Wasser

  • 01.12.93

    „Nimm dein Bett und wandle“: Wäre nicht eine Vergebung der Sünden, die dann von der Lähmung befreit, erst wirklich eine?
    Merkwürdig wie in 1 Kor 1539ff die Differenzierung des Fleisches (der Menschen, der vierfüßigen Tiere, der Vögel, der Fische) auf die Differenzierung des „Glanzes“ (der „Herrlichkeit“? – die doxa der „irdischen Leiber“ auf die der „himmlischen“: der Sonne, des Mondes, der Sterne und der Sterne untereinander) bezogen wird. Ist das Fleisch die doxa (der Glanz, die Herrlichkeit) der irdischen Leiber (und die doxa das Fleisch der „himmlischen“)?
    Ist die doxa (kabod) nicht das Element des Namens? Sind nicht beide Übersetzungen: Herrlichkeit und Glanz, falsch? Der Glanz empfängt sein Licht von außen (spiegelt es bloß auf besondere Weise), die Herrlichkeit dagegen von innen, aber aus einem Innen, in dessen Kern der „Herr“ steckt?
    2 Thess 21-12: Diese ungeheuerliche Stelle über den den Antichrist (den „Menschen der Gesetzlosigkeit“, der dem „Abfall“ folgt).
    Im Kern des Säkularisationsprozesses steckt ein blinder Fleck, der sich heute über alles ausbreitet.
    Hat nicht der über den Wassern brütende Geist auch etwas mit den Fischern, aus denen Jesus seine Jünger nimmt, zu tun? Und ist nicht die Philosophie (und das Recht) ein Teil des Werks des dritten Tages: der Scheidung des Trockenen vom Wasser (des „Landes“ vom „Meer“)?
    Ist die „Feste“, die die oberen von den unteres Wassern scheidet, der Grund des Staates, der Staat somit ein Werk des zweiten Tages? Warum wird diese Feste „Himmel“ genannt?

  • 30.11.93

    Der Ursprung des Objektbegriffs verdankt sich der theologischen Verdrängung des Kreuzestodes. Hierzu der Hinweis von Leonhard Ragaz, Bd. 4, S. 23: Die Eucharistie als Mahl des „heiligen Egoismus“. War nicht die eucharistische Frömmigkeit (zusammen mit dem antisemitischen Bild der „Hostienschändung“) ein Beleg der Gewalt, die nötig war, um den Objektbegriff in den Köpfen zu verankern?
    Gibt es außerbiblische Belege für den Namen des Pharao?
    Ist Adornos „Erpreßte Versöhnung“ die Antwort auf Lukacs‘ „Hotel Abgrund“?
    Gehören nicht die Posaunen von Jericho und Jeremias‘ „Betet für das Wohl der Stadt“ zusammen? Und drückt sich in den Posaunen von Jericho nicht etwas von der Beziehung der Musik zur Prophetie aus?
    Gibt es im Hebräischen (wie im Deutschen) auch eine sprachliche Beziehung zwischen den Hörnern des Drachens (des Tieres) und dem Schofarhorn (und den Posaunen vor Jericho)? Vgl. auch den „gehörnten Moses“ und den bemerkenswerten Tatbestand, daß alle Opfertiere (mit Ausnahme der Taube) gehörnte Tiere waren.
    Hat der Geist über den Wassern etwas mit den Wolken des Himmels zu tun?
    Es blitzt und donnert, und es regnet, aber JHWH brüllt (Jer 2530, Joel 4(3)16, Am 12): Das Problem des Neutrum und des „es gibt“.
    Ist nicht das Sein das reine Es (das nichtige Substrat des „Geschehens“, Produkt der Ontologisierung)?
    Zum Bilderverbot: Hängt der Ursprung des Neutrum (und die „in-dogermanische“ Grammatik) mit der Geschichte des Opfers und dem Bilderdienst (den Statuen) zusammen?
    – „Selig bis du, Simon, Barjona; denn nicht Fleisch und Blut hat dir das offenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist.“ (Mt 1617, zum Zeichen des Jona sh. 164)
    – „… daß Fleisch und Blut das Reich Gottes nich ererben kann“ (1 Kor 1550),
    – „… ging ich nicht mit Fleisch und Blut zu Rate“ (Gal 116),
    – „Denn unser Ringkampf geht nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Gewalten, wider die Mächte, wider die Beherrscher dieser Welt der Finsternis, wider die Geisterwesen der Bosheit in den himmlischen Regionen.“ (Eph 613)
    Haben diese Stellen etwas mit der Eucharistie zu tun?
    Das Kirchenproblem spitzt sich heute in einer Weise zu, die nach der Geschichte von den drei Leugnungen geradezu schreit.
    Joh 2115ff:
    – Liebst du mich mehr als diese – agapas me pleon touton
    – Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe – kyrie, su oidas hoti philo se
    – Weide meine Lämmer – boske ta arnia mou,
    – Liebst du mich – agapas me
    – Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe – kyrie, su oidas hoti philo se
    – Hüte meine Schafe – poimaine ta probata mou,
    – Hast du mich lieb – phileis me
    – Herr, du weißt alles, du siehst auch, daß ich dich liebhabe – kyrie, panta su oidas, su ginoskeis hoti philo se
    – Weide meine Schafe – boske ta probata mou.
    Merkwürdiger Wechsel von
    – lieben und liebhaben: agapas und phileis, während Petrus beim philo bleibt,
    – weiden und hüten: boske und poimaine,
    – Lämmer und Schafe: arnia und probata.
    Beachte auch den Unterschied zwischen arnion und amnos (amnos tou theou, 129).

  • 27.11.93

    Wirtschaftsstandort Deutschland: Appell an die nationale Selbsterhaltung als imperialistische Kampfparole.
    Ist nicht jede Ökonomie (aufgrund der Währungs- und der Rechtshoheit des Staates und ihrer Verflechtung mit der Infrastruktur des Landes und den gesellschaftlichen Institutionen) National-Ökonomie; und bedarf es nicht deshalb endlich einer Geschichte der Banken (die auch Kopernikus und Newton, deren nationale Geldtheorien zu den Grundlagen ihrer Astronomie gehört, enthalten sollte)? Gehört die Kritik des heliozentrischen Systems zur Imperialismus-Kritik?
    Gibt es nicht eine Korrespondenz zwischen den Unterdrückten und Beleidigten, den Ausgebeuteten und Erniedrigten (den Armen und den Fremden) und der verdrängten Vergangenheit? Repräsentieren nicht die Herren (die „Sadduzäer“) die unversöhnte Vergangenheit (den Unterdrückungs- und Verdrängungsapparat als Verkörperung der Macht der Vergangenheit und die Leugnung der Auferstehung)?
    Das tode ti, das hic et nunc (bei Hegel Kern der Begründung des Objektbegriffs, dessen Subjektivität Grundlage der transzendentalen wie auch der Hegelschen Logik ist): Ist das nicht in der Tat der Umkehrpunkt, der Knoten, der zu lösen ist? Das wahre tode ti ist die Aktualität der Prophetie: die aktuelle Realität des Hungers, der Folter, der Unterdrückung, des Krieges (der Armen und der Fremden).
    Die Trennung der oberen von den unteren Wassern und dann des Flüssigen vom Festen (das Werk des zweiten Tages): Hat das nicht mit der Trennung von Zukunft und Vergangenheit zu tun (und mit der Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit: der Begründung des Wissens)? Und hängt das Wunder von Kana nicht mit der Sintflut und Noe zusammen (sind Wasser, Wein und Blut drei Dimensionen des Zukünftigen; Zusammenhang mit der Erde, der Blöße und dem Fleisch)?
    Der Urknall oder die Sprache als schwarzes Loch: Gehört nicht zur deutschen Staatsmetaphysik ebenso wie der Staatsanwalt auch der Volkstrauertag (das „Heldengedenken“): wie das Opfer zum Götzendienst? Der Staat als Moloch, der seine Opfer frißt. Der Volkstrauertag als Versuch der Sinngebung des Sinnlosen benötigt den Nationalismus als sinngebende Instanz: Ursprung der hohlen Sprache, Kern der Zerstörung ihrer benennenden Kraft.
    Die Schrift (die Bibel) ist ein multidimensionaler, von allen Seiten durchsichtiger Körper; hat sie nicht siebzig Dimensionen?
    Zum Anfang der Genesis:
    – Sie enthält die vier Elemente (Erde Himmel Geist);
    – ist der Geist über den Wassern eine Emanation des Feuers?
    Dann wäre:
    – die Erde wüst und leer,
    – Finsternis über dem Abgrund, und dann
    – der Geist Gottes über den Wassern: die erste Tätigkeit der Himmel (des Feuers).
    Zur Dynamik dieser Geschichte gehört es, daß der gleiche Himmel dann verwandt wird zur Benennung der Feste, die die oberen von den unteren Wassern scheidet.
    Ist es nicht ein großartiger Gedanke, daß die Jotam-Fabel die Idee des Königtums an die Bäume (und nicht an die Tiere) bindet: an den Dornstrauch?
    Die Summenzahlen im Neuen Testament haben die Basis 17 (153, Joh 2111), 23 (276, Apg 2737) und 36 (666, Offb 1318):
    – 17 ist die Summe aller Zahlen von 1 bis 5, plus 2;
    – 23 die Summe der Zahlen von 1 bis 6, plus 2;
    – 36 die reine Summe von 1 bis 8.
    Woher stammt die Geschichte vom Schachbrett und den Reiskörnern?
    Gibt es außer der Zahl „etwa 84“ (7 x 12, Alter der Prophetin Anna, Lk 237) noch andere, die keine Summenzahlen sind?
    Bezieht sich die Wendung: eine Zeit, zwei Zeiten und eine halbe Zeit (Dan und Offb), auf die Formel der Summenbildung: (n + n2)/2 ?

  • 13.11.93

    Wie kann eine Rechsthistorikerin wie Marie Theres Fögen die vor allem rechtsbegründende Funktion der Diskriminierung divinatorischer Praktiken übersehen: Hat das Verbot der exkulpatorischen Institutionen wie Magie, Astrologie, Augurenwesen u.ä. nicht in erster Linie die Funktion, die, wie dann auch immer eingeschränkte, Rechtsfähigkeit des Subjekts, die Zurechenbarkeit seiner Taten sicherzustellen: die Menschen zu Objekten des Rechts, das Subjekt zur Person zu machen? Die Kritik des fatum und die Begründung der Willensfreiheit dienen dem gleichen Ziel.
    Durch den Caesarismus ist das Recht zu einer innerweltlichen Institution geworden; diesen Schritt hat der Islam nicht mit vollzogen: für ihn blieb das Recht ein göttlich gesetztes Recht; deshalb blieb er dem Schicksal, das er mit dem Willen Gottes verwechselte, verhaftet. Aber auch im Christentum ist die prophetische Herrschaftskritik nie wirklich rezipiert, sind die Herrenfurcht und die Gottesfurcht nie deutlich geschieden worden.
    Hat die Natur (und die für ihren Begriff konstitutive Leugnung der Auferstehung) etwas mit dem apokalyptischen Tier aus dem Wasser (Off 131; vgl. hierzu auch das „Alles ist Wasser“ des Thales) und die Welt (und mit ihr die Leugnung der Schöpfung: der Caesarismus) mit dem Tier aus der Erde (1311) zu tun? Die Zahl dieses Tieres, zu deren Berechnung es Weisheit und Verstand bedarf, ist die „Zahl eines Menschen“ (1318).
    Ist nicht die Welt eigentlich die Welt des Tieres (das Korrelat der Gattung)? Wenn ich einen Hund als Hund erkenne, dann nicht aufgrund äußerer Merkmale (ein Bernhardiner gleicht eher einem Kalb als einem Zwergpinscher), sondern allein an seiner Welt, die ich an seinem Verhalten erkenne: an seinem Charakter oder an der Form, in der er sich auf seine Welt bezieht, sie repräsentiert (an dem „Antlitz des Hundes“).
    Die Bemerkungen Cohens zum biblischen Wahrheitsbegriff (Religion der Vernunft, S. 477, die sich u.a. auf den Zusammenhang von emunah und amen beziehen) werfen auch ein neues Licht auf die großartige Stelle in 2 Kor 119, dessen Intention Johann Baptist Metz (Zur Theologie der Welt, Mainz 1968, S. 18, vgl. auch 51 und 61) leider völlig mißversteht, wenn er (zur Begründung seines nicht unproblematischen Säkularisations-Konzepts) das Ja und Amen auf die Welt (wie sie ist) anstatt, wie es eindeutig aus dem Text des Paulus-Briefs hervorgeht, auf die göttlichen Verheißungen bezieht. Die wirkliche Konsequenz aus dieser Stelle wäre, die Kritik des Weltbegriffs in die Begründung der Theologie (auch der politischen, der herrschaftskritischen Theologie) mit hereinzunehmen: endlich von der Theologie hinter dem Rücken Gottes Abschied zu nehmen.

  • 01.11.93

    Sind Brot und Wein Symbole für Nomen und Verb (sind Wein – und die Trunkenheit -, sowie Wasser und Blut gemeinsame Symbole des Verbs; und ist das Nomen nicht das abgestorbene – gemordete -und wieder auferstandene Verb)?
    Die Nomina werden bestimmt durch Kasus (die „Fälle“), Geschlecht und Numerus, die Verben durch Modus, Tempus und Person.
    Hermann Cohen (Religion der Vernunft, S. 89, vgl. auch S. 120) weist zu 4 Mos 208: „… und redete vor ihren Augen mit dem Felsen, daß er sein Wasser spendete“, darauf hin, daß Moses nach rabbinischer Tradition sich verfehlte („Gott als Geist verleugnete“), weil er auf den Felsen geschlagen hat, anstatt ihm durch das Wort das Wasser zu entlocken.
    Adam, die Schlange und der Staub: Begriff und Vorstellung der Materie repräsentieren die zurückgestaute Kraft des Namens (und den Grund der Trunkenheit). Sie gründen in der selbstreferenziellen Struktur des Systems und konstituieren das projektive Moment in jeder begrifflichen Erkenntnis (keine Projektion ohne Mordlust).
    Der Grund repräsentiert die benennende Kraft in der Erkenntnis: So hängt er mit dem Begriff der Materie, der ihn zugleich neutralisiert, zusammen.
    Die Orthogonalität begründet die Negativität (das mathematische Element: die Ununterscheidbarkeit von Positivem und Negativem, von Richtung und Gegenrichtung) im Begriff der Dimension.
    Beziehen sich die „Attribute des Seins“ (Cohen, S. 109): die Einheit, die Allmacht und die Allwissenheit, nicht auf die transzendentalen Totalitätsbegriffe: Welt, Natur und Wissen?
    Das Opfer: eine Vorform des Tauschprinzips?
    Ist der Löwe der Typos der Geldwirtschaft (und das Lamm Typos des Schuldenopfers)?
    War das Opfer der Söhne und Töchter, die „durchs Feuer geschickt“ wurden, ein Opfer an den Drachen, und hängt es zusammen mit dem Staub, zu dem Adam wird und den die Schlange frißt?
    Ist der Adressat des Erstgeburtsopfers (siehe die Exodusgeschichte) nicht der gleiche Dämon, dem der Ursprung des Staates und der Philosophie sich verdankt?
    Die Ambivalenz des Lachens rührt her von seiner Beziehung zum Schmerz. Ist nicht heute alles Lachen projektives Lachen (der verdrängte, nicht der aufgehobene Schmerz): Schadenfreude (nach dem deutschen Sprichwort die „beste Freude“) ist das Gegenteil der Freude, ein Instrument der Selbsterhaltung der Ichschwäche. Setzt sich, wer sich das Lachen der Verzweiflung verbietet, nicht dem Irrsinn aus?
    Das wirkliche Objekt des Darwinismus ist nicht die Naturgeschichte, sondern die Wirtschafts- und Geistesgeschichte.
    Die Anwendung des Schiller-/Hegelschen Satzes „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht“ auf den Darwinismus führt zu dem Resultat, daß alle Tiere verurteilt sind und nur als Verurteilte (als Gattung) überleben.
    Hat das Joch des Jeremias etwas mit dem Gordischen Knoten (und mit Alexander) zu tun?
    Ist die Beziehung des ersten Teils des Stern der Erlösung zum Mythos in der Funktion des Naturbegriffs, seiner Bedeutung für die Konstruktion des Ganzen, begründet? Und ist deshalb der „Übergang“ zur Offenbarung nur mit Hilfe des Erkenntnisgebrauchs der Umkehr, die allein das projektive Moment im Anfang tilgen kann, möglich?
    Der Naturbegriff ist das Produkt der verweigerten Umkehr. Deshalb bezeichnet er aufs genaueste die „Pforten der Hölle“.

  • 28.09.93

    Zum Ursprung des Nominalismus: Mit der Lehre vom liberum arbitrium, der die Raumvorstellung und mit ihr die drei Freiheitsgrade des Raumes als Bild der Wahlfreiheit zugrunde liegen, war die Neutralisierung der Welt (unterm Titel der „Entsühnung der Welt“) besiegelt: wurde die Sprache ihrer benennenden Kraft beraubt (und der Kreuzestod Jesu durch die Opfertheologie instrumentalisiert).
    Der Naturbegriff bezeichnet die die Erkenntnis zurückstauende Gewalt (Zusammenhang mit der Geschichte des Gewaltmonopols des Staates), der Begriff der Materie die zurückgestaute Erkenntnis selber (die zurückgestaute Kraft des Namens) und der Name der Barbaren den gesellschaftlichen Reflex, das gesellschaftliche Korrelat dieses Zusammenhangs. Natur, Materie und Barbaren: das Jenseits der Zivilisationsschwelle.
    Wenn die Materie die zurückgestaute Kraft des Namens (die mit der Begriffsbildung verdrängte benennende Kraft der Sprache) in sich birgt, hat sie dann nicht auch etwas mit dem kabod, mit der Herrlichkeit Gottes zu tun?
    Das Verhältnis von Natur und Dogma läßt sich am Prozeß der naturwissenschaftlichen Erkenntnis demonstrieren: Hier ist die Dogmatisierung der Erkenntnis ein Produkt ihrer Mathematisierung (der Grundlage ihrer Geltung: jede einmal „gewonnene“ Erkenntnis ist ist in dem Augenblick, in dem sie gewonnen wird, eine vergangene Erkenntnis, und somit frei verfügbar). Es gibt kein Dogma ohne mathematisches Sinnesimplikat: Es ist eines und das Gleiche für alle (es neutralisiert die Differenz zwischen mir und den anderen), und es erhebt den Anspruch der Orthodoxie.
    Ist die Schrift nicht deshalb und nur dann ein durchsichtiger Körper, weil sie, anstatt der indogermanischen Herrensprache sich zu überantworten, ihr ihr sprachmythisches Spiegelbild entgegenhält. Ist nicht die Schlange das sprachmythische Bild der homogenen Zeit und des Ursprungs des Neutrums zugleich (das Bild des Staates)?
    Was bedeutet der Name Joseph („er (Gott) fügt hinzu“) und worauf bezieht sich das Wort von dem Pharao, der „Joseph nicht mehr kannte“?
    Hängen nicht die Kasus mit den Himmelsrichtungen (den Richtungen des Raumes) zusammen:
    – Nominativ = Osten (im Angesicht),
    – Genitiv und Dativ = Nord und Süd (Gericht und Barmherzigkeit) und
    – Akkusativ = Westen (hinter dem Rücken)?
    Welchen Ursprung haben der Vokativ (semitisch?) und der Ablativ (lateinisch?, und wie hängt der Ablativ mit dem Instrumentalis zusammen?); wann und aus welchem Grunde wurden sie überflüssig und sind sie wieder verschwunden? War der Vokativ eine Vorstufe des Nominativ und der Ablativ eine Reflexionsform des Dativ (Indiz der Instrumentalisierung)?
    Kritik des Materialismus: Nicht auf die Identifikation mit dem Opfer (und auf den Genuß der Privilegien des Opfers), sondern auf die Befreiung der helfenden Kraft: auf parakletisches Denken kommt es an.
    Hat nicht Steffen Heitmann genau die drei Gestalten des Opfers benannt: die Fremden (die „Ausländer“), die Frauen und die Juden („Auschwitz“)? Seine Inspiration stammt aus der Bekenntnislogik (des Theologen Heitmann), die seit je das Opfer instrumentalisiert. So war das Bekenntnis seit je ein politisches Instrument: die zum bloßen „Umdenken“ instrumentalisierte Umkehr, in dem der Ruf des Täufers: Kehret um, denn das Reich Gottes ist nahe, ins Leere verhallte.
    Heitmann: Was in der DDR nicht geleistet werden durfte: die konkrete Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, soll jetzt endlich durch Verjährung aus der Welt geschafft werden (die ganze ehemalige DDR soll teilhaben an der Gnade der späten Geburt).
    Ist das Chronologie-Problem, mit seinen geologischen, entwicklungstheoretischen und historischen Konnotationen, nicht in der Tat die Verdrängung und Verwischung des mit dem Wort vom Lösen bezeichneten Problems? Und ist dies nicht die letzte Bindung Isaaks (die letzte Konvergenz von Lachen und Schrecken)?
    Ist nicht jedes Bekenntnis ein Schuldbekenntnis, und das Glaubensbekenntnis nur ein auf den Kopf gestelltes (an die Natur delegiertes) Schuldbekenntnis, Produkt einer projektiven Logik? Führt nicht das Bekenntnis in den Rechtfertigungszwang (wie die „Entsühnung“ der Welt, die dann das subjektlose Bekenntnis als Bekenntnis der Natur nach sich zieht, nur als ideologische Verdoppelung ihrer Neutralisierung sich begreifen läßt)? Ist nicht die Geschichte des Bekenntnisses (die Entfaltung ihrer Logik) die Geschichte der drei Leugnungen, und das Bekenntnis selber der Vorhang vorm Allerheiligsten, der beim Tod Jesu am Kreuze, zusammen mit der Verfinsterung der Sonne, dem Beben der Erde und der Auferweckung der Toten, zerriß: der Vorhang vorm Angesicht Gottes? Aber löst sich nicht der Bann des Bekenntnisses nur zusammen mit dem des Naturbegriffs?
    Der innere Widerspruch des Feminismus, auch der Ökologie- und der Friedensbewegung, liegt darin, daß sie einerseits die Opferrolle endlich abwerfen, auf der anderen Seite aber deren Privilegien weiterhin genießen möchten.
    Der banausische Witz zur Frage, ob man beim Beten rauchen dürfe, rührt insofern an ein Stück Wahrheit, als mit dem Rauchen das Beten endgültig verlernt wurde. Sind nicht die Gebete der Heiligen ein lieblicher Geruch für Gott, und ist nicht die Nase das Organ des göttlichen Zorns? – In die Nase wurde dem ersten Menschen der belebende Hauch des göttlichen Atems eingeblasen. Und gehört nicht zum Fluch über Adam der Nasenschweiß zur Arbeit unter den Bedingungen der Dornen und Disteln?
    Von der Taube abgesehen, waren nur gehörnte Tiere Opfertiere: Warum stellt man sich den Teufel mit Hörnern vor (während die Taube das Symbol des Heiligen Geistes ist)? Haben die Hörner etwas mit den Dornen und Disteln zu tun, und das Opfer mit der Sünde der Welt?
    Bei der Bindung Isaaks ist als Ersatz für die Opferung Isaaks der Widder eingetreten, der sich mit seinen Hörnern im Dornengestrüpp verfangen hatte. (Ist das Lamm, das stumm zur Schlachtbank geführt wird, neben der Taube das andere nicht gehörnte Opfertier?)
    Im Sündenfall gewann die Vergangenheit Macht über die Zukunft, mit ihm ist der Tod in die Welt gekommen. Drückt sich das in den Dornen und Disteln aus, im „Schweiße des Angesichts“ und in der Beschwernis der Schwangerschaft?
    Eine Naturphilosophie, die daran arbeitet, daß der Bann, der auf der Natur liegt, endlich sich löst, wäre Teil einer apokalyptischen Erkenntnistheorie. Müßte nicht eine Erkenntnis, die nach der Erkenntnis des Angesichts Gottes sich sehnt, prophetisch, apokalyptisch und messianisch in eins sein? Gibt es eine Beziehung des Prophetischen, Apokalyptischen und Messianischen zu den drei Totalitätsbegriffen Welt, Natur und Wissen?
    Hängt das Personalpronomen der 1. Pers. pl. im Deutschen, das Wir, mit dem „virum“, dem Mann, zusammen (als Selbstbegriff der kollektiven Männlichkeit: der „wereld“)? Wie sieht das im Hebräischen aus, und wie in den klassischen alten Sprachen? Vgl. auch die anderen Personalpronomen (Ich – Nichts, ego – nego; ist das Ich nicht zugleich der säkularisierte Gottesname: Ich – JH; steckt im Gottesnamen Jahu das hu = er; das Ich ist die Verneinung des Andern, das im Weltbegriff zur Totalität sich aufspreizt, – gibt es auch eine sprachliche Beziehung des Ich zum Licht?).
    Die Geschichte Israels beginnt mit Jakobs Kampf mit dem Dämon (an diesen Kampf ist der Ursprung des Namens gebunden), sie endet in der Austreibung der Dämonen, während die Philosophie in der Verinnerlichung des Dämons gründet, die mit der Verinnerlichung des Opfers und mit der Hybris zusammenfällt (Begriff der Besessenheit).
    Gibt es im Hebräischen Possessivpronomen, oder beginnt die Unterscheidung von Mein und Dein erst in den indogermanischen Sprachen?
    Sind nicht die Geschichten von der Sintflut und vom Turmbau zu Babel die Lösung der Geschichte vom Ursprung der Philosophie (vom „alles ist Wasser“ des Thales bis zur noesis noeseos des Aristoteles).
    Haben die Jahreszahlen bei den Urvätern etwas mit den Umlaufzeiten der Planeten zu tun (Henoch wurde 365 Jahre alt)? Und gibt es nicht drei Genealogien: Kain, Set (jeweils bis Lamech) und Noach (bis Abraham), hier mit der Spiegelung in den Söhnen des Noach: Sem, Ham (Kain) und Japhet (Set)?

  • 12.09.93

    Ursprung der Nerven: Im Kontext der Verinnerlichung des Opfers? Nerven bezeichnen die Stellen, an denen es schmerzt, Koinzidenzpunkte von Wahrnehmung und Schmerz (Lokalisierung der Empfindungen). Sind die Nerven nicht erst mit der Entdeckung der Elektrizität (der elektrischen Leitungen) endgültig materialisiert und objektiviert worden? Die Nerven sind ein Reflex und ein Produkt des historischen Objektivationsprozesses.
    Hat nicht das Inertialsystem die Welt in ein System von Logik und Empfindungen verwandelt, liegt hier nicht der Ursprung der Nerven? Sind die Nerven nicht der Inbegriff der Natur (des subjektlosen Subjekts) im Subjekt: Inbegriff des Verdrängten? Die Identifikation mit dem Aggressor, mit der Welt, generiert die Natur im Subjekt: ein Produkt der Geschichte der Veranderung.
    Ist nicht die Sünde der Welt die Sünde der (projektiven) Veranderung, die in der Philosophie an den Begriffen der Barbaren, der Natur und der Materie sich festmachen läßt.
    Projektion und Erkenntnis: Das Modell ihres Zusammenhangs ist der Film (der einen Projektor braucht und eine Projektionsfläche), das ihrer gesellschaftlichen Organisation und Beherrschung das Fernsehen (Kulturindustrie). Ist es eigentlich ein zufälliger Zusammenhang, daß, wenn die Eltern sich das Sehen durchs Fernsehen abnehmen lassen, die Kinder das Hören durchs Dröhnen dessen, was sie für Musik halten, verlernen?
    Liegt Schopenhauers Konzept der „Welt als Wille und Vorstellung“ nicht in der Nähe der christologischen „Sünde der Welt“?
    Ist die Simson-Geschichte nicht eine Kosmogonie mit abschließender Apokalypse?
    Merkwürdig die Astralmythen, zu denen neben der Simson-Geschichte u.a. auch die Gestalt des Henoch (der nach 365 Jahren zu Gott entrückt wurde) und die Esther-Geschichte gehört. Gehört auch die Debora (die „Biene“: die Richterin, die unter Mithilfe der Sterne den Sisera besiegt, auch die Amme Rebekkas und die Ahnfrau des Tobit und des Tobias) dazu?
    Tierkreis und Planetensystem: 12 = 3 * 4, 7 = 3 + 4. Wo taucht die Kombination 12/7 (Jahr/Woche) sonst noch auf? Bei der Brotvermehrung, beim Verhältnis der Apostel zu den Diakonen (der „Hebräer“ zu den „Hellenen“). Wie steht es mit den sieben unreinen Geistern, den sieben Siegeln der Apokalypse u.ä.?
    Den Tierkreis noch einmal genauer ansehen: Welche Zeichen (Waage, Widder, Löwe, Zwillinge, Fische, Jungfrau etc.) und in welcher Reihenfolge, welche Beziehung zu den „Sternbildern“ (z.B. Orion und Plejaden).
    Stehen die Sterne am Himmel und der Sand am Meer nur als Bilder einer nicht mehr zählbaren Menge in Wechselbeziehung? (Und gibt es eine Beziehung dieser Unzählbarkeit zum griechisch-deutschen „eu“?)
    Haben nicht die räumlichen Umkehrmetaphern (wie die Richtungsbeziehungen im Raum generell) etwas mit der Beziehung von Vergangenheit und Zukunft zu tun: im Angesicht und hinter dem Rücken, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, Herrschaft und Knechtschaft (der Himmel und die Unterwelt)?
    Zur „erhöhten Schlange“: Im Fluch über die Schlange heißt es, sie solle „auf dem Bauche kriechen“ und „Staub fressen“. Die Schlange ist das Gegenteil zum aufrechten Gang. Und wird man nicht durch Staubfressen zur Schlange?
    Im Anfang erschuf Gott den Himmel und die Erde. Dann wird die Erde näher bestimmt (tohu wa bohu), während anschließend zwei Objekte genannt werden (der Abgrund, über ihm die Finsternis, und das Wasser, darüber der Geist), deren Ursprung offen bleibt.
    – Ist der Abgrund die unbestimmte, das Wasser die bestimmbare Vergangenheit?
    – Der Himmel, den Gott im Anfang erschuf, wird dann als Name (der Feste, die die oberen von den unteren Wassern trennt) genutzt, während
    – die Erde die Pflanzen und dann die Tiere (außer den Fischen und den Vögeln des Himmels, die von Gott geschaffen werden) hervorbringt.
    – Unmittelbar sprachlichen Wesens ist nur das Licht (Er sprach und es ward), während jeweils im Kontext einer Trennung Licht und Finsternis (als Tag und Nacht), die Feste (als Himmel) und dann das Trockene und die sich sammelnden Wasser (als Land und Meer) benannt werden.
    – Die Finsternis, die nach ihrer Scheidung vom Licht Nacht genannt wird, war vorher die Finsternis über dem Abgrund (und wird nicht dieser Abgrund in der vom Mond und den Sternen erhellten Nacht sichtbar?).
    Ist nicht der Abgrund das Grundlose, das in die Vorstellung der homogenen Zeit (und des Inertialsystems) hineinreicht, der Ausschluß der begründenden Kraft der Sprache und der Grund jeglicher Form von Gewalt? Sind nicht Zeit und Raum, die kantischen subjektiven Formen der Anschauung (und ihr orthogonales Beziehungssystem: der Turm und der Phallus), Grund und Generator der Subjektivität insgesamt, Quellpunkte der Begriffe Natur und Welt? Sind nicht beide, Natur und Welt, Emanationen des Abgrunds (die apokalyptischen Tiere aus dem Abgrund: das Tier aus dem Meer und das vom Land)?
    Der Turm (die Verwirrung der Sprache), die Hure (die Unzucht) und der Drache (die Trunkenheit der Herrschaft) sind die Symbole Babels.
    Müßten nicht die Theologen wieder zu Himmelsforschern werden? Wie verhalten sich das Himmelreich und das Gottesreich, die basileia tou ouranou und die basileia tou theou zueinander (vgl. hierzu den divergierenden Sprachgebrauch der Evangelien)? Ist das Himmelreich nicht Besonderheit des Matthäus und das Gottesreich ein Teil der Täufertheologie beim Johannes? Gibt es zum Himmelreich oder zum Gottesreich (abgesehen vom messianischen Reich, von der zukünftigen Welt, vom Tag JHWHs) Belege im AT? Es gibt wohl die Bilder
    – von der Gotteserkenntnis, die die Erde bedecken wird wie die Wasser den Meeresboden,
    – vom Frieden, der die Umwandlung der Waffen (der Schwerter) und den Tierfrieden mit einschließt,
    und vor allem die Negativbilder
    – von Nimrod und der großen Stadt,
    – vom Turm von Babel,
    – vom Sklavenhaus Ägypten,
    – von Amalek (dem ewigen Widersacher JHWHs, zu dem auch der Agagiter Haman gehört).
    Der Turm, das Herabsteigen Gottes und die Verwirrung der Sprache: Hat das etwas mit der Jakobsleiter, mit Jakobs Kampf mit dem Engel und mit dem Namen Israel zu tun?

  • 10.09.93

    Was bedeutet das urchristliche Symbol des ichthys (Jesous Christos Theou Hyios Soter), des Fisches? Ist die Kirche (als Corpus Christi mysticus) der Fisch (der den Jonas verschlungen hat)?
    Ebach: Weltentstehung, S. 157: „Innerhalb der Genealogie der Kulturheroen ist für eine euhemeristisch erklärte Göttin kein Platz. Erfindungen und zivilisatorische Errungenschaften werden in diesem Abschnitt ausschließlich Männern zugeschrieben.“ – Was bedeuten dann die Frauen in der kainitischen Genealogie (die Frauen des Lamech) und die Frauen im Stammbaum Jesu? In der hebräischen Genealogie „nehmen sich“ Abraham und Nahor erstmals Frauen.
    In der Sintflut sind es vor allem die „oberen Wasser“, die die Erde überschwemmen. Hängt das mit dem Ursprung der Astronomie zusammen (vgl. auch Thales und den Ursprung der Philosophie: Alles ist Wasser)?
    Steckt in dem griechisch-deutschen „eu“ (=oi) der griechische bestimmte Artikel pluralis (hoi und der Ursprung des Materiebegriffs, des Welt- und Naturbegriffs)?
    Die Verinnerlichung des Opfers hat ihr gegenständliches Korrelat in der Brutalität, die die reale Außenseite jeder „heilen Welt“ (auch der „Entsühnung der Welt“ durch das opfertheologische Verständnis des Kreuzestodes) ist. Die Verinnerlichung und die Vergöttlichung des Opfers gehören zusammen: Durch die Vergöttlichung des Opfers werden die Opfer des Opfers verdrängt, der Wahrnehmung entzogen. So wird das Opfer selber tabuisiert, es ist nicht mehr kritisierbar. Ist nicht die Trinitätslehre (auch) ein Gottesfurcht-Vermeidungs-Instrument, und wenn sie einmal etwas anderes war, ist sie nicht heute dazu geworden?
    Der Weltbegriff als Haß-Generator.
    Jesus hat nicht gelacht, aber die Dämonen ausgetrieben: Rührt nicht die Dämonenaustreibung an den Grund der Welt?
    Rückt nicht heute die altorientalische Welt in eine ebenso beängstigende und erschreckende wie auch befreiende Korrespondenz zur Gegenwart?
    Hat nicht die Verdrängung des Chronologie-Problems, die Etablierung der „Tiefenzeit“ in Geologie und Geschichte, u.a. auch die Funktion, sich die ungeheure Engführung des historischen Prozesses in der Vergangenheit und damit das Bewußtsein der korrespondierenden Engführung (in Ökonomie und Physik und in der Theologie) in der Gegenwart vom Leibe zu halten (Desiderat einer Geschichte der Banken)?
    Die „neue Unübersichtlichkeit“, die Habermas beklagt, ist kein bloß theoretisches Problem, sie ist ebensosehr Produkt einer Selbstverblendung, deren Ursprung bei Habermas sich benennen läßt. Und diese Selbstverblendung gehört mit zu jenen Mechanismen, die den gegenwärtigen Problemen in Politik und Gesellschaft (Xenophobie und Rechtsradikalismus) zugrundeliegen: Das geht soweit, daß heute die Mittel, die man zur Lösung der Probleme bereit hält, die Probleme zu verstärken und anzuheizen scheinen (Zusammenhang der dritten Leugnung mit der Selbstverfluchung: hier schürzt sich der logische Knoten des Weltbegriffs).
    Die Zweideutigkeit der Heideggerschen Frage nach dem Sinn von Sein ist nur aufzulösen über die Kritik des Theodizeeproblems (das in der deutschen Heidegger-Rezeption zentral ist). Das Theodizee-Problem ist selber ein Prophetie-Verhinderungs-Problem, das in der Frage nach dem Sinn von Sein seine ganze larmoyante Suggestivkraft entfaltet: Die Zweideutigkeit ist m.a.W. nur aufzulösen im Kontext der Kritik des Weltbegriffs, der Schuldreflexion.
    Die Sinnfrage rührt an den Kernpunkt der Prophetie: an das Problem der Erfüllung des Worts (und der benennenden Kraft der Sprache).
    Ist nicht die Philosophie Heideggers – wie der Faschismus, zu dem sie gehört – ein Versuch der Widerlegung des Satzes, daß die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen werden (ein Versuch, diese Pforten von außen zu schließen, der sich dann zangsläufig im Innern wiederfindet)?
    Im Agnus Dei hat die Kirche das tän hamartian tou kosmou (Joh 129) pluralisiert: notwendige Folge der falschen Übersetzung: der Ersetzung der Auf-sich-Nahme durch die Hinwegnahme?
    Ist das Possessivpronomen 3. Pers. pl. gleich dem Personalpronomen der 2. Per. pl. (sie/ihr)? Und hat das nicht seinen logischen Grund in der Identität des Infinitivs Sein mit dem Possessivpronomen 3. Pers. sing., während es zugleich die Grundlage des deutschen Volskbegriffs ist: der Rückverwandlung des wechselseitigen Herrschaftsverhältnisses in ein reines Schicksalsverhältnis: sprachlicher Grund der Hegelschen Logik?

  • 07.09.93

    Petrus/Kephas, das ist der unveränderliche, den klimatischen und geologischen Eingriffen trotzende Fels. Aber hängt diese Felsbildung nicht mit der Geschichte der drei Leugnungen (und ihrer Beziehung zur Entstehung des steinernen Herzens der Welt) zusammen?
    Zwei Beziehungen zum Wasser:
    – das Brüten des Geistes über den Wassern,
    – die Trennung des Trockenen vom Feuchten (der Fels).
    Ist nicht die Geschichte der Kirche die Geschichte der gefesselten Schlange?
    Die kurzatmige Kirche: sie hechelt dem Zeitgeist hinterher und hält den Zeitgeist von gestern für die Verkörperung der Tradition.
    Walter Benjamin: Einbahnstraße:
    – Die Konstruktion des Lebens liegt im Augenblick weit mehr in der Gewalt von Fakten als von Überzeugungen. (Tankstelle, S. 7)
    – Überzeugen ist unfruchtbar. (Für Männer, S. 12)
    – Zitate in meiner Arbeit sind wie Räuber am Weg, die bewaffnet hervorbrechen und dem Müßiggänger die Überzeugung abnehmen. (Kurzwaren, S. 108)
    Was bezeichnen und wodurch unterscheiden sich die Adjektive
    – satanisch,
    – teuflisch und
    – dämonisch?
    Sind sie nicht unterschiedene Kristallisationskerne eines Bedeutungszusammenhangs, konkret der Schatten der Trinitätslehre:
    – teuflisch: die Rückseite oder der Schatten des Vaters (Wut als Schatten des Zorns),
    – satanisch: die Rückseite oder der Schatten des Sohnes (Haß als Schatten der Liebe) und
    – dämonisch: die Rückseite oder der Schatten des Geistes (das Schuldverschubsystem, die Natur)?
    Teuflische Wut und satanischer Haß haben Subjektqualität, während dämonische (verschuldete) Natur als Produkt der Instrumentalisierung beider subjektlos ist. Kommen nicht im NT, das sich vom AT u.a. durch die Dämonenaustreibungen unterscheidet, alle drei vor (von der Versuchung durch den Teufel über das „Weiche von mir Satan“ bis zu den Besessenen)?
    Sind der Weltbegriff und die Bekenntnislogik der Transformator?
    – Teufel: der Verwirrer als Versucher; aber der Versuchung kann man entgehen;
    – Satan: der Ankläger (und der Richter im kurzen Prozeß); Rechtfertigung und Problem der Selbstverteidigung;
    – Dämon: die List, der Zuschauer, die Verblendung (Schuldzusammenhang).
    Dämonisch (Verschuldung durch Instrumentalisierung) ist der Anfang, satanisch (der explodierende Haß) ist die Endstufe des Bösen.
    Instrumentalisierung (Schuld), Wut und Haß: Natur (als Keim und Endprodukt der „säkularisierten“ Theologie), Mensch und Welt („Wenn die Welt euch haßt“). – Der Haß vermehrt sich mit seiner Ausbeutung, und die Schuld vermindert sich mit ihrer Übernahme.
    Zur dämonischen Natur: Gehört dazu nicht das Wort „Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, und das Zeichen des Jona (die 120 000, die rechts und links nicht unterscheiden können)?
    Die Hegelsche Philosophie, die sich als ihre Zeit in Gedanken gefaßt versteht, unterscheidet sich von der Prophetie allein durch das Dazwischentreten des Naturbegriffs (die Ablenkung von der Gegenwart). Darin steht sie in der Tradition der Philosophie seit ihrem griechischen Ursprung.
    Noch heute erfüllt die Naturwissenschaft das Legitimationsbedürfnis jeder Wissenschaft.
    Die verschuldete Welt ist das Produkt der „Entsühnung der Welt“: des Mißbrauchs des Kreuzestodes in der christlichen Tradition.
    Der Weltbegriff legitimiert die Instrumentalisierung der Dinge und der christologische Naturbegriff liefert die Verblendung dazu.

  • 06.09.93

    Was wird es dem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sein Leben aber einbüßt. (Mt 1626) Ist das nicht ein zentraler Einwand gegen die Theologie? – Man versuche einmal, den Begriff Theologie ins Hebräische zu übersetzen.
    Bei dem Versuch einer Übersetzung ins Deutsche kommt etwas so Entsetzliches heraus wie „Rede von Gott“. Wer genauer in den Begriff der Rede hineinhört, dem müßte das Wort im Halse stecken bleiben: Wissen wir von Gott nur noch vom Hörensagen, war nicht irgendwann einmal die Rede von Gott?
    Atheismus heute: Ist nicht Gott zu einem apriorischen Begriff geworden, zu dem es keinen Gegenstand mehr gibt?
    Zur Geschichte vom Sündenfall: War das Feigenblatt der Mythos, und ist der Rock aus Fellen die Schrift?
    Ist nicht der Baum der Erkenntnis heute endgültig zum fruchtlosen Feigenbaum geworden?
    Die Philosophie hat das Schuldverschubsystem zu einem Instrument der Erkenntnis gemacht. Seine Verankerungspunkte in der Objektivität sind die Begriffe Natur, Materie und Barbaren. Über die Theologie, die Trinitätslehre, die Christologie und die Opfertheologie, wurde das Schuldverschubsystem zugespitzt zum Objektbegriff (dem Korrelat der kantischen subjektiven Formen der Anschauung).
    Der mathematische Raum (die Neutralisierung der Richtungsunterschiede) ist das Instrument der Desorientierung im wörtlichsten Sinne: Unter der Herrschaft des Kausalitätsprinzips (unter den Bedingungen der Instrumentalisierung) ist jegliche teleologische Sicht der Dinge obsolet geworden: Die Welt ist endgültig freigesetzt für subjektive Zwecke, fürs Privateigentum. Außer in der Gestalt der Erinnerung gibt es keine objektiven Ziele mehr: Es gibt keine Hoffnung, außer für die Toten. Objektive Vernunft gibt es nur noch im Kontext der Lehre von der Auferstehung. Ist nicht das Wort von den Pforten der Hölle darauf zu beziehen, daß die Natur nicht siegen wird?
    Die Welt ist der Inbegriff dessen, was seit je gesiegt hat: der Vergangenheit. Grund zur Hoffnung liegt allein noch in der Differenz von Welt und Natur, darin, daß der Bruch im System sich immanent nicht schließen läßt. An diese Hoffnung erinnert das Wort von dem über den Wassern brütenden Geist.
    Das Wasser ist Gegenstand der Festkörperphysik, im Gegensatz zum Gas (zur Luft) ist es nicht durch Komprimierung, sondern nur von außen zu erwärmen. Welcher Druck bringt ein Gas zum Glühen, und welcher Druck entsteht, wenn Wasser verdampft? Wie hängen Erde, Wasser, Luft und Feuer (die sogenannten Aggregatzustände) mit der Struktur des Inertialsystems, mit dem Verhältnis der drei Dimensionen im Raum und ihrer Beziehung zur Zeit, zusammen?
    Glücklich ist, wer seiner selbst ohne Schrecken inne wird. (Walter Benjamin: Einbahnstraße) Ist dieser Schrecken nicht das objektive Korrelat des Weltbegriffs?
    Im zweiten Makkabäerbuch kommt (mit dem Begriff Barbaren, 219) auch der Name der Hebräer vor (731, 1113, 1537), in welchem Kontext und mit welcher Bedeutung (vgl. auch den Begriff einer creatio ex nihilo, 728, und die Lehre von der Auferstehung, 1243f)? Handelt es sich hier um eine Zwischenstufe zum Hebräerbrief?
    Ist nicht die Beziehung der Erinnerungsarbeit zur Vergangenheit auch eine des Lichts: Wenn die Objektdecke der Vergangenheit (die mit dem Fortschritt wachsende Herrschaft der Vergangenheit Über die Zukunft: die Logik des Weltbegriffs) durchstoßen wird, antwortet die Vergangenheit, gewinnt sie eine die Gegenwart erleuchtende Aktualität. Liegt hier nicht der Ansatz für eine (prophetische) Neubestimmung des Sechstagewerks, mit den Ausgangspunkten
    – der Finsternis über dem Abgrund und
    – des über den Wassern der Vergangenheit brütenden Geistes?
    Spruch zu einem Graffiti in Walldorf: One day a master race, called graffity artists, made crime to art. – Was ist mit der „master race“ gemeint? (Hoffentlich nicht die alte „Herrenrasse“? Aber würde nicht das „making crime to art“ dazu passen?) An der Stelle des neuen Graffiti stand übrigens vor kurzem noch der xenophobe Spruch: „Völkerfreundschaft ja, Vielvölkerstaat nein“.

  • 05.09.93

    Die Schlange oder der gemeinsame Ursprung des Neutrums und des Schuldverschubsystems (des Weltbegriffs). Haben die Schlangen etwas mit den Seraphim zu tun (die nach Jes 6 über dem Herrn, der auf einem hohen und erhabenen Thron sitzt, stehen, ein jeder mit sechs Flügeln: mit zweien bedeckt er sein Antlitz, mit zweien seine Füße und mit zweien fliegt er)? Sind diese Seraphim Ausdruck der Scham, und hängt diese Scham mit den Sternen zusammen, ist deren Erhabenheit in ihrer Beziehung zur Scham begründet? Wie wurden in der theologischen Tradition die Cherubim und Seraphim und wie wurde ihr wechselseitiges Verhältnis verstanden?
    Biblische Herrschaftssymbole: Dornen und Disteln, die Schlange, die Salbung, der Kelch, das Schwert, die Trunkenheit.
    Durch den mathematischen Raum wurde die Freude des Lichts in den Hohn und Spott des Lachens transformiert. Ist nicht der Raum der Ursprungsort des Lustkitzels (der „Empfindungen“), ist er nicht obszön: der endgültig neutralisierte hieros gamos? Und wäre nicht auf ihn das theologische Verdikt über die Lust zu beziehen?
    Wenn Erich Zenger den über den Wassern brütenden Geist aus dem Schöpfungsbericht (Gen 12b, vgl. Gottes Bogen …, S. 81) herausnimmt, so tilgt er den Quellpunkt der Hoffnung. Danach wäre das Sechstagewerk und sein Abschluß, das Ruhen Gottes am siebten Tag, eigentlich nicht mehr möglich. Und konsequenterweise müßten auch die Himmel in Gen 11 gestrichen werden. Kann es sein, daß ein christlicher Theologe das für Männerohren zu weibliche und zu wenig souveräne „Brüten“ (so Rosenzweig im Stern der Erlösung; fast alle anderen Übersetzungen verharmlosen das Brüten zum „Schweben“, während Buber es einmal mit einem zunächst brütenden, dann jedoch „schwingenden“ „Braus“ versucht hat – ein turnender Gott scheint immer noch akzeptabler als ein brütender) nicht erträgt, versuchsweise einen (männlichen) Gewaltakt wie den „Gottessturm“ ins Gespräch bringt, diesen Gedanken aber sogleich verwirft, weil er vom Textzusammenhang her nicht zu begründen ist?
    Das Gericht der Gnade über das gnadenlose Weltgericht: Verwandelt nicht das Inertialsystem das Licht in ein verbrennendes (Staub und Asche produzierendes) Feuer, während das andere Feuer (das „Feuer vom Himmel“, auch das des brennenden Dornbuschs) ein reinigendes Feuer ist (die Lehre vom Fegfeuer ist wahr, wenn sie nicht verdinglicht, als gleichsam naturwissenschaftliche Lehre verstanden wird: mit den fürchterlichen Folgen in der kirchlichen Ketzer- und Hexenverfolgung).
    Ähnlichkeit der beiden Gestalten des Feuers mit denen des Kelches. Hängt die Trunkenheit mit der Instrumentalisierung des Feuers zusammen, ist das Trunkenmachende im Wein nicht auch ein Feuer? Und gründet die Ähnlichkeit von Feuer und Kelch nicht in der Beziehung beider zum Licht (Himmel als Grenze der Instrumentalisierung: Beziehung von Wasser, Feuer, Wein und Blut; Christentum als Instrumentalisierung des Nichtinstrumentalisierbaren; Bedeutung des Weltbegriffs)?

  • 02.09.93

    Verweist das „tu es petrus“ nicht auf das steinerne Herz? Und wenn er darauf seine Kirche bauen will, dann heißt das nicht, daß der Fels die Kirche ist.
    Hängen die drei Tage im Bauche des Walfisches (und das „Abgestiegen zu Hölle“ im alten Symbolum) mit den drei Leugnungen zusammen? Und ist das Gebet des Jona im Bauch des Fisches nicht das Gebet, das Reinhold Schneider meinte?
    Hat nicht der Logos des Johannes-Evangeliums mehr mit der prophetischen Erfüllung des Wortes als mit dem philosophischen Logos zu tun? Und macht nicht die Identifikation des johanneischen mit dem philosophischen Logos das Johannes-Evangelium überhaupt erst antijudaistisch?
    Zur Rehabilitierung der Gnosis: Wenn die Gnosis den Demiurgen (der die Welt erschaffen hat) mit jüdischen Gott (dem alttestamentlichen Schöpfergott) identifizierte, hängt das nicht mit den „Juden“ des Johannes-Evangeliums und der Gesetzes-Kritik des Paulus zusammen? Kann es sein, daß hier die jüdische Tradition in einer Gestalt vor Augen stand, die genau hier die Gefahr der Verweltlichung, der Säkularisation drastisch demonstrierte? Ist hier nicht ein ganzes Nest projektiver Tatbestände beisammen? Und ist dieses System projektiver Verwirrung nicht darin begründet, daß die gleichsam transzendentallogische Übermacht des imperialen Roms die „Welt“ der kritischen Reflexion entzog, die Anpassung an die Welt erzwang. Die Unfähigkeit zur politischen Kritik, die Unfähigkeit zur Kritik des Herrendenkens, entlud sich in diesen projektiven Ersatzhandlungen der urchristlichen Theologie. Nur so war die selbstreferentielle Stabilisierung notwendig und möglich, die dann als Trinitätslehre, Christologie und Opfertheologie zum Grundbestand der Orthodoxie geworden ist. Diese Orthodoxie erlaubte eine Stabilisierung des Subjekts in der Welt (sie erlaubte die Vergesellschaftung des Subjektbegriffs der Philosophie). Weltkritik war nur noch in den Gestalten der Projektion (und in den Gestalten der Weltflucht) möglich: als Identifikation mit dem Aggressor (auch die Flucht erwies sich am Ende als eine Form der Identifikation). Aber war der Preis nicht zu hoch?
    Bei den sieben Sakramenten gehören jeweils zwei zusammen:
    – Taufe und Firmung (Wasser, Sintflut, Exodus und zweiter Schöpfungstag),
    – Buße und Eucharistie (Umkehr, Noach, Fleischessen, Gewalt und Hierarchie und die Verdinglichungs- und Schicksalslogik),
    – Priesterweihe und Ehe (Abraham und Melchisedech).
    Nur das letzte, die Salbung, ist ein singulare tantum.
    Die ungeheure Erkenntnis Heinsohns über den Ursprung des (ge-münzten) Geldes (in der Schuldknechtschaft) wäre nur dadurch zu ergänzen, daß endlich begriffen werden muß, daß am Ende (heute) das Geld in seine Ursprungsgeschichte zurückkehrt. Deshalb ist eine Geschichte der Banken so wichtig.
    Das Ecce agnus dei ist das Wort des Rufers in der Wüste, der die Wege geebnet hat. Kann man sagen, daß Jesus kam, als die Zeit erfüllt war, nicht als das Wort erfüllt war?
    Die Hilfsverben sein, haben und werden werden benötigt bei der Konjugation, wobei sein und haben in einer Reflexionsbeziehung stehen (ist nicht das Sein das Gehabt-Werden, und das Gottsuchen das Suchen nach dem Subjekt des Gehabt-Werdens?).
    Wer das Hamletsche „to be or not to be“ mit „Sein oder Nichtsein“ übersetzt, unterschlägt eine wichtige Nuance.
    Zur Vorgeschichte der indogermanischen Sprache gehören das Sanskrit, die hethitische und die persische Sprache. Ist die Geschichte vom Sanskrit bis zum Griechischen nicht eine Geschichte, in der die Konjugation der Verben allein über Prä- und Suffixe läuft, während erst mit dem Lateinischen (und in Abhängigkeit davon in den modernen Sprachen) die Hilfsverben zur Unterstützung der Konjugationen benötigt werden (und erscheint im Lateinischen erstmals das Futur II; wie verhält es sich bei den modernen – sprachlogisch aufs Inertialsystem bezogenen -europäischen Sprachen)? Die Endformen dieser Geschichte (das Griechische und das Deutsche) zeichnen sich aus durch die Einbeziehung der bestimmten Artikel in die Deklination der Nomen und durch die Aussprache des Diphthong eu (oi): Wie verhalten sich „Zeus“ und „theos“ zu „deutsch“, und woher kommt das Wort Gott?
    Gibt es in anderen Sprachen eine Entsprechung zum „Göttlichen“ (und zur Vergöttlichung)? Die merkwürdige Sprachbildung des Wortes Vergöttlichung, das die lateinische deificatio übersetzt, wird klarer beim Vergleich mit iustificatio/Rechtfertigung: Während in der iustificatio (der Gerechtmachung) noch der Eingriff der Gnade (das Handeln des Heiligen Geistes) nachklingt, bezeichnet die Rechtfertigung einen sprachlichen Sachverhalt, der so erst im Nominalismus möglich ist: die bloße Umbenennung eines im übrigen unveränderten Schuldtatbestandes (der inertia). Die Rechtfertigung gehört zur „Feigenblatt-“ und Bekenntnislogik, an diesem Begriff läßt sich der Zusammenhang von Bekenntnis und Verinnerlichung von Gewalt demonstrieren: sie hängt mit dem Opfer des Selbst an sich selbst zusammen (mit der Rückkoppelung, die durch die Subsumtion der Zukunft unter die Vergangenheit, dem Weltbegriff und der Trennung des Natur- und Weltbegriffs gesetzt ist, mit dem Grund der idealistischen Systemlogik – vgl. hierzu auch die Elemente des Antisemitismus in der DdA). – Die Rechtfertigung und das Bekenntnis gehören zum Symptomenkomplex der Sünde wider den Heiligen Geist.
    Zorn und Wut: Der Zorn ist die Reaktion darauf, daß die göttliche Liebe ihren Adressaten nicht erreicht. Nicht erreichbar für die göttliche Liebe ist der Wütende: Dessen Schutz und Waffe ist das Inertialsystem (vgl. Adornos Hinweis in der Negativen Dialektik auf den Zusammenhang von Aufklärung und Wut).

Adorno Aktueller Bezug Antijudaismus Antisemitismus Astrologie Auschwitz Banken Bekenntnislogik Benjamin Blut Buber Christentum Drewermann Einstein Empörung Faschismus Feindbildlogik Fernsehen Freud Geld Gemeinheit Gesellschaft Habermas Hegel Heidegger Heinsohn Hitler Hogefeld Horkheimer Inquisition Islam Justiz Kabbala Kant Kapitalismus Kohl Kopernikus Lachen Levinas Marx Mathematik Naturwissenschaft Newton Paranoia Patriarchat Philosophie Planck Rassismus Rosenzweig Selbstmitleid Sexismus Sexualmoral Sprache Theologie Tiere Verwaltung Wasser Wittgenstein Ästhetik Ökonomie