Vielhauer

  • 11.12.93

    Apokalyptik, S. 406: Repräsentiert nicht, was Vielhauer die „nationale Eschatologie“ (nämlich der Juden) nennt, den Innenraum der Prophetie, während die vier Metalle, die vier Tiere, der kosmisch-universale Rahmen der Apokalypse den katastrophischen Aspekt der Totalität (der Welt) bezeichnen? Die Apokalypse reflektiert den Ursprung des Weltbegriffs als die gleiche Katastrophe, die der Naturbegriff verdrängt und neutralisiert.
    War die Benennung der Tiere durch Adam der Grund der Erkenntnis der Sterne und der Metalle?
    Die Apokalyptik verhält sich zur Prophetie wie die Naturwissenschaft zur Philosophie.
    Mit dem Ursprung des Weltbegriffs (der Trennung von Natur und Welt) wird die Prophetie zur Apokalypse, und hierbei erweist sich die Apokalypse als das prophetische Äquivalent des Naturbegriffs. Das Buch Jona ist postapokalyptisch.
    In einer Welt, in der gesellschaftliche Naturkatastrophen erfahrbar geworden sind, müßte es nahe liegen, die kosmischen Katastrophen der Apokalypse auch als gesellschaftliche Katastrophen zu dechiffrieren und zu begreifen. Ist nicht die Geschichte des Christentums insgesamt eine Geschichte gesellschaftlicher Naturkatastrophen?
    S. 425: Gehören 2 Thess 26f u. parr. (die Bindung des Satans) zur Stelle vom Binden und Lösen (Mt 16)?
    Ist die Sünde wider den heiligen Geist (der sich vollendende Staat) der Greuel am heiligen Ort?
    Hier wird deutsch gesprochen: Hängt die Zitierung des männlichen Artikels im Genitiv und Dativ fem. sing. und allgemein im Genitiv und Dativ des Plural damit zusammen, daß in der deutschen Sprache der Infinitiv Sein gleichlautend (und nicht nur gleichlautend: sondern auch logisch verknüpft) ist mit dem Possessivpronomen der dritten Person masculinum? Und hängt hiermit die tiefe Zweideutigkeit einer jeden Ontologie zusammen: die Frage nach dem Sinn von Sein sowohl als phänomenologische Bedeutungsanalyse wie auch als weltanschaulich unendlich belastete „Sinnfrage“ (ein Femininum: aber die Goetheschen Mütter waren immer schon die Mütter des Mannes) zu verstehen?
    Ist die CDU faschistisch? Die Frage ist so nicht ganz richtig gestellt: Der wirtschaftspolitische Liberalismus von CDU und FDP verfolgt eine Politik, die den Modernisierungsschub der Nazis, der zu Ende geführt hat, was im ersten Weltkrieg begonnen worden ist, nochmal weiterführt. Er verwaltet eine Welt, zu deren Grundlagen der nicht vergangene Faschismus gehört, und die jederzeit neu als faschistisch sich enthüllen kann.
    Wenn (nach dem Weltkatechismus) Himmel und Erde nur ein mythischer Ausdruck für alles, was ist, ist, wie ist dann der Satz zu verstehen: Was du auf Erden binden (oder lösen) wirst, wird auch im Himmel gebunden (oder gelöst) sein?
    Als Adorno einmal beklagte, daß die Studenten aus seinen Sätzen nur noch heraushörten, wofür oder wogegen er sei, hat er da nicht den Baum der Erkenntnis zitiert?
    Der Satz: Jenseits des Todes ist nicht nach dem Tode, hat etwas mit der Unterscheidung von Hinter dem Rücken und Im Angesicht zu tun. Dazu gehören außerdem:
    – die Rosenzweigsche Todesangst,
    – Getsemane,
    – Erich Fromms Analyse der Destruktivität,
    – die Stelle in den Minima Moralia.
    Gehören nicht die Hure Babylon (Verkörperung der „Unzucht“, die als Gegenstand der Sexualmoral seit dem Ursprung des Weltbegriffs nur noch projektiv diskriminiert worden ist), der Taumelbecher und der Götzendienst zur Prophetie und zur Apokalyptik zugleich?
    Zusammenhang der Begriffe Natur und Materie mit dem Ursprung der Sexualmoral (theoretischer und moralischer Gebrauch des Urteils).
    Ist nicht die Kampagne gegen die Abtreibung ein Produkt der projektiven Verarbeitung der eigenen Unfähigkeit, die messianischen Wehen auf sich zu nehmen, und zugleich die letzte Konsequenz aus der projektiven Verarbeitung des Unzucht-Symbols in der Sexualmoral (die kirchliche Version des „perfekten Verbrechens“: der vollendeten Unbarmherzigkeit und Gnadenlosigkeit)?

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