Wasser

  • 20.4.1994

    Hängt der Begriff des Daseins bei Heidegger mit der Beziehung des Demonstrativpronomens zum Fragepronomen zusammen. Das Dasein ist
    – der Ausdruck der Identität des Vorhandenen (Da) mit dem Zuhandenen (Sein),
    – zugleich Grund der objektlosen Angst (Folge der namenlos gewordenen Herrschaft) und
    – der absoluten Frage (der durch das deiktische Moment jede Beziehung zur Antwort abgeschnitten wird).
    Dem Deiktischen würde die Frage nach dem Namen korrespondieren, auf die es in der durch den Naturbegriff namenlos gewordenen Welt keine Antwort gibt: Übrig bleibt die Frage nach dem Namen Gottes, die keine Frage ist.
    Sprachlicher Grund der Sexualmoral: Merkwürdig, daß das Fragepronomen (im Indogermanischen wie im Hebräischen) geschlechtslos ist, statt dessen zwischen Wer und Was (Person und Sache) unterscheidet. Ist das Fragepronomen (zusammen mit dem geschlechtslosen Personbegriff) kasus- statt geschlechtsbezogen (auf Herrschaft und Besitz sowie die davon abhängigen Attribute bezogen, während das Geschlecht in diesem Kontext „irrational“, an den stummen Trieb gebunden ist)?
    Zusammenhang von Frage, Bitte und Gebet: Das Gebet gehört zu einem Zeitalter, in dem das Wünschen noch geholfen hat, während das Recht und die Ökonomie, die Rahmenbedingungen der Selbsterhaltung, einen Zustand herbeiführen, in dem das Wünschen sinnlos wird, wenn ihm die Mittel der Realisierung fehlen.
    Steht das Fragepronomen unter dem Gesetz des Raumes (ist die Grundfrage das Wo, und nicht das Wer oder Was), und ist das der Grund seiner Geschlechtslosigkeit? – Wie hängen die Fragepronomen mit den Präpositionen und den Präfixen zusammen? Wie hängen der Ursprung und die Entfaltung und Differenzierung der modernen Sprachen, ihre Ablösung von den klassischen flektierenden Sprachen, mit der Geschichte des Ursprungs des Inertialsystems zusammen, mit der Halbierung der Welt?
    Ist die Reflexionsbeziehung zwischen den Fragepronomen und den bestimmten Artikeln eine Eigentümlichkeit der deutschen (und der griechischen?) Sprache?
    In welchem Verhältnis stehen die Fragepronomen zu den Personalpronomen, Demonstrativpronomen, den bestimmten Artikeln, zu den Kasus? Wie verhält sich die Frage zur Mathematik?
    Newtons Begriff des absoluten Raumes gründet darin, daß er durch das Adjektiv „absolut“ gleichsam verstockt darauf beharren muß, daß, was durch die Gravitationstheorie widerlegt wurde, trotzdem anzuerkennen ist, weil es zu den Prämissen dieser Widerlegung gehört (der seitdem verinnerlichte Widerspruch mobilisierte das Schuldverschubsystem). Der newtonsche Begriff des Absoluten gehört zu den Wurzeln des Absolutismus und der Hegelschen Philosophie (der Stellung des Begriffs des Absoluten in ihr). Auch Newton bedient sich schon des Instruments, das Hegel dann benannt hat: der List der Vernunft.
    Gibt es eine generelle Beziehung des Wortes „Wasser“ (aqua, hydor, majim) zum Fragepronomen?
    Lebt nicht die Psychoanalyse von der Wirksamkeit, vom Funktionieren, des Schuldverschubsystems (die Hegelsche Logik auf links gewendet)?
    Frage heißt auf Lateinisch Quaestio (von quaerere, suchen) und bezeichnet einen objektiven Sachverhalt, den die Frage erst subjektiviert. Die Frage gehört zu einem personalisierenden, autoritären Kontext.
    Die Fragepronomen sind kasus- und nicht geschlechtsabhängig, aber die Kasus selber sind geschlechtsabhängig (nach dem grammatischen Geschlecht variabel organisiert). – Kommt nicht durch den Naturbegriff (der im Griechischen auf die Zeugung, im Lateinischen auf die Geburt verweist) das Geschlechtliche wieder herein? Der moderne Naturbegriff versucht, beides (den männlichen und den weiblichen Aspekt) zu vereinigen: aber ist diese Vereinigung nicht inzestuös (Rousseau)?
    Das Neutrum ist die Hurerei.
    Schöpfung, Offenbarung und Erlösung: Die Zukunft, die in der Prophetie gesucht wird, wird in der Idee der Schöpfung als vergangene vor Augen gestellt.
    Sind nicht beide Komponenten des Begriffs Dasein, das Da und das Sein, deiktischer Natur (das Sein ist das deiktische Moment im Weltbegriff, Projekt der namenlosen Welt)?
    Bei Mt (Kap 24) heißt der Greuel am heiligen der Ort „Greuel der Verwüstung“.
    Das kontrafaktische Urteil ist ein Instrument der ideologischen Geschichtsschreibung: ein Instrument aus der Werkzeugkiste des Schuldverschubsystems. Es rangiert unter dem Motto: Männer machen Geschichte (und deshalb machen sie auch gelegentlich etwas falsch).
    Im Schematismus-Kapitel der Kritik der reinen Vernunft werden die Kategorien als Orte in Zeitkontinuum definiert.
    Überzeugen ist unfruchtbar, Überreden die Vorstufe der Vergewaltigung: Gegenüber Kindern wird der Indikativ nicht selten als Steigerung des Imperativs gebraucht (anstatt „Martin, bleib hier“: „Der Martin bleibt hier“). Gegen den Imperativ kann man sich durch Widerspruch, durch Verweigerung (Trotz) wehren, während der Indikativ den Befehl gleichsam ontologisiert, ihn zu einem festgestellten Tatbestand macht, gegen den man sich nicht mehr wehren kann (Zusammenhang mit dem Gesetz und dem rechtskräftigen Urteil). Mißbrauch der elterlichen Sprachgewalt (Teilhabe am Gewaltmonopol des Staates)?
    Kritik der vergleichenden Sprachwissenschaft: Nirgend müßten sich deutlicher die Folgen eines Positivismus nachweisen lassen als hier, wo die einfachsten sprachlogischen Zusammenhänge ausgeblendet werden.

  • 19.4.1994

    Die Schrift, das Geld und das Bekenntnis: ihr Zusammenhang mit dem Relativitätsprinzip. Sie alle haben Teil an der Genesis des Abstraktionsprozesses, dessen Kern im Relativitätsprinzip sich kontrahiert (Abstraktion von der Aktualität, die das einzige Objekt der Prophetie ist). Die Physik ist die endgültig aufgedeckte Blöße; der Wein und die Trunkenheit: das Relativitätsprinzip; das Kleid, das die Blöße zudeckt: die Sprache. War der Rock aus Fellen die Sprache, die Morgengabe des Schöpfers an die Schöpfung; und die Trinitätslehre die Ursprungsgestalt der aufgedeckten Blöße im Christentum: der Greuel am heiligen Ort?
    Durch die Opfertheologie hat sich die Kirche auf die Seite der Täter gestellt und ist selber zum sacred executioner geworden; so verstrickte sie sich in die Bekenntnislogik. Wenn der Säkularisationsprozeß der Prozeß der Verinnerlichung des Opfers ist, so ist er zugleich Teil der Geschichte der Selbstzerstörung der benennenden Kraft der Sprache. Das war die Grundlage der Ausbildung der Raumvorstellung und des Inertialsystems. Die Geschichte des Opfers ist ein Teil der Geschichte der Sprache: Die Sprache gewinnt ihre benennende Kraft zurück, wenn der Satz „Barmherzigkeit, nicht Opfer“ wahr wird.
    Die Konstanten der Mikrophysik: insbesondere das Plancksche Wirkungsquantum und die elektrische Elementarladung, stehen in einer ähnlichen Beziehung zur Struktur des durchs Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit korrigierten Inertialsystems wie die Kreiszahl Pi und die Basis des natürlichen Logarithmus e zur Form des Raumes.
    Interessant wäre es, den Schatten, der die drei Patriarchen der Endzeit der europäischen Aufklärung begleitet: Engels (der Schatten von Marx), Jung (der Schatten von Freud) und die Kopenhagener Schule (der Schatten Einsteins), genauer zu betrachten.
    Von vier Katastrophen wurde Hiob getroffen:
    – die pflügenden Rinder und die daneben weidenden Eselinnen wurden von den Sabäern fortgetrieben und die Knechte mit der Schärfe des Schwertes geschlagen,
    – Feuer Gottes ist vom Himmel gefallen und hat zündend in die Schafe und Knechte geschlagen und sie verzehrt,
    – die Chaldäer haben drei Heerhaufen gemacht, haben die Kamele überfallen und sie weggetrieben und haben die Knechte mit der Schärfe des Schwertes erschlagen,
    – die Söhne und Töchter wurden im Hause des Erstgeborenen von einem starken Sturmwind aus der Wüste, der das Haus an den vier Ecken gepackt und auf die jungen Leute gestürzt hat, erschlagen.
    Wer sind die Sabäer: Haben sie etwas mit der Königin von Saba und dem (JHWH) Sabaoth zu tun: den Himmelsheeren?
    Nach der Dialektik der Aufklärung ist die Distanz zum Objekt, die den Aufklärungsprozeß begründet, vermittelt durch die Distanz, die der Herr durch den Beherrschten gewinnt. Wird diese Distanz nicht kontrahiert und verinnerlicht (und zugleich unkenntlich gemacht) durch die Raumvorstellung? Die Entfaltung der Form der äußeren Anschauung (der subjektiven Formen der Anschauung überhaupt) ist vermittelt durch die Herrschaftsgeschichte.
    Das Opfer des Sohnes war das Opfer der Sprache (des Logos): Realsymbol der Verinnerlichung des Opfers. Der Leib Christi ist der Sprachleib, auf ihn beziehen sich die Passionsgeschichte und Ez 37. Das Kreuz, an das dieser Leib geschlagen wurde. ist die Mathematik (und den Rock ohne Naht haben die Soldaten unter sich verlost).
    Ist nicht das Verhältnis der Philosophie zur Prophetie das Verhältnis von Angesicht zu Angesicht (das kein Sterblicher überlebt)? Erst wenn beide sich im andern erkennen, erkennen sie sich wirklich.
    Gegen Gemeinheit hilft keine Empörung, sondern nur Selbstbewußtsein und geistesgegenwärtige und geduldige Reflexion.
    Das „Grauen um und um“ beim Jeremias hängt mit dem Satz des Thales: „Alles ist Wasser“ zu zusammen. Das Grauen des babylonischen Krieges und das des Mythos haben einen gemeinsamen Ursprung.
    Hängt die Raumvorstellung nicht auch insoweit mit der Sexualmoral zusammen, als sie das Herrendenken durch Ausblendung der Folgen exkulpiert?
    Weist der Text im biblischen Schöpfungsbericht über die Erschaffung des Menschen (nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes) nicht auf einen grammatischen Unterschied zurück:
    – der adjektivische Gebrauch des Possessivpronomens (nach seinem Bilde) entspricht dem Imperfekt (einer nicht abgeschlossenen, noch fortdauernden Handlung), während
    – die Genitiv-Konstruktion (nach dem Bilde Gottes) aufs Perfekt verweist (die Handlung ist abgeschlossen, ihr Produkt liegt vor)?
    Ist der nächste Satz: „Als Mann und Weib schuf er sie“ ein Erläuterung dazu, oder bezeichnet er einen zusätzliche Sachverhalt?
    Daß Maria Magdalena von den sieben unreinen Geistern befreit wurde, steht nur bei
    – Mk 169: „… erschien er zuerst Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte“ (evtl. späterer Nachtrag zum Evangelium) und
    – Lk 82: „… und die zwölf begleiteten ihn und einige Frauen, die von bösen Geistern und Krankheiten geheilt worden waren: Maria, genannt die aus Magdala, aus der sieben Dämonen ausgefahren waren, …“.
    Vgl. hierzu Mt 1243ff und Lk 1124ff. – Kann es sein, daß die Mk-Stelle wichtig ist deshalb, weil sie die Befreiung von den sieben Dämonen in Beziehung setzt zur Auferstehungsgeschichte, und daß der Schein des Bruchs zum vorhergehenden „Abschluß“ des Evangeliums zu den Indikatoren der Bedeutung dieser Stelle gehört?

  • 18.4.1994

    Die Wüste vorn (im Angesicht), das Meer hinten (hinter dem Rücken): Hat das etwas mit dem tohu, dem Thalesschen Wasser, mit der Sintflut, dem Geist über den Wassern, der Trennung der Wasser, mit dem Wunder von Kana zu tun? Der Name gehört zum Angesicht, der Begriff ist hinter dem Rücken.
    Adornos Satz „Heute fühlen sich alle ungeliebt, weil keiner zu lieben fähig ist“, findet seine konkrete Anwendung in einem Denken, dessen Hauptaugenmerk darauf gerichtet ist, sich selbst zu beweisen, daß die Welt nicht so ist, daß man sie lieben könnte. Der Durchbruch zu diesem Beweis war der Ursprung der Philosophie.
    Die Rezeption des Weltbegriffs hatte die Konstituierung der Bekenntnislogik zur Folge, inhaltlich wurden beide abgesichert durch das Konzept der Opfertheologie: Darin lag die Notwendigkeit der christlichen Theologie begründet. Sie hat einen Prozeß ausgelöst, der am Ende auch die Theologie selber ergreift, sie gegen ihren eigenen Inhalt absperrt.
    Haben sich nicht die beiden subjektiven Formen der Anschauung der kantischen Transzendentalphilosophie in den beiden Totalitätsbegriffen Natur und Welt kontrahiert? Darin ist es begründet, wenn die transzendentale Ästhetik Kants in der Folge immer als Rechtfertigung der subjektiven Anschauungsformen statt als Kritik verstanden wurden.
    Zukünftige Vergangenheit und vergangene Zukunft: Aus dem Relativitätsprinzip (und dem Prinzip der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit) den Beweis dafür entnehmen, daß das Vergangene nicht nur vergangen ist. Die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit drückt diesen logischen Sachverhalt (den Knoten, der zu lösen wäre) aufs genaueste aus.
    Die Verwechslung des Absoluten mit Gott gründet in der Verwechslung des Überzeitlichen mit dem Ewigen. Im Licht der „überzeitlichen Wahrheiten“ ist das Vergangene nur vergangen, im Lichte des Ewigen ist es nicht endgültig vergangen, sind die Pforten der Hölle nicht schon verschlossen.
    In der Idee des Gottsuchens hat die Theologie ihren empirischen Kern. Aber davor sitzt die Kirche wie der Igel im Märchen von dem Fischer und seiner Frau und wiederholt ihr „Ick bün all do“ (Trinitätslehre). Entschlüsselt nicht der Türhüter in Kafkas „Vor dem Gesetz“ (in den Evangelien ist es die Türhüterin: die Magd des Hohepriesters) das Geheimnis der Trinitätslehre?
    Jede Opfertheologie ist Herrschaftstheologie: Rechtfertigung derer, die Macht über das Leben anderer haben. Die Opfertheologie stellt die Botschaft des Kreuzestodes auf den Kopf (durch Instrumentalisierung). War nicht auch Paulus ein „Sacred Executioner“ (so der Titel eines Buchs von Hyam Maccoby)?

  • 8.4.1994

    Hat das astrologische Planeten-Konzept (ebenso wie mit den Deklinationen der Nomen) etwas mit der Form des Raumes zu tun: das Verhältnis von Jupiter und Merkur mit dem von vorn und hinten, Mars und Venus mit rechts und links, Sonne und Mond mit oben und unten (mit dem Saturn als innerer Sprachgrenze dieser Beziehungen)? Gibt es nicht einer Beziehung der drei evangelischen Räte zu den Planeten: – der Armut zum Merkur und Jupiter, – der Keuschheit zum Mars und zur Venus und – des Gehorsams zur Sonne und zum Mond, sowie zum Saturn? Während Armut und Keuschheit eine doppelte Grenze haben, hat der Gehorsam eine dreifache. Woher kommen die Wochentagsnamen im Deutschen: – Dienstag: Tag des Mars (lat. Martis dies, lt. Kluge daraus abgeleitet), – Mittwoch (statt Tag des Jupiter, des Wotan, engl. wednesday) und – Donnerstag: Tag des Donar (auch Tag des Juppiter tonans?), – Freitag: Veneris dies, daraus frijatag, Tag der Freia, – Samstag (statt Saturni dies: sambiztag, abgeleitet aus Sabbat)? Welcher Jup(p)iter hat mit dem Merkur zu tun (nach dem Kleinen Pauly, Sp.1230, wurde Mercurius mit Wotan, dem Windgott, identifiziert: was bedeutet diese Rückbeziehung des Wotan auf den Mercurius, den Handelsgott, während Donar auf den „Himmelsgott“ Juppiter sich bezieht)? Ist der Instrumentalis entfallen, nachdem der Akkusativ diese Funktion mit übernommen und zugleich unkenntlich gemacht hat? Wie hängt das erste Wunder Jesu (die Verwandlung von Wasser in Wein bei Hochzeit von Kana) mit der Eucharistie zusammen: mit der Benennung des Weins als Blut? Und wie verhalten sich diese Geschichten zu den Wassern der Sintflut (und den Wassern des Himmels)? In seinem späteren (öffentlichen) Leben kommen nur noch die Mutter und die Brüder Jesu vor. Was ist mit seinem Vater (und seinen Schwestern), und was bedeutet das für die mit dem Christentum sich bildende Öffentlichkeit (für den Weltbegriff)?

  • 19.03.94

    Läßt sich die Unterscheidung von Rechts und Links an der Bekenntnislogik demonstrieren? Sucht die Kirche unterm Bann der Bekenntnislogik nicht Jesus zur Linken, während er doch zur Rechten des Vaters sitzt. Darauf bezieht sich das Bekenntnis des Namens, der verdrängte Wahrheitsgrund des Glaubensbekenntnisses.
    Zum Problem des Ebenbilds: Gründet nicht die Unterscheidung zwischen Seinem Bild und dem Bilde Gottes im Schöpfungsbericht in der zwischen Gericht und Barmherzigkeit: zwischen Rechts und Links)?
    Das Absolute ist der Rücken Gottes: der apriorische Gegenstand einer Theologie hinter dem Rücken Gottes.
    Zur Beziehung der Bekenntnislogik zur Scham: War nicht die Islamisierung des Bekenntnisses mit der Durchsetzung des Zölibats verbunden (sowie mit dem Ursprung der Eucharistie-Verehrung, der Konsolidierung der Lehre vom Fegfeuer, mit der Einführung der Ohrenbeichte, insgesamt mit der Übernahme der caesarischen Tradition in Theologie und Kirche und ihrer gesellschaftlichen Entsprechung in der devotio moderna)?
    Die Geschichte der drei Leugnungen ist die Geschichte der Verinnerlichung der Scham (und somit ein Teil der Geschichte der kirchlichen Sexualmoral).
    Die Konsistenz der Welt geht heute zu Bruch. Es gibt keinen Begriff der Welt mehr, der noch haltbar wäre ohne Reflexion des projektiven Moments in ihm (eines realprojektiven Anteils, dem auf der Erkenntnisseite der Begriff eines objektiven realsymbolischen Anteils entspricht).
    Es sind die Wasser des Thales, die am Ende als Feuer sich erweisen: Das Feuer ist das Ansich des Wassers, nicht der Luft (Typos der Beziehung der Wassertaufe zur Geisttaufe).
    Zur Genesis des Neutrum (Ursprung des Weltbegriffs): Bis zur Kritik des Anthropomorphismus reicht das Streben, die Dinge von jeder Beziehung zum Subjekt zu reinigen, einen Begriff der Objektivität zu etablieren, zu dem das Subjekt nur äußerlich, ohne jede Schuldbeziehung, sich verhalten kann. Aber das im Ursprung Hinauskomplimentierte kehrt am Ende wieder: Hinter den Dingen sind keine Geheimnisse mehr, nur das Subjekt selber, das Selbst, findet sich hinter allem wieder. Dieses Geheimnis der Philosophie hat Hegel ausgeplaudert; und die Vermutung erscheint nicht unbegründet, daß eben das es war, was die Hegelsche Philosophie hat obsolet werden lassen. Nichts ist anthropomorpher als das Absolute: der Schatten, den das Subjekt auf den Namen Gottes wirft, der zur Totalität sich aufspreizende blinde Fleck, das Subjekt, das sich nur noch überall selbst im Wege steht und gegen die einzige Erkenntnis, die diesen Namen tragen darf, ohne das Recht der Dinge zu verletzen: die Gotteserkenntnis, sich verstockt.

  • 10.03.94

    Der Raum repräsentiert die Macht der Vergangenheit über die Zukunft: so ist er Inbegriff der Vergängnis.
    Nicht der Begriff, sondern die benennende Kraft der Sprache, die sich im göttlichen Namen erfüllt, ist der Kern der Prophetie. Der Begriff, das sind die Wasser, die den Meeresboden bedecken.
    Die Fundamentalontologie Heideggers verhält sich zur Hegelschen Logik wie die agglutinierende zur flektierenden Sprache (Turm von Babel).
    Wann sind die Bücher Hiob und Daniel entstanden, und wie sind Noah, Hiob (lt. Reclams Bibel-Lexikon ist die Hiobs-Geschichte zwischen dem 5. und 3. Jh. v. Chr. entstanden) und Daniel (das Buch Daniel stammt aus der Zeit des Hasmonäeraufstandes, 167 – 164 v. Chr.) in das Buch Ezechiel (Ezechiel lebte im 7./6. Jh. v. Chr., das Ezechielbuch wurde von seinen „Schülern“ zusammengestellt und wahrscheinlich erweitert) hineingeraten?
    Hat der Name des Petrus etwas mit dem Felsen beim Daniel zu tun, von dem der Stein sich löst, der im Traum des Nebukadnezzar das Bild der Reiche zerstört?
    Wut ist säkularisierter (verdinglichter) Zorn: Hegel verwirft die Idee des göttlichen Zorns, weil der Zorn innerweltlich ebenso gegenstandslos ist wie die Barmherzigkeit, deren Außenseite er ist (der Zorn ist die Manifestation des Gerichts der göttlichen Barmherzigkeit über das gnadenlose Weltgericht). Die besondere Bedeutung der Beziehung der Wut zum Zorn gründet darin, daß sie aufs genaueste die der Materie (des Begriffs) zum Namen widerspiegelt. Adornos Bemerkung über das Verhältnis von Aufklärung und Wut (in der „Negativen Dialektik“) hat hier ihr fundamentum in re.
    Hat die Unterscheidung von Zorn und Wut mit der von Ding und Sache zu tun? Dann wäre diese Unterscheidung schon im Lateinischen vorgebildet: in der Differenz von ira und furor (im Englischen sind rage und fury nicht so eindeutig unterschieden).
    Stehen die Summenzahlen im NT wie 153 (17), 276 (23) oder 666 (36) in Zusammenhang mit der apokalyptischen Wendung „eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit“ (als Ausdruck der Summenformel: (n + n2)/2)? Und kann es sein, daß diese Formel zugleich die Beziehungen der drei Dimensionen im Raum beschreibt (und den Schlüssel zum Verständnis der Hegelschen Logik in sich enthält: zum Verständnis der Beziehung von Einzelnem, Allgemeinen und Besonderen)?

  • 23.02.94

    Der moderne Existenzbegriff (wie auch die ontologische Mode) schneidet mit der logischen auch die Reflexion auf gesellschaftliche Vermittlung ab, in der sich das Zweideutige der logischen enthüllt: Gesellschaftliche Reflexion ist Schuldreflexion, die sowohl, wenn sie aus Exkulpationsgründen projektiv betrieben wird, der Selbstentlastung dienen, als auch, wenn sie die Schuldreflexion mit einschließt, auf Veränderung, Versöhnung abzielen kann. Fehler der logischen Reflexion ist es, daß sie diese Zweideutigkeit neutralisiert, beide Momente glaubt zusammenschließen zu können: Darin gründet die Idee des Absoluten, der Mythos der Logik. Ist die Logik das „zweischneidige Schwert“ (Ps 1496, Spr 54, Hebr 412, Offb 116, 212).
    Der Existenzbegriff bei Kierkegaard ist nur ein schiefer Ausdruck für das, was Emanuel Levinas die Asymmetrie in der Beziehung des Ich zum Andern (zum Du) genannt hat.
    Der Objektbegriff wird aus drei Quellen gespeist:
    – aus der naturwissenschaftlich-technischen Vergegenständlichung der Dinge in Raum und Zeit (hic et nunc),
    – aus dem unter den Bedingungen des Privateigentums, der Geldwirtschaft, des Tauschprinzips entspringenden Warencharakter der Dinge und
    – aus der Bekenntnistheologie und ihrer opfertheologischen Zuspitzung zur Eucharistieverehrung.
    Auch für den Objektbegriff gilt wie für die Eucharistie: Praestet fides supplementum, sensuum defectui (Thomas von Aquin: Pange, lingua, gloriosi). Ist das nicht ein Hinweis auf die Stellung der Sakramente zur Objektivität insgesamt:
    – Die Taufe und das Wasser (das Wasser im Schöpfungsbericht, die Sintflut, Thales),
    – die Buße, die Exkulpation und das Binden durch Lösen,
    – die Eucharistie, das Opfer und das Ding (Trennung von Ding und Sache),
    – die Firmung und das Selbst (Glaube, Bekenntnis und Autonomie),
    – die Priesterweihe und die Instrumentalisierung der Versöhnung (Religion und Herrschaft),
    – die Ehe, das Patriarchat, das Inzestverbot, der Staat und das Privateigentum,
    – die letzte Ölung, der Messias und die sieben unreinen Geister (die Salbung Jesu durch die „große Sünderin“, Maria Magdalena, die Frauen beim Grabe und die erste Zeugin der Auferstehung)?
    Ist die kirchliche Sakramentenlehre Produkt einer Umkehrung der Astrologie (Produkt der Verinnerlichung des Opfers und der Etablierung des Herrendenkens)? Wie hängen die Sakramente (von der Taufe über die Buße, die Eucharistie, die Firmung, die Priesterweihe und Ehe bis zur letzten Ölung) mit den Symbolen und Bedeutungen der Planeten (Sonne, Mond, Merkur, Mars, Jupiter, Venus und Saturn) zusammen?
    Wer das Rätsel der Hegelschen Philosophie löst, löst den Knoten, den Alexander nur durchschlagen hat (während Hegel ihn erneut geschürzt hat).
    Ist nicht das Procedenti ab utroque (im Pange, lingua) der konkrete Einspruch gegen das ne-utrum, das Hegel in der Idee des Absoluten restituiert und vollendet hat? – Wenn das Ding die Ursprungsgestalt des Absoluten (der absoluten Neutralisierung) ist, dann ist der Heilige Geist (das verteidigende Denken) der konkrete Einspruch gegen die Verdinglichung (das richtende Denken).

  • 21.02.94

    Kontrafaktische Urteile sind seit je Mittel der nationalistischen Geschichtsschreibung gewesen. Daher die Neigung zur Paranoia, deren Opfer dann die Linken, die Juden, die Verräter (von Judas bis zur Dolchstoßlegende) waren.
    Nach Hegel (vgl. Enz., Anm. zu ? 143) gehören kontrafaktische Urteile zum Scharfsinn des leeren Verstandes.
    Unterm Bann des Inertialsystems gibt es zum Nationalismus keine Alternative.
    Offene Wunde Vergangenheit, das kreisende Flammenschwert oder die Trennung des Planetensystems vom Tierkreis (die Benennung der Tiere und der Schrecken der Tiere).
    Der Tempel war nicht das Haus Gottes, sondern das Haus seines Namens. Gott selber: Der Himmel ist sein Thron und die Erde der Schemel seiner Füße. Hat Kopernikus Gott entthront?
    Das Wort vom Binden und Lösen: Bezieht es sich nicht auf den Staat und den Begründungszusammenhang von Staat und Astronomie (und Bekenntnistheologie)? Und sind die „ehernen Gesetze“ der Astronomie nicht die Kehrseite der Wasser oberhalb des Firmaments (der Wasser, aus denen die Philosophie mit Thales aufgetaucht ist, und die seitdem als Staat die Erde wie den Meeresboden bedecken)? Gehört dazu nicht das Wort: Ich bin gekommen, Feuer vom Himmel zu bringen, und ich wollte, es brennte schon (Grund und Gegenstand einer Theorie des Feuers)?
    Wer sind die Noah, Daniel und Hiob bei Ezechiel (wann sind die Bücher Daniel und Hiob entstanden)?

  • 19.01.94

    Gilt der Name Israel nur im internen Gebrauch, oder gibt es einen Fall, in dem es von außen so genannt wird (Ex 19)? Wie verhalten sich die Hebräer zu Kanaan: sind nicht beides soziologische Bezeichnungen (ähnlich der Name Ägyptens, Mizrajim, und der des Pharao)? Wie steht es überhaupt mit dem biblischen Gebrauch des Namens Kanaan (mit der Sprache Kanaans und dem Land Kanaan): Hieß das Land und hießen die Völker so nur im Munde der Israeliten? War die Sprache Kanaans nicht die hebräische? Und ist es nicht ein Stück besonderer Infamie, wenn die Juden im christlichen Exil in die Rolle der Kanaanäer (der Händler) hineingepreßt und dann Hebräer genannt worden sind?
    Das Objekt ist das der Sprache entfremdete, zur Sprache äußerliche Ding: logisches Zentrum des Nominalismus, dessen historische Anwendung unvermeidbar rassistisch ist. Dabei ist selbst der Name der Deutschen ein sprechender Name (nur daß die Deutschen selber ihn nicht mehr verstehen: wie würden sie es sonst mit sich selbst und mit diesem Namen aushalten?).
    Hat der real existierende Sozialismus nicht genau das blockiert, was notwendig gewesen wäre: die Nutzung der Marxschen Theorie zur theoretischen Durchdringung der Gegenwart? Das Problem ist paradigmatisch bezeichnet in dem Streit zwischen Lukacs und Adorno, dem gegenseitigen Vorwurf: „Hotel Abgrund“ und „erpreßte Versöhnung“.
    Zur Realsymbolik des Falles Galilei: Ist nicht die Bibel das Fernrohr, durch das man den Mond am besten sieht, nur daß wir die Handhabung dieses Erkenntnisinstruments verlernt haben?
    (Ist die Bibel der Bogen in den Wolken, das Zeichen, daß es eine Sintflut nicht noch einmal geben wird? Ist der Staat der säkularisierte Himmel: die Feste zwischen den Wassern?)
    Die Ontologie und die Anbetung der Mathematik (die zivilisatorische Selbstanbetung des Subjekts). Liegt der Grundfehler (bei Thales und bei Einstein) in der Orthogonalität (der automatischen Beziehung der intentio recta auf die zu ihr orthogonalen Richtungen: Grund der Reflexion)?

  • 01.01.94

    Das Schöne ist die Ergänzung und das Korrelat des Objekts der transzendentalen Ästhetik, als Gegensatz (durch Umkehr im System) daran gebunden. Die Idee des Schönen begründet (durch die Geschichte des Mythos und der Kunst hindurch) den Weltbegriff, verleiht ihm gegenständliche Bedeutung. Das Schöne, der Schein und die Erscheinung gehören zusammen: Ist das Schöne die säkularisierte, ins System eingebundene Umkehr (und das Häßliche das Objekt des Hasses der Welt)?
    Das Absolute ist der gerichtete Richter („Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“): der Kelch, von dem Jesus wünschte, er möge an ihm vorübergehen?
    War nicht die erste Gestalt des Absoluten der „absolute Raum“ Newtons: telos des Höllensturzes (vgl. Hegels „absolute Mechanik“, den Barock und den Absolutismus)? Gibt es eine Beziehung des Begriffs des Absoluten (als eines Organismus, in dem kein Glied nicht trunken ist) zu den apokalyptischen Tieren, und in welcher Beziehung steht es zu Meer und Land (vgl. das Tier aus dem Meer und das Tier vom Lande sowie den „starken Engel“, der „seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken aber auf das Land“ setzte (Offb 10)? Bezeichnet das Meer die ungewisse Zukunft, das Land die feste Vergangenheit (das Objekt des Wissens), und stehen Meer und Land in Beziehung zum zeitlichen Signum des Tieres, „das war, nicht ist, aber wieder sein wird“?
    Ist die Philosophie das Tier aus dem Meere (Thales: Alles ist Wasser) und die Physik (das Paradigma der Wissenschaft) das Tier vom Lande? Welche Bedeutung hat das „gläserne Meer“ in der Johannes-Apokalypse?
    Worin liegt der Unterschied zwischen Synagoge und Kirche (ekklesia tou theou, kehal JHWH, Versammlung des Herrn) im NT, und weshalb hat die Kirche (als sancta catholica et apostolica ecclesia) diesen Namen übernommen?
    Der Heros ist stumm, aber er begründet mit der neuen Ordnung des Rechts eine neue Welt (oder überhaupt die Welt: das Prinzip ihrer Einheit), und deshalb wird er unter die Sterne versetzt.
    „So wahr ich lebe, spricht Gott der Herr, weil meine Schafe zum Raube und allem Getier des Feldes zum Frasse geworden sind, da sie keinen Hirten hatten, und weil meine Hirten nicht nach meinen Schafen fragten und sie nur sich selbst und nicht meine Schafe weideten, darum höret, ihr Hirten, das Wort des Herrn!“ (Ez 348f, vgl. auch 341ff) Wer sind die Hirten und wer die Schafe, wenn die Personalisierung nicht mehr möglich ist („Wir sind das Volk“)? Heute sind Hirten und Schafe nicht mehr zu trennen, und ist nur der „gute Hirt“ kein verlorenes Schaf mehr. Hat das etwas mit dem Namen des Lammes zu tun?

  • 13.12.93

    Natur als „Inbegriff gegebener Gegenstände“. (Kritik der reinen Vernunft, S. 635) Diese Erläuterung ist der Definition, die Kant an anderer Stelle gibt, äquivalent, wo er Natur als das „dynamische Ganze der Erscheinungen“ bezeichnet. In der durch die Urteilsform verhexten Welt bezeichnet die Natur alle Gegenstände von Urteilen, die Welt alle Urteile über Gegenstände. Der Weltbegriff entzieht den Naturbegriff, und mit ihm den Gegenstandsbegriff, der kritischen Reflexion.
    Ethik als prima philosophia: Wenn Kant die Metaphysik der Natur von der Metaphysik der Sitten dadurch abgrenzt, daß er die eine als das Reich des Seins vom andern als dem Reich des Sollens trennt, dann vergißt er, daß das Sein in diesem Kontext als Nichtsein des Gesollten sich bestimmen läßt: Beide stehen nicht beziehungslos nebeneinander, beide sind (durch eine Grenze, die Rosenzweig erstmals als Grenze des Todes begriffen hat) auf einander bezogen, und die Reflexion dieser Beziehung wäre die zentrale Aufgabe der Philsophie (der „Stern der Erlösung“ ist ein philosophisches Buch). Wer das Sollen nur als Sollen bestimmt, neutralisiert und liquidiert es (wie Hegel es in der ungeheuren Konsequenz seiner Logik getan hat).
    Das Sein wird zum undurchdringlichen Sein erst durch seine Beziehung zur benennenden Kraft der Sprache: Indem es sie auf verdinglichte Objekte bezieht, neutralisiert es die Sprache zum Begriff, die dann verfügbar, instrumentalisierbar wird. Nur durch die Kritik des Begriffs, durch die Kritik des Weltbegriffs hindurch, ist es in das Licht der Erlösung zu rücken.
    Daß das Nichts etwas Reales, Bestimmtes ist, läßt sich (wie bei Rosenzweig) anhand der Todesfurcht bestimmen, aber auch
    – durch eine genauere Analyse der Vorstellung des Zeitkontinuums (seiner Bedeutung für die Konstruktion des Inertialsystems und die Begründung des naturwissenschaftliche Erkenntnisprozesses) und
    – anhand einer Untersuchung der Geschichte der Banken im Hinblick auf die Geschichte der Armut, der Ausbeutung und Unterdrückung in der Welt (Geldwäsche wäre eine Definition der Bankentätigkeit insgesamt; diese Leistungen der Banken sind vergleichbar denen der Schlachthäuser, der Kliniken, der industriellen Produktionsstätten und der Irrenanstalten: sie rücken die Grundlagen und Folgen unserer privatisierten Existenz aus dem Blickfeld).
    Pecunia non olet? Müßten Vegetarier nicht auch das Geld verweigern? Und hat der Hostienkult im Mittelalter nicht ebenso wie mit der Etablierung des Objektbegriffs etwas mit der neuen Entwicklung der Geldwirtschaft (und mit den gleichzeitigen Änderungen im Fleischverzehr, sowohl hinsichtlich der Mengen des Fleischverzehrs als auch der dazugehörigen Essenssitten: der Erfindung von Messer und Gabel) zu tun?
    Zur Rehabilitierung des Wunders: Humanität beginnt dort, wo man nicht mehr sich darauf beschränkt, nur das Mögliche zu denken, sondern den Schritt vollzieht, auch das Unmögliche zu denken.
    Die Antwort Jesu an Johannes („Die Blinden werden sehend, …“: Beschreibt sie nicht aufs genaueste den Umkreis der Erfüllung des Wortes, die Franz Rosenzweig als den Ort des Wunders bezeichnet und in den Kontext der Umkehr gerückt hat?
    Durch das Gravitationsgesetz hat Newton den Kosmos in eine imaginäre Maschine verwandelt, die nicht zufällig das Bild vom Uhrwerk nach sich gezogen hat. Gehört die Erfindung mechanischer Uhren (die dann an Kirchtürme und in die Dome verbracht wurden) zur Vorgeschichte des Inertialsystems?
    Eines der zentralen Momente der prophetischen Utopie ist das Bild vom Tierfrieden. Aber das ist nicht mehr zu verstehen ohne die Weltkritik der Apokalyptik.
    Hängt halacha mit lechem und haggada mit gadol zusammen? Und sind sie somit nicht auch Verkörperungen der Beziehung von Gericht und Barmherzigkeit? Und ist nicht mit der Übernahme der Sünde der Welt die Gerechtigkeit in der Barmherzigkeit: das Gesetz in der Gnade aufgehoben? Weshalb Jesus zur Rechten des Vaters sitzt, von dannen er kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten.
    Die jüdische Vergangenheit und das Gesetz ist im Christentum nicht überwunden, sondern aufgehoben, aber als Utopie aufgehoben, nicht als Realität (gegen die Kirche): Aufgehoben in der Idee des Parakleten. Johannes hat nur die Umkehr gepredigt, Jesus die Frucht der Umkehr: den Parakleten, den Geist.
    Wer Jenseits des Todes mit Nach dem Tod verwechselt, schneidet die Erlösung an der Wurzel ab, befördert die Finsternis über dem Abgrund. Das Verhältnis Jesu zum Täufer ist geweissagt in dem Satz vom Geist Gottes über den Wassern.
    Die Lösung der sieben Siegel ist die Lösung des Rätsels des Sechstage-Werks.
    Dem Menschensohn ist Herr des Sabbats: D.h. er ist der Herr des Sechstage-Werks und des Exodus.
    Wodurch unterscheidet sich das Himmelreich vom Gottesreich, und weshalb unterscheiden deutsche Übersetzungen in der Regel auch sprachlich zwischen Himmelreich und Reich Gottes (während im Griechischen beide Namen gleich, durch die reine Genitivkonstruktion, nicht durch ein zusammengesetztes Wort, gebildet werden: basileia tou ouranou und basileia tou theou). Geschichtsphilosophie der Wortbildungen:
    – im Hebräischen scheinen Wortzusammenfassungen in erster Linie Namensbedeutung zu haben (Jehoschua, haschamajim),
    – im Griechischen und Lateinischen bezeichnen sie Tätigkeiten (pantokrator, pontifex),
    – im Deutschen (ohne Parallele in anderen Sprachen?) Eigentums-und Herrschaftsbeziehungen (Hausbesitzer); entspringen diese Konstrukte nicht in Genitivbildungen, und partizipieren sie nicht an der Zweideutigkeit des Genitivs (g. subjectivus und objectivus)? – Vgl. die Bemerkung Walter Benjamins hierzu im „Ursprung des deutschen Trauerspiels“.
    Haben die Wortzusammensetzungen im Indogermanischen etwas mit der selbstreferentiellen Struktur dieser Sprachen, mit der noesis noeseos, mit ihrer Beziehung zum Herrendeknen und mit der Bildung des Neutrum (und dem Ursprung des Begriffs) zu tun? Steckt nicht in der Beziehung der indogermanischen Substantivbildung zur hebräischen Namensbildung ein Hinweis auf die geschichtsphilosophische und metaphysische Relevanz des Problems?
    Steckt in Mirjam das jam (Meer)? Und hat jam (Meer) etwas mit majim (Wasser) zu tun: Gibt es im Hebräischen Umkehrbildungen: jam und majim, bara und arab, negev und begin?
    Ist die Wüste die Umkehr der Schöpfung, und die ägyptische Magd die Umkehrung des hebräischen Sklaven?
    Sind Vor- und Zuname (auch die Bildung „Jesus Christus“) Abkömmlinge und Denkmale der Trennung von Natur und Welt, Objekt und Begriff: Produkte der Urteilsform?
    Zwischen den Feigenblättern (zu deren Bedeutung Johannes Scotus Eriugena wichtiges gesagt hat) und den Röcken aus Fell, mit denen Gott Adam und Eva bekleidete, liegen die Verfluchungen der Schlange, Evas und Adams. Aber erst nach dieser Bekleidung mit Fellen erfolgt die Vertreibung aus dem Paradies. (Gen 37.21f) Haben diese „Felle“ etwas mit dem Ursprung des Weltbegriffs zu tun (sind die Felle der Tiere nicht Verkörperungen der Scham, Ausdruck ihrer Beziehung zu ihrer Welt, der Mimesis an die „Außenwelt“: des Bannes, unter dem alle Tiere stehen)? Drückt in diesen Fellen (ebenso wie nach Johannes Eriugena in den Feigenblättern) etwas Sprachliches sich aus; bezieht sich das Fell nicht auch wie der Fluch auf die Beziehungen der Geschlechts-Differenzierung der Substantive, insbesondere auf den Ursprung und die Bedeutung des Neutrum (der Schlange)?

  • 03.12.93

    Die Offenbarung verhält sich zur Philosophie wie das Licht zur Physik (zu den Naturwissenschaften).
    Ist nicht das Verhältnis der Religion zum Reich Gottes eher nach dem Paradigma der dritten Leugnung als nach dem von Götzendienst und Prophetie zu bestimmen?
    Der Name Jesu ist der Name des Gottesreichs (und der Name des Tieres der Name dieser Welt: der Name eines Menschen).
    Joh 1916: Bezieht sich das „sie“ (Pilatus lieferte Jesus an sie aus …) hier auf die Juden? Aber 1923 sind es dann doch „die Soldaten“.
    Die Griechen, die nach Joh 1220 nach Jerusalem hinaufzogen, um am Fest teilzunehmen, wenden sich an Philippus (aus Bethsaida in Galiläe), und Philippus geht und sagt es dem Andreas. Es sind die beiden Jünger mit griechischem Namen, an die sich die Griechen wenden.
    Wenn Leonhard Ragaz das ho airon in Joh 129 gelegentlich auch mit „wegnehmen“ übersetzt, ist das dann nicht nur eine Unsicherheit, auch ein Stück unverkennbarer Naivität, die heute, 50 Jahre nach der Katatstrophe, nicht mehr erlaubt ist?
    Bei Jesus steht das „den Kelch trinken“ in einer verborgenen Beziehung zur Klugheit der Schlangen, die nur dann nicht zur Trunkenheit führt, wenn sie die Arglosigkeit der Tauben mit einschließt. Den Kelch bis zur Neige trinken: bis in den Kern der Trunkenheit hinein, aber in voller Nüchternheit: ohne ihr zu verfallen. Darin steckt das Konzept der christlichen Beziehung zur Geschichte der Säkularisation, zum Weltbegriff.
    Zum Trinken des Kelchs gehört das „Seid nüchtern und wachsam“; aber die Apostel in Getsemane konnten nicht eine Stunde mit ihm wachen. (Gibt es nicht eine Besessenheit, die nur durch Wachen und Beten zu beherrschen ist?)
    Wie wäre es mit der Idee einer Sozialgeschichte der Sprache: Zum Rosenzweigschen Hinweis, daß das Äquivalent der Technik in der alten Welt die Rhetorik gewesen sei, wäre ergänzend an die Grammatik zu erinnern. Tragen die Grammatiken der klassischen Sprachen des Altertums (Hebräisch, Griechisch, Latein) nicht alle die Züge eines technischen Konstrukts? Und steht das technologische Element in diesen Sprachen nicht im Zusammenhang mit dem Ursprung und der Entfaltung des Staats, der Konstituierung des Weltbegriffs, der Geschichte der politischen Organisation der Ökonomie? Rückt damit nicht das Problem der Grammatik in den Vordergrund, zusammen mit dem Problem des Ursprungs der Schrift und des Geldes? Genügt nicht nur die Buchstabenschrift dem Erfordernis der Anwendung auf verschiedene Sprachen (den Erfordernissen des beginnenden Handels – der Entfaltung des Tauschprinzips, der aus Verhältnissen der Schuldknechtschaft und aus der Geschichte des Opfers sich entwickelt hat)?
    Wie hängen Ich und dich zusammen (sie unterscheiden sich nur durch das deiktische d-, machen aber damit das Subjekt zum Objekt in seiner allgemeinen Form: als Akkusativ)? Gründet das Ich nicht im Ach?
    Wie die Lateiner Römer (und diese Nachfahren der Trojaner) und die Griechen Hellenen waren (die „Griechen“ in Joh 1220 sind Hellenen), so waren die Hebräer Israeliten (die von Aramäern, d.h. Syrern abstammen): Die Namen der Sprachen differieren von den Namen der Völker, die keine Ursprungsnamen sind. Warum nennen wir Mizrajim Ägypten?
    Sind die Sterne des Himmels der Sand am Meer der oberen Wasser?
    Die Tage des Schöpfungsberichts sind keine Kalendertage, sondern Tage in einer Welt, die sich auf das Heute bezieht (wie das Licht auf das Leben und das Angesicht). Dazu gehört die Nacht, die auf das Krähen des Hahnes wartet.
    Sind nicht die Dornen und Disteln die Erben des Baumes der Erkenntnis?
    Gibt es überhaupt die Mathematik; ist nicht die Mathematik in sich selbst gespalten? Arithmetik und Geometrie lassen sich nicht restlos in einander überführen und gleichnamig machen. Wäre nicht dieser Bruch zu reflektieren, der mitten durch die Mathematik geht (der Bruch zwischen dem Kontinuum und dem Diskreten: Begriff und Objekt, Modell der Subsumtion)? Ist die Mathematik das tohu wa bohu?
    Das Ich denke begleitet in der Tat nur unsere Vorstellungen, nicht die benennende Kraft der Sprache, in der sich vielmehr „unsere Vorstellungen“ auflösen (deshalb zerstört das Zuschauen die Sprache).
    Die Vergegenständlichung Gottes, m.a.W. die Religion, ist die Sünde der Welt. Im Angesicht Gottes verbrennt die Welt, eröffnet sich die Vergangenheit wie im Jüngsten Gericht.
    Welche Prophetinnen gibt es: Mirjam, Debora, Hulda, dann die Prophetin Anna und die vier Töchter des Philippus? Wie ist es mit der Frau, die Jesus gesalbt hat, und mit Maria aus Magdala?
    Ist nicht die Abtreibungsdebatte eine Stellvertreter-Debatte zum Zwecke der Verdrängung und Ablenkung: der Versuch, den messianischen Wehen zu entgehen?
    Der Säkularisatonsprozeß hat nicht nur Herrschaft entzaubert, sondern den Zauber, die Religion, der Herrschaftskritik unterworfen. Die Säkularisation aller theologischen Gehalte bedeutet nicht ihre Preisgabe, nicht ihre Leugnung, sondern umgekehrt ihre Befreiung aus ihrer falschen Verschmelzung mit der Symbolik und Metaphorik der Herrschaft, aus ihrer herrschaftsgeschichtlichen Symbiose.
    Beschreiben nicht die beiden Verbote gegen das Essen von Götzenopferfleisch und gegen Hurerei aufs genaueste den Charakter des Kapitalismus?
    Ragaz, 4, S. 421: Hier erscheint ein merkwürdig paranoisches Element (die offene Seite seiner Schutzlosigkeit), wenn er vom „Heer der Bazillen“ spricht.

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