Gabriele von Arnim (Das große Schweigen): zu deutsch, zu exkulpierungssüchtig? Falsche (verräterische?) Begründung: „Haarsträubend findet der Historiker Christian Meier den Versuch der Deutschen, sich mit den Opfern zu identifizieren. Tatsächlich ist es eine scheinheilige List. Denn dann sind die Täter die Feinde und nicht mehr die eigenen Vorfahren.“ (S. 61) – Wir stehen (auch als Nachfahren) auf der Täterseite, weil wir in unserer Wahrnehmungs-, Erfahrungs- und Urteilsweise, in unserem Verhalten die Last der Vergangenheit transportieren; an unsere Kinder weitergeben, was wir von unseren Eltern bekommen haben. Der Schuldzusammenhang mit dem, was in unserem Namen in Auschwitz begangen wurde, ist nicht auf der Bekenntnisebene aufzulösen (oder: Umkehr nur auf der Bekenntnisebene ist nicht möglich). Wir können die Opfer nicht mit unserem Selbstmitleid belästigen. Das Verlangen, von Juden geliebt, gemocht zu werden, wiederholt die Tat, von der man loskommen möchte.
„Es gehört Mut dazu, die Wahrheit zu ertragen. … Ich mißtraue mir von ganzem Herzen.“ (S. 70) Mut gehört nur solange dazu, wie man sich weigert, die Voraussetzungen, aus denen das alles erwachsen ist, und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben, zu begreifen. G.v.A. nennt es eine „masochistische Umkehrung“, wenn ich „mir die Schuld der Väter auf die Schultern bürde“ (S. 71): Ich habe sie „auf den Schultern“; was ist daran „masochistische Umkehrung“?
von Arnim
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13.03.91
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