Das Inertialsystem oder die Herstellung von Laborbedingungen: Sind nicht die Straf-, Irren- und Krankenanstalten, aber auch die Schulen und die Kasernen, die Produktion (sowie der Export und der Reimport) der Armut und die Ausgrenzung aller, die dem durch Staat und Wirtschaft definierten Realitätsprinzip (sei es aufgrund körperlicher, geistiger oder rechtlicher Eigenschaften) nicht entsprechen, das genaue gesellschaftliche Korrelat der Abstraktionsleistung, in der sich das Inertialsystem herausgebildet hat? Gehört nicht in der Tat die Geschichte der Hexenverfolgung zum Anfang und Auschwitz zum Ende der Geschichte der naturwissenschaftlichen Aufklärung?
Die Elementenlehre als philosophische Zwischenstufe zwischen Mythos und Inertialsystem (Ursprung des Naturbegriffs)?
Das Absolute ist ein Tier: ein Organismus, in dem kein Glied nicht trunken ist. Diese Trunkenheit ist eine sprachliche Trunkenheit (seine rationalen Entsprechungen sind die Mathematik und das Herrendenken); deshalb sind Tiere stumm. Tiere sind die Schöpfer der Welten: deshalb waren die vorweltlichen (vorzivilisatorischen, kosmogenischen) Religionen Tierreligionen. Ist das Tier aus dem Wasser die (dem Mythos entsprungene) Philosophie (das griechisch-mazedonische Reich und seine Nachfolger) und das Tier vom Lande der Staat (die Organisationsform einer Gesellschaft von Privateigentümern: das römische Reich)?
Erst das Inertialsystem hat das Privateigentum ontologisiert.
Tiere
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12.12.93
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11.12.93
Apokalyptik, S. 406: Repräsentiert nicht, was Vielhauer die „nationale Eschatologie“ (nämlich der Juden) nennt, den Innenraum der Prophetie, während die vier Metalle, die vier Tiere, der kosmisch-universale Rahmen der Apokalypse den katastrophischen Aspekt der Totalität (der Welt) bezeichnen? Die Apokalypse reflektiert den Ursprung des Weltbegriffs als die gleiche Katastrophe, die der Naturbegriff verdrängt und neutralisiert.
War die Benennung der Tiere durch Adam der Grund der Erkenntnis der Sterne und der Metalle?
Die Apokalyptik verhält sich zur Prophetie wie die Naturwissenschaft zur Philosophie.
Mit dem Ursprung des Weltbegriffs (der Trennung von Natur und Welt) wird die Prophetie zur Apokalypse, und hierbei erweist sich die Apokalypse als das prophetische Äquivalent des Naturbegriffs. Das Buch Jona ist postapokalyptisch.
In einer Welt, in der gesellschaftliche Naturkatastrophen erfahrbar geworden sind, müßte es nahe liegen, die kosmischen Katastrophen der Apokalypse auch als gesellschaftliche Katastrophen zu dechiffrieren und zu begreifen. Ist nicht die Geschichte des Christentums insgesamt eine Geschichte gesellschaftlicher Naturkatastrophen?
S. 425: Gehören 2 Thess 26f u. parr. (die Bindung des Satans) zur Stelle vom Binden und Lösen (Mt 16)?
Ist die Sünde wider den heiligen Geist (der sich vollendende Staat) der Greuel am heiligen Ort?
Hier wird deutsch gesprochen: Hängt die Zitierung des männlichen Artikels im Genitiv und Dativ fem. sing. und allgemein im Genitiv und Dativ des Plural damit zusammen, daß in der deutschen Sprache der Infinitiv Sein gleichlautend (und nicht nur gleichlautend: sondern auch logisch verknüpft) ist mit dem Possessivpronomen der dritten Person masculinum? Und hängt hiermit die tiefe Zweideutigkeit einer jeden Ontologie zusammen: die Frage nach dem Sinn von Sein sowohl als phänomenologische Bedeutungsanalyse wie auch als weltanschaulich unendlich belastete „Sinnfrage“ (ein Femininum: aber die Goetheschen Mütter waren immer schon die Mütter des Mannes) zu verstehen?
Ist die CDU faschistisch? Die Frage ist so nicht ganz richtig gestellt: Der wirtschaftspolitische Liberalismus von CDU und FDP verfolgt eine Politik, die den Modernisierungsschub der Nazis, der zu Ende geführt hat, was im ersten Weltkrieg begonnen worden ist, nochmal weiterführt. Er verwaltet eine Welt, zu deren Grundlagen der nicht vergangene Faschismus gehört, und die jederzeit neu als faschistisch sich enthüllen kann.
Wenn (nach dem Weltkatechismus) Himmel und Erde nur ein mythischer Ausdruck für alles, was ist, ist, wie ist dann der Satz zu verstehen: Was du auf Erden binden (oder lösen) wirst, wird auch im Himmel gebunden (oder gelöst) sein?
Als Adorno einmal beklagte, daß die Studenten aus seinen Sätzen nur noch heraushörten, wofür oder wogegen er sei, hat er da nicht den Baum der Erkenntnis zitiert?
Der Satz: Jenseits des Todes ist nicht nach dem Tode, hat etwas mit der Unterscheidung von Hinter dem Rücken und Im Angesicht zu tun. Dazu gehören außerdem:
– die Rosenzweigsche Todesangst,
– Getsemane,
– Erich Fromms Analyse der Destruktivität,
– die Stelle in den Minima Moralia.
Gehören nicht die Hure Babylon (Verkörperung der „Unzucht“, die als Gegenstand der Sexualmoral seit dem Ursprung des Weltbegriffs nur noch projektiv diskriminiert worden ist), der Taumelbecher und der Götzendienst zur Prophetie und zur Apokalyptik zugleich?
Zusammenhang der Begriffe Natur und Materie mit dem Ursprung der Sexualmoral (theoretischer und moralischer Gebrauch des Urteils).
Ist nicht die Kampagne gegen die Abtreibung ein Produkt der projektiven Verarbeitung der eigenen Unfähigkeit, die messianischen Wehen auf sich zu nehmen, und zugleich die letzte Konsequenz aus der projektiven Verarbeitung des Unzucht-Symbols in der Sexualmoral (die kirchliche Version des „perfekten Verbrechens“: der vollendeten Unbarmherzigkeit und Gnadenlosigkeit)? -
10.12.93
Astronomie und Medizin entspringen gleichzeitig und zusammen mit der sich etablierenden Geldwirtschaft (mit der Überschwemmung der Dinge durch Eigentum und Begriff), mit dem Staat und dem (die Erkenntnis dieser Zusammenhänge ausblendenden) Weltbegriff: Die Objektivation des Planetensystems hängt außer mit der durch Gewalt, Hierarchie und Herrschaft bestimmten Organisation der Gesellschaft auch mit der Objektivation der unabhängig von bewußter Steuerung und Kontrolle ablaufenden organischen Prozesse zusammen: sie hat das Objekt der Medizin beim Tier und bei den Menschen überhaupt erst produziert und organisiert. (Zusammenhang von Fleisch und Blut mit den paulinischen Elementarmächten)?
Wurden die Tieropfer durch das „Kreuzesopfer“, das keins mehr war: die „Übernahme der Sünde der Welt“, abgelöst? -
09.12.93
Buße (Umkehr), Gebet und Fasten gehören zu den Grundlagen der Weltkritik: zur Kritik
– des Inertialsystems (Buße, Umkehr, „Gehorsam“),
– der Geldwirtschaft (Fasten, „Armut“) und
– der Bekenntnisreligion (Gebet, „Keuschheit“).
Das Inertialsystem und seine Entsprechungen (Geldwirtschaft und Bekenntnisreligion) sind Verkörperungen des Anklägers (des „Widersachers“): des anklagenden Prinzips, in Deutschland durch den Titel des Staatsanwalts (durch die darin sich manifestierende Staatsmetaphysik) mit der Institution des Staates und dem Gewaltmonopol des Staates verschmolzen. (Hängt Habermas‘ Einwand gegen die Frankfurter, seine Wendung gegen jeden Gedanken an eine Naturutopie, mit seinem „Verfassungspatriotismus“ zusammen?)
Daß im Namen des Menschensohns der Bann der Welt gebrochen ist, manifestiert sich in dem Wort, daß er auf den Wolken des Himmels kommen wird. Im Apokalyptik-Band, S. 301, findet sich der entscheidende Hinweis auf den Gegensatz (und die Beziehung) des messianischen Titels Menschensohn zu den Tiersymbolen und auf den apokalyptischen Grund des Namens.
Wie lautet der aramäische Name des Menschensohns: barnascha, baränasch oder baränascha?
Als Sohn Adams ist der Menschensohn der Sohn dessen, der die Tiere benannt hat (so hat er teil an der „Schöpfung“ der Welt).
Schließt die historisch-zeitgeschichtliche Interpretation der Apokalypse (z.B. die Beziehung der Johannes-Apokalypse zu Nero und Domitian) die Möglichkeit eigentlich aus, die anhand der Vergangenheit gewonnenen Symbole im gegenwärtigen zeitgeschichtlichen Kontext wiederzuerkennen (als Erfüllung des Worts)? Ist das Zeitgeschichtliche der Apokalypse nicht eine Variation und Steigerung des Aktualitätsbezugs der Prophetie? Wird nicht dieser Aktualitätsbezug im philosophischen tode ti, und in jeder Gestalt der „Naturerkenntnis“ seitdem verdrängt, und so die Apokalypse neutralisiert: Ist der Naturbegriff zu diesem Zweck ersonnen worden (und die Philosophie demnach insgesamt ein Mittel zur Verdrängung der Apokalypse, und ihr theologischer Gebrauch seit den Kirchenvätern nicht nur ein Produkt der enttäuschten Parusieerwartung)?
Die Beziehung der Apokalypse zum Traum wird deutlicher, wenn man daran erinnert, daß Nebukadnezar den Daniel auffordert, ihm den Traum selber, und nicht nur seine Deutung, zu liefern (vgl. dagegen die Träume beim Joseph: die eigenen, die des Mundschenk und des Bäckers, und dann die des Pharao: der Pharao kennt seinen Traum, Nebukadnezar nicht). In der Apokalypse bezeichnet der Traum (wie heute, im Kontext der Kritik der Naturwissenschaften, der Begriff der Verdrängung) etwas Objektives, nicht etwas nur Subjektives, Psychologisches. Bezeichnet nicht der Weltbegriff (und der Ursprung des Staats) die Grenzscheide zwischen Prophetie und Apokalypse (mit fließenden Übergängen in der Prophetie und der Benennung der Grenze im Christentum)? Sind die mathematischen Naturwissenschaften nicht auch ein böser Traum von einer Welt, die „an sich“ ganz anders ist, aber einer cum fundamento in re?
Die kopernikanische Theorie und die Geschichte der Naturwissenschaften seitdem war ein Instrument der Vergesellschaftung und Verinnerlichung von Herrschaft. Sie hat den Himmel dadurch aus dem Gesichtskreis der Menschen entfernt, daß sie ihn in den Innenraum ihrer (mathematischen Zwangs-) Vorstellung transportiert hat.
Intersubjektivität ist die Gemeinschaft fensterloser Monaden: am Ende die gemeinsame Isolationshaft aller: ein böser Traum.
Richten, Strafe, Buße, Sühne (oder über die reinigende Wirkung des Mords): In einer Gesellschaft, in der es nur noch Richter, aber keine Verteidiger, keine Gnade, keine Barmherzigkeit mehr gibt, gibt es keine Sühne mehr, die die Ehre des Täters restituiert (nur noch den faschistischen Mord: das perfekte Verbrechen verträgt keine Zeugen). Das Schlimmste ist, wenn einer (wie von Weizsäcker) sich entschuldigt. Die Deutschen sind es leid, „ewig im Büßerhemd herumzulaufen“. Die anderen waren „auch nicht besser“: Dafür müssen heute die Ausländer, die Linken, die Behinderten „büßen“ (aber diese Buße ist ebenso grundlos wie irrational: Sie hat ihren Grund nicht in Handlungen derer, denen die Buße auferlegt wird, sie ist stellvertretende Sühne, die die Untat ungeschehen machen soll, die die Richtenden an ihnen verüben, indem sie prophylaktisch die Erscheinung des Schuldvorwurfs – das Opfer als den zukünftige Zeugen der an ihm begangenen Tat – beseitigt: deshalb haben die Nazis als erstes die Bettler und die Kommunisten ins KZ gebracht). Das perfekte Verbrechen als Vollendung des Rechtsstaats: Letzte Konsequenz aus dem Satz, daß Gemeinheit kein strafrechtlicher Tatbestand ist? Die Gnadenlosigkeit bedarf der Strafe nur noch als Verdrängungshilfe; der Schritt zum faschistischen Mord ist dann nur ein kleiner Schritt.
Die Todesstrafe wurde abgeschafft, als der Staat sie zur eigenen Begründung nicht mehr brauchte: nach endgültiger Durchsetzung des Gewaltmonopols. Aber hat sich damit nicht auch die Gemeinheit (nach Franz von Baader die „Niedertracht“) endgültig durchgesetzt? Ist die Menschheit nicht zum erstenmal wehrlos gegen das perfekte Verbrechen, dessen Alibi die Abschaffung der Todesstrafe ist?
Die Taube ist das einzige nicht gehörnte Opfertier der Juden: Sie ist das Opfer der Armen, der Machtlosen, die Aufhebung des in ihnen erscheinenden Schuldvorwurfs an die Reichen und Herrschenden: so ist sie das Symbol des Parakleten, des Heiligen Geistes.
Hat die physikalische Statistik (zusammen mit der „Gegenständlichkeit“ der Materie, der unlöschbaren Spur des Objektivationsprozesses) ihren Grund im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: in der Selbstreferenz, die seit der Hereinnahme eines empirischen Moments ins Inertialsystem aus der mathematischen Naturerkenntnis nicht mehr sich herausbringen läßt. Erst hierdurch entsteht jene quasiorthogonale Beziehung zur Materie, die der Grund der Atomistik und der Quantenstrukturen (des Planckschen Wirkungsquantums) ist. Im Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit enthüllt sich das projektive Moment in der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, das den Begriffen der Natur und der Materie zugrundeliegt.
Das „sub specie aeternitati“ meint nicht die Abstraktion von der Zeit, das Überzeitliche, sondern sprengt das Zeitkontinuum: Wiederherstellung der realen Gegenwart: Im Angesicht Gottes. -
08.12.93
Mt 820 („die Füchse haben Gruben und die Vögel des Himmels Nester; der Sohn des Menschen dagegen hat nicht, wo er sein Haupt hinlegen kann“) und der Hinweis Hermann Gunkels dazu („Aus Wellhausens neuesten apokalyptischen Forschungen“, in Apokalyptik, S. 73): Der messianische Titel „Menschensohn“ (huios tou anthropou – ben adam / barnascha), den Mt in Gegensatz zu den Tieren rückt, könnte darin seinen Grund haben, daß erst im Menschensohn (als Gegentypos zum Tier: auch zum apokalyptischen Tier!) der Bann der Welt gebrochen ist.
Mit dem „In-der-Welt-Sein“ des Daseins revoziert Heidegger die Humanität.
Zur Bedeutung der sieben unreinen Geister: Durch den Bann der Welt (den Grund seiner Sprachlosigkeit), nicht durch den des Triebs, der Sexualität, unterscheidet sich das Tier vom Menschen, oder: Nicht die Ontologie, sondern die Ethik ist die prima philosophia, und durchs Denken („das alle seine Vorstellungen muß begleiten können“) ist der Mensch dem Bann unterworfen.
Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ist der Baum der urteilenden Erkenntnis: Die Erkenntnis des Guten und Bösen und die urteilende Erkenntnis (die Urteilsform: die Trennung von Begriff und Objekt) entspringen gemeinsam; sie sind der Kristallisationskern des Weltbegriffs („sie erkannten, daß sie nackt waren“: sie lernten mit dem Sündenfall sich in den Augen der anderen, als Objekte für andere, zu erkennen). Die Welt ist die verdinglichte Welt (die Welt in den Augen der anderen), und der Konkretismus (das Produkt der Hypostasierung und Personalisierung) ist die Sünde der Welt (Repräsentant des blinden Flecks, der das Subjekt in den Bann der Welt hereinzieht). Vgl. den Rosenzweigschen Hinweis auf die „verandernde“ Kraft der Kopula, des Wörtchens „ist“ („Das neue Denken“).
Konstruktion der prophetischen Erkenntnis:
– Aktualitätsbezogenheit (zeitgeschichtlicher Grund),
– Kritik der Gewalt der Vergangenheit (die Tradition auf dem eigenen Rücken befördern),
– Kritik des Weltbegriffs (des Säkularisationsprozesses, der Geschichte der Verdinglichung). -
06.12.93
Das metanoein, das Umdenken, bezeichnet nicht den Austausch des Inhalts eines Bekenntnisses, eine Änderung der Gesinnung, sondern einen eminent sprachlichen Sachverhalt, genauer: einen sprachbegründenden Sachverhalt: die Umkehr als Erkenntnisbegriff.
Der Objektbegriff ist der Inbegriff der aufgedeckten Blöße; das ihm korrespondierende Subjekt ist das vergesellschaftete Subjekt, die Welt (Intersubjektivität) als Ursprung der Scham.
Zur raf: Handelt es sich hier nicht um einen generationenübergreifenden Schuldzusammenhang, in den beide Seiten verstrickt sind, und aus dem keiner herauskommt, der diesen Schuldzusammenhang nicht begreift? Die Personalisierung gehört nicht zu den Folgen, sondern zu den Ursachen des Konflikts.
Kommen wir dem Punkt nicht immer näher, an dem sich die Prophetie auf den einen Satz zusammenzieht: In vierzig Tagen wird Ninive zerstört?
Sind die beiden biblischen Nahrungsgebote, das paradiesische und das noachidische, nur Nahrungsgebote (und damit in die Gegenwart übertragbar)? Liegt nicht zwischen den beiden Nahrungsgeboten die Trennung des Baumes der Erkenntnis vom Baum des Lebens und das kreisende Flammenschwert des Kerubs? Hat die dem Fleischessen korrespondierende Herrschaftsgeschichte nicht auch einen sprachgeschichtlichen und einen kosmologischen Aspekt? Gehört nicht das Problem des Ursprungs der Mathematik und der Astronomie (zusammen mit dem Beginn des Weinanbaus, der Trunkenheit und dem Aufdecken der Blöße) sowie des Tieropfers in diese Geschichte mit herein? Hängt damit der Mythos vom Orion und den Plejaden zusammen?
Wenn die Pferde die Nachfahren der Helden sind, sind dann nicht die emblematischen und die Tiere in der Astronomie (die Tiere des Tierkreises) die Vorfahren der Helden? Ist nicht die Benennung der Tiere durch Adam das Modell der Apotheose, und sind die Namen der Tiere real in den Tierkreis einbeschrieben? Kann das als Hinweis verstanden werden, daß der Tierkreis (und die Benennung der Tiere) vor dem Sündenfall, die Planeten (und das kreisende Flammenschwert) nach dem Sündenfall anzusiedeln sind?
Das erste der drei Gestalten des Nichtwissens, das Nichtwissen von Gott, behandelt Rosenzweig unter dem Titel „Metaphysik“. Heißt das, daß sich das Nichtwissen von Gott den Schein des Wissens im Begriff der Natur gibt? – Grund der Ästhetik, Anwendung auf Ethik und Logik? -
02.12.93
Das tode ti, das hic et nunc, ist die Säkularisation, die Umkehrung des prophetischen Heute, das so unkenntlich gemacht wird.
Ragaz, Bd. 4, S.236: Hier verwechselt er (mit der gesamten christlichen Theologie vor ihm) den johanneischen Logos mit der griechischen Vernunft, dem Denken: mit seiner Verstrickung im Schuldzusammenhang, dessen subjektiver Ausdruck das Denken ist.
Ist adama, der Acker, die Sprache? Und sind die Dornen und Disteln die Grammatik (die ihre Wurzeln in der Mathematik, in der Sprachwüste, hat).
Macht die Mathematik die Sprache zu Staub? Wie verhält sich der Staub zum Sand am Meer und zu den Sternen des Himmels?
An sich ist der Raum (die subjektive Form der äußeren Anschauung) dunkel, undurchsichtig (ist die Anschauung blind); erst das Licht macht ihn hell. Wir sehen die Dinge im Licht, nicht im Raum. Steckt nicht in diesem Licht schon die Sprache?
Zu Joh 129 vgl Ragaz, Bd. 4, S. 251.
Johannes zitiert (in seiner Version der Geschichte von der Tempelreinigung) die „Räuberhöhle“ als Marktplatz (Ragaz, 4, S. 258)?
Steht das Wort von der Wiederherstellung des Tempels in drei Tagen in Beziehung zur Geschichte von den drei Leugnungen?
„Sag, ist es Liebe, was hier so brennt“: Ist das Feuer nicht ebenso pathologisch wie die Empfindung (und sein Verhältnis zum Licht ein Abbild des Verhältnisses der Empfindung zur Sensibilität)?
Jes 1918: An jenem Tage werden fünf Städte im Lande Mizrajim die Sprache Kanaans reden und sich durch Eidschwur dem Herrn der Heerscharen zu eigen geben. Eine wird Ir-Heres (Stadt der Zerstörung, Sonnenstadt/Heliopolis?) heißen. – Ist die Sprache Kanaans die Sprache des Landes Kanaan oder (auch) die Sprache der Händler (im Gegensatz zur Herrschaftssprache des Indogermanischen)?
Entspricht nicht die logische Stellung des Charakters im System (bei Kant und Rosenzweig) der des Tieres in seinem Verhältnis zur Welt (Benennung der Tiere durch Adam, die apokalyptischen Tiere)? Sind die (Vögel und) Fische charakterlos? -
01.12.93
„Nimm dein Bett und wandle“: Wäre nicht eine Vergebung der Sünden, die dann von der Lähmung befreit, erst wirklich eine?
Merkwürdig wie in 1 Kor 1539ff die Differenzierung des Fleisches (der Menschen, der vierfüßigen Tiere, der Vögel, der Fische) auf die Differenzierung des „Glanzes“ (der „Herrlichkeit“? – die doxa der „irdischen Leiber“ auf die der „himmlischen“: der Sonne, des Mondes, der Sterne und der Sterne untereinander) bezogen wird. Ist das Fleisch die doxa (der Glanz, die Herrlichkeit) der irdischen Leiber (und die doxa das Fleisch der „himmlischen“)?
Ist die doxa (kabod) nicht das Element des Namens? Sind nicht beide Übersetzungen: Herrlichkeit und Glanz, falsch? Der Glanz empfängt sein Licht von außen (spiegelt es bloß auf besondere Weise), die Herrlichkeit dagegen von innen, aber aus einem Innen, in dessen Kern der „Herr“ steckt?
2 Thess 21-12: Diese ungeheuerliche Stelle über den den Antichrist (den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der dem „Abfall“ folgt).
Im Kern des Säkularisationsprozesses steckt ein blinder Fleck, der sich heute über alles ausbreitet.
Hat nicht der über den Wassern brütende Geist auch etwas mit den Fischern, aus denen Jesus seine Jünger nimmt, zu tun? Und ist nicht die Philosophie (und das Recht) ein Teil des Werks des dritten Tages: der Scheidung des Trockenen vom Wasser (des „Landes“ vom „Meer“)?
Ist die „Feste“, die die oberen von den unteres Wassern scheidet, der Grund des Staates, der Staat somit ein Werk des zweiten Tages? Warum wird diese Feste „Himmel“ genannt? -
28.11.93
Was bedeutet das Täuferwort: „Schon ist die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt“ (Mt 310, Lk 39, beidemale nach dem Wort, daß Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder erwecken kann); auf welche Bäume bezieht es sich: Ölbaum, Feigenbaum, Weinstock, Dornstrauch, Baum der Erkenntnis?
Jenseits des Todes heißt nicht nach dem Tod. Jenseits des Todes ist die Liebe, die stark ist wie der Tod. Und jenseits des Todes (aber nicht nach dem Tod) ist das Himmelreich, das Reich Gottes, das etwas durchaus Diesseitiges ist.
Ist der Einsatzpunkt zur Kritik des Weltbegriffs nicht das Motiv aus der Dialektik der Aufklärung über die wechselseitige Verschränkung von Mythos und Aufklärung, die anhand der Beziehung zu den Fremden im Namen der Barbaren und der Hebräer und im Kontext der Geschichte des Ursprungs des Weltbegriffs (und der Begriffe Natur und Materie) sich bestimmen läßt?
Ist die hebräische Schrift nicht auch in dem Sinne eine hebräische, daß sie das Moment der Fremdheit in sich enthält? Wurde die Schrift nicht von den Phöniziern, den Kanaanäern: von „welterfahrenen“ Seefahrern und Händlern, übernommen?
Sind nicht die Werke der Barmherzigkeit und die evangelischen Räte unwiderlegbare Einsprüche gegen die Philosophie?
Das Absolute ist nicht Gott, so wie das Weltgericht nicht das Jüngste Gericht ist. Das Absolute ist der Taumelkelch, auf den die Bitte Jesus in Getsemane sich bezieht, er möge an ihm vorübergehen.
In Mt 16, an einer zentralen Stelle, wird neben Elias auch Jeremias von den Jüngern benannt als einer, für den die Menschen ihn (Jesus) halten. Bezieht sich das nicht auf
– das Verhältnis Babylon/Rom,
– das Gotteswort an Jeremias: Bete nicht mehr für dieses Volk,
– das Wort vom „Grauen um und um“ und auf
– das Wort an das Volk: Betet für das Wohl der Stadt?
Das „Grauen um und um“: Ist das nicht die Innenerfahrung des Taumelkelchs, des Absoluten?
Der kostbare Begriff bei Leonhard Ragaz vom „heiligen Materialismus“.
Diese Welt ist nicht durch den Kreuzestod entsühnt, sondern durch die Übernahme der Sünde der Welt ist nur der Bann gebrochen, in dessen Konsequenz der Kreuzestod als immer noch gültiges Realsymbol der unversöhnten Welt liegt. Die Opfertheologie garantiert als Ideologie einer „entsühnten Welt“ den Fortbestand der unversöhnten Welt.
Das Tier, die Welt und die benennende Kraft der Sprache (Adam hat nur die Tiere benannt): Die Entsühnung der Welt macht den Menschen zum Tier, die Menschwerdung beginnt mit der Übernahme der Sünde der Welt. Das Absolute ist der Behemoth: die Selbstzerstörung der benennenden Kraft der Sprache (der Taumelkelch).
Erst dem spätkapitalistischen Blick verwandeln sich die vergangenen Religionen in Religionen (in ihr Anderssein): in Bekenntnissysteme mit zugehörigen Vorstellungsmassen. Da diese Vorstellungsmassen sich als beziehungslos zu unseren Erfahrungen erweisen, halten wir die vergangene Menschheit für dumm (und werden unfähig, die Erfahrungen und ihre Verarbeitung, die in diesen Vorstellungsmassen enthalten sind, und damit die Genesis unserer eigenen Gestalt der Erfahrung zu begreifen: machen wir uns selber dumm).
Zum Begriff des Lösens: Probleme und Fesseln werden gelöst. Sind Probleme Fesseln (oder werden erst Problemlösungen zu Fesseln)?
Das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht ist ein strenges Gericht.
Verweist das apokalyptische Bild, wonach am Ende der Himmel wie eine Buchrolle sich aufrollt, nicht auch auf den Zusammenhang des Ursprungs der Schrift mit den Anfängen der Astronomie (und hat die kopernikanische Wendung und ihre dynamische Begründung durch die Gravitationstheorie diese Schrift ins Buch zurückgestaut)?
Ist die hebräische Schrift nicht notwendig eine Konsonantenschrift, und sind die Konsonanten in der Schrift nicht das Äquivalent der Statuen in den Tempeln (und wie diese Denkmale von Opfern)? Die Vokale haben sich erst mit dem Gesang in der Sprache entfaltet.
Wenn das Recht die staatlich-nationale Organisationsform einer Gesellschaft von Privateigentümern ist (und der Grundbegriff jeden Rechts der des Eigentums ist), was bedeutet dann das Kirchenrecht?
– Deduktion seiner Form und seiner Inhalte;
– Zusammenhang mit dem Bekenntnisbegriff (durch den der Gläubige zum Eigentum der Kirche wird);
– Funktion der Sexualmoral (Verweltlichung der Kirche durch Ausblendung der Welt und Privatisierung der Moral: das versteinerte Herz). -
27.11.93
Wirtschaftsstandort Deutschland: Appell an die nationale Selbsterhaltung als imperialistische Kampfparole.
Ist nicht jede Ökonomie (aufgrund der Währungs- und der Rechtshoheit des Staates und ihrer Verflechtung mit der Infrastruktur des Landes und den gesellschaftlichen Institutionen) National-Ökonomie; und bedarf es nicht deshalb endlich einer Geschichte der Banken (die auch Kopernikus und Newton, deren nationale Geldtheorien zu den Grundlagen ihrer Astronomie gehört, enthalten sollte)? Gehört die Kritik des heliozentrischen Systems zur Imperialismus-Kritik?
Gibt es nicht eine Korrespondenz zwischen den Unterdrückten und Beleidigten, den Ausgebeuteten und Erniedrigten (den Armen und den Fremden) und der verdrängten Vergangenheit? Repräsentieren nicht die Herren (die „Sadduzäer“) die unversöhnte Vergangenheit (den Unterdrückungs- und Verdrängungsapparat als Verkörperung der Macht der Vergangenheit und die Leugnung der Auferstehung)?
Das tode ti, das hic et nunc (bei Hegel Kern der Begründung des Objektbegriffs, dessen Subjektivität Grundlage der transzendentalen wie auch der Hegelschen Logik ist): Ist das nicht in der Tat der Umkehrpunkt, der Knoten, der zu lösen ist? Das wahre tode ti ist die Aktualität der Prophetie: die aktuelle Realität des Hungers, der Folter, der Unterdrückung, des Krieges (der Armen und der Fremden).
Die Trennung der oberen von den unteren Wassern und dann des Flüssigen vom Festen (das Werk des zweiten Tages): Hat das nicht mit der Trennung von Zukunft und Vergangenheit zu tun (und mit der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit: der Begründung des Wissens)? Und hängt das Wunder von Kana nicht mit der Sintflut und Noe zusammen (sind Wasser, Wein und Blut drei Dimensionen des Zukünftigen; Zusammenhang mit der Erde, der Blöße und dem Fleisch)?
Der Urknall oder die Sprache als schwarzes Loch: Gehört nicht zur deutschen Staatsmetaphysik ebenso wie der Staatsanwalt auch der Volkstrauertag (das „Heldengedenken“): wie das Opfer zum Götzendienst? Der Staat als Moloch, der seine Opfer frißt. Der Volkstrauertag als Versuch der Sinngebung des Sinnlosen benötigt den Nationalismus als sinngebende Instanz: Ursprung der hohlen Sprache, Kern der Zerstörung ihrer benennenden Kraft.
Die Schrift (die Bibel) ist ein multidimensionaler, von allen Seiten durchsichtiger Körper; hat sie nicht siebzig Dimensionen?
Zum Anfang der Genesis:
– Sie enthält die vier Elemente (Erde Himmel Geist);
– ist der Geist über den Wassern eine Emanation des Feuers?
Dann wäre:
– die Erde wüst und leer,
– Finsternis über dem Abgrund, und dann
– der Geist Gottes über den Wassern: die erste Tätigkeit der Himmel (des Feuers).
Zur Dynamik dieser Geschichte gehört es, daß der gleiche Himmel dann verwandt wird zur Benennung der Feste, die die oberen von den unteren Wassern scheidet.
Ist es nicht ein großartiger Gedanke, daß die Jotam-Fabel die Idee des Königtums an die Bäume (und nicht an die Tiere) bindet: an den Dornstrauch?
Die Summenzahlen im Neuen Testament haben die Basis 17 (153, Joh 2111), 23 (276, Apg 2737) und 36 (666, Offb 1318):
– 17 ist die Summe aller Zahlen von 1 bis 5, plus 2;
– 23 die Summe der Zahlen von 1 bis 6, plus 2;
– 36 die reine Summe von 1 bis 8.
Woher stammt die Geschichte vom Schachbrett und den Reiskörnern?
Gibt es außer der Zahl „etwa 84“ (7 x 12, Alter der Prophetin Anna, Lk 237) noch andere, die keine Summenzahlen sind?
Bezieht sich die Wendung: eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit (Dan und Offb), auf die Formel der Summenbildung: (n + n2)/2 ? -
17.11.93
Ist nicht die Vorstellung, daß die ganze Pflanze „vorwärts und rückwärts“ nur Blatt sei (Bühler, S. 41), Teil einer Naturanschauung, die an der Idee der Unschuld sich orientiert: die Frucht und die „Befruchtung“ gleichsam „verunschuldigen“ möchte? Hat dieses „Blatt“ nicht sehr viel mit dem Feigenblatt des Sündenfalls (und seiner Interpratation durch Johannes Eriugena) zu tun? Liegt hier nicht der mythische Zentralpunkt der Goetheschen Naturanschauung? Und ist nicht die Goethesche Naturanschauung wirklich ans Schauen gebunden, d.h. an eine Erkenntnisform, die (wie die naturwissenschaftliche, an deren Modell sie sich orientiert) von jeder Schuldreflexion abstrahiert und jede Identifikation a limine ausgrenzt?
Alles Denken ist Schuldverarbeitung (daher die Neigung, es zu diskriminieren), ohne Sprache gäbe es keinen Ausweg.
Zwei Einwände gegen die Anthroposophie:
– Sie bleibt gefesselt ans Selbsterhaltungsprinzip, das sie zugleich als Egoismus an andern verurteilt. Sie bringt sich selbst durch einen sublimierten Egoismus, durch den sie zur „Weltanschauung“ wird, um ihr bestes Ergebnis.
– Die Vorstellung, der Mensch sei ein Mikrokosmos, müßte spätestens, wenn man die Reflexion der Naturwissenschaften mit hereinnimmt, historisiert und dynamisiert werden. Kosmos und Mikrokosmos sind in den historischen Prozeß verflochten, und lassen sich nur mit Gewalt (mit der Enthistorisierung und Moralisierung des Ego) daraus lösen. Mit zu reflektieren wären die Logik und die Geschichte des Weltbegriffs: der historische Säkularisationsprozeß, in dem wir Akteure, Zuschauer und Opfer zugleich sind. Erinnerung müßte auch kollektive Erinnerung mit einschließen: die ganze Geschichte steckt mit drin.
Hat nicht der anthroposophische Astralleib mehr mit den apokalyptischen Tieren als mit dem individuellen Fortleben nach dem Tode zu tun?
Hängt nicht das kosmische Element der Anthroposophie mit der Unfähigkeit, das Inertialsystem und die Geldwirtschaft zu reflektieren, zusammen? Durch diese Unfähigkeit verbleibt die Anthroposophie im Banne dieser Aprioris. Der Äther- und der Astralleib bezeichnen ein Problem, das die Anthroposophie durch Verdinglichung verdrängt (sind nicht die Tiere in der Natur, was die Stadt und der Staat in der Geschichte sind? Beide sind durch die Objektivierung des Sternenhimmels vermittelt).
Verweisen die Geschichten von den angeblichen Todeserlebnissen, nach denen im Moment des Todes das Leben wie ein Film abläuft nicht eher auf den Zustand der Gesellschaft im Zeitalter des Films und des Fernsehens (vorbereitet durch den Roman und den Historismus)?
Sind nicht die Warums bei Bühler (S. 114f) allesamt paranoid? Vgl. auch S. 117f: auch durch Streit oder Haß geschaffene seelische Bande erweisen sich als unzerreißbar.
S. 124f: Problem des Karma?! Bemerkungen zu den Gefallenen der Kriege: Anwendung auf Auschwitz?
S. 126: Ableitung der Überbevölkerung aus der materialistischen Gesinnung der Menschen, die (auch nach dem Tode noch) zu stark an die Erde gebunden sind und deshalb rascher zu einer neuen Verkörperung drängen?
S. 130: Zum Bösen fällt Walther Bühler nur der Satz ein: Wer ist nicht schon einmal bestohlen, belogen oder betrogen worden?
Zum Lachen und Weinen: Wie verhalten sich der Ursprung und die Geschichte zum Ursprung und zur Geschichte der Sprache? Bildet sich die Schrift an einer ähnlichen Grenze wie die Sprache; gibt es eine objektive Korrespondenz zur Unterscheidung von Hören und Sehen und zur Beziehung von Lachen und Weinen zu dieser Unterscheidung?
Hat das Osterlachen nicht etwas mit jener Szene in Büchners „Lenz“ zu tun, in dem Lenz nach dem mißlungenen Versuch ein totes Kind wieder zum Leben zu erwecken, begreift, daß der Mond nur eine leere und tote Steinwüste ist: In diesem Augenblick griff mit einem entsetzlichen Lachen der Atheismus in ihm Platz.
Die Naturwissenschaft ist das Lachen, das der Theologie im Halse stecken geblieben ist.
Ist nicht der Faschismus, auch sein gegenwärtiges Wiederaufleben, ein Beweis dafür, welche ungeheuren Unterdrückungskräfte mobilisiert werden müssen, um der Verführung gut zu sein zu widerstehen?
Hat der prophetische Begriff der Unzucht etwas mit der Venus-Katastrophe (mit den Ascheren) zu tun?
Wenn in der Antike die Rhetorik dem entspricht, was in der modernen Welt die Technik ist, bedeutet das nicht auch, daß das Christentum, insbesondere die christliche Theologie (die Entwicklung der Orthodoxie), die technologisch durchgearbeitete und instrumentalisierte Mythologie (den historischen Stand des Herrschaftsdenkens) repräsentiert? Und ist das nicht die zwangsläufige Folge der theologischen Rezeption des Naturbegriffs (die dem Stand der politischen Geschichte angemessene historische Stufe der Naturerkenntnis)?
Das Christentum und die Provinz: Galiläa, Nordafrika und Irland? -
15.11.93
Wie stellen sich die Naturwissenschaftler das eigentlich vor, daß irgendwann in der Welt irgendwelche Dinge angefangen sind zu sehen und zu hören?
Unterscheiden sich die beiden Schöpfungsberichte nicht dadurch, daß
– der erste mit dem Licht beginnt (auf das Sehen, das Angesicht sich bezieht), während
– der andere den Menschen durch den Atem Gottes zum Leben erweckt (d.h.: auf die Sprache sich bezieht und mit der Geschichte vom Sündenfall endet)?
Wer den Wahrheitsbegriff auf die Übereinstimmung von Begriff und Gegenstand gründet, versperrt sich selbst den Weg zu der Wahrheit, die lebendig und frei macht. Dieser Weg führt durch die Schuldreflexion hindurch.
Ist der Rechtsradikalismus (und die gegenwärtige Form der Gewalt) nicht der Naturaspekt des heutigen Weltzustandes (die Welt ist blind, die Natur taub)?
Der Zuschauer konstituiert den Schuldzusammenhang, indem er sich davon distanziert. Er spaltet die Schöpfung in Natur und Welt (Gegenstand und Begriff).
Philosophie und Caesarismus haben der Theologie und der Kirche den Trägheitsschutz eingeimpft, der sie vor der Gotteserkenntnis schützt.
Das Buch Jona ist prä- und postapokalyptisch zugleich. Es bezeichnet den Angelpunkt zwischen Prophetie und Apokalyptik. Die Buße in Ninive geht vom Volke aus, ergreift dann auch den König, der die Tiere (die Welt) mit einbezieht. Nicht zuletzt wegen des Viehs wird Ninive verschont.
Innerweltlich gibt es trotz aller Probleme keine Alternative zur Deszendenztheorie; sie verändert sich vollständig, wenn man die Kritik des Weltbegriffs mit hereinnimmt.
Zum Weltbegriff gehören viele (Tier- und Herrschafts-)Götter; er ist an sich polytheistisch. Ist nicht die Welt ein plurale tantum, wobei die Frage nach der besten aller Welten gegenstandslos ist (die Religion, der man angehört, ist ohnehin die falsche)?
Ist nicht auch der Vater ein plurale tantum (Ursprung des plural majestatis) und seine Unterwerfung unters Identitätsprinzip Grund der Vermischung von Gewalt und Autorität?
Im Namen des Hundes begreife ich sowohl die Gattung Hund als auch die Welt des Hundes: alle drei sind ineinander verschränkt (und die Namen der Tiere sind in die Bestimmungsmacht der Menschen gegeben).
Zu Marx, Freud und Einstein: Haben nicht alle drei ihre Kopenhagener Schule, mit wachsender Zuspitzung des Problems, von Marx zu Engels, von Freud zu Jung und von Einstein zu den Promotoren der Atomphysik?
Die Selbstverfluchung Petri bei der dritten Leugnung entspricht dem Danielschen Greuel am heiligen Ort.
Ist der Objektbegriff die Grundlage der Seelenvorstellung?
Cohen, S. 522: Der Hass ist subjektlos, ein Weltaffekt, Produkt der Identifikation mit dem „Haß der Welt“.
S. 523: Ist nicht die Idee des „Naturfriedens“ wie auch die des Naturschönen, und damit die Idee des Friedens insgesamt, begründet im Wunder sinnlichen Naturerfahrung?
S. 524: Der Haß ist Rückfall in Biologie; und das gilt nicht nur für den Rassismus.
S. 527: Die Freude über eine gute Handlung bezeugt die Lebenskraft des Friedens. (Der Rechtsradikalismus ist ein Indikator für den Naturaspekt des Weltzustandes, der die Menschen zwingt, dem Verlangen, gut zu sein, zu entsagen und …)
Dem Glück sind die Tränen der Freude näher als das Lachen.
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