von Matt

  • 24.12.89

    So verhindert die Kritik der Religion als Kritik des Wunschdenkens zugleich auch das (dringend notwendige) reflektierte Wunschdenken. Erst auf dieser Basis wäre eine produktive Kritik der Postmoderne denkbar.

    Es ist im übrigen ein Unterschied ums Ganze, ob das kritisierte Wunschdenken die eigenen (Luxus-)Bedürfnisse oder die Existenzbedürfnisse der Zukurzgekommenen (den Ausbeutungsbereich in Natur und Gesellschaft) als Grundlage hat. Die Differenz wird verwischt durch den strategischen Gebrauch der Reflexionsbegriffe: durch den Ersatz der Empathie durch Selbstmitleid („no pity for the poor“), m.a.W. durch Schuldverschiebung, Projektion. Hier konstituiert sich ein Bereich (der nicht zufällig dem des mythischen Schicksals sich angleicht), in dem eine neutrale, objektive (im Sinne von reflexionsfreie) Untersuchung zwangsläufig in die Irre führt (in die „große Irre“, die Heidegger zufolge dem „groß Denken“ folgt). Anwendung auf die Heideggersche Philosophie: Die „Eigentlichkeit“ soll den Bannkreis des „man“ sprengen, führt jedoch genau in die Verstrickung hinein (Fundamentalontologie als Schuldverschubsystem). – Zum Vergleich ist auf das in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eingeübte und dann vor allem im sogenannten Terroristenbereich hemmungslos angewandte Verfahren hinzuweisen: die Schuld des Objekts wird als Anlaß genutzt, den eigenen Schuldanteil zu verdrängen; die öffentliche Erörterung reizt zu pogromähnlichen Aggressionen (Nutzung als öffentliche Abwehr- und Tabumechanismen, mit dem Nebeneffekt der Erzeugung des „pathologisch guten Gewissens“; das pathologisch gute Gewissen ist das notwendige Pendant der unreflektierten Anwendung des Weltbegriffs (u.a. des bis heute nicht aufgeklärten Trägheits-/Relatitivitätsprinzips)).

    Zum Begriff der Herrschaft (Herrschaft als Reflexionsbegriff, oder Herrschaft und Subjektivität): Auch Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit sollen herrschen?

    Peter von Matts Interpretation des Kafkaschen Trompetenbläsers („… fertig ist das Angesicht“, Ffm. 1989, S. 25f) scheitert an der Unkenntnis des „Stern“.

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie