Apokalyptisches Denken ist weithin metaphorisches Denken. Mit hinein spielt das wachsende Bewußtsein der Unfähigkeit, „offen“ zu reden (subversive Theologie). Die Apokalypse als Produkt des Zusammenpralls der hebräischen und der griechischen Sprachlogik (Prophetie und Herrschaftssprache).
Die Apokalypse ist das Produkt der Selbstreflexion der hebräischen Sprache in den Sprachen der Völker.
Ist nicht auch Jonas ein apokalyptisches Buch?
Der apokalyptische Unzuchtsbecher steht in der Logik des Satzes: Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren. Der Unzuchtsbecher instrumentalisiert die Nacktheitserfahrung und verdrängt sie damit zugleich. Das Anschauen ist ein Entkleiden.
Zu den subjektiven Formen der Anschauung gehören die „nackten Tatsachen“. Anschauen ist obszön (vgl. die Geschichte des Ham, der die Blöße seines Vaters aufdeckt und damit den Fluch der Knechtschaft auf sich zieht).
Ist nicht der Sohn Gottes die Verkörperung der Barmherzigkeit, und zittern nicht die Dämonen im Anblick dieses Gottessohns?.
Die 68er haben den Marxismus heideggerisiert, ihn zu einer Entlastungsphilosophie gemacht.
Wie ist es möglich, daß Tiere sich von außen sehen, wenn sie mimetisch an ihre Umgebung sich anpassen? Gehört nicht zum Bild des „Schweinehunds“ die Nacktheit des Hausschweins (das sich durch diese Nacktheit vom Wildschwein unterscheidet) und heute die Nacktheit der Kampfhunde (die ein Rassemerkmal, aber keine Natureigenschaft ist), und was drückt sich darin aus?
Zur Kritik des Rassismus: Die Rasse unterscheidet sich von der Gattung durch ihre Beziehung zur Naturbeherrschung; Rassen werden gezüchtet.
Theologie
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28.1.1997
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27.1.1997
Schrecken und Verurteilung: Die Verurteilung soll den Schrecken bannen, den ich erfahre, wenn ich im Andern mich selbst erkenne. Selbsterkenntnis aber gibt es nur, wenn ich in den Andern mich hineinversetze. War nicht der Terrorismus der RAF ein Versuch, diesen Schrecken zu bannen, indem man das Urteil an denen, mit denen man um keinen Preis verwechselt werden wollte, gleich vollstreckt?
Der Universalismus (der Moral wie überhaupt des Urteilens, das den Anspruch erhebt, für alle zu gelten) gründet im Gesetz: in der Errichtung der Norm. Aber es gibt kein Gesetz ohne die Verdrängung (Leugnung) der Vergangenheit: seiner subjektiven und objektiven Ursprungsgeschichte, der Geschichte seines Ursprungs im Subjekt wie in der Geschichte.
Die Geschichte der drei Leugnungen ist eine Verdrängungsgeschichte.
Ist nicht der Begriff der Anschauung der Inbegriff dieser Verdrängungsgeschichte?
Es gibt einen Begriff der Kommunikation, in dem nur noch die Kapitulation vor den versteinerten Verhältnissen sich ausdrückt. Ist es nicht dieser Kommunikationsbegriff, der der Habermas’schen Kommunikationstheorie zugrunde liegt? Und war nicht der Verzicht darauf, die Natur zum Gegenstand der Reflexion zu machen, der Einstieg in die Kommunikationstheorie?
Verkehrte Welt: Heute werden die arrogant gescholten, die nicht mit den Wölfen heulen, die, weil sie gegen die verbreitete Herzlosigkeit den Gedanken an die Opfer nicht loswerden, mit der allgemeinen Niedertracht nicht sich gemein machen können. In der Welt der Wölfe sind die Lämmer arrogant.
„Es ist sehr schwer, im Einzelfall zu entscheiden, inwieweit der Gebrauch eines Pseudonyms (bei den Autoren der Apokalypsen, H.H.) eine literarische Mode war oder ob dahinter wirklich eine betrügerische Absicht stand.“ (F. Crawford Burkitt: Jüdische und christliche Apokalypsen, 1914, in: Klaus Koch und Johann Michael Schmidt, Hrsg.: Apokalyptik, Darmstadt 1982, S. 152) Die Alternative Mode oder Betrug greift zu kurz; der Wahrheit näher kommt wahrscheinlich die Vermutung, daß der Gebrauch des Pseudonyms in den Ursprungsbedingungen der Apokalyptik selber liegt (Stichworte: Ende der Prophetie, Hellenismus, Ursprung des Weltbegriffs und des „Bewußtseins“, Prophetie und Reflexion der Prophetie: der „Schriftgelehrte“, Pseudonymität und Logik der Schrift, Pseudonyme und das Problem der Fälschungen im Mittelalter, vgl. die Konstantinischen Schenkungen und Pseudo-Dionysius/Dionysius Areopagita). -
26.1.1997
Auf dem Bauche sollst du kriechen und Staub sollst du fressen: Die Kraft der Selbstrechtfertigung des Bestehenden reicht so weit wie die der intentio recta. Die intentio recta ist das erkenntnistheoretische Korrelat der Feindbildlogik; sie integriert die, die unten sind, und raubt ihnen die Kraft des Widerstands. Sie neutralisiert die Kraft des Geistes.
Der Geist ist die subversive Kraft.
Das Angesicht ist die Widerlegung der Vorstellung eines unendlichen Raumes. Und das Angesicht entkräftet die Logik des apagogischen Beweises. Bisher ist die kantische Antinomie der reinen Vernunft immer zugunsten des Bestehenden ausgelegt worden. Diese Auslegung wird durch das Angesicht, die Selbstreflexion im Anderen, durch die Idee der Barmherzigkeit widerlegt.
Selbstbewußtsein gewinne ich aus der Tatsache, daß es an mir liegt, ob ich in der Moral als Subjekt (des Handelns) oder als Objekt (des Urteils) vorkomme: auch der Urteilende ist im Urteil nur Objekt. Barmherzigkeit und Liebe gewinnen Realität nur als Richtschnur des Handelns, niemals als Maßstab des Urteils. Dem korrespondiert die Levinas’sche These, daß die Attribute Gottes im Imperativ, nicht im Indikativ stehen.
Der Objektbegriff gründet in der Logik der Selbsterhaltung, er versperrt der Barmherzigkeit den Weg.
Die Fähigkeit, Unrecht und Leiden wahrzunehmen, gründet im Hören, nicht im Sehen (gesehen wird nicht das Leiden, sondern die Nacktheit, die Schande des Andern: das Sehen gründet im Schuldverschubsystem). -
25.1.1997
Ist nicht die (gegen Goldhagen gerichtete) Formel, daß es über den Holocaust keine Formel gebe, auch eine Formel, ebenso wie der Satz von Roman Herzog, man dürfe das Entsetzen nicht konservieren (vgl. die FR von heute)?
Zum fünften Kapitel des Buchs Daniel: Haben die goldenen und silbernen Gefäße des Tempels, die Belsazzar bei dem Gelage mit seinen tausend Großen, seinen Gemahlinnen und Nebenfrauen, benutzt, etwas mit dem Kelch zu tun, dem Taumelkelch, dem Kelch des göttlichen Zorns, dem späteren Unzuchtsbecher?
Das Objekt ist der Knotenpunkt der Beweisumkehr, der mathematischen Logik, in der die Differenz zwischen Subjekt und Prädikat neutralisiert ist, der Knotenpunkt der Apagogik.
Die Barmherzigkeit bringt Licht in den blinden Fleck der Logik.
Der Objektivierungsprozeß gehorcht der Dynamik des Schwarzen Lochs.
Daß die Moral als Maßstab des Urteils mit der Moral als Richtschnur des Handels nicht mehr auf einen Nenner zu bringen ist – den gleichen Sachverhalt beschreibt Levinas mit dem Begriff der Asymmetrie -, ist ein Indikator des Weltzustands.
Das Gesetz (die Norm) begründet die Irreversibilität und neutralisiert die Umkehr.
Verurteilung und Schrecken: Die Auflösung des Über-Ich ist nicht vom Kampf gegen das Über-Ich zu erwarten, sondern allein von der Reflexion des Es. -
24.1.1997
Ist nicht der im Kontext der Rechtfertigungszwänge sich konstituierende Moralbegriff antisemitisch? Und ist nicht umgekehrt die jüdische Tradition ein Beleg dafür, daß es möglich ist, unter den gesellschaftlichen Bedingungen des falschen Lebens gleichwohl die Tradition zu wahren? In dieser Konstellation gründet die Idee des verborgenen Gerechten. Adornos Satz: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ drückt genau diesen Sachverhalt aus. Er entzieht dem moralischen Urteil (und damit der Urteilsmoral, dem „Bekenntnis zu …“ und dem „Glauben an …“) die Grundlage.
Die Urteilsmoral, zu deren Konstituentien der Rechtfertigungszwang gehört, ist christlichen Ursprungs; sie gehört zu einer Unsterblichkeitsvorstellung und zu einer Idee des seligen Lebens, die die Welt ausgrenzt, sie zum Teufel schickt. Es ist dieser Rechtfertigungszwang, der die Welt zum Teufel schickt, der um der eigenen Schuldlosigkeit willen bereit ist, alles, was an die eigene Schuld gemahnt, der Hölle zu überantworten.
Das moralische Urteil ist kein Instrument der Befreiung, es sei denn als Gegenstand der Reflexion.
Sed libera nos a malo: Müßte nicht die neuere Übersetzung, die an die Stelle des Übels das Böse setzt, nochmals korrigiert werden? Müßte es nicht heißen: Sondern befreie uns von der Bosheit?
Das Sehen ist das Instrument des bestimmenden Urteils, das Hören das Organ des reflektierenden Urteils. Ist nicht der Schrei von Edvard Munch ein Versuch, das Sehen das Hören zu lehren? In der Bibel schreit das Blut Abels zum Himmel, schreien die Steine, während Gott vom Himmel brüllt.
Wer aus JHWH einen Wettergott macht, kehrt nur die Metaphorik um.
Ist nicht die Privatsphäre das Medium der Konstituierung des urteilenden Subjekts, des bestimmenden Urteils, der transzendentalen Logik?
Sind nicht das bestimmende und das reflektierende Urteil durch Umkehr auf einander bezogen? Und wer das reflektierende Urteil als bestimmendes mißversteht, macht von dem unzulässigen Mittel der Beweisumkehr (Schuldumkehr) Gebrauch. Ähnlich ist in RAF-Prozessen das Instrument der Beweisumkehr (und damit der Schuldumkehr) das Konstruktionsprinzip des synthetischen Urteils apriori, das am Ende herauskommt.
Diese Umkehr: die Vertauschung von Subjekt und Prädikat (Name und Begriff: deshalb mußte das Nomen aus der Grammatik eliminiert werden), ist der Grund des Hegel’schen Begriffs des Wahren (des bacchantischen Taumels, an dem kein Glied nicht trunken ist). Die subjektiven Formen der Anschauung machen diese Umkehr zur Norm.
Das beweislogische Problem des apagogischen Beweises (der Antinomie der reinen Vernunft) gründet in diesem Umkehrproblem (im Problem der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit), das allein durch Schuldreflexion zu lösen ist.
Die Irreversibilität der Beziehung von Subjekt und Prädikat im Urteil ist Ausdruck und Folge der Irreversibilität der Beziehung von Oben und Unten: Die Welt ist alles, was der Fall ist.
Die Naturwissenschaften gründen in dem ungeheuren (durchs Gravitationsgesetz gestützten) Versuch, die Oben-Unten-Beziehung reversibel zu machen (daher rührt der irre Zwang der „Weltraumforschung“, wie umkehrt der Versuch, die Zeitgrenze zur Vergangenheit zu durchbrechen in dem ebenso irren Forschungsapparat sich manifestiert, mit dessen Hilfe die „Struktur der Materie“ erforscht werden soll.
Dieser Umkehrschluß ist zugleich die Grundlage des Neoliberalismus und der gegenwärtigen „Wirtschaftspolitik“, in der Durchsetzung der Rationalität und der Herrschaft der „reinen Marktgesetze“.
In den Weltreligionen (die als Schriftreligionen in dieser Verführung stehen) heißt das Produkt der Anwendung dieser Logik der Beweisumkehr (der Schuldumkehr) Fundamentalismus (der in einem logischen Fehler gründet, nicht in einer falschen Gesinnung oder einem falschen Bekenntnis).
Das Dogma und die Orthodoxie gründen in der Verwechslung von Subjekt und Prädikat, einer Verwechslung, die dem Urteil gleichsam magische Qualität verleiht. -
22.1.1997
Gibt es ein Sehen ohne Sprache? Und ist nicht das „da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“ ein Vorgang in der Sprache? Was sehen Tiere?
Augenlust ist Urteilslust, und die Beziehung des Sehens zum Hören ist vermittelt durch einen nur der Reflexion zugänglichen Mechanismus.
Die „schlechte Unendlichkeit“ ist das Resultat der Zerstörung des Namens und des Angesichts. Ist das Subjekt der Zerstörung des Namens der diabolos und der der Zerstörung des Angesichts der Ankläger?
Für Habermas ist der „zwanglose Zwang des Arguments“ der Zwang der Mehrheit, dem Habermas nichts mehr entgegenzusetzen hat. Wer vom zwanglosen Zwang des Arguments spricht, hat Kant nicht verstanden: er hat die Antinomie der reinen Vernunft, das logische Problem des apagogischen Beweises, nicht verstanden (oder vergessen oder verdrängt).
Die Beziehung der Apokalypse zum Ursprung des Weltbegriffs reflektiert sich in der Apokalypse selber in der „symbolischen“ Spiegelung von Kosmos und Staat (Natur und Gesellschaft). Der Begriff der „gesellschaftlichen Naturkatastrophe“ ist ein apokalyptischer Begriff.
Ist nicht das Benennen der Tiere durch Adam und utopisches bzw. apokalyptisches Motiv (vgl. Benjamins Einleitung zum Ursprung des deutschen Trauerspiels)? An dieses Motiv knüpfen die Apokalypsen, wenn sie von Tieren sprechen, wieder an.
Das Forum ist die Einheit von Recht und Markt, das Thing macht das Recht zu einem Instrument der Mobilmachung, der Militarisierung der res publica. Die Trennung des Dings von der Sache gründet in der Logik dieser Geschichte. Forum und Thing sind Knotenpunkte der Weltgeschichte (der Geschichte des Weltbegriffs). -
21.1.1997
Ist das Inertialsystem das versiegelte Buch, dessen Siegel zu lösen sind: die Außenseite, auf dessen unsichtbarer Innenseite die ganze Geschichte verzeichnet ist? Dann sind die sieben Siegel die Bleigewichte der durch ihre Objektivierung verdrängten Vergangenheit.
Nur durch die Kritik des Inertialsystems hindurch, der inneren Mechanik des Objektivierungsprozesses, läßt sich rekonstruieren, was Geist einmal hieß.
Haben die Griechen den Punkt erfunden, den Ort, der kein Ort mehr ist?
Ist nicht der Satz „Wer sein Leben bewahren will, wird es verlieren“ der deutlichste Hinweis auf den Stellenwert und die Bedeutung der Barmherzigkeit?
Steckt nicht in dem „Was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein“ schon der erste Hinweis auf die kopernikanische Wendung?
Die Verurteilung löst den Schrecken nicht: Ist nicht die Kirche durch die Verurteilung der Häresien zum Inbegriff aller Häresien geworden, der sich von den Häresien selber nur durch das gute Gewissen unterscheidet?
Mit der Unterscheidung zwischen den Sprachen der Völker und der Schrift der Juden enthält das Buch Esther den Schlüssel zur Apokalyptik. Esra war der erste Schriftgelehrte, und im Buch Kohelet wird beklagt: Des Bücherschreibens ist kein Ende.
Die Bekehrung ist die ins Universalistische gewendete und verfremdete Umkehr: Umkehren kann nur ich, nur bekehren kann ich die Anderen. Und wenn ich mich bekehre, bekehre ich mich als anderer für andere (bekehre ich mich zu etwas). Zur Bekehrung gehört das Bekenntnis (zu dem ich mich bekenne), zur Umkehr das Tun.
Die Widersprüche in der Schrift, die den Historikern die Haare zu Berge stehen lassen, nehmen den Theologen die Mühe ab, den Historismus gegen den Strich zu bürsten.
Die kantische Wendung von der „Menschheit in mir“ wird erst begriffen, wenn sie auch die Vergangenheit der Menschheit mit einschließt und nicht mehr nur auf einen politischen, durch die Bedingungen des Handelns definierten (und die Erinnerung und Reflexion ausschließenden) Begriff der Menschheit eingeschränkt wird.
Max Horkheimer, der Walter Benjamin einmal entgegengehalten hat, daß die Toten tot sind, ist selber dann von dieser Frage nicht mehr losgekommen, daß, wenn es denn zu einer richtigen Gesellschaft einmal kommen sollte, auch die Vergangenheit davon nicht unberührt bleiben dürfte.
Arbeit macht frei: Hat nicht die Arbeit der Anderen immer schon die frei gemacht, die die Früchte dieser Arbeit genießen?
Reflektiert nicht das Verhältnis von Immobilien und Möbeln das Relativitätsprinzip: die Beziehung von Ruhe und Bewegung im Inertialsystem?
Nach dem Fall Babylons: Und ein Ton von Harfenspielern und Musikern und Flötenspielern und Trompetenbläsern wird nicht mehr in dir gehört werden, und kein Künstler in irgendeiner Kunst wird mehr in dir gefunden werden, und das Geräusch der Mühle wird nicht mehr in dir gehört werden, und das Licht der Lampe wird nicht mehr in dir scheinen, und die Stimme des Bäutigams und der Braut wird nicht mehr in dir vernommen werden … (Off 1822f).
Ist nicht das Buch Daniel auch eine Variante zur Exodus-Geschichte (Daniel und Joseph deuten Träume, sind am Hof des Herrschers; Feuerofen: Mizrajim war der Eisenschmelzofen)? -
20.1.1997
Apokalypse:
– Pseudepigraphie als Versuch, die Welt durch die Augen des Andern zu sehen; säkularisiert als Fälschung (Pseudo-Dionysius, isidorische Fälschung, das Problem Karl d.Gr. etc.), schließlich als Roman.
– Modell: Der Traum des Nebukadnezar.
– Ist das Namensproblem der Evangelien (und in ihm das Problem der Väter) ein apokalyptisches (mit Saulus/Paulus als doppelte Epigraphie: Simon von Kyrene und Sergius Paulus)?
– Kontext: Ursprung des Weltbegriffs (des Staates und der Zivilisation: Bedeutung Babylons).
– Naturbegriff: Vätertheologie und Neukonstituierung des Christentums (irisches Christentum: die Flucht nach Tarschisch), das Problem des Johannes Scottus Eriugena.
– Satan, Schlange und Dämonologie: Das grammatische Problem und der Ursprung der Bekenntnislogik.
– Apokalypse und Sprache: Gibt es eine hebräische Apokalypse, sind nicht alle Apokalypsen griechische, syrische, äthiopische etc. (selbst Daniel ist im Kern aramäisch)?
– Verweist das Chronologie-Problem (die Verfälschung/Korrektur der altorientalischen Geschichte: „Die Sumerer gab es nicht“, die historische Bibelkritik und der Antisemitismus) auf eine Apokalypse-Vermeidungsstragie?
– Scholastischer Universalismus, die Irrwege der Theologie; Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht.
Wer die Apokalypse als ein sprachlogisches und sprachhistorisches Problem begreift, begreift das Problem des Namens.
Sind nicht die Namen in den Evangelien Zitate, angefangen von Joschua, über Joseph und Mirjam, Sacharja und Jochanan, Schimon, Juda, aber auch Andreas, Philippus?
Zum Namen:
– Wann (und weshalb) spricht Jesus von sich in der dritten Person („der Menschensohn“ – vgl. auch die Antwort an den Täufer)?
– Was hat es mit dem „Namen, den niemand kennt als der ihn empfängt (als er selbst)“ (Off 217, 1912) auf sich?
– Daniel und die anderen jungen Männer erhalten in Babylon andere Namen.
Die Einladung der Vögel des Himmels zum großen Gottesmahl, die Aufforderung, das Fleisch der Könige, das Fleisch der Kriegsobersten, das Fleisch der Starken, das Fleisch der Pferde und derer, die darauf sitzen, und das Fleisch aller Freien und Sklaven und Kleinen und Großen zu fressen, drückt aufs deutlichste die Beziehung von Fleischessen und Hierarchie aus. Zugleich bezeichnet es einen sprachlogischen Sachverhalt: das Ende des Komparativs (ist nicht der Raum, alles mathematisch Meßbare und dann dessen Inbegriff: das Inertialsystem, ein Produkt des hypostasierten Komparativs, des Wie, das den Himmel verzehrt?).
Hat nicht die Scholastik über das Verfahren der Analogie den Superlativ in die Theologie mit aufgenommen, damit den Grund aller Hierarchien in die Theologie verlegt, und war das nicht die Grundlage der Sakramentenlehre?
Der Satz „Gott ist barmherzig“ ist eins mit dem Satz, daß nur Gott ins Herz der Menschen sieht. Und das hat etwas zu tun mit dem Stellenwert der Unerkennbarkeit der Dinge an sich in der kantischen Philosophie. Nur die Barmherzigkeit rührt ans An sich der Dinge. Hierin gründet der schärfste Einwand gegen die Geheimdienste (deren Ziel die Feinderkenntnis, das Gegenteil der Barmherzigkeit, ist).
Läßt nicht die Astrologie als die vollständige Versammlung der Objekte sich begreifen, in denen der Faschismus sich selbst überlebt? Und lassen sich nicht alle diese Objekte an ihrer Feindbildlogik, an dem Gemisch von Rechtfertigungszwängen, Abwehrmechanismen und Projektionen erkennen? Und sind nicht alle Objekte Zwillingsgestalten, Produkte eines Feindbild-Clinchs?
Ist nicht das Feindbild das wirksamste Instrument der Rechtfertigung?
Summa contra gentiles: Die Scholastik hat das Barbaren-Paradigma in der Theologie rekonstruiert: im Namen der Heiden, aus denen dann die Wilden hervorgegangen sind.
Ist nicht die Sexualmoral ein Produkt der Metaphorik, das dann im Herrschaftsinteresse (und im Kontext des Ursprungs des Weltbegriffs, in dem das Herrschaftsinteresse sich objektivierte) fundamentalistisch mißverstanden worden ist?
Dummheit und Projektion: In den „überwundenen“ Stufen der Vergangenheit spiegelt sich nur die Dummheit der Gegenwart.
Ist das Neutrum die verdinglichte Außenseite der Projektion (die cartesische „Ausdehnung“)?
Hat nicht die Allgemeine Relativitätstheorie etwas mit Heinsohns Geldtheorie zu tun, mit dem Paradigma der Schuldknechtschaft, und die spezielle Relativitätstheorie etwas mit dem des Tauschparadigmas? -
19.1.1997
Ist die Allgemeine Relativitätstheorie eine Planetentheorie, und sind die Planeten Schuldzentren (Zentren der dezentralen Schuldzusammenhänge)?
Die Wege des Irrtums: Sind das die Wege des Mißbrauchs der Güte, der Instrumentalisierung des Nicht-Instrumentalisierbaren? Und ist das Inertialsystem das universale System der Instrumentalisierung, das (wie der Taumelbecher in den Schalen des göttlichen Zorns) konkret wird erst durch Spezifizierung? -
18.1.1997
Konnotationen zu Fleisch: Sexualität, Opfer/Fleischessen, hierarchische Ordnung? Ist Venus der fleischliche Planet, mit den genannten „Dimensionen“?
Nacktheit (und damit auch Keuschheit) ist eine logische, keine ästhetische Kategorie. Die Nacktheit ist das Objekt der Augenlust; zur Fleischeslust gehört die hierarchische Organisation der Welt (ihr Einheitsgesetz, ihr animalischer Kern, die Gewalt). Die Hoffahrt des Lebens ist der Grund und das Siegel der Augen- und Fleischeslust. Der Augenlust opponiert das Hören, der Fleischeslust die Keuschheit und der Hoffahrt des Lebens die Armut. Dem Inertialsystem opponiert die Barmherzigkeit.
Es gibt einen metaphorischen Gebrauch des Begriffs des Sehens, von dem zu fragen ist, ob er nicht der originale Gebrauch ist, wenn man sagt, daß man etwas klarer sieht, daß einem etwas durchsichtig wird, daß man eine Sache durchschaut.
Die Auslegung der Johannes-Apokalypse durch Pablo Richard leidet an einer leichten begrifflichen Verwirrung: an seinem unkritischen Gebrauch des Begriffs des Mythos, den er als Gegenbegriff auf den Begriff der Aufklärung anstatt auf die Idee der Offenbarung bezieht.
Wir können das Licht, die Wärme, die Farben, die Töne, die Materialeigenschaften der Stoffe reproduzieren, wir können Bilder reproduzieren, nur eines läßt sich nicht reproduzieren: die Schwerkraft; wir können einen Vorgang in der Zeit reproduzieren, nicht aber etwas Vergangenes wiederherstellen, es in die Gegenwart zurückrufen. Wie hängt das zusammen mit dem Wittgensteinschen Satz, wonach die Welt alles ist, was der Fall ist?
In der Schwerkraft gründet die Nicht-Umkehrbarkeit von Oben und Unten und spiegelt sich die Irreversibilität der Zeit.
Das Reproduzierte (das, was der Fall ist) ist nicht das Original. Aber wird dieser Sachverhalt nicht dadurch verstellt, daß wir das Original bereits als Kopie seiner Kopie wahrnehmen? Ist nicht die ganze Natur die Kopie einer Kopie, die wir inzwischen für das Original halten, weil wir die Differenz nicht mehr erkennen?
„Was du auf Erden lösen wirst, wird auch im Himmel gelöst sein“: Gründet die Anwendung dieses Satzes auf die „Sündenvergebung“ im Sinne des Bußsakraments (und damit die ganze „Theologie hinter dem Rücken Gottes“) nicht in dieser Kopie-Kopie-Beziehung, zu der wir das Original nicht mehr kennen? Was ist das, was im Himmel zu lösen wäre?
Hat die Struktur der Kopie-Kopie-Beziehung etwas mit dem Traum des Nebukadnezar, den Daniel, bevor er ihn deuten konnte, erst reproduzieren mußte, zu tun (oder mit der Beziehung des Mythos zur Idee der Offenbarung)?
Wie hängt die Verklärung auf dem Berg Tabor, in die auch Moses und Elias mit einbezogen waren, mit der Dramatik der Apokalypse zusammen? -
17.1.1997
Das Geld nimmt die Last der Arbeit aus den Waren.
Hat Habermas‘ Konzept des „herrschaftsfreien Diskurses“ (des zwanglosen Zwangs des Arguments) etwas mit der Einstein’schen Relativitätstheorie zu tun?
Gegen Pablo Richard ist daran festzuhalten, daß die sieben Gemeinden, die sieben Siegel, die sieben Posaunen (die sieben Donner) und die sieben Schalen sehr wohl zusammenhängen, aus einander sich entfalten. Mit der Lösung der sieben Siegel wurde der Weg freigemacht für Zeichen und Wunder (die Posaunen und die Schalen). Das Buch, das durch die sieben Siegel versiegelt ist, und dessen Öffnung eins ist mit der Lösung der sieben Siegel, ist der Himmel, der „wie eine Buchrolle“ sich aufrollt. Und haben die Posaunen und die Schalen nicht etwas mit dem Wasser und dem Feuer (dem Was und dem Wer), die im Namen des Himmels verborgen sind, zu tun? Der Thron, ist das nicht der gleiche Thron, von dem es heißt: Der Himmel ist sein Thron (und die Erde der Schemel seiner Füße)?
Die Apokalypse ist antimystisch (sie verhält sich zur Mystik wie die Idee des Ewigen zum Überzeitlichen, oder wie Auferstehung der Toten zur Unsterblichkeit der Seele). Die Mystik ist die Bastion der Philosophie in der Theologie.
Es gibt nur einen fallenden Fahrstuhl, aber müßte es nicht sieben fahrende Züge geben (oder sieben fallende Fahrstühle: die sieben Planeten; sind die Planetenbahnen, die Wege des Irrtums, nicht eigentlich Fallbewegungen, die nur durch ihr sinnloses Kreisen den Schein der Unendlichkeit erzeugen – vgl. die Bemerkung über Kopie und Original am 18.1.)?
Die sieben Werke der Barmherzigkeit: Die innere Differenzierung der Zeit, die das Zeitkontinuum sprengt und das Rätsel der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit löst, gründet darin, daß die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit eine siebenfache ist. Damit ist auch die Beziehung von oben und unten eine siebenfache: die der Barmherzigkeit, die über das Gericht triumphiert.
Nach der jüdischen Tradition gehört das Buch Daniel zu den Ketubim (den Hagiographien), ebenso wie das Buch Hiob und – innerhalb der fünf Rollen, die von den Büchern Hiob und Daniel eingerahmt werden – die Bücher Rut und Esther.
Rut ist eine Tochter Moabs. Sie gehört zum Stammbaum Jesu (wie die Dirne Rahab, Tamar, die Schwiegertochter des Juda, und die „Frau des Urias“, die Matthäus ohne Namensnennung als Mutter Salomos mit aufführt). Hat Rut etwas mit der Sünde Bileams zu tun, Rahab mit dem gleichnamigen Meeresungeheuer und Tamar mit der am Problem der Levirats-Ehen exemplifizierten Idee der Auferstehung? -
16.1.1997
Nachfaschismus: die Stabilisierung des Abgrunds.
Die 144000, die sich „mit Weibern nicht befleckt“ haben, sind das nicht die, die sich mit Gewalt nicht befleckt haben? Steckt darin nicht eine Tradition, die das Weibliche mit der linken Seite, mit dem strengen Gericht, zusammen sah? Und wie verhält sich das zu dem Wort über die Väter: Laß die Toten ihre Toten begraben?
Die Zahl Sieben bezeichnet die Totalität, aber eine, die in eine ungeheure Bewegung hineingezogen wird; eine Totalität, die nicht statisch ist, und deren Bewegung in den „Erdbeben“ bezeichnet wird.
Gibt es nicht einen ersten Schlüssel für die Bedeutung der Zahl Sieben in dem kantischen Konstrukt der „subjektiven Formen der Anschauung“?
Sind nicht die kosmischen Konnotationen der Apokalypse real und symbolisch zugleich? Auf keinen Fall aber sind sie fundamentalistisch, als naturwissenschaftlich identifizierbare Sachverhalte zu verstehen.
Ist der Name Philadelphia nicht in sich selber zweideutig: Ist die Bruderliebe die gemeinschaftsstiftende Kraft der Brüderhorde? Einzig beim Jakobus wird die Brüderhorde einmal aufgebrochen, als er die Brüder zusammen mit den Schwestern nennt. Ist nicht die Brüderhorde das Subjekt der durch die Zahl Sieben bezeichneten Totalität (Natur und Welt sind Begriffe der Brüderhorde)? Gehört hierzu nicht auch die Frage nach den sieben Brüdern und der einen Frau im Falle der Auferstehung, oder auch die Geschichte von der Sarah und dem Dämon Asmodai im Buch Tobit?
Die mystische Zeitlosigkeit ist „ein Luxus der Reichen die sich von der Zeit distanzieren“ (Kroon, S. 102), nicht aber die Idee der Ewigkeit, die mit dem „Überzeitlichen“ nicht verwechselt werden darf.
Rührt nicht das jeweils siebte, die siebte Gemeinde, das siebte Siegel, die siebte Posaune und die siebte Schale, an das Problem der Beziehung des Ewigen zum Überzeitlichen, an die letzte der messianischen Wehen und an den Durchbruch der Geburt?
Haben die drei Rippen, die der Bär, der nur auf einer Seite aufgerichtet war, im Maul und zwischen den Zähnen hat (Dan 75), etwas mit der „Rippe“, aus der Eva gemacht wurde, zu tun? Die Füße des Tieres aus dem Meere waren „wie die eines Bären“ (Off 132).
Zu den sieben Gemeinden: Bileam und Isebel sind nicht dasselbe. Bileam bezieht sich auf die Verführung des Volkes (zum Götzendienst und zur Unzucht mit den Töchter Moabs), Isebel auf die der Könige zur Baals-Religion. Was hat es mit den Nikolaiten auf sich, und was mit denen, „die sich Apostel (bzw. Juden) nennen und es nicht sind“?
Wie verhält sich das Bekenntnis zum Zeugnis (das homologein zum martyrion)?
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