Der Aktualitätsbezug der Theologie wäre zu begründen aus dem Jesus-Wort „Das Gottesreich ist mitten unter euch“ (hä basileia tou theou entos hymon estin – Lk 1721).
Es gibt keine sprachliche Äußerung, kein Gespräch, ohne Beziehung zur Schuld. Das entlastende Gespräch unterscheidet sich vom befreienden (Philosophie und Wissenschaft von der Prophetie) dadurch, daß es auf den Gebrauch von Projektionen nicht verzichten kann, nur zur Selbstentlastung ihnen ein Höchstmaß an Objektivität zu sichern versucht, die allein der Begriff und die Mathematik ihnen zu geben vermag. Wird nicht die Grenze zwischen beiden Formen der Sprache durch die Todesgrenze des Begriffs und der Mathematik definiert: durchs Gesetz der Objektivation und Verdinglichung (durch Konkretismus und Personalisierung)?
Vergangenheit und Herrschafts-, Schuld- und Verblendungszusammenhang: Zusammenhang von Wissen und Vergangenheit, Begriff und Projektion ins Vergangene, Verdinglichung und Tod (Rosenzweigs „Todesangst“ und die drei „Nichtse“ im Stern der Erlösung).
Wenn Heideggers Fundamentalontologie den Geburtsfehler der Philosophie zu ihrem einzigen Inhalt macht und die Philosophie mit dem Thalesschen „Alles ist Wasser“ beginnt, ist dann nicht die Ontologie das innerphilosophische Äquivalent der Sintflut? Und ist nicht die Philosophie in der von der Philosophie, d.h. vom Begriff und vom Gesetz der Instrumentalisierung überschwemmten Welt das am fünften Tag erschaffene „große Meeresungeheuer“? (Haben das Tier aus dem Wasser und das Tier vom Lande etwas mit Natur und Welt zu tun? Und ist das Tier aus dem Abgrund (Off 118), das war und nicht ist und wieder sein wird (ebd. 178), der in der unbekehrten Kirche überlebende Mythos? – Bedeutung der Dialektik der Aufklärung für die Theologie.)
Wie hängt das Gefallen (lt. Kluge eine Präfigierung von „fallen“ – „und den Menschen ein Wohlgefallen“) mit dem Fall (mit der Assoziation an das Fallen des Würfels, den Zufall) zusammen („Die Welt ist alles, was der Fall ist“)?
Wasser
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05.07.93
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01.07.93
Bezeichnet nicht das liberum arbitrium die Freiheit von Privateigentümern (die freie Verfügbarkeit über das Eigentum und die freie Wahl der Ziele und der Mittel), und gründet diese Freiheitsvorstellung nicht in den (drei) „Freiheits“-graden des Raumes?
Waren die alten Schriftsprachen Alltagssprachen, gesprochene Sprachen? Unverkennbar ist im Hebräischen wie im Griechischen und Latein das konstruktive, systematische Element, etwas, das eher an die Rationalität der Technik als an das, was die Moderne Empfindung, Gefühl, Emotion nennt, erinnert und in erheblichem Umfange als künstlich erfahren wird. Die Flexionen (Konjugation und Deklination), die je nach Kontext unterschiedlich sich auskristallisieren, sind gleichsam Formen der technischen Durchorganisation, und deren Medium waren die Elemente der Artikulation (die in der Schrift sich vergegenständlichenden Konsonanten und später auch Vokale) und dann die Prä- und Suffixe (die Nachfolger der sumerischen „Determinanten“: War insbesondere die sumerische außer in Verwaltung und Religion je eine gesprochene Sprache?). Je nach Kontext: Kann es sein, daß in der strukturell (und nicht biologisch-genetisch, gar rassisch) begründeten Unterscheidung der semitischen von den indogermanischen Sprachen unterschiedliche Stellungen zur Objektivität sich ausdrücken, die in der frühgeschichtlichen Gesellschaftsgeschichte (Ursprung der Städte, der Religion und des Opferwesens, des Königtums und der Geldwirtschaft) ihre Wurzeln haben und insbesondere in der Differenz von Philosophie und Prophetie erkennbar werden? Sind die Geschichten von der Sintflut und vom Turmbau von Babel nicht Hinweise hierauf?
Ist nicht die Stadt die Keimzelle sowohl des Privateigentums und der Geldwirtschaft als auch der Sprachentwicklung, und ist beides nicht zusammengefaßt in dem Symbol des Turmbaus zu Babel?
Bezeichnet im bereschit bara elohim et haschamajim we’et ha’arez das schamajim den Konstruktionsraum der Sprache (nicht zufällig ist mit dem Verschwinden des Himmels auch die benennende Kraft der Sprache erloschen)? Und gewinnt nicht vor diesem Hintergrund das Wort am Ende des Buches Jona von den Menschen, die Rechts und Links nicht unterscheiden können, eine ungeheure Bedeutung; verleiht sie nicht dem „Raumproblem“ überhaupt erst sein metaphysisches Gewicht?
schamajim oder die Sintflut und der brennende Dornbusch: das Desiderat einer Theorie des Feuers (Dornen und Disteln, das Jesus-Wort „Ich bin gekommen, Feuer vom Himmel zu bringen“, die indogermanischen und die semitischen Sprachen).
Im Namen des Himmels verbinden sich nach kabbalistsicher Tradition das Wasser und das Feuer. Nach der Sintflut: next time fire. Gibt es eine Beziehung des Feuers zum Blut und zur Scham? Sind nicht die Übernahme der Sünde der Welt und die Aufopferung der Sünde andere Bezeichnungen für das Feuer (daß Jesus vom Himmel bringen wollte, und er wollte, es brennte schon)?
Ist nicht die Sintflut die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, und das Feuer die Erinnerung an die vergangene Zukunft? Im Feuer verbrennt die Sünde der Welt, wird die vergangene Zukunft befreit. So steht das Feuer in Beziehung zur Idee der Auferstehung der Toten (nur unter dem Bild des Wassers sind die Toten tot). Welche Bedeutung hat der Regenbogen nach der Sintflut?
Gibt es einen Zusammenhang der deutschen Namen Himmel und Gott mit den hebräischen Namen der Himmel und Gottes (schamjim, Elohim und JHWH)?
Wenn die Sprache die Morgengabe des Schöpfers an die Schöpfung ist, ist dann darin nicht die Idee der Auferstehung bereits mit einbegriffen?
Hodie, si vocem ejus audieritis: Hat nicht das Hören etwas mit dem Feuer zu tun? – So wie das Sehen mit dem Licht: Im Licht durchdringt das Feuer die Vergangenheit und ihre Finsternis. Im Bogen erscheint der farbige Rand der Grenze von Licht und Finsternis. (Sind nicht die schwarzen Objekte der Physik allesamt realsymbolische Objekte: von der Materie über die die Strahlung des „schwarzen Hohlraums“ bis zu den „Schwarzen Löchern“ der Astronomie, beides Reflexionsbestimmungen des Dunkels im Begriff der Materie, Stufen des projektiven Elements in der Physik, vergleichbar den „Stufen“ in der Entwicklung der drei Leugnungen Petri?)
Kann es sein, daß die von Weizsäckersche Formel für die Energiebilanz der Sonne die richtige Frage ans falsche Objekt stellt: Geht es nicht eigentlich um die „Energiebilanz“ der schwarzen Strahlung und der Schwarzen Löcher?
Im Unterschied zur christlichen war mit der jüdischen und dann der rabbinischen Tradition kein Staat zu machen (mit dem empirischen Beweis durch Sabbatai Zwi).
Erst mit der „Überwindung des Mythos“, mit der Verinnerlichung der Schicksalsidee und des Opfers wurde das technische Konzept, das Konzept der Instrumentalisierung, (von der Philosophie und dem Recht über das Dogma bis zu den Naturwissenschaften) nach draußen verlagert. Den Opfern darußen entsprach die technische Durchorganisation der Sprache, der Verinnerlichung des Opfers die Instrumentalisierung der Welt.
Die arrogante Bescheidenheit der katholischen Theologie (vgl. den neuen Katechismus).
Hat das Rosenzweigsche dreifache Nichts etwas mit der Form des Raumes, mit der Form der Beziehungen der Dimensionen im Raum, zu tun, und gründet die Beziehung des Nichts zum Tode im Konstrukt des Inertialsystems als Todesgrenze? Ist nicht die tote Materie die von uns „fertiggemachte“ Materie (fertiggemacht in dem Sinne, wie ein Ausbilder beim Kommiß einen Rekruten, der sich herausnimmt, selber zu denken, „fertigmacht“: aber ist dieses „Fertigmachen“ nicht der Kristallisationskern aller hierarchischen System, vom Kommiß über die Verwaltungen bis hin zu den Kirchen)?
Die Theologie unterscheidet sich von den Wissenschaft (wie die Prophetie von der Philosophie) dadurch, daß für sie die Vergangenheit nicht nur vergangen ist; Voraussetzung der Wissenschaft ist hingegen die verewigte Herrschaft der Vergangenheit über die Zukunft oder der Weltbegriff. Deshalb kann es eine Theologie, die diesen Namen verdient, ohne Erinnerungsarbeit nicht geben. Sie beantwortet die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit mit der Erinnerung der vergangenen Zukunft (Kritik des Raumes und des Weltbegriffs). Schon für Kant war die Frage, „if the future will be like the past“ (die heute jeden Theologen ins Grübeln, wenn nicht in Melancholie versetzen müßte), keine nur empirische Frage. Im Kontext eines Begriffs der Vergangenheit, der deren Unveränderlichkeit mit einschließt, und d.h. im Kontext des modernen Naturbegriffs gibt es keine Entsprechung mehr für die Idee der göttlichen Gerechtigkeit.
Der Weltbegriff macht das Prinzip, wonach die Zukunft wie die Vergangenheit sein wird, zum Apriori der Erkenntnis: Ist das Gesehenwerden der Statthalter der Zukunft im Raum (der Blick der Schlange und der Blick des Hundes)? -
29.06.93
Die Trinitätslehre gehört zu den Konstituentien des Weltbegriffs (des Objektivations- und Instrumentaliserungsprozesses).
Im orthos im Begriff der Orthodoxie steckt der gleiche Abstraktionsmechanismus, dem auch der Begriff der Orthogonalität sich verdankt. Damit hängt es zusammen, wenn die Geschichte der Orthodoxie sich als die Geschichte der drei Leugnungen begreifen läßt.
Das metaphorische Element, in dem die benennende Kraft der Sprache gründet, ist im griechischen Mythos, und zwar bereits in seinem Ursprung, im Bilde des Labyrinths (mit dem Minothaurus im Zentrum) vorgestellt worden. In der Metaphorik kann man sich wie im Labyrinth verirren. In der Philosophie wurde dieses Labyrinth von seiner metaphorischen Wurzel abgeschnitten und als Logik des Begriffs (der Begründung und der Reflexion) spiritualisiert. Hier gründet die Verführungskraft der (von ihren Wurzeln in der Schrift abgehobenen) Trinitätslehre. Die Welt des Mythos und der logische Zusammenhang der Philosophie sind zwei Seiten ein und derselben Sache.
Ist nicht die Sintflut und das „Alles ist Wasser“ beim Thales ein Symbol für den Ursprung des Weltbegriffs (mit dem das Ich die Schöpfung überflutet), und die Arche schon ein Prototyp des Turms von Babel?
Der Weltbegriff bezeichnet die Wände der Monade, der Naturbegriff die Spiegelung des Außen im Innern der fensterlosen Monade.
In ihren wesentlichen Gestalten ist die Philosophie ein Versuch des Auftauchens aus dem Meer des Vergessens, in dem das Leben der Gesellschaft sich bewegt. Steckt nicht in diesem Satz die Auflösung des Rätsels der großen Meerestiere?
Der Zusammenhang von Phylogenese und Ontogenese gilt auch für die Sprache und das Bewußtsein. Das Vergangene ist nicht nur vergangen, es steckt noch in uns drin.
Laßt die Toten ihre Toten begraben: In der Geschichtsforschung begraben die Toten die Toten; aber wird so nicht die Auferstehung vorbereitet? Eine Kirche, die an die Auferstehung der Toten glaubt, muß auch die Verantwortung für ihre eigene Vergangenheit übernehmen.
Ist nicht das Modell jenes augustinischen Konstrukts, wonach zum Glück der Seligen im Himmel der Anblick der Leiden der Verdammten in der Hölle dazugehört, die Beziehung von Reichtum und Armut: Zum „Glück“ der Reichen gehört das (unerträgliche und deshalb seit dem Ursprung des bürgerlichen Bewußtseins verdrängte) Bewußtsein der Leiden der Armen (das real ebenso unabänderlich ist wie nach kirchlicher Lehre das Leiden der Verdammten in der Hölle), denn diese Leiden sind die Quellen seines Reichtums, und er genießt sie zusammen mit seinem Reichtum. Verarbeitet wurde dieses Syndrom in der Opfertheologie, in der entsetzlich entstellten kirchlichen Rezeption von Joh 129. Hilft dagegen nicht die ungeheuerlich Wendung im Hebräerbrief (928 im Zusammenhang mit 104 und 11?
Zu Brot und Wein (Melchisedech):
– das Brot vom Himmel, die ungesäuerten Brote und das Gleichnis vom Sauerteig;
– die Beziehung des Weins zur Blutsymbolik (die noachidischen Gebote und die Trunkheit und die aufgedeckte Blöße Noahs), der Kelch (der Kelch des Neuen Bundes und Gethsemane: „Könnt ihr diesen Kelche trinken?“ und „Vater, wenn es möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorüber gehn“, der Taumelkelch und der Becher des göttlichen Zorns, der Becher mit dem Unrat in der Apokalypse), Kelch des Segens und Kelch der Dämonen, Wasser, Wein und Blut.
– Sauerteig und Kelch (Ihr werdet ihn trinken, aber das Sitzen zu meiner Rechten oder meiner Linken habe nicht ich zu vergeben), Brot und Wein: Rechts und Links, Barmherzigkeit und Gericht.
Ist die Materie die Scham der Dinge, gleichsam der Erdboden, in den sie versinken möchten: das Sein wie die anderen? Ein Medium, in dem das Selbstsein als Schuld erfahren wird, dessen man sich schämen muß. Ist das Blut die Scham des Lebendigen, Substanz und Medium des Ursprungs und des Mediums des Schuldzusammenhangs des Lebendigen, Grund des Schicksals? (Wenn das Volk sich als Schicksalsgemeinschaft definiert: ist dann ein Volksstaat denkbar ohne das ius sanguinis?)
Der Blutkreislauf wurde in der gleichen Zeit entdeckt, als auch das heliozentrische System: das Kreisen der Planeten um die Sonne (und damit dem Erkenntnisgrunde nach, das Gravitationsgesetz) entdeckt worden ist. Gibt es eine Beziehung des Blutes zum kreisenden Flammenschwert des Kerubs, der den Eingang des Paradieses bewacht? Hat das Blut etwas mit dem Fall zu tun (ist das Blut das Realsymbol des Falles? Gibt es aus deisem Grund keine Sühne ohne das Blut? Und ist das Opfer der Sünde deshalb das Blutopfer? Denn „fast alle Dinge werden mit Blut gereinigt nach dem Gesetz, und ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung“ (Hebr 922), und „Fleisch und Blut können nicht das Reich Gottes ererben“ (1 Kor 1550).
Liegt nicht eine sehr tiefreichende logische Konsequenz darin, daß im Paradies bemerkt wird, daß die Menschen nackt waren, aber sich nicht schämten, während sie nach dem Sündenfall, nachdem ihnen die Augen aufgingen, „erkannten“, daß sie nackt waren: Die Scham selbst wird nicht mehr genannt; sie steckte in dieser „Erkenntnis“.
Ochs und Esel: Der Ochs kennt seinen Eigner, der Esel die Krippe seines Herrn (Jes 13). Was unterscheidet den Eigner vom Herrn? Der Ochse wird ins Joch gespannt und zieht den Ochsenkarren, dem Esel wird die Last aufgebürdet.
Läßt sich der Satz „Man soll dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden“ (Deut 254 und 1 Kor 99) nicht auf den „Umbau des Sozialstaats“ beziehen?
Sind die Billardkugeln, das gegenständliche Paradigma der mechanischen Stoßprozesse, nicht die neutralisierten Bücke des mythischen Zeitalters?
Zur Logik des Raumes: Wir nutzen die verdinglichende, objektivierende und instrumentalisierende Gewalt des Raumes, sind aber unfähig, das in den Beziehungen der Dimensionen versteckte Moment der Reflexion (das Rätsel der Reversibilität und Orthogonalität der Richtungen im Raum) zu begreifen, genauer: wir verdrängen es.
Die mathematische Form des Raumes verdankt sich der Abstraktion von jenem Zeitmoment, das am Ende der Geschichte der Physik im Prinzip der Konstanz der Lichtsgeschwindigkeit gleichsam zwangserinnert wird.
Das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit klärt die Beziehung von Rechts und Links, von Wein und Brot, von Griechisch und Hebräisch.
Marx, Freud und Einstein: das Geld, das Bekenntnis und der Raum, oder Armut, Keuschheit und Gehorsam. (Die Physik ist nicht der Kloß im Hals, sondern der Stöpsel im Ohr.)
War nicht die Verklärung auf dem Berge Tabor die Antizipation des vollendeten Werks des Opfers der Sünde? Und hier wollte Petrus drei Hütten bauen: dem Moses eine, dem Elias eine und Jesus eine. -
27.06.93
Merkwürdige Bileams-Geschichte: Die Verführung durch die moabitischen Frauen: Essen von Götzenopferfleisch und Unzucht (Off 214, vgl. dazu Num 22-24, und 251-3, 318,16, Jos 1322 u.a., 1 Kor 7-10, 2 Petr 215, Jud 111). Besteht ein Zusammenhang mit der anderen Bileams-Geschichte: mit der Weigerung, den Fluch über Israel zu sprechen (und der Rolle des Esels und des Engels in dieser Geschichte)? Gibt es eine Beziehung zur Ruth-Geschichte, die auch eine Moabiterin war, dann in den Stammbaum Davids und Jesu hineingekommen ist
Sind nicht bei den Bewegungen im Raum zu unterscheiden:
– die reine Trägheitsbewegung, die von der Seite gesehen wird (Rechts und Links),
– die Bewegung auf uns zu und von uns weg (im Angesicht und hinter dem Rücken), die uns als Größer- bzw. Kleinerwerden des Objekts erscheint, und auf die wohl primär das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit sich bezieht (vgl. den Doppler-Effekt), und
– die Fallbewegung (Oben und Unten).
Im Inertialsystem wird die Seitensicht zur Totalen gemacht.
Hat die Geschichte von den drei Leugnungen nicht auch die Bedeutung, daß sie das perspektivische Moment in der Wahrheit hervorhebt, ihre Beziehung zur Reflexion, wobei die dritte Leugnung das Ende der Fallbewegung bezeichnet (den Fall als Grund der Reflexion in die Reflexion mit einbezieht). Aber steht das nicht auch in Beziehung zur Geschichte des Nominalismus, daß diese letzte Stufe, die die der sogenannten Postmoderne ist, das Konzept der Moderne in der Tat destruiert. Dagegen an der Moderne festhalten begründet einen neuen Dogmatismus und führt in die „Neue Unübersichtlichkeit“. Anders als bei Hegel, bei dem die Natur den Begriff nicht halten kann, kann hier der Begriff sein Objekt nicht mehr halten.
Zum Begriff der Welt-Religion: War nicht die christliche Mission, ähnlich wie die islamischen Eroberungen, ein Versuch, das, was wir heute Natur-Religionen nennen, gleichsam auf Welt-Niveau zu heben (die Einheit der Welt durchzusetzen: deshalb war die Mission vom Kolonialismus nicht zu trennen und diese Durchsetzung der Einheit der Welt der Beginn ihrer Selbstzerstörung)?
Wäre es nicht ein fantastisches Programm, die Geschichte der Menschheit insgesamt als Sprachgeschichte zu begreifen (Voraussetzung wäre es, zu begreifen, daß die alten Schriftsprachen alle Kunstsprachen waren, insbesondere das Hebräische, das Griechische und das Lateinische, während erst die modernen Sprachen gesprochene Sprachen, und zwar erstmals reflexions- und deshalb literaturfähige gewordene gesprochene Sprachen sind)? Die Konstruktionsprinzipien der Sprachen sind alle Ausdruck des historischen Prozesses.
Die Geschichte der Mode als eine Geschichte der Scham begreifen.
Zwischentitel:
– Joh 129,
– der kantische Versuch der Definition des Natur- und Weltbegriffs,
– der Weltbegriff und die Bekenntnislogik, die Natur und das Dogma;
– im Angesicht und Hinter dem Rücken;
– die Logik des Raumes (die Logik der Rückkoppelung, selbstreferentielle Strukturen; das Geld und das Bekenntnis; Trinitätslehre und Opfertheologie);
– Maria Magdalena,
– die sieben Siegel der Offenbarung,
– Hören und Sehen,
– der Haß der Welt,
– Rechts und Links,
– alles ist Wasser: Thales und die Sintflut,
– Turmbau zu Babel,
– und es ward Licht,
– als Mann und Weib schuf er sie,
– die drei Leugnungen Petri,
– das Substantiv und der Name,
(bleibt fortzusetzen). -
22.06.93
„Zorn ist ein Verlangen nach Rache.“ (Katechismus, Nr. 2302) Diese Definition, die auch durch das nachfolgende Thomas-Zitat nicht besser wird, rührt an den Kern der theologischen Unkenntnis und der Dummheit dieses Katechismus. Wenn sie stimmen würde, dürfte es keinen göttlichen Zorn geben, es sei denn, man unterstellte auch Gott ein Rachebedürfnis (das dann die projektive Abfuhr durch den Antisemitismus nach sich zieht: z.B. durch die Unterscheidung des christlichen Liebesgottes vom jüdischen Rachegott). Die deutsche Sprache unterscheidet Wut und Zorn; und die Katechismus-Definition trifft die Wut, nicht den Zorn. Aber ist nicht die Unfähigkeit, beide zu unterscheiden, beide unterschiedslos auf das „Verlangen nach Rache“ zu beziehen, eine zwangsläufige Folge eines theologischen Konzepts, in dem Gottesfurcht und Herrenfurcht, Umkehr und Umdenken sowie Nachfolge und Unterwerfung unter jegliche Autorität nicht mehr sich unterscheiden lassen, in dem m.a.W. der Gegenstandsbereich, auf den der Begriff des Zorns sich bezieht: die Verletzung der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens, längst aus dem Blickfeld geraten ist? Hier gibt es keine Möglichkeit mehr, den göttlichen Zorn und die teuflische Wut (einen teuflischen Zorn gibt es nicht) zu unterscheiden. Zu prüfen wäre insbesondere der Begriff des Rachebedürfnisses selber (der eigentliche Existenzgrund des Rechts, der Strafe und der gesellschaftlichen Einrichtungen des Strafvollzugs): Bezeichnet er nicht das subjektive Korrelat des Schuldverschubsystems, steckt nicht in jedem Rachebedürfnis ein projektives Element, die lustvolle Verschiebung eigener Schuld auf andere? Ist nicht in jedem Objekt eines Rachebedürfnisses auch etwas vom Sündenbock? Dann aber wäre nach der Katechismus-Definition der Begriff des Zorns auf Gott nicht anwendbar, dann wäre der Begriff des gerechten Zorns gegenstandslos. Aber ist nicht die kirchliche Theologie heute dabei, mit dem theologischen Begriff des Zorns die Theologie selbst gegenstandslos zu machen?
Auschwitz hat in Deutschland (und in der Kirche?) stärkere Rachebedürfnisse ausgelöst als bei den Juden (ist nicht die kirchliche Position in der heutigen Abtreibungsdiskussion, die nicht selten bei den kirchlichen Hardlinern mit Auschwitz-Assoziationen sich verbindet, eine Form der projektiven Abfuhr dieses Rachebedürfnisses: der ihr zugrunde liegenden Mordlust, die man dann in die Frauen hineinprojiziert?).
Wenn der Zorn ein Verlangen nach Rache ist, dann ist die Welt ein Geschöpf des göttlichen Zorns und der Kreuzestod der bis heute mißlungene Versuch, diesen Zorn zu besänftigen (die Welt zu „entsühnen“). Aber diesen Anschein erweckt ja nun in der Tat die christliche Theologie (aus diesem finsteren Konstrukt hat die Gnosis einmal versucht, die Konsequenzen zu ziehen). Gehört nicht in diesen Zusammenhang nicht auch der Satz: Extra ecclesiam nulla salus, der die Konsequenz mit einschließt, daß es nur um die Rettung der einzelnen aus der bösen Welt, nicht aber um die Rettung der Welt selber geht, und daß, wenn es Heil nur in der Kirche gibt, alles, was draußen ist, verworfen ist.
Der Gott, der den Tod seines eigenen Sohns als Sühne fordert: nimmt der nicht seine eigene Selbstoffenbarung im brennenden Dornbusch zurück, ist das nicht die Rücknahme des JHWH (in der Geschichte der Bindung Isaaks war es der Engel der Elohim, der das Opfer forderte, und der Engel JHWH’s, der die Forderung zurücknahm)?
Merkwürdige Stelle bei Kant (Kr.d.r.V., S.403f), wo er in der Verlängerung einer geraden Linie ins Unendliche die gleiche Logik erkennt wie bei dem Elternpaar, von dem man „in absteigender Linie der Zeugung ohne Ende fortgehen“ könne. Liegt hier, in der Beziehung der endlos sich fortzeugenden Geraden zu den endlos sich fortzeugenden Gattungen in der Natur, nicht ein Hinweis auf den Ursprung des christlichen Sexualtabus und auf sein anderes, verdrängtes Objekt: in der Verdrängung des Zeugungselements bei der Mathematisierung der Raumes (in der Abstraktion vom Licht, das beides, das Sehen und das Gesehenwerden, in sich enthält, und darin den Ursprung sowohl des Lebens wie des Angesichts; vgl. den biblischen Zusammenhang des Gesehenwerdens mit der Scham: „Da gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten, daß sie nackt waren“).
Auch eine Bemerkung zur feministischen Theologie: Die Vorstellung einer unendliche Ausdehnung des Raumes steht unter dem Zwang der Verdrängung des Gesehenwerdens, der Scham, die dann im Begriff der trägen Masse (und im Realsymbol des Blutes?) wiederkehrt: Ist die mathematische Raumvorstellung nicht (wie in anderer Hinsicht das Geld und das Bekenntnis) ein Realsymbol der Vergewaltigung (und der Onanie)? Liegt der Anfang hierzu in der geschlechtsspezifischen Trennung der Heiligen nach der Märtyrerzeit in Confessores und Virgines? Und liegt hier nicht ein Hinweis auf den Zusammenhang der Hexenverfolgung (einschließlich der damit verbundenen Mythen – vgl. Carlo Ginzburg: Hexensabbat) mit dem Ursprung der naturwissenschaftlichen Aufklärung?
Meistveraltet ist die jeweils jüngst vergangene Mode. Ist nicht auch das ein Teil des Schuldverschubsystems, seiner Mikrologik: Indem das gerade Vergangene nur durch den Zeitablauf reflexionsfähig wird, erzeugt es nur den Zwang zur Verdrängung; dieser das Ich bedrängenden Scham- und Schuldflut ist unser Reflexionsvermögen nicht gewachsen. Zu verarbeiten ist sie nur über die projektive Schuldverschiebung. – Anwendung auf die Beziehung zur Vergangenheit in Deutschland.
Liegt hier nicht auch der Schlüssel zum kritischen Verständnis der Habermasschen Verarbeitung der Kritischen Theorie? War nicht der „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ schon eine affirmative, neutralisierende Umformung des Begriffs der Kulturindustrie? Unter diesem Neutralisierungsdruck ist die Kommunikations- und Diskurstheorie entstanden (die letzte Fluchtburg vor der andringenden Notwendigkeit der Restituierung der benennenden Kraft der Sprache). Ist nicht das Reale in der Habermasschen Intersubjektivität verdampft (unter dem Hitzedruck der rekursiven und selbstreferentiellen Logik der Intersubjektivität)?
Der Geist Gottes brütend über den Wassern ist bei Heidegger zur Mordlust ausbrütenden Daseins-Philosophie verkommen (Rückfall in die gleiche Finsternis über dem Abgrund, die Habermas jetzt als Neue Unübersichtlichkeit überfällt).
Der Weltbegriff bedarf der quasitheologischen Idee der Entsühnung (er bedarf der Opfertheologie), und das deshalb, weil nur auf diesem Wege die projektive Verarbeitung der Erfahrung (der historische Objektivationsprozeß), die der Weltbegriff absichert, möglich gewesen ist. Die projektive Verarbeitung selber lief unter dem Titel Naturerkenntnis.
Wie verhalten sich eigentlich die bestimmten Artikel im Deutschen, in die die Deklinationsformen sich verlagert haben, zu den Nomen selber (den deutschen „Substantiven“), an denen die Deklinationen nur noch fragmentarisch an Endungsresten erkennbar sind? Die ehemaligen Suffixe sind zusammengeschrumpft und nur noch ein verhallendes Echo der die Deklination repräsentierenden bestimmten Artikel. Welcher Unterschied liegt zwischen der Deklination des Nomens Deutscher (der D’e, des D’en, dem D’en, den D’en) und der des Nomens Wald (der W, des W’es, dem W’e, den W)? In dem einen Fall drücken sich alle Beugungen durch das -en aus, in dem anderen stehen neben der Einheit des Nominativ und Akkusativ die getrennten Formen des Genitiv und Dativ. Sind in den femininen Nomen die Deklinationen insgesamt endungslos (die Frau, der F, der F, die F)? Aber sind hier die Deklinationen nicht ohnehin nur Varianten der fem./masc. Artikelbildungen? Und sie die Wald-Endungen nicht versteckte Neutrums-Endungen (vgl. das Haus, des H’es, dem H’e, das H)? Kann es sein, daß im Deutschen die Flexionen (die Deklinationen) durch genus-spezifische Elemente überlagert werden, gleichsam eine zweite Reflexionsstufe zum Ausdruck bringen? Wenn ja, welche Sprachlogik verbirgt sich dahinter? Auffällig ist eine merkwürdige Reflexions-Beziehung des Femininum zum Maskulinen (der maskuline Artikel erscheint als Genitiv- und Dativ-Artikel im Femininum, und die feminine Deklination des Artikels ist zugleich das Modell der allgemeinen Deklination im Plural) wie des Maskulinum zum Neutrum. Gibt es einen sprachlogischen Zusammenhang mit der Ersetzung der Suffixbildung durch Bildung mit Hilfe von Hilfszeitverben bei den Konjugationen (und der Ersetzung der hierarchischen Begriffs- durch hierarchische Satzkonstruktionen) und schließlich mit dem exzessiven Gebrauch von Prä- und Suffixen im Deutschen?
Wie verhält sich eigentlich das Wort vom Weizenkorn, das sterben muß, um hundertfältige Frucht zu bringen, zu dem Gleichnis vom Weizen, der unter die Dornen, auf felsigen und auf fruchtbaren Grund fällt? Sind die Dornen und der Felsen nicht Symbole der Hypostasierung des Todes (die in die Theologie durch den affirmativen Gebrauch des Weltbegriffs hergekommen sind, und in denen sich die entscheidenden Aspekte dieses Weltbegriffs, seine Subjekt- und Objektfunktion, ausdrücken)? Grund ist die Weigerung, das Nachfolge-Gebot in die Grundlagen der Theologie (der Gotteserkenntnis) mit hereinzunehmen. Aber Gott will nicht, daß sein Wort leer zu ihm zurückkehrt.
Ist nicht die Versteinerung (der Fels) Grund und Folge der nicht übernommenen Arglosigkeit (der Unfähigkeit, die Klugheit der Schlange ohne projektive Entstellung, ohne der Paranoia zu verfallen, zu übernehmen)? Ist sie nicht eine Folge der bis heute unaufgelösten Paranoia im Kern der Welt?
Zum Brief an Metz: Das „Zeit ist’s“ verweist auf den Aktualitätskern der theologischen Erkenntnis, auf das, was die Mystiker das „nunc stans“ (und Ernst Bloch das „Dunkel des gelebten Augenblicks“) nannten. Dieser Aktualitätskern ist die bis heute ungehobene Wahrheit des Sterns der Erlösung.
Ist nicht die Kirchengeschichte der paulinischen Theologie die Geschichte des kirchlichen Kleinglaubens, und hat nicht die lutherische Rechtsfertigungslehre diesen Kleinglauben auf den Begriff gebracht? Aber Jesus ist der, der dem Sturm und den Wellen des Meeres gebietet, und ist uns nicht ein Teil dieser Kraft in seinem Namen mitgegeben? -
13.05.93
Ist nicht das „Wachet und betet“ in Getsemane auf die beiden Augen (den Unterschied des rechten und linken Auges) bezogen (vgl. Sohar, S. 77)?
„Ich nehme das Herz von Stein aus eurer Brust und gebe euch ein Herz von Fleisch.“ (Ez 3626)
Zur Theologie Jes 287: Priester und Propheten schwanken vom Bier, sind überwältigt vom Wein.
Zur Politik Jes 2814ff: Darum hört das Wort des Herrn, ihr Spötter, ihr Sprüchemacher bei diesem Volk in Jerusalem. Ihr habt gesagt: Wir haben mit dem Tod ein Bündnis geschlossen, wir haben mit der Unterwelt einen Vertrag gemacht. Wenn die Flut heranbraust, erreicht sie uns nicht; denn wir haben unsere Zuflucht zur Lüge genommen und uns hinter der Täuschung versteckt. …
Den Anfang des Stern der Erlösung (die Todesfurcht) anstatt auf die Erfahrung des ersten Weltkriegs auf Getsemane beziehen.
Warum hat eigentlich niemand aus der Nazi-Parole Blut und Boden das hakeldama, den Blutacker, herausgehört?
Ist nicht der Begriff der Rasse ein Versuch, die in der Schrift noch unterschiedenen Begriffe Stämme, Völker, Sprachen und Nationen gleichnamig zu machen, in einem Objekt zusammenzuziehen? Und bietet sich da nicht das Deutsche als gleichsam natürlicher Bezugsrahmen an?
Vaterland und Muttersprache, oder die Schuld der Väter und die Sünden der Mütter.
Ist nicht die Biologisierung der Sprachgeschichte durch den Rassebegriff eine Verschiebung: Verdrängt sie nicht die Erinnerung an den Sprachleib?
War das peri physeos der Vorsokratiker nicht eine Abwehrwaffe gegen die Schrecken der Mächte der Vergangenheit?
… Hier gilt: Wer sein Leben erhalten will, wird es verlieren.
Ist nicht das Inertialsystem ein Spinnennetz; und gibt es nicht Spinnen, bei denen das Weibchen das Männchen nach der Begattung frißt?
Die Bemerkung im Sohar, „daß es das Ich ist, welches die Flut bringt“ (S. 119) wird durch den Satz des Tales: „Alles ist Wasser“ bestätigt: Die Hegelsche Philosophie ist die Sintflut (die vom Ich überschwemmte Welt).
Idee einer Gestalt der Erkenntnis, die dadurch frei ist, daß sie den Rechtfertigungszwängen (der normativen Gewalt des Begriffs des Wissens) entronnen ist: Sie konvergiert mit dem Begriff einer Erkenntnis, die sich die Idee des seligen Lebens nicht ausreden läßt. Bangemachen gilt nicht.
Als Walter Benjamin (und nach ihm auch Ernst Bloch) einmal den „berühmten Rabbi“ zitierten, als welcher sich dann später Gerschom Scholem bekannt hat, haben sie da nicht den Hahn und den Messias verwechselt. Die geringfügige Änderung, die alles zurechtrückt, betrifft den Gebrauch des Weltbegriffs.
Das Dogma ist die versteinerte Wahrheit, und durch das Dogma zum steinernen Herzen der Welt geworden. Bezieht sich darauf nicht die Geschichte vom Hahn?
Zum Hinter dem Rücken gehört Benjamins Wort über Franz Rosenzweig, er habe es vermocht, die Tradition auf dem eigenen Rücken weiterzubefördern, und die Übernahme der Last: der Sünden der Welt. Nicht nur stellvertretend die Schuld der Welt auf sich nehmen, sondern real, durch das Bekenntnis „ich war’s“: die Sünden der Welt. Aber das ist schwierig, fast unmöglich, in einer Welt, die vom Schuldverschubsystem lebt, sich vom Drachenfutter nährt.
Das Problem der Beziehung von Philosophie und Prophetie ist das Problem der Beziehung von Name und Begriff, von Im Angesicht und Hinter dem Rücken und von Sünde und Umkehr.
Im Symbolum wurde das Bekenntnis noch als ein Metaphorikum begriffen.
Ist die feministische Theologie heute nicht in der Situation der Martha (oder war es Maria?), die angesichts des toten Lazarus zu Jesus sagte: Herr, er riecht schon? Über das tote Mädchen sagte Jesus: Sie ist nicht tot, sie schläft nur.
In Büchners „Lenz“ gibt es die Szene, in der der verwirrte Lenz ein verstorbenes Kind ins Leben zurückzurufen versucht („Sehen Sie, Herr Pfarrer, wenn ich Gott wäre, ich würde retten, retten“). Dem folgt die Stelle, an der Lenz real begreift, daß der Mond nur eine Steinwüste ist, und „in diesem Moment griff mit einem entsetzlichen Lachen der Atheismus in ihm Platz“. Dieses Lachen begreift mehr von der Physik und vom „naturwissenschaftlichen Weltbild“ als alle theologischen Harmonisierungsversuche. Und nach diesem Lachen (als Mimesis ans Subjektlose), meine ich, reicht die Wahrnehmung, daß Jesus in den Evangelien nie lacht, wohl aber die Dämonen austreibt, sehr nahe an den Wahrheitsgehalt der Evangelien heran.
Im autoritären Denken (im Konkretismus und in der Personalisierung) präokkupiert der Herr die Stelle der Armen und Fremden. Hier liegt der Grund des Gebrauchs der projektiven Begriffe Barbaren, Natur und Materie, von dem das autoritäre Syndrom (Zusammenhang mit der Struktur der „indogermanischen“ Sprachen?) nicht abzulösen ist. -
11.05.93
Die Hypostasierung des Raumes verdankt sich der Hypostasierung der Linken. Die Linke ist der Grund der „schlechten Unendlichkeit“.
In einem ägyptischen Text (aus der Autobiographie des Amenophis, Sohn des Hapu) der Ausdruck „Gestein, fest wie der Himmel“ und „bleibend wie der Himmel“ (Schlott, S. 231). Ist die Trennung der oberen von den unteren Wassern, der zweite Tag, die Voraussetzung des Trockenen vom Feuchten am dritten Tag? Erst hier heißt es „Das Wasser unterhalb des Himmels sammle sich an einem Ort, damit das Trockene sichtbar werde“ (Gen 19). Werden erst hier die Vergangenheiten (die Wasser unterhalb des Himmels) zusammengefaßt: entspringt erst hier die homogene Zeit? Der Apokalypse zufolge bezeichnen die „vielen Gewässer“, an denen Babylon, „die große Hure“ sitzt, die „Völker und Menschenmassen, Nationen und Sprachen“ (Off 1715). Drückt darin die Beziehung zur Macht der Vergangenheit sich aus? – Aber das Meer und die Vergangenheit werden am Ende nicht mehr sein (211u.4).
Zu Adelheid Schlott: Sie blendet Religion, Kult und Priestertum, die Funktion der Schrift in den Tempeln, die Beziehungen des Ursprungs der Schrift zu den ägyptischen Ursprüngen der Wissenschaft, die von den Griechen vielfach bezeugt ist (Theologie, Astronomie), völlig aus, außerdem die Astronomie, das Kalenderwesen und die Chronologie-Probleme. Und Geschichte taucht eigentlich nur auf als Herrschafts- und Kriegsgeschichte (unter Abstraktion von Wirtschaft und Technik). Welche Naivität oder welches Interesse gehört eigentlich dazu, wenn man glaubt, Phänomene, die augenscheinlich so nahe beieinander liegen (in der Schrift wie in der Bildersymbolik), durch tausendjährige Zeitdilatationen trennen zu müssen?
Die Naturwissenschaften enthalten in ihren eigenen Prämissen die Grundlagen ihrer Verblendung, die an die Grenze ihrer Unaufklärbarkeit rührt. In die Dynamik ihrer Selbstverblendung (und der Unaufklärbarkeit) haben die Naturwissenschaften ihren eigenen Ursprung, das theologische Dogma und die Bekenntnislogik, mit hereingezogen.
Ob es eine Auferstehung „geben wird“, weiß ich nicht, aber die Lehre von der Auferstehung, die Beziehung zur Vergangenheit, die darin sich ausdrückt, wenn sie nicht mehr durch die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele entstellt wird, ist das einzige Mittel zur Kritik des Verblendungszusammenhangs, dem auch die Theologie unterlegen ist. Die Idee des seligen Lebens ist ohne Erinnerungsarbeit und ohne deren objektive Begründung (durch die Lehre von der Auferstehung der Toten) nicht mehr zu halten.
Nachträgliche Bemerkung zum gestrigen Jahrestag der Bücherverbrennung: Erinnerungsarbeit ist der Inbegriff des undeutschen Geistes. Wie schnell haben die Katholiken doch die Erinnerung daran verdrängt, daß sie die Judenverfolgung vor fünfzig Jahren als Menetekel der eigenen, nach dem Kriege zu erwartenden Verfolgung erfahren haben. Und diese Verfolgung ist (allerdings anders als erwartet, nämlich als Selbstopfer der Identifikation mit dem Aggressor) nach dem Kriege dann in der Tat eingetreten.
Das Hinter dem Rücken ist zu ergänzen: In ihrer Gegenwart hinter ihrem Rücken über sie reden (die Grundstruktur der Autismus-Genese). War das Dogma, das diesem genetischen Gesetz gehorcht, nicht die einzige Möglichkeit, um die Irritation, die von der Gestalt Jesu ausging, gleichzeitig zu rezipieren und abzuwehren?
Ist nicht die Vergöttlichung Jesu als Mittel der Abwehr und Neutralisierung des Nachfolgegebots die in der Geschichte von den drei Leugnungen Petri angesprochene, benannte Leugnung?
Verhalten sich Physik und Kunst wie Kreuz und Auferstehung?
Die Habermassche Version des Adorno-Zitats „Eingedenken der gequälten Natur im Subjekt“ verfälscht und entstellt das Zitat, indem sie durch die adjektivische Bestimmung der „gequälten“ Natur ein Subjekt des Quälens unterstellt. Er unterstellt eine Paranoia, von der es bei Adorno heißt, daß die Welt, die sich ihr immer mehr angleicht, von ihr doch zugleich falsch abgebildet werde.
Der Geiz, die Vorstellung einer homogenen Zeit und parakletisches Denken: Das Rentabilitätsprinzip, das Prinzip der Gewinnorientierung in der Ökonomie, ist der in den Gesellschaftskörper installierte Geiz, Grund einer Rationalität, die apriori jede Identifikation, das Sich in den andern Hineinversetzen, ausschließt. Der „Solidaritätspakt“ und die Xenophobie gehören zusammen: So erweist sich das Herrendenken heute durch das „no pity for the poor“, die Knechtsgesinnung durch die Fremdenfeindschaft, beide sind nur zwei Seiten ein und derselben Medaille. -
10.05.93
Im Ägyptischen ist das Wasser ein Symbol für Vergangenheit und für die Präposition „für“ (Dativbildung), wenn z.B. der Adressat eines Befehls nicht durch den Wechsel der Schreibrichtung (die den Befehlenden und den Befehlsempfänger in das Verhältnis „von Angesicht zu Angesicht“ setzen) gekennzeichnet werden soll (vgl. Schlott, S. 35 u. 49). D.h. das Wasser bezeichnet sowohl die Vergangenheit als auch das „hinter dem Rücken“. Wirft das nicht ein neues Licht
– auf den Ursprung der Philosophie (der Thalessche Satz „Alles ist Wasser“ ist der genaueste Ausdruck des objektivierenden Prinzips) als auch
– auf den Namen des Himmels (haschamajim), auf den über den Wassern brütenden Geist Gottes, die Trennung der oberen von den unteren Wassern (als eine Trennung im Begriff der Vergangenheit selber, den Ursprung des Begriffs der zuküntigen Vergangenheit), die Sintflut. -
03.05.93
Bedeutet das gbr im Namen Gabriel nur Mann, oder auch Held, Starker (und Gabriel demnach „Mann Gottes“ oder auch „Held, Starker Gottes“)? In der Schrift kommt Gabriel nur im Buch Daniel und bei Lukas vor.
Werbung und Welt (Anders: Werbung ist ein Modus unserer Welt -II, S. 160): De mortuis nihil nisi bene. Die Werbung ist das inverse Bekenntnis: die Bekenntnislogik der Waren.
Ist der Plural majestatis nicht ein Vorgriff auf die Massenproduktion (auf die technische Reproduzierbarkeit der Dinge) und die Warenwelt die in Herrlichkeit auferstandene Natur? Gibt es nicht den lateinischen Ausdruck fürs Sterben: ad plures ire?
Die Wochentage: Sonne, Mond, Merkur, Jupiter, Mars, Venus und Saturn?
Die kopernikanische Theorie hat das Licht, das Werk des ersten Tages, und das Firmament, den Himmel des zweiten Schöpfungstages, zerstört. Waren das die naturalen Korrespondezen des Angesichts?
Das Christentum hat den Egoismus heiliggesprochen und damit eine neue Art von Rücksichtslosigkeit in die Welt gebracht.
Zum Erfahrungsgehalt des mythischen Realsymbols des Wassers: Zur Vorstellung des Wassers gehört sowohl das Liquidieren (der Mord des Feindes und des Verräters) als auch das Verflüssigen (der verdinglichten Vorstellungen: die Kritik des Begriffs). Hat die Trennung der unteren von den oberen Wassern durch das Firmament hiermit etwas zu tun?
Gehört zu den Petrus-Geschichten nicht auch das Gleichnis von dem Weizen, der auf steinigen Grund fiel?
Es gehört zu den verhängnisvollsten Folgen des Weltbegriffs und seiner Theologisierung im Begriff der creatio mundi, daß er ohne identitätsstiftendes transzendentales Subjekt nicht zu halten ist. Das aber bedeutet, daß es den Weltbegriff ohne Nationalismus nicht gibt. Hier liegt die Selbsttäuschung der deutschen Klassik (auch der französischen Revolution), die aus innerer logischer Konsequenz dann bei Hegel sich einbekennt (in dem Zusammenhang des Begriffs der „List der Vernunft“ mit dem Staat als „sterblichem Gott“).
Welt, Empörung und Panik bilden eine logische Einheit (Nationalismus und Religionskriege).
Der Übergang ins Zeitalter der „Ideologiefreiheit“ ist der Übergang in ein Zeitalter, in dem die Dinge unserer Rechtfertigung nicht mehr bedürfen. -
13.04.93
Hat mlk, König, (im Hebräischen) mit mlhmh, Krieg, und mlakh, Arbeit, Auftrag, zu tun (die Arbeit mit Krieg und Herrschaft)?
Gehört die Existenzphilosophie zu den Paralogismen der reinen Vernunft (Kr.d.r.V., S. 306, Anm.)?
Jene Fassung des kategorischen Imperativs, derzufolge man einen Menschen nicht nur als Mittel gebrauchen darf, ist eine logische Konsequenz aus der Lehre von den subjektiven Formen der Anschauung, insbesondere aus der Kritik der Hypostasierung des Raumes. Der Begriff der Dinge an sich und der kantische Begriff der Freiheit verdanken sich der gleichen Logik. Beide, der Begriff der Dinge an sich und die Idee der Freiheit, sprengen die Instrumentalisierungslogik des Raumes.
Der kantische Begriff der Freiheit unterscheidet sich von dem traditionellen Freiheitsbegriff (dem des liberum arbitrium) dadurch, daß er nicht auf die Entscheidungsfreiheit (die die Freiheitsgrade des Raumes reflektiert) abzielt, sondern auf die Freiheit vom Wiederholungszwang, und d.h. auf die Freiheit vom Zwang des Räumlichen. Das liberum arbitrium und die personale Freiheit (Grundlage der individuellen Zurechenbarkeit von Schuld) führen in die Bekenntnislogik, einer Vorform der transzendentalen Logik. Die kantische Idee der Freiheit führt aus dieser Bekenntnislogik (die in der Kritik der reinen Vernunft als Naturzwang begriffen wird) erstmals heraus: Seitdem ist das Konzept einer Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums denkbar.
Die Kritik der reinen Vernunft ist der Beweis dafür, daß die Sprache fähig ist, das Gesetz ihrer eigenen Zerstörung zu begreifen und beim Namen zu nennen.
Das Verhältnis von Sünde und Schuld ist kein kausallogisches, sondern eines der unendlichen Vermittlung. Das Prinzip der kausallogischen Verknüpfung, der individuellen Zurechenbarkeit von Schuld, das Prinzip der Personalität, war einmal ein Hebel im Kampf gegen den Mythos, aber ein Hebel, der dem Mythos selber entnommen worden ist und der ihn am Ende verschärft, nicht aufgelöst hat.
Der erste Satz der Genesis unterscheidet sich von der Lehre von der Erschaffung der Welt dadurch, daß er im Namen des Himmels die Idee des seligen Lebens, die Möglichkeit der Auflösung des Schuldzusammenhangs, mit einschließt. (Hängt hiermit die apokalyptische Vorstellung des Kristallmeeres zusammen? Und hat sich in diesem Kontext der Geist aus dem Pneuma in das Feuer zusammengezogen, in die „Feuerzungen“? Ist das Kristallmeer der zur kristallinen Struktur erstarrte Mythos: die Opfertheologie und die naturwissenschaftliche Aufklärung? Und ist das Feuer die Einheit von Licht und Pneuma?)
Nach der Lehre von der Erschaffung der Welt, in der der Himmel nicht mehr vorkommt, ist das Wort vom Lösen gegenstandslos geworden, konnte es zum Bußsakrament neutralisiert werden (mit der einzigen Gegenerinnerung in der Heiligengestalt der Maria Magdalena, der von den sieben unreinen Geistern Befreiten). Aber wäre das Lösen nicht genau auf diesen Neutralisierungsprozeß zu beziehen? Und gibt es nicht vergleichbare Lösungsansätze für alle sieben Sakramente (das Lösen der sieben Siegel als Lösen der sieben Sakramente aus ihrer „Neutralisierung“)? War die faschistische „Endlösung“ nicht eine entsetzliche Parodie dieses Lösens: der Greuel am heiligen Ort?
Der Konfessionalismus gründet in der Opfertheologie (in der den Weltbegriff begründenden projektiven Gestalt der Erkenntnis), er endet im Kältetod der Religion, die zum steinernen Herzen der Welt geworden ist.
Hängt das Verschwinden der Idee des Angesichts mit dem Verschwinden des Dualis zusammen?
Haben die Sterne des Himmels und der Sand am Meer (ähnlich wie die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres) etwas mit den Wassern oberhalb und unterhalb zu tun?
Die Naturwissenschaften: das sind die Umstehenden, auf deren Frage hin Petrus, die Kirche, zum drittenmal leugnet: sich selbst verflucht und schwört „Ich kenne diesen Menschen nicht“.
Die Unterscheidung von Wesen und Erscheinung reicht nicht mehr hin. Vom Wesen, das nur in apologetischem Zusammenhang noch vorkommt, ist das Verwesen nicht mehr zu trennen, und in der Tat: es riecht schon.
Theologie und Kirche kommen in eine Phase hinein, in der jegliche Apologetik unters Bilderverbot fällt.
Am Anfang der Geschichte der drei Leugnungen kommt die Magd des Hohepriesters, nach Joh die Pförtnerin. Verweist das nicht darauf, daß die Kirche schon innerhalb der Pforten der Hölle sich befindet, während gleichwohl gilt, daß diese Pforten sie nicht überwältigen werden? Aber das liegt am Hahn und nicht an Petrus.
Zum Wort Reinhold Schneiders „Allein den Betern kann es noch gelingen …“: Sind nicht die „richtenden Gewalten“ das Dogma und seine Erben?
Wodurch unterscheidet sich das Messias-Bekenntnis des Petrus („du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ Mt 1616) von dem der Marta bei der Auferweckung des Lazarus („Ja Herr, ich glaube, daß du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll“ Joh 1127)? -
27.03.93
Die Beziehung des Wissens zur Vergangenheit wirft ein interessantes Licht auf das Problem des kantischen Apriori: Nur ein apriorisch konstituiertes Wissen ist zurechenbar, bringt das Wissen in einen ethischen Zusammenhang (Vorang der praktischen vor der theoretischen Vernunft). Gleichzeitig wirft es Licht auf den Begriff der Erbsünde: Auch Vergangenes, das mich in meinem Handeln bestimmt (das „Schicksal“), muß ich mir (als Sünde) zurechnen lassen. Aus der Beziehung des Wissens zur Vergangenheit ergibt sich zwanglos die Notwendigkeit der Umkehr, ihre Beziehung zur Erkenntnis und zur Idee der Wahrheit.
Auch Gefängnisse sind Stützen der Begriffsbildung (die Isolationshaft ist ein Exzeß der transzendentalen Logik).
Bezieht sich das Wort „Laß die Toten ihre Toten begraben“ (Mt 822) auf die Kirche?
Liegt nicht die politische Bedeutung des biblischen Schöpfungsberichts darin, daß das Licht vor der Sonne erschaffen wurde? Verweisen die drei ersten Schöpfungstage nicht auf die Erschaffung der Gegenwart (das Licht), die Trennung von Vergangenheit und Zukunft (der Wasser oberhalb und unterhalb des Firmaments) und die Begründung der Geschichte (Trennung des Landes vom Meer)? Demnach bezeichnet der Satz des Thales „Alles ist Wasser“ genau den Ursprung des Inertialsystems (des begrifflichen Denkens): die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit.
Die Sünden der Welt: das sind die Sünden der verweigerten Umkehr.
Die Vertreibung der Taubenhändler (Joh 213: Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben) und der Geldwechsler: ist das nicht die Vertreibung der Kirchen und der Banken? Und ist heute nicht die ganze Welt zu einer Markthalle und Räuberhöhle geworden? -
24.03.93
Durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit geht in die Vorstellung der Richtung (Dimension) im Raum ein zeitliches Moment mit ein, das insbesondere das Prinzip der Umkehrbarkeit, der Reversibilität aller Richtungen im Raum affiziert. Es gibt weiterhin zu jeder Richtung eine Gegenrichtung, aber diese Richtungen sind nicht mehr unverändert umkehrbar.
Sind die Längenkontraktion und die Zeitdilatation Produkt von Drehungen im Minkowskischen Raum-Zeit-Kontinuum?
Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit: Keiner kann über seinen eigenen Schatten springen. In welcher Beziehung steht dieser Schatten zur Materie? Verweist die Finsternis über dem Abgrund auf den Ursprung der Materie? Bezeichnet der Begriff der Materie den Schatten, den das System in die Dinge wirft?
Das Inertialsystem gleicht insofern einem selbstreferentiellen, autopoietischen System im Sinne Dirk Baeckers (Womit handeln die Banken, Ffm. 1991, S. 33ff), als der Realitätskontakt innerhalb des Systems nicht mehr zu bestimmen ist (diese Stelle nimmt im Inertialsystem das Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit ein). Die System sind nach außen abgeschlossen und blind: Isolationshaftsysteme, und wie diese durch Sichtblenden gegen jede Außenwahrnehmung abgedichtet (ist nicht das Fernsehen die Sichtblende, die heute die Privatexistenz gegen die Außenwelt abschirmt? Das Fernsehen instrumentalisiert heute in einem Maße die Information, daß es von einem Lenkungsinstrument nicht mehr sich unterscheiden läßt.).
Ist nicht die Systemtheorie das Modell der vollständigen und restlosen Selbstinstrumentalisierung?
Vor diesem Hintergrund wird die affektive Aufladung des Sinnbegriffs seit Heidegger in Deutschland (die von den Franzosen nicht wahrgenommen worden ist: sie haben Sinn weiterhin schlicht als Bedeutung verstanden) verständlich: In der Isolationshaft wird der Spalt, der allein noch einen Blick aus der Zelle auf den realen Himmel ermöglicht, zum Repräsentanten der ganzen Welt, die unerreichbar geworden ist (vgl. Heideggers eingeschrumpfte Repräsentationsbegriffe wie Eigentlichkeit, In-der-Welt-Sein, Mit-Sein u.ä.).
Wie ist das mit den Samaritern (der barmherzige Samariter, die Samariterin am Brunnen) im NT?
Num 3355: Wenn ihr die Einwohner des Landes vor euch nicht vertreibt, dann werden die, die von ihnen übrigbleiben, zu Splittern in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten. Vgl. hierzu:
– Mt 74f: Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Laß mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und dabei steckt in deinem Auge ein Balken. (sh. auch Adorno: Balken als Vergrößerungsglas, Minima Moralia)
– Gen 221: Heißt es hier, bei der Erschaffung Evas, Rippe oder Seite?
Joh 1934: … einer der Soldaten stieß mit der Lanze in seine Seite, und sogleich floß Blut und Wasser heraus.
Ps 1395: Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich.
Jer 203: Nicht mehr Paschhur nennt dich der Herr, sondern: Schrecken um und um. (Paschhur: ägypt. „Sohn des Horus“, hier ein Priester in Jerusalem, der Jeremias für eine Nacht in den Block legte.)
Kann es sein, daß in biblischen Texten die „Seite“ primär auf die Linke sich bezieht, während die Rechte in der Regel als Rechte auch benannt wird? Sind das Geld und der Raum (und das Bekenntnis) die linke Seite?
Haben Auge und Seite in Num 3355 etwas mit den subjektiven Formen der Anschauung (mit Raum und Zeit) zu tun?
Zu Auge und Seite vgl. auch Jos 2313 (Rücken und Auge), Ez 2824 (Dorn und Stachel), Hos 1314 (Scheol, wo ist dein Stachel), Apg 2614 (Saul, Waul, warum verfolgst du mich? Es wird dir schwer fallen, gegen den Stachel auszuschlagen), 1 Kor 1555 (Tod, wo ist dein Stachel), Off 910 (Sie haben Schwänze und Stacheln wie Skorpione).
Sieben hellenistische Diakone: Philippus hatte vier prophetische Töchter, aber was hat es mit Nikolaus und den Nikolaiten auf sich (sind in dem Namen nicht nikä und laos enthalten)?
Für den Kammerdiener ist der Held kein Held (Hegel), und: Mache dich nicht gemein mit den Spöttern (vgl. Ps 11 und 2 Pt 33). Erzieht nicht das Fernsehen die Menschen zu Kammerdienern und Spöttern?
Welches sind
– die sieben Todsünden,
– die sieben Gaben des Heiligen Geistes und
– die sieben Werke der Barmherzigkeit?
Thomas a Kempis: Die Verwechslung der Nachfolge Christi mit der Nachahmung.
Sind Himmel und Erde, tohu wa bohu und Abgrund und Wasser aufeinander bezogen: Enthüllt sich das tohu als Abgrund, und das bohu als Wasser? (Im Raum gibt es ebenso viele Richtungen wie Flächen, und ebenso viele Punkte wie Räume.)
Zum Ursprung der casus: Entspricht nicht der Genitiv-Ökonomie eine Dativ-Religion und eine Akkusativ-Politik? Sind Geld und Bekenntnis ähnlich auf einander bezogen wie Raum und Zeit? Heißen nicht die Planeten jenseits des Saturn Uranus und Pluto?
Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie