Heute verbraucht die RAF alle Energien zur Abgrenzung, durch die sie sich seit je definiert hat.
Berliner Prozeßgruppe: Werden nicht inzwischen die Gefangenen der RAF zu Geiseln ihrer Unterstützer? Und haben nicht seit je (erstmals in der christlichen Orthodoxie, in der gemeinsamen Ursprungsgeschichte der Bekenntnislogik und der Opfertheologie) die Ideologen die Opfer für ihre Zwecke instrumentalisiert?
Öffentlichkeit gehört zu den Kriterien der Realitätsprüfung der linken Theorie.
Religion heute: Die Menschen wollen dafür, daß sie nicht mehr gut sein können, getröstet werden.
Ist die Buchrolle, zu der der Himmel sich aufrollt, die Gott in seiner Rechten hält und die der Engel dem Johannes zu essen gibt (im Munde süß, im Magen bitter), die bis zum Ende aufgesparte und bis dahin siebenfach versiegelte göttliche Barmherzigkeit?
Theologie
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14.1.1997
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12.1.1997
Die „feministische Kritik … hat auch gezeigt, daß Neutralität an sich ein Merkmal von Maskulinität ist, ein Zeichen ihres Bündnisses mit Rationalität und Objektivität“. (Jessica Benjamin, S. 182) Die indoeuropäische Sprachlogik ist die Sprachlogik des Patriarchats (und das Symbol der Schlange – das Symbol des Neutrums – sein Symbol). Die subjektiven Formen der Anschauung (die Abstraktion vom Gegenblick, vom Angesicht) sind die Verkörperung der neutralisierenden Gewalt.
Das „Leuchten seines Angesichts“ lebt von der Erinnerung an das Gesicht der Mutter. Im Gesicht der Mutter erblickt das Kind das Licht der Welt. – „Ihr seid das Licht der Welt“. Lebt davon nicht die Erinnerung ans Paradies, und ist dann der Cherub mit dem kreisenden Flammenschwert nicht das Patriarchat?
Kai ho logos sarx egeneto/et verbum caro factum est – und das Wort ist Fleisch geworden: So wurde im Kern der Theologie die Geburt ins Machen und das Machen ins Werden übersetzt: die Frau durch den Vater und der Vater duchs subjektlose Werden ersetzt.
Im Schöpfungsbericht ist das Werden das Tun des Worts: Gott sprach „es werde Licht“, und es ward Licht. Die subjektiven Formen der Anschauung trennen das Licht vom Wort (den Blick vom Gegenblick).
„Laßt die Toten ihre Toten begraben“: Joseph von Arimathia hat den toten Jesus begraben.
Der Salbung des Toten durch Maria Magdalena ist der Engel, der den Stein vom Grab gewälzt und den Toten erweckt hat, zuvorgekommen.
Im Johannes-Evangelium kommt der Name des Apostels Johannes nicht vor (nur der „Jünger, den der Herr liebhatte“), auch nicht in den Briefen des Johannes. Der Autor des zweiten und dritten Briefes nennt sich den Ältesten, er benutzt den gleichen Namen, der in der Johannes-Offenbarung den immer gemeinsam mit den vier Wesen genannten 24 Ältesten vorbehalten ist. Hier, in der Johannes-Offenbarung, nennt sich der Autor, der sich mit „ich“ einführt, „ich, Johannes“.
Gibt es nicht ein Problem des Namens im Neuen Testament, zeugt nicht die Notwendigkeit zusätzlicher Attribute (Beinamen wie Alphäus, Thaddäus, vielleicht auch Matthäus und Markus, Simon Kananäus; Name des Vaters <Barjona, Bartholomäus, Zebedäussöhne, Sohn des Zimmermanns, Sohn Davids, Sohn Gottes>; Name der Herkunft, des Ortes <Joseph von Arimathia, Simon von Kyrene, auch Jesus von Nazareth, der Nazoräer, Nathanael aus Kana>; griechische Namen <Andreas, Philippus, Stephanus>; Namenswechsel: Simon -> Petrus, Saulus -> Paulus) vom Zerfall des Namens, der dann im Begriff des Bekenntnisses sich ausdrückt (homologein, confiteri: in dieser Übersetzung steckt die ganze Differenz zwischen griechischem und lateinischem Christentum)? Was bedeutet Iskarioth (eine feminine Pluralbildung wie Sabaoth)? Sh. auch den Hinweis auf den Ursprung des Namens „Christen“ in der Apostelgeschichte. -
10.1.1997
Zwischen der Prophetie und der Apokalypse, dem Taumelbecher und dem Unzuchtsbecher, liegt die Trennung von Natur und Welt, die logische Gewalt des Urteils, die ödipale Polarisierung der Geschlechter: liegt die griechische Sprache.
Vor dem Ankläger gibt es Geheimnisse (Dinge, die man verbergen möchte), und der Ankläger hat Geheimnisse zu verteidigen (deshalb heißt in Deutschland der Ankläger Staatsanwalt). Korrespondiert nicht der Begriff der Tiefe dem des Geheimnisses, beziehen sich nicht beide auf das, was unten ist, ist die Tiefe die Finsternis über dem Abgrund?
Die subjektiven Formen der Anschauung sind die Bastionen der Welt in dem im Prozeß der fortschreitenden Naturbeherrschung unterworfenen und besetzten Feindesland Natur.
Im Griechischen lautet der mit „Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht“ übersetzte Satz im Jakobusbrief (213): katakauchatai eleos kriseos (katakauchaomai – tue groß, brüste mich; eleos – Mitleid, Erbarmen; krisis – Gericht, Richten; Urteil). Ist die Erinnerung an den Triumph in der Übersetzung des griechischen Textes der Sache eigentlich angemessen?
Mein ist die Rache, spricht der Herr: Ist Seine Rache nicht die Barmherzigkeit, die den Tätern (wie den Ägyptern das Opfer, das die Israeliten dem Herrn in der Wüste bringen wollten) ein Greuel ist?
Es gibt Weisheit und Einsicht, aber zum Denken gibt es im Hebräischen keine Entsprechung. Das Denken (die Sache und der Begriff) entspringt gemeinsam mit dem Natur- und dem Weltbegriff. Das Denken ist ein Reflex der Herrschaftsorganisation des Staates, an der es sich spiegelt und sich den Kopf einrennt (die Mathematik ist die dunkle Sprache und das verstockte Herz, die harte Stirn und das harte Angesicht – Ez 37ff).
Der Begriff ist über der Sache und außerhalb der Sprache; er unterdrückt die Dinge und beutet sie aus, indem er sich die Sprache zum Feind macht, während der Name in der Sache und in der Sprache zugleich ist.
Das erste Kapitel von Jessica Benjamin beschreibt eine Sphäre, in der Sprache, Sache und Gemeinschaft noch ungetrennt und eins sind. Dann springt sie gleich über ins Erwachsenendasein; die ganze Geschichte der Vergesellschaftung, der Initiationsriten, zu der heute insbesondere die Schulerfahrung der Kinder gehört, bleibt unreflektiert.
Psychologie liefert keine Handlungsanweisungen, sondern Reflexionshilfen; wer von ihr Rezepte erwartet, den richtet sie.
„Des vielen Büchermachens ist kein Ende …“ (Koh 1212 – vgl. auch Kafkas Landarzt: Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt, es ist nicht wieder gutzumachen): Habermas und Drewermann sind Beispiele dafür, daß der Umfang von Büchern auch ein Maß für die Rechtfertigungszwänge sein kann, denen sie ihre Existenz verdanken. -
9.1.1997
Wie die Welt sich rundet: Gehören die Könige, die Kaufleute und die Seefahrer deshalb zum apokalyptischen Babylon , weil diese drei die Konstituentien der Globalisierung der Erde benennen und zugleich den Himmel verwüsten und die Erde auf die Planetenbahn, den Irrweg, schicken? Ist mit dem Fall Satans (des Fürsten dieser Welt) die Rundung der Welt gemeint, die sie grenzenlos und endlich, und den Himmel zu einem Ausland macht, das geheimdienstlichen Ermittlungen grundsätzlich verschlossen ist? Werden die vier Engel, die „am großen Strom Euphrat gebunden sind“, durch die Globalisierung der Welt (und die Neutralisierung der vier Weltgegenden, der „Himmelsrichtungen“) losgebunden (Off 813ff) und vertrocknet durch die gleiche Globalisierung das Wasser des Euphrat, „damit den Königen vom Aufgang der Sonne der Weg bereitet würde“ (1612ff)?
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8.1.1997
Beitrag zur Erkenntnistheorie: Was hat der Beobachter mit dem episkopos (dem Aufseher) zu tun?
Der Beobachter blendet (durch Fokussierung der Aufmerksamkeit auf einen Punkt) die Wahrnehmung aus, der Aufseher (durch Abstraktion von der Gemeinschaft mit den seiner Aufsicht Unterworfenen) die Erfahrung. Die Beobachtung steht im Dienste der Selbsterhaltung, die Aufsicht in dem der Herrschaft (die Beobachtung im Dienste der Herrschaft obliegt den Geheimdiensten: wenn staatliche Institutionen in die Privatsphäre ihrer Bürger eindringen, konstituieren sie einen eigenen Privat-/Geheimbereich des Staates).
Wie verhalten sich Beobachtung und Aufsicht zur Anschauung (hat die Beobachtung <als Erfolgskontrolle des Naturforschers im Experiment oder des Unternehmers am Markt> etwas mit dem „teleologischen“, die Aufsicht <die Normenüberwachung in der verwalteten Welt> mit dem „normenregulierten“ und die Anschauung <die die moralische Gemeinschaft mit der Welt aufkündigt, sie durch die ästhetische des Anschauens ersetzt> mit dem „dramaturgischen Handeln“ zu tun)?
Auf dem Bauche sollst du kriechen, Staub sollst du fressen: Was ist das für eine Welt, die in Habermas‘ Theorie des kommunikativen Handelns sich widerspiegelt (eine Welt, in der die Reflexion stillgestellt ist, und mit ihr die Idee eingreifender Kritik)? Und was wird aus dem, der keine andere Welt mehr kennt?
Der Name Gottes ist in den Trümmern des Himmels begraben.
Was verleiht dem Schuldverschubsystem: den Rechtfertigungszwängen und den Abwehrmechanismen, heute diese alles durchdringende Gewalt?
Gibt es nicht bei Ezechiel eine Stelle, an der von der Wahrheit des Nordens und vom Licht des Südens die Rede ist (oder war es bei Paul Celan)?
Sind nicht die subjektiven Formen der Anschauung die Pforten der Hölle (von denen es heißt, daß sie die Kirche nicht überwältigen werden)? Sie machen die Umkehr gegenstandslos, in ihrem Kontext gibt es zur Selbsterhaltung keine Alternative mehr.
Telefonat mit B.: Wäre es möglich, die Essenz meines Textes in Thesen zu präzisieren?
– Mißverständnisse lassen sich nicht vermeiden ohne Selbstblockade,
– reflektierende Urteile sind keine dogmatischen Urteile, sie sind das Korrelat der Praxis (der Freiheit, des „Wunders in der Erscheinungswelt“) in der Theorie (eingreifende Erkenntnis);
– die abrufbare richtige Gesinnung, das verdinglichte Bekenntnis zur richtigen Theorie, schließt Gemeinheit nicht aus; Gemeinheit hat es sowohl bei den Nazis wie auch im real existierenden Sozialismus gegeben: das ist mein Thema; reflektierende Urteile sind kritisch (sie müssen es sein), aber sie sind niemals gemein: sie verurteilen nicht.
– 68er Marxismus ist zur Ideologie geworden, als er mit der Lehre vom falschen Bewußtsein die Reflexion aus der kritischen Theorie eliminierte (als er diese Lehre in eine Waffe gegen den Feind, in ein Instrument der Verurteilung verwandelte).
– Ein Begriff der Klarheit, der sich am Modell der klaren Fronten (am Innen/Außenparadigma) orientiert, ist kein Begriff der kritischen Theorie;
– nicht die Stellung im Produktionsprozeß, sondern allein das Bewußtsein davon, die Fähigkeit zur Reflexion, ist entscheidend im Hinblick auf die Wahrheit (Marx und Engels waren Großbürger, keine Proletarier; und ein Proletariat, das nicht auch die Fähigkeit der Reflexion sich zueignet, hört auf, ein revolutionäres Subjekt zu sein);
– in der gegenwärtigen Phase der politischen Ökonomie, die gekennzeichnet ist durch eine Selbstauflösung des Staates, der nach innen nur noch abstirbt, verwest, verrottet, während er nach außen zum Instrument der Verwüstung wird, ist der Staat kein „Feind“ mehr (weil er subjektlos, und damit – mit der Ablösung der Regierung durch Verwaltung – zur Brutstätte der Gemeinheit geworden ist <das ist der in den Abgrund rasende Zug>):
. Das Frontkonstrukt erzeugt den Nebel, in dem der Feind als Feind erscheint, aber dieser Feind ist auch eine Phantasmagorie, eine Projektion, ein paranoides Konstrukt.
. Durch bloße Machtübernahme ist ein Zustand, in dem die Menschheit ihrer Geschichte mächtig wird, in der sie lernt zu wissen, was sie tut, nicht mehr herbeizuführen.
– Es hilft nicht mehr, nur auf der richtigen Seite zu sein; was nottut ist: seine eigene Würde darin erkennen, selber den Kopf oben zu halten, nicht mehr Objekt zu sein (die Feindbildlogik verdrängt nur das Bewußtsein, Objekt zu sein, sie löst das Objektsein nicht nur nicht auf, sie fördert es; sie gehört zu den Beschleunigungskräfte des Zuges und zu den Mächten, die die Wahrnehmungsfähigkeit verhindern).
– Auch die Verführung durch das „gute Gewissen“, die die Feindbildlogik aus dem Feindbild bezieht, sollte nicht verharmlost werden; sie ist eine der gefährlichsten faschistischen Verführungen (die Rechtfertigung des eigenen Handelns durch das des Feindes, die Nutzung der Feindbildlogik als Mittel der moralischen Enthemmung).
Den Weltgeist begreifen, der dieses Marionettentheater inszeniert, an dessen Fäden wir agieren.
Die Weltkriege und Auschwitz waren die ersten Crash-Tests des in den Abgrund rasenden Zuges.
Die Väter sind die Repräsentanten der Außenwelt in der Familie, und sie werden zu Recht für den Zustand dieses Welt haftbar gemacht.
„Laßt die Toten ihre Toten begraben“: Ist das nicht auch ein Imperativ an die Väter? Ist nicht auch das ein Werk der Barmherzigkeit (das Werk des Tobit, der darüber blind geworden ist)?
Drei Dinge haben mich von Anfang an an der RAF irritiert:
– Sie hat dem öffentlichen kritischen Diskurs den Boden entzogen (und es gibt keine linke Theorie ohne Öffentlichkeit: das scheinen die Vertreter des Staatsschutzes besser zu wissen als die, die sich heute für Linke halten, während sie gleichzeitig den öffentlichen Diskurs fürchten);
– der grob fahrlässige Versuch, den Staat zu zwingen, sein wahres Gesicht zu zeigen; mein Eindruck war: Sie wissen nicht, wovon sie reden. Das „wahre Gesicht des Staates“ ist das faschistische, und dem vermochte auch die RAF (die den Faschismus nie begriffen hat) nichts mehr entgegenzusetzen;
– durch ihre Aktionen hat die RAF mit dazu beigetragen, dem Staat das Alibi für den Ausbau des Repressionsapparats, der heute für andere Zwecke nutzbar ist, zu liefern, die Widerstände dagegen, die unter anderen Bedingungen vielleicht doch noch mobilisierbar gewesen wären, abzubauen. Das kritische Potential, das aufgrund der Erinnerung an den Faschismus vorhanden war und mobilisierbar gewesen wäre, wurde verdrängt, neutralisiert und auf ungefährlichere Objekte verschoben: von der ökonomischen Reflexion auf die Ökologie und auf die Friedensbewegung (Konkretismus, Flucht ins gute Gewissen).
Urteilsmagie: Daß einer für oder gegen etwas ist, ist noch keine Garantie dafür, daß er dazu beiträgt, daß die Dinge in die Richtung bewegt werden, in die er sie gerne bringen möchte. Es kommt nicht darauf an, daß auf Worte Taten folgen, sondern daß die Worte selber zu Taten werden, und die Theorie zur eingreifenden Gewalt.
Ist nicht die RAF in den Wiederholungszwang geraten, der sie dazu bringt, die Argumente ihrer Väter, gegen die sie einmal aufbegehrt hat, zu reproduzieren, wenn sie ihren Kritikern entgegenhält, daß sie die Risiken des Handelns gescheut und sich nur herausgehalten hätten; so hätten sie das Recht zur Kritik verspielt. Ähnlich haben ihre Väter auf die Faschismuskritik reagiert: Ihr habt’s nicht miterlebt, ihr könnt nicht mitreden. (Es gibt noch andere Beispiele: so erinnert das Wort vom Verrat der eigenen Geschichte an das Argument der Nestbeschmutzung, der Hinweis auf die schlimmeren Taten der Herrschenden an den Vergleich von Auschwitz mit Hiroshima und Dresden. Hierher gehört auch der Antizionismus und die weithin unreflektierte, die geschichtlichen Voraussetzungen ausblendende Parteinahme für den palästinensischen Widerstand.) -
7.1.1997
Nach der Johannes-Apokalypse gibt es sieben Zornesschalen, nicht mehr nur den Kelch des Zorns, dazu den Unzuchtsbecher.
Hat nicht Kopernikus den einen unreinen Geist in die Wüste geschickt, von wo er jetzt mit sieben unreinen Geistern in das leere, gereinigte und geschmückte Haus zurückkehrt?
„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“ – Mit dem Hammer philosophieren, oder: Wie die Philosophie zum Hammer wird. Woher kommt der Ausdruck: „Das ist ein Hammer“, und was bedeutet er?
Den Satz aufschlüsseln: „Ich darf nichts sagen, aber es ist schlimmer.“
Habermas‘ Theorie des kommunikativen Handelns ist eine Anwendung der double-bind-Theorie, die Begründung des Gesetzes-Gehorsams durch Umformung des „sie wissen nicht, was sie tun“ in einen Imperativ; das Nichtwissen als Pflicht.
Der Himmel ist der Boden, in dem die Namenskraft der Sprache wurzelt und aus dem sie sich nährt.
Das steinerne Herz der Welt: das ist der Himmel als Hammer.
Die Geschichte der Aufklärung, die den Gott der Himmel, den Herrn der Heerscharen, nicht kennt, ist die Geschichte der Verhärtung des Herzens Pharaos.
Als Büchners Lenz begriff, daß der Mond eine leere Steinwüste ist, ergriff ihn die Kälte bis ans Herz.
Hat nicht Carl-Friedrich von Weizsäcker, als er die Gleichung für die Sonnenenergie aufstellte, damit a. die Atombombe gemeint und b. die Sonne verdunkelt?
Als Walter Pehle das Buch von Goldhagen einen „Rückfall in die fünfziger Jahre Jahre“ nannte, hat er diesem Buch das größte Lob ausgesprochen.
Habermas‘ Kritik der instrumentellen Vernunft (in der Theorie des kommunikativen Handelns) ist nur die Kritik des Bewußtseins davon; deshalb mußte Habermas die Bewußtseinsphilosophie „überwinden“. Übrig bleiben die logischen Strukturen des kommunikativen Handelns, ein Reich der Finsternis.
Hegels Philosophie der Freiheit ist eine Philosophie des Bewußtseins der Freiheit; deshalb ist seine Philosophie eine Bewußtseinsphilosophie. Weshalb sind beide Versionen falsch, Hegels Bewußtseinsphilosophie und Habermas‘ Kritik der Bewußtseinsphilosophie?
Sind nicht das „teleologische (zweckrationale) Handeln“, das „normengeleitete“ und das „dramaturgische Handeln“ drei Aspekte der gesellschaftlichen Anwendung des Inertialsystem, einer Konstruktion aus Eigeninteresse, Gesetzesherrschaft und Anschauungsbezogenheit (Begriff, Gesetz und Erscheinung bedürfen des Inertialsystems als Referenzsystem, in dem sie sich konstituieren und durch das sie aufeinander sich beziehen und wechselseitig sich definieren)?
Die „Frage …, was es heißt, soziale Handlungen zu verstehen“ (I, S. 152) ist nicht identisch mit der Frage, was es heißt, einen Menschen und sein Handeln zu verstehen. Die Habermas’sche Frage steht schon unter dem Objektivierungszwang, sie schließt die Intention, in den andern sich hineinzuversetzen, und damit die Frage, die die Ethik vor jedes moralische Urteil setzt: Hätte ich anders handeln können, wenn ich an der Stelle des Andern gewesen wäre, a liminie aus. Sie macht z.B. den Versuch, Auschwitz zu verstehen, gegenstandslos, und glaubt so, der unendlichen Last der Reflexion sich entziehen zu können. Im Kontext dieser Frage kommt die Ethik nicht mehr vor. Für den Zuschauer, im Bann der Logik des Anschauens, gibt es keinen Unterschied zwischen einer Norm des Handelns und dem Maßstab eines Urteils. Die Asymmetrie zwischen mir und dem Andern (zwischen Handeln und Urteil), die der Sprache zugrunde liegt, wird neutralisiert.
Die subjektiven Formen der Anschauung haben in der Gestalt der stoischen Ataraxia das Licht der Welt erblickt. Die kopernikanische Wende war der Initiationsritus, in dem sie erwachsen geworden sind. -
4.1.1997
Das Inertialsystem ist ein Konstrukt aus Abwehr, Projektion und Rechtfertigungszwang. Das spezielle Relativitätsprinzip beschreibt die Todesgrenze, das allgemeine Relativitätsprinzip die Schuldgrenze.
Hat der fallende Fahrstuhl (das Reflexionsmodell des allgemeinen Relativitätsprinzips) etwas mit dem Gattungswesen (mit der Lösung der Frage, weshalb die Sexualmoral in den drei „Weltreligionen“ diese zentrale Bedeutung hat gewinnen können) zu tun, bezeichnet er den logischen Punkt, an dem der Taumelbecher in den Unzuchtsbecher übergeht? Hierzu würde es passen, wenn im deutschen Strafrecht Trunkenheit als Strafmilderungsgrund gilt. Und es liegt in der Konsequenz dieser Logik, wenn in Deutschland die Strafe (und mit ihr der Staat, dessen Gewalt darin sich manifestiert) immer mehr der Vergewaltigung sich angleicht, damit aber ihre raison d’etre verliert. Deshalb fällt es deutschen Gerichten so schwer, in der Vergewaltigung ein Verbrechen zu erkennen (im Hogefeld-Prozeß waren die Assoziationen an eine Vergewaltigung fast sinnlich präsent). – Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.
Beschreibt nicht der Staatsschutz in der Rechtssystematik die Stelle, an der die Abwehr des Verbrechens mit der Schuldabwehr (dem „Staatsschutz“) sich mischt und in Aggression umschlägt (z.B. in dem Gebrauch, den die Bundesanwaltschaft von der Kronzeugenregelung macht)? – Vgl. hierzu Jud 18 und die parallele Stelle in 2 Pet 210 (Stichworte: Befleckung des Fleisches, Verachtung der Herrschergewalt und Lästerung der Majestät).
Habermas unterscheidet zwischen der „Wahrheit“ gegenständlicher Aussagen, der „Richtigkeit“ handlungsbezogener Normen (zu denen auch die mathematischen Gesetze gehören) und der „Wahrhaftigkeit“ des ästhetischen Ausdrucks, der Expression (sh. u.a. I, S. 69). Gehört nicht die Wahrhaftigkeit der gleichen autoritären Sphäre an, in der das Gebot, „kein falsches Zeugnis wider den Nächsten“ zu geben, durch das andere „Du sollst nicht lügen“ ersetzt worden ist? Das moralische Verbot, einem andern bewußt oder fahrlässig durch ein „falsches Zeugnis“ zu schaden, wird durch das Verbot der Lüge in die Sphäre des paranoiden Aufklärungsinteresses der Herren, die im Bereich ihrer Herrschaft kein Geheimnis dulden können, gerückt. Insgesamt wird das für den Wahrheitsbegriff konstitutive Moment der Reflexion auf den Andern durch die Habermas’schen Denominationen der Wahrheit aus deren Begriff eliminiert.
Hierzu paßt es, wenn Habermas den Begriff der Barmherzigkeit nur in ironischem Sinne gebraucht (vgl. die „hermeneutische Barmherzigkeit“, S. 79).
Erinnert nicht der Begriff des Richtigen, den Habermas auf den Bereich des Handelns bezieht, an die – durch die abstraktive Gewalt der Orthogonalität vermittelte – Beziehung von Objektivierung und Instrumentalisierung; gründet nicht der auf gegenständliche Erkenntnis eingeschränkte Wahrheitsbegriff in dem Interesse an der Instrumentalisierung, das sie mit diesem, auf die intentio recta eingeschränkten Gebrauch des Wahrheitsbegriffs zugleich verdrängt? Diese Verdrängung wird in der Orthogonalität als gegenständliche Gewalt angeschaut.
Wie verhalten sich die „Geheimnisse“, die die politischen Ermittlungs- und Aufklärungsbehörden in Feindländern wie in der Privatsphäre der Bürger aufzudecken versuchen, zum Herzen, in das nur Gott sieht?
Wie hängt der Begriff des falschen Zeugnisses mit dem Namen des falschen Propheten (des Tiers vom Lande) zusammen? -
3.1.1997
Barmherzigkeit triumphiert über das Gericht. Dieser Satz eröffnet den Weg zur Kritik der Naturwissenschaften, die nur durch die Reflexion des Andern, dessen Statthalter im Subjekt die subjektiven Formen der Anschauung sind: durch Barmherzigkeit, verteidigendes Denken, selber reflexionsfähig werden. Die subjektiven Formen der Anschauung werden reflexionsfähig, wenn man sie als Produkt der Formalisierung der Feindbildlogik begreift. Das biblische Symbol der subjektiven Formen der Anschauung ist der Kelch; dieses Symbol bezeichnet aufs genaueste die Beziehung der subjektiven Formen der Anschauung zur Sprache, die Verwirrung und Zerstörung der erkennenden Kraft des Namens durch die richtende Gewalt.
Es gibt keine Klarheit ohne Fronten: Aber das ist kein Argument für Fronten, sondern die Widerlegung der Klarheit und der entscheidende Einwand gegen die Aufklärung, der Grund ihrer Reflexionsbedürftigkeit.
Wo es Fronten gibt, da gibt es auch Bekenntnisse.
Das Objekt ist der Schatten, den der Begriff auf die Dinge wirft. Aber ebenso ist der Begriff der Schatten des Objekts.
Kommt die Hegel’sche Interpretation der Kepler’schen Planetenformel nicht einer Bedeutung der Planeten nahe, die sie der Theologie wieder nahebringt: Sie konstituieren den Raum.
Hängt die Geschichte von den drei Magiern, die „seinen Stern im Orient (im Osten, im Aufgang?) gesehen“ hatten, bei Matthäus mit seinem Begriff des Himmelreichs zusammen? Und hat das Himmelreich etwas mit den Himmelsheeren (den Sabaoth), und haben die etwas mit einer Front zu tun? Ist die Feste des Himmels, die die unteren von den oberen Wassern scheidet, eine Front, und der Bogen in den Wolken eine Waffe?
Die Opfertheologie als Einstiegsdroge in die Feindbildlogik, als Verführung zur Komplizenschaft? Sind die drei Leugnungen Petri drei Stufen der Entfaltung der Feindbildlogik und der Adaptation, des Sich-gemein-Machens mit dieser Logik? -
2.1.1997
Nach Walter Pehle kann es „einfache Antworten auf die Frage, ‚wie aus einem Kulturvolk ein Volk von Mördern wurde‘, … nicht geben“ (Matthias Arning: „Wider die postmoderne Beliebigkeit“, FR von heute). Klingt das nicht ein wenig nach dem „Uns kann man nichts nachweisen“? Pehle zu Goldhagen: „Das ist alles Käse“.
„Natur im Subjekt“: Natur konstituiert sich im Kontext der Geschichte der Naturbeherrschung. In dieser Geschichte hat der Ursprung und die Entfaltung des Geniebegriffs, aus dessen Reflexion die kantische Formel von der „Natur im Subjekt“ sich herleitet, seine genau bestimmbare Stelle und Funktion. Adornos Formel zitiert Kant.
Verurteilung und Schrecken: Der Faschismus ist die erste Manifestation einer Entwicklung, in der Richter und Täter am Ende nicht mehr sich unterscheiden lassen. Der Vers aus dem Sonett Reinhold Schneiders: „Allein den Betern kann es noch gelingen, …“ wird vielleicht verständlicher, wenn man das „Schwert ob unsern Häupten“ als das Schwert in unsern Händen begreift, und die „richtenden Gewalten“ als Gewalten begreift, an denen wir teilhaben. Erst dann wird deutlich, daß es zu den „Betern“ (deren Gebet als Seele der Sprache sich begreift) und zum „geheiligt Leben“ keine Alternative mehr gibt.
Die RAF hat den Beweis für die These erbracht, daß Richter und Täter (der Terrorismus und die Formen seiner Bekämpfung) ununterscheidbar werden.
Sind es nicht die Historiker, die den Stein vor das Grab der Vergangenheit wälzen. Und als Maria Magdalena kam, um den Toten zu salben, und überlegte, wie sie den Stein fortbewegen könne, da war der Stein schon zur Seite gewälzt und das Grab leer.
An welchem Zeichen gab Jesus den Verräter zu erkennen?
– Mt 2623: Der, welcher mit mir die Hand in die Schüssel getaucht hat, …
– Mk 1420: Einer von den Zwölfen, der mit mir in die Schüssel taucht.
– Lk 2221: Doch siehe, die Hand dessen, der mich verraten wird, ist mit mir auf dem Tische.
– Joh 1326: Der ist es, dem ich den Bissen eintauchen und geben werde.
Wer nicht mehr weiß, was er tut, braucht eine Instanz, die ihm die Verantwortung für sein Tun, das er nicht mehr durchschaut, (für seine Pflichterfüllung) abnimmt. Deshalb brauchte Habermas den „Verfassungspatriotismus“, als er, nachdem er die Kritik der Naturwissenschaften verworfen hatte, keine Möglichkeit mehr sah, richtiges Handeln im Gewissen zu begründen (das Gewissen ist nur im Kontext der Kritik der subjektiven Formen der Anschauung zu begründen). Wenn es keine inhaltlichen Kriterien fürs Gewissen mehr gibt, dann hilft nur noch die Legitimation durch kollektive Entscheidungen.
Die Würde einer demokratischen Verfassung, die allein darin liegt, daß sie dem Gewissen Raum gibt, wird durch den Begriff des Patriotismus haarscharf verfehlt.
Hat Habermas nicht die Dialektik der Aufklärung doch sehr fundamentalistisch gelesen? Hat er nicht die reflektierenden Urteile als bestimmende, als objektkonstituierende Urteile gelesen, um sie dann verwerfen zu können? Fundamentalistisch ist dann auch seine Kommunikationstheorie geworden (in welcher Beziehung steht die Habermas’sche Version der Kommunikationstheorie zur double-bind-Theorie, die er verschweigt?).
Hat nicht das Gleichnis von dem einen Sünder und den neunundneunzig Gerechten etwas mit der Beziehung von Schrecken und Urteil im Hinblick auf den Nationalsozialismus zu tun? Ist nicht die Reflexion des Schreckens der Weg zur Bekehrung des Sünders, die Verurteilung der Weg der neunundneunzig Gerechten?
Zu jedem Schicksal gibt es Täter. Nur für Zuschauer, die aber eben dadurch zu Richtern der Opfer und zu Komplizen der Täter werden, gibt es ein reines Schicksal. Schicksal ist die Sünde der Welt als Natur. Die letzte Bastion der mythischen Schicksalslogik sind die subjektiven Formen der Anschauung. -
29.12.1996
Feindbilder rutschen in die Vorurteilslogik hinein, wenn sie aufhören, reflexionsfähig zu sein. Aber ist nicht das: die Kriminalisierung der Reflexion, das eigentliche Ziel der RAF-Prozesse? Zumindest unternehmen sie alles, um diesen Eindruck zu erwecken.
Der Grundtext der Apokalypse ist der Schöpfungsbericht (es gibt zwei Schöpfungsberichte: der erste, das Sechs-Tage-Werk, bezieht sich auf die geschaffenen Dinge, der zweite, die Geschichte vom Paradies und vom Sündenfall, auf die Sprache, den Anfang und Grund der Offenbarung).
Heute machen die Menschen ihre Empfindungen (und damit auch ihre Rechtfertigungszwänge) zur Grundlage ihres Selbstverständnisses, das so zur Weltanschauung wird. Seit es keine Theologie mehr gibt, gibt es für sie kein Maß mehr, an dem sie ihre Empfindungen noch messen könnten. -
28.12.1996
„Die unterscheidungstheoretischen Überlegungen können kommunkationstheoretisch umgesetzt werden, wenn man sich fragt, wie die längst schon laufenden Bemühungen um eine die Produktorientierung ersetzende oder ergänzende stärkere Markt- und Kundenorientierung der Bankorganisation im Lichte des Problems der Unterscheidung riskanter Kommunikation zu bewerten sind.“ (Dirk Baecker, S. 155) Steckt nicht in diesem Satz das ganze Problem der Kommunikationstheorie und ihrer Fundierung in der gegenwärtigen Phase der Geschichte der politischen Ökonomie (der Ablösung der Geldbewegung von der „Produktorientierung“ des Kapitals)?
Die Wüste und das Meer sind Symbole der Mathematik (die symbolische Bedeutung der Zahl Vierzig hängt mit der Wüste zusammen, die der Zahl Siebzig mit der Völkerwelt, dem Meer).
Tragheit und Gravitation machen das Ungleichnamige gleichnamig.
Wer ist der „Fürst dieser Welt“ (Joh 1231, 1430, 1611)?
Die Theologie wird heute als Angriff erfahren und deshalb abgewehrt. Die herrschende Gestalt der Theologie heute ist selbst schon ein Produkt dieser Abwehr.
Wenn die Sprache die Morgengabe des Schöpfers an die Schöpfung ist, ist dann nicht das Paradies das Realsymbol der Sprache, und die Vertreibung aus dem Paradies eine Vorstufe der Sprachverwirrung, des Turmbaus zu Babel? Was bedeuten dann die vier Arme des Stroms, der in Eden entspringt:
– Pison, welcher das Land Hawila umfließt, wo das Gold ist;
– Gihon, welcher das Land Kusch umfließt;
– Hiddekel <Tigris>, welcher östlich von Assur fließt;
– und der Euphrat?
Haben die „Stämme, Völker, Sprachen und Nationen“ etwas mit den vier Armen des Stromes aus dem Paradies zu tun (in der Apokalypse ist es der Euphrat, dessen Wasser den Königen vom Aufgang der Sonne den Weg versperren – 1612)?
Ich weiß nicht, ob das Rot, das ich sehe, dem Rot gleich ist, das ein anderer sieht. Aber ich weiß, daß ich mit den Andern eine gemeinsame Sprache spreche, in der wir beide verstehen, was wir meinen, wenn wir eine Farbe rot nennen.
Das Kriterium des Erwachsenseins ist die Fähigkeit zur materiellen Selbsterhaltung. Hierauf bezieht sich der Begriff der Existenz, dessen hilflose und verwirrte Reflexion Gegenstand der „Existenz-Philosophie“ einmal war. Grund der Hilflosigkeit war die double-bind-Konstellation, aus deren Bann die Existenz-Philosophie nie herausgetreten ist; sie war nur noch ein Indiz dafür, daß die double-bind-Konstellation zu einem Element der gesellschaftlichen Logik des Lebens geworden ist: Alle stehen unter der absoluten Forderung der Selbsterhaltung, zu der es keine Alternative mehr gibt (und die jede Regung der Barmherzigkeit ausschließt); zugleich erzeugt die ökonomische Logik dieser Gesellschaft objektive, durch Einzelne nicht mehr veränderbare Existenzbedingungen, die einen immer größeren Teil der Gesellschaft von den Möglichkeiten der Erfüllung dieser Forderung ausschließt. Nachdem dieser Ausschluß bisher auf Regionen draußen in der Welt, außerhalb der eigenen Grenzen, sich bezog, greift er jetzt erstmals auf das Generationenverhältnis über. Das Stichwort „Standort Deutschland“ ist eigentlich schon veraltet, seine Spitze richtet sich nicht mehr gegen die Konkurrenz draußen, sondern erstmals gegen die Bedrohung von innen: u.a. gegen die nachwachsende Generation. War die 68er Generation die erste, für die es aus diesem Konflikt keinen Ausweg mehr gab, und zugleich die letzte, die glaubte, ihn noch einmal zu ihrem Vorteil nutzen zu können? -
27.12.1996
Haben die Cherubim (in der Sündenfall-Geschichte, in der Ezechiel-Vision und in der Johannes-Offenbarung, auch der Gottesname „der auf den Cherubim thront“ sowie die Formel „der Himmel ist sein Thron“) etwas mit dem Saturn und seiner Stellung im Planetensystem zu tun? Ist das Planetensystem die Merkaba (wie verhalten sich die Cherubim zu den Ofanim)? Entsprechen den vier apokalyptischen Reitern die Planeten Jupiter, Mars, Venus und Merkur, während Sonne und Mond direkt als apokalyptische Objekte genannt werden?
Wenn der göttliche Zorn die Kehrseite seiner Liebe ist, dann ist die göttliche Rache die Kehrseite seiner Barmherzigkeit.
Die Feindbildlogik ist nur ein Moment in der Logik insgesamt, sie ist nicht ihr Grund. Sie erzeugt den blinden Fleck der Logik.
Die Feindbildlogik ist das Verbindungsglied zwischen der Schlange/dem Drachen und den beiden apokalyptischen Tieren.
Seitenblick: Kopernikus hat, als er die Sonne ins Zentrum rückte, die Erde zum Planeten gemacht, sie insgesamt auf den Irrweg geschickt.
Ist der Saturn der fahrende Zug (Repräsentant des speziellen Relativitätsprinzips), die Sonne der fallende Fahrstuhl (Repräsentant des allgemeinen Relativitätsprinzips) und die Erde der Plancksche Hohlraum (der Ort des Feuers)?
Der Zug, der auf den Abgrund zurast, ist ein Bild der Natur und der Ökonomie zugleich. Ist er nicht auch ein Bild der Bekenntnislogik: das der Hölle (nur die Hölle läßt sich aus der Bekenntnislogik begründen, nicht der Himmel)?
Läßt die Gnosis aus der Ursprungsgeschichte der Bekenntnislogik sich ableiten, aus der Versuchung, die Bekenntnislogik von ihrer Wurzel: der Opfertheologie, zu trennen, die Opfertheologie durch Externalisierung aus der Bekenntnislogik zu eliminieren? Gehört die Gnosis nicht zu den zwangslogischen Folgen des Urschismas?
Wirre Logik: Gehören zu diesem Stichwort nicht – ähnlich wie der „offene Brief“ der JU an den Bischof von Limburg – auch die Reaktion der FR auf Daniel Jonah Goldhagen, ihre Berichterstattung über den Hogefeldprozeß (und die redaktionellen Kommentare und Bemerkungen dazu) und heute die Reportage über den Weihnachts-Selbstmord der 49-jährigen Frau in Sindlingen (der dämonisierende Gebrauch von Begriffen wie „Ungerechtigkeit“ und „Perfidie“ zur Beschreibung und Charakterisierung zufälliger Umstände, die durch diesen Sprachgebrauch in das Licht einer hinterhältigen, heimtückischen „Vorsehung“ gerückt werden: ins Licht der Paranoia)?
Das Verschwinden der Verwandtschaftsbezeichnungen und der formellen Anrede nach dem Kriege täuscht eine allgemeine Verbrüderung vor, die es nicht gibt. Ist es nicht eher Ausdruck der Antizipation eines Zustandes, in dem die Herrschaftsstrukturen sich so verhärten und versteinern, daß sie in Abhängigkeit von der schwindenden ökonomischen Durchlässigkeit inzwischen die sprachliche Kommunikation generell ausschließen? Die politischen „Sparprogramme“ ziehen hieraus nur die Konsequenzen: Im „Land der unbegrenzten Zumutbarkeiten“ testen sie die Grenzen der moralischen Enthemmung und der sozialen Blindheit der Herrschenden und Besitzenden und zugleich die Grenzen der Zumutbarkeit bei denen, die unten sind und sich nicht wehren können. Mit den Zahlen der Obdachlosen, Sozialhilfeempfänger und Arbeitslosen wächst die Zustimmung zum System bei denen, die in diesen Zahlen das Spiegelbild ihres Wohlstands erkennen. In Wirklichkeit erzeugt die allgemeine Verbrüderung zwei feindliche Brüdermassen (die Gleichnamigkeit der Ungleichnamigen) und in ihnen einen Zustand, der dem kritischen Punkt der Selbstentzündung rapide sich annähert.
Die subjektiven Formen der Anschauung: Instrumente der Verstockung des Herzens, der moralischen Enthemmung und der sozialen Blindheit.
Wenn der Mensch das Ebenbild Gottes ist, ist er dann nicht der einzige Spiegel, in dem Gott sich erkennen läßt? Vor dem Urteil über das Handeln eines Menschen steht die Frage, ob ich, wenn ich an seiner Stelle gewesen wäre, anders hätte handeln können. Nur über das Verständnis des Andern, Voraussetzung jeder Selbstreflexion, ist die eigene Blindheit aufzulösen.
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