderen, dem Begriff unterworfenen Objekten. Beide sind Teile von Ensembles, ihr „Inneres“, ihr Wesen, ist ein Kollektivum. Das Gravitationsgesetz, die Wellenvorstellung, die Objektivationsformen des Lichts (einschließlich der Vorstellung seiner „Fortpflanzung“ im Raum), die Thermodynamik und schließlich der Begriff der „Masse“ gehören in diesen Kontext.
    Wenn die Geschichte der Hexenverfolgung zu den historischen Ursprungsbedingungen der modernen Naturwissenschaften gehört, und die modernen Naturwissenschaften aus der Verletzung des Gebots, wonach Rind und Esel nicht gemeinsam pflügen sollen, sich herleiten, hat dann das Gebot über Rind und Esel nicht auch einen sexualgeschichtlichen Aspekt (wird es nicht auch durch die Privatisierung der Sexualmoral verletzt)?
    Ist das Schwert das Realsymbol der Logik der Schrift? Und hat das zweischneidige Schwert etwas mit dem Hölderlinschen Satz, daß das Schwert, das die Wunde schlägt, sie auch wieder heilen wird zu tun?
    Pluralbildungen:
    – Gibt es nicht im Hebräischen Pluralbildungen, die zur Ursprungsgeschichte des Neutrum gehören?
    – Welche Bedeutung hat das lateinische plurale tantum (gibt es etwas Vergleichbares im Griechischen)?
    – Woher kommen die differenzierten Pluralbildungen in der Hausa-Sprache?
    – Wie hängt die Pluralbildung mit dem Ursprung der Mathematik zusammen?
    – Wie verhalten sich die Kollektivbezeichnungen und Abstrakta (die Begriffe) zur Pluralbildung? Vgl. die Suffixe -schaft, -heit, -keit, -tum.
    – Sind nicht die Tiernamen Kollektivbildungen (hat die Benennung der Tiere durch Adam einen mathematischen Grund)?
    – Welche Bedeutung hat die mittelalterliche Eucharistie-Verehrung, haben die mit der Transsubstantiation verbundenen logischen Probleme (der Leib des Herrn ganz und ungeteilt in den Hostien) für die Geschichte der Mathematik und Naturwissenschaften?
    – Merkwürdige Konstruktion des bestimmten Artikels im Deutschen:
    . das Femininum sing. ist zugleich der allgemeine Plural (gilt auch für das Personalpronomen der dritten Person: sie);
    . und die Genitiv- und Dativbildungen verwenden im Femininum wie im Plural den männlichen Artikel des Nominativ sing. (der).
    Vgl. Gen 127: Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Weib schuf er sie.
    Ist die Ursprungsgeschichte des Plural nicht ein Teil der Ursprungsgeschichte der Ästhetik (der Geschichte des Mythos, der Mathematik und der Kunst)?
    Kollektivbildungen, Abstrakta:
    – Gesellschaft, Wissenschaft, Verwandschaft, Mannschaft („Frauenmannschaft“);
    – Kindheit, Gesundheit;
    – Grausamkeit, Herrlichkeit;
    – Deutschtum, Reichtum.
    Theologie heute ist erst wieder möglich, wenn es gelingt, die Gottesfurcht von der Furcht des Herrn zu trennen. Grund und Inhalt der Gottesfurcht ist das Bewußtsein, daß die Attribute Gottes nicht im Indikativ, sondern im Imperativ stehen („deus fortior me“).
    Der imperative Charakter der Attribute Gottes sollte nicht mit der normativen Kraft des Faktischen verwechselt werden.
    Angesicht, Name, Feuer:
    – Das Angesicht oder Kritik des Wissens,
    – der Name oder Kritik der Welt,
    – das Feuer oder Kritik der Natur.
    Gibt es eine Beziehung von Angesicht, Name und Feuer zu Epos, Drama und Lyrik (bildende Kunst, Literatur und Musik)?
    Geschieht die Schöpfung im Namen, die Offenbarung im Angesicht und die Erlösung im Feuer?
    Widerlegung der Widerlegung, Überwindung der Überwindung. Widerlegung, Verurteilung und Verdrängung („Überwindung“) bilden eine logische Konstellation (die kirchengeschichtlich in der Geschichte der drei Leugnungen abgearbeitet worden ist).
    Der Dingbegriff ist gleichurspünglich mit der Erfindung des Werkzeugs und der Entdeckung des Feuers.

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