Tiere

  • 07.03.94

    Hegels Logik ist eine Dinglogik, zu deren Konstituentien das Trägheitsgesetz, das Tauschprinzip und die Bekenntnislogik gehören. Die Bekenntnislogik ist die Feigenblattlogik: die Reaktion auf die Erfahrung von Nacktheit und Scham (die Sünde der Welt). Bezieht sich hierauf nicht das „leer, gereinigt und geschmückt“ in der Geschichte von den sieben unreinen Geistern?
    Der Dingbegriff ist der Repräsentant der dritten Leugnung (des sich auf sich selbst beziehenden Andersseins) in der Logik.
    Es gibt keine Welt ohne Staat und keinen Staat ohne Welt. Der Staat entspricht der Gattung bei den Tieren (dem Behemoth: daher die Affinität des totalitären Staats zum Rassismus und zum Antisemitismus). Oder anders: Wie die Gattung konstituiert sich der Staat an der Todesgrenze (hier gründet die genetische Beziehung des Staates und des Weltbegriffs zur Astronomie, zum Sternenhimmel) und stabilisiert sie. Das Wort „Stark wie der Tod ist die Liebe“ ist auch auf den Staat zu beziehen: Liebe ist nur möglich, solange man sich vom Staat nicht dumm machen läßt (die Beziehung zur Sensibilität ist erkennbar am sprachlichen Unterschied von Gesinnung und gesonnen).
    Wird in dem Satz „Seht, ich sende euch wie Schafe unter die Wölfe“ nicht das Täuferwort aus Joh 129 zitiert, und zwar als Teil des Nachfolgegebots?
    Ist die Hegelsche Logik ein pornographisches Buch, und das Ende der Logik, an dem die Idee „die Natur frei aus sich entläßt“, ein öffentlicher Orgasmus?
    Gewinnt die Marxsche Kategorie des Klassenkampfes ihre wirkliche Bedeutung nicht erst dann, wenn sie realsymbolisch – und nicht, wie im real existierenden Sozialismus, fundamentalistisch verdinglicht – verstanden wird?

  • 01.03.94

    Walter Benjamins Definition „Schicksal ist der Schuldzusammenhang des Lebendigen“ wirft auch ein Licht auf Joh 129. Der Weltbegriff ist aus dem des Schicksals hervorgegangen, er ist das Produkt der Vergegenständlichung dieses Schuldzusammenhangs: deshalb haben Tiere eine Welt. Es käme jedoch darauf an, den Bann des Schicksals, den Schuldzusammenhang, durch Reflexion zu brechen; nur durch „Übernahme der Schuld der Welt“, die dazu die Voraussetzung ist, ist die Welt zu humanisieren.
    Charakter ist das Ensemble der Eigenschaften des verdinglichten Subjekts (weil Verdinglichung auf die Logik des Lachens zurückweist, ist der Charakter der erste Gegenstand der Komödie).
    Das Lachen gehört zu den Konstuentien der Mathematik, des Ding- und des Weltbegriffs (nicht zu denen des Begriffs der Sache). Ist das Lachen (zusammen mit der Mathematik, dem Ding- und dem Weltbegriff: die Vorstellung einer namenlosen Sprache) Gegenstand der Theorie des Feuers? Der Name des Dings ist ein Deckname fürs unkenntlich gemachte Tier.
    Positiv denken heißt sich mit der Rücksichtslosigkeit der gnadenlosen Welt (mit der Rücksichtslosigkeit der Dinge) gemein machen.
    Der Weltbegriff bannt die Menschen in die Rolle des Zuschauers und des ohnmächtigen Objekts zugleich (das Fernsehen ist der institutionalisierte Hohn über die Zuschauer, die nicht mehr zu durchdringende Wand zwischen mir und den anderen: das kollektive Gefängnis, in dem alle Insassen und Aufseher zugleich sind); er ist die perfekte Absicherung und das perfekte Alibi fürs Nichthandeln. Durch die Logik der Welt wird das verdinglichte (das bloß zuschauende, von der sprachlich fundierten Gemeinschaft des Handelns abstrahierende) Bewußtsein selber zum Ding.

  • 21.02.94

    Kontrafaktische Urteile sind seit je Mittel der nationalistischen Geschichtsschreibung gewesen. Daher die Neigung zur Paranoia, deren Opfer dann die Linken, die Juden, die Verräter (von Judas bis zur Dolchstoßlegende) waren.
    Nach Hegel (vgl. Enz., Anm. zu ? 143) gehören kontrafaktische Urteile zum Scharfsinn des leeren Verstandes.
    Unterm Bann des Inertialsystems gibt es zum Nationalismus keine Alternative.
    Offene Wunde Vergangenheit, das kreisende Flammenschwert oder die Trennung des Planetensystems vom Tierkreis (die Benennung der Tiere und der Schrecken der Tiere).
    Der Tempel war nicht das Haus Gottes, sondern das Haus seines Namens. Gott selber: Der Himmel ist sein Thron und die Erde der Schemel seiner Füße. Hat Kopernikus Gott entthront?
    Das Wort vom Binden und Lösen: Bezieht es sich nicht auf den Staat und den Begründungszusammenhang von Staat und Astronomie (und Bekenntnistheologie)? Und sind die „ehernen Gesetze“ der Astronomie nicht die Kehrseite der Wasser oberhalb des Firmaments (der Wasser, aus denen die Philosophie mit Thales aufgetaucht ist, und die seitdem als Staat die Erde wie den Meeresboden bedecken)? Gehört dazu nicht das Wort: Ich bin gekommen, Feuer vom Himmel zu bringen, und ich wollte, es brennte schon (Grund und Gegenstand einer Theorie des Feuers)?
    Wer sind die Noah, Daniel und Hiob bei Ezechiel (wann sind die Bücher Daniel und Hiob entstanden)?

  • 15.02.94

    „Im Denken bin ich frei.“ (Ph.d.G., S 156) Genau darin gründet der Schein der Hegelschen Philosophie, während im Kontext der Erkenntnis wirkliche Freiheit in der Fähigkeit zur Schuldreflexion gründet (als Freiheit von Rechtfertigungszwängen).
    „Das unglückliche Selbstbewußtsein entäußerte sich seiner Selbständigkeit und rang sein Fürsichsein zum Dinge heraus.“ (S. 260) – Ist das nicht die präzise Beschreibung des Ursprungs des Dingbegriffs in der mittelalterlichen Eucharistieverehrung und des Zusammenhangs des Dogmas (Trinitätslehre, Christologie und Opfertheologie) mit dem Ursprung des modernen Ding- und Objektbegriffs?
    Hegels Philosophie war nur auf der Grundlage einer vom Tauschprinzip durchdrungenen und beherrschten Welt möglich: einer auf der Grundlage des Eigentumsprinzips organisierten Welt (und d.h. einer staatlich organisierten Welt).
    Fällt die Unterscheidung von Welt und Natur nicht schon in die Hegelsche Philosophie: als Unterscheidung von An sich und Für uns?
    Aufgrund der Beziehung des Seins zum Seinen ist die Fundamentalontologie unausweichlich nationalistisch und antisemitisch zugleich. Sie verkörpert den Anspruch: „Denn heute gehört uns Deutschland, und morgen die ganze Welt.“
    War nicht das Seiende, der Gegenstand der Philosophie seit ihrem Ursprung, seit je „herrenloses Gut“, durch Philosophie anzueignen (und zu zivilisieren)?
    Es bezeugt den verworfenen Zustand der Theologie, wenn es bis heute keinem Theologen aufgegangen ist, was es mit dem Hegelschen Verständnis des Christentums und der Trinitätslehre (wie sie zuerst in der Gestalt des unglücklichen Bewußtseins sich ausdrückt) auf sich hat.
    Beschreibt nicht die Philosophie den Flucht- und Aggressionsweg der Angst vor den im Mythos verkörperten Ängsten vor der Offenbarung? Und endet dieser Weg nicht wieder im (fundamentalontologischen) Mythos: in der objektlosen Angst und der antwortlosen Frage Heideggers?
    Tiere sind Verkörperungen der Instrumentalisierung (des Weltbegriffs) und der davon nicht zu trennenden Rücksichtslosigkeit. Deshalb orientiert sich die Artenbildung an den Prinzipien der Flucht und des Angriffs. Die Rücksichtslosigkeit ist ein Sinnesimplikat des Organischen (auch in der Gesellschaft).
    Wie hängt das Auf-dem-Bauche-Kriechen mit dem Staubfressen (und das Staubfressen der Schlange mit dem Feuerspeien des Drachens) zusammen?
    Weshalb ist die Schlange das klügste aller Tiere, und war sie nicht (neben Bileams Esel) das einzige Tier der Bibel, das sprechen konnte? (Haben die Evangelien nicht mehr mit dem Bileam zu tun, als man auf den ersten Blick erkennt, und ist das etablierte Christentum nicht an der Sünde Bileams erkrankt?)
    Die Philosophie sind die Wasser, die den Meeresboden bedecken, und die Elohim haben die großen Meeresungeheuer geschaffen. Der Engel Elohims hatte Abraham aufgefordert, seinen einzigen Sohn zu opfern, der Engel JHWHs hat ihn dann von der Ausführung der Tat abgehalten.

  • 10.02.94

    Christologie und Trinitätslehre:
    – der Vater oder die Theorie des Namens: die benennende Kraft der Sprache (der logos) bildet sich nur im Angesicht Gottes (im Kontext der Gottesfurcht),
    – der Sohn oder die Theorie des Angesichts: er hat Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen und wurde gekreuzigt,
    – der Geist oder die Theorie des Feuers (abgestiegen zur Hölle): Erinnerung seiner Beziehung zum Totenreich, zur Natur.
    Die benennende Kraft der Sprache ist ohne Schuldreflexion, ohne das metaphorische Element und ohne den Begriff des Realsymbolischen nicht zu rekonstruieren. – Gehört das Realsymbolische zur Theorie des Angesichts, das Metaphorische zur Theorie des Namens und die Schuldreflexion zur Theorie des Feuers?
    – Theorie des Angesichts: Kritik der Seele und der Person,
    – Theorie des Namens: Kritik des Begriffs und des Objekts (der Urteilsform),
    – Theorie des Feuers: Kritik des Tauschprinzip und des Trägheitsgesetzes (der Mathematik, der Formen der Anschauung und des Inertialsystems).
    Die Frauenfeindschaft gehört zur Bekenntnislogik als Folge ihrer Beziehung zum Ursprung der Begriffe Natur und Materie: als ein Teil ihrer Beziehung zur Herrschaftslogik, zum Weltbegriff.
    Juden, Heiden und Ketzer sind die Nachfahren der Barbaren im Christentum: durch das Urschisma sind die Christen selber zu Juden, Heiden und Ketzern geworden, der Projektionszwang war eine Folge des Rechtfertigungszwangs.
    Zur Theorie des Feuers:
    – schamajim;
    – „Ich bin gekommen, Feuer vom Himmel zu holen, und ich wollte, es brennte schon“;
    – Fegefeuer, die Feuer der Hölle; Pfingsten;
    – das Plancksche Strahlungsgesetz und das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: das Gericht der Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht, oder die Grenze zwischen Sprache und Mathematik.
    Ist nicht die Trunkenheit die innersprachliche Entsprechung des Feuers?
    Hängen der Weinbau und das noachidische Nahrungsgebot, die Erlaubnis, Fleisch zu essen, mit der Entdeckung der Astronomie (Tierkreis und Planetensystem) und dem Ursprung der Mathematik zusammen; sind der planetarische Teil der Astronomie und die in ihm wurzelnde Mathematik der Kelch und die Trunkenheit?
    – Könnt Ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde?
    – Vater, wenn es möglich ist, so laß diesen Kelch an mir vorübergehen.
    Zum Tierkreis vgl. die Benennung der Tiere durch Adam, die Herrschaft über die Tiere und den „Schrecken der Tiere“ und den prophetischen Tierfrieden.
    Erschaffen wurde nur das Licht (und dann von der Finsternis geschieden), der Tag und die Nacht. Dagegen entspringen die Farben erst mit dem Bogen in den Wolken nach der Sintflut, als Zeichen, daß es eine zweite Sintflut nicht mehr geben wird (fire next time). Gehört das nicht zusammen mit:
    – der Arche für die Tiere (und dem Opfer der reinen Tiere),
    – dem neuen Nahrungsgebot (und der Erlaubnis, Fleisch zu essen, nach dem vegetarischen Nahrungsgebot des sechsten Tages),
    – dem Schrecken über die Tiere (nach der Benennung der Tiere durch Adam, den jetzt die Sünde der Welt als Subjekt ersetzt, aus der am Ende der Schrecken des Tieres folgt),
    – dem Beginn des Weinbaus (und der ersten Trunkenheit),
    – dem Aufdecken der Blöße (der Instrumentalisierung der nach der Vertreibung aus dem Paradies entsprungenenen Scham) und dem Ursprung der Knechtschaft (der Delegation der Arbeit, der Herrschaft von Menschen über Menschen: durch Instrumentalisierung der Schuld).
    Nach der Sintflut der Turmbau zu Babel und die Verwirrung der Sprachen. – Was hat es dann mit Eber auf sich, nach dem die Menschheit sich teilte (seine Söhne erscheinen in verschiedenen Genealogien: Joktan in Gen 1025ff und Peleg in 1116ff)?

  • 01.02.94

    Zu Jer 3137: Die Astronomie als Initiationsritus der Zivilisation.
    Das Tier ist das Realsymbol jeden Idealismus. Und die Bedrohung des Subjekts durch das Tier ist primär weder die durch den animalischen (sexuellen) Trieb, noch die physische (die animalische Aggression), sondern die durch den Idealismus. Die Stummheit des Tieres ist die Stummheit des Idealismus und der Welt.
    Je auswegloser die moralische Ohnmacht (die Verstrickung in die Verhältnisse), umso stärker die Rechtfertigungszwänge, und umso stärker die Projektions- und Strafbedürfnisse (das Bedürfnis nach moralischer Empörung: deshalb beriefen sich die Nazis auf das „natürliche Rechtsempfinden“ des Volkes, Produkt der Instrumentalisierung der moralischen Empörung).
    Zum Grund der Unterscheidung der primären und sekundären Sinnesqualitäten: pecunia non olet.
    Bezeichnet die Unterscheidung zwischen der Buhlerei Israels und den kanaanäischen Baalen und der mit den großen Nachbarstaaten (Ägypten, Assur, Babylon) – vgl. Ez 1623 – nicht einen ganz entscheidenden Sachverhalt: die kanaanäische Buhlerei war die der Händler, die es allen recht machen mußten (Silvia Schroer S. 179).
    Der Weltbegriff bewirkt eine schleichende Neutralisierung der Religion (deshalb kennen wir einen anderen Begriff der Religion schon nicht mehr), er macht sie verwaltungsfähig. Die episkopale Kirchenverfassung ist eine Konsequenz aus der Rezeption des Weltbegriffs (aus der Rezeption eines aus dem Eigentumsprinzip abgeleiteten Selbst- und Weltverständnisses): aus der Verwerfung von Joh 29.
    Ist nicht die Hegelsche Philosophie, indem sie die Dinge auf ihr Anderssein reduziert, die Spiegelschrift der Wahrheit. Hier liegt der Grund der negativen Dialektik Adornos.
    Wer die Religion vom Anthropomorphismus reinigt – und das hat die christliche Theologie mit Hilfe der Trinitätslehre versucht -, macht sie zweideutig, macht sie dämonisch. Das Dogma ist das vergrabene Talent.
    War Petrus je Bischof, und ist nicht der episcopus eine paulinische Erfindung: Hat Paulus der Kirche den Kelch zu trinken gegeben?
    Bezeichnen nicht die Dornen und Disteln den gleichen Sachverhalt am Objekt, den die Hörner am Subjekt bezeichnen?
    Bibel-Kritik versucht, die biblischen Texte in eine eindeutige zeitliche Folge zu bringen: Stimmen hierzu die Prämissen?

  • 14.01.94

    An der englischen Grammatik, insbesondere am Fehlen der impersonalen Satzbildungen, läßt sich ablesen, weshalb das englische Wissenschaftsverständnis empirisch ist: es gibt kein „es gibt“, wohl aber das „there is“. Hängen die Besonderheiten der Flexion im Englischen: die Neutralisierung des Artikels und des Nomens gegen Geschlecht und Kasus, aber auch der abweichende Gebrauch der Hilfsverben, und hierbei die Verwendung des Präfixes „be-“ (seine Beziehung zum Infinitiv to be), damit zusammen?
    Wie hängen die grammatischen Neubildungen im Lateinischen: das Futur II und das Supinum (supino: rückwärts beugen, nach oben kehren, umwühlen; supine: mit abgewandtem Gesicht; Supinum: das angewandte, gehandhabte Passiv, Ausdruck des subjektiven Zwecks als Grund der Instrumentalisierung), zusammen: Ist das Supinum nicht eine logische Folge aus dem Futur II, eine Zwischenstufe zum Neutrum? – Sind Griechisch und Latein nicht Verkörperungen zweier komplementärer Sprachlogiken des Herrendenkens (der Subjektlogik der Philosophie und der caesarischen Staatslogik), die dann im Inertialsystem sich zusammenschließen, von der Sprache sich ablösen und gegen die Sprache sich verselbständigen; in deren Folge ist die Sprache dann zu etwas Äußerlichem gegen die neutralisierte Dingwelt geworden: wurde ihre benennende Kraft zur Unkenntlichkeit entstellt.
    Das Futur II ist eine „Erfindung“ des Altlateinischen. Beschreibt es nicht die Struktur einer selffulfilling prophecy: Es wird gewesen sein? Hier hat Rom verinnerlicht, aus der Sternenwelt in die Sprache übertragen, was Babylon (die Chaldäer) mit der Astrologie begonnen hat (vgl. die sprachlogische Beziehung des Futur zum Supinum, zum Imperativ und zum Neutrum). Ist es ein Zufall, daß die wichtigsten lateinischen Kirchenväter Rhetoriker waren? Wenn Rosenzweigs Vergleich, wonach in der alten Welt die Rhetorik das war, was für die modernen Welt die Technik bedeutet, stimmt, waren dann nicht die Kirchenväter Sprachingenieure?
    Ist nicht die Beziehung von Raum und Objekt eine Verallgemeinerung der Beziehung von Begriff und Gegenstand; der Raum Konstituens des Begriffs durch Trennung vom Objekt (Trennung der Sprache von der Sache: Kreuzigung des Logos)? Und sind nicht Zeit und Materie (und der Naturbegriff) die Spuren der Zerstörung der benennenden Kraft der Sprache (die im Inertialsystem sich vollendet)? – Über die Beziehung von Raum und Begriff (die in der Opfertheologie gründet) hängt die Geschichte des Begriffs: die Geschichte der Philosophie und Wissenschaft, mit der Geschichte der Architektur zusammen.
    Der Turmbau zu Babel, das Herniederfahren Gottes und die Verwirrung der Sprache: der gleiche Vorgang wird in der Prophetie als der Sturz Luzifers beschrieben.
    Wenn Stephanus den Himmel offen und „des Menschen Sohn“ zur Rechten Gottes stehen sieht (Apg 756), heißt das nicht auch, daß der Menschensohn jenseits des Tierkreises ist (vgl. Vermes, S. 149)? Und wenn es (S. 158) vom Menschensohn heißt, er habe seinen Namen erhalten, bevor die Sterne und Himmel erschaffen wurden, so bedeutet das nicht nur, daß er vor der Welt erschaffen wurde, sondern bezeichnet auch seinen Ort jenseits des Tierkreises.
    Zu bar nasch (Menschensohn), bar nascha (der Menschensohn) und bar enasch vgl. Vermes, S. 149 und 173f. enasch (mit Initial-Aleph) ist die Grundform von nasch wie Eleazar die von Lazarus; der als Suffix angefügte Determinant in nascha bezeichnet den bestimmten Artikel.
    Nach dem Hinweis in Anm. 50 auf S. 158 gibt es anstelle von Menschensohn auch den Namen „Sohn der Frau“. Wird hier der Samen des Weibes aus dem Fluch über die Schlange nach dem Sündenfall zitiert?
    Die Physik hat die Sensibilität zur Empfindlichkeit naturalisiert.
    Der Begriff der Naturalisierung entspricht dem der Verweltlichung: Auch das physei (in diesem Falle die Volkszugehörigkeit, die der Staat, der weltliche Gott, auch einem Fremden zuerkennen kann) ist ein thesei.
    Erinnern die gegenwärtigen Beziehungen der Medien zur Politik (die fortschreitende Ersetzung politischer Kritik durch Skandal-Berichte) nicht an gewisse symbiotische Beziehungen in der Natur, die man heute – im Kontext des Slogans „Erhaltung der Schöpfung“ – gerne ökologische System nennt, und zu deren Erhaltung Naturschutzgebiete eingerichtet werden? Gibt es nicht eine merkwürdige Konvergenz zwischen den Naturschutz-Interessen und dem Interesse an der Erhaltung exkulpierender System: dem Entlastungs-Interesse? Aber mit der Schuld-Entlastung wird auch das Erkenntnis-Interesse neutralisiert.
    Wenn man den Kafka-Satz vom Fehlläuten der Nachtglocke aufs Christentum bezieht, wird verständlich, was es mit dem Hahn in der Geschichte von den drei Leugnungen auf sich hat.
    Ist nicht Drewermanns Wort, die Psalmen seien altorientalische Rachegesänge, ein projektive Verarbeitung katholischer Ängste nach Auschwitz? Und ist nicht Drewermanns Haßbindung an die Kirche (die in der gegenwärtigen Verfassung der Kirche vorgebildet ist) ein strenger Beweis für die Verwechslung Gottes mit dem „Schöpfer der Welt“, die heute innertheologisch fast nicht mehr aufzulösen ist?
    Begründung der Gottesfurcht: Die Rechtfertigung ist das Instrument des Unschuldsverlangens, des Exkulpationstriebs; die Armen und die Fremden, die Juden und die Frauen sind seine Opfer (die Opfer unseres Exkulpationstriebs). Das Wort aus der Dialektik der Aufklärung von der Geschichte der Zivilisation als der Geschichte der Verinnerlichung des Opfers bezeichnet aufs genaueste den Grund dieses Zusammenhangs.

  • 11.01.94

    Das Präteritum bezeichnet eine abgeschlossene, das Imperfekt eine noch nicht abgeschlossene Handlung. Wann wurde das Imperfekt zum Präteritum? Nach dem Verschwinden des Aorist (beim Übergang vom Griechischen zum Lateinischen)? Zusammenhang mit dem Ursprung des Futur II und der Geschichte des Ursprungs des Weltbegriffs (vom kosmos zum mundus; Voraussetzung des Inertialsystems)? Die Philosophie und als ihr logischer Ausdruck der Weltbegriff, und in der Praxis dann der Staat, schließt die Vergangenheit ab, macht die Natur zur Natur.
    Nach Hans Krahe (Indogermanische Sprachwissenschaft, II S. 83) geht das „Präteritum“ der starken Verben des Germanischen auf das indogermanische Perfekt zurück (Abstufung im Vokalismus der Wurzelsilben).
    Interessant (S. 86), daß das Futur eine spätere Bildung und vorrangig aus dem Konjunktiv hervorgegangen ist (das Futur II ist eine altlateinische Bildung). – Hängt der Zerfall des Konjunktivs im modernen Deutsch damit zusammen (das Futur läßt keinen Raum mehr zum Wünschen)?
    Zum sanskritischen Infinitiv auf -tum im Zusammenhang mit dem lateinischen Supinum I (i-tum, da-tum, S. 86): Hängt das mit dem deutschen Suffix -tum (Heiden-, Christen-, Juden-, Eigen-, Reich- und Deutschtum) zusammen: bilden die „-tümer“ das genetische Material, aus dem die apokalyptischen Tiere (die Ungetüme) hervorgehen? – Auch ein Beitrag zur Kritik der Gen-Technologie.
    Wie kommen die modernen semitischen Sprachen (auch das moderne Hebräisch) ohne das Neutrum aus (liegt hier nicht der Grund des Fundamentalismus in den islamischen und jüdichen Orthodoxien)?
    Zur Beziehung der grammatischen Strukturen zum Raum: Analyse der Präpositionen, der Prä- und Suffixe, der Deklination, Zusammenhang mit dem Ursprung der Urteilsform und der Trennung von Raum und Zeit (Sprache und Materie: die Materie ist das Grab der Sprache; auch hier erweist sich die Bedeutung der Idee der Auferstehung).
    Hängt nicht die Geschichte der Sprache (insbesondere ihre grammatische Durchbildung) mit der Geschichte der Scham zusammen: Ursprung der indogermanischen Sprache, Entwicklung der Deklinationen und Konjugationen, Ursprung des Neutrum, des Futur, der Casus? In der Sprache wird der Blick des andern antizipiert und in den grammatischen Formen reflektiert: der Bruch zwischen der benennenden Kraft und der mitteilenden Funktion der Sprache ist hier begründet.
    Dei Neutralisierung der Grammatik als Folge ihrer zweiten Verräumlichung (Begriffe als Markenzeichen, Löschung der Reflexionsbeziehungen, gleichgültiges Nebeneinander der Regeln und Vorschriften). Kritik der Naturwissenschaften, Kritik des Inertialsystems, als Voraussetzung einer Erneuerung einer zugleich historischen und spekulativen Grammatik (Befreiung der Grammatik vom Bann des Inertialsystems).
    Merkwürdige Funktion des Dativ, das sowohl den Adressaten des Schenkens bezeichnet als auch den eines Befehls, eines Handlungszwangs (das „Müssen“: er muß, es obliegt ihm). Auch die Unfreiheit steht im Dativ. Auflösung in der Idee der Liebe („Heute fühlen sich alle ungeliebt, weil keiner zu lieben fähig ist“)? Das „Lasse Dein Angesicht leuchten über uns“ erfüllt sich nur für die Liebenden.
    Fragen werden beantwortet, Probleme gelöst: Heideggers Begriff einer „absoluten“ Frage: einer antwortlosen Frage, ist das nicht die Abrogation der Sprache (Konsequenz des Vorlaufens in den Tod: der Kapitulation vor der nicht mehr benennbaren Natur)? Für absolute Fragen, für Fragen, die ins Problem zurückgestaut werden (wie die Seins- oder Judenfrage), gibt es keine Antworten mehr, sondern nur noch Endlösungen. Heideggers Philosophie, die die Asymmetrie im Verhältnis zum andern (Grund der Asymmetrie in der Sprache) durch das „Mitsein“ neutralisiert, darf keine Antwort mehr kennen.
    Die synthetischen Urteile apriori Kants beantworten keine Fragen, sondern lösen Problem: Im Bereich der Erscheinungen gibt es keine Fragen mehr, sondern nur noch (lösbare?) Probleme.
    Ehrt nicht die Majestätsbeleidung den König mehr als ihr Verbot?
    Im Angesicht Gottes ist nichts Vergangenes nur vergangen (deshalb gehört die Idee der Auferstehung zum Begriff des Angesichts).
    Gott hat nicht die Welt erschaffen, die Jesus dann entsühnt hat, sondern Gott hat Himmel und Erde erschaffen, die durch Verweltlichung (durch die Sünde der Welt) entstellt worden sind, während Jesus die Sünde der Welt auf sich genommen hat.
    Zu den neuen Vorschlägen zur Gesundheitsreform: Wird jetzt neben dem Wohnen auch die Gesundheit dem Punkt der Unbezahlbarkeit immer näher gebracht? Auch dies ein Nebeneffekt des Siegs der „freien Marktwirtschaft“ (die das Epitheton ornans „sozial“ längst aufgegeben hat).
    Gehört nicht zur Geschichte des Ursprungs der Schrift und des Geldes auch die des Ursprungs der Medizin (die Geschichte der Naturalisierung der physis)?
    Wie verhalten sich die sieben Siegel zu den sieben Plagen?
    Halsstarrigkeit, das steinerne Herz und die eherne Stirn, wie verhalten die drei sich zueinander (wie Orthogonalität, Verdinglichung und Stoß)? Grundlage ist die Trennung von Sprache, das Gesetz der Gleichnamigkeit des Ungleichnamigen, der Ursprung des Nominalismus. Entspricht der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen nicht das Gesetz von Projektion und Verschiebung, das Schuldverschubsystem: mit dem Selbstmitleid, das dem realen Mitleid, der parakletischen, empathischen Erfahrung, keinen Raum mehr läßt, im Kern (mit den eigenen Problemen können für uns die der anderen nicht konkurrieren; wegen der eigenen Leiden haben wir im Krieg die Leiden, die wir anderen zugefügt haben, nicht mehr gesehen). Gründet nicht der Konfessionalismus der Kirchen, der an die Stelle des Votums für die Armen das für die Kirche setzt, im Schuldverschubsystem, in der Logik der Identifikation mit dem Kollektiv und des kollektiven Selbstmitleids (der Logik der Vergöttlichung des Opfers)?
    Wird nicht unter dem Begriff der Blasphemie nur noch die eigene Empfindlichkeit (die pathologische Struktur des religiösen Subjekts) zwangshaft verteidigt und kultiviert, die wirkliche Blasphemie hingegen, die im Zustand der Welt liegt, und die Sensibilität hierfür verdrängt?
    Sensibilität ist eine intellektuelle Qualität.
    Zur Struktur des Konfessionalismus: Instrument der Exkulpationsautomatik, der Abwehr der „Schuldgefühle“, die ihren Ursprung in der Existenz der Armen und in dem Bewußtsein, daß diese Armut systemlogisch mit der Selbsterhaltung im Kapitalismus verknüpft ist, hat (Abwehr der Gottesfurcht). Der Faschismus ist die Orgie der Siege über die eigenen Schuldgefühle; nicht zufällig sind die apriorischen Objekte der faschistischen Wut, des faschistischen Vernichtungstriebs, die Armen, die Schwächsten, die Behinderten, die Fremden, die Toten, die Frauen, die Juden.
    Ist das Gravitationsgesetz (Grund der Gleichnamigmachung des Ungleichnamigen: der Verdinglichung der Sternenwelt, das naturale Äquivalent der Schuldknechtschaft in der Ökonomie) das steinerne Herz der Unendlichkeit?
    Solange wir versuchen, uns in den Trümmern, die die Katastrophen dieses Jahrhunderts hinterlassen haben, häuslich einzurichten, fördern wir nur die bevorstehenden, neuen Katastrophen, bei denen noch offen ist, ob sie mit den alten vergleichbar sein werden.
    Die Zusammenbruchstheorie von Rosa Luxemburg ist nicht widerlegt, sie ist durch den Faschismus bestätigt worden; nur daß dieser Zusammenbruch nicht zum Sozialismus geführt hat, sondern zu einem Modernisierungsschub, zu einer neuen Stabilisierung, deren theoretische Entschlüsselung bis heute nicht gelungen ist.
    Zusammenhang der Kronen der Könige mit den Kronen der Bäume: Als Kränze der Heroen (Lorbeer- und Dornenkranz), als Kapitäle der Säulen, die aus den Kronen der Bäume hervorgegangen sind. Sind die Kronen der Bäume die Luft-Wurzeln des Baums der Erkenntnis?
    Was ist der Unterschied zwischen
    – Krone und Diadem und
    – einem gekrönten und einem gehörnten Haupt?
    Ist nicht der zweite Schöpfungsbericht eine Ergänzung und Erläuterung des ersten? Sind Paradies und Sündenfall, und hier insbesondere die Erschaffung Adams, seine Benennung der Tiere und dann die Erschaffung der Eva, nicht ein Echo auf das „Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, als sein Bild schuf er ihn, als Mann und Weib schuf er sie“?
    Hat es (im Schöpfungsprozeß) „eine Zeit“ gegeben, in der die Trennung von Vergangenheit und Zukunft noch nicht abgeschlossen war, und auf die das Kriterium der eindeutigen Zeitfolge deshalb nicht anwendbar ist? Wann wurde Hören und Sehen (Rechts und Links, Vergangenheit und Zukunft) getrennt: Wann sind aus den Pflanzen die Tiere – und mit ihnen die Welten – entstanden (am fünften Schöpfungstag: mit der Erschaffung der Seeungeheuer)?

  • 01.01.94

    Das Schöne ist die Ergänzung und das Korrelat des Objekts der transzendentalen Ästhetik, als Gegensatz (durch Umkehr im System) daran gebunden. Die Idee des Schönen begründet (durch die Geschichte des Mythos und der Kunst hindurch) den Weltbegriff, verleiht ihm gegenständliche Bedeutung. Das Schöne, der Schein und die Erscheinung gehören zusammen: Ist das Schöne die säkularisierte, ins System eingebundene Umkehr (und das Häßliche das Objekt des Hasses der Welt)?
    Das Absolute ist der gerichtete Richter („Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“): der Kelch, von dem Jesus wünschte, er möge an ihm vorübergehen?
    War nicht die erste Gestalt des Absoluten der „absolute Raum“ Newtons: telos des Höllensturzes (vgl. Hegels „absolute Mechanik“, den Barock und den Absolutismus)? Gibt es eine Beziehung des Begriffs des Absoluten (als eines Organismus, in dem kein Glied nicht trunken ist) zu den apokalyptischen Tieren, und in welcher Beziehung steht es zu Meer und Land (vgl. das Tier aus dem Meer und das Tier vom Lande sowie den „starken Engel“, der „seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf das Land“ setzte (Offb 10)? Bezeichnet das Meer die ungewisse Zukunft, das Land die feste Vergangenheit (das Objekt des Wissens), und stehen Meer und Land in Beziehung zum zeitlichen Signum des Tieres, „das war, nicht ist, aber wieder sein wird“?
    Ist die Philosophie das Tier aus dem Meere (Thales: Alles ist Wasser) und die Physik (das Paradigma der Wissenschaft) das Tier vom Lande? Welche Bedeutung hat das „gläserne Meer“ in der Johannes-Apokalypse?
    Worin liegt der Unterschied zwischen Synagoge und Kirche (ekklesia tou theou, kehal JHWH, Versammlung des Herrn) im NT, und weshalb hat die Kirche (als sancta catholica et apostolica ecclesia) diesen Namen übernommen?
    Der Heros ist stumm, aber er begründet mit der neuen Ordnung des Rechts eine neue Welt (oder überhaupt die Welt: das Prinzip ihrer Einheit), und deshalb wird er unter die Sterne versetzt.
    „So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr, weil meine Schafe zum Raube und allem Getier des Feldes zum Frasse geworden sind, da sie keinen Hirten hatten, und weil meine Hirten nicht nach meinen Schafen fragten und sie nur sich selbst und nicht meine Schafe weideten, darum höret, ihr Hirten, das Wort des Herrn!“ (Ez 348f, vgl. auch 341ff) Wer sind die Hirten und wer die Schafe, wenn die Personalisierung nicht mehr möglich ist („Wir sind das Volk“)? Heute sind Hirten und Schafe nicht mehr zu trennen, und ist nur der „gute Hirt“ kein verlorenes Schaf mehr. Hat das etwas mit dem Namen des Lammes zu tun?

  • 28.12.93

    Ist der Rock aus Fell, in dem keine Naht ist, der Tierkreis, die vom Himmel sich ablösende Buchrolle?
    Der Heilige Geist, der Paraklet, ist in der Tat auch der Tröster, aber der einzige, der der Illusion und des Betrugs nicht bedarf.
    Ist Drewermann nicht der lebendige Beweis dafür, daß die Personalisierung (der Konkretismus, der Mechanismus der Verdinglichung: der Weltbegriff) zum Aufdecken der Blöße gehört?
    An die Feindesliebe sind bei Mt Konsequenzen geknüpft: „damit ihr Söhne eures Vaters in den Himmeln seid“ (545). Ist die Feindesliebe das Ende der Unzucht?
    Die Vorstellung, daß in Jesus die Prophetie, das Wort, sich erfüllt, daß er selbst das Wort ist, ist wahr und unwahr zugleich: Aber das Moment der Unwahrheit daran hat das etablierte Christentum seit je verdrängt, und damit auch die Wahrheit entstellt. Es hat die benennende Kraft des Worts durch die objektivierende, verdinglichende Gewalt der Logik ersetzt.
    Waren es nicht die Jünger in Emmaus, denen Jesus erklärte, daß und weshalb alles so kommen mußte?
    Der Menschensohn unterscheidet sich dadurch vom Tier (und wird dadurch zum Menschensohn), daß er die Sünde der Welt auf sich nimmt, den Bann der Welt, dem die Tiere verfallen sind, entrinnt.
    Die Urteilslust partizipiert durch das Moment der Projektion in ihr an der Exkulpationslust (sie ist Exkulpationslust).
    Abraham war ein Hebräer, Josef war ein Hebräer, Judith war eine Hebräerin, Jona war ein Hebräer: Alle waren es als Fremde. Auch Paulus bekennt sich als Hebräer: 2 Kor 1122, Phil 35. Aber vgl. hierzu den falschen (unsensiblen) Gebrauch des Namens der Hebräer in der Einheitsübersetzung und die verräterische Verwechslung der Namen Israelit und Hebräer (und die damit verknüpften antisemitischen Assoziationen) in den „Tag- und Nachtbüchern“ von Theodor Haecker.
    Ist das Millenium (als die Geschichte, in der Jesus dem Vater „alles unterwirft“: als Herrschaftsgeschichte des Christentums) der Kelch, von dem Jesus in Getsemane wünschte, er möge an ihm vorübergehen?
    Mt 1626: „Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden leidet an seiner Seele“; die ganze Welt: to kosmos holon, die Sünde der Welt: täs hamartias tou kosmou.

  • 19.12.93

    Grund und Boden (Haus- und Grundbesitzer): Mit der Subjektivierung des Ackers zum Boden wurde auch der Grund subjektiviert: zum Reflexionsbegriff subjektiver Zwecke. Seitdem gerät auch die Sprache in den Sog der Instrumentalisierung, verschwindet die Kraft des argumentativen Denkens, verfällt das Argument dem Gesetz der Reklame.
    Die Vorstellung der Unendlichkeit des Universums, vor dem der Mensch klein, ohnmächtig und verschwindend ist, ist das naturale Deckbild eines ökonomischen Sachverhalts: einer Wirtschaftsorganisation, in der der Einzelne in der Tat nur ein kleines Rädchen ist. Aber bezieht sich hierauf nicht das Wort „Wenn die Welt euch haßt …“. mit dem Jesus den Parakleten ankündigt, und das andere von der Sünde wider den Heiligen Geist, die weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben wird. Ist nicht das Angesicht (das Ebenbild Gottes) gleichursprünglich mit der Welt (und erst als Person zu einem Teil der Welt geworden)?
    Die Vorstellung, daß der Mensch in der Natur nicht vorkommt (sich die Natur auch ohne die Menschen denken läßt), ist eine notwendige Folge der Konstituierung des Naturbegriffs, der Subsumtion der Welt unters Herrendenken.
    In Ninive ist es der König, der auch das Vieh zur Buße auffordert (und Gott schont Ninive auch wegen des Viehs).
    Petrus wird in den Evangelien: Simon, Petrus, Simon Petrus und Simon Barjona genannt (die Schwiegermutter ist die des Simon). Gibt es eine Regel für den Namensunterschied?
    War es nicht der Fehler des II. Vaticanum, daß selbst in dem, was hier als Aufbruch verstanden worden ist, wieder eine Vergangenheit (und diesmal die ganze theologische Tradition der Kirche) nur zurückgelassen, aber nicht aufgearbeitet worden ist? Gleicht das nicht der Selbstverfluchung, wenn die Kirche ihre eigene Tradition zur Häresie erklärt?
    Die Abschaffung der Binnenzölle und die Vereinheitlichung der Gewichte, des Maßes und des Münzsystems (Europäische Bankengeschichte, S. 280): war das nicht die endgültige Durchsetzung des Inertialsystems?

  • 13.12.93

    Natur als „Inbegriff gegebener Gegenstände“. (Kritik der reinen Vernunft, S. 635) Diese Erläuterung ist der Definition, die Kant an anderer Stelle gibt, äquivalent, wo er Natur als das „dynamische Ganze der Erscheinungen“ bezeichnet. In der durch die Urteilsform verhexten Welt bezeichnet die Natur alle Gegenstände von Urteilen, die Welt alle Urteile über Gegenstände. Der Weltbegriff entzieht den Naturbegriff, und mit ihm den Gegenstandsbegriff, der kritischen Reflexion.
    Ethik als prima philosophia: Wenn Kant die Metaphysik der Natur von der Metaphysik der Sitten dadurch abgrenzt, daß er die eine als das Reich des Seins vom andern als dem Reich des Sollens trennt, dann vergißt er, daß das Sein in diesem Kontext als Nichtsein des Gesollten sich bestimmen läßt: Beide stehen nicht beziehungslos nebeneinander, beide sind (durch eine Grenze, die Rosenzweig erstmals als Grenze des Todes begriffen hat) auf einander bezogen, und die Reflexion dieser Beziehung wäre die zentrale Aufgabe der Philsophie (der „Stern der Erlösung“ ist ein philosophisches Buch). Wer das Sollen nur als Sollen bestimmt, neutralisiert und liquidiert es (wie Hegel es in der ungeheuren Konsequenz seiner Logik getan hat).
    Das Sein wird zum undurchdringlichen Sein erst durch seine Beziehung zur benennenden Kraft der Sprache: Indem es sie auf verdinglichte Objekte bezieht, neutralisiert es die Sprache zum Begriff, die dann verfügbar, instrumentalisierbar wird. Nur durch die Kritik des Begriffs, durch die Kritik des Weltbegriffs hindurch, ist es in das Licht der Erlösung zu rücken.
    Daß das Nichts etwas Reales, Bestimmtes ist, läßt sich (wie bei Rosenzweig) anhand der Todesfurcht bestimmen, aber auch
    – durch eine genauere Analyse der Vorstellung des Zeitkontinuums (seiner Bedeutung für die Konstruktion des Inertialsystems und die Begründung des naturwissenschaftliche Erkenntnisprozesses) und
    – anhand einer Untersuchung der Geschichte der Banken im Hinblick auf die Geschichte der Armut, der Ausbeutung und Unterdrückung in der Welt (Geldwäsche wäre eine Definition der Bankentätigkeit insgesamt; diese Leistungen der Banken sind vergleichbar denen der Schlachthäuser, der Kliniken, der industriellen Produktionsstätten und der Irrenanstalten: sie rücken die Grundlagen und Folgen unserer privatisierten Existenz aus dem Blickfeld).
    Pecunia non olet? Müßten Vegetarier nicht auch das Geld verweigern? Und hat der Hostienkult im Mittelalter nicht ebenso wie mit der Etablierung des Objektbegriffs etwas mit der neuen Entwicklung der Geldwirtschaft (und mit den gleichzeitigen Änderungen im Fleischverzehr, sowohl hinsichtlich der Mengen des Fleischverzehrs als auch der dazugehörigen Essenssitten: der Erfindung von Messer und Gabel) zu tun?
    Zur Rehabilitierung des Wunders: Humanität beginnt dort, wo man nicht mehr sich darauf beschränkt, nur das Mögliche zu denken, sondern den Schritt vollzieht, auch das Unmögliche zu denken.
    Die Antwort Jesu an Johannes („Die Blinden werden sehend, …“: Beschreibt sie nicht aufs genaueste den Umkreis der Erfüllung des Wortes, die Franz Rosenzweig als den Ort des Wunders bezeichnet und in den Kontext der Umkehr gerückt hat?
    Durch das Gravitationsgesetz hat Newton den Kosmos in eine imaginäre Maschine verwandelt, die nicht zufällig das Bild vom Uhrwerk nach sich gezogen hat. Gehört die Erfindung mechanischer Uhren (die dann an Kirchtürme und in die Dome verbracht wurden) zur Vorgeschichte des Inertialsystems?
    Eines der zentralen Momente der prophetischen Utopie ist das Bild vom Tierfrieden. Aber das ist nicht mehr zu verstehen ohne die Weltkritik der Apokalyptik.
    Hängt halacha mit lechem und haggada mit gadol zusammen? Und sind sie somit nicht auch Verkörperungen der Beziehung von Gericht und Barmherzigkeit? Und ist nicht mit der Übernahme der Sünde der Welt die Gerechtigkeit in der Barmherzigkeit: das Gesetz in der Gnade aufgehoben? Weshalb Jesus zur Rechten des Vaters sitzt, von dannen er kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.
    Die jüdische Vergangenheit und das Gesetz ist im Christentum nicht überwunden, sondern aufgehoben, aber als Utopie aufgehoben, nicht als Realität (gegen die Kirche): Aufgehoben in der Idee des Parakleten. Johannes hat nur die Umkehr gepredigt, Jesus die Frucht der Umkehr: den Parakleten, den Geist.
    Wer Jenseits des Todes mit Nach dem Tod verwechselt, schneidet die Erlösung an der Wurzel ab, befördert die Finsternis über dem Abgrund. Das Verhältnis Jesu zum Täufer ist geweissagt in dem Satz vom Geist Gottes über den Wassern.
    Die Lösung der sieben Siegel ist die Lösung des Rätsels des Sechstage-Werks.
    Dem Menschensohn ist Herr des Sabbats: D.h. er ist der Herr des Sechstage-Werks und des Exodus.
    Wodurch unterscheidet sich das Himmelreich vom Gottesreich, und weshalb unterscheiden deutsche Übersetzungen in der Regel auch sprachlich zwischen Himmelreich und Reich Gottes (während im Griechischen beide Namen gleich, durch die reine Genitivkonstruktion, nicht durch ein zusammengesetztes Wort, gebildet werden: basileia tou ouranou und basileia tou theou). Geschichtsphilosophie der Wortbildungen:
    – im Hebräischen scheinen Wortzusammenfassungen in erster Linie Namensbedeutung zu haben (Jehoschua, haschamajim),
    – im Griechischen und Lateinischen bezeichnen sie Tätigkeiten (pantokrator, pontifex),
    – im Deutschen (ohne Parallele in anderen Sprachen?) Eigentums-und Herrschaftsbeziehungen (Hausbesitzer); entspringen diese Konstrukte nicht in Genitivbildungen, und partizipieren sie nicht an der Zweideutigkeit des Genitivs (g. subjectivus und objectivus)? – Vgl. die Bemerkung Walter Benjamins hierzu im „Ursprung des deutschen Trauerspiels“.
    Haben die Wortzusammensetzungen im Indogermanischen etwas mit der selbstreferentiellen Struktur dieser Sprachen, mit der noesis noeseos, mit ihrer Beziehung zum Herrendeknen und mit der Bildung des Neutrum (und dem Ursprung des Begriffs) zu tun? Steckt nicht in der Beziehung der indogermanischen Substantivbildung zur hebräischen Namensbildung ein Hinweis auf die geschichtsphilosophische und metaphysische Relevanz des Problems?
    Steckt in Mirjam das jam (Meer)? Und hat jam (Meer) etwas mit majim (Wasser) zu tun: Gibt es im Hebräischen Umkehrbildungen: jam und majim, bara und arab, negev und begin?
    Ist die Wüste die Umkehr der Schöpfung, und die ägyptische Magd die Umkehrung des hebräischen Sklaven?
    Sind Vor- und Zuname (auch die Bildung „Jesus Christus“) Abkömmlinge und Denkmale der Trennung von Natur und Welt, Objekt und Begriff: Produkte der Urteilsform?
    Zwischen den Feigenblättern (zu deren Bedeutung Johannes Scotus Eriugena wichtiges gesagt hat) und den Röcken aus Fell, mit denen Gott Adam und Eva bekleidete, liegen die Verfluchungen der Schlange, Evas und Adams. Aber erst nach dieser Bekleidung mit Fellen erfolgt die Vertreibung aus dem Paradies. (Gen 37.21f) Haben diese „Felle“ etwas mit dem Ursprung des Weltbegriffs zu tun (sind die Felle der Tiere nicht Verkörperungen der Scham, Ausdruck ihrer Beziehung zu ihrer Welt, der Mimesis an die „Außenwelt“: des Bannes, unter dem alle Tiere stehen)? Drückt in diesen Fellen (ebenso wie nach Johannes Eriugena in den Feigenblättern) etwas Sprachliches sich aus; bezieht sich das Fell nicht auch wie der Fluch auf die Beziehungen der Geschlechts-Differenzierung der Substantive, insbesondere auf den Ursprung und die Bedeutung des Neutrum (der Schlange)?

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